åØKapitel
10
Fluch der Höhle
Akt 1:
Gedanken
Auf dem Pferd saß ein junger Elb (jedenfalls sah er jung aus), die blonden langen Haare, die an den Seiten zu kleinen Flechtzöpfen zusammengeflochten waren, wehten im Reitwind. Einen großen Bogen hatte er über seine Schulter gespannt, und an dem Satter des Pferdes hin ein Köcher mit unzähligen, spitzen Pfeilen, dessen Spitzen das Licht der Sonne gleißend reflektierten.
Richtig, es war der Prinz des Düsterwalds, Legolas Grünblatt und er hatte sich gleicht nachdem er die Nachricht über Ariens Entführung erhalten hatte, auf den Weg gemacht. Eigentlich hätte er noch mit seinem Vater sprechen müssen, doch sie Sache fand er mehr als nebensächlich, Ariens Rettung war für ihn an erster Stelle gelandet.
Auch ein anderer Elb der zur Zeit im Düsterwald wohnte, sein Name war Gildor, hatte ihn dringend davon abgeraten:
'Euer Vater hat ausdrücklich gesagt, er muss mit Euch über eine sehr wichtige Angelegenheit sprechen, es geht dabei auch um die kleine Lady Tinúviel. Und gleichzeitig auch um das Ansehen der Familie Grünblatt.'
‚Ich kann mich nicht erinnern, Sie nach Ihrer Meinung gefragt zu haben. Er müsste langsam wissen das ich nur das mache, was ich für wichtig halte, und im Moment sehe ich leider keinen Grund, warum ich hier bleiben sollte. Die Lady ist nämlich entführt worden.' entgegnete er nur und machte sich zum Aufbruch bereit, mit den Pfeilen, dessen Spitzen aus Mithril waren und dem langen Bogen über der Schulter hatte er sein Pferd gesattelt und kam nun nach Lothlórien. Er hatte nur etwa eine Woche gebraucht, denn er schlief nicht in der Nacht, er ritt weiter.
Vor dem Schloss Caras Galadhon wurde er auch schon von Frau Galadriel und Herrn Celeborn begrüßt: „Wir haben dich bereits erwartet, Legolas Grünblatt."
„Mae govannen."begrüßte er die höheren Elben, „ich danke euch das ihr mir Nachricht überbracht habt, ich habe mich sofort auf den Weg gemacht als sie ankam."
Galadriel nickte und meinte: „Ich habe gewusst, dass du sofort kommst. Ich muss dich bitten, sofort loszugehen, als Späher. Haldir wird dich begleiten, nehmt Waffen mit, ich habe Kunde von Herrn Círdan dem Schiffbauer bekommen. Gildors Truppe aus dem Düsterwald haben im Alten Wald nahe der Weidenwinde einiges an Merkwürdigem entdeckt."
Legolas nickte zustimmend, Haldir, der mit den Dienerinnen Miluin und Elaglin kam hatte natürlich schon lange Nachrichten bekommen, dass er mit Legolas losziehen sollte.
„Prinz Legolas, Ihr kommt also mit?", fragte er.
„Ja. Ich hoffe, du machst ordentlich mit, ich habe nämlich keine Lust dich zu retten falls etwas schief läuft."meinte Legolas mit einem Lächeln und dann wandte er sich den hohen Elben zu, „wir werden uns jetzt rüsten. Bist du denn bereit Haldir?"
„Ich bin klar, keine Sorge, wir retten das Mädchen."meinte Haldir.
Legolas lächelte den anderen Elb entschlossen an und dann ergriff Haldir, Legolas´ Hand.
„Auf das wir das Böse vernichten!", meinte Haldor und Legolas nickte abermals zustimmend.
Die beiden gaben den Befehl an die Waffenschmiede, sie sollen sich doch alles sofort rüsten, denn ein offener Krieg stünde ihnen schon bald bevor, und sie brauchten viele Waffen um sich effektiv zu verteidigen. Obwohl vorerst die beiden Elben als Späher geschickt wurden, hatten sie das dumpfe Gefühl sie müssten schon vorher sehr viel mehr vorbereiten.
