A/N:Tjaaaaa...Legolas, oder nicht Legolas, das ist hier die Frage... J Nach dem schier unglaublichen Review-Ansturm (Danke, Michiru-chan1. Deine Großzügigkeit wird belohnt werden.) dachten wir uns, wir schreiben doch noch ein bißchen weiter. :D J & I.

2. Kapitel

"Was soll das heißen, es ist alles meine Schuld?"

Pippin sah seinen Freund Merry verärgert an, obwohl das gar nicht so einfach war, da dieser auf der anderen Seite von Lutz lief, der gutmütig und brav einen für Hobbitverhältnisse schweren Wagen hinter sich her zog. Das Pony ließ die Streitigkeiten der beiden Freunde gänzlich kalt. Es schien einfach nur nach Hause zu wollen. Alle drei hatten bereits einen langen Weg hinter sich gebracht und waren müde und erschöpft. Sie kamen aus Fornost, vom alljährlichen Markt, und hatten einen mehr als frustrierenden Tag hinter sich.

"Es war schließlich deine Idee, auf den Markt zu gehen," murrte Merry und lugte für einen Moment hinter dem Hals des Ponys hervor.

"Wir gehen jedes Jahr auf den Markt," gab Pippin schnippisch zurück.

"Ja," stimmte Merry ihm zu. "Aber wir haben nie etwas verkauft. Wir haben uns amüsiert und den Mädchen nachgestellt. Wir haben uns nie zu Deppen gemacht!"

"Das haben wir heute auch nicht!" erwiderte Pippin fest, obwohl er genau wußte, daß das nicht ganz der Wahrheit entsprach.

"Ach nein?!" fuhr Merry auf und sein rotes Gesicht erschien diesmal schräg unter Lutz's Hals. "Gemüse und Obst aus Hobbingen!" äffte er seinen Freund nach. "Heute zum halben Preis! Warum hast du nicht gleich alles verschenkt?!"

"Wir haben immerhin alles verkauft!"

"Ja, bis auf die Salatköpfe, die Lutz gefressen hat, die Kartoffeln, die uns auf dem Hinweg in den Schlamm gefallen sind und die Äpfel, mit denen du sämtliche Kinder des Dorfes gefüttert hast!"

"Ich konnte doch nicht wissen, daß die auch noch ihre Freunde holen...."

"Und daß du eine Blondine mit dieser noblen Geste beeindrucken mußt," setzte Merry hinzu.

Pippin ergriff energisch die Zügel des Ponys und brachte das Tier zum Stehen. Er ging um Lutz herum und funkelte Merry wütend an.

"Du hast damit angefangen! Du warst der erste, der sich hat ablenken lassen! Außerdem bist du daran schuld, daß Sam jetzt sehr böse auf uns sein wird."

"Wieso?" fragte Merry unschuldig.

Pippin verschränkte die Arme vor der Brust.

"Wer kam denn auf die Idee, Sam's Gemüse mitzunehmen? Ach, Sam, sollen wir nicht deine Waren mitnehmen? Bessere Verkäufer als uns kannst du gar nicht kriegen. Heute Abend wird es Geld regnen!"

"Ja und?" fuhr Merry auf. "Wie hättest du sonst dein Zeug transportieren wollen? Du hast kein Pferd, wenn ich nicht irre. Außerdem wie hätte denn das ausgesehen?? Drei Gurken, ein Sack Kartoffeln und vier Äpfel auf dem Tisch! Ich verstehe so und so nicht, wieso du damit zum Markt gehen wolltest."

"Hab' ich dir doch schon gesagt!"

"Ja,ja. Du wolltest die Möglichkeiten austesten," sagte Merry. "Das hast du ja jetzt zur genüge."

Pippin nickte nur. Etwas anderes fiel ihm nicht ein.

"Und was haben wir jetzt davon?" fragte Merry, immer noch mißgestimmt.

"Wenigstens haben wir nicht mehr ausgegeben als eingenommen," meinte Pippin zerknirscht und ergriff wieder Lutz's Zügel. Das Pony trat sofort willig an.

"Schlechte Laune haben wir davon," grummelte Merry. "Und sonst gar nichts."

"Doch," setzte Pippin ihm entgegen, ohne ihn anzusehen.

