Sarah: Du Arme! Aber siehs mal so : Irgendwann sind die Klausuren vorbei... ;o)

Mariel lässt einfach ihren Charme spielen und Papa, sprich Ameron schmilzt dahin g so ist die Kleine eben. Warum Ameron nicht sagt was er will ist relativ leicht beantwortet: Er weiss es selbst nicht so genau, im Moment ist er sich selbst zu einem Fremden geworden.

Äh, dieser Absatz, der dich hier so verwirrt, ist einfach ein kleiner Zeitsprung, nur wurde das beim Hochladen irgendwie... na ja.... verschoben. Beim Durchsehen habe ich es dann selbst übersehen und so gesehen war das ein „technischer Fehler"g

NACH HAUSE

Das kleine Mädchen sah sich vorsichtig um. Niemand war in der Küche zu sehen, die Erwachsenen waren wohl alle draußen im Garten und ihr Papa schlief. Auf leisen Sohlen schlich sie weiter und blieb dann unschlüssig stehen. Sie hatte einen Riesenappetit auf Tante Rosies Kuchen, von dem sie vorhin ein Stück bekommen hatte. Der war so gut gewesen! In Gedanken an den köstlichen Kuchen leckte sie sich über die Lippen. Das Mädchen wusste, dass ihn Tante Rosie in die Speisekammer gebracht hatte. Vorsichtig öffnete sie die Tür und sah den begehrten Kuchen schließlich weit oben auf einem Regal stehen.

Nachdenklich runzelte sie die Stirn und dachte angestrengt nach. Schließlich erhellte sich Mariels Miene und sie holte sich einen Stuhl zu Hilfe. Doch so weit sie sich auch streckte, der Kuchen war noch ein Stückchen entfernt von ihren kleinen Fingern. Fieberhaft werkte Mariel weiter und stieg schließlich mit einem Fuß auf die Sessellehne. Zu kurz. Also wollte sie ihr zweites Bein nachziehen, doch der Stuhl begann bedenklich zu schwanken und die Kleine hielt sich krampfhaft an einem der Regale fest. Mit einem Knall stürzte der Sessel schließlich um und Mariel hing kurz in der Luft, ehe das Holz des Bordes nachgab und sie mit einem lauten Schrei zu Boden fiel. Um sie stürzte alle möglichen Schüsseln, Gläser und Lebensmittel auf die Erde und veranstalteten einen ohrenbetäubenden Krach. Das kleine Mädchen saß auf dem Boden der Speisekammer und begann vor Schmerz und Schreck zu weinen. An ihrem Knie sah sie Blut, das aus einer kleinen Schürfwunde sickerte, alleine der Blick ließ sie noch lauter weinen.

Ameron war hochgefahren, als er den Lärm aus der Küche hörte. Im ersten Moment wollte sich wieder eine Panikattacke anbahnen, doch als er ein Kind weinen hörte, warf er sofort die Decke zurück und rappelte sich mühsam auf. Das Geschrei klang ja wirklich beängstigend, hier musste etwas schlimmes geschehen sein! Mit einer Hand stützte sich der junge Mann an der Wand ab und humpelte so schnell er nur konnte in die Küche. Durch die Aufregung fühlte er, dass sich sein Bauch wieder verkrampfen wollte, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Endlich war Ameron an der Speisekammer angekommen und der Atem stockte ihm, als er seine kleine Tochter laut heulend am Boden sitzen sah, inmitten eines heillosem Chaos von Mehl, Marmelade, Kuchen und Eiern. "MARIEL!" rief er entsetzt aus und kniete sich zu der Kleinen, die ihm weinend ihre Ärmchen entgegenstreckte.

Der junge Mann hob sie hoch und drückte sie fest an sich. "Hast du dir wehgetan, Kleines?" fragte er atemlos und wusste im Moment nicht so recht, was er tun sollte. "Papa...mein...Knie...tut so weh!" heulte Mariel laut auf und klammerte sich schutzsuchend an ihn. Mühsam erhob sich Ameron wieder auf seine Beine und hinkte mit ihr zum Tisch, auf den er sie vorsichtig absetzte. Sorgfältig begutachtete er das Bein, dass ihm Mariel schluchzend entgegenstreckte, aber er konnte nicht weiter finden als eine kleine Abschürfung am Knie, die kaum blutete. "Ist es das Knie?" fragte er unsicher nach und hob die Brauen, als sie heftig nickte und aufschluchzte. "Oh...na, da werden wir einmal einen Verband drübermachen, dann ist es gleich besser!"

Ameron lächelte ihr erleichtert zu und machte sich daran, Verbandszeug zu suchen. Mit Tränen in den Augen verfolgte Mariel jeden Handgriff, als er ihr Knie mit einem kunstvollen Verband versorgte und schniefte kurz auf. "So, nun wird es gleich nicht mehr wehtun!" sagte er und strich ihr übers Haar. Mariel schüttelte energisch den Kopf und schniefte noch mal. "Du musst pusten, so wie du es bei meinem Arm getan hast!" verlangte sie und hielt dem jungen Mann ihr Beinchen entgegen. Lächelnd beugte sich Ameron hinab und pustete kurz über den Verband. Mariels Gesichtchen begann zu strahlen und sie umarmte ihn stürmisch. "Danke Papa! Es tut schon gar nicht mehr weh!" flüsterte sie und drückte sich fest an ihn.

