2230
Z-Zeit (18.30 Uhr EDT)
Apartment "The Washington 2812"
Georgetown, Washington D.C.
Harm
und Liz betraten die Wohnung von Mac. Sie hatte ihnen fröhlich
geöffnet und nun lief sie etwas unruhig um sie herum.
Harm
lachte: „Was ist mit ihnen los, Mac?"
Liz protestierte: „Ich
dachte wir wären gestern Abend zum Du übergegangen. Wo
bleibt eure Disziplin?"
Die Offiziere schauten sie verwirrt an.
„Naja, eigentlich war das nur gestern... Was ist mit dir los,
Mac?"wiederholte Harm.
„Ich weiß auch nicht. Hier riecht
es verdächtig,"meinte sie und sog erneut den Duft der Umgebung
ein.
Harm lachte noch mehr: „Vielleicht ist es mein neues
Aftershave."
„Nein,"gab Mac zurück. „Das hast du
schon seit 2 Tagen. Es ist etwas anderes."
Liz und Harm schauten
sie verblüfft an. Offensichtlich nahm sie jede Veränderung
an ihrem Partner wahr.
„Jetzt sag mir endlich, was du in der
Tasche hast,"forderte Mac.
Harm zeigte auf die Tasche: „Ach
da. Das sind Liz' Sachen."
„Das glaube ich aber nicht,"sagte
der Marine-Corps-Colonel und ging darauf zu. Ohne zu Überlegen
zog sie den Reißverschluss auf und inspizierte den Inhalt.
Erfreut zog sie einen Plastikbeutel heraus: „Ach und das
chinesische Essen gehört dazu!"
Harms Grinsen wuchs noch
mehr in die Breite, wenn das überhaupt möglich war, als er
sagte: „Ach, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht."
10
Minuten später saßen alle um den großen Tisch
versammelt und aßen genüsslich die mitgebrachten
Köstlichkeiten.
Dabei unterhielt sie sich noch einmal über
die nächsten Tage und vereinbarten, dass sie Harm sofort
informieren würden, wenn irgendetwas passierte. Harm fragte noch
einmal nach, ob es Mac auch wirklich nichts ausmachen würde und
sie versicherte ihm zum hundertsten Mal, dass sie sich der Aufgabe
und der damit verbundenen Verantwortung vollkommen bewusst sei und
damit zurecht käme.
0134
Z-Zeit (21.34 Uhr EDT)
Apartment "The Washington
2812"
Georgetown, Washington D.C.
Der
Moment des Abschieds war gekommen. Harm sollte bereits am Abend
abreisen und nicht erst am nächsten Tag, wie es ursprünglich
geplant war. Deshalb musste er sich nun von Mac und Liz verabschieden
und wenn er nicht zu spät kommen wollte, dann sollte er sich
auch etwas beeilen.
Zuerst nahm er seine Cousine in den Arm und
drückte sie ganz fest: „Hör auf das, was Mac sagt und
stelle nicht ihre ganze Wohnung auf den Kopf."
Liz lächelte:
„Das mache ich schon nicht. Aber du sei vorsichtig, Harmon."
„Wir
sehen uns spätestens in einer Woche wieder."
Dann lösten
sie sich wieder und Liz trat ein Schritt zurück.
„Lassen
sie sich nicht unterkriegen, Commander,"verabschiedete sich
Mac.
„Sie sollten sich eher Sorgen um die anderen Piloten
machen."
„Ach, sie meinen, dass die in ernster Gefahr bei
ihren Flugmanövern sind,"neckte ihn Mac, bevor sie wieder
ernst wurde: „Sei aber wirklich wachsam. Du weißt genau, was
immer passiert, wenn du mal wieder auf einem Flugzeugträger
bist."
Harm nickte: „Mach ich."
Vorsichtig gingen sie
aufeinander zu und umarmten sich. Als sie sich langsam wieder
trennten, waren ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander
getrennt. Mac legte ihre Hand in Harms Nacken und zog ihn wieder zu
sich, so dass sich ihre Lippen sanft berührten.
