A/N: * strahl * Dankedankedankedanke für die lieben Reviews! Es baut so auf!! Dafür kriegt ihr jetzt auch sofort das nächste Kapitel. I.
12. Kapitel
"Wie fühlt sie sich?" fragte Frodo.
"Gut genug, um aufstehen zu wollen," antwortete Aragorn. "Sie kommt sicher gleich raus."
"Raus? Wozu?"
"Nun, die Lady hat keine Lust, die Reise in einem dunklen, stickigen Wagen zu verbringen, also reitet sie."
"Das dürfte schwierig werden, so ganz ohne Pferd," meinte Pippin.
Aragorn lächelte.
"Genau. Deshalb wird sie auch mit mir reiten."
"Mit dir? Wieso gerade mit dir?"
"Weil dein blödes Pony unter der Last zusammenbrechen würde," sagte Merry genervt.
"Mein Pony ist nicht blöd!" gab Pippin zurück. "Zumindest nicht blöder als deins!"
Bevor das Streitgespräch in einen handfesten Streit ausarten konnte, sagte Aragorn: "Dadurch kann ich sie besser im Auge behalten. Sie ist noch nicht wieder so gesund wie sie gerne wäre, Pippin."
"Ach so!"
Pippin nickte zufrieden.
"Mit meinem Pony hat das nämlich nicht das Geringste zu tun. Es ist genau so stark wie ich – für Ponyverhältnisse, natürlich."
Er sah Merry hoheitsvoll von der Seite an, dessen scharfe Erwiderung dadurch unterbrochen wurde, daß Ciscara den Kopf aus dem Wagen streckte und Melliandra erfreut: "Cara!" quietschte.
Ciscara lächelte.
"Hey, Melly."
Boromir mußte näher an den Wagen reiten, sonst wäre Melliandra ihm vom Pferd gehüpft.
"Hallo, Engel." Ciscara küßte ihre jüngste Schwester kurz. "Wie geht es dir, hm?"
"Gut. Sie haben gesagt, du schläfst."
Ciscara blickte kurz auf zu Boromir, der leicht nickte. Sie lächelte dankbar.
"Ja. Ich war sehr müde."
Aragorn gesellte sich zu ihnen.
"Bereit?" fragte er Ciscara.
"Hm, ja," antwortete sie.
"Na dann komm!"
Aragorn zog sie vor sich auf sein Pferd. Ciscara biß die Zähne zusammen. Es tat weh. Aber sie wollte nicht zurück in den Wagen, also tat sie alles, um sich nichts anmerken zu lassen.
"Geht's?" fragte Aragorn leise und sein warmer Atem streifte ihr Ohr.
Ciscara erschauerte sanft und nickte, als sie sich, ohne es eigentlich zu wollen, mit dem Rücken an ihn lehnte. Aragorn legte ihr einen Arm um die Taille und hielt sie fest, während er mit der anderen Hand die Zügel hielt.
"Sobald du müde wirst, sagst du mir bescheid, verstanden?" befahl er so streng wie möglich.
Ciscara nickte erneut und sie ritten weiter.
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Als es dunkel wurde, suchten sie sich einen guten Platz zum Lagern, stellten Wachen auf und zündeten ein paar Feuer an. Schon bald erfüllte der verlockende Duft von gebratenen Würstchen, Pilzen, Tomaten und allerlei anderem die Luft.
Ciscara wurde von ihren Schwestern umringt, als sie an eines der Feuer trat, um Essen zu holen. Sie hatten das Essen ein bißchen rationieren müssen, damit es für alle reichte und Aragorn fiel auf, daß Ciscara das meiste an ihre Geschwister verteilte. Erst als sie sichergestellt hatte, daß ihre Schwestern ausreichend versorgt waren, suchte sie sich einen Platz etwas abseits vom Feuer und begann zu essen.
"Boromir?"
"Ja?"
"Haben Merry und Pippin heute schon viele Äpfel gegessen?"
"Es sind noch genug da," sagte Boromir, der die Vorliebe der zwei Hobbits für Äpfel kannte und seine kleinen Freunde nicht in Schwierigkeiten bringen wollte.
Aragorn lächelte.
"Lieb von dir, sie zu beschützen, aber ich wollte sie nicht bestrafen. Ich wollte dich nur fragen, ob du sie, beim nächsten Apfel, nach dem sie greifen, dazu überreden könntest, ihn Cara zu geben."
Boromir begriff.
"Aber natürlich. Ich werde daran denken."
"Danke."
Aragorn saß noch etwas weiter weg vom Feuer als Ciscara und hatte die junge Frau dadurch gut im Blick.
"Du kämpfst sehr gut."
Ciscara sah auf und erkannte Cathea.