Ameron hob sie wieder auf seine Arme und warf einen Blick in die verwüstete Speisekammer. "Was hattest du eigentlich da drinnen zu suchen? Es sieht ja wirklich schlimm da aus." Sprach er mit leicht tadelnder Stimme. Mariel biss sich auf die Lippen und senkte den Blick. "Ich wollte Kuchen." Piepste sie verlegen und sah ihn dann schuldbewusst an. "Du hättest fragen müssen. Mariel, du kannst nicht einfach etwas nehmen ohne zu fragen, das ist nicht richtig." Ameron runzelte leicht die Stirn. "Bist du jetzt böse, Papa?" flüsterte die Kleine und Ameron vermeinte ein leichtes Zittern in ihrem Stimmchen zu hören. Er schüttelte den Kopf. "Nein, Mariel, ich bin dir nicht böse. Aber frag das nächste Mal, ja? Du hättest dir viel schlimmer wehtun können." Sorge klang in Amerons Stimme, als er das sagte.

"Was bei den..." Liliane stand wie erstarrt in der Küche und sah das Chaos in der Speisekammer. Ameron fuhr herum und sah sie entschuldigend an. "Bitte verzeih, Liliane. Ich werde die Unordnung sofort beseitigen. Es scheint eine kleine Maus in die Speisekammer gelangt zu sein." Verdattert sah die Hobbitfrau den jungen Mann an, der sie todernst ansah, und warf dann einen Blick auf seine kleine Tochter, die ihr Gesicht in Amerons Hals vergraben hatte. "Eine Maus also...was es nicht alles gibt in Beutelsend!" Liliane grinste den jungen Vater an und zwinkerte ihm zu. "Du wirst nun schön mit der Maus die Küche räumen, ich mach das schon. Marsch zurück ins Bett mit dir, Papa!" lachte sie schließlich auf und jagte die Beiden aus der Küche.

"Was ist denn hier los?" Frodo starrte mit offenem Mund in die verwüstete Speisekammer. "Eine Maus war hier!" antwortete Liliane und fuhr mit dem Saubermachen fort. "Eine Maus? Aber wie kann eine kleine Maus eine solche Unordnung anrichten?" Frodo verstand überhaupt nichts mehr. "Kommt immer drauf an, wie groß so eine Maus ist." Liliane kicherte und merkte an seiner gerunzelten Stirn, dass ihr Mann nicht die leiseste Ahnung hatte, was sie meinte. "Mariel war die Maus, Frodo!" platzte sie schließlich heraus und lehnte sich lachend an der verwirrten Frodo. "Mariel? Amerons Tochter?" fragte er ungläubig. Dass das kleine Mädchen etwas anstellte, war äußerst ungewöhnlich, eigentlich hatte sie immer noch furchtbare Angst bestraft zu werden. "Unsere Kinder scheinen keinen guten Einfluss auf die Kleine zu haben! Aber endlich benimmt sie sich wie ein ganz normales vierjähriges Kind!" nun musste auch Frodo lachen.

Ameron saß im Wohnzimmer und sah seine schlafende Tochter an. Mariel war auf seinem Arm eingeschlafen und lehnte mit dem Kopf friedlich an seiner Schulter. Er trug sie in ihr Bett und gab ihr ihre Puppe in die Hand. Dann setzte er sich zurück ins Wohnzimmer, wo sich bald Aragorn zu ihm setzte.
"Ameron, es ist schön zu sehen, dass es dir wieder so gut geht. Du glaubst gar nicht, wie mich das freut!"
"Es ist in der Tat nur noch wenig übrig von meinen Verletzungen... Und Liliane hat dafür gesorgt, dass ich nicht mehr aussehe wie ein Gespenst, jetzt muss ich bald aufpassen, dass ich nicht zu dick werde, sie gibt sich so viel Mühe mit dem Kochen..." Ameron lächelte.
"Na ja, schau mich an, man sieht die Wochen, in der ich mit der guten Küche verwöhnt wurde...Das geht nicht nur dir so...", antwortete Aragorn schmunzelnd. "Aber wir haben ja auch noch einen weiten Weg nach Hause vor uns, da brauchen wir ein paar kleine Reserven...", fügte er hinzu.
Ameron sah in an und zeigte nicht die Begeisterung, die Aragorn erwartet hätte.
"Was hältst du davon, Ameron? - Nach Hause gehen, wir werden da schon erwartet", fragte Aragorn.

"Nach Hause gehen... Durch die Wildnis laufen? An Wäldern vorbei gehen? Und dann auf meine Frau treffen, die mich wahrscheinlich gar nicht mehr erkennt, sowohl vom Aussehen her, als auch von meinem ganzen Verhalten?"
"So anders, wie du vielleicht denkst bist du gar nicht. Und es ist niemand mehr da draußen, der dir etwas tun wird", antwortete Aragorn, nun wusste er, warum Ameron nicht nach Hause wollte.
"Das haben wir auch gedacht, als wir das letzte Mal losgegangen sind... Und ich habe mich verändert, Aragorn. Sehr sogar, ich erschrecke manchmal vor mir selbst."

