Liebe Leonel! Ich freue mich, dass du diese Story so aufmerksam mitverfolgst. Vielen Dank fürs Reviewen! Es wird nicht einfach werden, die Gefangenen aus Osgiliath zu befreien. Mal sehen, was Faramir einfällt.... Das vorletzte Kapitel!
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Kapitel 8: Entscheidung in Osgiliath
Es dauerte Stunden, bis sie die versprengten Haradhrim alle eingefangen hatten. Einige von ihnen hatten sie töten müssen, weil sie heftige Gegenwehr geleistet hatten.
„Wie viele von euch laufen noch hier in der Gegend herum?", fragte Faramir einen der Gefangenen zornig. „Antworte!"
Der Gefangene, der Faramirs Schwert an der Kehle hatte, zuckte zusammen.
„Wir waren nur zwei Dutzend", entgegnete er kleinlaut. „Es sind alle tot, beziehungsweise in Gefangenschaft".
„Wenn du uns angelogen hast, dann wirst du einen grausamen Tod sterben", drohte Faramir finster.
Seine Männer begannen die Toten und Gefangenen durchzuzählen. Es waren genau Vierundzwanzig. Es konnte also niemand mehr nach Osgiliath zurückkehren und den Anführer warnen. Trotzdem wusste Faramir, dass sie jetzt schnell handeln mussten. Der Anführer würde bald Verdacht schöpfen, wenn seine Leute nicht zurückkehrten. Sie mussten auf schnellsten Wege nach Osgiliath und die Gefangenen befreien.
Gerowyn sah sich zweifelnd um. Sie waren jetzt gerade noch Fünfzehn, um Éowyn und Aragorn zu befreien. In Osgiliath konnten einige hundert Haradhrim lagern.
„Was werden wir unternehmen?", fragte sie Faramir ein wenig ratlos.
Der junge Truchseß lächelte listig.
„Wir werden durch die ehemaligen Abwässerkanäle in die Stadt gelangen", erklärte er. „Auf dem gleichem Weg habe ich damals Frodo, den Ringträger, aus der Stadt geführt".
Voller Bewunderung folgte Gerowyn Faramir in die trockengelegten Kanäle, die gleich hinter einem kleinen Wäldchen begannen.
Ich glaube, ich werde mich noch ihn ihn verlieben, wenn das so weitergeht, dachte sie plötzlich erschrocken.
Die Kanäle endeten mitten in der Stadt. Vorsichtig pirschte sich Faramir mit einigen seiner Männer zu den zerstörten Gebäuden vor. Er vermutete ganz richtig, dass die Gefangenen im ehemaligen Kerker untergebracht sein mussten. Doch das Gebäude war streng bewacht. Faramir kehrte mit den Männern wieder zu den anderen zurück, die noch in den Kanälen warteten. Er schilderte Gerowyn und den anderen Rohirrim die Lage.
„Aber wir sind viel zu wenige, um die Haradhrim aus der Stadt zu verjagen", meinte Wenling kopfschüttelnd.
„Ich bin sicher, Fürst Faramir wird etwas einfallen, um die Gefangenen zu befreien", sagte Gerowyn gereizt zu dem Éorlinga-Heerführer, der sichtlich mutlos geworden war.
„Wir müssen Aragorn und Éowyn dazu bringen, ihre Wächter irgendwie abzulenken", erklärte Faramir nachdenklich. „In der Zwischenzeit müssen wir versuchen, den Haradhrim-Anführer in unsere Gewalt zu bringen. Etwas anderes fällt mir jetzt auf die Schnelle nicht ein. Aber mein Herz sagt mir, dass die Zeit drängt".
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Aragorn machte sich immer größere Sorgen um Éowyn. Ihr Husten wurde von Stunde zu Stunde schlimmer. Er ärgerte sich, dass er kein Athelas bei sich hatte. Das würde ihren Zustand wenigstens ein bisschen lindern. Das Fieber schien zum Glück nicht zu hoch zu sein: Éowyn war bei klarem Bewusstsein.
„Hast du das gehört, Aragorn?", fragte sie plötzlich mit schwacher Stimme.
„Was?"
„Der Schrei der Nebelkrähe", flüsterte sie.