"Das habe ich von meinem Vater gelernt," erwiderte Ciscara und wies mit einer einladenden Geste auf den Boden, was bedeutete, Cathea solle sich ruhig zu ihr setzen.
Diese nahm das Angebot dankbar an. Ciscara war so ziemlich das einzige weibliche Wesen in annähernd ihrem Alter.
"Dein Vater hat dir beigebracht wie man kämpft?"
"Ja."
"Meiner hat immer nur versucht, mich davon abzuhalten."
Ciscara lächelte, und in der Dunkelheit lächelte auch Aragorn. Das, was Cathea da sagte, war ihm nicht unbekannt.
"Es war notwendig," sagte Ciscara. "Als Melly geboren wurde, erkannte mein Vater, daß er wohl keinen Sohn mehr bekommen würde, dem er rechtzeitig beibringen konnte, die Familie zu beschützen. Ich war die Älteste, fünfzehn damals, also wählte er mich aus. Er brachte mir Kämpfen bei, Bogenschießen, Jagen, Angeln..."
Sie lachte leise.
"Nur richtig kochen kann ich bis heute nicht. Aber darin ist Adjana nahezu unschlagbar. Solange wir zusammen bleiben, sind wir ein perfektes Team."
Cathea sah die junge Frau einen Moment an. Sie hatte lange, glänzende Haare, hohe Wangenknochen, wachsame Augen...
"Cara?"
"Ja?"
"Sei mir nicht böse, aber...du wirkst nicht wie eine einfache Dorfbewohnerin."
"Wie meinst du das?"
"Naja, du redest nicht wie all' die anderen von euch. Du drückst dich besser aus, gewählter, dein Benehmen ist tadellos, auch König Elessar gegenüber."
"Das sieht er sicher anders," murmelte Ciscara, aber Cathea fuhr fort: "Es ist fast so, als wüßtest du von der höfischen Etikette."
Ciscara seufzte leise.
"Ertappt! Mein Vater war nicht sein Leben lang in Kerry. Er kam ursprünglich aus Minas Tirith."
Aragorn horchte auf und auch Merry und Pippin, die in Hörweite saßen, hoben leicht den Kopf.
"Als junger Mann packte ihn wohl mal das Reisefieber und er verließ die Stadt. Nachdem er ein bißchen auf's Geratewohl herumgezogen war, traf er auf meine Mutter."
Ciscara seufzte leise.
"Leider war sie verheiratete, aber das war beiden egal. Wie dem auch sei, hier bin ich. Aber da meine Mutter verheiratet war und sich nicht von ihrem Mann trennen konnte oder wollte, schickte sie meinen Vater und mich weg."
"Wie traurig!" entfuhr es Cathea. "Sie hat wirklich ihr Kind weggegeben?"
Ciscara zuckte die Schultern.
"Sie wußte ja, daß ich in guten Händen war. Und so, wie mein Vater es erzählt hat, hatte sie keine andere Wahl. Mein Vater fand dann Kerry und lernte Saira kennen, meine zweite Mutter. Ihr machte es nichts aus, daß er bereits eine Tochter hatte, und sie konnte auch darüber hinwegsehen, daß er eigentlich eine ganz andere Frau liebte, also blieb er bei ihr und nach und nach kamen meine Geschwister zur Welt. Kitiara, Adjana, Aislynn und Melliandra."
Es krachte leise als Merry und Pippin rückwärts umfielen, weil sie sich beim Lauschen zu weit zurückgelehnt hatten, und Cathea und Ciscara zuckten zusammen.
"Ähm...Wir...Wir sind eingeschlafen," erklärte Pippin, sprang rasch auf und klopfte seine Kleidung ab.
"Ehrlich! Tut uns leid," sagte nun auch Merry.
Ciscara lachte.
"Es ist kein Geheimnis. Ich wußte nur nicht, daß meine Familiengeschichte so interessant ist. Ihr könnt ruhig herkommen, wenn ihr möchtet."
"Ehrlich? Du hast nichts dagegen?" fragte Pippin verblüfft.
Sie waren es inzwischen so gewohnt, daß sie nach absolut jedem Gespräch zu absolutem Stillschweigen verdonnert wurden, daß sie sich schon gar nicht mehr merken konnten, was sie sagen durften und was nicht, und da kam diese Frau und bot ihnen sowas! Neugierig traten Merry und Pippin näher.
"Das sind Hobbits aus dem Auenland," erklärte Cathea. "Nicht so groß wie wir, aber sehr mutig und sehr stark."
Pippin wuchs bei ihren Worten um mindestens zwei Zentimeter und auch Merry fühlte sich überaus geschmeichelt.
