Nach langer Zeit endlich das 2. Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch genauso gut wie das erste, hab mir wirklich Mühe gegeben.
Disclaimer: Gehört noch immer alles J.K. Rowling.
Raiting: Würde sagen dieses Kapitel kann man eigentlich schon lesen... naja es kommt Selbstverstümmelung vor, aber ansonsten ist es eigentlich harmlos.
viel spaß beim lesen
alora
Kapitel 2 Painfull Selfdestruction
Zögernd klopfte Draco an die Holztür.Dumbledore hatte ihn gebeten vor dem Schlafengehen noch einmal nach Hermine zu sehen. Also stand er, um viertel vor zehn, vor der Tür zum Gästezimmer, in dem sie fürs erste untergebracht worden war.
Keine Reaktion.
Vielleicht schläft sie schon.', dachte Draco, öffnete dann aber doch nach kurzem Zögern die Tür. Warmes Kerzenlicht schien ihm entgegen als er das Zimmer betrat. Suchend sah er sich um. „Hermine?" Sein Blick blieb bei dem großen Spiegel in der Mitte des Raumes hängen. Vor ihm stand Hermine, gänzlich unbekleidet und blickte schweigend in den Spiegel. Dieses Bild trieb Draco Schamesröte ins Gesicht und er senkte seinen Blick beschämt zu Boden. Mit zitternder Stimme begann er zu sprechen. „Entschuldige Hermine ich wollte nicht..., also ich wollte nicht..."Er wusste nicht recht wie er ausdrücken sollte was er meinte. Vorsichtig hob er seinen Blick und sah ihr durch den Spiegel in die Augen. Es sah nicht so aus als hätte sie ihn schon bemerkt, sie reagiert überhaupt nicht. „Hermine?" seine Stimme klang sanft und sie zuckte leicht zusammen, drehte sich jedoch nicht um. „Alles in Ordnung?"fragte er verunsichert und versuchte ihr nicht zu nahe zu kommen, da sie das möglicherweise erschrecken hätte können. In seinem Kopf rasten die verschiedensten Gedanken. ‚Wie schön sie ist! Wie konnte dieser Mistkerl ihr das nur antun!' Vor seinen eigenen Gedanken erschreckend wich er einen Schritt zurück und schüttelte bestimmend seinen Kopf. An so etwas durfte er jetzt nicht denken, immerhin war das noch immer Hermine Granger, seine Erzfeindin auch wenn er im Moment nichts lieber getan hätte als ihr zu helfen. Irgendwie.
„Ich bin ganz schmutzig."erklang plötzlich Hermines Stimme, so leise, dass Draco etwas näher gehen musste um sie überhaupt zu verstehen. Wie in Trance redete Hermine weiter: „Das ganze Blut und hier..."ihr Blick glitt im Spiegel tiefer. Dracos Kopf senkte sich wieder zum Boden und er sprach, eher zu seinen Schuhen als zu ihr: „Das kannst du doch abwaschen Hermine."Doch ihr Kopf schüttelte sich bestimmend und ihre braunen Locken flogen dabei leicht umher. Leise sprach sie wieder: „Nein, das werde ich niemals abwaschen können. Und vergessen auch nicht, es hat sich in meine Seele gebrannt und wird niemals aus meinem Gedächtnis verschwinden. Es war mein 1. Mal! Er hat meine Würde und meinen Stolz mit Füßen getreten, darauf gespuckt und sich einfach genommen was er wollte. DAS kann ich niemals mit Wasser von mir abwaschen." Nachdem sie das gesagt hatte, wand sie sich um und blickte Draco mit Tränen in den Augen direkt an und doch war es, als würde sie ihn nicht wirklich ansehen. Ungläubig erwiderte Draco ihren Blick.