Aragorn atmete einmal geräuschvoll aus. "Legolas hat angeboten einen Umweg zu machen und uns ein Stück zu begleiten. Dann müssen wir nicht alleine gehen, zumindest den ersten Weg nicht. Und was Tabea und deine Veränderungen angeht... Liebst du deine Frau?"
"Was ist das für eine Frage? Sie und Mariel sind das wichtigste in meinem Leben!"
"Für Tabea bist du genauso wichtig. Sie wird es verstehen, Ameron. Sie wird dich nicht abweisen, oder erschreckt sein. Vielleicht im ersten Moment, aber sie wird lernen damit umzugehen. Und wer sagt dir, dass es nicht alles ganz anders ist, wenn du wieder nach Hause kommst? Vielleicht wird es dann wieder wie früher, zumindest halbwegs. Du kannst nicht ewig hier in Beutelsend bleiben..."
"Ich weiß", murmelte Ameron und nickte gedankenversunken.
"Du hast eine Tochter Ameron, die endlich in ihr neues Zimmer will und du hast zu Hause eine Frau, die schon sehnsüchtig auf dich wartet, deine Ängste sind ganz unbegründet, mein Freund."
"Sie wartet vielleicht auf jemanden, den es nicht mehr gibt..."
"Du magst dich vielleicht verändert haben, aber du bist niemand anderes. Du bist immer noch du selbst und du gehörst nach Hause zu deiner Frau!"
"Vielleicht hast du recht. Vielleicht wird auch alles wieder anders, wenn ich zu Hause bin. Ich zweifle viel zu viel, auch eine Sache, die ich vorher nicht getan habe...", sagte Ameron nach einer kurzen Bedenkzeit.
"Du hast allen Grund misstrauisch zu sein, jeder versteht das, aber glaub mir, es ist das Richtige wieder nach Hause zu gehen."
Ameron nickte leicht. "Und wann?"
"In ein paar Tagen würde ich sagen, wenn du dich dazu bereit fühlst."
Ameron nickte wieder. Er wollte nach Hause, er wollte zu seiner Frau, doch wie immer war da diese Angst. Er hasste sie.

Nach einigen Tagen kam an einem schönen aber kühlen Morgen der Tag des Abschiedes. Liliane hatte zusammen mit Rosie dafür gesorgt, dass die zwei Männer und der Elb bestimmt nicht verhungern würden und Frodo und Sam hatten die Pferde abreisefertig gemacht. Bregos Wunde war mehr als gut verheilt, wenn man nicht genau hinsah, konnte man nicht mal mehr erkennen, wo der Pfeil getroffen hatte.

Die Kinder waren alle schon auf den Beinen und wollten sich von jedem einzelnen verabschieden, so kam es, dass der Abschied ziemlich lange dauerte. Legolas verabschiedete sich besonders lange von seinem kleinen Patenkind und hielt das kleine Hobbitmädchen auf den Armen, die mit ihren kleinen Fingerchen mit seinen blonden Haaren spielte. Als er sie Liliane wieder überreichen wollte, hielt sie darin fest und Liliane amüsierte sich prächtig über Legolas´ hilfesuchendem Blick.

"Sie will dich gar nicht mehr loslassen, wie man sieht", kicherte sie und versuchte ihre Tochter dazu zu bewegen, die Haare des Elben wieder loszulassen. Die Kleine quiekte vergnügt stieß ein paar freudige Schreie aus.
"Ich komme ja bald mal wieder, jetzt sei lieb und lass mich los", versuchte Legolas das Mädchen zu überreden, aber Lilthanor dachte gar nicht daran ihn loszulassen. Schließlich kam Frodo und half die Haare des Elben aus dem festen Griff seiner Tochter zu befreien und Legolas war äußerst dankbar dafür. Das kleine Mädchen zog eine Schnute und Legolas streichelte ihr über ihr weiches Haar, wonach sie ihre Schnute wieder lockerte.
Mariel tobte vor der langen Reise zusammen mit dem ein oder anderen Hobbitkind noch mal durch den Garten und wollte danach, völlig außer Atem, von Ameron auf den Schoß genommen werden.

"Kommt gut nach Hause", sagte Liliane, als der Abschied ein Ende gefunden hatte und alle auf ihren Pferden saßen, um loszureiten.
"Das will ich hoffen", murmelte Ameron leicht verbissen und bedankte sich, ebenso wie Aragorn dafür, dass die Hobbits sie so freundlich aufgenommen hatten.
"Nicht der Rede wert, wir haben es gerne getan", erklärte Frodo.
Ameron hatte Mariel vor sich sitzen und hielt sie fest, dass kleine Mädchen winkte ihren Hobbitfreunden fröhlich zu und versprach sie bald wieder zu besuchen und auch die anderen winkten zurück.
Schließlich trieben Ameron, Aragorn und Legolas ihre Pferde an und entfernten sich von Beutelsend.

Legolas ritt mit ihnen ein ganzes Stück den Grünweg entlang und hielt vor allem in den Nächten seine wachsamen Elbenohren immer gespitzt, was Ameron ein großes Gefühl der Sicherheit gab. Es hatte plötzlich Schwierigkeiten mit der wilden Natur und ihren Geräuschen, sie erinnerten ihn stets daran, wie er verletzt im Wald gelegen hatte und gefürchtet hatte, Kandor würde jeden Moment zu ihm kommen. Es war schwierig für Ameron, aber er gewöhnte sich mit der Zeit wieder daran, besonders Mariel half ihm dabei. Sie unterhielt sich oft mit ihm und ließ ihn so seine Angst vergessen. Nur manchmal, wenn sie ohne sich etwas böses zu denken, von Kandor sprach, schürte sie Amerons Angst wieder, aber er nahm ihr das nicht übel. Sie konnte nichts dafür.

