POV Glorfindel

Dankbar blicke ich Thalaron an, der mir erneut zuzwinkert. Ich wundere mich über den jungen Heiler, war ich mir doch bisher sicher, dass er selbst etwas für den Sohn Elronds empfand. Aber in seinen Augen spiegelt sich weder Eifersucht noch Wut und schließlich hatte er dafür gesorgt, dass Elrond von meiner zwingenden Anwesenheit in diesem Raum überzeugt war.

Von eben diesem fange ich noch einen prüfenden Blick ein, bevor er den kleinen Raum verlässt. Auch Thalaron folgt ihm, verharrt aber für einen Moment. "Entzündet die erloschenen Sterne mit eurem Licht Lord Glorfindel." Mit diesen Worten verlässt auch er das Zimmer und ich blicke ihm verwirrt hinterher.

Ich spüre einen Blick auf mir ruhen und als ich mich dem Bett zuwende, sehe ich direkt in die geheimnisvollen, dunklen Augen von Elladan. Wie oft schon, hatte mich sein Blick gefangen genommen und nicht nur einmal hatte ich dadurch fast meine Konzentration in einem Trainingskampf verloren. Auch jetzt drohe ich in seinen Augen zu versinken, die für mich der Schönheit der Nacht entsprechen.

Oh ja Elladan, ich würde dem Licht des Tages entsagen, um die Schönheit der Nacht in den Armen zu halten.

Ich löse meinen Blick von seinen Augen und lasse ihn über sein Gesicht gleiten, dass noch deutliche Spuren von Gewalt zeigt. Beinahe spüre ich seine Lippen wieder unter den meinen... fühle die Sanftheit, die sich mit den groben Kratzern dort vereinigt. "Wer hat Dir das angetan Elladan?" Meine Stimme ist leise und vorsichtig, weiß ich doch, dass er über dieses Thema nicht gesprochen hat. Doch ich weiß auch, dass diese Erinnerungen nicht im Nebel des Vergessens verschwunden sind.

Und als ob er die Bitte nach Vertrauen mit meiner Hand gleichsetzt, die er Sekunden später ergreift, beginnt er zu erzählen. Schlechtes Gewissen breitet sich in mir aus, als ich höre, dass die Menschen davon sprachen, ihn im Stich gelassen vorgefunden zu haben. Denn ist es nicht so? Habe ich ihn nicht einfach gehen lassen, nachdem wir uns gestritten hatten?

Wenn Du wüsstest, mein wunderschöner Elb, dass es nur meine Schuld ist, dass dies alles passiert ist. Du würdest mich hassen und dieses Gefühl würde jedes andere auslöschen... auch das der Liebe.

Trotz dieser Gedanken bin ich erleichtert, als ich aus seinen Worten erkenne, dass er nicht lange in der "Obhut" dieser Menschen war. Umso bestürzter nehme ich jedoch die Worte Elladans auf, dass diese Menschen ihn für das Geschäft mit der Lust in Gondor vorgesehen hatten. Für einen Moment schließe ich meine Augen und versuche die Gedanken daran zu vertreiben, was ohne unsere Rettung passiert wäre. Bilder eines geschundenen Körpers erscheinen vor meinen Augen... übersät mit den Marken der fleischlichen Lust und willenlos, gebrochen von Menschenhand.

Eine einsame Träne liebkost die Haut meiner Wange und meine Stimme ist nur ein Hauch, als ich ihn um Verzeihung bitte. Beinahe zucke ich zurück, als ich seine Lippen spüre, die das Zeugnis meiner Scham stehlen. Zögernd öffne ich meine Augen und blicke direkt in die seinen. "Es war nicht Deine Schuld Glorfindel... ich habe die Grenzen ohne Schutz verlassen und mich damit in Gefahr begeben." Ich halte die Luft bei diesen Worten Elladans an, denn sie waren ein eindeutiges Zeichen seiner Erinnerung. Erstaunt blicke ich den jüngeren Elben an und sehe, dass auch er dies erkannt hat.