Nachdem sie
wieder auseinander gewichen waren, schauten sie verlegen zu Boden,
während Liz entzückt lächelte. Sie war sowieso der
Meinung, dass die beiden perfekt zusammen passten. Aber irgendetwas
sagte ihr, dass noch einige Zeit vergehen würde, bis die beiden
wirklich zu ihrer Liebe stehen würden. Doch ein weiterer großer
Schritt war gemacht und eigentlich war es nur noch eine Frage der
Zeit.
Plötzlich wurde Harm bewusst, dass er ja unter
Zeitdruck stand. Deshalb sagte er: „Ich muss jetzt wirklich los.
Tschau."
Er winkte ihnen noch einmal kurz zu, bevor er sich
umdrehte und ging.
Mac und Liz rührten sich zunächst
nicht. Doch dann kehrten sie ins Wohnzimmer zurück, wo sie Liz'
Lager für die Nacht herrichteten.
„Liz, kann ich dich mal
was fragen?"unterbrach Mac die Stille.
„Natürlich, aber
war das eben nicht schon eine?"
Mac war noch zu verwirrt durch
Harms Kuss, als dass sie Liz' Gedanken folgen konnte: „Eine
was?"fragte sie deshalb.
„Eine Frage,"lachte Liz. „Was ist
den mit dir los? Du bist ja ganz durch den Wind. War der Kuss etwa so
... explosiv, dass er dich ganz durcheinander gebracht hat?"
„Es
ist nichts,"redete Mac sich heraus, bevor sie auf ihr eigentliches
Anliegen zurückkam: „Wieso nennst du deinen Cousin immer
Harmon und nicht Harm?"
Liz zuckte mit den Schultern: „Naja,
dass ist nun mal sein Name. Er hat mir auch angeboten, dass ich ihn
Harm nennen kann, aber das klingt irgendwie ... ach ich weiß
auch nicht. Auf jeden Fall gefällt mir Harmon besser."
„Ich
glaube, ich weiß was du meinst. Harm ist so kurz und direkt,
wie es eben üblich ist im Militär. Jeder hat einen
Spitznamen, der etwas streng wirkt."
„Genau,"stimmte Liz
zu.
„Harmon. Harmon,"sprach Mac den Namen mehrmals aus. „Ich
habe eigentlich nie wirklich darüber nachgedacht, aber ich
glaube, du hast Recht. Es verleiht ihm einen weichen Unterton und ich
könnte nicht behaupten, dass das so falsch wäre."
Liz
lächelte und sagte dann: „Ich glaube, wenn du seinen Namen
aussprichst, hat er immer einen zarten Unterton."
Normalerweise
wäre Mac auch über diese Anspielung hinweggegangen, doch
dann wurde ihr bewusst, dass Liz wohl die einzigste Person war, mit
der sie darüber reden konnte: „Ich weiß. In letzter Zeit
ist es wirklich schlimm. Selbst die Kollegen scheinen etwas zu
merken, denn sie werfen uns immer wieder diese Blicke zu."
„Es
ist ja auch nicht zu übersehen,"gab Liz zurück. „Ich
habe es gleich am ersten Tag gespürt. Es ist diese vertraute Art
zwischen euch."
„Unsere Freundschaft ist etwas ganz besonderes
und es gab eine Zeit, in der ich mir gewünscht hätte, dass
mehr daraus wird, aber so langsam denke ich, dass das vielleicht doch
ein Fehler wäre,"gab sie resignierend zu.
„Nur weil es
bis jetzt in euren anderen Beziehungen nicht geklappt hat? Das ist
ein sehr schwaches Argument."
„Aber ein sehr wichtiges. Mir
bedeutet seine Freundschaft so viel."
