A/N: Dieses Kapitel wird für eine Weile leider das letzte sein, da ich derzeit zuhause keinen Zugang zum Internet habe. Aber ich werde mich bemühen, in der Zwischenzeit weiterzuschreiben - und die Kapitel wieder länger (und amüsanter) zu machen. Puh, man sollte wirklich nicht schreiben, wenn man an Schlafmangel leidet...

Wie üblich gehört keine der Figuren mir, nicht einmal der Troll. (Okay, der Baum war meiner. Aber nur der. Was, auch nicht? Hey, kann man heutzutage nicht einmal einen Baum erfinden? Schon gut, schon gut, ich weiß, daß der verbotene Wald JKR gehört... seufz)

Mein Name ist Professor Quirrell. Mein Vorname ist unbekannt. So viel zu meiner Wichtigkeit.

Noch vor einigen Monaten war ich ein junger, unbedarfter und überängstlicher Zauberer. Trotz - oder gerade wegen - meines Wissens über die Dunklen Künste fürchtete ich mich selbst vor meinem eigenen Schatten. Ich hatte keine Ahnung, wie ich in diesem Zustand noch in Hogwarts unterrichten sollte. Doch dann traf ich auf diese Schlange, und mein Leben veränderte sich.

Die Schlange - das war der einst gefürchtetste Zauberer der Welt (wie er nicht müde wird zu betonen), Lord Voldemort. Er bot mir eine Art Pakt an: Wenn ich ihm das beschaffe, wonach er strebt, verhilft er mir zu Macht und Ansehen. Wonach er strebt - der Stein der Weisen. Ein neuer Körper. Ewiges Leben.

Würde das nicht jeder wollen?

Ich fand durch gezielte Recherchen heraus, daß sich der Stein in einem Schließfach bei der Zaubererbank Gringott's befand. Daher machte ich mich auf zur Londoner Zentrale, um ihn für meinen Meister zu stehlen. Und in London begegnete ich zum ersten Mal dem "Jungen, der lebt": Harry Potter.

Daß der Junge lebt, hätte ich ihnen auch so sagen können. Leichen sprechen nicht und laufen auch nicht herum. Aber die Leute können sich ja einfach keine vernünftigen Beinamen einfallen lassen...

Nun, mein Versuch, den Stein zu entwenden, ging schief. Es gelang mir zwar, bis zu besagtem Schließfach vorzudringen, doch es stellte sich heraus, daß dieses bereits geleert worden war. Ohne Zweifel hatte Dumbledore seine Finger im Spiel. Der alte Schokofroschfan neigt manchmal zu verdammt guten Vorahnungen. Vielleicht sollte er Sybill Trelawneys Posten übernehmen - die Irre kann doch nicht einmal das Wetter vorhersagen. Stattdessen entwickelt sie die düstersten Prophezeiungen um schreckliche Verletzungen und Todesfälle. Will sie damit irgend etwas kompensieren? Ähm, ich schweife ab. Zurück zum Thema.

Lord Voldemort war natürlich nicht angetan von meinem Versagen. Er beschloß, er könne mich fortan nicht mehr ohne Aufsicht lassen. Was das bedeutet, sollte mittlerweile klar geworden sein: Er nistete sich in meinem Hinterkopf ein. Dort führt er ein recht geruhsames Leben, hält gerne Monologe und neigt dazu, von einer obskuren Grillsoße zu schwärmen. Ehrlich, so hätte ich mir den Dunklen Lord nicht vorgestellt. Er ist eher eine Witzfigur.

Aber eine ziemlich mächtige...

Die Chance kam an Halloween.

Quirrell hatte mittlerweile mit Voldemorts Hilfe einen recht guten Plan ausgearbeitet, wie er für den benötigten Aufruhr sorgen konnte. Dabei kam ihm zugute, daß er ein Händchen für den Umgang mit Trollen hatte. (Schnippische Bemerkungen über einen vergleichbaren Intelligenzquotienten ignorierte er normalerweise.) So hatte er auch eines der massigen, stupiden Ungetüme als Wächter für den Stein der Weisen abgestellt. Keine unüberwindbare Hürde. Die anderen Lehrer hatten da schon kniffligere Aufgaben gestellt...

