Liebe Leonel! Angespornt durch dein nettes Review poste ich das nächste Kapitel.
Drittes Kapitel: Aragorn
Gerowyn kam gerade aus den Ställen heraus, als sie das Fürstenpaar mit der neuangekommenen Gästegruppe auf dem Anwesen herumspazieren sah. Sie ging zu ihnen hin.
„Fürst Faramir, Euer neues Roß Werfola ist sehr unruhig: er müsste ausgeritten werden. Aber ich sehe, dass Ihr wohl keine Zeit habt. Soll ich Werfola ausreiten?"
„Ich danke dir, Gerowyn", sagte Faramir erleichtert. „Ich habe heute wirklich keine Zeit für Werfola, fürchte ich".
Gerowyn lächelte kurz und verzog sich wieder in den Ställen. Éowyn blickte ihr stirnerunzelnd nach.
Im Stall traf Gerowyn auf einen hochgewachsenen, blonden Mann, den sie bisher noch nicht gesehen hatte. Er trug eine Rüstung mit dem Wappen Gondors und sattelte gerade sein Pferd.
„Wer seid Ihr?", fragte Gerowyn misstrauisch.
„Nun, das gleiche könnte ich Euch auch fragen", meinte der Blonde und blickte Gerowyn herausfordernd an. „Ich bin Beregond, der Leibwächter von Fürst Faramir und komme gerade aus Minas Tirith zurück. Und Ihr seid aus Rohan, nicht wahr?"
„Ja, ich bin Gerowyn und eine Kriegerin aus Éomers Heer", erklärte sie stolz.
Beregond hob erstaunt eine Augenbraue hoch. Er hatte schon gehört, dass Éomer auch Frauen in seinem Heer aufnahm, aber nie damit gerechnet, dass er eine dieser Amazonen auch mal persönlich treffen würde.
Gerowyn ließ ihn stehen und sattelte Werfola, der schon unruhig in seiner Box mit den Hufen scharrte.
Inzwischen hatten die Neuankömmlinge das ganze Anwesen besichtigt und man ging wieder zum Fürstenhaus zurück.
„Nun, dann können wir ja mit dem Feiern bald beginnen, wenn jetzt alle Gäste hier sind", meinte Éowyn erfreut.
„Zwei Gäste fehlen noch", erklärte Faramir, während er seinen Onkel und seine Cousine ins Haus führte.
Bevor Éowyn fragen konnte, wen ihr Mann wohl meinte, rief ein junger Bediensteter:
„König Elessar reitet gerade zum Tor herein!"
„Was, du hast Aragorn auch eingeladen?", meinte Éowyn erfreut zu Faramir.
„Und Arwen Undomiel natürlich", fügte er lächelnd hinzu.
Doch Aragorn kam alleine zum Tor hereingeritten. Ihm folgten zwei Leibwächter in glänzender Rüstung. Er selbst trug keine Rüstung, dafür aber edel gearbeitete Tunika aus Samt und einen passenden Umhang dazu. In seinem Gürtel steckte Andúril, das berühmte Schwert.
Gerowyn, die gerade Werfola aus dem Stall herausführte, betrachtete Aragorn wehmütig, der jetzt gerade Faramir umarmte. Was für ein prachtvoller Mann! Und er hatte Éowyn, die schönste Frau Rohans, verschmäht und sich dafür mit einer Elbin verbunden. Gewiß, Arwen war auch schön und hatte diesen unvergleichlichen Anmut, den nur Elben besitzen, aber sie passte genauso wenig zum König Gondors wie Éowyn zu Faramir passte.
„Wo ist deine Gattin, Arwen Undomiel?", fragte Faramir den König, der gerade Éowyn mit einem Handkuß begrüßte.
„Arwen wird in den nächsten Tagen gebären", erzählte Aragorn stolz. „Auch ich werde nicht allzu lange hier verweilen, denn ich möchte die Geburt meines ersten Kindes nicht versäumen".
Faramir und Éowyn sahen sich lächelnd an.
„Auch wir werden bald Eltern", erzählte der junge Truchseß dem König. „In sechs Monaten ist es soweit".
„Was? Das ist ja wirklich eine großartige Neuigkeit", freute sich Aragorn und klopfte Faramir auf die Schulter.
„Wir wussten auch noch nichts davon", fügte Imrahil erstaunt hinzu und gratulierte dem Fürstenpaar.
Lothiriel hielt sich etwas abseits von dem ganzen Trubel und sah schüchtern Richtung Garten.
„Habt Ihr Lust, mit mir etwas im Garten spazieren zu gehen?", fragte Éomer das dunkelhaarige Mädchen. Lothiriel nickte lächelnd und hing sich in Éomers dargebotenen Arm ein.
Als es Abend wurde, begann die große Geburtstagsfeier im Fürstenhaus. Die Gäste gratulierten nun Faramir offiziell und die Geschenke wurden überreicht. Aragorn hatte für Faramir einen Elbenbogen aus Bruchtal mitgebracht und Imrahil einen überreichte einen wertvollen Dolch. Éowyn hatte für ihren Mann einen neuen Umhang aus einem wertvollen Stoff weben und dazu eine Brosche mit dem Wappen von Rohan anfertigen lassen. Faramir bedankte sich übeschwenglich für die Geschenke.
„Éomer, du hast noch gar nichts überreicht",raunte Aragorn leise seinem Waffengefährten aus dem Ringkrieg zu.
„Faramir hat von meinem Bruder einen edlen Rappen geschenkt bekommen", erzählte Éowyn stolz, die mitgehört hatte. „Er stammt aus der gleichen Zucht wie Windfola und Schneemähne".
Aragorns Augen leuchteten, als er das hörte. Er liebte Pferde über alles.
„Ich muß mir dieses Pferd nachher unbedingt einmal ansehen".