„Wer bitte schön
behauptet denn, dass die Freundschaft aufhört, wenn man sich
verliebt? Dadurch geht man doch nur auf die nächste Ebene einer
Beziehung und natürlich kann man vorher nicht genau sagen, wie
sich das entwickelt, aber das ist doch das aufregende. Man kann doch
nicht vor seinen Gefühlen weglaufen, aus Angst den anderen zu
verlieren. Denn irgendwann ist es zu spät und dann hat man den
anderen verloren, auch ohne das man ein Risiko eingegangen ist, eben
weil man es nicht versucht hat. Denn wenn man die Gefühle, die
man jemanden entgegen bringt, verleugnet, kann es passieren, dass der
andere es nicht versteht oder einfach nicht akzeptieren kann. Es gibt
immer Gründe, die dagegen sprechen und meistens fallen sie uns
zuerst ein, weil dann alles viel einfacher ist, aber wir sollten uns
auch einmal überlegen, was wir verlieren, wenn wir es nicht
wagen."Liz brach ab, als ihr bewusst wurde, dass sie nicht mehr nur
von Mac und Harm redete.
Mac schaute sie interessiert an: „Und
über wen reden wir jetzt?"Auf den verständnislosen Blick
von Liz fügte sie hinzu: „Ich merke doch, dass dir das selbst
nahe geht und das spricht meistens für eigene unterdrückte
Gefühle."
„Max!"seufzte Liz.
„Verstehe. Du bist
also nicht nur hier, weil du Harmon besuchen willst."Liz schüttelte
den Kopf, so dass Mac fortfuhr: „Du musst nicht darüber
sprechen."
„Es ist nur, dass ich schon mit Harmon geredet habe
und das hat mir sehr geholfen, doch nun muss ich erst mal selbst
damit klarkommen."
Stillschweigend einigten sie sich das Thema
erst einmal ruhen zu lassen.
0002
Z-Zeit (20.02 Uhr EDT)
Apartment "The Washington 2812"
Georgetown, Washington D.C.
„Liz?"
Mac betrat ihre Wohnung und legte erst einmal ihre Aktentasche
ab.
„Ich bin hier,"kam Liz' Antwort aus dem Wohnzimmer.
Mac
trat durch die Tür und sah ihre Untermieterin am Laptop sitzen:
„Es tut mir leid, dass ich erst so spät komme."
„Es
wird dir gleich noch mehr leid tun,"gab Liz mir einem wissenden
Lächeln zurück.
„Wie bitte? Was machst du da
eigentlich?"
Liz schmunzelte: „Ich schreibe mir mit Maria,
meiner besten Freundin, E-Mails. Und zu deiner ersten Frage: Harmon
hat vor etwa 10 Minuten angerufen. Er wollte auch mit dir sprechen,
aber du warst leider noch nicht da. Deshalb soll ich dir ausrichten,
dass du nicht so viel arbeiten sollst. Du brauchst nur ein neues
Ablagesystem und schon geht alles viel schneller und dann hast du
auch wieder Freizeit."
„Typisch!"Mac schüttelte lachend
den Kopf.
„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?"
Mac lächelte
nun auch: „Wie geht es ihm?"
Liz tippte schnell ein Paar
Befehle ein und schob anschließend Mac den Computer hin: „Frag
ihn doch selbst!"
„Was? Nein,"lehnte sie ab, „ich weiß
ja noch nicht einmal seine Adresse."
„flyboyjag.de,"gab Liz
lässig zurück. „Wie lautet die zweite Ausrede?"
Mac
wurde immer nervöser. Irgendwie schlug Liz genau das vor, was
sie wollte und doch war sie nicht mutig genug, es sich selbst
einzugestehen.
Deshalb übernahm Liz erneut die Initiative:
„Ich werde uns etwas kochen. Das gibt dir die Zeit, dich mit ihm zu
unterhalten. Er wollte sich auch mit Trish in Verbindung setzen.
Vielleicht ist er noch online. Ihr habt doch bei JAG die
Telegramm-Funktion!"
Ohne auf eine Widerrede zu warten, verließ
Liz das Zimmer und kurze Zeit später hörte man das Klappern
von Töpfen aus der Küche.
