Titel: Love or just friends?
Teil: 5 und 6/8
Autor: Brad-san
E-Mail: Brad-sanweb.de
Fandom: Weiß Kreuz
Rating: PG-16
Warnung: lemon, darkfic, depri
Pairing: Nagi/Omi; Yohji/Aya (Einseitig); Omi/Yohji
Kommentar: Eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt über die Bedeutung von Freundschaft und Liebe, und wie sehr man sich von Gefühlen leiten lassen kann...
5
Omi kam mit kleinen Augen in Ayas Zimmer. Mit einem leisen Klopfen meldete er sich an und trat dann ein.
„Aya, ich hab's fertig. Ließ es dir bitte durch."Omi überreicht dem anderen einige Zettel und fuhr fort: „Sie sind heute Abend nicht da. Wir können also ungestört hinein, wenn alles gut läuft."
Der Rothaarige nickte ihm zu und überschlug die Seiten, die ordentlich mit Büroklammern zusammen gehalten wurden.
„Kann ich gehen? Ich würde mich gern noch mal aufs Ohr hauen. Seit heute Morgen sitze ich daran, ich bin fertig. Ich will heute Abend fit sein."
„Ja ja, ist gut. Ich weck dich eine Stunde vorher. An der Besprechung brauchst du nicht teilnehmen, du hast ja die Daten gesammelt. Schlaf gut."
„Danke."
So verließ der Blonde das Zimmer und legte sich in sein Bett, wo er mit dem Gedanken an Yohji einschlief. In einen tiefen, erholsamen Schlaf.
„Ihr wisst, was ich erwarte. Keine blöden Fehler wie das letzte Mal!"Aya hielt kurz in seiner Rede inne und schaute Yohji eindringlich an, der aber seinerseits dem stechenden Blick auswich.
„Wir gehen da rein, versuchen an die paar Daten zu kommen, von denen Manx uns erzählt hat. Wenn nicht, nun gut. Auf jeden Fall werdet ihr die neuste Waffe mitnehmen und sofort die Sprengsätze anbringen. Ich bleibe am Eingang und warne euch, sollte etwas dazwischen kommen. Ihr verlasst danach so schnell wie möglich das Gebäude auf der anderen Seite, von der ich stehe. Um mich braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Omi wird euch unterdessen helfen. Er kennt die Baupläne. Alles klar?"
Ein Nicken kam von Ken und Yohji.
Nein, dieses Mal würde er keinen Fehler machen.
Und so kam es, dass Mittwoch Abend, dreiundzwanzig Uhr, vier junge Männer, vollkommen in schwarz gekleidet, vor einem riesigem Komplex standen, der Waffen lagerte.
Es war so weit, sie sollten zuschlagen. Die Mission war denkbar simpel.
Keiner sollte sich darin befinden, und wenn doch, so sollte dieser umgebracht werden, um die Identität der vier Weiß zu schützen. Selbst wenn das Gebäude danach dem Erdboden gleichgemacht werden sollte – sicher ist sicher.
Mit gegenseitiger Deckung betraten sie an der Westseite das Lager. Sie betraten einen Vorraum und Bombay sprengte das Schloss an der Tür zu der weitläufigen Halle.
Sogleich teilten sich die vier Killer auf: Balinese und Siberian folgen Bombay, der sich auf den Weg zu dem angebauten Raum, in dem sich Daten befinden sollten. Abysserian blieb in diesem Vorraum.
Sie liefen vorbei an allem möglichem Waffenarsenal und Munition. Schließlich waren sie an dem Ziel angekommen; es lag genau diagonal von ihrem Einstiegspunkt aus, also im Südosten. Nachdem Bombay die kleine, versteckte Türe geknackt hatte, durchsuchten sie das Zimmer.
Nach sieben Minuten hatten sie zwar jedes Blatt gewendet, aber weder die Waffe gefunden, die sie an Manx liefern sollten, noch irgendwelche Daten.
Ratlos blickten die drei Weiß sich an, aber es half nichts – sie wussten nicht weiter. Balinese betätigte sein Headset und nach einem kurzen Rauschen sprach er zu ihrem Anführer: „Abyssinian? Wir haben ein Problem!"
„Hmm", kam es gedehnt zurück.
„Die Daten sind nicht da. Was sollen wir machen?"
Nach einiger Zeit kam die Antwort: „Sucht... oben danach... aber gründlich."Der Kontakt wurde unterbrochen.
Was waren das für Hintergrundgeräusche bei dem anderen gewesen? War etwa eine andere Person bei ihm?
Irgendetwas war faul, das spürte Balinese. War das der gleiche Grund, warum sie die Daten nicht fanden?
Gemeinsam und vorsichtshalber auf Deckung bedacht, stiegen sie die nahe gelegene Treppe hinauf. Auch im Obergeschoss fanden sie vorerst nicht, was sie suchten. Allerdings fand Balinese eine sehr kompliziert, wenn auch interessant aussehende Schusswaffe. Er nahm sie in die Hand. Für ihre schwer scheinende Bauweise war sie recht leicht.
„Mich würde es mal interessieren, wer so etwas baut. Und vor allem wie man sie bedient..."
„Leg das Ding weg. Dazu haben wir nicht die Zeit.", meinte der Jüngste.
„Aber es wäre eine angenehme Abwechslung zu den Drähten..."