Wälder bereiteten Ameron allerdings ein großes Unbehagen, er hielt es nicht aus in der Nähe eines Waldes zu rasten. So kam es, dass Aragorn einmal mitten in der Nacht die Pferde wieder reisefertig machte und ein paar Meilen weiter ritt, wo Ameron mehr Ruhe fand. Mariel verstand diesen plötzlichen, nächtlichen Aufbruch nicht ganz, sie war ziemlich verwirrt und schlief bei Ameron auf dem Pferd weiter, aber Ameron war Aragorn sehr dankbar, dass er ohne ein Wort und wenn auch mitten in der Nacht weitergezogen war, damit er sich nicht mehr ängstigen musste. Ameron war es unangenehm, dass er so viel Umstände machte, aber er fühlte sich einfach von der Angst besiegt.

Der Abschied von Legolas verlief für Ameron nicht sehr zufriedenstellend, er fand keine Worte für den Elb. Er umarmte ihn nur und flüsterte ihm ein: "Ich verdanke dir mein Leben", ins Ohr woraufhin Legolas ihm freundschaftlich auf den Rücken klopfte. Mariel umarmte den Elb liebevoll und murmelte: "Danke, dass du meinen Papa wieder gesund gemacht hast" und Ameron fand, dass seine kleine Tochter die besseren Worte gefunden hatte, als er selbst. Ihr Dank war mehr Wert, als das, was er gesagt hatte.

So ritt Legolas in Richtung Düsterwald und Aragorn zusammen mit Ameron und Mariel nach Minas Tirith. Es sollte noch etliche Wochen dauern, bis sie in die Nähe der Stadt kamen. Es geschah nicht viel auf dem Weg, außer, dass Ameron sich immer wieder verfolgt vorkam und teilweise düster vor sich hinbrütete, weil er sich über sich selber ärgerte. Er ärgerte sich darüber, dass er so schwach war und nicht gegen seine Ängste ankämpfen konnte, er ärgerte sich, dass er sich neuerdings über alles und jeden Gedanken machte und er ärgerte sich, dass er immer noch Angst hatte, Tabea unter die Augen zu treten. Was war er doch für ein Ehemann... Anstatt sich zu freuen, hatte er Angst, er verfluchte es.
An einem schönen Abend, nach Wochen, erreichten sie schließlich den äußeren Rand von Minas Tirith. Hinter ihnen ging die Sonne unter und flutete die Umgebung mit einem kräftigen Rot. Ameron war sehr nervös, doch er wollte es sich nicht anmerken lassen. Aragorn hatte es zwar längst entdeckt, aber er sagte nichts, damit musste Ameron alleine fertig werden. So ritten sie weiter, bis sie schließlich die Straße erreichten, wo sich Amerons und Tabeas Haus befand.

"Ich werde euch dann verlassen, das letzte Stück schaffe ich auch alleine", erklärte Aragorn und streichelte Mariel einmal zum Abschied über die Wange. Ameron bekam einen Klaps auf die Schulter und Aragorn lenkte sein Pferd in die andere Richtung zum weißen Turm.
Nun war Ameron alleine mit Mariel. Er stand ganz alleine mit seinem Pferd und seiner kleinen Tochter, die vor ihm saß auf der Straße und starrte hinab. Nervös war er, aber da war noch etwas anderes. Ein ganz anderes Gefühl breitete sich plötzlich in ihm aus. Er sehnte sich so sehr nach der Nähe seiner Frau, ihre Wärme, ihre Stimme, erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr er das alles vermisst hatte. Plötzlich war die Angst fast verschwunden und er gab seinem Pferd leicht die Sporen, so dass es langsam die Straße hinuntertrottete.

Tabea lief aus dem Haus als sie Hufgeklapper vernahm. Seit Tagen war sie auf der Lauer, sie sehnte sich nach der Rückkehr ihres Mannes. Aber gleichzeitig fürchtete sie sich auch ein wenig davor. Arwen hatte ihr mitgeteilt, dass ein Brief aus dem Auenland eingetroffen war, viele Wochen waren seitdem vergangen. Es waren erschreckende Nachrichten. Ameron und Aragorn wurden von Männern angegriffen und schwer verwundet. Ameron hatte es am schlimmsten erwischt und er war nur äußerst knapp dem Tode entronnen. Mehr hatte Tabea nicht erfahren können. Aber die Nachricht reichte schon aus, dass sie in schlaflosen Nächten stundenlang geweint hatte. Ameron wäre beinahe gestorben, er hatte mit dem Tod gerungen und sie war nicht an seiner Seite, um ihn beizustehen. Dieser Gedanke hatte sie verrückt machen wollen.

