Disclaimer: Wie immer, nichts gehört mir, alles gehört J. K. R.
A/N: Tut mir Leid tut mir Leid tut mir sooooo Leid! Ich weiß, dass ich schon viel zu lang nicht mehr an dieser Story gearbeitet hab, und ich weiß auch, dass es in näherer Zukunft kein neues Kapitel geben wird. Hab im Moment viel zu viel um die Ohren. Aber mit diesem Kapitel möchte ich euch allen sagen, dass es sicher noch weiter gehen wird, ich lasse eine Story normalerweise nicht unbeendet...
Leben als Gejagte
Kapitel 03
Das Ultimatum
„Ach ja, ich muss euch beiden etwas mitteilen", sagte Hermine schließlich. Ron und Harry blickten sie verwundert an, Hermine lächelte. „Ich werde bald heiraten."
Harrys Magen drehte sich bei diesen Worten um (ein Glück, dass er bislang noch nicht dazu gekommen war, etwas zu essen...), jegliches Glücksgefühl verschwand sofort wieder und er setzte ein gezwungenes Lächeln auf.
„Wirklich? Ich freue mich für dich, Hermine", log er. Es kam wie aus der Pistole geschossen, und auch nur deshalb, weil er überspielen wollte, dass es ihn tief getroffen hatte. Aber es war weniger die Nachricht, dass sie heiraten würde, die ihn entsetzte, am meisten schmerzte es ihn, dass Hermine glücklich aussah.
„Wer ist denn der Glückliche?", fragte Ron interessiert. Beide schienen den inneren Kampf in Harry nicht zu bemerken.
„Natürlich, er heißt John Green und kommt ursprünglich aus Leeds, obwohl er im Moment in Paris ist. Er hat bislang dort gearbeitet, an der Uni, wo ich ihn kennen gelernt habe. Und er ist einfach wunderbar", schwärmte sie. Harry wurde schlecht.
„Ähm, und ... wann werdet ihr ... heiraten?", fragte Harry mit unnatürlich hoher Stimme. Er räusperte sich.
„Die Hochzeit ist für Freitag, den 2. August angesetzt", sagte Hermine. Der 2. August. Bis dahin waren es keine zwei Monate mehr. Harry wollte nur noch aus dem Zimmer raus.
„Wie alt ist denn dein John?", fragte Ron grinsend.
„Er ist 29."
„So alt! Hermine, du bist doch erst 23!" Ron tat entsetzt.
„Ach, das Alter spielt bei der wahren Liebe doch keine Rolle...", meinte Hermine ausweichend. Ron kicherte.
„Unsere Hermine hat's wirklich erwischt!" Hermine wurde leicht rosa im Gesicht. „Ist er ein Zauberer?", fragte Ron weiter.
„Ja, er war auch in Hogwarts. Wir haben vor, noch eine Weile in Frankreich zu bleiben und dann nach England zu übersiedeln, in zwei oder drei Jahren. Aber heiraten werden wir hier, in London."
„Warum ist er nicht hier, wenn er doch ein Zauberer ist? Ich möchte ihn kennen lernen!", forschte Ron weiter nach.
„Ron, das hier ist das Hauptquartier des Ordens! Wir sind zwar Mitglieder, aber wir können trotzdem nicht so einfach fremde Leute herbringen, das geht nicht so leicht..."
Ron nickte verstehend, Harry wurde es nun endgültig zu viel. „Seid mir nicht böse, aber ich muss wirklich jede Menge Schlaf nachholen..."
Langsam erhob er sich und verließ die Küche. Dann lehnte er sich erst einmal erleichtert gegen die wieder geschlossene Tür und atmete ein paar Mal tief aus und ein. Er wollte nichts mehr, als wirklich zu schlafen und alles zu vergessen, oder vielleicht aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein böser Traum gewesen war. Also ging er die Treppe hinauf, nur um festzustellen, dass er zuerst noch ein Buch holen wollte. Einige Mitglieder der Falken waren in dem kleinen Wohnzimmer, das früher einmal ein verdrecktes Arbeitszimmer gewesen war und wo er sein Buch zurückgelassen hatte.
Padma und Anthony knutschten in einer Ecke herum, als wären sie allein im Raum. „Hey, ihr beiden!", rief er ihnen zu. „Nehmt euch ein Zimmer!"