„Komm jetzt endlich.", drängelte der Blonde und lief weiter um endlich mit der Arbeit weiterzukommen. Siberian blieb aber bei Balinese. Auch er nahm sich eine dieser Teile und es begann ein kindisches Spiel, ganz entgegengesetzt von ihrem Alter und ihrem Auftrag.
„Bumm, bumm!", schrie Siberian und hielt die Waffe auf den anderen. Es war ein Spiel wie es Jungs im Kindergarten spielten, nur dass diese übergroßen Revolver scharf waren.
Bumm!
Ein Schuss, ein Stöhnen und ein plumpsendes Geräusch.
Aus der Waffe hatte sich ein Schuss gelöst. Perplex sah Balinese immer wieder auf seine Hände, die so stark zitterten, dass die zu groß geratene Pistole ihm runter gefallen war, und dann wieder auf Siberian.
Er kniete auf dem Boden, hielt sich sein rechtes Bein und wimmerte.
„Oh großer Gott...", kam es von den beiden anderen gleichzeitig. Zum einen weil gerade der Kleinere dazugekommen war, und zum anderen weil Balinese seine Tat realisiert hatte.
„Ken!", fing Balinese auch sofort an. „Es, oh Gott, es tut mir ja so Leid... Ich – ich wollte-"Bevor er noch weitere sinnlose Wörter von sich geben konnte, kniete sich Bombay zu dem Verletzten und begutachtete die Wunde. Seine Beurteilung, wie er das auf die Schnelle so sehen konnte war, dass die Kugel noch im Fleisch steckte. Sie müssten ihren Freund sofort zu ihrem hauseigenen Arzt, wenn nicht gar in ein Krankenhaus bringen.
„Balinese, du gehst sofort runter und holst Abyssinian! Er..."und zeigte dabei auf Siberian „und ich verlassen das Gebäude, ich bringe ihn zu den Autos. Ich komme noch einmal hier rein und befestige ein paar Sprengkörper. Wenn du unten bist, tust du das Gleiche mit Abyssinian!"
„Ja, Danke."Noch kurz versicherte er sich, dass es dem Verwundeten seiner Umstände entsprechend gut ging und machte sich zurück zu der Treppe, von der sie vorhin gekommen waren. Langsam folgten ihm die zwei anderen.
Bevor Bombay allerdings die erste Stufe erreicht hatte, registrierte er eine Bewegung in der hintesten Ecke der Halle. Eine Person! Und sie schaute in diese Richtung. Entsetzt schaute er zu dem anderen, und er erkannte seinen Freund – Nagi...
Ich fühlte so gut wie nichts, als ich ihn dort im Dunkeln sah. Außer vielleicht, dass ich nicht wollte, dass er hier draufginge.
Aber seine Augen sahen mich so liebevoll an... Was soll ich nur tun? Ich empfinde für ihn nicht mehr als Freundschaft.
Dafür ist ein anderer in mein Leben gerückt... Und dafür gibt es kein Lösungsbuch. Da muss ich durch.
Er war in der Dunkelheit mit dem Schatten wieder verschmolzen. Eine Träne kullerte meine Wange herunter; und ich wendete mich wieder Ken zu.
Abyssinian stand in dem Vorraum und wartete auf eine Meldung seiner Teamkollegen, oder aber eine andere Person, die vielleicht doch zufällig entgegen aller Erwartungen in die Halle wollte.
Da jedoch nichts passierte, lehnte er sich an die Wand und lauschte auf die Geräusche des fremden Gebäudes. Nichts war zu hören, kein Fußgetrappel von kleinen Nagern, keine ächzenden Träger. Nichts, nur seinen eigenen Herzschlag und sein Blut hörte er dumpf in seinen Ohren rauschen. Deswegen glaubte er auch, es seien seine Nerven, die ihm in der Dunkelheit einen Streich spielen wollten als er eine Person sah.
„Du brauchst nicht erst dein Katana ziehen, ich bin zu schnell für dich. Du hast mich nicht einmal kommen hören."Die Stimme war ihm bekannt und troff vor Hohn. War er wirklich schon so abgestumpft, dass er nicht einmal bemerkte, dass ein Feind den gleichen Raum betrat?
„Vielleicht bist du das", fuhr er fort „aber das ist jetzt nicht das Thema. Deine Kollegen werden die Daten nicht finden. Wir haben sie bereits. Auch die Waffe übrigens. Ein schönes, wertvolles Stück. Ich frage mich, was ihr damit wollt."
Schon spielerisch hielt er das Ding vor Abyssinian Nase.
„Ich bräuchte nur abdrücken und du hättest ein ziemlich großes Loch in deinem hübschen Kopf. Aber ich denke, ich werde das nicht tun."
Verdammt, wie hatte er es so weit kommen lassen können? Jetzt stand Mastermind vor ihm und hielt ihm die Kanone an den Kopf...
Schlimmer konnte es doch gar nicht kommen. Oder doch? Wenigstens hatte er unbemerkt, wie er hoffte, sein Schwert gezogen. Vielleicht war es doch nicht so aussichtslos? Aber warum sollte einer von Schwarz nur wegen eines Gespräches zu ihm kommen? Hatten die denn keine anderen Aufgaben zu erledigen?