Nun stand sie auf der Straße vor dem Haus und sah gebannt auf den Mann, der ein zierliches Pferd am Zügel führte. Im Sattel saß ein kleines Kind. Sollte er es wirklich sein? Ihr Ameron? Tabea war sich gar nicht so sicher, durch die untergehende Sonne, der sie entgegensah konnte sie nur Silhouetten ausmachen. Aber Amerons Gang war nicht so... Der Mann vor ihr hinkte leicht und seine Schritte wirkten unglaublich müde und schwer. Nein, Ameron hatte einen elastischeren, federnden Gang, das konnte er unmöglich... Aber als er näherkam, sah Tabea, dass es tatsächlich Ameron war, der nun vor ihr stehenblieb.
Tabea erschrak, als sie Ameron vor sich stehen sah. Er schien um Jahre gealtert zu sein, seine sonst so strahlenden Augen wirkten glanzlos und müde, die Wangen waren eingefallen, er war mager geworden. Als sie der Narbe gewahr wurde, die sich von seinem Kinn über den Mund bis zur Wange hochzog, traten Tränen in ihre Augen.

"Ameron!" rief sie aus und fiel in seine Arme. Schweigend schloss er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Ameron hatte die Hoffnung aufgegeben gehabt, sie jemals wieder in seine Arme schließen zu können, es schien ihm wie ein kostbares Geschenk zu sein.
"Tabea!" flüsterte er unter Tränen, mehr vermochte er im Moment nicht zu sagen.
Tabea konnte auch ihre Tränen nicht mehr zurückhalten, sie strich ihm übers Haar, das strähnig in sein Gesicht hing, streichelte ihm über den Rücken und hielt ihn einfach nur fest. Das Paar merkte nicht, dass sie aus zwei aufmerksamen Augen gemustert wurden. Mariel saß auf Perian und sah mit skeptischem Blick, dass die Frau da einfach ihren Papa umarmte. Das kleine Mädchen fühlte Eifersucht in sich aufsteigen. "Papa! Papa! Ich will von Perian runter!" rief die Kleine und hielt ihrem Vater die Ärmchen entgegen. Ameron löste sich aus Tabeas Umarmung und hob das Mädchen aus dem Sattel.

"Du bist also Mariel, habe ich Recht?" Tabea lächelte die Kleine freundlich an. Mariels Ähnlichkeit mit Ameron war unverkennbar, die schwarzen Haare und die braunen Augen, die sie aufmerksam beobachteten, alles erinnerte an ihn. Das Mädchen nickte langsam, sie hatte einen Finger im Mund und sah die Frau misstrauisch an. "Mariel, das ist Tabea. Sie freut sich schon lange, dich kennenlernen zu dürfen." Sagte Ameron und sah seine Tochter an. Mariel legte den Kopf ein wenig schief und musterte Tabea aufmerksam. Sie wusste, wer Tabea war, sie würde sich von nun an mit ihrem Papa um sie kümmern. Das freundliche Lächeln Tabeas ließ Mariels Misstrauen schwinden, sie nahm den Finger aus dem Mund und lächelte zurück. "Ja, ich bin Mariel und das ist mein Papa!" Mit diesen Worten schloss sie ihre kleinen Ärmchen fest um Amerons Hals. Tabea musste lachen und strich ihr durchs Haar. "Na, dann kommt lieber ins Haus, das Essen wird bestimmt bald fertig sein. Ihr müsst ja einen Riesenhunger haben!" Bei diesen Worten ließ die Frau noch einmal ihren Blick über Amerons Körper gleiten.

"Hast du das Zimmer für sie gerichtet?" fragte Ameron leise und hob Mariel vorsichtig hoch. Das kleine Mädchen war bei Tisch eingeschlafen, so müde war sie. Tabea nickte und öffnete leise die Tür zu dem hintersten Zimmer. Sie hatte alles für Mariel bereitet, ein Kinderbett stand an der Wand, in einem Regal hatte sie einiges an Spielzeug aufgestellt, Puppen, Stofftiere und Bausteine. Die junge Frau hatte das Zimmer mit viel Sorgfalt und Liebe gerichtet, die Kleine sollte es so schön wie nur möglich haben!
Sanft bettete Ameron seine kleine Tochter in das Bett und deckte sie liebevoll zu. Mariel ringelte sich sofort unter der Decke zusammen und seufzte leise im Schlaf. Er sah sie lächelnd an und legte seinen Arm um Tabea, die sich an ihn gelehnt hatte und verliebt zu ihm aufblickte. Leise schlichen sie sich dann aus dem Raum und gingen zurück in die Küche.
"Ameron, die Kleine ist wirklich allerliebst, ich freue mich, dass sie nun bei uns sein wird." Sagte Tabea und legte eine Hand auf die Amerons. Dann sah sie ihn ernst in die Augen. "Und ich danke den Valar, dass du wieder hier bist. Ich habe gehört, dass du und Aragorn verletzt wurdet. Ameron, ich hatte solche Angst, dass du nie wiederkommen würdest!" Ameron sah sie nur an, sah ihre Tränen, die in den Augen blitzten und fühlte, dass auch seine Augen feucht wurden. "Ich auch, meine geliebte Tabea. Ich hatte keine Hoffnung mehr, dich wieder in die Arme schließen zu können..." Seine Stimme versagte und der junge Mann zog seine Frau an sich und schluchzte leise. Ameron wollte Tabea am liebsten nie wieder loslassen, zu sehr hatte er ihre Berührungen, ihre Stimme und ihren warmherzigen Blick vermisst. Er war wieder bei ihr, Ameron konnte es immer noch nicht fassen, dass er es geschafft hatte!
Lange stand sie in inniger Umarmung und genossen einfach nur die Anwesenheit des anderen, dann löste sich Tabea langsam aus Amerons Armen und sah ihn lächelnd an. "Ich werde dir jetzt ein Bad richten, ein wenig Entspannung wird dir ganz gut tun." Stumm nickte er und ließ sich auf einen der Stühle fallen.