Sie fuhren auseinander, Anthony hatte einen hochroten Kopf. Padma warf ein Kissen nach Harry, der es aber auffing und lachend zurückwarf. Die beiden Ravenclaws waren schon seit ihrer Schulzeit ein Pärchen.
Neville und Zacharias blickten von ihrem Zauberschachspiel auf, um kurz zu grinsen und sich dann wieder in das Spiel zu vertiefen. Dean blickte weiterhin gespannt auf den Bildschirm des tragbaren Fernsehers, den er vor sich auf einem Tisch platziert hatte. Er stammte aus einer Muggelfamilie und konnte dem Fußball einfach nicht abschwören.
Harry ging zielstrebig zu dem Tisch hin, hob kurz Deans Fernseher an und zog ein Buch darunter hervor.
„Mann, Harry! Ich seh nichts mehr!" Harry stellte den Fernseher wieder ab. „Und jetzt ist er zu weit unten! Ich hab extra ein paar Bücher zusammengesucht, damit ich ein Podest basteln kann!"
„Dean, du bist doch ein Zauberer!", sagte Harry entnervt. „Lass ihn doch schweben!"
Plötzlich polterte es auf dem Flur draußen, die Tür wurde geräuschvoll aufgerissen und ein extrem wütend dreinblickender Draco Malfoy, nur mit einer Boxershort bekleidet und mit feuchten Haaren, kam hereingestürmt.
„Wer hat schon wieder meinen Tiegel mit Drachentalgcreme aus dem Bad geklaut?", brüllte er. „Der war sündhaft teuer! ... Thomas, du warst es, gib's zu!"
Dean war so verwirrt, dass er gar kein Wort herausbrachte.
„Wofür schmierst du dir Creme ins Gesicht?", fragte Padma erstaunt. Die Jungs hatten ein Badezimmer zusammen, ebenso wie die Mädchen im anderen Stockwerk.
Draco war immer noch rasend vor Wut. „Na glaubst du, ich schlafe meinen Schönheitsschlaf, ohne zuvor die reinigende Creme aufzutragen? Bei den Horden an Todessern, die ich täglich kille?"
„In Boxershorts?", kam es nun von der Tür. Auch Blaise hatte den Weg ins Wohnzimmer gefunden und starrte Draco mit erhobenen Brauen und verschränkten Armen an.
„Äh, na ja..." Draco war peinlich berührt. „Zurück zum Hauptthema. Thomas, für welche perversen Spielchen brauchst du meine Drachentalgcreme?"
Dean war aus seiner Starre erwacht. „Perverse Spielchen? Jetzt hör aber mal auf, Malfoy, du bist doch derjenige von uns, der krank im Hirn ist! Was sollte ich mit deiner Gesichtscreme anfangen?"
„Na wenn ich ehrlich bin", sagte Draco hochnäsig, „dann will ich das gar nicht so genau wissen. Erspar mir die Einzelheiten, Thomas, gib mir nur meinen Tiegel zurück! Und wage es nie wieder, ihn zu entwenden!"
„Hier, Draco", sagte Blaise und reichte ihm einen runden, topfartigen Behälter, auf dem in großen Lettern Monty's feinste Drachentalgcreme – reinigt, klärt und pflegt zu lesen war.
Draco war erstarrt. „Wa-wa-was t-tust du denn mi-mit meiner Drachentalgcreme?"
„Oh, tut mir Leid, Draco, die Tür zum Klo im ersten Stock quietscht. Ich konnte das Öl zum Schmieren nicht finden, also hab ich das Erstbeste genommen. Deine Gesichtscreme ist wunderbar ölig und nicht zu dickflüssig, also..."
Sie konnte gar nicht zu Ende sprechen, denn schon war Draco an ihr vorbei und hatte ihr den Tiegel entrissen. Alle im Zimmer kicherten, sogar Harry, aber er besann sich schnell eines Besseren und lief Draco nach. Der war inzwischen im Bad verschwunden und hatte sich eingeschlossen.
Harry überlegte, ob er anklopfen sollte, aber schon wurde die Tür wieder aufgerissen und ein vollständig bekleideter Draco Malfoy trat heraus, mit einem immer noch miesepetrigem Gesichtsausdruck.
„Was?", knurrte er.
„Lass uns reden", sagte Harry kurz und bündig.
„Hm", machte Draco, was wohl eine Zustimmung sein sollte. Er ging voraus und Harry folgte ihm in ein kleines Zimmer, das noch nicht ganz entrümpelt war. Sie setzten sich auf ein paar Kisten.
