# Kapitel 4 #

- Von Verwirrung und Schwäche -

4.1

Inzwischen war fast eine Woche vergangen und ich war absolut aus meinem sonstigen Gewohnheitsablauf heraus gerissen. Ich bekam einfach nicht mehr die Kurve. Es war nicht so, das dadurch meine Noten litten, nein es war eher eine Innere Unruhe die mich herum trieb, Nachts wach hielt und Tagsüber fast schlafen ließ.

Ich schin in den Stillstand gekommen zu sein. Mein Elan war Weg... gone with the wind, wie man so schön sagt. Die Vorbereitungen für das Fest zu Halloween hingegen liefen auf hochtouren, die Gerüchteküche brodelte mehr denn je und mir kam zu Ohren das Malfoy etwas großen geplant hatte das Harry Potters ansehen „... garantiert vernichten wird, sag ich dir! Das wird absolut-hyper-genial!"

„Und was genau ist denn diese so ‚absolut-hyper-geniale' Sache nun?"

„Nun.. öhm..."

„Ach Parkinson. Komm wenn du bessere Infos hast."Eigentlich meinte ich es nicht wirklich böse, normalerweise jedoch bin ich über so gut wie alles was in Hogwarts passiert schon im vorraus – bei spontanen Sachen auch erst im nachhinein – informiert. Und es fuchste mich schon etwas das ich diesmal genauso viel bzw. wenig wusste wie die anderen.

Auf alle Fälle war mir gar nicht zu feiern zumute, aber dank Malfoy könnte es doch noch belustigend werden.Als es Zeit war sich zur Ruhe zu begeben, begab ich mich dorthin wo ich mich seid fast einer Woche jeden Abend zurück ziehe. Den Garten. Eilig huschte ich durch die Gänge und erregte gekonnt weniger als keine Aufmerksamkeit. Wie schon einmal erwähnt, man muss sich nur gut genug informieren.

Auf meiner Lieblingsbank niedergelassen schloss ich die Augen und meine Gedanken flossen davon. Formten sich neu und drehten sich wie die letzten Tage immer wieder im Kreis...

4.2

Dieser Zwischenfall in Hogsmade, er machte mir zugegebender Maßen doch mehr zu schaffen als ich dachte...

Nicht nur das mein restliches Jahr hier die reinste Hölle werden würde wenn sie auspackte, nein, sie musste sich auch noch bei mir entschuldigen. Gleichgültigkeit okay, Hass okay, aber Interesse? So saß ich in der Anlage und hörte den nervigen Grillen zu während ich versuchte mir einzureden das die letzten Tage nie passiert waren. So langsam aber sicher würde ich verrückt werden wenn ich weiter darüber nachdachte. Mittlerweile war ich auf dem Weg runter zum See. Die Nachtluft tat gut.

Unten angekommen setzte ich mich ins weiche Gras. Ich kam mir vor wie ein kleines pubertierendes Mädchen das versucht eine Valentinskarte an die heimliche Liebe in der fünften Klasse zu schreiben. Ich sollte Hermine Granger wohl einfach mal beiseite nehmen sie böse anstarren und ihr einbläuen das ich eine kleine Persönlichkeitsstörung aussitze die sich darin zeigt das ich nett zu allen und jedem bin, sich das aber in genau einer Woche wieder legen wird und wenn sie mir dann über den Weg laufen würde... oder, so ähnlich jedenfalls.

Wie wäre es mit ‚Hey, die Rettungsaktion solltest du nicht so auffassen wie einen Wohlgefallen. Ich fand das nur Unfair, nichts weiter. Du interessierst mich kein Stück und ich mag dich nie wieder sehn, also sieh zu das du mir den Rest der Schulzeit aus dem Weg gehst!'

Ja, das wäre eine gute Variante, genau so wie all die anderen Varianten aus den letzten Nächten. Noch ein bisschen daran rumfeilen dann passt das schon und...

„Hi..."

Triebhaft zuckte ich zusammen. Wer mochte noch des Nachts draußen im Gelände herumschleichen? Ich schaute mich nicht um und dann trat eine zierliche Gestalt in mein Blickfeld.

„Ähm... störe ich?"

„Passt schon."Wie oft hatte meine Mutter versucht mir diese völlig unangebrachte Antwort auszutreiben. Aber irgendwie, ich mag sie einfach und wollte sie beibehalten. Mit einem Sprung stand ich auf meinen Hinterläufen und wendete mich ihr zu.

„Was gibt's?"

„Ich wollte noch einmal mit dir reden."Begann sie und fuhr sich durch die Haare um sie aus dem Gesicht zu streifen, so dass das Mondlicht von der Seite ihr zartes Gesicht in einen silbrigen Glanz tauchte.

„Nun gut. Dann schieß mal los."

„Ich wollte mich für mein Verhalten entschuldigen, vielleicht, nein, ganz sicher hatte ich Vorurteile."