"Ameron, aufwachen!" Tabea war zu ihm getreten und hatte bemerkt, dass er eingeschlafen war. Sie streckte die Hand aus und wollte Ameron sanft wachrütteln, aber kaum hatte sie ihn angefasst, fuhr er plötzlich hoch und sah sie mit schreckgeweiteten Augen an. Es dauerte nur einen Moment, dann hatte er sich beruhigt und lächelte ihr zu. Tabea runzelte die Stirn, sie hatte noch nie zuvor erlebt, dass Ameron so derart erschrocken war. Und dieser Gesichtsausdruck, die Panik in seinen Augen verstörte sie, so was kannte sie gar nicht an ihm!
Ameron hatte gemerkt, dass sie seine Reaktion nicht verstand und lächelte entschuldigend. "Ich habe anscheinend zu fest geschlafen, die Reise hat mich doch etwas mitgenommen." Tabea nickte. Ja, das schien ihr wahrscheinlich, die Reise muss sehr anstrengend gewesen sein. "Das Wasser ist heiß, komm!" Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn in den Raum, in dem die Holzwanne mit dampfenden Wasser auf ihn wartete. Tabea wollte gerade beginnen, die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen, als er sie nervös ansah. "Tabea...würdest du bitte einmal nach Mariel sehen? Ich mache mir Sorgen, wenn sie wach wird, kennt sie sich bestimmt nicht aus und wird sich fürchten." Die junge Frau sah ihn erstaunt an, nickte aber. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass das nur eine Ausrede war, seine Augen....es war nicht die Sorge um sein Kind, es war etwas anderes. Fast schien es Tabea, dass er Angst hatte...vor ihr etwa?

Als Tabea die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete Ameron auf. Diesen Anblick wollte und konnte er ihr nicht zumuten! Der junge Mann wusste, wie sein Körper aussah, von zahlreichen Narben übersät. Ihn selbst packte das Grauen, wenn er sich ansah, wie sollte es dann erst Tabea ergehen?
Rasch hatte er sich seiner Kleidung entledigt und stieg in das dampfende Wasser. Seufzend lehnte er sich zurück und schloss entspannt die Augen. Das tat gut, Ameron fühlte förmlich, wie der Staub und Schmutz von seinem Körper gespült wurden. Der junge Mann fühlte sich im Moment so wohl wie seit vielen Wochen nicht mehr, das warme Wasser schien in ihn zu dringen und auch die Sorgen und den Schmerz von seiner Seele zu waschen, die auf ihr lasteten. Ameron atmete tief durch, er war wieder zu Hause, bei seiner geliebten Frau, in seinem Haus, in dem er sich sicher fühlen konnte. Jetzt würde er endlich wieder sein normales Leben weiterführen können. Das Leben, das er hatte, bevor... Ameron fühlte Unbehagen in sich aufsteigen bei dem Gedanken an den Mann, der ihm die schlimmsten Qualen zugefügt hatte. Die Tatsache, dass Kandor ihm nicht mehr gefährlich werden konnte, trug nicht viel dazu bei, dass sich sein Herzschlag beruhigte. Nur der bloße Gedanke an diesen Mann reichte noch immer aus, ihn zu beunruhigen...Ameron zwang sich, an etwas anderes zu denken...etwas schöneres. Tabea und Mariel. Er begann leise zu lächeln, die Beiden schienen sich bereits ganz gut zu verstehen, trotz der anfänglichen Eifersucht.
Ameron merkte gar nicht, wie er langsam wieder einschlief und hörte so nicht, dass Tabea nach einer Weile leise ins Zimmer trat. Als sie die vielen Narben auf seiner Brust und den Armen sah, stockte der jungen Frau der Atem. Sowas hatte sie noch nie zuvor gesehen, obwohl sie in den Häusern der Heilung schon einige schreckliche Dinge gesehen hatte!
Was war bloß mit Ameron geschehen? Die Wunden, das eigenartige, schreckhafte Verhalten, seine Scheu...Ameron musste schreckliche Dinge erfahren haben! Aber welche? Tabea hatte zwar einen vagen Verdacht, aber den schob sie sofort weit weg, dieser Gedanke war einfach zu grauenhaft!

Die junge Frau kniete sich neben die Wanne auf den Boden und starrte ihren Mann nur sprachlos an. Sie fühlte Mitleid mit ihm. Was hatte ihn nur so zugerichtet?
Ameron schlug langsam die Augen auf und zuckte leicht zusammen, als er Tabea neben sich sah. Er vermied es, ihr in die Augen zu sehen, was sie natürlich sofort bemerkt hatte. Die junge Frau legte ihre Hand unter sein Kinn und hob es leicht an, damit er sie ansehen musste. "Tabea, bitte...du...du solltest das nicht sehen..." flüsterte er leise und sah sie aus unendlich traurigen Augen an. Die junge Frau bemühte sich zu lächeln: "Was sollte ich nicht sehen? Meinen geliebten Mann? Ich kann es seit Monaten kaum mehr erwarten, dich wiederzusehen, und nun, wo du endlich hier bist darf ich dich nicht ansehen?"
Der junge Mann sah sie erstaunt an. "Meine Narben...erschrecken sie dich nicht?" sagte er unsicher. Tabea strich Ameron sanft über die Wange. "Doch, das taten sie...im ersten Moment. Aber ich sehe dich, nicht deine Narben vor mir. Und du bist der Mann, den ich liebe und geheiratet habe." Sie sah ihm verliebt in die Augen und gab ihm einen sanften Kuss, den er zögerlich erwiderte.

