POV Elladan

Aufmerksam folge ich seinen Worten und verspüre noch mehr Trauer, als zuvor. All die Erlebnisse, von denen er spricht, sind aus meiner Erinnerung gelöscht und vielleicht unwiederbringlich. Ein sehnsuchtsvolles Lächeln streift meine Lippen, als seine Stimme mir von der Herkunft des Ringes erzählt und nun kann ich auch das Gefühl verstehen, dass ich bei der Betrachtung des Schmuckstücks hatte. Ich spüre, wie er sich hinter mir bewegt und Sekunden später gleiten seine Fingerspitzen über meine Hand. Ohne die Zügel loszulassen streift er mir den feinen Mithrilring über meinen Finger und diesmal ist seine Berührung wie ein Blitz, der im Gewitter der verwirrten Gefühle durch meinen Körper flammt.

Schnell ziehe ich meine Hand zurück und entgehe damit dem Sturm, der langsam aber sicher in mir heraufzieht. "Danke", flüstere ich und muss tief durchatmen um den Schmerz zu unterdrücken, denn seine Stute hat eine unebene Stelle passiert. Er muss es bemerkt haben, denn er zügelt das Tier steigt ab. Seine Augen mustern mich sorgenvoll und aufmerksam, während nun auch die anderen angehalten hatten.

Mir ist es unangenehm und doch halte ich seinem Blick stand. Diese Augen... auch wenn mir Glorfindel ein Rätsel ist, weiß ich, dass ich diese Augen kenne und mich in ihnen verloren hatte. Wieder und wieder stelle ich mir die Frage, welchen Platz er in meinem Leben einnimmt oder eingenommen hat.

Ein neuer Schmerz durchfährt mich und ich spüre, wie mein Körper an Kraft verliert. Verzweifelt versuche ich mich auf dem Pferderücken zu halten, doch selbst dazu fehlt mir die Kraft. Bevor ich jedoch abrutschen kann, umfangen mich erneut die starken Arme des blonden Elben. Und erst jetzt bemerke ich, wie unterschiedlich wir doch sind. Er ist um einiges größer als ich und trägt das Licht der Sonne in seinem Haar, während die Nacht das meine Haar geküsst hatte. Das sehnsuchtsvolle Blau des Meeres funkelt in seinen Augen und steht in einem Kontrast mit den meinen, die dunkel wie Tiefen des Ozeans sind. Ich bin so in diesem Vergleich gefangen, dass ich seine leise Frage nicht vernehme.

Er bekommt von mir auch keine Antwort, sondern nur eine neue Frage. Meine Stimme ist leiser als der Hauch eines Windes, denn ich spüre, wie mich eine neue Welle des Schmerzes überrollt. Sehnsuchtsvoll wünsche ich mir die Gnade der Bewusstlosigkeit, denn mit jedem Moment fällt mir das Atmen schwerer. Und doch kann ich mich nicht darin sinken lassen, denn diese Frage brennt mir auf dem Herzen. "Was verbindet uns Glorfindel? Wer warst Du in meinem früheren Leben und wer bist Du nun?" Endlich sind mir diese Worte über die Lippen gekommen und für einen Augenblick glaube ich, dass er die Luft erschrocken anhält. Ich frage mich unwillkürlich, ob er ebenso Angst vor dieser Frage hatte, wie ich.

Stille herrscht zwischen uns, die nur von den sanften Geräuschen durchbrochen ist, die die Pferde auf dem weichen Moos hinterlassen. Er zögert mit der Antwort und ich versuche gegen die nahende Ohnmacht zu kämpfen, zu wichtig ist mir dies.