„Doch, doch – Aufgaben haben wir schon, nur ich bin fertig mit meinem Teil. Nagi hockt noch oben und sucht ein paar Daten raus."Er endete seinen Monolog mit einem Grinsen und schaute kurz zu der Tür.
Diesem Augenblick nutzte der Weiß und rammte den anderen an die Wand, hielt ihm sein Schwert an die Kehle.
„Tu es doch...", sagte der Schwarz selbstsicher.
„Wenn ich es nicht tue, wirst du weiterleben, uns weiterhin von der Arbeit abhalten und Menschen töten.", meinte Abyssinian ruhig, aber mit einer Stimme kälter als Eis.
„Tu es, dann bin ich wenigstens von dem scheiß Leben erlöst."
Der Rothaarige schaute ihn ungläubig an. Er hatte jetzt theoretisch den Freibrief Mastermind zu töten. Und wohl möglich würde er sich nicht einmal wehren... Gab es noch etwas Bescheuerteres?
„Anderseits könnte ich dir etwas zeigen, von dem du sicher noch nicht einmal wusstest, dass es großartig ist. Und als Ausgleich würde ich dir die Waffe hier und einige der Blätter geben. Wir haben sie eh doppelt und unser Anführer hat uns verboten, euch etwas zu tun..."
Mit diesem Wort zog er den anderen zu sich heran und drückte ihm einen Kuss auf. Es kam keine Gegenwehr und daher nahm Mastermind an, der andere hätte nichts dagegen. Dieser ließ das Katana fallen und begann den Mantel seines Gegenübers abzustreifen. Danach öffnete er dessen Hose. Ebenso fühlte Abyssinian wie sein Ledermantel und seine Hose abgestreift wurden.
Unter den verwöhnenden Händen, die unter das Shirt gehuscht waren, sank er in die Knie, zog den anderen mit sich.
Mit der Zunge erkundete er die Mundhöhle des Orangehaarigen. Und während diese Hände immer noch streichelten, erregten, gaben, kamen vereinzelte, verwirrte Gedankenbrocken in sein Bewusstsein, die teilweise Widersprüche in sich borgen.
Er sollte das nicht machen; er war sein Feind! Es würde bei einer einmaligen Sache bleiben. Der andere nutzte ihn aus. Aber es war ein Auftrag, und den musste er erfüllen, wenn es sein musste auch mit solchen Mitteln. Schließlich zogen beide daraus Nutzen, körperlich sowie für den Weiß auch materiell.
Noch ehe er sich weitere sinnlose Gedanken machen konnte, fand er sich in Rückenlage wieder. Mastermind kniete über ihm und sah ihn lüstern an. Der Stoff, den beide noch anhatte störte sie wenig bei ihrem Vorhaben. Der Orangehaarige leckte, spielte mit Abyssinian Glied, sowie mit ihm selber. Er trieb ihn den höheren Sphären entgegen, ließ ihn wieder fallen. Ein klein wenig mehr und er hätte ihn kommen lassen.
„Abyssinian? Wir haben ein Problem!", ertönte aus dessen Headset.
„Hmm", gab der Angesprochene beherrscht zurück.
„Die Daten sind nicht da. Was sollen wir machen?"
Mastermind machte es Spaß das Kätzchen zu ärgern, denn er stupste mit seiner Zunge in die kleine Vertiefung der Spitze. Gleichzeitig ließ er einen Finger in ihm verschwinden.
Noch mehr Selbstbeherrschung brauchte Abyssinian, um nicht verräterische Geräusche von sich zu geben, als er fühlte, was der andere mit ihm machte.
„Sucht... oben danach... aber gründlich."Mit Knopfdruck unterbrach er die Verbindung und keuchte leise.
An den Reaktionen und der Beherrschung seines Gegenübers sah Mastermind, dass dieser keines Falls so unschuldig war, wie er gedacht hatte. Da waren mehr als zehn Versuche nötig um wegen so etwas nicht den Verstand zu verlieren – sogar ein bisschen reden hatte er können. Der rote Kater gefiel dem Schwarz von mal zu mal mehr – vielleicht würde sogar eine längere Sexbeziehung daraus werden?
„Komm, mach schon endlich.", bat Abyssinian. Mastermind tat wie von ihm verlangt und ersetze seine zwei Finger durch seinen eigenen Schwanz. Harte, schnelle Stöße folgten. Die Situation war nicht stimmungsvoll genug für etwas Sanfteres, jedoch hätte es keiner der beiden anderes gewollt.
Sie vergaßen alles um sich herum. Sie vergaßen, dass jeden Moment hätte jemand in der Türe stehen könnte, dass sie jeden Moment getötet werden könnten. So bekamen sie auch nicht den dumpfen Knall mit.
Letztendlich, und das nach einiger Zeit, weil beide doch recht viel Ausdauer hatten, kam der Rothaarige und Mastermind folgte ihm nur allzu bereitwillig.
Gerade als sie sich von einander gelöst hatten, wurde die Türe aufgerissen. Der ungebetene Besuch blieb in der Türe stehen und schluckte heftig. Ihm hatte es die Sprache verschlagen.
Wie er die zwei so sah – der eine beeilte sich schleunigst seine Hose wieder anzuziehen und den anderen schien das genauso kalt zu lassen, wie sonst auch immer – wurde ihm schlecht.