"Ach ja, und was?" Die Zweifel waren nur allzu deutlich aus Merrys Stimme herauszuhören. Pippin mußte grinsen.

"Blasen an den Füßen," setzte er hinzu.

Für einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, bis beide wie auf Kommando losprusteten. Lutz machte einen erschrockenen Satz zur Seite und blieb mit geblähten Nüstern und weit geöffneten Augen stehen.

"Sieh mal, er hat uns schon zu lange nicht mehr lachen hören," grinste Merry.

Pippin strich dem Pony beruhigend über den Hals.

"Ganz ruhig, alter Junge," murmelte er und sah das Tier nachdenklich an. Lutz schnaubte aufgeregt und starrte angespannt in den Wald.

"Das hat nichts mit uns zu tun," stellte Pippin, nun auch etwas beunruhigt, fest. "Irgendwas stimmt nicht."

Merry griff nach dem kurzen Schwert, das unter seinem Umhang verborgen war, wagte aber noch nicht, es zu ziehen. Er trat an Pippins Seite und starrte nun auch in den Wald.

"Was ist dort?" fragte er flüsternd.

Er wußte nicht, warum er plötzlich so leise sprach, aber es kam ihm klüger vor.

"Ich weiß nicht," gab Pippin ebenso leise zurück. "Sollen wir nachsehen?"

Es war mehr Pflichtgefühl, als daß er es wirklich wollte. Pippin zuckte die Schultern.

"Naja, es wird schon kein Drache sein," überlegte er.

"Und Trolle können es auch nicht sein," setzte Merry hinzu. "Vielleicht braucht jemand unsere Hilfe."

"Oder es ist nur irgendein Tier gewesen."

Pippin sah wieder zu Lutz hinüber. Das Pony hatte sich etwas beruhigt, starrte aber immer noch aufmerksam in den Wald.

"Wahrscheinlich war es nur ein Eichhörnchen," meinte Pippin, ohne wirklich daran zu glauben.

Er hatte so ein merkwürdiges Gefühl bei der Sache. Es war lange her, daß er sich so gefühlt hatte. Pippin war nie einer der Mutigsten gewesen, aber irgendetwas sagte ihm, daß es seine Pflicht war, seine Pflicht als ehemaliger Held von Hobbingen, hier nach dem Rechten zu sehen. Er sah Merry an und konnte in dessen Gesicht dieselben Gedanken lesen, die auch ihn beschäftigten.

"Naja," sagte Merry mit einem Schulterzucken. "Wenigstens kann uns keiner dabei beobachten, wie wir uns zum zweiten mal an diesem Tage zu Deppen machen."

Pippin brachte ein schiefes Grinsen zustande.

"Auch wieder wahr."

Für einen Moment sahen sie sich an, dann setzten sie sich fast zeitgleich in Bewegung und bahnten sich einen Weg durch das Dickicht. Es war komisch, aber außer ihrer Schritte war in diesem Teil des Waldes kein Geräusch zu vernehmen. Alles schien gespannt, fast verängstigt, so als lauere irgendwo eine große Gefahr. Die Atmosphäre jagte den Hobbits eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken und je tiefer sie in das Dickicht von Bäumen und Büschen gerieten, desto größer wurde das Gefühl, daß sie sich auf eine Sache einließen, die sich gänzlich ihrer Kontrolle entzog. Dennoch gingen sie weiter, sich suchend umschauend nach der Ursache für diese schreckliche Atmosphäre. Pippin stieß einen kleinen, erschrockenen Schrei aus, als Merry ihn urplötzlich am Arm packte, was diesen wiederum zusammenzucken ließ.

"Was??" zischte Pippin.

Er war fast ein wenig verärgert, daß sein Freund ihm so einen Schrecken eingejagt hatte. Merry sagte gar nichts, sondern wies nur auf etwas, das nicht allzuweit von ihnen entfernt am Boden lag: Eine Gestalt mit hellem Haar. Pippin schluckte schwer. Die Gestalt war für einen Hobbit zu groß. Außerdem gab es keine Hobbits mit so leuchtend blondem Haar. Elben sahen so aus. Ein bestimmter Elb sah so aus. Ein guter Freund. Pippin sah Merry an. Auch in seinem Blick lag ein Hauch von Besorgnis, doch keiner von ihnen wagte es sich zu rühren.