Damit blieb Mac eigentlich
keine andere Wahl, als sich mit ihren wahren Gefühlen
auseinander zu setzen und schon nach kurzer Zeit erkannte sie, dass
sie mit ihm sprechen wollte, auch wenn sie dabei nicht seine Stimme
hören konnte.
Also setzte sie sich an den Laptop, loggte sich
ein und nach wenigen Sekunden hatte sie das Telegramm-Fenster
geöffnet. Doch nun kam der schwierigste Teil: Was sollte sie
schreiben?
0016
Z-Zeit (21.16 Uhr ADT)
Flugzeugträger der Navy
Irgendwo
vor der Ostküste Amerikas
Harm
saß an seinem Computer und schickte den Brief an Trish ab. Sie
machte sich immer riesige Sorgen, wenn er zu Flugeinsätzen
musste und so versuchte er sie so gut es ging zu beruhigen. Frank war
ihm dabei eine große Hilfe. Allerdings musste seine Mutter auch
vom Commander immer wieder hören, dass es ihm gut ging.
Er
hatte das sofort erledigt, da seine Tests doch eine größere
Zeitspanne in Anspruch genommen hatten und er konnte sich denken,
dass sie sich bereits sorgte.
Trotzdem hatte er zuvor noch Liz
angerufen, um sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung sei. Als er
dann erfuhr, dass Mac noch gar nicht zu Hause war, hatte ihn eine
Welle der Enttäuschung übermannt. Er konnte es sich selbst
nicht erklären, aber obwohl er erst einen Tag aus Washington weg
war, vermisste er seine Partnerin und das erinnerte ihn wieder einmal
daran, dass es mehr zwischen ihnen gab, als eine rein platonische
Freundschaft.
Er wollte gerade seinen Computer ausschalten, als
ihn ein akustisches Signal darauf hinwies, dass er ein Telegramm
erhalten hatte und gleich darauf erschien es auch schon auf dem
Bildschirm.
Marine schreibt: „Hallo Harmon. Warum hast du mir nie deine Adresse verraten?"
Harmon?
Er schüttelte den Kopf. Das war doch zur Abwechslung mal
eine nette Überraschung und deshalb schrieb er auch gleich
zurück.
Flyboy
schreibt: „Hallo Mac. Offensichtlich kennst du sie ja
trotzdem."
Marine schreibt: „Aber auch nur, weil Liz sie mir
verraten hat."
Flyboy schreibt: „Was gibt es den so
wichtiges?"
Marine schreibt: „Das wollte ich dich gerade
fragen, Harmon!"
Harmon?
Erneut konnte er sich nicht erklären, warum Mac ihn
plötzlich mit seinem Taufnamen ansprach. Er entschloss sich
einfach nachzufragen.
Flyboy
schreibt: „Was ist denn nur heute mit dir los? Zuerst meldest du
dich bei mir und fragst mich, was ich will und dann sprichst du mich
auch noch mit Harmon an!"
Marine schreibt: „Es ist nichts. Liz
hat mir nur erzählt, dass du angerufen hast und mit mir sprechen
wolltest. Und das mit dem Namen wollte ich mal ausprobieren, da wir
uns gestern darüber unterhalten haben, was besser
klingt."
Flyboy schreibt: „Und du stimmst also Liz zu?"
Aufgeregt hielt er den Atem an. Harm wusste, warum Liz ihn lieber Harmon nannte und er fand die Idee schön, da er mehr seine persönliche Seite betonte und wenn Mac nun ebenfalls der Ansicht wäre, dass...
Marine
schreibt: „Naja, es klingt jedenfalls schon mal nicht
schlecht."
Flyboy schreibt: „Nicht schlecht?"
Wieder entstand eine kurze Pause, in der Harm versuchte, nicht allzu zappelig auf dem Stuhl herumzurutschen, da ihm die anderen Offiziere, die ebenfalls diesen Raum nutzten, bereits verstohlene Blicke zuwarfen.
Marine
schreibt: „Er gefällt mir. Zufrieden?"