Da stand sie nun vor ihm, eine Gryfinndor, ein Schlammblut, ein junges hübsches Mädchen, das er bis vor ein paar Stunden noch für so naive und dumm gehalten hatte. Ihre Augen verrieten keine Emotionen, das machte ihm leicht Angst. „Bitte Hermine, wenn ich etwas tun..."Wieder schüttelte sie den Kopf und es schien als würde sie ihn jetzt das erste Mal wirklich wahr nehmen. „Nein Draco, du kannst nichts tun was mir helfen würde, aber danke, dass du mir vorhin bei gestanden hast." Ein kurzes Lächeln huscht über ihr Gesicht, machte aber sogleich wieder dem traurigen Gesichtsausdruck Platz und sie schien mit ihren Gedanken erneut ganz weit weg zu gehen. Hermine begann vor sich hin zu murmeln, immer wieder das Gleiche: „Ich bin müde, so müde."und ohne auf Draco zu achten zog sie sich ihr weißes Nachthemd über und legte sich unter die Bettdecke.
Draco, zuerst bewegungsunfähig erwachte langsam wieder aus diesem Trancezustand und drehte sich zur Tür um. Bevor er den Raum verließ murmelte er noch ein „Gute Nacht!"und auf einen Wink seines Zauberstabes löschten sich die Kerzen.
Die nächsten Tage und Wochen waren für Hermine die reinste Hölle. Zuerst musste sie ihren beiden Freunden Harry und Ron von dem Geschehenen berichten, was sie wieder daran erinnerte und sie beinahe zusammen brechen ließ. Danach erfuhr sie von Professor Dumbledore, dass Neville nicht der Schule verwiesen werden konnte, da er ja vom Dunklen Lord besessen war und auch der Unterricht gestaltete sich schwerer als sie zuerst gedacht hatte. Irgendwann in dieser Zeit, Hermine konnte nicht genau sagen wann, begann sie alles um sich herum wie durch einen Schleier zu sehen, ihre Freunde nicht mehr wahr zu nehmen, die Schule und den Unterricht als belanglos zu empfinden. Ihr Kopf fühlte sich unheimlich leer an, sie konnte sich schlecht Konzentrieren, da immer wieder die Bilder vor ihrem inneren Auge auftauchten. Dadurch verschlechterten sich auch ihre Leistungen rapide, doch es war ihr egal. Es schien fast so als wäre sie eine wandelnde Leiche. Nur wenn sie Neville irgendwo zufällig begegnete kehrte Leben in sie zurück. Ihre Knie wurden weich, ihre Beine begannen zu zittern und sie war jedesmal knapp davor einfach zusammen zu sacken. Nichts konnte ihr Halt bieten, den sie jetzt so dringend nötig gehabt hätte. Ron und Harry konnten ihr auch nicht helfen, obwohl sie es versuchten, doch jedesmal blockte Hermine komplett ab. Es schien wirklich so als hätte sie das Leben aufgegeben. Sogar die einst so heißgeliebte Bibliothek konnte ihr keinen Trost geben, im Gegenteil, jedesmal wenn sie auch nur in ihrer Nähe war fühlte sie sich kraftlos und hilflos. Am liebsten verbrachte sie ihre freie Zeit in einem kleinen Turmzimmer, das sie bei einem ihrer Spaziergänge entdeckt hatte. Hier konnte sie ungestört nachdenken ohne sich den Blicken ihrer Mitschüler auszusetzen. Manchmal, wenn es besonders schlimm war, sie glaubte sterben zu müssen, war sie versucht zu dem einzigen Menschen zu gehen dem sie noch vertraute, der sie gerettet hatte, doch auch davor hatte sie irgendwie Angst. Wie würde Draco wohl reagieren, wenn sie zu ihm gehen und ihn um Hilfe beten würde. Er würde sie sicher auslachen und verspotten. Wahrscheinlich wollte er nur vor dem Schulleiter eine gute Figur machen und hatte ihr deshalb geholfen. Sie musste also alleine damit fertig werden.