Haldir ging auf sein Zimmer und schnappt sich sein Schwert um es zu schleifen und zu schärfen damit er es in der Schlacht besser gebrauchen konnte, doch Miluin, Galadriels hübsche Dienerin klopfte an die Tür.
„Haldir, Frau Galadriel schickt mich. Sie sollen doch bitte sofort zu ihr herauf kommen damit sie mit Ihnen sprechen kann. Bitte sofort, sie sagte, es sei sehr wichtig und sie dulde keinerlei Entschuldigung!", sagte Miluin und öffnete einfach die Tür.
Haldir erhob sich von seinem Bett, ohne ein einziges Wort zu sagen und schon sich an der gutaussehenden Elbin vorbei.
Haldir steuerte direkt auf das Flat der hohen Frau und er machte eine tiefe Verbeugung vor ihr. Galadriel hatte ihn schon erwartet und sie begann ohne große Umschweife ihr anliegen vor ihm klar zu machen:
„Haldir. Setz dich!"
Haldir der sichtlich überrascht, wegen der deutlichen Stimme, die eher fordernd als anbietend klang und setzte sich auf einen Stuhl der in ihrem Flat stand, und die hohe Frau setzte sich gleich neben ihn. Einen Moment lang schwiegen beide, doch Haldir hatte das Gefühl, es würde nun ernst werden.
„Du kannst dir sicher vorstellen das ich dich nicht hierher bestellt habe, weil ich ein Tässchen Tee mit dir trinken will!?", sagte Galadriel.
„Sicherlich nicht!", antwortete Haldir und nickte dabei leicht.
„Ich glaube, es ist nun an der Zeit, es dir zu sagen, da du dich ja so lange um die kleine Tinúviel kümmern musstest."sagte Galadriel bedächtig und still, doch in ihrer Stimme lag auch etwas tieftrauriges und sie atmete einmal tief durch, „es ist nicht einfach für mich, doch auch wenn du das jetzt erfährst, Haldir, so wünsche ich, dass du weiterhin für die Zukunft kämpfst."
„Hohe Frau, ich glaube ich verstehe nicht ..." begann Haldir.
„Ich weiß vieles. Ich stamme von den Calaquendi ab, ich bin eine Noldo und habe selbst in den jüngsten Tagen Mittelerdes mit Feanors Sippe gekämpft. Die Gabe der Voraussicht habe ich schon seid ich sehr klein war. Ich weiß, dies ist ganz gewiss nichts neues für dich, doch habe ich damals, vor fast elf Jahren, auch die Zukunft sehen können. Narya, Valiar und zuletzt auch Nenya werden in die Gewalt des Hexenmeisters von Angmar fallen und so brauchen sie nicht einmal mehr den Herrscherring finden um Sauron seine alte Macht wieder zu geben. Also beschloss ich, das Übel zu bekämpfen und da vor elf Jahren, Nataku wuchs und auch erblühte, habe ich beschlossen das Wesen mit dem Silmarill zu schaffen. Und das ist jetzt Arien. Sie ist kein organisch geborener Elb."erklärte Galadriel in einem mystischen Ton.
„Dann ist sie ... ... aber wieso?", fragte Haldir doch Galadriel gebot ihm zu schweigen.
„Sie ist ein lebendiges Wesen, mit Gefühlen und Leben in sich. Sie entwickelt sich wie jeder andere Elb auch, und natürlich kann man ihren Charakter nicht selbst bestimmen. Deshalb ist Arien etwas besonderes. Das Wesen mit dem Silmarill fühlt! Also bitte rette das Kind und bringe es zu uns zurück."erklärte sie dem verwirrten Elben, „es weiß niemand, außer dir und ein paar auserwählte Elben, wir haben beschlossen, selbst untereinander nicht darüber zu reden. Haldir, sag es der jungen Tinúviel nicht. Es wird an mir sein, ihr die Wahrheit zu sagen. Und dann ... ist da noch die kleine Sora Gamdschie."
„Das Mädchen von dem Arien sprach?", fragte Haldir.
Galadriel nickte und fuhr fort: „Auch sie ist der Schlüssel zu unserer Zukunft. Auch ihre Ankunft ist vorhergesagt worden, und wenn sie stirbt, dann ist womöglich unser Ziel zum scheitern verurteilt. Sie besitzt etwas, was wir brauchen und das und der Feind fürchtet. Wenn du und Legolas es nicht schafft, dann macht euch auf das Ende Mittelerdes Gefasst."