Flyboy schreibt:
„Ich weiß auch nicht recht? Wie soll ich denn mit dieser
Aussage umgehen? Ich meine, du nennst mich seit Jahren immer nur Harm
und auf einmal gefällt dir Harmon. Wie soll ich das denn
interpretieren?"
Flyboy schreibt: „Aber ich werde es
überleben, denke ich."
Er musste diesen Zusatz hinzufügen, als ihm bewusst wurde, dass die ersten Wort, die eigentlich nur neckisch gemeint waren, auch einen sehr harten Unterton hatten.
Marine
schreibt: „Das hoffe ich doch für dich. Dabei fällt mir
ein, dass ich ja noch sauer bin. Was sollte diese Anspielung auf mein
Ablagesystem am Telefon? Liz hat es mir ausgerichtet und ich kann das
nicht so einfach hinnehmen."
Flyboy schreibt: „Ich weiß,
dass die Wahrheit schmerzt... au ..., aber du musst dich langsam mit
der Realität abfinden."
Marine schreibt: „Und was soll
dieses ‚au' schon wieder?"
Flyboy schreibt: „Naja. Wenn
wir uns jetzt gegenüberstehen würden, dann hättest du
mir einen Schlag verpasst und ich hätte darauf reagiert. Ich
weiß doch, wie sehr du deine Art der Ordnung liebst. Außerdem
wäre ich lieber in Washington, als hier und so kann ich mir
wenigstens vorstellen, dass es so ist."
Harm hatte bereits auf den Senden-Button geklickt, als ihm klar wurde, wie zweideutig seine Aussage war. Er konnte zwar nicht leugnen, dass er Mac vermisste und am liebsten bei ihr wäre, aber eigentlich bezog er sich nur auf seinen verkorksten Flug und die Kommentare seiner Kameraden.
Marine
schreibt: „Ich dachte, du bist gern auf einem
Flugzeugträger?!"
Flyboy schreibt: „Aber nicht, wenn
alles schief läuft und man sich dann die blöden Witze der
anderen anhören muss."
Marine schreibt: „Wollen sie etwa
sagen, dass der große Harmon Rabb jr. einen Test nicht
bestanden hat? Das bedeutet ja, dass du noch länger bleiben
musst!"
Flyboy schreibt: „Würde dich das freuen? Nein, im
Ernst. Ich habe die erste Prüfung gerade so bestanden.
Irgendetwas hat mich abgelenkt, so dass ich nicht ein Mal das
richtige Fangseil getroffen habe und meistens mussten sie mich im
Anflug auch noch korrigieren. Sonst läuft alles planmäßig."
Offensichtlich hatte Mac seine Bemerkung nicht falsch verstanden. Erleichtert atmete er auf. Harm hatte ihr versprochen, dass er ihr Zeit lassen würde und daran wollte er sich unter allen Umständen halten. Und dass sie sofort bemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte, zeigte ihm wieder einmal, wie gut sie sich kannten und dass ihre Freundschaft wirklich etwas besonderes war.
Marine schreibt: „Lass dich davon nicht unterkriegen. Ich bin sicher, dass es morgen schon wieder besser geht und dann haben die anderen Piloten auch nichts mehr zu lachen."
‚Na wenn sie sich da mal nicht irrt,' dachte Harm sofort. Die anderen Offiziere beobachteten ihn noch immer skeptisch. Bestimmt würden schon bald neue Gerüchte über ihn im Umlauf sein.
Flyboy
schreibt: „Ich werde es versuchen."
Marine schreibt: „Ich
weiß, dass du das schaffst."
Flyboy schreibt: „Danke.
Dein Vertrauen ehrt mich."
Marine schreibt: „Du bist doch noch
nie vor einer Herausforderung zurückgeschreckt und auch wenn
deine Flugmanöver manchmal - ach was sage ich - immer riskant
sind, so bist du doch einer der besten Piloten, die ich
kenne."