An einem Nachmittag, knapp einen Monat nach dem Vorfall mit Neville, machte sich Hermine wieder auf in das Turmzimmer, da Ron und Harry Quittichtraining hatten. Leisen Schrittes ging sie durch die Gänge der einst heißgeliebten Schule, die ihr nun wie ein Gefängnis vorkam. Wie ein Gefängnis aus dem sie nicht fliehen konnte, mit uneinreißbaren Mauern und jeden Tag ihrem Peiniger hilflos ausgeliefert. Ein Gefängnis in dem sich ihre selbst ernannten Richter über sie stellten, bestimmten was gut und richtig für sie war und ihr damit nur „helfen"wollten. Immer öfter fragte sie sich was das Alles überhaupt noch für einen Sinn hatte. Gedankenverloren bog sie um eine Ecke und übersah vollkommen die Person die ihr entgegen kam. Hermine stieß mit irgend jemandem zusammen und stürzte durch den Aufprall zu Boden, die Person auf sie drauf. Verwirrt blickte Hermine in die Augen des anderen und glaubte, dass ihr Herz jeden Moment aufhören müsste zu schlagen. Über ihr lag Neville Longbottom!
Hermine, vollkommen bewegungsunfähig blieb vollkommen ruhig liegen und hoffte dass sie aus diesem Alptraum aufwachen würde und sicher und beschützt in ihrem Bett liegen würde. Doch nichts der Gleichen geschah, Neville lag über ihr und sie spürte sein Gewicht auf ihrem hilflosen Körper. Tränen rannen über ihre Wangen und sie wünschte sich so sehr wie noch nie zu vor den Tod herbei. „Mein Gott Hermine, ist alles in Ordnung? Hab ich dir weh getan? Tut mir leid, aber du kennst mich ja, den Tolpatsch Neville Longbottom!" meinte Neville lächelnd und stand auf. Helfend streckte er ihr seine Hand entgegen und lächelte noch immer freundlich. Sie reagierte nicht. „Hermine?"sachte berührte er sie am Oberarm und blickte sie sorgenvoll an. Durch Hermines Körper ging ein Ruck, als sie die Berührung des Jungen spürte. Wegen dessen Berührung sie nicht schlafen konnte, die einfach nicht aufhörten sie zu quälen. Alles was sie tun konnte war einen lauten Schrei auszustoßen und ohne ihre Bücher aufzuheben davon zu laufen. „Hermine warte doch!"rief ihr Neville nach, doch sie blieb nicht stehen, konnte nicht aufhören zu laufen. Sie musste weg! Weg von diesem Monster! Weg von ihrem Peiniger, der sie jede Nach in ihren Träumen verfolgte, immer wenn sie die Augen auch nur kurz schloß vor ihr war. Sie sah sein Gesicht, jede Nacht, sein schmieriges Grinsen, sein Lachen und seine Worte hallten in ihren Ohren wieder, immer wieder. Sie konnte nicht mehr! Ohne wirklich auf den Weg zu achten lief Hermine weiter zum sichersten Ort, den sie im Moment kannte.
„Professor Dumbledore kommen sie schnell, Hermine ist verschwunden!"Mit diesen Worten stürmte eine kleine Gruppe von Schülern in das Büro des Direktors. Dieser blickte fragend von seiner Pergamentrolle auf und direkt in die grünen Augen von Harry Potter. „Wie meinen sie das Mister Potter?"„Heute Nachmittag ist Neville mit ihr zusammen gestoßen und seit dem ist sie spurlos verschwunden." antwortete Harry und warf einen kurzen Blick zu Neville. Dieser stand geknickt da und blickte betrübt auf seine verschränkten Hände. Die Augen des Direktors weiteten sich unweigerlich. „Oh bei Merlin! Wir müssen sie finden. Mister Potter haben sie und Mister Weasley es schon mit der Karte des Herumtreibers versucht?" Die Beiden nickten heftig mit dem Kopf. „Ja haben wir Professor, aber Hermine ist schlau. Sie hat irgendeinen Zauber über sich ausgesprochen, so dass wir sie damit nicht finden können." meinte Ron zornig und ballte seine Hände zu Fäusten. „Das ist alles deine Schuld!"brüllte er dann Neville an, der erschrocken zusammen zuckte. „Bitte Ron beruhige dich!"versuchte Harry ihn zu besänftigen. „Mister Potter hat recht, es hilft uns auch nicht weiter wenn sie Mister Longbottom anschreien"meinte Professor Dumbledore, doch es lag keine Wut sondern eher Besorgnis in seiner Stimme. Plötzlich klopfte es an die Tür. „Herein!"rief Dumbledore und alle stockten, herein kam Draco Malfoy.