"Ja, das habe ich schon bemerkt," sagte Ciscara lächelnd. "Und mit ihren Ponies kommen sie auch glänzend zurecht."
"Hast du deine leibliche Mutter je kennengelernt?" kehrte Cathea wieder zum Thema zurück.
"Nein, nie," antwortete Ciscara. "Aber ich weiß, daß sie Ylara hieß. Mein Vater hat mir auch erzählt, daß sie mich anfangs Ylinestra nannten, aber das erschien ihm später doch zu extravagant für ein Nest wie Kerry und er nannte mich lieber Ciscara. Und das bin ich bis heute geblieben."
Cathea nickte leicht.
"Die Namen klingen irgendwie so gar nicht nach Gondor...Hat dir dein Vater dir erzählt, wo er deine Mutter kennengelernt hat? Ich meine, woher sie stammte?"
Ciscara zuckte die Schultern.
"Nein, wozu? Ich nehme an, er hat sie auf seinen Streifzügen kennengelernt. Er war ja nicht die ganze Zeit in Gondor unterwegs. Aber es war auch nicht wichtig. Abstammung spielt in Kerry weniger als keine Rolle und... Naja, sie hat mich weggegeben, oder? Wieso sollte mich meine Mutter kümmern? Saira war meine Mutter, nicht irgendjemand, der mich verlassen hat, als ich ein Baby war."
"Warst du denn nicht neugierig?" fragte Merry.
Ciscara lächelte.
"Ich habe viele Eigenschaften, aber Neugier gehört nicht dazu."
"Warum hat er dich nicht einfach verheiratet, anstatt dich kämpfen zu lehren?" wollte Pippin wissen. "Ich meine, du warst doch alt genug."
Ciscara lächelte.
"Mein Vater war zwar ein Mann – und ein praktisch denkender noch dazu – aber er glaubte an die Liebe. Es gab keinen Jungen im Dorf, der mich auch nur einen Wimpernschlag lang interessiert hätte, und so entschied er sich dagegen mich zu verheiraten. Als er gestorben war, habe ich lange darüber nachgedacht, ob ich es nicht doch tun sollte..."
Ciscara hielt einen Moment gedankenversunken inne. Sie hatte sich die Entscheidung damals nicht leicht gemacht. Das Leben in Kerry war nicht gerade ungefährlich und sie hatte noch vier jüngere Schwestern, die jemand versorgen mußte, und...
Als ihr Vater starb, waren sie alle noch jünger gewesen. Heute war das alles nicht mehr ganz so dramatisch. Sie und ihre Schwestern hatten einiges dazugelernt...Mit ein Grund, daß sie so schnell zugestimmt hatte, den König und die anderen zu begleiten.
"...aber ich kam inzwischen mit dem Jagen und Kämpfen gut genug zurecht, um es alleine zu schaffen," beendete sie schließlich den begonnenen Satz. "Es war nicht zwingend notwendig zu heiraten, also entschied auch ich mich dagegen."
"Aber bist du nicht sehr alleine?"
"Ich habe meine Schwestern."
"Nein, ich meine...Fehlt dir nicht irgendwie was zum...Ankuscheln?"
Ciscara fragte sich, wieso sie ausgerechnet jetzt an Aragorn denken mußte.
"So ein bißchen Nähe und Wärme?" fragte nun auch Merry.
Ciscara zwang sich zu einem Lachen.
"Für sowas habe ich gar keine Zeit."
Cathea beschloß, daß es wieder an der Zeit war, das Thema zu wechseln. Die zwei Hobbits waren wirklich lieb, aber sie hatten einfach kein Gefühl dafür, wann sie zu weit gingen.
"Ich habe sie ja noch gar nicht vorgestellt," sagte sie deshalb. "Es sind zwar Hobbits, aber sie heißen nicht so. Das sind Merry und Pippin."
Sie wies auf den jeweils Genannten.
"Eigentlich Meriadoc," sagte Merry. "Meriadoc Brandybock und Peregrin Tuk."
"Meriadoc und Peregrin," wiederholte Ciscara lächelnd. "Was für wunderschöne Namen."
Fast wären die beiden Hobbits errötet. Ciscara lachte und zerwuschelte ihnen liebevoll die Haare. Man mußte dieses Volk einfach lieben!
Aragorn stand auf und lief zu ihnen.
"Ihr legt euch besser langsam hin. Wir wollen morgen früh aufbrechen. Die Dorfbewohner reiten dann nach Achet weiter, wir nach Düsterwald. Cara, wenn du deinen Schwestern noch etwas sagen willst, wäre jetzt eine gute Gelegenheit."
Sie erhob sich.
"Ja, das werde ich tun. Gute Nacht."
"Gute Nacht," erwiederten alle.
