Kapitel 3 – Come on let's dance...!
Die nächsten Tage stellten sich für Hermine schwieriger heraus, als sie gedacht hatte.
Sie versuchte so normal wie möglich zu sein und Harry und Ron schien nicht mal etwas aufzufallen, als Hermine im Zaubertränke Unterricht statt drei, einen vollen Eimer stinkender Fischaugen in ihren Zaubertrank kippte, nur weil ihre Augen wie Kaugummi an Harry klebten.
Pass bloß auf, dass deine Augen nicht auch noch in den Trank fallen...ach warte, das geht ja gar nicht. Sie sind ja mit Harry verschmolzen!
Ihre innere Stimme lachte sie wie so oft aus.
„Ich halt das einfach nicht mehr aus!"sagte Hermine, als sie in Gedanken vertieft mit Ron und Harry zum Abendessen ging.
„Was hältst du nicht mehr aus?"Ron schien etwas verwirrt zu sein.
„Ach, es ist nichts. Ich war nur in Gedanken. Es ist alles in Ordnung."
Ron setzte seine na-wenn-du-meinst-Miene auf, Harry zuckte mit den Schultern und die drei setzten sich auf ihre Plätze, vor denen schon allerlei Leckereien aufgetürmt waren.
Ron hatte gerade begonnen, sich mechanisch Berge von Pasteten aufzuhäufen, als ein Glasklirren vom Lehrertisch zu hören war.
Professor McGonagall legte den Löffel beiseite, mit welchem sie das Glas angetippt hatte und Dumbledore erhob sich von seinem Platz.
„Dürfte ich wohl kurz um Aufmerksamkeit bitten. Keine Angst, das Essen kann nicht kalt werden und wird auch bestimmt keine Beine bekommen und die Flucht ergreifen."Ein verschmitztes lächeln trat auf seine Lippen und die Halle verstummte sofort.
„Nun ich bin mir sicher einige von euch werden bereits informiert über den diesjährigen Weihnachtsball und den dazugehörigen Tanzkurs für alle Sechstklässler sein."
Ein Raunen ging durch die Menge.
„Tanzkurs?" hörte man Neville ein paar Plätze weiter stammeln „aber ich kann doch gar nicht tanzen!"
„Nun Mister Longbottom, der Tanzkurs ist ja auch dazu da, dass sie dies lernen. Niemand wird als Turniertänzer geboren."Dumbledore, dem auf unheimliche Weise nichts zu entgehen schien, bemerkte dies mit einem breiten Grinsen zu Neville gewandt.
Ihre Hauslehrer werden sie morgen Nachmittag einteilen und ihnen alles weitere erklären. Treffpunkt ist hier um dreizehn Uhr und jetzt-"er erhob sein Glas „Bon Appetit!"
Am nächsten Tag hatten sich alle Sechstklässler pünktlich zur besagten Zeit in der ungewohnt leeren Großen Halle versammelt. Die Gryffindors hatten sich in den hinteren teil der Halle zu Professor McGonagall begeben, welche ihnen alles erklärte.
„Nun liebe Gryffindors, dies wäre also der Auftakt unseres diesjährigen Tanzkurses. Sie werden sich im klaren sein, dass man zum Tanzen nicht nur Geschick sondern auch einen Partner braucht. Deswegen werde ich sie zuallererst zu Paaren einteilen. Ich bitte darum, dass die Paare bis zum Ende des Tanzkurses bestehen bleiben. Professor Dumbledore, ich und natürlich auch alle anderen Hauslehrer waren uns einig, dass es wohl das vernünftigste wäre sie einzuteilen. Somit entstehen keine weiteren nebensächlichen Probleme bezüglich der Partnerwahl."Nachdem ein Raunen durch die Menge ging fügte sie noch hinzu: „Es ist ihnen aber selbstverständlich frei überlassen, wer ihre tatsächliche Ballbegleitung sein soll."
Sie trat auf die gespannte Menge zu. Hermine spähte hinüber zu Harry. Er blickte zu der Masse bei der Cho Chang stand.
Sie erinnerte sich noch zu gut an ihr Gespräch vor einer Woche, es war einen Tag bevor die Sache mit dem Trank passiert war.
Immer wenn Harry in Sachen Mädchen nicht weiter wusste, kam er zu Hermine. Er vertraute ihr, das wusste sie und er legte sehr viel wert auf ihre Worte. Sie hatte schon oft darüber nachgedacht, wie sich seine Gefühle für Cho seit dem 5. Jahr entwickelt hatten, denn er hatte nie direkt etwas durchblicken lassen. Doch bei diesem Gespräch sprach er sich zum ersten mal alles von der Seele. Er hatte ihr erzählt, dass er glaubte Cho zu lieben. Doch als alles vorbei war wurde ihm bewusst, dass es nur die Schwärmerei eines unerfahrenen fünfzehnjährigen war, die ihm nach beinahe fünf Jahren Verliebtheit die Gewissheit gab, dass die Gefühle die er für Cho glaubte zu haben, Verschwendung waren.
Jetzt konnte Hermine diesen Blick in seinen Augen sehen und sie wusste nicht was sie denken sollte. Er hatte ihr erzählt, das mit Cho wäre vorbei, doch er sah sie immer noch gebannt an.
Er schien sich aber schnell wieder zu fangen, blickte prompt in Hermines Richtung welche ihn gebannt angestarrt hatte. Er lächelte ihr zu und sie lächelte zurück.
