A/N: So! Und weil's so schön war, gleich nochmal! * g * Kapitel...12 ½, weil 13 bringt ja Unglück, gell? Quatsch, wir sind ja nicht abergläubisch! Außerdem war schon Kapitel 12 mein persönliches Waterloo, denn irgendwas hat da formatmäßig echt nicht hingehauen. Ich weiß nur nicht, ob das an ff. net lag oder an meinem Computer. Ist ja auch egal, hauptsache man kann's lesen. I.

13. Kapitel

Der Abend brach gerade an, als die neun Reisenden am Ufer des Anduin eine kleine Rast einlegten. Es war angenehm warm geworden und die Luft war klar und brachte einen Duft von Frühling mit sich.
Aragorn gab dem kleinen Feuer, das er entfacht hatte, noch ein paar dürre Zweige zum Verzehr und sah abwesend den Rauchwolken nach, die langsam in den klaren Himmel stiegen. Die ersten Sterne leuchteten schon am Himmelszelt und von irgendwoher ertönte der dumpfe Ruf eines Waldkauzes. Aragorn seufzte leise. Wie hatte er das vermisst, diese lauen Nächte inmitten der Natur, diese wohltuende Ruhe und die Gewissheit, dass das Leben weiterging, ganz gleich was passierte.
Sein Blick fiel auf eine große, schlanke Gestalt, die nur wenige Meter von ihm entfernt am Ufer des Flusses stand und gedankenverloren zur anderen Seite des Flusses sah. Legolas. Es hatte ganz den Anschein, als würde der Elb alles, was ihn umgab, jede einzelne Regung der Natur, in sich aufnehmen und daraus neue Kraft schöpfen. Und so ähnlich war es ja auch. Manchmal beneidete Aragorn die Elben um ihre Fähigkeit eins mit der Natur zu werden, um ihre außergewöhnliche Wahrnehmung und ihr Feinempfinden. Auch in seinen Adern floss elbisches Blut, so dass auch er ähnliche Empfindungen und eine bessere Wahrnehmung als die meisten Menschen besaß, aber es reichte nicht aus, um das zu fühlen, was ein Elb zu fühlen vermochte. Und gerade ihn, der bei den Elben aufgewachsen war, hatte es immer ein wenig melancholisch gestimmt, dass er ihnen nie so nahe sein konnte, wie er es wollte.
Legolas hatte wohl bemerkt, dass er ihn ansah, denn er wandte sich um und kam mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen zu ihm hinüber.

"Der Frühling kommt dieses Jahr früher als ich es erwartet hatte", sagte er und ließ sich neben Aragorn nieder.

"Du meinst, es wird nicht noch einmal kälter werden?" hakte Aragorn nach.

Legolas schüttelte leicht den Kopf.

"Es ist gut so. Plötzliche Schneestürme können wir momentan nicht gebrauchen."

Nun war es an Aragorn zu lächeln.

"Ja, das denke ich auch. Wir sind mit Belastungen ausreichend versorgt."

Legolas nickte.

" Aber ich bin optimistisch. Irgendwie werden wir sie schon in den Griff bekommen."

Aus Aragorns Lächeln wurde ein Grinsen. Die beiden Belastungen, von denen die Rede war, waren in den Wald gegangen, um Pilze für eine Suppe zu suchen. Boromir hatte sich ritterlich dazu bereit erklärt sie zu begleiten, um sie vor wilden Tieren zu beschützen, und auch Merry, Pippin und Frodo waren mit Begeisterung der kleinen Truppe gefolgt, da sie sich für ausgesprochene Pilzexperten hielten, was sie freilich auch waren. Der Einzige, der noch im Lager zurückgeblieben war und mit ihnen am Feuer saß, war Sam, und der war damit beschäftigt, die weiteren Zutaten für die Suppe aus den Taschen zu kramen und klein zu schneiden, nicht ohne vorher zu betonen, dass er trotz der ganzen Aufregung daran gedacht hatte, Salz mitzunehmen.
Legolas hatte keine Gefahr ausmachen können, daher hatten sie es sich erlaubt eine kleines Feuer zu machen und konnten sich auf eine nicht allzu große Entfernung einigermaßen frei bewegen. Ein lautes Rascheln und Knacken ganz in der Nähe, ließ Aragorn dennoch innerlich leicht zusammenzucken, doch es war nur Merry, der mit einem Arm voller Brennholz aus dem Dickicht des Waldes trat, gefolgt von einem kichernden Pippin. Er trat an Aragorn heran, legte das Brennholz ab und sah dann den immer noch glucksenden Pippin strafend an.

"Das ist nicht witzig, Pippin!"

Pippin ignorierte seinen Freund einfach, schob sich an ihm vorbei und beugte sich zu Aragorn vor. Unter seiner Jacke hatte er irgendetwas versteckt, was er grinsend für einen Moment hervorholte und dann schnell wieder einsteckte. Es war irgendeine lila blühende Pflanze.

"Hab ich gefunden", raunte er Aragorn verschwörerisch zu und musste schon wieder kichern.

"Du lässt es mich ja noch nicht einmal richtig ansehen", erwiderte Aragorn stirnrunzelnd.

Doch Pippin hatte sich längst voller Stolz Legolas zugewandt.