Harry sah Draco geradewegs an, er aber blickte zu Boden, aus dem Fenster, irgendwo hin, um bloß nicht seinem Blick begegnen zu müssen. Harry wollte Draco den Beginn machen lassen. Er fühlte sich für die Falken verantwortlich und wollte nicht, dass sie ständig stritten, sich aber aussprechen konnten, wenn es sein musste. In Parvati hatte er sich nicht getäuscht, aber Draco sorgte doch immer wieder für Überraschungen.
Als Draco immer noch nichts sagte, ergriff Harry das Wort. „Draco, ich denke..."
„Ich kann mir sehr wohl denken, was du denkst, Harry", sagte er, „denn du bist so leicht durchschaubar, man kann in deinem Gesicht lesen wie einem Buch."
„Was?", fragte Harry verstört. Draco hatte ihn mit dieser Aussage überrumpelt.
„Nicht immer, nein, wenn du in Aktion bist, kannst du eine perfekte Maske auflegen. Aber hier, wenn du dich in Sicherheit befindest ... Du fühlst dich einsam."
„Was? Nein", stritt Harry ab, „ich fühl' mich doch nicht einsam. Es leben so viele Leute in diesem Haus..."
„Und doch bist du einsam", unterbrach Draco wieder. „Ich weiß genau, dir fehlt ein Mensch, dem du zu hundert Prozent vertrauen kannst, dem du alles sagen kannst, bei dem du dich sicher fühlst."
„Ach, und woher willst du das wissen?", entgegnete Harry spitz.
Draco schwieg lange. Schließlich sagte er: „Weil es mir genauso geht."
Harry war ... ja, was war er? Erstaunt? Verblüfft? Entsetzt? Alles zusammen? Warum verschaffte Draco ihm so plötzlich einen Einblick in seine Gefühlswelt? Genau das fragte er ihn auch.
„Hm...ich weiß nicht." Draco fuhr sich unruhig durch die Haare. „Darf ich nicht auch mal einfach ehrlich sein?", fragte er und eisblaue Augen trafen auf smaragdgrüne. „Du hast mich bis jetzt kein einziges Mal angelogen."
„Und du mich schon?", fragte Harry grinsend.
„Das steht jetzt nicht zur Debatte", wich Draco aus, ebenfalls grinsend. Plötzlich wurde er wieder ernst. „Du hast mir mehr als ein Mal das Leben gerettet."
„Du mir genauso", erwiderte Harry.
„Mag sein. Trotzdem...wir sind uns vielleicht ähnlicher, als du denkst."
Harry hob fragend die Augenbrauen, aber er wusste, was Draco meinte. Sie beide waren sehr unterschiedlich, und doch wollte keiner von ihnen, dass Voldemort unumschränkte Macht bekam. Es war öffentlich bekannt, dass Harry Voldemort auf gewisse Weise „jagte", aber kaum einer wusste, dass in Wirklichkeit Voldemort Harry jagte. So ähnlich war es mit Draco. In der Öffentlichkeit stand er auf Voldemorts Seite und war hinter Harry her, aber nur wenige wussten, dass sie insgeheim dasselbe Ziel verfolgten, nämlich Voldemort zu besiegen.
Wenn es an die große Glocke käme, dass Draco und ich im selben Haus wohnen..., dachte Harry und musste schmunzeln. Draco grinste ebenfalls, er musste wohl an das selbe gedacht haben, denn er sagte: „Deshalb sind wir noch lange keine Freunde, Potter."
Draco grinste immer noch, genauso wie Harry. „Wie du meinst, Malfoy."
Abrupt wechselte Draco das Thema. „Was ist also los mit dir, Harry? Du bist seit heute total verändert. Eigentlich ist es mir erst heute aufgefallen, vor allem im Wohnzimmer." Harry machte ein verdutztes Gesicht. „Ich hab euch beobachtet", forschte Draco weiter. „Dich und Parvati. Als sie sich an deiner Schulter ausgeheult hatte." Langsam dämmerte es Harry.
„Oh, Parvati, na klar. Nein, sie ist es nicht. Ich meine, sie ist eine Freundin von mir, und durch die gemeinsame Arbeit sind wir öfter zusammen unterwegs und alles, aber..."