Auch für Draco waren die letzen Wochen nicht einfach gewesen. Seine Gedanken kreisten viel zu oft um die junge Gryfinndor die er gerettet hatte und er konnte sich selbst nicht erklären warum er plötzlich dieses seltsame Verlangen verspürte sie zu beschützen. Vor allen Gefahren dieser Welt. Warum er wollte, dass ihr nicht geschah und warum sie ihm auf einmal so wichtig war. Immer wenn er ihr, gemeinsam mit ihren beiden Freunden begegnete versuchte er sie zu beleidigen, so wie sonst auch immer, doch jedesmal zerbrach irgend etwas in ihm, schmerzte ihn auf unerträgliche Art und Weise. Eine kleine Stimme in seinem Kopf sagte ihm die ganze Zeit, das er ihr helfen wollte, weil ihm das Selbe widerfahren war, doch er versuchte sie zu verdrängen. Wollte nicht an die letzen Sommerferien erinnert werden und an das was sein Vater getan hatte. Das Todesserzeichen auf seinem Arm schmerzte ihn dabei immer wieder und er versuchte es zu verdrängen, auf gar keinen Fall wollte er dass irgend jemand erfuhr, dass er nun, genau wie sein Vater auch zu diesen Monstern gehörte. Nun gut, er hasste Schlammblüter und Muggel genauso wie Voldemort aber er hasste es auch töten zu müssen. Jedesmal wusch er sich stundenlang, weil er sich so schmutzig fühlte. Es war nicht zu ändern. Er würde daran zu Grunde gehen. Und genau das wollte er bei Hermine verhindern, das sie zu Grunde ginge. Vielleicht würde ihm dann noch eine Nacht geschenkt. Eine Nacht in der er ruhig schlafen könnte, ohne die schrecklichen Bilder zu sehen, ohne seine eigenen Schreie zu hören und ohne das hämisch grinsende Gesicht seines Vaters über sich zu erblicken. Nur eine Nacht! Mehr wollte er doch gar nicht! Doch genau das schien ihm verwehrt zu bleiben.
„Mister Malfoy! Mister Malfoy! Hören Sie gefälligst auf zu träumen. Ich rede mit Ihnen!" Snapes Stimme riss Draco aus seinen Gedanken. „Entschuldigen Sie bitte Professor. Was kann ich für Sie tun?" Snape musterte Draco mit kühlem Blick „Sie könnten zum Beispiel aufhören hier Trübsal zu blassen und lieber etwas Quidditch trainieren. Slytherin steht knapp davor den Hauspokal zu verlieren und Sie sitzen hier im Gemeinschaftsraum und träumen vor sich hin." Draco nickte und wollte sich erheben um die Worte des Hauslehrers zu befolgen als ihn dieser zurück hielt. „Aber vorher gehen Sie noch in das Büro des Direktors und geben ihm das hier. Sagen Sie ihm dass es extrem wichtig ist!"Snape holte aus seiner Tasche eine Pergamentrolle und reichte sie Draco. Wenige Minuten später stand Draco vor der Tür des Direktors und vernahm aufgeregte Stimmen von drinnen. Ganz deutlich konnte er Potters Stimme vernehmen. Schon alleine beim bloßen Gedanken an seinen Erzfeind fühlte er Übelkeit ins sich aufsteigen. Er holte tief Luft und klopfte an. „Guten Abend Professor, Professor Snape hat mich gebeten Ihnen diese Pergamentrolle zu bringen."Ohne großartig auf Potter und die Anderen zu achten ging Draco auf den Direktor zu und reichte ihm ein Stück Pergament. Dumbledore nahm es entgegen und legte es, unbeachtet, auf seinen Schreibtisch. „Ähm, Professor Snape meinte, dass es äußerst wichtig sei." meinte Draco ungläubig und deutete auf den Schreibtisch. „Mister Malfoy im Moment gibt es wirklich Wichtigeres. Miss Granger ist verschwunden." „Verschwunden?" fragte Draco ganz ungläubig und blickte Harry fragend an. „Ja, sie ist heute Nachmittag Neville begegnet und seit dem ist sie spurlos verschwunden."