"Wir.....," fing Pippin an und Merry nickte sofort, aber er schien darauf zu warten, daß Pippin den ersten Schritt machte. Dieser atmete tief durch und ging dann mutig auf die Gestalt zu. Sein Herz begann wieder schneller zu schlagen, aber die festen Schritte Merrys hinter ihm beruhigten ihn etwas. Je näher Pippin an die Gestalt heran kam, desto sicherer war er sich, das diese Person tot war. Ein verletzter Elbe hätte sich gewiß bei den Geräuschen, die sie verursachten, längst geregt. Ganz gleich wie schwer die Verletzungen waren, kampflos starb ein Elbe nicht. Und selbst ein Mensch hätte jetzt bestimmt eine Regung gezeigt. Es bestand natürlich auch die Möglichkeit, daß dieser Mensch oder Elbe nur ohnmächtig war, aber Pippin hatte das Gefühl, als würde in der Luft der Hauch des Todes liegen. Dicht vor der Gestalt blieb Pippin schließlich ratlos stehen. Der Körper lag mit dem Gesicht abgewandt vor ihnen und bewegte sich noch immer nicht. Das helle Haar war lang wie das eines Elben, aber es war die Kleidung eines Menschen: Ein langer, grob gewebter Mantel und Hose und Hemd aus einfachem Leinen. Pippin wagte es nicht, die reglose Gestalt umzudrehen, stattdessen beugte er sich ein Stück weit über sie, um das Gesicht erkennen zu können. Ein Elbe, eindeutig, das erkannte Pippin an den spitzen Ohren, aber kein bekannter Elb – kein Freund.

"Ist es ....?" hörte er Merry hinter sich fragen.

Pippin schüttelte den Kopf.

"Aber es ist ein Elb."

"Was macht der hier im Auenland?"

Pippin zuckte die Schultern und streckte zögernd eine Hand nach dem Hals des Elben aus. Seine Haut war noch ein wenig warm, aber zu kalt, als daß er noch am Leben hätte sein können. Nein, kein Puls. Pippin sah auf und ließ seinen Blick unsicher durch das Dickicht schweifen, das sie umgab.

"Ist er ..... tot?" hörte er Merry wieder fragen.

"Nein, er macht wohl nur ein kleines Schläfchen," antwortete Pippin abwesend.

Er erhob sich wieder, den Blick immer noch in den Wald gerichtet.

"Echt?"

Merry trat irritiert an ihn heran und Pippin bedachte ihn mit einem verständnislosen Blick. Seit wann war denn Merry derjenige, der die dummen Fragen stellte?

"Ach....Ach so," stotterte Merry und sah seinen Freund dann verärgert an. "In solchen Situationen macht man doch keine Witze!!"

"Ich glaube, er ist noch nicht lange tot," erwiderte Pippin, ohne auf ihn einzugehen. "Hilf' mir mal ihn umzudrehen!"

Er stieg über die Leiche und ging dann in die Hocke, um sie an der Schulter herumzudrücken.

"Was heißt, du glaubst es?" hakte Merry nach und griff nach dem Arm der Leiche, um seinem Freund zu helfen.

"Na, daß ich es nicht weiß," brachte Merry angestrengt hervor. Der Kerl war wirklich schwer. "Ich bin kein Arzt."

"Nein, wirklich nicht," bestätigte Merry und zog noch einmal kräftig.

Mit Erfolg. Der leblose Körper kippte auf den Rücken und fast gleichzeitig sprangen die beiden Hobbits mit einem entsetzten Aufschrei zur Seite. Der Elb war alles andere als schön anzusehen. Sein Gesicht war auf übelste Weise traktiert worden und war durch die Schicht von Blut kaum mehr zu erkennen. Ihm fehlte ein Ohr und seine Brust war mehrmals mit einem scharfen Gegenstand durchstoßen worden. Blut färbte die Blätter und Zweige rot, an der Stelle, an der er gelegen hatte. Blut, das gerade erst anfing zu gerinnen. Nein, er war noch nicht lange tot.

"Wer....Wer hat das wohl getan?" brachte Merry schockiert hervor.

