POV Elladan
Tief in meinem Geiste höre ich eine sanfte, mir vertraute Stimme. Ich verstehe die Worte nicht, die sie flüstert, aber sie beruhigen mich und nehmen mir einen Teil meines Schmerzes. Es ist, als ob mich starke Arme in einem stürmischen Meer umfassen und mich festhalten, nicht zulassen, dass die starke Strömung mich mit sich nimmt oder die Wellen mich begraben. Die Stimme scheint meinen Namen zu rufen und drängt die Dunkelheit zurück. Eine Hand streckt sich nach mir aus und ich versuche danach zu greifen. Doch die Entfernung ist zu weit und ich taste ins Leere. Für einen Moment glaube ich, dass die Stimme sich entfernt hat, bevor sie deutlicher denn zuvor in meinen Geist eindringt. Ich spüre sanfte Hände und sehe in all der Dunkelheit wieder das Licht der Sterne, deren Glanz mir einst Leben schenkte.
Bevor ich weiß, wie mir geschieht, werde ich aus dem Strudel von Schmerz und Hoffnungslosigkeit gezogen. Blaue Augen erscheinen in meinen Gedanken und mein Herz schlägt in diesen Momenten schneller. Nun erreiche ich die rettende Hand und klammere mich fest. Meine Kraft schwindet und ich habe Angst, erneut in die Dunkelheit zu sinken. Aber ich falle nicht, sondern fühle mich geborgen und spüre auch neue Hoffnung in mir aufkeimen. Nein... ich bin nicht allein und es scheint mir, als ruhen die blauen Augen auf mir.
Mein Geist kommt langsam zur Ruhe und die Dunkelheit zieht sich aus meiner Seele zurück, während ich sanft in Licht gebettet werde. Nur leicht spüre ich Berührungen, die sich mit Schmerzen vermischen, aber bald schon wie ein stilles Rauschen des Waldes werden. Und dann nimmt mich ein lindernder Schlaf in seine wiegende Arme, stillt meinen Schmerz.
Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergangen ist. Durch meine geschlossenen Augen nehme ich ein Lichtspiel wahr und fühle die Anwesenheit eines anderen. Eine leise Stimme dringt an mein Gehör, die mich mit Worten so süß wie Honig verwöhnt. Wohlklingend streicheln sie meine Ohren und liebkosen gleichermaßen meine Seele. Es sind Worte der Liebe, so lange unausgesprochen, doch ebenso lange gefühlt. Ich kämpfe den Drang nieder, meine Augen zu öffnen, will ich doch den Zauber des Moments nicht zerstören.
Eine sanfte Berührung lässt mich fast zusammenzucken und ich vernehme die Stimme nun ganz nah an meinem Ohr. Gleichmäßiger Atem streichelt die empfindliche Haut dort und mein Herz schlägt schneller. Fast fürchte ich, dass mein Gegenüber dies hören könnte. Behutsame Lippen liebkosen mein Ohr, während eine Hand die meine fest umfangen hält.
Nun halte ich es nicht mehr aus. Langsam öffne ich meine Augen und zucke fast schmerzvoll zusammen. Das helle Sonnenlicht blendet mich und ich stöhne leise auf. "Elladan?" Da ist wieder diese sanfte Stimme und diesmal vernehme ich deutlich Sorge darin. "Elladan... bist Du wach?" Ich versuche tief durchzuatmen und meine Lippen formen ein leises Ja. Stille herrscht nun zwischen uns und ich wage es erneut, öffne meine Augen und blicke in dieses wundervolle Blau eines Sommermorgens. Sorge und Angst ziehen darüber hinweg wie Wolken, die die Sonne verdunkeln.
Doch dann erscheint ein Lächeln auf seinem Antlitz, das in mir das Bedürfnis weckt, von den Boten des Lächelns – seinen vollen Lippen – zu kosten.