„Du empfindest nichts für sie", nickte Draco. „Hab ich mir gedacht. Ihr hättet schon viel früher die Gelegenheit gehabt, zusammen zu kommen. Es muss etwas anderes sein. Jemand anderes."
„Was...?", fragte Harry. Er fühlte sich wieder einmal überrumpelt.
„Es muss ein Mädchen sein", stellte Draco fest. „Oder...du bist doch nicht etwa in einen Jungen verknallt, Harry?"
„Nein!", brauste Harry auf.
„Gut."
Einige Momente lang herrschte Stille. Von unten drangen gedämpfte Geräusche herauf, Harry erkannte die Stimmen sofort. Es waren Ron und Hermine, die herzlich lachten. Harry blickte aus dem Fenster.
„Warte, sie ist es, nicht wahr?", fragte Draco aufgeregt. „Wann ist sie denn zurückgekommen?"
„Wer?" Harry stellte sich dumm und blickte immer noch zum Fenster raus.
„Granger-Schlammblut. Deine beste Freundin. Du weißt schon."
„Nenn sie nicht Schlammblut", erwiderte Harry matt. „Sie ist seit heute zurück. Und..."
„Und was?", fragte Draco neugierig.
„Sie wird bald heiraten." Harrys Stimme hörte sich an, als ob jemand gestorben wäre. Draco aber lachte seltsamerweise. „Was?", fuhr Harry ihn böse an.
„Mein lieber Mann, dass ich so was noch einmal erleben darf", lachte Draco. „Potter, du bis verknallt! In Hermine Granger!"
„Das ist doch gar nicht wahr", sagte Harry und wurde leicht rosa im Gesicht.
„Das kannst du jemand anderem erzählen, Harry", sagte Draco, immer noch lachend.
„Ich mein' es ernst." Harrys Stimme bekam einen drohenden Unterton.
„Ja, ja, schon gut." Draco überlegte kurz. „Sag mal, wie lange hast du sie jetzt nicht gesehen?"
„Ein paar Jahre", sagte Harry verstört.
„Und bevor sie gegangen ist, warst du mit Ginny zusammen", stellte Draco fest.
„Und vor ihr mit Cho, danke. Ich kann mich selber daran erinnern", sagte Harry giftig.
„Nein, was ich damit sagen will", sagte Draco gutgelaunt, „ist, dass du niemals Zeit hattest, an Granger zu denken, weil du immer mit anderen Mädchen beschäftigt warst. Und jetzt, wo sie wieder zurück ist, hat es dich wie der Blitz getroffen."
„Draco, wir sind hier nicht im Fernsehen. Du könntest locker eine Talkshow moderieren. Oder du könntest Problemchen-Doktor werden, du weißt schon, die Leute kommen zu dir, wenn sie Probleme haben, und sagen: ‚Oh, Dr. Draco, ich hab ein Problem, und das ist so... Ich glaube ich bin schwul...' Huhu, na, wär' das nicht was für dich?"
„Nein danke, und lenk gefälligst nicht vom Thema ab." Harry konnte buchstäblich zusehen, wie Draco sich immer weiter in diese Sache hineinsteigerte.
„Was willst du eigentlich?", fragte Harry gereizt.
„Nun, da gibt's mehrere Dinge", gab Draco zu. „Zuerst mal, hätte ich gern den Malfoy-Familienbesitz mitsamt dem dazugehörigen Vermögen zurück, aber da müsste ich wohl zum Minister höchstpersönlich gehen." Harry starrte ihn wütend an, Draco räusperte sich. „Schon gut, schon gut. Ich will, dass mein Boss namens Harry Potter, in dessen Haus ich zufällig wohne, nicht total verzweifelt ist und seine Wut an seinen Untertanen – einer davon bin auch ich, nur zur Erläuterung – auslässt, und um ebendies zu verhindern, will ich ihm die Frau beschaffen, in die er so hoffnungslos verknallt ist."
„Frauen sind doch keine Ware, Draco", sagte Harry erstaunt.
„Jawohl. Wie schon mein alter Vater sagte, der jetzt – zum Glück für uns alle – in Askaban sitzt: ‚Eine Frau ist keine Ware, sondern eine Dienstleistung.'"
Harry musste schmunzeln und Draco grinste, denn er hatte es geschafft, Harry aus seiner trübseligen Stimmung etwas herauszuholen.
„Du bist verrückt, Malfoy", sagte Harry aus vollem Herzen.