Während in der Schule allgemeiner Trubel ausbrach - wie immer vor einem Festessen -, schlich er sich aus dem Gebäude und geradewegs in den Verbotenen Wald. Vor einer Weile hätte er sich noch zu Tode gefürchtet bei der Vorstellung, den unheimlichen Forst zu betreten. Nun aber blieb er ruhig und zuversichtlich. Ihm konnte nichts geschehen, sein Meister war bei ihm.

An seinen letzten Besuch im Wald erinnerte er sich allerdings recht ungern. Voldemort hatte wieder einmal seine Dosis an Einhornblut gebraucht ("ekelhaft, aber es muß sein..."), doch diesmal war es nicht ungestört abgegangen. Dieser Dummkopf Hagrid hatte Wind davon bekommen, daß etwas nicht mit rechten Dingen zuging, und hatte sich mit seinem Hund auf dem Weg gemacht, um den rätselhaften Einhornmorden auf die Spur zu kommen. Dabei hatten sie beinahe den in einer weiten Robe verhüllten Quirrell überrascht, der gerade rechtzeitig geflohen war. Dann war er auch noch einigen Zentauren über den Weg gelaufen, die versucht hatten, ihn aufzuhalten. Konnten diese Viecher nicht bleiben, wo der Pfeffer wuchs? Aber nein, sie mußten ja gerade dann auftauchen, wenn er sie am wenigsten gebrauchen konnte.

Nun hielt Quirrell Ausschau nach einem Troll. Er wußte, daß sich ab und zu eines dieser Wesen in den Verbotenen Wald verirrte. Üblicherweise blieben sie nicht lange - es gab dort Dinge, die selbst einem Troll Furcht einjagten. Doch sie ließen sich nicht auf Dauer abschrecken. Sture trollische Dummheit eben.

Der Troll, der sich derzeit im Wald aufhielt und vergeblich versuchte, mit einem Baum zu kommunizieren, war selbst nach Troll-Maßstäben dumm. Die ungefähr fünf Gehirnzellen, die einsam durch seinen hohlen Schädel drifteten, befaßten sich fast ausschließlich mit den Gedanken "Essen" und "Auf Dinge einschlagen" (beziehungsweise "Ugh" und "Ugh" auf Trollisch). Ab und zu kam auch eine vage Ahnung von geschlechtlichen Aktivitäten auf, doch da der Troll noch immer mit dem Problem kämpfte, Bäume und Trollinnen auseinanderzuhalten, hatte diese Idee keine sinnvollen Konsequenzen.

Seltsamerweise begriff das Ungetüm jedoch sofort, was der kleine Mensch von ihm wollte, der gerade vor ihm stand. Mitkommen. Es grunzte enttäuscht (der Baum schwieg stur), zuckte mit den massiven Schultern und trottete dem winzigen Geschöpf hinterher.

Quirrell gelang es tatsächlich, den Troll bis in die Keller von Hogwarts zu führen. Er atmete erleichtert auf und eilte dann hinauf in die große Halle, in der das Halloween-Festmahl gerade in vollem Gange war. Zeit zu überprüfen, ob seine schauspielerischen Fähigkeiten ausreichten, um Schüler und Lehrer zu täuschen. Er stieß die Tür auf und stürmte in die Halle hinein, einen angemessen entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht. "Troll... im Kerker... ich dachte, ich sag's Ihnen", stieß er hervor und fiel dramatisch in Pseudo-Ohnmacht.

Das darauf folgende Chaos hatte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Die Schüler sprangen kreischend von ihren Plätzen auf und rannten ziellos umher, kollidierten mit Mitschülern und Tischen. Teller und Becher fielen auf den Boden und zerschellten. Quirrells Hinterkopf wurde von einer Gabel getroffen, was Voldemort zu einem unterdrückten Schmerzenslaut veranlaßte, der jedoch im allgemeinen Lärm unterging. Erst Dumbledore schaffte es, einigermaßen wieder Ruhe herzustellen, indem er ein beeindruckendes Feuerwerk aus dem Ende seines Zauberstabes schießen ließ. (Es kostete ihm ziemliche Überwindung, den Zauber zu verschwenden, den er sich eigentlich als Überraschung für den Nachtisch aufgespart hatte.) "Die Vertrauensschüler führen ihre Häuser sofort zurück in die Schlafsäle. Die Lehrer kommen mit mir", befahl der weißhaarige Schulleiter.