Draco´s Augen blitzten gefährlich auf und er ging drohend auf Neville zu, um ihn am Kragen zu packen. „Was hast du ihr nun schon wieder angetan du Mistkerl?"fragte er ihn mit bedrohlicher Stimme so dass Neville vor Angst zu zittern begann. „Ni... ni... nichts Draco...wirklich... ich..."„Mister Malfoy, lassen Sie ihn sofort los!"erklang plötzlich die Stimme von Professor Dumbledore und Draco ließ leise fluchend von Neville ab. Sofort seufzte dieser glücklich auf, doch ein Blick in Draco´s Augen und er begann erneut zu zittern. „Und was macht ihr dann noch alle hier?"fuhr Draco die Anderen wütend an. „Ihr könntet sie schon lange gefunden haben, wenn ihr, anstatt hier dumm rumzustehen, nach ihr suchen würdet!" Langsam wurde es Harry zu viel. „Was geht dich das eigentlich an Malfoy?! Gar nichts! Lass Hermine ruhig unsere Sorgen sein und verschwinde! Kümmere dich um deine Angelegenheiten. Wir brauchen dich nicht! Und sie braucht dich auch nicht! Du hast ihr geholfen und dafür sind wir dir dankbar aber jetzt lass sie in Ruhe und verschwinde, bevor ich mich vergesse!"Er funkelte Draco böse an. „Ach ja? Komm doch Potter, wenn du dich traust oder hast du etwa Angst?" Harry wollte gerade auf ihn losgehen als Dumbledore dazwischen ging. „Bitte meine Herren, ich finde den Einfall von Mister Malfoy gar nicht mal so schlecht. Ich würde sagen, wir teilen uns auf und suchen getrennt nach ihr und treffen uns dann um Mitternacht wieder genau hier." Er nickte allen aufmunternd zu, mit einem Blick der gleichzeitig aber auch keinen Widerstand zu ließ. Also machten sie sich getrennt auf die Suche nach Hermine.
Der Mond schien hell durch das Fenster und hüllte den ganzen Raum in sein silbernes Licht. Hermine stand am Fenster und blickte zu den Sternen auf. Wie lange sie nun schon hier war konnte sie nicht mehr sagen und wie sie hier her gelangte auch nicht. Starr stand sie am Fenster des kleinen Turmzimmers und blickte hinaus. Vollkommen unfähig zu einer Bewegung. In der Mitte des Raums stand ein altes Himmelbett und darum noch weitere alte Möbel, die alle mit einer dicken Staubschicht überzogen waren. Wahrscheinlich war das hier früher einmal eines der Gästezimmer gewesen. Stille Tränen rannen über Hermines Wangen. ‚So kann es einfach nicht weiter gehen!' schellte sie sich selbst im Innern. ‚Du musst endlich damit klar kommen und aufhören dich selbst zu bemitleiden! Das ist ja schrecklich!' Doch das war gar nicht so einfach. Immer wieder musste sie an alle Einzelheiten des schrecklichen Vorfalles denken. Sie spürte Neville förmlich noch auf und in ihr. Erschöpft sank sie zusammen. Sie konnte einfach nicht mehr! Und sie wollte auch nicht mehr! Es nicht mehr ertragen!
