POV Glorfindel

Obwohl er in meinen Armen liegt, glaube ich nicht, was gerade passiert. Seine sanften Lippen haben sich mit den meinen in einem Kuss voller Sehnsucht und Leidenschaft verloren. Und ich halte ihn fest gegen meinen Körper gepresst, aus Angst es könnte wirklich nur ein Traum sein. Denn wie oft suchten mich diese Bilder des Nachts heim oder nahmen mir die Konzentration bei einer gemeinsamen Übungsstunde. Doch nun spüre ich das schnelle Schlagen seines Herzens und kann der Versuchung nicht widerstehen, über seinen nackten Oberkörper zu streicheln. Seine Haut ist so glatt und zart, wie ich es mir immer vorgestellt habe und selbst die kleineren Wunden und Kratzer stören dieses Bild nicht. Er ist perfekt und daran können selbst die Narben von Folter und Gewalt nichts ändern.

Sanft drücke ich ihn zurück auf das weiche Bett und lasse von seinen Lippen ab, um ihn zu betrachten. Eine leichte Röte ziert seine Wangen, während auch sein herrlicher Mund durch die Bezeugung unserer Gefühle eine vollere Farbe trägt. Ich atme tief ein und will seinen Geruch in mich aufnehmen. Frisch wie der Wind, der durch eine blühende Frühlingswiese streichelt und geheimnisvoll wie die Nacht, nach einem erfrischenden Regenschauer. In diesem Moment öffnet er die Augen, die nun fast schwarz schimmern. Sehnsucht und Leidenschaft funkeln in ihnen wie die hellsten Sterne am Nachthimmel, während sein Lächeln dem klaren Schein des Mondes gleicht.

Du bist wahrlich ein Kind der Nacht, Elladan und ich würde dem Leben entsagen, könnte ich zu einem Stern an Deinem Himmelszelt werden.

"Du bist wunderschön", flüstere ich in sein Ohr und lecke kurz über die empfindliche Spitze. Wieder ertönt ein Laut der Lust von seinen vollkommenen Lippen, für mich der schönste Ton neben seinem Atem. Ich spüre das Zittern seines Körpers, als sich meine Lippen langsam über seine Haut bewegen. Ich muss einfach von der Zartheit seiner Haut kosten und streichle mit meinem Mund jede Stelle seines Halses. Die Stelle über seinem Puls wird von mir besonders verwöhnt und ich kann dem Drang nicht widerstehen, ihn als den meinen zu zeichnen. Er erwidert meine Bemühungen, indem er mir mit seinem Körper entgegen kommt und sich leicht aufbäumt. In diesem Moment frage ich mich, ob er überhaupt Erfahrungen mit seinesgleichen gesammelt hat, denn ich will ihm keinen Schmerz bereiten.

Dieser Gedanke taucht vorerst in die Tiefen meiner Seele ein, als ich seine Hand unter meiner Tunika spüre. Zögernd streichelt sie über meine warme Haut und hinterlässt eine Gänsehaut. Für einen Moment glaube ich Unsicherheit in seinen Augen zu sehen. Fürchtet er sich vor dem, was diese Berührungen in ihm und in mir entfachen? Ich will ihm diese Furcht nehmen und umfasse mit meiner Hand die seine, ziehe sie zurück. Sofort ändert sich der Ausdruck in seinen Augen und ich bemerke, wie er sich entschuldigen will. Doch ich gebe Elladan keine Gelegenheit, Worte der Verzeihung auszusprechen. Ganz zärtlich gleiten meine Lippen über die Handinnenfläche des dunkelhaarigen Elben, während meine noch freie Hand die Verschlüsse meiner Tunika öffnet.

Dabei wende ich meinen Blick nicht von seinem Gesicht ab, in dem sich nun so vieles spiegelt. Das Verlangen nach einer einzigen Berührung lässt ihn schneller atmen und ich lasse nun seine Hand sinken.

Beruhigend lächle ich ihn an und lasse meine Tunika zu Boden gleiten. Seine Augen ruhen auf meinem Oberkörper und ich weiß, dass sie in diesem Moment über eine große Narbe über meinem Bauchnabel liebkosen. Sie allein ist ein Überbleibsel meines Kampfes mit dem Ungeheuer Morgoths... allein neben meinen Erinnerungen. Sekunden später entdeckt er die Stelle, an der mich der Pfeil getroffen hat. Der Pfeil, der dies alles erst ausgelöst hat.