Disclaimer: Die Figuren in meiner Geschichte gehören Tolkien. Ich leihe mir sie nur. Ich will mit dieser Story kein Geld verdienen, sondern schreibe sie nur aus Spaß an der Freude.

So, hier kommt jetzt noch mal das überarbeitete, erste Kapitel meiner neuen Story. Dafür gibt es auch gleich das zweite Kapitel dazu.

Leonel, vielen Dank für dein liebes Review und deine Beratung wegen des Verhaltens von Pferden.

Inhalt: Durch ein wertvolles Geburtstagsgeschenk aus Rohan wird die bisher glückliche Ehe von Faramir und Éowyn in eine Krise gestürzt. Die Ereignisse überstürzen sich....

EINE FRAGE DER MACHT

Kapitel: Werfola

Aufgeregt lief Éowyn immer wieder aus dem Haus, das auf dem Emyn Arnen lag, um Ausschau nach der Reisegruppe aus Rohan zu halten. Éomer hatte bei ihrem Besuch vor Monaten versprochen, an Faramirs Geburtstag zu Besuch zu kommen. Da Éowyn wenige Tage nach Faramir Geburtstag hatte, wollte ihr Bruder beide Geburtstage mitfeiern.

Éowyn glaubte, in der Ferne etwas zu erkennen. Sie rannte schnell vor bis zur Gartenmauer und kletterte sogar hinauf, um besser sehen zu können.

„Nicht doch, Éowyn!", rief Faramir erschrocken hinter ihr.

„Ich glaube, sie kommen", meinte Éowyn fröhlich und drehte sich zu ihrem Gatten um, der ein besorgtes Gesicht machte.

Jetzt verdüsterte sich auch ihre Miene.

„Ich bin schwanger, aber nicht krank", sagte sie jetzt gekränkt zu ihm und stieg von der Gartenmauer herab.

Faramir wollte ihr helfen, aber Éowyn schob seine Hände weg.

„Ich will nicht, dass dir etwas passiert", sagte er sanft.

Éowyn seufzte: sie liebte Faramir über alles, aber mit seiner Fürsorge übertrieb in letzter Zeit ein wenig, wie sie fand. Ihre Schwangerschaft war bisher problemlos verlaufen. Éowyn hatte keine Beschwerden, im Gegenteil, noch nie war sie unternehmungslustiger gewesen. Faramir machte sich jedoch zu Recht Gedanken: er wusste, dass Frauen Fehlgeburten erleiden konnten, wenn sie sich zu wenig in acht nahmen. Die meisten Frauen starben nach Fehlgeburten. Und er wusste, dass er es nicht ertragen könnte, wenn er Éowyn auch noch verlor. Er hatte Niemanden mehr auf der Welt außer sie.

Éowyn wandte sich wieder den Reitern zu, die sich langsam Emyn Arnen näherten.

„Das müssen sie sein", flüsterte sie. „Faramir, ich möchte ihnen entgegenreiten, bitte!"

Er wusste, dass er ihr diesen Wunsch nicht abschlagen konnte.

„Aber sei vorsichtig", mahnte er hilflos.

Éowyn lief glücklich zu den Ställen und schwang sich auf ihr ungesatteltes Pferd Windfola. Dann sprengte sie durch den Hof des fürstlichen Anwesens und zum Tor hinaus.

Éomer strahlte, als er die Reiterin mit den wehenden blonden Haaren sah, die ihnen entgegenritt.

Sie winkte und lachte schon von weitem. Er trieb sein eigenes Pferd voran, um so schnell wie möglich bei seiner Schwester zu sein. Beide stiegen von ihren Pferden herab und umarmten sich weinend und lachend zugleich.

„Wir haben uns fast ein halbes Jahr nicht gesehen", schniefte Éowyn und wischte sich die Tränen weg.

„Ihr müsst unbedingt bald wieder nach Rohan kommen", meinte Éomer erfreut und drückte seine Schwester erneut an sich.

„Das muß wahrscheinlich noch ein Weilchen warten", sagte Éowyn geheimnisvoll lächelnd und streichelte unbewusst über ihren Bauch.

Doch Éomer nahm die Geste sofort wahr.

„Du bist schwanger?", fragte er neugierig.

Éowyn nickte lachend und wieder kamen ihr Tränen.

„In sechs Monaten ist es soweit".

Ihr Bruder wusste kaum mehr ein und ein aus vor Freude.

„Ich werde Onkel", flüsterte er immer wieder. „Ich wünschte, Théoden und Théodred hätten das noch miterlebt".

„Eowyn!", rief plötzlich eine weibliche Stimme.