Draco suchte nun schon seit geschlagenen zwei Stunden, doch von Hermine fehlte noch immer jegliche Spur. Langsam neigte sich seine Zeit dem Ende zu und er musste wieder in Dumbledores Büro zurück kehren. ‚Diesen Gang suche ich noch ab, dann gehe ich zurück.' ,beschloss Draco in Gedanken und öffnete eine weitere Tür. Er ist an einem Ort im Schloss angekommen, den er noch nie zuvor betreten hatte und er bezweifelte stark, dass ihn jemals jemand betreten hatte. Dunkelheit drang ihm entgegen, als er das Zimmer betrat. Nur der Mond warf etwas Licht herein. Nicht erschien verdächtig, im Raum standen alte Möbel und ein altes Bett. ‚Wieder nichts!' dachte Draco enttäuscht seufzend und wollte den Raum schon wieder verlassen, als er ein leises Schluchzen vernahm. Schnell holte er aus seinem Umhang den Zauberstab und entfachte ein kleines Licht daran, um besser sehen zu können. Er leuchtete in den Raum und unterhalb des Fensters konnte er eine zusammengesackte Person erkennen. „Hermine?" flüsterte er mehr zu sich als zu ihr. Dann schüttelte er schnell den Kopf und ging vorsichtig zu ihr. „Hermine? Alles in Ordnung?"fragte er sie besorgt und blickte in ihr tränen überflutetes Gesicht. „Ich... Draco..." mehr konnte sie nicht sagen, da sie wieder von einem Weinkrampf gebeutelt wurde. Draco schloss sie fest in seine Arme und Hermine drückte sich sogleich an ihn. „Ist ja schon gut Hermine, alles ist gut."Mit diesen und weiteren sanften Worten versuchte er sie zu beruhigen. Plötzlich bemerkte er etwas feuchtes an ihren Händen und schob sie leicht von sich. Blut strömte über Hermines Handgelenke, aus vielen kleinen eingeritzten Wunden. Neben ihr am Boden lag ein kleiner silberner Dolch, mit dem sie sich die Wunden selbst zugefügt hatte. Erschrocken blickte Draco in ihre Augen. „Hermine! Wir müssen in die Krankenstation, komm ich helfe dir auf."Doch Hermine hielt ihn fest und schüttelte verneinend den Kopf. „Nein Draco, bitte, bitte hilf mir." Über ihre Wangen rannen Tränen und sie blickte Draco flehend an, dieser glaubte sich in ihrem Blick zu verlieren und musste schwer schlucken. „Nun gut, wie du meinst, aber lass mich wenigstens deine Wunden verarzten." Vorsichtig nickte Hermine und hielt ihm zögernd ihre Hände entgegen. Draco schwang seinen Zauberstab und ein Erste-Hilfe-Kasten erschien, er nahm zwei Kompressen heraus und tupfte vorsichtig über Hermines Verletzungen. Während er sie verband blickte er Hermine immer wieder in die Augen, um genau zu sehen wann er ihr zusätzliche Schmerzen zufügte. Als er schließlich fertig war überwand er sich doch und fragte mit gesenktem Blick: „Warum hast du das gemacht Hermine?"Ängstlich wich sie ihm aus und drückte sich enger an die Wand hinter sich, erneut begann sie zu weinen. Schützend hielt sie sich ihre Hände vor die Augen und schluchzte laut. Draco rutschte unsicher näher zu ihr und nahm sie vorsichtig in seine Arme. Er verstand und hielt sie fest, einfach nur fest. Ein wolliges Gefühl durchströmte seinen Körper, er kannte es nicht und doch empfand er es als sehr angenehm.