„Aya..."Schon zum zweiten Mal auf der Mission benutzte er die richtigen Namen seiner Kollegen. „Du hast dich nicht gerade von dem... von", stotterte Balinese.
Kühl und beherrscht antwortete sein Anführer: „Und wenn? Es geht dich einen Scheißdreck an!"
„Du hast dich gerade von diesem Abschaum ficken lassen!? Und das soll mich nichts angehen? Wegen so etwas habe ich dich nicht aufgegeben!"
Mastermind machte im Gehen seinen Reißverschluss zu. Er beugte sich zu dem Dunkelhaarigen und sagte lauter als nötig: „Ist da jemand eifersüchtig? Du bist neidisch, weil er dich abgewiesen hat. Lass dir eins gesagt sein: ..."
Er drehte sich wieder zu seinem Partner um, legte einen Arm um ihn und guckte Balinese ins Gesicht: „Er ist geil und verdammt gut!"
Dann hob er die Blätter und die Waffe auf und gab sie Abyssinian. „Hier hast du das, was du wolltest."
Damit ging er an den zwei Weiß vorbei, raunte dem Dunkelhaarigen zu: „Zu schade, dass er sich für mich entschieden hat..."Mit hämischem Lachen verließ er sie.
„Glotz nicht so. Ist für dich Sex nicht das Normalste? - Wir haben noch zu tun; in meiner Jackentasche sind die Sprengsätze, nimm dir welche raus und befestige sie in den vier Stützpfeilern, damit wenigstens ein Teil dieses Lagers hochgeht."
Balinese war viel zu geschockt um etwas dagegen einwenden zu können, und griff ohne böse Hintergedanken in die gezeigte Tasche. Allerdings griff er mit zu viel Eifer hinein und somit konnte er die ganze Pracht seines Anführers ertasten. Als er das bemerkte, nahm er sich drei der kleinen Zylinder und verließ Abyssinian schleunigst mit rotem Gesicht.
Dieser ging auch in die Halle, verfluchte zwar grade sich, Yohji und seine Umwelt, aber letztendlich brachte auch er die Sprengkörper an den Pfeilern an.
Er hoffte nur in seinem hintersten Winkel, dass Mastermind rechtzeitig das Gebäude verlassen würde.
/Mich ehrt die Führsorge... Aya. Wir sehen uns wieder!/
/Verschwinde.../ dachte der Weißleader, grinste aber dazu und nahm so der Stimme die Kälte.
Gerade kamen die vier Weiß an ihren Fahrzeugen an, drückte Omi den kleinen Knopf und die Lagerhalle mit sämtlichen Waffen explodierte. Die Druckwelle erreichte sie nur schwach.
Sie setzten sich in die Autos, allerdings erst als Aya sich von einem mittelschweren Schock erholt hatte und Yohji sich eine üble Schimpfrede wegen Ken und wegen seines ganzen Benehmens über sich ergehen lassen musste. Und hätte Ken nicht eingegriffen, wäre es sicher nicht bei verbalen Verletzungen geblieben.
„Aya, ich weiß was ich getan und gesehen habe!", schrie Yohji mit kläglicher Stimme. Er hielt schon zum wiederholten Male in diesen Tagen die Tränen nur noch mühsam zurück.
„Nein, weißt du nicht. Du hast einen von uns angeschossen und gnade dir Gott, wenn es ihn gibt, wenn Ken wegen deiner Gedankenlosigkeit stirb. Ich bringe dich um..."
Omi ging beschwichtigend zwischen die beiden und wurde auch prompt von ihnen angeschnauzt, dass er sich aus Gesprächen von Erwachsenen raus zuhalten hätte. Langsam schaffte er den Verletzten zu Ayas Wagen.
Warum mussten die Älteren auch immer so mit ihrem Alter angeben? In dem Moment erschienen sie eher jünger als er selbst.
„Du bist kein Deut besser, als ich. Vielleicht verwundest du niemanden von uns körperlich. Aber du bist ein verdammter Verräter, der Weiß mehr zuschaffen machen kann als Schwarz!", schrei Yohji.
„Ich habe niemanden verraten."
„Ach nein? Du hast dich von ihm ficken lassen und dafür Informationen gekriegt. Das ist Verrat!"
Aya zog scharf die Luft ein. Ihm gefiel überhaupt nicht, was Yohji von sich gab und vor allem nicht, dass die beiden anderen den Streit und den Inhalt zwangsweise mitbekamen.
„Da hab ich mich wenigstens nützlich gemacht. Außerdem kann es dir egal sein, wann ich mich von wem ´ficken lasse´!
Geh mir aus den Augen, wenn dir dein Leben lieb ist."Um die Wirkung seiner Worte zu unterstreichen, legte er seine Hand demonstrativ auf den Schwertgriff.
Endlich konnten sie von diesem Ort weg. Yohji setzte sich wütend an das Steuer seines Autos und es war ein Wunder, dass er nicht einen Unfall baute. Ken und Omi saßen bei ihm hinten drin, weil Aya noch schnell den Doc holen wollte.
Der Arzt kam aus der Türe und blickte in drei gespannte Gesichter.
