POV Elladan
Es ist wie ein Traum, seine Lippen auf den meinen zu spüren und ich wünsche mir, nie daraus zu erwachen. Er ist so sanft, als glaube er, ich sei zerbrechlich. Diese Berührungen, gleich eines Schmetterlingsgesangs leise und zart, lassen mich völlig Zeit und Raum vergessen.
Oh mein goldener Elb. Benetze die Nacht mit dem ewigen Sonnenlicht Deiner Gestalt. Doch habe keine Angst. Die Dunkelheit wird Dich nicht fesseln, denn das Licht der Sterne wird Dich führen.
Wieder und wieder streicheln seine Lippen über die meinen und ich atme tief seinen Geruch nach Wald und Männlichkeit ein. Für einen Moment glaube ich auf einer Lichtung in seinen Armen zu ruhen, umfangen von den Tönen der Natur und unseren Herzschlägen. Leicht wie eine Sommerbrise kostet er von mir und lässt mich gleichermaßen an seinem Geschmack teilhaben.
Doch selbst solch wundervolle Momente halten nicht ewig an, denn sein Mund lässt von mir ab. Enttäuscht lecke ich über meine Lippen, wo er deutliche Spuren für meine Sinne zurückgelassen hat. Ich lasse meine Augen geschlossen, um das Gefühl seiner Gabe noch zu genießen, bevor ich die Berührung an meiner Schulter spüre. Nur langsam lasse ich die Wirklichkeit in meinen Geist und drohe beinahe erneut durch einen einzigen Blick zu versinken. Soviel kann ich in diesen wundervollen blauen Augen lesen und ich glaube fast, direkt in seine Seele sehen zu können.
Mein schöner Elb. Obwohl ich meine Vergangenheit nicht kenne, glaube ich, dass uns mehr verbindet, als Du mir verraten hast. Wenn ich Dich ansehe, dann erkenne ich in Dir nicht nur einen furchtlosen Krieger, sondern auch ein großes Herz... eingesperrt in Einsamkeit. Hast Du sie selbst erwählt oder wurde sie Dir auferlegt?
Meine Gedanken verebben, als die Türe aufgeht und ein hochgewachsener, dunkelhaariger Elb in den Raum tritt. Er strahlt Würde und Stolz aus, aber auf eine andere Art als Glorfindel und plötzlich weiß ich, wer an mein Bett tritt. Meine Gedanken überschlagen sich und meinen Lippen entweicht ein einziges Wort. "Adar." Die verschlossene Mine des Elben erhellt sich und er ergreift meine Hand. Trotzdem ist seine Stimme mehr die eines Heilers, als er zu mir spricht. "Wie mir scheint, ist Deine Erinnerung zurückgekehrt mein Sohn und mit ihr die Kraft der Eldar." Er lächelt immer noch und ich frage mich, ob er wirklich Recht hat. Aber warum kann ich mich dann nicht an eine Vergangenheit mit Glorfindel erinnern?
Zögernd lächle ich nun auch und bemerke, dass sich Glorfindels Gesichtsausdruck ändert. Hoffnung keimt darin auf, aber auch Zweifel.
Hat sich die Angst in Dein Herz eingeschlichen, ich könnte Dich hassen, wenn mich die Vergangenheit wieder eingeholt hat?
"Glorfindel. Du wirkst müde. Ruhe ein wenig. Thalaron wird bestimmt Deinen Platz einnehmen, solange ich meinen Pflichten nachkommen muss." Bei diesen Worten will ich schreien, denn Glorfindel soll an meiner Seite bleiben und kein unbekannter Elb. Unsicher sehe ich zu dem blonden Elb hinüber, der Elrond nachdenklich mustert. Ich flehe zu den Valar, dass er diese Worte, die gleichermaßen eines Befehles sind, ignoriert und bei mir bleibt. Er will gerade aufstehen, als ein weiterer Elb den Raum betritt. Für einen Moment glaube ich, dass dieser Glorfindel zuzwinkert und Trauer bevölkert mein Herz. Ich bemerke aber auch, dass Elronds Lächeln langsam verschwindet, als ich den jungen Elben genau mustere. Er weiß wohl ebenso, dass ich ihn nicht kenne und trotzdem bleibt das Gefühl der Vertrautheit beim Anblick des Heilers zurück.