Flyboy schreibt: „Ich wusste ja gar nicht, dass du
noch mehr Piloten kennst. Hast du nicht mal gesagt, dass ein Pilot in
deinem Leben reicht."
Harm
versuchte mit einem Witz über die Verlegenheit hinweg zu
spielen, die ihn bei Macs Kompliment befallen hatte. Außerdem
hatte er keine Ahnung, ob sie es auch so gemeint hatte oder ob es ihr
einfach nur so herausgerutscht war.
‚Na gut, ein Kompliment von
Mac ist schon etwas besonderes. Ich glaube nicht, dass sie es einfach
leichtfertig verschenkt.'
Marine
schreibt: „Wenn du dich schon an alles erinnern willst, was ich
jemals gesagt habe, dann merke es dir auch richtig. Ich sagte nämlich
Ex-Pilot - auf EX liegt dabei die Betonung."
Flyboy schreibt:
„So kannst du das aber auch nicht sagen, schließlich fliege
ich wieder. Auch wenn es nur für ein Paar Tage ist."
Marine
schreibt: „Na gut. Dagegen kann ich nichts sagen. Aber du denkst
doch nicht wirklich, dass ich als Marine nur einen Piloten kenne,
noch dazu von der Navy."
Flyboy schreibt: „Ich weiß
nicht."
Marine schreibt: „OH! Warte mal kurz. Ich muss Liz
rufen, damit sie mir diese Seite ausdruckt. Das muss man sich doch
einrahmen. Harmon Rabb weiß etwas nicht."
Harm lachte laut auf, woraufhin er nur noch mehr die Aufmerksamkeit auf sich zog. Doch das störte ihn wenig, wenn er an Mac dachte, die nun vermutlich mit einem lachenden Gesicht in ihrer Wohnung saß und auf seine Antwort wartete.
Flyboy
schreibt: „Lach nur, Mac. Aber so eingebildet, wie du mich
darstellst, bin ich nun wirklich nicht. Was kann ich denn dafür,
dass ich meistens die Antwort weiß."
Marine schreibt:
„Sehr witzig. Oh, Harmon, wir müssen jetzt aufhören. Liz
hat das Essen fertig und ich bin wirklich hungrig, da ich zur Zeit im
Büro die doppelte Arbeit machen muss, da ein gewisser Ex-Pilot,
der kurzzeitig in den aktiven Dienst zurückgekehrt ist, nicht da
ist."
Flyboy schreibt: „Ja, dann müssen wir unseren
kleinen Plausch wirklich beenden. Ich kann es Liz unmöglich
zumuten mit einem hungrigen Marine in der Wohnung zu sein, während
sie jemand von der wohlverdienten Mahlzeit abhält."
Marine
schreibt: „Wir können uns ja morgen wieder hier treffen und du
erzählst mir, wie gut dieses Mal alles gelaufen ist."
Flyboy
schreibt: „Gern."
Marine schreibt: „Gut. Dann bis
morgen."
Flyboy schreibt: „Ja. Und grüße Liz noch
mal von mir."
Harm wartete noch kurz und dann kam die Meldung, dass Marine nun nicht mehr online sei. Daraufhin schaltete er den Computer aus und ging mit einem Grinsen auf dem Gesicht in Richtung Kantine.
1203
Z-Zeit (8.03 Uhr EDT)
Apartment "The Washington 2812"
Georgetown, Washington D.C.
Liz
wohnte nun bereits seit 5 Tagen bei Mac und sie fand sich perfekt in
ihrer Wohnung zurecht. Manchmal musste sie zwar einige Aktenberge
beiseite schieben, um an den gesuchten Gegenstand zu kommen, aber
trotzdem bereute sie es keine Minute, das Angebot angenommen zu
haben.
