Liebe Leonel! Natürlich kommen Boromir und Fürst Imrahil im nächsten Kapitel vor. Die Beiden führen eine ernste Unterhaltung. Mehr wird nicht verraten! Lies selbst. ;-)

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Kapitel 7: Abschied von Dol Amroth

Zwei Tage später tauchte Boromir mit einer Eskorte Soldaten in Dol Amroth auf. Faramir saß gerade mit dem Präfekten beim Studium der Geisteswissenschaften, als ein Bote die Ankunft Boromirs verkündete.

„Darf ich meinen Bruder begrüßen, mein Herr?", fragte Faramir seinen Lehrer höflich.

Dieser nickte nachsichtig lächelnd.

„Natürlich, Faramir, Ihr habt für den Rest des Tages frei".

Freudestrahlend lief Faramir hinaus in den Hof, wo Boromir gerade vom Pferd abstieg. Er dachte natürlich, dass sein Bruder nur zu Besuch gekommen sei. Lachend und weinend fielen sich die beiden Brüder in die Arme.

„Laß dich mal ansehen, kleiner Bruder!", rief Boromir freudig und betrachtete Faramir von oben bis unten.

„Du hast endlich ein paar Pfund mehr auf den Rippen und der Bart sprießt dir auch – wurde höchste Zeit!"

„Und du kriegst schon die ersten grauen Haare!", spottete Faramir übermütig.

Sie lachten beide lauthals.

Melian erschien mit der kleinen Lothiriel an der Hand. Sie ahnte im Gegensatz zu ihrem Geliebten Schlimmes.

„Machst du hier ein wenig Urlaub?", wollte Faramir wissen.

Boromirs Gesicht wurde plötzlich ernst.

„Nein, leider nicht. Vater hat befohlen, dass du heimkommen sollst. Er ist der Meinung, dass deine Soldaten-Ausbildung nicht länger vernachlässigt werden dürfe".

Faramir blickte seinen Bruder entsetzt an:

„Das kann doch nicht dein Ernst sein! Vater hat versprochen, dass ich bis Ende Juli hier bleiben darf. Das sind noch über vier Wochen!"

„Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Kleiner", seufzte Boromir und ließ den Kopf hängen.

Fürst Imrahil tauchte jetzt auch im Hof auf. Er hatte die letzten Sätze des Gesprächs mitangehört.

„Ich werde dem Truchseß schreiben, dass Faramir noch hierbleiben muß. Es ist nicht auszuschließen, dass er irgendwann erneut erkrankt, wenn der Rat der Heilerin nicht befolgt wird".

„Vielen Dank, Onkel Imrahil", erwiderte Faramir bedrückt. „Aber du würdest dir nur unnötig den Zorn unseres Vaters auf dich laden. Ich muß diesem Befehl Folge leisten".

Als Melian das im Hintergrund hörte, ließ sie Lothiriels Hand los und verschwand weinend im Garten.

„Melian, was ist denn los?", rief Imrahil ihr hinterher.

Lothiriel fing jetzt auch an zu weinen und der Fürst musste sich jetzt natürlich um seine kleine Tochter kümmern.

„Ich werde zu Melian gehen", sagte Faramir traurig.

Boromir packte ihn an der Schulter.

„Hast du dich in die Kleine verliebt? Alle Achtung, Brüderchen!"

Faramir eilte in den Garten, wo Melian schluchzend auf der Bank saß, wo sie so viele Stunden mit ihm verbracht hatte.

„Ich habe gewusst, dass du eines Tages wieder fort musst, aber nicht so schnell", stieß sie unter Tränen hervor.

Faramir streichelte tröstend ihre Wangen.

„Ich werde eine Lösung finden, ganz bestimmt. Wenn ich in Minas Tirith bin, werde ich mit meinem Vater sprechen. Du wirst sehen, alles wird gut. Bald schon werden wir verheiratet sein".

Melian lächelte und wischte ihre Tränen fort.

Derweil unterhielt sich Boromir mit Fürst Imrahil.

„Ich wusste gar nicht, dass mein Bruder so ein Frauenheld ist", sagte er belustigt zu seinem Onkel.

Doch dieser konnte über Boromirs Scherz gar nicht lachen.

„Ich fürchte, dein Bruder meint es ziemlich ernst mit Melian. Du müsstest doch Faramir eigentlich gut genug kennen: er ist ein gewissenhafter, ernster Junge. Er liebt das Mädchen aufrichtig und wird sie auch ehelichen wollen. Ich denke, Denethor wird ihm einen dicken Strich durch die Rechnung machen".

Boromir wurde auch schlagartig ernst.

„Verdammt", murmelte er. „Da verliebt er sich zum ersten Mal, fast noch ein Kind, und will gleich heiraten. Ja, das hätte ich mir eigentlich denken können".

„Du musst versuchen, ihm irgendwie Melian auszureden", riet ihm der Fürst besorgt. „Der Zorn Denethors kann fürchterlich sein, wie ich an Faramirs Rücken gesehen habe. Ich habe Angst um ihn".

Boromir presste die Lippen zusammen und senkte den Kopf. Er hatte keine Ahnung, wie er Faramir in dieser Sache helfen konnte.

Am späten Abend traf sich Faramir mit Melian erneut im Garten. Sie küssten sich erst einmal leidenschaftlich, als sie sich sahen. Dann setzten sie sich engumschlungen auf die Bank.

„Morgen früh muß ich bereits abreisen", sagte Faramir unglücklich. „Wir haben nur noch diese wenigen Stunden für uns".

„Dann laß sie uns nutzen", erwiderte Melian entschlossen und nahm Faramir an der Hand. „Ich will mit dir zum Strand gehen. Ich möchte, dass wir uns dort noch einmal lieben".

Sie gingen hinunter zum Meer. Das Mondlicht schien hell auf den weißen Strand. Rasch zerrten sich die jungen Leute die Kleider vom Leibe. Dann sanken sie engumschlungen in den Sand hinab. Sie erlebten wundervolle Stunden und ihr einziger Zeuge war nur der Mond.

Im Morgengrauen wurde Faramir von einem Diener geweckt. Es war Zeit zum Aufbruch. Boromir zerriß es fast das Herz, als er das traurige Gesicht seines Bruders anblickte. Doch sie durften nicht länger verweilen. Als Faramir auf sein Pferd stieg, kam Melian im Nachtgewand herbeigelaufen. Es gab noch einen langen Abschiedkuß. Boromir wusste vor Verlegenheit gar nicht, wo er hinschauen sollte.

„Faramir!", zischte er schließlich leise. „Wir müssen los".