„Danke, danke, Autogramme gibt's später, aber zurück zu deiner Zukünftigen", er wurde sofort wieder ernst. „Nun, das Mädel hat uns eine schwere Aufgabe auferlegt, denn sie hat uns ein Ultimatum gestellt. Wir haben Zeit bis am... Wann soll die Hochzeit stattfinden?"
„Am 2. August", sagte Harry traurig. „So bald schon..."
„Genau, wir haben Zeit bis am 2. August, um die Hochzeit zu verhindern... oder sagen wir lieber, bis am 1. August. Es würde schon komisch aussehen, wenn... Aber egal. Wir brauchen einen Plan, Harry, und zwar einen guten, der funktioniert. Und noch wichtiger: schnell."
„Eine Frage noch, Draco", sagte Harry. „Warum willst du mir wirklich helfen? Ich weiß doch noch nicht einmal sicher, ob ich in sie verliebt bin."
„Hmm... Antworte jetzt nur ehrlich und so schnell du kannst, klar?", fragte Draco. Harry nickte. „Gut. Wie heißt du?"
„Ha ha", machte Harry witzlos.
„Nein, komm schon, Harry, jetzt im Ernst. Wie heißt du?"
„Harry James Potter."
„Wer ist deine beste Freundin?"
„Hermine Granger."
„Seit wann kennst du sie?"
„Seit ich 11 war."
„Wann ist sie nach Frankreich gegangen?"
„Direkt nach Hogwarts."
„Und wie hast du dich dabei gefühlt?"
„Traurig. Ich wollte ihr am liebsten nachlaufen."
„Warum hast du's nicht getan?"
„Ich wollte Ginny nicht weh tun. Sie ist Rons kleine Schwester."
„Hast du sie oft gesehen, seitdem sie nach Frankreich gegangen war?"
„Nein."
„Hast du oft an sie gedacht?"
„Ja, sehr oft."
„Was hast du gefühlt, als du sie heute wieder gesehen hast?"
„Ich war so glücklich, sie zu sehen."
„Was hast du gemacht?"
„Ich hab sie umarmt und ... ich hätte sie am liebsten nicht wieder losgelassen."
„Wie hast du dich gefühlt, als sie dir von ihrer Heirat erzählte?"
„Ich hätte mich am liebsten übergeben oder irgend etwas zertrümmert oder auf irgend jemanden eingeschlagen oder..."
„Genug, genug, das reicht, Harry", sagte Draco.
„Und, wie lautet Ihr Ergebnis, Dr. Draco?", fragte Harry lahm.
„Mein Ergebnis lautet: Patient Potter, Sie sind hoffnungslos verknallt und nichts und niemand kann Sie mehr davon abbringen, auch ich nicht."
„Du solltest nicht ins Fernsehen gehen als Problemchen-Doktor, Draco, sondern Kriminalist werden."
„Danke, danke", sagte Draco sichtlich erfreut. „Aber ich bin mit meinem Job als Auror, Todesser, Spion für den Orden und Mitglied der Falken total ausgelastet. Keine 10 Thestrals könnten mich dazu bewegen. Aber du siehst es nun auch ein, oder?"
„Was?", fragte Harry. Dracos rasante Themenwechsel konnten manchmal ziemlich verwirrend sein.
„Dass du in Granger verliebt bist, Mann!"
„Es wäre möglich", gab Harry zu. Als er Dracos Blick sah, änderte er aber schnell seine Meinung. „Gut, gut, ja, ich denke ich bin in sie verliebt."
„Sehr gut."
„Was? Warum?"
„Dann wäre das mal geklärt."
„Ach so. Ich geh jetzt schlafen."
„Und was ist mit unserem Plan, Harry? Wir müssen Pläne aushecken! Und wir haben nicht mehr übermäßig viel Zeit! Granger wird bald heiraten, und zwar nicht dich, Mann! Sie hat uns ein Ultimatum auferlegt, und wir werden kläglich scheitern, wenn du dich jetzt aufs Ohr legst!"
„Malfoy, du bist besessen oder so." Harry gähnte.
„Nein, ich bin immer so enthusiastisch", grinste Draco. „Aber ich glaube wirklich, dass du dich schlafen legen solltest. Sonst kriecht dir der Schlaf noch aus den Ohren raus."
„Danke für die Veranschaulichung, Malfoy", erwiderte Harry giftig und stand auf. „Gute Nacht."