„Gerowyn!", schrie Éowyn außer sich. Gerowyn war ihre beste Freundin aus Rohan. Sie hatten sich auch lange nicht gesehen. Die junge Éorlinga ritt heran und stieg ebenfalls vom Pferd. Die Freundinnen umarmten und küssten sich.

Gerowyn war eine schöne Frau mit kupferrotem Haar. Sie war noch unverheiratet. Denn sie zog es vor, als Kriegerin im Heer des Königs zu dienen. Seit dem Ringkrieg gab es nicht wenige junge Frauen in Rohan, die tapfer Éowyns Beispiel folgten wollten. Und der junge König erkannte schnell, dass diese Frauen eine beachtliche Verstärkung für sein vom Krieg geschwächtes Heer waren.

Gerowyn trug eine Männerrüstung, ähnlich der Rüstung, die einst Éowyn im Ringkrieg getragen hatte.

„Ich habe gerade gehört, dass du schwanger bist – das freut mich so für dich!", sagte Gerowyn fröhlich zu ihrer Freundin.

Éowyn fiel jetzt das prächtige Pferd auf, dass die Rohirrim bei sich führten. Es war ein edler Rapphengst, der unwillig schnaubte, weil es nicht voranging.

Éowyn streichelte ihm über die Nüstern.

„Ist ja gut", murmelte sie leise.

„Er heißt Werfola und ist ein Geschenk für Faramir", erklärte Éomer.

„Das ist fürwahr ein Geschenk, das eines Fürsten würdig ist", sagte Éowyn grinsend.

Faramir beobachtete schmunzelnd vom Tor aus, wie Éowyn ihre Leute begrüßte.

Endlich näherte sich der Reiterzug der Hügelkette, wo das Anwesen des Fürsten lag.

Éomer begrüßte seinen Schwager mit einer herzlichen Umarmung. Dann zeigte er ihm Werfola stolz.

„Was sagst du zu diesem Geschenk, Faramir? Dieses edle Tier stammt aus der gleichen Zucht wie Schneemähne und Windfola. Ich glaube, nur Gandalfs Schattenfell ist noch edler".

„Wie komme ich zu so einem kostbaren Geschenk?", fragte der Fürst von Ithilien bescheiden.

„Ich bin der Meinung, dass alle, die zu unserer Sippe gehören, solch edle Rösser besitzen sollten", erklärte der junge König gutgelaunt.

Vorsichtig und unsicher ging Faramir auf dem Rapphengst zu. Er war es nicht gewohnt, mit Pferden umzugehen. In seiner Waldläuferzeit war er immer zu Fuß durch die Wälder Ithiliens gestreift. Erst seit er Truchseß war, war er wieder häufiger zu Pferd unterwegs.

Werfola spürte die Unsicherheit des Menschen und er wich schnaubend vor seinem künftigen Besitzer zurück. Faramir wollte sich jetzt vor den Rohirrim keine Blöße geben und er versuchte, Werfola über die Nüstern zu streicheln. Das war für den ungestümen Rappen entgültig zuviel und er begann zu scheuen. In letzter Sekunde konnte Faramir ausweichen.

Sofort griff Gerowyn ein und beruhigte das scheue Tier. Sie warf einen verächtlichen Blick auf den jungen Truchseß. Éomer machte einen kleinen Scherz, um die Situation zu entspannen.

„Jetzt kommt erst mal ins Haus und ruht euch von der weiten Reise aus", sagte Faramir schließlich mit einem verkrampften Lächeln.

Éowyn hakte sich bei ihm und ihrem Bruder ein und fröhlich schwatzend betraten sie das Fürstenhaus.

Gerowyn sah den dreien kopfschüttelnd nach. Sie hatte es nie verstanden, dass Éowyn Faramir geheiratet hatte. Aragorn hätte ihrer Meinung nach viel besser zu ihr gepasst. Er war ein mächtiger Krieger, genau wie Éowyn eine mächtige Kriegerin war. Stolz, wild und temperamentvoll. Faramir schien eher das Gegenteil davon zu sein, obwohl auch er ruhmreiche Taten als Heermeister Gondors vollbracht hatte: er war besonnen, sanftmütig und ruhig. Gerowyn hatte damals eine ziemliche Wut auf Aragorn gehabt, als er Éowyns Liebe in Dunharg ablehnte. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie sehr ihre Freundin den künftigen König Gondors geliebt hatte.

Rückblende

Zwei Jahre zuvor:

Mit leuchtenden Augen rannte Éowyn in die Ställe von Edoras, wo Gerowyn gerade bei der Geburt eines Fohlens half. Das kleine Fohlen stellte sich gerade zitternd auf die Beine und alle die geholfen hatten, freuten sich. Gerowyn sah, dass Éowyn gekommen war.

„Ist der Kleine nicht niedlich?"

Éowyn nickte, doch Gerowyn merkte, dass ihrer Freundin etwas ganz anderes im Kopf herumspukte.