Wenn er nur nicht so verdammt süß wäre...
„Alles nur Einbildung, Hermine. Bleib auf dem Boden"dachte sie sich.
„Miss Granger?"Professor McGonagall stand plötzlich vor ihr und sie zuckte erschreckt zusammen. Sie blickte sich um und hatte wohl überhaupt nicht mitbekommen, wie Ron und Lavender Brown zusammengesteckt worden waren.
Auch ziemlich viel andere Gryffindors hatten bereits ihren Tanzkurspartner. „Nun sie wären als nächstes an der Reihe. Ich denke die Größe passt perfekt und auch ansonsten werden sie beide bestimmt gut harmonieren, es wird wohl keine Probleme geben. Harry, sie werden mit Miss Granger tanzen." Sie winkte Harry heran.
Auf Hermines Gesicht schlich sich ein breites Grinsen als Harry auf sie zukam.
„Dann auf gute Zusammenarbeit, Mine"sagte er ebenfalls grinsend.
„Ja, du wirst mich wohl die nächste Zeit ertragen müssen." Sagte sie und ihre Gedanken spielten mal wieder verrückt.
Du wirst mit ihm tanzen!! Nur du und Harry, nichts zwischen euch!
Doch es dauerte nicht lange, da fand sie diesen Gedanken schon gar nicht mehr so toll. Denn wie sollte sie es nur schaffen ihm zu widerstehen, sich ihren Gefühlen in den Weg zu stellen, wenn sie die nächsten 2 Wochen bis zum Weihnachtsball so eng zusammenstehen würden wie jetzt, als Professor McGonagall durch die Reihen ging und die Pärchen zur ersten Lektion näher zusammenschob.
„Nur keine Scheu meine Damen und Herren. Um das richtige Gefühl zu bekommen muss man mit dem Partner harmonieren. Heute werden wir die Haltung beim Tanzen etwas trainieren. Und ich möchte, dass sie jetzt wenn ich Musik erklingen lassen, sich zusammen mit ihrem Partner einfach so bewegen und tanzen, wie sie gerade fühlen. Geben sie sich der Musik hin, sie müssen ein Gefühl dafür bekommen, bevor wir mit Schrittabfolgen und festgelegten Tänzen beginnen können."
Sie standen jetzt alle in fertiger Position wie Professor McGonagall es ihnen gezeigt hatte.
Hermine hatte einen Arm um Harrys Schulter gelegt, er einen um ihre Hüft. Die jeweiligen anderen Arme fassten sich in der Luft.
Bei den Berührungen kribbelte es wieder in ihrem ganzen Körper.
„Man bin ich froh, dass ich und du zusammengesteckt wurden"flüsterte Harry zu Hermine. „Ron sieht mit Lavender nicht besonders glücklich aus."
Hermine wollte sich gerade davon überzeugen als auch schon Musik zu hören war.
„Nur zu, tanzen sie!"Professor McGonagall war an diesem Tag besonders angespornt und schien eine unbändig gute Laune zu haben.
Also tanzten sie.
Zunächst zaghaft. „Ich warne dich, ich hab keine Ahnung vom Tanzen, bisher hab ich auch immer nur improvisiert", gab Harry zu.
Doch mit Hermine schien alles wie von selbst zu funktionieren.
Sie gab sich Harrys Bewegungen hin und die beiden harmonierten prächtig.
„Auuuutsch!" hörte man es plötzlich hinter ihnen. Professor McGonagall kam angespurtet. „Mister Longbottom, ich würde sagen, das nächste mal ziehen sie wieder ihre normalen Schuhe an. Mit diesen Panzerquanten kann ja kein Mensch tanzen!"„Ich hab es ja nur gut gemeint. Die Schuhe hab ich von meiner Oma bekommen. Nun ja, sind n bisschen groß, ich weiß....ich werde nächstes mal wohl wirklich besser meine normalen Schuhe anziehen"Neville war es sichtlich peinlich, dass er bei jedem zweiten Schritt auf die Füße seine Partnerin stampfte.
Professor McGonagall wandte sich wieder dem Geschehen zu.
Plötzlich stand sie genau neben Harry und Hermine.
„Sehr schön, sehr schön. Wie ich sehe gibt es doch noch ein Fünkchen Talent in diesem stocksteifen Haufen."Hermine blickte sich um und musste tatsächlich feststellen, dass die übrigen Paare eher im Wind wehenden Blättern ähnelten, so zaghaft und steif schwankten sie von rechts nach links. Sofort waren alle Blicke auf sie und Harry gerichtet. Hermine sah auf zu Harrys funkelnden Augen und sie bildete sich für einen Augenblick ein, er würde es äußerst genießen mit ihr zu tanzen.
Ach Unsinn! Er ist nur froh, das hat er dir selber gesagt. Alles nur Einbildung, nur Einbildung...
„Wie es scheint hätten Miss Granger und Mister Potter den Dreh raus. Hervorragend!"
Ihre erste Übungsstunde verging wie im Flug und Hermine hatte es sehr genossen, mit Harry über das Parkett zu schweben. Auch die nächsten Tage verflogen und der Ball rückte näher. Mittlerweile hatte es Professor McGonagall sogar geschafft, aus Neville tänzerische Fähigkeiten herauszukitzeln.