„Siberian hat Glück gehabt, und Sie mit ihm. Er wird wieder vollkommen gesund, das wird nur eine Weile dauern. Ich habe die Kugel entfernt und einen Verband angelegt. Der muss täglich gewechselt werden. Bettruhe hat er eine halbe Woche, wenn er kann, darf er ab Sonntag wieder ein, zwei Stunden an Krücken gehen.
Stellen Sie ihm jemanden zu Seite, der ihn betreut in der ganzen Zeit. An Missionen kann er den nächsten Monat nicht mitmachen.
Übrigens, er wird sicher bis morgen Nachmittag durchschlafen. Gute Nacht, die Herren."
So verließ der Arzt das Hause Weiß.
Yohji lief gleich in dem Raum, wo der Doktor ihn operiert hatte. Und tatsächlich, Ken lag da und schlief wie ein Kind. Der Älteste stützte sich auf das Sofa. Er fing an zu weinen. Unaufhörlich perlten die großen Tränen über seine Wangen, sein Köper erzitterte immer wieder unter neuen Krämpfen.
„Ken... ich wollte... das nicht. Nie... hätte ich es gewollt.", schluchzte der dunkelhaarige Mann.
„Aber du hast es getan.", sagte Aya kalt.
Omi schaute ihn strafend an und sagte: „Lass gut sein, er ist schon gestraft. Ich denke, er hat genug mit seinen eigenen Schuldgefühlen zu tun. Bitte."
„Wenn du meinst... Du siehst ihn sowieso mit anderen Augen."Aya beugte sich zu dem Kleineren hinunter und flüsterte: „Halt dich lieber etwas auf Distanz. Du weiß, dass du etwas Besseres verdienst hast."
„Aya-kun, das kann ich nicht. Du weiß warum."
Er nickte Omi noch kurz zu und verließ den Raum.
„Yohji?", fragte Ken leise, der gerade aufgewacht war. Der Angesprochene nickte und wiederholte seine Entschuldigungen in sinnloser Reinfolge.
„Ist schon gut. Es hätte auch dich treffen können, es war ein Unfall. Aber wenn du das nächste Mal mich wirklich umbringen willst, dass versuche bitte besser zu zielen.", grinste Ken unbeholfen und war im nächstem Moment wieder eingeschlafen.
„Komm, Yohji. Bring ihn noch vorsichtig in sein Zimmer und geh dann schlafen. Gute Nacht, wenn man das so sagen kann."
Tja, Yohji hatte Schuldgefühle und das nicht zu wenig. Das hätte ich ja auch, hätte ich jemanden angeschossen, der zu meinen Freunden zählt.
Bis tief in die Nacht hinein hörte ich das Schluchzen von meinem Geliebten. Schließlich hatte Ken das Zimmer neben meinem. Wahrscheinlich war Yohji die ganz Nacht bei ihm und hat kein Auge zu getan.
Was Aya gesagt hatte, klingt logisch. Mein Verstand sagt Ja, doch mein Herz nein.
Auf was soll ich hören?
6
Es war Donnerstagnachmittag, schon früher Abend. Seine Schicht hatte vor einer Stunde beendet. Und vor noch viel mehr Stunden war er sich im Klaren darüber gewesen, dass heute der Tag war, an dem es passieren musste.
Wenn es nicht heute sein würde, würde er sich weiterhin quälen und belügen, verschließen und weinen.
Omi wartete seit einer halben Stunde auf diesem Platz, der so wunderschön mit Leuchtreklame und Musik für sich warb. Es war Kirmes. Viele wilde Fahrgeschäfte hofften auf diejenigen, die einen Adrenalinschub brauchen, Geister riefen aus den Gruselkabinetten den Besuchern zu und ein Riesenrad ließ jeden einmal höher als alles andere erscheinen.
Hier auf diesem viel belebten Jahrmarkt hatte er sich für neunzehn Uhr mit Nagi verabredet. Und hier würde er...
„Ah hallo, schön dass du da bist.", erklang Omis helle Stimme, als er seinen Freund auf sich zu rennen sah. Freudig schmiss sich der junge Dunkelhaarige an Omis Brust und raubte ihm somit wortwörtlich den Atem.
„Oh Omi, ich hab dich so vermisst. Als ich dich gestern dort im Dunkeln sah..."
„Sprich nicht von so etwas, wenn wir zusammen sind.", meinte Omi, weil ihm dieses Thema überhaupt nicht behagte. Er wollte mit keinem darüber sprechen, was er nachts machte.
„Komm, lass uns wohin gehen. Dort, ich will mit der ‚Kotzmühle' fahren!", rief Nagi lautstark aus.
Ja, er bemerkt es nicht. Er merkt nicht, was mit mir ist, weil ich eine Maske aufgesetzt habe. Und ich weiß, dass sie gut und stark ist, ansonsten hätte ich es im Laden nicht geschafft durchzuhalten. Alle wissen nicht, wie es in mir aussieht. Sie wollen es auch nicht wissen. Nur Aya, er ist anders. Er hat immer dahinter geblickt und in mein Innerstes gesehen. Vielleicht können welche, die selbst ein anderes Gesicht aufsetzten um etwas zu verbergen, die Täuschung der anderen besser sehen.
Aya... ob er wirklich mit diesem Schwarz... Es geht mich auch nichts an. Aber warum sollte er das getan haben? Na ja, das ist auch nicht mein Thema.