Die Königin erhob sich von ihrem Stuhl und wandte sich dem anderen Eben zu:
„Du kannst jetzt gehen, wenn du keine weiteren Fragen mehr hast."
„Gerade eben, habe ich viele Fragen bekommen, aber ich sollte erst mal allein damit fertig werden, vielleicht brauche ich von Euch keine Antworten zu bekommen."antwortete er und verließ das Zimmer und steuerte auf sein eigenes zu.
Er ging in sein Zimmer und setzte sich wieder mit seinem Schwert auf sein Bett um es zu bearbeiten, doch klaren oder festen Gedanken konnte er nicht fassen. Er starrte einen Augenblick zur Decke hoch und stellte sich immer wieder die Frage, ob ihm nicht etwas hätte auffallen müssen. Nur die Tatsache, das Lúthien Tinúviel und auch Beren Barahirs Sohn vor so langer Zeit gestorben waren, hätte ein Hinweis sein können, doch man hatte verkündet, dass das ein Fluch war. Ihm war die kleine ja doch ans Herz gewachsen, obwohl sie wohl das untypischste Elbenmädchen das er je gesehen hatte war, aber dennoch hatte man ab und zu richtigen Spaß mit ihr haben können. Langsam wurde es Haldir bewusst, das Schicksal Mittelerdes hinge jetzt von ihm ab, und Legolas natürlich! Aber wenn das Wesen mit dem Silmarill sterben sollte, und sie es auch nicht schaffen Sora zu retten, dann wären sie schuld das die Welt untergeht.
Der Elb erhob sich und starrte nun aus dem Fenster. Draußen waren Elben zu sehen, die aufgebracht hin und herliefen und schwer beschäftigt schienen. Eine der Elben erkannte er sofort, es war Elaglin die ihn erblickte und ihm zuwinkte, doch er würdigte sie nicht länger und zog seine Vorhänge zu, damit es dunkel würde. Er schloss sich prompt in seinem Zimmer ein und machte sich wieder an die Arbeit mit seinem Schwert. Je länger er dort alleine saß desto tiefer sanken seine dunklen Gedanken. Selbstzweifel überkamen ihn, er sah schwarz für die Pläne Galadriels und auch für Mittelerde und er bekam plötzlich Angst. Angst zu versagen und nichts tun zu können und dann endgültig schuld zu sein an dem Geschehen das sich bald ereignen wird.
Akt 2:
Träume
‚Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul.
Ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul'
„Warum sagen die das? Das war doch ... ein Ring ... ein Ring! ... Wenn ich mich nur erinnern könnte!! Arwen könnte es sofort sagen ...", murmelte Arien beleidigt, „nie ist sie da wenn man sie wirklich brauchen könnte!"
Sie wandte sich dem Steinkreuz zu, woran Sora hing, jedoch war sie nicht wach. Sie schlief tief und fest, aber nicht ruhig. Warum das konnte Arien nicht einmal erahnen, sie war in Lothlórien behüteter als sie gewesen, hatte die starken Elben um sich herum und musste sich nicht vorher mit ansehen wie Freunde dem Sterben nahe waren. Aber Ariens Gedanken flogen jetzt nach Lothlórien. Zu Legolas. Ja Legolas, dachte sie, das ist etwas schönes, woran man sich erinnern sollte um die Kälte dieses Ortes zu vertreiben. An den Besuch in Lothlórien zu denken gab ihr ein wenig Hoffnung, wenn auch nicht viel. Er war immer nett zu ihr gewesen und selbst wenn sie mal nicht so kluge Dinge tat, er hat immer gelächelt und vielleicht sogar über ihre Fehltritte gescherzt.
Das munterte die kleine (sonst eher pessimistische) Elbin auf und ein kaum erkennbares Lächeln trat auf ihr Gesicht. Und bei dem Gedanken an Legolas wurde ihr auch ganz warm ums Herz.
Dunkelheit, pure Dunkelheit und kein Lichtblick.
Eisige Kälte
und tiefe Trauer...