„Das macht nichts. Die waren auch berechtigt. So nett wie du mich kennen gelernt hast bin ich eigentlich gar nicht. Im Prinzip halte ich von dir nichts, das wäre nur kein fairer Kampf gewesen und auf so was steh ich nicht. Also, lass gut sein."

Ihre Augen wurden bei jedem Wort größer und da ich mich gerade so in Schwung geredet hatte, endete ich hier nicht wie geplant sondern musste noch überflüssiges hinzuerfinden. Heute ist mir klar wieso ich das getan hatte. So konnte ich sie am besten von mir fern halten.

„Nicht das ich von Malfoy mehr halte, aber er ist in jedem Fall ein besserer Umgang als ein elendes Schlammblut..."

Klatsch!

Die hatte gesessen. Meine rechte Gesichtshälfte schmerzte unangenehm und Wut kochte in mir hoch. Meine Angriffslust meldete sich. Ich hob die Hand und diese landete direkt ebenso klatschend auf Hermine Grangers linker Wange.

Als sie den Kopf wieder hob und mich ansah bemerkte ich abermals wie ihre rechte Hand ausholte. Doch dieses mal hielt ich sie fest, drückte ihren Arm nach unten und verdrehte ihn leicht, trat einen Schritt auf sie zu, so dass uns nur noch Millimeter trennten. Sie war etwas kleiner als ich und so musste ich den Kopf etwas gesenkt halten um sie ansehen zu können.

Ihr leicht geöffneter Mund bebte erregt und ihr bestürzter Blick traf den meinen. So standen wir da und schauten uns an. Dieses mal hatte ich nicht den Eindruck das sie durch mich hindurch sah, sondern direkt in mich hinein. Ihr Atem intensivierte sich zunehmest und ihre Lippen versuchten Worte zu formen.

Einige Wohl unendliche Sekunden beobachtete ich diesen misslingenden Versuch, jetzt hielten ihre Lippen plötzlich inne und ihre Augen wanderten hinunter zu den meinen, dann trafen sich unsere Blicke wieder. Jetzt lag ein anderer, fragender, Ausdruck in ihren Augen und ich spürte wie sich ihr Körper gegen den meinen schmiegte.

In mir stieg eine unerwartete Wärme auf und entflammte mein ganzes Selbst. Ich wollte sie von mir stoßen, verhindern was gleich passieren würde und die dadurch bedrohlichen Folgen verhindern, die der nächste Schritt mit sich bringen würde, aber ich konnte nicht. So stand ich da, hilflos und ihrem Bann ergeben. Zu schwach um das Ruder noch einmal rum zu reißen.

Auf meiner Haut fühlte ich den Stoff meiner Kleidung intensiver, an jener stelle an der sie ihren Arm langsam um meine Taille legte. Sie neigte ihren Kopf zur Seite, schloss langsam die Augen und ihre Lippen berührten geräuschlos meine Wange.

Der Wind streichelte die Blätter, das Wasser lag ruhig im See und nur der Mond schaute uns zu, wie wir da standen um einen großen Fehler zu begehen. Ich sog ihren süßen Geruch in mich hinein und versuchte ihn zu halten. Wie ihre Lippen wohl schmeckten?

Die Luft um uns war zum zerreißen gespannt und ihr Mund bewegte sich zögernd in Richtung des meinigen. Ich ließ es geschehen und schloss die Augen. Als ihre anmutigen, keuschen Lippen die meinen Trafen implodierte ich und küsste sie zurück, ließ ihren Arm los und umfasste ihren Körper, presste sie noch enger an mich. Eine halbe Ewigkeit standen wir so im fahlen Licht der Welt. Dann wurden unsere küsse stürmischer, fast zügellos glitten wir hinab ins Seelenreich des anderen und ich fand was ich schon so lange gesucht hatte...

Ein Rascheln durchbrach unerwartet die Stille und wir ließen erschrocken von einander ab.

„Mrs. Norris..."hörte ich Hermine bedrohlich flüstern und sah wie sie auf einen nahegelegenen Busch zeigte. „Schnell hoch ins Schloss, wen Filch uns erwischt sind wir erledigt."

Ich folgte ihr ohne ein Wort zu sagen, beobachtete sie wie sie vor mir her hastete. Im Schloss angekommen hielten wir inne und Hermine schaute nervös die Treppe hinauf und wieder zu mir. Ich wollte sie nicht gehen lassen, um alles in der Welt wollte ich heute Nacht mit ihr zusammen sein...

„Geh." flüsterte ich ihr zu, daraufhin rannte sie los und ich hastete in Richtung meines Schlafsaals...


Tja, ich hoffe auch dieser Teil hat euch gefallen.

Ich fand es zumindest ziemlich schwer eine geeignete erste Kuss-Situation herbei zu zaubern. Aber dann entschied ich mich doch für die Ausnahmesituation