Ciscara wandte sich um und stolperte über den Blick von Legolas, der sie so ansah als würden sie beide ein Geheimnis teilen. Wenn dem so war, dann wußte sie allerdings nichts davon. Sie warf ihm einen fragenden Blick zu, aber der Elb lächelte nur und wandte sich ab. Ciscara zuckte gedanklich die Schultern und lief weiter. Sie mußte wirklich mit ihren Schwestern reden.
Boromir saß am Feuer und blickte nachdenklich in die Flammen. Das Kind in seinen Armen fühlte sich warm und zerbrechlich an. Er lächelte, als er Melliandra's Stimme lauschte, die vergnügt vor sich hin plapperte. Ihre kleine Hand lag in seiner und verschwand fast darin. Genau so wie die von Alyssa, aber Alyssa war ruhiger. Sie redete nicht so viel. Noch nicht. Boromir seufzte lautlos. Er vermißte sie. Sie und Yannateh. Was sie wohl gerade taten?
"Verzeiht bitte,...Boromir, nicht wahr?"
Er sah auf.
"Wie? Oh. Ja. Was ist los?"
Ciscara lächelte.
"Es tut mir sehr leid, aber ich muß Euch jetzt meine kleine Schwester entführen. Zeit für's Bett, Melly."
"Och bütte, Cara! Nur noch ein bißchen! Bütte!"
"Nein, Engel. Tut mir leid, wirklich, aber ihr reitet morgen mit Thaddeus nach Achet und da mußt du wach und ausgeruht sein. Ich werde euch nicht begleiten."
"Du willst weg?"
"Nicht für lange," sagte Ciscara beruhigend und hoffte, daß es stimmte. "Mach' dir keine Sorgen. Ich muß nur kurz mit diesen Leuten hier nach Düsterwald und dann komme ich zu euch zurück."
"Aber...Aber wer sorgt dann für uns?"
Ciscara lachte weich.
"Ihr sorgt schon lange für euch selber. Ich jage nur und das wird für diese Zeit Thaddeus übernehmen."
Sie hob Melly von Boromir's Schoß.
"So, und jetzt komm! Wir müssen es noch den anderen erzählen. Sag' gute Nacht!"
"Gute Nacht, Boromir."
Der Krieger lächelte.
"Gute Nacht, Melly. Träum' schön!"
Ciscara lief mit Melly davon.
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Am nächsten Morgen brachen sie auf. Der Abschied zwischen Ciscara und ihren Geschwistern war kurz aber tränenreich, obwohl sie das meiste schon am Abend zuvor hinter sich gebracht hatten. Und eines ihrer wichtigsten Probleme war gelöst: Ciscara hatte ein Pferd. Falls sie mal fliehen mußten – was durchaus passieren konnte – war es zu zweit auf einem Pferd nur sehr schwer zu bewerkstelligen. Also hatte sich Ciscara von einem der Dorfbewohner ein Pferd "geliehen" mit dem Versprechen, es heil und gesund wieder mitzubringen. So ritten sie los.
Ciscara gesellte sich zu Boromir.
"Heermeister?"
"Boromir reicht, Cara. So wie es aussieht sind wir jetzt Weggefährten."
Ciscara lächelte leicht.
"Ja. Nun...jedenfalls..."
Sie reichte ihm eine Stoffpuppe, die entfernte Ähnlichkeit mit einem Hasen aufwies.
"Melly möchte Euch das schenken. Für Eure Tochter Alyssa."
Das war sowas von gelogen! Sie hatte Melly einfach gefragt, ob sie Boromir eines ihrer Kuscheltiere geben würde, und sie hatte ja gesagt.
Am vorigen Abend hatte Ciscara den Eindruck gewonnen, der Heermeister könnte ein bißchen Trost gebrauchen. Irgendein Stück Zuhause, das man mit sich herumtragen konnte. Vermutlich hätte er das niemals zugegeben, aber dennoch...
Jedenfalls kam Melly's Kuscheltier dem am nächsten.
Boromir war einen Moment sprachlos, dann sagte er: "Dann...danke ihr bitte sehr herzlich von mir, wenn du sie wiedersiehst."
"Gern."
Ciscara ließ sich zurückfallen, während Boromir das Tier unter seine Weste schob. Da war es am besten aufgehoben.
Ciscara fühlte sich beobachtet und fing ein wissendes Lächeln von Aragorn und Legolas auf. Aragorn nickte ihr kurz zu, bevor er an ihr vorbei an die Spitze ritt. Legolas blieb am Ende des Zuges, damit niemand versehentlich verloren ging.
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A/N: Besteht die Chance, daß wir nochmal so viele schöne Reviews kriegen??? * ganz lieb guck * I.