Aber Sora stand draußen, wie angewurzelt auf das andere Ufer starrend und damit bemüht sich nicht die Augen zuzuhalten. Nun drang ein Schrei durch das nächtliche Auenland und im nächsten Moment war wieder alles vorbei.
Dann ging es wieder los, die Nacht brach herein und wieder verloschen alle Lichter in den Fenstern und die Vögel verstummten erneut. Eigentlich ganz ruhig mit Frodo über den Brandywein gehend und nicht ahnend wer am Ufer auf sie wartete. Ihr Kopf gab aber immer die üblichen Warnungen aus: nicht jetzt, geh nicht weiter! Warte bis es weg ist, geh jetzt nicht hier lang. Frag ob ihr nach Hause könnt!
Aber sie wollte nicht auf die Stimme in ihrem Kopf hören, es könnte nur ein Hirngespinst sein, weil es dunkel ist. Aber es geschieht wieder!
Gerade als sie die Brandyweinbrücke passieren wollten, da tauchte sie wieder auf! Die Elfe, mit ihren schwarzen zerflederten Flügeln, mit dem bleichen Gesicht und den blauen Augen. Die schwarzen Umhänge flatterten nicht in dem Wind der plötzlich aufkam. Sora starrte sie erneut an, voll entsetzen stellte sie fest, dass sie wie angewurzelt dastand und sich ihre Beine nicht bewegen konnten. Selbst die Augen konnte sich nicht davor verschließen, denn er rief verzweifelt ihren Namen, sie solle weglaufen, das weite suchen und sich retten, nicht hinsehen, wegrennen, nach Hause! Aber das ging nicht! Die Elfe fixierte den Hobbit mit ihrem Blick und schienen sie mit den eisigen Eissplittern, die ihre Augen waren zu durchbohren. Wie immer zischte sie gemeine Dinge in ihr Ohr und sie solle nicht wagen sich zu bewegen, sie solle nun zusehen wie er stirbt! Wie sie ihm den letzten Tropfen Blut aussaugte und den letzten Funken an Lebenskraft aus seinem Körper nahm.
Die Verzweiflung die in Sora wieder aufkam weckte ihre Erinnerungen, es war jetzt das fünfte Mal! Wie oft sollte sie das noch mit an sehen? Und wenn es dann endlich vorbei war, wenn alles wieder still um sie herum war ging es von vorn los!
Die Elfe rammte ihren Arm mit voller Wucht durch das Rückrat des Hobbits und dann verschwand sie spurlos. Ohne zu überlegen rannte Sora nun endlich los, zu Frodo! Er lag auf dem Boden und das Blut war überall, als sie sich neben ihn hinkniete und ihn aufhob um ihn abzustützen, sah sie noch ein wenig Leben in seinen blauen Augen. Alles war ihre Schuld, dass wusste sie, warum hat sie nicht loslaufen können um ihn zu retten? Warum hatte sie nicht die Macht dazu gehabt sich zu wehren? Hätte sie etwas gegen die Elfe ausrichten können? Und leise drang seine Stimme zu ihr hoch: ‚Warum bist du nicht weggelaufen? Sora ich hasse dich!'
Was hatte er eben gesagt? "Ich hasse dich?"Ja natürlich hasst er mich, wie sollte es auch anders sein, nachdem ich ihn getötet habe? Ich bin Schuld, ich allein! Ich habe zugelassen das sie ihn tötet! Ich habe Frodo getötet! Egal was geschieht, ich kann nicht zurück, ich muss sterben! Ich sollte sterben! An seiner Stelle, er verdient den Tod nicht! Warum habe ich mich nicht an seiner Stelle umbringen lassen?
Das letzte was seinen Augen Ausdruck verlieh war der Satz und er sah nicht mehr freundlich dabei aus, er war erschöpft und angestrengt gewesen, schwach und seinen letzten Atem in den Lungen hatte er für diese letzte Botschaft genutzt. Nun war er ganz leer und sein Blut über Sora verschmiert die ihn in den Armen hielt und weinte. Sie hatte ihn doch lieb, und jetzt sollte er sterben, nur weil sie so feige war!
