Liebe Leonel: Vielen Dank für dein Review! Fürst Imrahil wird leider auch im nächsten Kapitel nicht vorkommen. Er ist halt in dieser Story nur eine Randfigur. Das nächste Kapitel handelt wieder von den Gefangenen und Faramirs Befreiungsaktion. Und Gerowyn geht allmählich ein Licht auf....

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Kapitel 7: Der Hinterhalt

Éowyn hustete stark. Ihre Erkältung hatte sich verschlimmert. Aragorn sah, dass sie fror und er gab ihr seinen Umhang, damit sie sich darin einwickeln konnte.

„Aber du musst doch frieren, Aragorn", sagte sie beschämt.

„Nein, mir ist nicht kalt", log der König und lief in der dunklen Zelle auf und ab, damit ihm ein wenig wärmer wurde.

Jemand schob ihnen unter der Tür ein Stück vergammeltes Brot und eine kleine Schale mit Wasser durch. Aragorn begutachtete das Brot und warf es schließlich in die Ecke.

„Das ist absolut ungenießbar. Wollen die uns vergiften?"

Er gab Éowyn die Schale mit dem Wasser.

„Hier, trink – ich habe keinen Durst", erklärte er.

Éowyn sah ihm an den aufgesprungenen Lippen an, dass er förmlich verging vor Durst.

„Nimm wenigstens einen Schluck", bat sie den Tränen nahe.

Aragorn befeuchtete nur seine Lippen mit dem Wasser, das recht abgestanden schmeckte. Dann überließ er Éowyn die Schale, die diese ganz gierig austrank. Er machte sich große Sorgen um sie, denn sie hatte inwischen Fieber bekommen. Das war gar nicht gut für eine Schwangere.

Hoffentlich finden Éomer und Imrahil uns bald, dachte er besorgt. Er hoffte, dass auch Faramir inzwischen wieder zuhause war. Dass ihn die Haradhrim nicht gefangengenommen hatte, wertete er als ein gutes Zeichen.

Nach einem Gewaltmarsch von vielen Stunden gönnte Faramir seinen Männern endlich eine Rast. Während die meisten Männer sofort erschöpft in den Schlaf sanken, wanderte der junge Truchseß ruhelos im Lager auf und ab. Gerowyn wusste, dass ihn die Sorge um Éowyn nicht schlafen ließ. Inzwischen machte man sich auch Gedanken um Éomer, weil dieser spurlos verschwunden war.

Éomer tastete sein schmerzendes Bein ab. So wie es aussah, hatte er es sich beim Sturz in die Grube gebrochen. Aus eigener Kraft würde er es nicht schaffen, wieder aus der Grube herauszukommen. Er begann schließlich um Hilfe zu rufen.

Währenddessen war sein Pferd nach Emyn Arnen zurückgaloppiert. Lothiriel befürchtete das Schlimmste. Die Sorge und Liebe zu Éomer trieb sie höchstpersönlich dazu ihn mit einigen Männern aus Dol Amroth, die sie nach Emyn Arnen begleitet hatten, zu suchen. Éomers klugen Hengst führten sie bei sich. Und schon bald wieherte er, weil er die Stimme seines Herrn vernahm, der um Hilfe rief. Sie fanden den König von Rohan in der Fallgrube und zogen ihn heraus. Lothiriel schloß ihn überglücklich in die Arme.

„Wer wird nun nach meiner Schwester und dem König suchen?", fragte er bekümmert.

„Faramir ist bereits unterwegs", versicherte Lothiriel. „Er wird sie alle beide finden und nach Hause bringen".

Éomer lächelte schwach.

Teherin schickte zwei Dutzend Krieger von Osgiliath aus los, um etwaigen Verfolgern aufzulauern und diese zu töten. Inzwischen hatten sich Faramir und seine Leute wieder auf den Weg gemacht. In der Nähe der Wegscheide fanden sie wieder einen Tunikafetzen von Aragorn. Es deutete alles darauf hin, dass die Gefangenen nach Osgiliath gebracht worden waren.

„Aber warum ausgerechnet in die zerstörte Stadt?", wunderte sich Beregond laut.

„In den verlassenen Ruinen kann man sich gut verstecken", sagte Faramir mit einem gequältem Lächeln.

Sie eilten weiter. Schließlich kamen sie zu einem Hohlweg, den sie durchqueren mussten.

„Wir sollten vorsichtig sein", mahnte der Truchseß seine Begleiter. „In dieser engen Gasse sind wir schutzlos ausgeliefert, falls man uns überfallen sollte".

Doch Gerowyn und die Rohirrim-Soldaten waren bereits weitergelaufen, ohne auf Faramirs Warnung zu achten. Wenling, Éomers Heerführer, hatte es furchtbar eilig, seinem Herrn und dessen Schwester zur Hilfe zu kommen.

„Diese Rohirrim scheinen nicht auf Euch hören zu wollen, Fürst Faramir", sagte Beregond kopfschüttelnd.

Und schon ertönte Kampfeslärm im Hohlweg.

„Das ist ein Überfall", rief Faramir erschrocken. „Rasch vorwärts! Wir müssen den Rohirrim zur Hilfe eilen!"

Faramir rannte mit Beregond und den zehn Soldaten aus Emyn Arnen in den Hohlweg hinein. Die wenigen Rohirrim-Soldaten waren dem Trupp Haradhrim quasi ins offene Messer gelaufen. Drei Rohirrim lagen bereits getötet auf der Erde. Gerowyn kämpfte wie ein Berserker und wehrte sich gegen zwei Haradhrim zugleich. Doch sie merkte, wie ihre Kräfte nachließen. Als der eine Haradhrim zum Todessstoß ansetzen wollte, sank er plötzlich von einem gelbgefiederten Pfeil in die Kehle getroffen zu Boden. Der andere ergriff die Flucht. Dankbar drehte sich Gerowyn zu ihrem Retter um und erkannte Faramir, der gerade einen weiteren Pfeil auf die Bogensehne legte.

„Runter, Gerowyn!", schrie er plötzlich.

Gerowyn warf sich zu Boden und der Haradhrim hinter ihr sank von Faramirs Pfeil getroffen um. Die überlebenden Feinde wollten fliehen.

„Schneidet ihnen den Weg ab!", rief Faramir seinen Männern zu. „Sie dürfen Osgiliath nicht lebend erreichen, sonst wird man Éowyn und Aragorn etwas antun".

Bei den letzten Worten begann seine Stimme ein wenig zu zittern. Doch nur Gerowyn bekam das mit. Am liebsten hätte sie ihren Lebensretter in die Arme genommen, um ihn zu sagen, dass sie es schon noch rechtzeitig schaffen würden. Sie begann Faramir nun völlig mit anderen Augen zu sehen. Nein, er war kein Schwächling, er war mindestens genauso tapfer wie Aragorn und Éowyn. Sie hatte ihn gerade im Kampf als kompetenten Feldherrn erlebt, der genau wusste, was zu tun war.