„Hey, warte", rief Draco. Harry drehte sich um. „Ich will, dass du dir in einem sicher bist, Harry. Ich tu das nicht ohne Gegenleistung, klar?"
„Wie viel Geld willst du, Draco?" Harry war wirklich schon sehr müde.
„Oh, nein, nein. Geld wäre zwar schön, aber ich will etwas anderes. Wenn ich es schaffe, dass du die Frau kriegst, die du liebst, dann will ich, dass du mir hilfst, die Frau zu kriegen, die ich will. Alles klar."
„Aber sicher doch. Wir schaffen es ohnehin nicht. Wenn Hermine sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, dann bringt sie keiner mehr so leicht davon ab."
„Ach, wir werden schon noch sehen", meinte Draco bereits siegessicher. Harry ging schlafen.
Harry lag in seinem Bett und versuchte verzweifelt, endlich einzuschlafen. Aber immer, wenn er die Augen schloss, musste er an das Gespräch mit Draco denken. Draco ... der Slytherin, dem er vertrauen konnte, und der mindestens schon genauso viel Schreckliches erlebt hatte wie er. Er fühlte sich Draco verbunden, sie hatten sich schon unzählige Male gegenseitig das Leben gerettet, aber dennoch fühlte er sich unwohl, wenn er daran dachte, wie leicht er wohl zu durchschauen war. Draco hatte herausgefunden, dass er etwas für Hermine empfand, noch bevor er selbst auf diesen Gedanken gekommen war.
Ja, er gab es zu, er empfand etwas für Hermine. Was genau aber das war, das wusste er selbst noch nicht. In den letzten Stunden war so viel passiert. Seine beste Freundin war zurückgekommen, mit der Ankündigung, dass sie heiraten würde. Draco hatte ihm offenbart, dass es ganz so aussah, als ob Harry in Hermine verliebt wäre. Und er konnte nicht einmal mit Sicherheit abstreiten, dass es wirklich so war.
Er wälzte sich in seinem Bett hin und her, versuchte, nicht an Hermine zu denken, sah zu, wie die Mondsichel immer höher stieg und schließlich ganz aus dem Fenster verschwand, versuchte angestrengt, nicht an Hermine zu denken, lauschte dem Ticken der Uhr auf dem Nachtkästchen, versuchte, wirklich nicht an Hermine zu denken...
Etwa zur selben Zeit stand eine Frau in Schwarz auf einem kleinen Bahnhof. Sie war die Einzige, die hier noch unterwegs zu sein schien. Sie trug einen langen, schwarzen Mantel und darunter eine enge, schwarze Hose und ein tief ausgeschnittenes Top. Der einzige Farbklecks in der Dunkelheit waren ihre langen, rostroten Haare.
Die Welt schien auf dem Bahnhof nur noch aus Dunkelheit zu bestehen, obwohl ganz in der Nähe eine Straßenlaterne stand. Die Motten schwirrten um das Licht herum wie Fliegen um ein Stück vermoderndes Fleisch. Hin und wieder blickte die Frau auf die Uhr an ihrem Handgelenk.
Endlich sah sie in der Ferne einen Zug auf den Bahnhof zukommen. Der Zug blieb mit quietschenden Bremsen stehen und die Frau stieg anmutig ein. Noch ehe sie ganz drinnen war, fuhr der Zug auch schon wieder los.
Sie bewegte sich vorsichtig und lauernd wie ein Vampir durch die Sitzreihen, auf der Suche nach etwas Bestimmten. Als sie es schließlich gefunden hatte, lächelte sie kurz und setzte sich endlich auf einen Sitzplatz. Unter ihrem Platz zog sie einen Koffer hervor. Es war ein dunkelbrauner Aktenkoffer aus Leder mit einem eingebrannten Totenkopf, aus dessen Mund eine Schlange hervorkam. Das Dunkle Mal.
Der Koffer schnappte mit einem Klicken auf, die junge Frau durchsuchte den Inhalt und fand das vor, was sie brauchte. Sie nickte bestätigend und sah sich um, ob sie auch unbeobachtet war. Schließlich klappte sie den Koffer wieder zu, holte ihren Zauberstab hervor und disapparierte aus dem fahrenden Zug.
A/N: Bitte reviewt! Im nächsten Kapitel gibt es auch wieder Reviewantworten! Versprochen!