Licht auf der Festwiese, die einzigen die darauf lagen waren Frodo und Sora fern von allem Übel. Und wieder sagte eine Stimme in ihrem Kopf: Pass auf es ist gefährlich! Du musst aufpassen, vielleicht kommt sie wieder, sei wachsam!
Aber dieses Mal entgegnete sie der Stimme: Wir sind nicht am Brandywein, wir können hier bleiben, wie müssen nicht zu Mutprobe wenn wir es nicht wollen! Wir können hier beruhigt sein!
Vielleicht hätte Sora Recht haben können, vielleicht ist es wirklich unwahrscheinlich, wenn hier eine dunkle Elfe auftauchte. Außerdem wollte Sora im Moment nicht an irgendwelche Elfen oder Gefahr denken, nein das war unnötig, sie war viel lieber in seinen Armen! In Frodos Armen! Sie hielten Sora warm umklammert und sie war sich jetzt absolut sicher, hier bei Frodo, in seinen Armen, da geschieht ihr nichts. Ein Bombenhagel könnte nun auf sie nieder regnen und sie wäre geschützt. Aber Sora irrte sich!
Frodo war nicht länger bei ihr! Die Arme die sie nun umschlangen waren dünn und weiß, und sie lag auch nicht mehr auf der Festwiese, sie war in der Nacht! Am Brandywein! Wie war es denn nur möglich dass sie hier war, und eben konnte sie noch die Vögel hören? Sollte es denn wieder so sein dass sie lebte und er sie hasst? Sollte sie schon wieder mit ansehen wie Frodo stirbt? Sie wollte es nicht noch einmal mit ansehen, nicht noch einmal, nie wieder wollte sie sehen, wie es ist, wenn das Leben aus seinen Augen weicht, eher wollte sie sterben!
Die Elfe zischte ihr etwas ins Ohr und sie erkannte ihre Worte ähnlich wie die eines weisen Elben.
Woher weiß die Elfe was ich will?
Und im nächsten Moment da sah sie schon, wie die dünnen Krallen ihrer Klaue sich langsam durch ihr Fleisch bohrten. Es schmerzte, es schmerzte heftig, sie würde in Stücke gerissen werden, dachte Sora, bitte lass es schnell vorbei sein, bitte lass mich nicht lange leiden! Bitte, bitte lass es schnell aus sein!
Aber es war nicht schnell aus! Nicht schnell genug jedenfalls. Sora dachte schon, dass die Elfe nun endlich aus ihrer Bauchdecke hervorkam, die sie eben durch ihr Rückrat gedrückt hatte, aber sie irrte sich. Die Elfe ließ sie ohne weitere Worte auf den Boden sinken. Sora lag in ihrem eigenen Blut, sie spürte nichts mehr, sie sah fast nichts mehr. Nur eine Gestallt, die sie als die Frodos erkannte war zu ihr getreten und dann wurde sie aufgehoben, und jeden Zentimeter den sie in Frodos Arme zurückglitt hat ihr ganzer Körper um einiges mehr weh und schließlich konnte sie ihn ansehen. Er war gesund! Und er lebte noch! Ein Lächeln musste sie jetzt noch zu Stande bringen, sie flehte so sehr ein Lächeln auf sie Lippen zu bekommen, doch als sie Frodos Stimme, deutlicher denn je hörte, brauchte sie sich nicht mehr zwingen zu lächeln. Der Satz würde sie wohl weiterhin begleiten, für immer: ‚Warum hast du dich töten lassen? Ich hasse dich!'
Sora schreckte jäh auf, laut atmend und schwitzend hing sie noch immer an ihrem kalten Steinkreuz und Tränen liefen ihr über das Gesicht. Das Träume sich immer und immer wieder in ihrer ganzen Schrecklichkeit wiederholten hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nicht erlebt, sie wollte nicht mehr schlafen, nicht mehr träumen wenn es sich verhindern ließe. Sie mochte Frodo doch so gerne, in seiner Nähe fühlte sie sich anders und irgendjemand hatte anscheinend Freude sie von innen heraus zu vernichten.
Arien sah zu ihr hinüber: „Sora! Bist du wach?"
„Wach und lebendig. Halbwegs jedenfalls. Ich habe von Herrn Frodo geträumt!", sagte sie leise.