"Was siehst du mich so an?" fuhr Pippin auf. "Ich war die ganze Zeit mit dir zusammen!"

Merry vedrehte die Augen.

"Natürlich! Ganz davon abgesehen würde es dir nie gelingen, einen Elben zu töten."

"Ich würde es auch nicht wollen."

"Du könntest es nicht."

"Naja....."

"Auf keinen Fall! Außerdem tut das jetzt gar nichts zur Sache!"

"Äh.....ja." Pippin nickte schließlich. "Und was nun?"

"Was weiß ich?!" fuhr Merry auf. "Du wolltest doch unbedingt nach dem Rechten sehen gehen!"

"Was?!" gab Pippin ebenso aufgebracht zurück. "Du wolltest es doch auch!"

"Wollte ich nicht, aber egal. Wir können's jetzt eh' nicht mehr ändern."

Merry atmete tief durch, während Pippin verzweifelt nach einer gepfefferten Antwort suchte.

"Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als ihn mitzunehmen."

"Bitte??" Pippin starrte ihn entsetzt an. "Du willst was?!"

"Wir können ihn ja wohl schlecht hier liegen lassen!" sagte Merry fest. "Stell' dir mal vor, uns sieht jemand aus dem Wald kommen und findet dann die Leiche. Was wird der wohl denken?"

"Oh," brachte Pippin nur heraus. "Du hast recht."

"Genau," erwiderte Merry stolz. "Außerdem sind wir es unseren Freunden, den Elben, schuldig. Die Tiere würden ihn fressen und dann kann niemand mehr herausfinden, was passiert ist."

"Man sieht doch, was passiert ist! Jemand hat ihn umgebracht," sagte Pippin.

Ihm widerstrebte es irgendwie, eine Leiche mit sich herumzuschleppen. Außerdem wurde er das Gefühl nicht los, daß die Mörder des Elben noch gar nicht weit von ihnen entfernt waren. Was, wenn sie zurück kamen und die Leiche nicht mehr vorfanden?

"Ja," gab Merry zurück. "Aber wir wissen nicht, wer es war und warum er es getan hat."

"Ich weiß nicht, Merry," meinte Pippin. "Ich hab' irgendwie den Eindruck, daß wir damit in einen ganz schönen Schlamassel geraten."

Merry schüttelte den Kopf.

"Du irrst dich. Wir sind schon längst mitten drin. Und ich habe keine Lust, mit diesem Problem alleine zu bleiben. Oder willst du das?"

Nun war es an Pippin, schnell den Kopf zu schütteln.

"Gut," sagte Merry und stellte sich zwischen die Beine des Toten. "Ich nehme ihn unten und du oben."

Pippin verzog angewidert das Gesicht.

"Oh, nein! Auf keinen Fall!"

"Ich bin stärker als du," entgegnete Merry. "Und der untere Teil ist schwerer."

"Du bist stärker als ich?! Daß ich nicht lache!" fuhr Pippin auf. "Wer hat dich letztesmal beim Armdrücken geschlagen, hm?"

"Sam," sagte Merry trocken.

Pippin stutzte.

"Oh. Ja. Aber du bist trotzdem nicht stärker als ich!"

Merry überlegte einen Moment, dann nickte er.

"Stimmt, du bist stärker. Aber mir fällt gerade auf, daß der untere Teil doch nicht so schwer ist wie der obere. Also bist du an der richtigen Stelle, Muskelmann."

Pippin starrte seinen Freund mit einer Mischung aus Verwirrung und Verärgerung an. Er haßte es, reingelegt zu werden. Doch schließlich fügte er sich mit einem tiefen Seufzer seinem Schicksal und griff unter die Achseln des Toten, während Merry versuchte, mit den langen Beinen klarzukommen. Mit viel Müh' und Not gelang es ihnen endlich, den schweren Körper anzuheben und sich Richtung Weg in Bewegung zu setzen.

"Also, eins ist bestimmt klar," keuchte Merry. "Ein Hobbit hat den mit Sicherheit nicht getötet."

Pippin nickte verkrampft. Doch nach einem Moment angestrengter Stille zwischen ihnen, meinte er: "Aber wenn man sich anschleichen würde?"

"Niemals!"

"Gegen den Wind?!"

"Niemals!"

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