Tabea machte sich ernste Sorgen um Ameron. Die vielen Narben, die er hatte, sein Verhalten... Sie wusste, dass sie bestimmt nichts aus ihm herausbekommen würde und wollte auch nicht in ihn dringen. Dass Ameron etwas furchtbares zugestoßen war, schien ihr kein Geheimnis. Sollte sie ihn jetzt danach fragen, würde sie die Wunden seiner Seele wieder aufreißen, die ohnehin noch zu frisch zu sein schienen. Aber die junge Frau musste wissen, was mit ihrem Mann los war, was ihm widerfahren ist. Tabea beschloss, am nächsten Tag zu Aragorn in den Palast zu gehen um mit ihm zu sprechen. Ohne, dass es Ameron wusste, er würde es ihr ausreden wollen, da war sie sich sicher.

Es war bereits spät, als Tabea endlich zu Bett ging. Sie lächelte, als sie Ameron schlafend im Bett vorfand und begann sich langsam auszuziehen. Als sie gerade ihr Nachthemd überwarf und sich umdrehte, sah sie, dass ihr Mann ganz und gar nicht schlief, sondern sie schweigend beobachtete. "Ich dachte, du schläfst..."sagte die junge Frau lächelnd und kroch unter die Decke. Ameron schüttelte langsam den Kopf. "Ich habe auf dich gewartet" Tabea kuschelte sich eng an ihn und fühlte seine Anspannung, die allerdings nur kurz währte. Sie strich ihm über seine schwarzen Haare und gab ihm einen sanften Kuss auf die Nasenspitze. "Wenn du wüsstest, wie sehr du mir gefehlt hast, Ameron" flüsterte sie und sah ihn ernst an. Der junge Mann erwiderte ihren Blick. "Ich hatte solche Angst, dich nie wieder zu sehen, ich hatte keine Hoffnung mehr, als..." Amerons Gesicht hatte sich schlagartig verfinstert und Tabea sah zu deutlich, wie sehr er sich bemühte, ruhig zu bleiben. In ihrem Kopf arbeitete es fieberhaft, wenn er doch nur sagen würde, was ihn so derart quält, was ihn so zugerichtet hat... Aber sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, in ihn dringen zu wollen. Statt dessen gab sie ihm einen sanften Kuss. Ameron hatte sich ein wenig verspannt, aber bald begann er zögerlich, ihren Kuss zu erwidern. Ihre Zunge spielte mit der seinen und Tabea merkte, wie er langsam fordernder wurde. Sie ließ ihre Hand unter sein Hemd gleiten und sie streichelte zärtlich seine Brust. Ameron genoss die Nähe zu Tabea. Er hatte lange Zeit nicht gewagt zu hoffen, sie jemals wieder in die Arme schließen zu dürfen, ihren weichen Körper spüren zu können...Entspannt schloss er die Augen und gab sich ganz dem innigen Kuss hin, als plötzlich eine piepsige Stimme an der Tür erklang..."Papa? Ich kann nicht schlafen!" Mariel war schlaftrunken ins Zimmer getapst und hielt ihre Puppe fest umklammert. Es war unschwer zu erkennen, dass die Kleine Angst hatte, wahrscheinlich hatte sie schlecht geträumt. Ameron war hochgefahren und starrte irritiert auf das Kind. Tabea schien nicht weniger erschrocken zu sein und er bemerkte grinsend, dass sie rote Wangen bekommen hatte. "Papa, darf ich bei dir und Tabea schlafen? Ich fürchte mich so..." Lächelnd hob er Mariel zu sich ins Bett und die Kleine krabbelte wie selbstverständlich zwischen Ameron und Tabea und kuschelte sich unter die Decke. Die Beiden sahen sich ein wenig ratlos an, aber die junge Frau zuckte schließlich mit einem Lächeln mit der Schulter : "Tja, Papa, ..." Ameron sah mit langem Gesicht erst auf Mariel, dann auf Tabea und musste schließlich grinsen. "Ich fürchte, dass wir uns daran gewöhnen sollten nicht mehr alleine zu sein!" Liebevoll deckte er sein kleines Töchterchen sorgfältig zu und gab Tabea noch einen sanften Kuss, ehe er sich in die Kissen fallen ließ und bald darauf einschlief.