„Du liebst ihn also wirklich."meinte Arien und eigentlich wollte sie noch mit einem Grinsen auftreten, was sie allerdings doch nicht tat.
„Woher willst du das wissen!? Kannst du in meinen Kopf sehen!? Dann weißt du nämlich dass es nicht so ist! Ich liebe ihn nicht, er ist nur mein bester Freund und ich musste mit ansehen wie er stirbt!", fuhr Sora das Elbenmädchen an.
„Aber du hast doch gesagt du fühlst dich anders in seiner Nähe oder?", fragte Arien.
„Ich habe das nie zu dir gesagt! NIE!", schrie Sora Arien an.
Arien blieb stumm, wieso sagte Sora so was? Sie hatte doch eben zu ihr gesagt das es so war!
Aber Arien konnte ja nicht ahnen, dass sie langsam die Fähigkeiten der Calaquendi entwickelte. Der zum Herz gewordene Silmarill wuchs und nun bekam sie die Fähigkeit in die Köpfe anderer zu blicken, allerdings konnte sie nicht wie Galadriel in die Zukunft sehen.
Die Elfe kam zu den Gefangenen herein, Sora hatte ihren Blick nicht auf den Boden gerichtet, sondern nach oben. Die Elfe steuerte aber auf die Gefangenen zu und sah zu Arien auf.
„Ich schätze ihr habt Hunger und Durst!", zischte sie.
„Wie schön das du auch mal auf diese Idee kommst, Elfe!", sagte Arien verachtend.
„Nun, wir können dich ja nicht verhungern lassen, denn wir brauchen dich ja noch als Lösegeld. Und der Preis für dich ist schlicht und einfach Narya!", zischte sie mit einem schrillen Kichern.
„Ja doch! Ich weiß!", entgegnete Arien, „aber was mit Sora? Warum wollt ihr sie haben? Was ist los?"
„Es ist so, wir zehren erst Geist und Seele aus, bevor wir sie töten können. Wenn sie tot ist, dann können wir endlich ungehindert die Welt in die Dunkelheit führen und Mittelerde wird beherrscht von Mordor!", drang die zischende Stimme von Morfallas in Ariens Kopf.
„Und was verdammt ... warum wollt ihr sie töten?", fragte Arien.
„Sie behindert uns!", zischte Morfallas knapp und verschwand wieder, „ich lasse euch was zu Essen schicken!"
„Vergiss die Giftmischung nicht!", schrie Arien ihr nach, doch ihre Worte verhallten an den Wänden der dunklen, leeren Höhle.
Akt 3:
Verhexte Weidenwinde
„Sora – Chan. Sora? Kennst du vielleicht Gil-galads Lied?"
„Ja. Herr Bilbo hat einen Teil davon übersetzt, ich habe es gelernt, weißt du doch!", meinte Sora leise.
„Du darfst dich nicht so hängen lassen, genauso wenig wie ich. Also lass uns etwas singen ja?", schlug Arien vor.
Sora dachte sie hörte nicht recht, und all diese Ungerechtigkeit, diese düstre Lage und der Schmerz kamen noch deutlicher zum Vorschein als sie sich bewusst wurde, wie die Elbin offenbar dachte, so dumm konnte man doch nicht mehr sein!
„Hör zu Arien, ich habe im Moment andere Dinge im Kopf! Wie kommst darauf das ich singen will!? Du hast keine Ahnung was ich im Moment will! Lass mich in Ruhe hast du das verstanden?", schrie Sora und ihre Augen schienen nicht mehr ihr zu gehören, sonst waren sie lichterfüllte freundliche Augen, und jetzt, sie waren fast schwarz, so kam es Arien vor.
Arien tat es ein bisschen Leid, jedoch konnte sie den Ausbruch nicht verstehen und so blieb sie wieder still hängen und achtete auf gar nichts weiter bis auf eine kleine Tatsache, die wohl eher nebensächlich war, aber ihr doch auffiel.
Es war doch eigentlich Tag, es musste Tag geworden sein, aber es war viel zu dunkel dafür! Gott sei Dank hatte Arien keine Ahnung was dort draußen vor der Höhle geschah, sonst wäre sie sicher noch in den Zustand von Sora verfallen.