Sie hatten sich angefreundet und Liz war sich sicher, dass
sie die Gespräche mit Mac zukünftig vermissen würde,
in denen sie immer über Harm sprachen. Denn am nächsten Tag
sollte er zurückkehren und dann würde sie wieder bei ihm
wohnen. Doch sie war davon überzeugt, dass dadurch der Kontakt
zu Mac nicht abbrechen würde: ‚Wenn man bedenkt, wie oft sie
in den letzten Tagen gemailt und telefoniert haben, kann man sich gar
nicht vorstellen, dass wir auch nur einen Tag nichts gemeinsam
unternehmen werden.'
Die Wohnungstür öffnete sich mit
einem Schwung und herein kam eine schimpfende Mac. Liz schaute
überrascht aus der Küche: „Was ist los? Gab es keine
Brötchen mehr beim Bäcker? Oder warum bist du so
aufgebracht?"
Jingo trottete in die Küche zu seinem
Fressnapf, nachdem Mac ihn von der Leine gelassen hatte, während
sein Frauchen seufzte: „Im Briefkasten war ein Brief vom Vermieter.
Die wollen die Fassade vollkommen restaurieren und die Kosten werden
auf die Miete umgerechnet. Nur weil der diese Schnapsidee hat, müssen
wir so viel zahlen, dass die Miete langsam unerschwinglich für
mich wird."
Sie hatte in der Zwischenzeit die Küche
betreten und schüttete die Brötchen in den bereitstehenden
Brotkorb. Liz hatte den Tisch gedeckt und Mac schaute sich froh um:
‚Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen. Irgendwie
schade, dass Liz so bald schon wieder auszieht. Aber das bedeutet
auch, dass Harm endlich zurückkommt.'
„Aber kann man
dagegen nichts machen? Schließlich bist du Anwalt!"
Mac
zuckte mit den Schultern: „Naja, es wird eine Mieterversammlung
geben und die muss dem Projekt zustimmen, aber selbst wenn sie
dagegen ist, kann der Vermieter nicht daran gehindert werden das Haus
zu sanieren. Und dann erhöht er die Miete einfach aus einem
anderen Grund. Wir sind also ziemlich machtlos."
„Vielleicht
könnt ihr ja mit ihm reden,"warf Liz ein um Mac
aufzumuntern.
Mac nickte: „Du hast wie immer Recht. Es ist ja
auch noch etwas Zeit. Die Versammlung ist zwar schon in 6 Wochen,
aber die Baumaßnahmen würden erst im nächsten Jahr
beginnen. Bis dahin kann noch viel passieren. Lass uns essen."
1540
Z-Zeit (11.40 Uhr EDT)
Apartment "The Washington 2812"
Georgetown, Washington D.C.
„Und
was wollen wir heute noch machen?"fragte Mac Liz, die im Wohnzimmer
saß und den Ausstellungskatalog eines Museums studierte.
Sie
zuckte mit den Schultern und legte den Katalog beiseite: „Ich habe
keine Ahnung und bin für jeden Vorschlag offen!"
„Ich
meine nur,"ergänzte Mac, „dass wir uns langsam entscheiden
sollten, ob wir ausgehen wollen oder hier bleiben, denn davon hängt
ab, ob wir etwas kochen."
Liz nickte verstehend, doch sie wusste
nicht, was sie sagen sollte. Einerseits wollte sie gern mehr von der
Hauptstadt sehen, andererseits waren die Unterhaltungen mit Mac auch
immer sehr interessant und wo konnte man besser reden, als zu Hause?
Naja. Eigentlich konnten sie auch unterwegs miteinander
sprechen.
„Von mir aus können wir gern..."
Es
klingelte an der Tür, so dass Liz ihre Ausführungen nicht
beendete.
„Wer will uns denn zum Sonntag Mittag besuchen?"fragte
Mac verwundert.
Gemeinsam gingen sie hin und schauten nach.
Vor
der Tür stand ein großer, gut aussehender, junger Mann,
der sie anlächelte: „Guten Tag, die Damen. Sie sehen hungrig
aus und da dachte ich mir, dass ich sie zum Essen einlade."
Mac
und Liz starrten ihn völlig überrumpelt an.
Dann brach
Liz das Schweigen: „Harmon, du bist ja schon wieder da."