„Ja, ich habe es gehört", meinte Aragorn achselzuckend.
Éowyn setzte sich plötzlich auf.
„Ab und zu wenn ich mit Faramir auf die Jagd gehe, ahmt er Vogelstimmen nach, damit ich lerne, die einzelnen Vögel in der Natur zu unterscheiden", erzählte sie eifrig.
„Klar, als Waldläufer sollte man das können", erwiderte Aragorn gelassen.
Wieder hörten sie den fernen Schrei der Nebelkrähe.
„Faramir hat mir mal gesagt, wenn mir irgendwann mal Gefahr droht, soll ich den Schrei der Nebelkrähe nachahmen", fuhr Éowyn fort.
„Ich denke, dann will er uns hiermit ein Zeichen geben", sagte Aragorn lächelnd. „Unsere Befreier wissen also, wo wir sind, aber irgendwie haben sie Schwierigkeiten, in unsere Nähe zu kommen...."
„...Weil die Haradhrim in der Übermacht sind", ergänzte Éowyn eifrig.
Die Nähe Faramirs hatte schlagartig ihren Zustand verbessert.
„Wir müssen also versuchen, unsere Bewacher abzulenken, damit Faramir und die anderen aus Emyn Arnen hier ungesehen eindringen können", nickte Aragorn. „Das ist die einzig logische Erklärung".
Sofort machte sich der König ans Werk. Er trat wie ein Besessener gegen die Tür, brüllte herum und selbst Éowyn begann trotz ihres Hustens zu schreien.
Einer der Wächter rannte zu Teherin.
„Herr, die Gefangenen spielen verrückt: was sollen wir tun?"
Teherin stand irritiert auf. Hatten die Gefangenen etwa angefangen zu streiten? Oder vergewaltigte dieser Argorn die Frau?
„Los, seht nach!", befahl Teherin einen Teil seiner Männer, die im Hof des halbeingestürzten Gebäudes herumlungerten.
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Darauf hatten Faramir und seine Truppe nur gewartet. Sie drangen in den Hof ein und überwältigten die wenigen Haradhrim, die zu Teherins Schutz zurückgeblieben waren. Beregond fesselte Teherin, während Faramir und Gerowyn in das Gefängnisgewölbe hinabeilten. Im gleichen Moment, als die Haradhrim die Tür entriegelten, um sich Aragorn zur Brust zu nehmen, ertönte ein scharfes „Halt!"
Die Haradhrim drehten sich erschrocken um.
„Faramir!", rief Éowyn erfreut aus der Zelle.
„Gebt auf!", sagte Faramir mit gezücktem Schwert zu den Haradhrim. „Wir haben eueren Anführer in unserer Gewalt".
Die Haradhrim waren sich unschlüssig darüber, was sie tun sollten. Ohne Teherin waren sie ein konzeptloser Haufen. Bereitwillig lieferten sie Éowyn und Aragorn an Faramir aus.
Mit einem Freudenschrei sank Éowyn ihrem Mann in die Arme. Faramir merkte erschrocken, wie es schlecht es seiner Gemahlin ging und er nahm sie behutsam auf seine starken Arme und trug sie aus dem Gefängnis heraus.
Die List hatte gewirkt: Teherin starrte seine Krieger wütend an. Er selbst war gefesselt und geknebelt. Beregond hielt einen Dolch an seine Kehle.
Faramir wandte sich an die Haradhrim, die wie geprügelte Hunde aus dem Kellergewölbe emporkletterten.
„Geht nun zurück in euer Land und lasst euch nie wieder hier blicken. Eueren Anführer lassen wir frei, sobald der Letzte von euch die Grenze nach Harad überschritten hat".
Gerowyn kniete neben Éowyn nieder, die gerade gierig aus einer Wasserflasche trank.
„Ich bin tief beeindruckt von Faramir", flüsterte sie ihrer Freundin zu. „Er hat uns allen praktisch das Leben gerettet. Kannst du mir meine bösen Worte über ihn verzeihen?"
Éowyn lächelte:
„Aber wir sind doch Freundinnen!"
Sie umarmte die junge Frau glücklich.
t.b.c.