Der Hexenmeister von Angmar und die dunkle Elfe Morfallas standen natürlich vor der Höhle und der Hexenmeister zauberte ein wenig mit den Bäumen und dem Wasser herum, die um die Weidenwinde standen und das Wasser nahm er aus der Weidenwinde um einen Wall zu erzeugen.
„Und Ihr meint dass das hier klappt?", fragte Morfallas wie gewöhnlich zischelnd.
„Es hilft mir über die Tatsache hinaus, dass es nicht mehr elender Tag wird, und mich schlecht gelaunt stimmt. Außerdem ist der Wall zur Abwehr ungehobelter, kleiner, dreckiger Elben da. Sie kommen hier nicht herein, egal was sie tun, sie kommen gegen die Feanorischen Flüche nicht an. Calaquendi ... Moriquendi ... Avari und wie sie alle heißen! Sie kommen hier nicht rein und wenn ich noch einen miesen Sonnenstrahl vor meinen Füßen sehe, dann werde ich aber ganz böse!", antwortete der Nazgûl.
„Natürlich ... einen Wall aus Bäumen und Wasser, und das hält sie davon ab hierher zu kommen?!", sagte Morfallas.
„Ich bitte dich, jetzt komm mir nicht damit. Die künstliche Nacht habe ich heraufbeschworen weil es mich ärgert der Sonne ins Gesicht zu blicken, Morfallas!", zischelte der Nazgûl und wandte sein (eigentlich nicht vorhandenes) Gesicht Morfallas zu und diese setzte (für ihre Verhältnisse) warmes Lächeln auf und wandte sich wieder der Höhle zu.
In einem Teil des Auenlandes, genauer gesagt in Krickloch bei Bockland, wanderten Pippin und Frodo in Richtung des Alten Waldes.
„Du, Frodo. Sag mal, müssen wir wirklich in den Alten Wald gehen? Der ... der ist gefährlich!", meinte Pippin.
Frodo konnte gut aus Peregrins Stimme entnehmen, dass er Angst hatte, schließlich war der junge Hobbit ja erst 21 Hobbitjahre alt und glaubte an die Geschichten über den Wald. Frodo aber wusste, dass er dort hineingehen musste und sagte dann:
„Ich bin fest entschlossen in den Alten Wald zu gehen. Ich muss Sora zurück holen, ich habe es Sam versprochen und ich kann es auch nicht mit meinem Gewissen ausmachen wenn ich wüsste das sie irgendwo dort gequält wird. Sie denkt vermutlich, dass ich von der Elfe getötet wurde oder irgendwas der Gleichen. Und nur durch meiner Unfähigkeit mich zu wehren. Ich muss einfach gehen Pippin!"
„Keine Sorge Frodo. Wir holen sie auch zurück, das wäre ja gelacht. Komm schon, wir müssen uns eben ein wenig beeilen!", entgegnete Peregrin und beschleunigte seine Schritte. Frodo blieb aber abrupt stehen und sah mit ernstem Blick auf seinen Vetter.
„Du musst nicht mit mir kommen, Pippin."meinte er.
„Ich weiß doch Frodo – Kun. Aber ich mag Sora doch auch und ich will ihr auch helfen glaub mir. Und außerdem wäre es größenwahnsinnig alleine dorthin zugehen! Ich begleite dich Frodo!", versprach Pippin mit seinem zuversichtlichsten Gesichtsausdruck den er je in seinem Leben aufgesetzt hat.
Frodo lächelte, er versuchte zu wirken wie immer aber der junge Hobbit wusste, dass dies nur ein verzweifelter Versuch war, Trauer und Sorge zu verstecken. Vielleicht war es sogar das miserabelste Lächeln das er je von Frodo gesehen hatte, er lächelte sonst viel freier und fröhlicher, einfach warm war es sonst, und jetzt sah er aus als ob er nie wieder Glücklich sein könnte. Und die Tatsache dass Frodo keinen Hel daraus mache wenn Pippin ihn fragte, machte den jüngeren der beiden traurig.
„Du willst sie beschützen weil du sie von Herzen gern hast, das bewundere ich wirklich!", meinte Pippin.
Frodo sah ihn verdutzt an.