Freudig
fiel sie ihm um den Hals, während Mac ihn noch immer fixierte,
als wäre er ein Geist: „Aber wie ist das möglich?"
Er
trat ein und schloss lachend die Tür, bevor er erklärte:
„Ich war schneller fertig, als gedacht und da der CAG gerade einen
Piloten suchte, der einen Jet nach Norfolk fliegt, habe ich mich
freundlicherweise angeboten. Dementsprechend bin ich heute früh
gelandet, dann war ich kurz zu Hause und jetzt bin ich hier."
„Wir
hatten wirklich noch nicht mit dir gerechnet,"meinte Mac.
Harm
zögerte: „Das klingt ja fast, als wärt ihr enttäuscht,
dass ich schon wieder da bin. Und dabei wollte ich euch überraschen.
Ich kann auch wieder gehen."
„Nein,"antwortete Mac schnell.
„Das kam anders heraus, als ich es eigentlich gemeint hatte.
Natürlich freuen wir uns, dass du wieder da bist und dass alles
gut gegangen ist. Außerdem willst du uns doch hoffentlich immer
noch zum Essen einladen und du weißt genau, dass ich da
unmöglich nein sagen kann."
Erleichtert atmete Harm auf,
bevor er fragte: „Und wo wollt ihr nun hin?"
„Ich würde
gern mal ins ‚DeLuca',"warf Liz ein. „Ich habe dir doch
sicher mal von Maria DeLuca, meiner besten Freundin, erzählt.
Und als ich an dem Restaurant vorbei gegangen bin, musste ich sofort
an sie denken und ich habe mir fest vorgenommen, dass ich da mal
esse."
„Irgendwelche Gegenvorschläge?"fragte Harm Mac.
Diese schüttelte den Kopf: „Ich muss zugeben, dass ich da
nie war! Wo ist das?"
„In der M Street,"erklärte
Liz.
Harm meinte: „Dann mal los."
Liz und Mac zogen sich
schnell passendere Sachen an.
Dann machten sie sich gemeinsam auf
den Weg und berichteten sich die Ereignisse der vergangenen Tage.
1630
Z-Zeit (12.30 Uhr EDT)
Restaurant ‚DeLuca'
Georgetown,
Washington D.C.
Lächelnd
betrachtete Liz ihre Begleiter. Die beiden waren mal wieder in ihrer
eigenen Welt und nahmen die Umgebung gar nicht wahr.
Glücklich
warf sie einen letzten Blick auf die Speisekarte, um sich endgültig
zu entscheiden. Das klang alles sehr gut, so dass die Wahl wirklich
schwer fiel. Harm und Mac konnten sich offensichtlich auch nicht
entscheiden, denn sie diskutierten mal wieder das Für und Wieder
der einzelnen Speisen.
‚Na gut,' überlegte sich Liz.
‚Eigentlich gehört das bei den beiden schon dazu. Ich glaube,
selbst wenn man gar keine Auswahlmöglichkeiten hätte,
würden sie noch ein Thema finden, über das sie sich auf
ihre übliche Weise streiten können.'
Grinsend hörte
sie kurz zu, bevor sie ihren Blick auf die Straße richtete und
die Passanten beobachtete.
Washington war eine tolle Stadt und sie
hatte es nicht eine Minute bereut hierher gekommen zu sein. Natürlich
fehlten Liz ihre Familie und ihre Freunde, aber sie hatte endlich das
Gefühl frei zu sein.
Washington D.C. war eine hektische
Stadt. Niemand schien wirklich Zeit für etwas zu haben. Selbst
an einem Sonntag Mittag hasteten die Geschäftsmänner in
ihren Nadelstreifenanzügen und mit ihren Aktentaschen vorbei.
Und doch fühlte Liz sich geborgen und umsorgt.
‚Die
letzten Wochen in Roswell waren schrecklich und sehr schmerzhaft.
Doch ich fange an, sie zu vergessen. Ich fange an wieder frei zu
atmen.'
ENDE