Wie oft in den letzten Stunden hatte ich mir gewünscht, so ein Gesicht zu ziehen, wie ich mich fühle. Aber die anderen, also Ken und Yohji und auch Nagi, wollen mich nicht so sehen. Immer nur den strahlenden, glücklichen Omi...
Und was ist, wenn ich dazu keinen Bock habe? Es ist egal, ich werde weiterhin lächeln und lügen...
So weit so gut. Nagi weiß nicht, was ich heute vorhabe...
Ken schlug langsam die Augen auf. So lange hatte er gar nicht schlafen wollen. Sicher war es schon spät am Tag. Die Sonne schickte nur noch warme, rötliche und schwache Stahlen in sein Zimmer.
Dabei fiel ihr Licht auch auf die Person, die neben seinem Bett saß.
„Ah, hallo Yohji-kun.", murmelte er verschlafen.
„Oh, du bist aufgewacht?" Yohji kniete sich neben das Bett und Ken rollte sich auf die Seite um ihn besser anschauen zu können. Für kurze Zeit schwiegen sie und ließen die Sonne einfach nur eine wunderbare, ruhige Atmosphäre schaffen.
„Wie lange hab ich geschlafen?", fragte Ken und durchbrach somit Yohjis Gedanken.
„Ähm... du hast, warte lass mich nachrechnen..., ähm, das müssten zweiundzwanzig Stunden gewesen sein. Der Arzt hatte dir doch was gegeben."
„Aha", meinte Ken grübelnd. „Und jetzt ist es wie spät?"
„Zwanzig Uhr. Der Film fängst gleich an.", sagte der Größere scherzhaft. „Aber wehe du willst jetzt aufstehen. Das darfst du nämlich nicht. Deswegen bin ich hier. Ich soll auf dich aufpassen und dich gesund pflegen."
„Aha", sagte Ken nun zum zweiten Mal, weil ihm nichts Besseres einfiel.
„Du hast die ganze Zeit hier gewartet? Danke, Yohji-kun."
„Na ja, ich bin für das verantwortlich, also muss ich das jetzt wohl auch machen. Außerdem könntest du ja im Schlaf aus dem Bett fallen..."
Ken sagte, weil ihm trotz der scherzhaften Stimme der eine Satz nicht entfallen war: „Du musst das nicht machen, wenn du das nicht machen willst. Ich kann dich nicht zwingen."
„Ach Quatsch, so meinte ich das nicht. Ich mach das doch gern... lieber wäre es mir natürlich, wenn du gesund wärst."
Ken lächelte ihn an. Der andere konnte sogar richtig nett sein. Wieder verfielen sie in Schweigen. Keiner wagte die Ruhe zu stören. Doch nach und nach begann die Luft zu knistern, mehr und mehr tauschten sie sich neugierige aber auch schüchterne Blicke aus.
„Ähm... ich gehe dann mal... dir das Essen holen."
Yohji verschwand aus der Tür.
Beide atmeten tief aus und ihnen wurde bewusst, was sie gerade gemacht hatten: Sie hatten geflirtet.
An und für sich nicht gefährlich und auch nicht verboten, aber war Yohji nicht bis vor einem Tag noch in Aya verliebt gewesen?
Die Gedanken der Beiden rasten und Yohji war glücklich, dass er im Moment etwas zu tun hatte, was ihn etwas ablenkte.
Und Ken lag rücklings auf seinem Bett starte die Decke an und hing ebenfalls seinen Gedanken nach.
Omi wusste zwar, dass er etwas geplant hatte, allerdings wusste er bis dahin nicht, dass sein Freund heute auch für ihn eine Überraschung geplant hatte.
Sie waren seit zwei Stunden auf dem Jahrmark, hatten Geld ausgegeben und die Fahrgeschäfte bereichert. Und natürlich ihren Spaß gehabt.
Also gingen sie einige Adrenalinstöße später über den Platz, fern ab von Weiß und Schwarz. Fast hätte Omi vergessen, dass er Schluss machen wollte. Hätte er nicht gewusst, dass er zu Hause wieder Yohji sehen würde und Nagi dann vergessen würde, wäre er sicher bei ihm geblieben.
Yohji... Bei dem Gedanken lächelte er.
„Wie wäre es, wenn wir beide mit Riesenrad fahren?"
„Ja das ist eine gute Idee...", sagte Omi lächelnd. Riesenrad, das mochte er schon immer. Es war etwas Unbeschreibliches dort oben zu sein. Sich einmal höher erheben als alle anderen... Das wollte sicher jeder einmal gern. Einmal höher zu sein, die Stadt mal nicht nur aus den Hochhäusern zu sehen. Sich einmal mit den Vögeln messen, Schmetterlinge im Bauch haben...
Wunderschön.
Schnell bezahlten sie die Tickets und stiegen in eine der bunten Gondeln. Zuerst saßen sie gegenüber, bis sich Nagi auf Omis Schoß setzte, vorsichtig am Ohrläppchen knabberte und sich zu den süßen Mund vorküsste, den er gerne einmal kosten würde, sich nur noch nicht getraut hatte. Aber heute sollte sich das ja ändern.
Nagi hatte alles bis ins kleinste Detail geplant, sogar Omis Schule berücksichtigt. Sie würden sich für diese Nacht in ein kleines Apartment einbuchen. So eins mit gemütlicher Inneneinrichtung, Kerzen und einem Rosenbad. Richtig romantisch kitschig halt.