Am nächsten Morgen nahm Tabea ihren Korb in die Hand. "Ameron, ich werde rasch auf den Markt gehen, wir brauchen einige Dinge, nun sind wir ja nicht mehr zu zweit!" Der junge Mann sah auf. "Soll ich dich begleiten und tragen helfen?" Sie schüttelte schnell den Kopf "Nein, bleib du bei Mariel, ich schaffe das schon!" Tabea eilte aus dem Haus noch ehe Ameron etwas erwidern konnte. Sie hatte nicht vor, sofort einkaufen zu gehen, ihr Weg führte sie direkt zum Palast. Die Wachen kannten sie und so konnte sie ungehindert eintreten. Sie fragte einen der Bediensteten nach dem König und wurde in Aragorns Arbeitszimmer geführt, wo Aragorn hinter seinem Schreibtisch saß und sie strahlend ansah. "Tabea, welch freudige Überraschung!" Als er in ihr Gesicht blickte, sah er die Sorgen darin und sein Lächeln erstarb.

"Ameron. Wie geht es ihm?" Die junge Frau schüttelte langsam den Kopf und Tränen stiegen ihr hoch. "Nicht besonders gut. Er ist so schreckhaft und traurig, in der Nacht wurde er einige Male von Alpträumen geweckt. Aragorn, bitte sag du mir, was mit ihm passiert ist!"
Aragorn stand von seinem Platz auf und führte Amerons Frau zu dem Sofa, dass in einer Ecke des Raumes stand. Er bot ihr den Platz an und setzte sich neben sie. "Also gut, Tabea. Ich weiß nicht allzu viel, was genau geschehen ist, aber ich werde dir berichten, was ich weiß." Begann er zögerlich.

Aragorn erzählte von der ersten Begegnung Kandors und Mariels, der Kampf am nächsten Morgen und die Flucht aus dem Dorf. Die junge Frau hörte ihm stumm zu. "Als wir aus dem Dorf heraußen waren, merkten Ameron und ich, dass die Männer uns verfolgten, wir ritten in einen kleinen Wald und ich tauschte mit Ameron die Pferde und Mäntel. Er war der Ansicht, dass ich es war, den sie unbedingt wollten und wollte mir so einen Vorsprung verschaffen. Ich hätte niemals einwilligen sollen, Tabea. Wir hätten zusammenbleiben sollen." Tabea sah Aragorn leise lächelnd an. "Nein, Ameron hätte nicht auf dich gehört, das weiß ich. Er hat getan, was er tun musste in diesem Moment, du weißt das." Der König zuckte die Schultern und fuhr fort. "Die Täuschung hatte auch Erfolg, aber nicht mich wollten sie, sondern ihn! Dieser Kandor hatte einen derartigen Hass auf Ameron entwickelt, weil Mariel sein Kind war...Sie verfolgten mich und die Kleine weiter und ich wurde schließlich verwundet.

Wahrscheinlich hätten sie mich erwischt und getötet, aber Ameron lenkte die Verfolger auf sich und wurde nun von ihnen gejagt. Irgendwie schafften sie es, so nah an ihn heranzukommen und Brego mit einem Pfeil zu verletzen, er stürzte und Kandor nahm Ameron gefangen." Tabea schluckte und kämpfte mit ihren Tränen. Aragorn legte eine hand auf ihre Schulter und sprach schließlich weiter: "Was dann alles geschehen ist, kann ich dir nicht genau sagen, aber die Wunden, die sie ihm zugefügt haben...Diese Schweine haben ihn grausam gefoltert, Tabea. Du hast sie gesehen, die Narben, nicht wahr?" Unter Tränen nickte die junge Frau. Gefoltert! Ihre schlimmste Befürchtung hatte sich nun bestätigt!
"Sie wollten unbedingt meinen Aufenthaltsort herausfinden, da war ihnen jedes Mittel recht gewesen. Am Ende, als sie dann doch erfahren hatten, was sie wollten, warfen sie Ameron einen tiefen Abhang hinab und hielten ihn für tot. Dort hat ihn dann Legolas gefunden und nach Beutelsend gebracht. Obwohl Ameron doch so schwer verletzt war und auch innere Verletzungen hatte, kämpfte er mit diesem Kandor und tötete ihn schließlich. Er hat den Kerl besiegt, obwohl er dem Tode näher war als dem Leben, und das nur, weil er mich schützen wollte! Ich mache mir große Vorwürfe, ich hätte nie..."

Die junge Frau schüttelte weinend den Kopf. "Nein, Aragorn, tu das bitte nicht! Es ist nicht deine Schuld! Ameron hätte bei jedem anderen genauso gehandelt!" – "In der Nacht darauf wäre Ameron fast gestorben, nur durch Legolas´ Hilfe konnte sein Leben gerettet werden! Aber seine Seele hat großen Schaden erlitten, ich fürchte ernsthaft, dass es sehr lange dauern wird, ehe er diese Erlebnisse verarbeiten kann und ich hoffe inständig, dass er wieder der wird, der er vorher war." Aragorn biss sich auf die Lippen und Tränen glitzerten in seinen Augen, als er Tabea in den Arm nahm und an sich drückte. Die junge Frau war nun völlig aufgelöst und weinte hemmungslos. Was sie gerade gehört hatte, brach ihr das Herz, womit hatte ihr Ameron das verdient? Er war doch so ein herzensguter Mensch, er würde niemals jemanden ein Leid zufügen, warum hatte es dieser Kandor mit ihm so gemacht? Tabea drückte sich fest an Aragorn, dem die Tränen ebenfalls über die Wangen rannen. Sie beide konnten es nicht begreifen, wie man nur so grausam sein konnte!