„Ja ehrlich, ich meine du willst alles daransetzen das du Sora zurückbekommst. Du magst sie weil du sie beschützen kannst."erklärte Pippin.
Frodo lächelte ein wenig und antwortete ihm:
„Nein, ich mag sie nicht nur weil ich sie beschützen kann. Sie ist nun einmal über die Jahre zu einem wichtigen Teil in meinem Leben geworden, und wenn dieser Teil jetzt von mir weggerissen wird, dann wird´ ich wohl nirgendwo mehr richtig glücklich, und auch das Auenland müsste ich verlassen, irgendwo hin, wo mich keiner findet. Denn ich habe Sam versprochen seine kleine Schwester zurück zu holen. Ich bin es ihm und mir einfach schuldig."
Die beiden setzten ihre Reise schweigend fort, der Waldrand des dunklen drohenden Alten Waldes wurde immer größer und die Schwärze nahm noch mehr zu. Pippin kam es vor als ob eine nächtliche Kälte zu ihnen hinüber kroch, denn es wurde ihm verdammt kalt. Und nach wenigen Minuten traten sie an den Waldrand.
„Da rein!", sagte Pippin zähneklappernd.
„Komm!", sagte Frodo und sie tauchten in das Dunkel des Waldes ein.
Die Luft war stickig und roch als wenn sie von jemanden schon mindestens zehn mal durchgeatmet worden war. Frodo schauderte es ein wenig, der Anblicke dieser großen Bäume kam ihm dunkler vor als je zuvor, doch er ging weiter. Aber steht's mit der einen Frage im Kopf: war es gut dass sie ohne Waffen in diesen Wald gegangen sind?
Er kannte ja diese Geschichten und Gerüchte um die Bäume die plötzlich die Plätze vertauschten und selbst laufen können. Besonders gruselig sollte der Bereich um die Weidenwinde sein.
„Vielleicht ist das doch keine so gute Idee!", bibberte Pippin.
„Komm oder geh!", sagte Frodo fordernd und ging weiter in Richtung der Weidenwinde, es schien ihm richtig dort lang zu gehen. Der Arme Peregrin hatte allerdings viel Mühe seinem Vetter zu folgen um nicht zurück zubleiben.
In Lothlórien wartete Legolas ungeduldig auf Haldir, er stand vor seiner Zimmertür und versuchte schon seid einer ganzen Weile ihn daraus zu kriegen. Nicht das Haldir sich die Haare kämmen oder sich die Nase pudern müsste, es war wohl eher die Tatsache, dass er die Wahrheit über Arien gehört hatte und sich darüber den Kopf zerbrach. Es dauerte noch eine Weile bis Haldir endlich aus dem Zimmer kam.
„Na endlich! Wo bleibst du denn?", mahnte Legolas.
„´tschuldigung. Ich habe mein Schwert noch schärfen müssen. Aber jetzt kann es losgehen."stimmte Haldir zu.
Die beiden gingen nach unten und stiegen auf ihre Pferde. Arwen war auch schon unten und blickte die beiden hoffnungsvoll an:
„Ihr müsst sie finden!"
„Das werden wir. Wir haben die besten Chancen die Elfen ausfindig zu machen!", meinte Legolas und Haldir nickte stumm.
Die beiden machten sich auf den Weg und ritten im schnellem Trapp.
„Ist irgendetwas mit dir Haldir? Du bist so komisch!", bemerkte Legolas.
„Ne, alles in Ordnung. Aber Ihr solltet Euch eher um die kleine Honigblüte Sorgen machen, nicht um mich!", sagte Haldir düster.
„Man merkt echt das du von den Avari abstammst! Immer so pessimistisch. Ich bin mir sicher wir werden sie retten können."meinte Legolas.
„Wieso Avari!? Was bist du? Dunkelelb?", fragte Haldir spöttisch.
„Nein, aber ein Grauelb."antwortete Legolas und hatte ein mehr oder weniger freches Grinsen auf den Lippen.
Fest entschlossen, oder eher mehr oder weniger fest entschlossen, ritten die beiden los in den Alten Wald um das Quartier der Elfen zu finden, was sie dabei noch erleben werden erzähle ich dann später. Aber ich bin mir sicher das sie es schaffen werden!