Aber warum sich nicht einmal so etwas leisten, vor allem wenn das Erste Mal doch etwas Unvergessliches blieb...
Sanft fanden die Lippen zueinander. Nagi leckte über die Lippen des anderen. Schaute ihm dann in die Augen und küsste ihn wieder. Ebenso wiederholte er das Streicheln über die geschlossenen Lippen, bis sie sich langsam öffneten.
Mit Freude stupste er die fremde Zunge an. Ganz schüchtern, unerfahren.
Dann öffnete er seinen Mund weiter und drang in Omis feuchte Höhle ein. Die Zungen fingen an zu spielen.
Fast war ihre Gondel am höchsten Punk angekommen als sie den Kuss lösten. Er war im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend gewesen. Wenn der Abend schon so anfing...
Der Jüngere blicke in Omis Augen; seine eigenen waren leicht verschleiert.
„Lach jetzt nicht, bei dem was ich dir sage. Okay?"Omi nickte nur. Am Rande seines Bewusstseins bemerkte er eine leichte Härte gegen seinen Bauch drücken.
„Es ist etwas komisch... dieses Gefühl in mir drin.
Ich versuch's zu verbergen... doch ich weiß nicht wohin.
Ich hab nicht viel Geld... doch hätt' ich es –
ne Villa würd' ich kaufen uns beidem zum Spaß.
Weißt du:
How wonderful life is now you're in the world.
Ich liebe dich Omi... So sehr, dass es fast wehtut."
Omi war regelrecht erschrocken über das Bekenntnis. Diese Verse, wenn auch aus einem Film geklaut, ließen seinen Entschluss beträchtlich wanken. Konnte er jetzt noch...?
Er begann zu weinen.
Nagi wusste nicht warum sein Freund weinte, doch er dachte, dass seine Wort dazu beigetragen haben.
„Shhht, wein doch nicht.", sagte Nagi. Am liebsten würde er noch von seiner Überraschung erzählen. „Omi, weißt du, heute sind wir seit drei Monaten zusammen und da habe ich mir für uns was ausgedacht."
„Nein, sprich bitte nicht weiter...", bat der Blonde. Er wollte nicht noch weitere Ausführungen von etwas was er nie erwidern konnte.
„Aber es ist etwas wunderschönes. Hoffe ich zumindest. Ich lade dich zum Essen ein. Du hast doch morgen später Unterricht, oder?"Nach Omis Nicken sprach er weiter: „Und dann hab ich ein Apartment für uns reservieren lassen. Mit schöner Badewanne und Kerzen... und einem großen Bett."
„Nein, Nagi. Nein."Der Blonde weinte und versuchte währenddessen zu reden, was dement-sprechend misslang. Seine Stimme war stockend und schwach.
„Was hast du denn? Du weißt doch, ich liebe..."
„Nagi, hör auf. Ich sagte, du sollst nicht weiter reden.", sagte Omi und schubste dabei den kleineren von seinem Schoß.
Ihre Gondel näherte sich immer weiter dem Erdboden. Wie passend, dachte spottend der Ältere. Im Liebestaumel ganz oben und je weiter nach unten umso mehr zerbreche ich Nagi...
Ich wollte ihm nicht wehtun, aber ich musste...
Es ist vorbei und der Himmel ist schwarz,
weil die Sonne hier nie wieder scheint.
Es ist vorbei, doch ich hoffe, dass das,
was uns trennte, uns wieder vereint.
„Seit einer Woche fühle ich mich dreckig. Dreckig dich anlügen zu müssen. Als du mich vorgestern angerufen hast, als wir uns gestern gesehen haben, als wir jetzt zusammen unterwegs waren. Ich dachte ich könnte meine Maske aufrechterhalten, aber es geht nicht. Ich würde dich und mich belügen und das will und kann ich nicht länger.
Es tut mir Leid für das, was ich dir damit antue, es tut mir ebenfalls Leid, dass du mich mit deiner Überraschung heute nicht erfreuen kannst. Es tut mir Leid, wenn ich dir wehtun muss. Aber glaube mir, ich finde es einfach nur es fair, es dir zu sagen, als dir wer weiß wie lange noch etwas vorspielen zu müssen."
Es ist vorbei und nichts in der Welt
wird es je wieder gutmachen können.
Es ist vorbei - wenn ich könnte,
dann würde ich vor meinem Leben wegrennen.
„Und das heißt?", fragte Nagi bemüht seine Stimme einiger Maßen stark klingen zu lassen.
„Das heißt, wir können nicht mehr zusammen sein."
Würd' die Augen verschließen und ich würde probieren,
meine Gefühle einfach zu ignorieren.
Ich will so kalt sein, dass alle erfrieren.
Will mich nie mehr verlieben, um nie mehr zu verlieren.
Omi bemühte sich ebenfalls um Fassung, konnte allerdings nicht so stark sein, wie er wollte. Heiße Tränen liefen ihm über die Wangen.
„Eigentlich sollte nicht ich der sein, der weint...", murmelte er.
Nagi fragte ruhig: „Warum?"
„Ich liebe dich nicht mehr!"
„..."