Eine ganze Zeit lang saßen die Beiden so unter dem Fenster, er sie schützend im Arm haltend. Langsam wurde Hermine´s Schluchzen wieder leiser und schließlich schlief sie vollkommen erschöpft ein. Schweigend blickte Draco auf das schlafende Mädchen in seinen Armen und stellt erneut fest, dass sie sich in den letzten Jahren wirklich zu einer hübschen jungen Frau entwickelt hatte. Gleich darauf schimpfte er sich einen Dummkopf, für solch einen Gedanken an seine Erzfeindin, schüttelte den Kopf und hob sie vorsichtig vom Boden auf. Zögernd ging er zu dem großen Himmelbett, zog die Decke zurück und legte sie vorsichtig hinein. Kurz verweilte sein Blick auf ihr, dann deckte er sie vorsichtig zu. Als er sich zum gehen umdrehte hielt sie ihn plötzlich am Arm fest und flüsterte: „Nicht gehen!", bevor sie seinen Arm erschöpft wieder frei gab und erneut in die Welt der Träume entschwand. Draco blickte sie ungläubig an, überlegte kurz ob sie das ernst gemeint hatte und legte sich dann doch, zwar zögernd aber immerhin, zu ihr ins Bett. Sofort drückte sie sich eng an ihn und Draco wusste nicht recht was er nun tun sollte. Also folgte er einfach seinen Gefühlen. Langsam strich er ihr über den Kopf und legte vorsichtig einen Arm um sie. Noch immer rannen leise Tränen über Hermine´s Wangen, doch er strich weiter behutsam über ihre Haare, bis sie schließlich verebbten. Immer wieder wimmerte und wand sie sich leicht im Schlaf, doch Draco ließ sie nicht los sondern hielt sie sogar noch ein bisschen fester. Das seltsame Gefühl in ihm war wieder da, noch immer konnte er nicht sagen was es war, doch seltsamerweise war er glücklich, glücklich sie beschützen zu dürfen, vor allem Leid der Welt. Nach einiger Zeit fiel Hermine endlich in den Tiefschlaf und auch Draco entschwand langsam, mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen und einem unsagbar fremden, aber gleichzeitig auch guten Gefühl in der Brust
Am nächsten Morgen erwachte Hermine vor Draco. Zunächst blinzelte sie nur verschlafen gegen die Sonne an und wollte eigentlich ihre Augen nicht öffnen, da sie die angenehme Wärme, die sie umgab, nicht hergeben wollte. Doch schließlich konnte sie sich doch zum Aufwachen überwinden und schlug zaghaft die Augenlider auf. Die warmen Sonnenstrahlen fielen durch das große Fenster und ließen die kirschroten Vorhänge des Himmelbettes wunderschön leuchten. Moment mal, sie hatte doch gar keine kirschroten Vorhänge an ihrem Bett! Zaghaft warf sie einen Blick neben sich, da gerade etwas Warmes ihre Wangen gestreift hatte. Im ersten Moment glaubte Hermine nicht mehr atmen zu können, ihre Lungen schnürten sich zu und sie drohte beinahe zu ersticken. Sie lag in den Armen von Draco Malfoy!! Am liebsten wollte sie davon laufen und lauf aufschreien, besann sich aber doch eines Besseren und blieb vollkommen regungslos liegen. Ihr Blick glitt nervös über Draco und blieb bei seinem entspannten Gesicht hängen. Es wirkte seltsam friedlich, er atmete ruhig ein und aus. Kein überhebliches Lächeln oder sonst einer seiner arroganten Züge umspielten seine Mundwinkel. Sein Arme hatten sich fest um ihren Körper geschlungen und sein warmer Atem streifte immer wieder einmal über ihr Gesicht. Ein wolliger Schauer durchlief Hermines Körper und gleichzeitig zitterte sie vor Angst, als die scheußlichen Bilder der Vergewaltigung wieder in ihrem Kopf auftauchen. Was sollte sie jetzt nur tun und wie war sie überhaupt erst in diese verzwickte Lage geraten? Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern wie sie in dieses Bett gelangt war und vor allem nicht daran gemeinsam mit Draco Malfoy! Das einzige, was noch verschwommen in ihrer Erinnerung sichtbar war, dass sie in das Turmzimmer gelaufen war und am Fenster zusammenbrach. Außerdem konnte sie nicht recht verstehen, woher das eigenartige Ziehen an ihren beiden Handgelenken kam. Ein stechender Schmerz strömte von dort aus durch ihren gesamten Körper. Draco bewegte seinen Kopf plötzlich etwas und eine seiner blonden Haarsträhnen fiel ihm dabei ins Gesicht. Reflexartig stich Hermine sie ihm wieder zurück und berührt ihn dabei leicht mit ihren Fingerspitzen. Just in diesem Moment öffnete Draco die Augen und blickte sie direkt an.