„Hast du schon die Fremden gesehen, die heute morgen hier ankamen und meinen Onkel gesund machten?"

„Ja, habe ich", erwiderte Gerowyn gelassen. „Ich habe auch mitbekommen, dass Grima Schlangenzunge endlich Edoras verlassen hat. Jetzt bist du ihn endlich los!"

Éowyn lächelte.

„Das ist der schönste Tag, seit ich zurückdenken kann: meinem Onkel geht es wieder gut, Grima ist fort und dann diese Fremden...."

„Wer von den Fremden hat es dir angetan?", wollte Gerowyn neugierig wissen.

Sie sah ihrer Freundin an der Nasenspitze an, dass sie sich verliebt hatte.

„Er heißt Aragorn und ist ein Waldläufer", erzählte Éowyn und errötete etwas. „Sie sagen, er sei Isildurs Erbe".

In der kommenden Zeit lernte dann auch Gerowyn Aragorn kennen, der inzwischen von den Rohirrim als deren Heerführer anerkannt worden war. Sie war tief beeindruckt von dem edlen Krieger und Waldläufer.

„Hat er inzwischen deine Liebe erwidert?", fragte Gerowyn ihre Freundin kurz nach der Schlacht von Helms Klamm.

Éowyn wirkte etwas traurig und wollte gar nicht gleich auf diese Frage antworten.

„Er ist wohl zu sehr mit dem Krieg beschäftigt und dann trägt er auch noch immer diesen Elbenschmuck".

„Du solltest dir Gewissheit verschaffen", riet ihr Gerowyn. „Du musst ihm sagen, dass du ihn liebst. Ich bin sicher, dass er die gleichen Gefühle für dich empfindet".

Einige Zeit später fand die große Heerschau Rohans in Dunharg statt. Éowyn und Gerowyn waren dabei. Sie beobachteten Aragorn, der sich stolz im Sattel hielt und zusammen mit dem König und Éomer die Heerschau durchführte. Er lächelte den beiden Mädchen zu.

„Hast du es gesehen, er hat uns angelächelt?", raunte Éowyn ihrer Freundin zu.

„Du musst ihn unbedingt zur Rede stellen, bevor er in den Krieg zieht", drängte Gerowyn.

In der folgenden Nacht kam Éowyn völlig aufgelöst in Gerowyns Zelt.

„Er liebt mich nicht", schluchzte sie. „Ich habe ihm gerade meine Liebe gestanden und er hat gesagt, ich würde nur einen Schatten jagen. Er könne mir nicht das geben, wonnach es mich sehnt".

Gerowyn schäumte vor Wut auf Aragorn. Wie konnte er es wagen, die schönste Frau Rohans so zu verschmähen? Sie stand zornig auf.

„Ich werde mit dem Kerl auf der Stelle reden. Was fällt ihm überhaupt ein?"

„Nein, nicht", wehrte Éowyn unter Tränen ab. „Er ist fortgeritten in die Berge. Zum Pfad der Toten".

Gerowyn wurde blaß, als sie das hörte.

„Dann ist sein Leben verwirkt", murmelte sie kopfschüttelnd.

Plötzlich trat Herting ins Zelt ein, Gerowyns Vater. Er war sehr aufgeregt.

„Tochter, ich wünsche, dass du auf der Stelle nach Edoras zurückreitest mit allen anderen Frauen, die hier im Lager sind. Wir werden bereits morgen nach Gondor aufbrechen".

„Aber ich will...", versuchte Gerowyn aufzubegehren, doch der strenge Blick ihres Vaters schnitt ihr das Wort ab.

„Euer Onkel wünscht Euch zu sehen, Frau Éowyn", wandte sich Herting etwas milder an das andere Mädchen.

Als Gerowyn am nächsten Morgen nach Edoras aufbrach, war Éowyn plötzlich spurlos verschwunden. Ein Krieger in Rüstung und mit einem Helm, der das halbe Gesicht verdeckte, kam kurz an ihre Seite geritten.

„Ich bin's, Gerowyn", flüsterte eine ihr bekannte Stimme.

„Éowyn, bist du verrückt geworden?", fragte Gerowyn mit gedämpfter Stimme zurück.

„Leb du nun wohl, meine Freundin", sagte Éowyn leise und galoppierte zurück zum Heer.

Die beiden Freundinnen sollten sich erst nach dem Ringkrieg wiedersehen.....

Gerowyn seufzte tief, nachdem sie lange in Erinnerungen geschwelgt hatte und nahm

Werfola mit einem geübten Griff am Zügel und führte den temperamentvollen Hengst in die Ställe des Anwesens. Der Rapphengst war in ihren Händen fast zahm wie ein Lamm.