„Ich meine, die Zeit mit dir möchte ich nicht missen, es war wunderschön. Du warst mein erster Freund und ich möchte diese Erfahrung auf keinen Fall missen... Aber ich denke, es ist dir fair gegenüber, wenn ich das dir jetzt sage und dich damit verletzte, als dass ich dir noch Monate etwas vorspiele, was nicht da ist."
Es dauert noch, bis ich begreife, was das heißt:
Es ist vorbei, ich weiß nicht, warum - sag mir, was hab ich falsch gemacht.
Es ist vorbei, Du hast mein Herz zerfetzt und Dir gar nichts dabei gedacht.
„Ich verstehe es nicht..." Immer noch beherrschte sich Nagi und Omi war verwundert, warum er nichts von den telekinetischen Kräften spürte. Nagi könnte, wenn er wollte, Omi ganz einfach zerdrücken, ihm die Knochen brechen, aber nichts dergleichen passierte. Er saß still da und hörte seinem „Geliebten"und dessen Ausführungen zu.
Du bist so grausam - darum liebe ich Dich.
Obwohl ich doch weiß, dass Du nicht gut bist für mich.
Meine Gefühle sind an und für sich,
lächerlich einfach - und einfach lächerlich.
„Was habe ich falsch gemacht, Koibito?"
„Nichts...", sagte der Blonde und fing an zu Zittern. „Es liegt an mir, glaub mir das. Du hast nichts Falsches getan."
„Wenn das so ist... Sonst würde ich mich nämlich fragen, so wie immer, was ich diesmal nicht richtig gemacht habe. Das heißt aber nicht, dass ich es deswegen verstehen kann."
Omi nickte. Klar wen er sich selber kaum verstehen konnte, wie sollte das dann ein anderer nachvollziehen können?
Fast waren sie wieder unten angekommen, vielleicht noch zwei Minuten und sie würden aussteigen.
„Ich will dich jetzt nicht fragen, ob wir Freunde bleiben können. Ich weiß, dass das nicht geht und ebenso weiß ich, dass dieser Satz so bescheuert ist und du das auch nicht wollen würdest. Aber trotzdem frage ich dich, wie du unsere künftigen Treffen sehen wirst."
Weil jeder Gedanke nur um das Eine kreist:
Es ist vorbei, vorbei, vorbei!
Es ist vorbei, vorbei, vorbei!
Es ist vorbei, vorbei, vorbei!
Es ist vorbei, vorbei, vorbei!
„Das kann ich dir nicht sagen.", meinte Nagi kalt. „Das werden wir sehen. Vielleicht hättest du dir vorher über Konsequenzen klar werden müssen. Ich will jetzt nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Aber sei vorerst unbesorgt: heute werde ich dich sicher nicht töten. Was später kommen wird? Dafür kann ich nicht garantieren."
Es ist vorbei, doch idiotischerweise will ich immer noch bei Dir sein.
Es ist vorbei - und ich will nicht begreifen: Jeder Mensch ist für immer allein.
Die Türen gingen auf und Nagi stieg aus. Ein letztes Mal rief er dem Älteren etwas zu:
„War 'ne schöne Zeit gewesen, Omittchi!"
Liebe ist nur ein Traum, eine Idee und nicht mehr.
Tief im Inneren bleibt jeder einsam und leer.
Es heißt, dass jedes Ende auch ein Anfang wär'.
Doch warum tut es so weh und warum ist es so schwer?
Da ging Nagi, hinter ihm zerbarsten Gläser. So beherrscht er auch sein wollte, es ging nicht. Einmal hatte er sich verliebt. Einmal hatte er sich einen schönen Abend mit dem Mann seiner Träume machen wollen und nun das. Kein entspannendes Bad, keine Kerzen, kein... Nichts. Er hatte sich den Abend so wunderbar vorgestellt; und erst der Sex...
Alles umsonst!
Und endlich bahnte sich auch bei ihm eine der Tränen ihren Weg nach außen.
Ich lasse Dich gehen, auch wenn es mich zerreißt.
Es ist vorbei, vorbei, vorbei!
Es ist vorbei, vorbei, vorbei!
Nur in der Ferne vernahm Omi, wie die Frau ihn zum Aussteigen drängte. Wie in Trance ging er von dem bunten, fröhlichen Mark und suchte er sich einen stillen Ort...
Ich weinte. Weinte und weinte. Noch nie in meinem bisherigen Leben habe ich so lange geheult.
Krämpfe durchzogen mich immer und immer wieder. Verzweifelt schrie ich meinen Schmerz in die Nacht.
Er war gegangen. Natürlich, ich hatte es nicht anders gewollt. Aber es tat so verdammt weh.
Ich hatte ihm noch so viel sagen wollen. Jetzt fällt mir ein, wie das Gespräch hätte besser laufen können, aber es ist zu spät.
Ich hatte in meinem Innersten noch irgendwie gehofft, dass er nicht alles so teilnahmslos und gleichgültig hinnimmt. Ich hatte gehofft, dass er kämpfen würde.
Aber es ist meine eigene Schuld!
Es ist vorbei, vorbei, vorbei!
Es ist vorbei, vorbei, vorbei!
Es ist vorbei und nichts in der Welt wird es je wieder gutmachen können.
Durch einen Tränenschleier nahm ich zwei Personen verschwommen wahr, die auf mich zukamen. Dann erlöste mich die Ohnmacht...