Hermine wollte schon beinahe eine Entschuldigung murmeln, als ihr wieder einfiel, dass er sich eigentlich bei ihr entschuldigen müsste. Immerhin lag sie hier in seinem Armen, in einem fremden Bett und konnte sich an überhaupt nichts mehr erinnern. Was war letzte Nacht nur vorgefallen?Einen Moment lang schien Draco glücklich zu lächeln, wahrscheinlich weil er noch immer glaubte zu träumen und nicht erkannte, dass ihn die kalte Realität längst wieder hatte. Hermines verwirrter Gesichtsausdruck machte auch ihn stutzig und er begriff, dass dies kein Traum, sondern die Folge der letzten Nacht war. Sofort stellte sich sein innerer Schutzwall wieder auf. „Na Granger, geht es dir jetzt wieder besser du Heulsuse?"Am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt für diese Bemerkung, doch sie durfte nichts bemerken. Nicht bemerken von seinen neuen Gefühlen, die er selbst noch nicht verstand, die aber sicher etwas mit ihr zu tun hatten. Hermine blickte ihn zu erst etwas erstaunt an, doch dann sah er für einen kurzen Augenblick wieder das alte Feuer in ihren Augen aufflammen. „Ach, sieh mal einer an, unser Mister Malfoy scheint doch tatsächlich noch so gewitzt zu sein wie früher. Die letzten Tage über dachte ich schon fast, dass du ein Weichei, ein Schlammblutliebhaber geworden bist, aber wie es scheint ist es noch viel schlimmer: du bist ein elender Heuchler!"Mit diesen Worten sprang sie auf und eilte aus dem Zimmer.
Obwohl es ihn einerseits freute, dass sie wieder so lebendig geantwortet hatte wie früher, hatten ihn ihre Worte doch tief verletzt. Tiefer, als er je geglaubt hätte, das irgend jemand vordringen könnte.
Als Hermine in die große Halle kam erwarteten sie Harry und Ron schon sehnsüchtig. „Herm! Wo um Himmels Willen warst du?", begann Ron sofort auf sie einzureden und ließ ihr überhaupt keine Zeit zu Atem zu kommen. „Und warum hast du uns nicht gesagt, wohin du gehst?! Verdammt noch mal, was ist eigentlich in letzter Zeit los mit dir?"„Ron, ich...", begann Hermine stockend zu erklären, doch er fuhr sofort wieder dazwischen. „Nein, ich will deine Erklärungen nicht mehr hören! Ich weiß, dass du Schlimmes durchgemacht hast, aber es reicht langsam wieder. Hör endlich auf dich selbst zu bemitleiden und vergiss diese Sache doch endlich!! Mensch Herm, es ist vorbei, davon wird die Welt schon nicht untergehen, also komm wieder zurück zu uns in die Realität! Komm zu uns zurück, bitte Herm!", fast schon flehend blickte er sie an. ‚Nein, du weißt gar nichts Ron, überhaupt nichts...', dachte Hermine und drehte sich wieder um, Tränen rannen über ihre Wangen, sie musste jetzt alleine sein. Ron und Harry blickten ihr ungläubig hinterher. Harry fand als erster seine Sprache wieder. „Toll gemacht Ron, wirklich toll. Jetzt geht es ihr sicher wieder besser.", aus seiner Stimme war deutlich die Ironie zu vernehmen und sarkastisch hob er seinen Daumen und deutete nach oben. „Ach, lasst mich doch alle in Ruhe.", grummelte Ron und wand sich um zum Frühstück.