Quirrell sah seine Chance gekommen, rappelte sich auf, als niemand hinsah, und machte sich auf den Weg in den dritten Stock. Stein der Weisen, ich komme! Hätte er allerdings noch einen Blick auf die versammelte Lehrerschaft geworfen, so wäre ihm etwas sehr Relevantes aufgefallen...

"Sie haben sich doch nicht etwa schon wieder verlaufen, Quirrell?"

Der Lehrer bremste abrupt, als er sich plötzlich Soßenmeister... ähm, Zaubertrankmeister Snape gegenüber sah, der ein ziemlich herablassendes Grinsen zur Schau trug.

"N-nein, ich..."

"Zum Kerker geht es nach unten, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte." Snape packte Quirrell am Arm und zerrte ihn mit sich. Voldemort unter dessen Turban schaute verwirrt drein, was allerdings aus verständlichen Gründen niemandem auffiel.

"Lassen Sie mich endlich los, Sie alter Schmierkopf!" brüllte Quirrell und versuchte, sich aus Snapes eisenhartem Griff zu befreien. Dieser war nicht sonderlich angetan von der Beleidigung, und seine Hand schloß sich so fest um den Arm seines Kollegen, daß seine Hand begann, kalt und taub zu werden. "Ich will ja nicht wissen, wie es um den Zustand Ihrer Haare bestellt sein muß, wenn Sie ständig diesen lächerlichen Turban tragen", knurrte der schwarzhaarige Lehrer.

"Er ist ein E-erbstück meiner G-groß-mutter", murmelte Quirrell wenig überzeugend.

"Ach ja? Letzte Woche war er noch das Geschenk eines afrikanischen Prinzen. Was er wohl morgen sein wird? Vielleicht wollen Sie mir dann weismachen, daß es sich um einen außerirdischen Parasiten handelt, der sich nur rein zufällig Ihren Kopf als Wohnstätte ausgesucht hat?" Snape schnaubte unwillig und zerrte den verzweifelten Quirrell weiter mit sich.

Im Kerker war der Troll jedoch nicht mehr. Er hatte sich dort gelangweilt und war ziellos durch die Schule gewandert, bis er zufällig in eine Mädchentoilette geraten war. Dort hatten sich diverse Ereignisse zugetragen, die unter anderem eine fliegende Keule und einen Zauberstab in der Nase umfaßten. Als Quirrell und Snape dort ankamen - zusammen mit Minerva McGonagall, die ihnen unterwegs begegnet war -, sahen sie dort einen ohnmächtigen Troll, umringt von drei mitgenommen wirkenden Gryffindor-Erstkläßlern.

McGonagall schnappte nach Luft. "Sie drei sind mir eine Erklärung schuldig!" schnappte sie.

Überraschenderweise war es Hermine Granger, die die gesamte Schuld auf sich nahm. Sie behauptete, sie habe versucht, den Troll allein zu besiegen, und sei schließlich von ihren Mitschülern Ron Weasley und Harry Potter (Voldemort fluchte leise unter dem Turban) gerettet worden. Quirrell warf einen Seitenblick auf Snape und bemerkte, daß dieser skeptisch die Stirn runzelte.

Miss Granger bekam für ihre Selbstüberschätzung fünf Hauspunkte abgezogen, während Harry und Ron jeweils fünf Punkte für "unverschämtes Glück" erhielten. Eine etwas mangelhafte Begründung, dachte sich Quirrell und folgte der stellvertretenden Schulleiterin mit den Augen, als sie die Toilette verließ. Er wandte sich ebenfalls zu Gehen, doch Snape hielt ihn auf. "Nun beweisen Sie mal Ihre Fähigkeiten, Handtuchkopf", zischte er. "Hatten Sie nicht einmal erwähnt, ein Händchen für Trolle zu haben? Es sollten Ihnen folglich nicht schwerfallen, diesem hier zu sagen, was er... zu tun hat." Mit einem unergründlichen Blick wandte er sich zum Gehen.

"Manchmal überrascht Severus mich", murmelte Voldemort nachdenklich, während sein Gastkörperbesitzer nervös auf das ohnmächtige Monstrum herabstarrte und bei jedem Atemzug desselben zusammenzuckte. "Ab und zu habe ich das Gefühl, er ist zu intelligent, um ein Todesser zu sein."

Wenn er geahnt hätte, wie richtig er damit lag...