"Was ist das?" fragte der Elb und sprang im nächsten Moment entsetzt auf.

Pippin hatte ihn wohl kurz einen Blick auf seine Beute werfen lassen.

"Felliya", stellte Legolas etwas kurzatmig fest. "Die wachsen also auch schon. Wirf sie in den Fluss!"

"Nein!" Pippin sah ihn empört an und entfernte sich schnell aus seiner Reichweite. "Bist du verrückt?! Weißt du wie wertvoll die sind? Manche Leute bezahlen ein Haufen Gold dafür. Und wer weiß... vielleicht kann ich sie ja irgendwann selbst gebrauchen."

Er grinste verlegen und wurde tatsächlich ein wenig rot.

"So etwas brauchst du doch gar nicht", meinte Aragorn lächelnd, dem nun auch klar war, um was für eine Art Pflanze es sich handelte. "Dein Charme wirft doch jede Frau um."

Er war schnell genug, um Merry mit einem kleinen, fast unsichtbaren Knuff still zu halten.

"Um was geht es hier eigentlich?" mischte sich Sam irritiert ein. "Ist das eine Zutat für die Suppe?"

"Lieber nicht", gluckste Pippin, "obwohl das bestimmt spaßig wäre." Er wurde schnell wieder ernst. "Nein, damit werden ich das Geschäft meines Lebens machen!"

Stolz präsentierte er nun auch Sam seinen Fund.

"Du willst Gärtner werden?" erkundigte sich Sam immer noch verwirrt und betrachtete die Pflanze abschätzend.

"Nein, wohl eher Hehler", konnte es sich Merry nun doch nicht verkneifen und ging auf Pippin zu. "Gib' das her – ich werfe es jetzt weg!"

"Nein!" quietschte Pippin und versteckte die Pflanze wieder unter seiner Jacke. "Du willst sie ja nur selber behalten!"

"Ich verstehe überhaupt nichts", meinte Sam. "Was ist denn an dieser Blume so besonders? Ich meine, ich kenne viele Pflanzen, aber diese habe ich noch nie gesehen."

"Ihre Pollen führen einen Duft mit sich, der... nun ja", Aragorn kratzte sich scheinbar verlegen am Kinn, " ...wie soll ich es sagen.... sehr stimulierend sein kann."

"Wie stimu...?" Sam stockte und lief augenblicklich dunkelrot an. "Ach so."

"Genau", sagte Merry. "Solche Sachen werden auf den Märkten manchmal unter der Hand angeboten."

"Für viel Geld!" setzte Pippin mit Nachdruck hinzu.

Sam runzelte die Stirn.

"Woher wisst ihr das ?"

"Öh...", nun war es an Merry rot zu werden, "... das... äh..."

"Das bekommt man so mit", half Pippin seinem Freund. "So im Gespräch."

"Und eine genaue Beschreibung der Pflanze, ja?" erkundigte sich Sam. "Das man sie auch gleich erkennt, wenn man durch die Gegend wandert."

"Ja, ja", Pippin nickte bestätigend. "So konnt' ich sie finden."

"Oder man benutzt einen Elben als Spürhund", meinte Merry und sah im nächsten Moment Legolas erschrocken an. " 'tschuldigung, das ist mir nur so rausgerutscht."

"Was heißt das jetzt schon wieder?" hakte Sam nach.

"Elben sollen ganz wild danach sein", grinste Pippin. "Bei denen soll das Zeug dreimal so stark wirken, wie bei allen anderen Wesen."

Merry sah vorsichtig zu Legolas hinüber, der immer noch stand und ihr Gespräch stirnrunzelnd verfolgt hatte. Er zögerte einen Moment, doch schließlich konnte er nicht mehr an sich halten und brachte mit einem leichten Lächeln ein leises: "Stimmt das?" hervor.

Der Elb sah ihn ruhig an. "Werft es in den Fluss!" forderte er sie mit Nachdruck auf.

"Bekommst du davon wirklich Lustgefühle?" fragte Pippin kichernd.

"Ja, Lust zu töten", erwiderte Legolas ernst und das Kichern brach abrupt ab.

Pippin sah den Elben ungläubig an.

"Das ist ein Scherz, oder?" fragte er mit großen Augen und schluckte schwer.

"Wirf es in den Fluss!" wiederholte Legolas seine Aufforderung.

"Du solltest lieber tun, was er sagt", mischte sich Aragorn ein.

Er hatte Schwierigkeiten nicht zu lachen. Es war zwar wahr, was die Hobbits über diese Pflanze erzählt hatten, aber diese ganze Angelegenheit versetzte Legolas lange nicht so in Anspannung, wie er tat. Er schien sich einen Spaß zu erlauben, den keiner außer Aragorn bemerkte.

"Es könnte wirklich gefährlich werden, wenn Legolas keine Möglichkeit findet, seine angestauten Energien wieder loszuwerden."

Pippin blieb einen Moment unentschlossen stehen, dann lief er so schnell wie möglich zum Flussufer und warf seinen Schatz ins Wasser. Mit einem tiefen Seufzer kam er wieder zurück ans Feuer.

"Frauen!" brummte er. "Nie sind sie da, wenn man sie braucht."

Legolas legte tröstend eine Hand auf seine Schulter.

"Eine weise Entscheidung, mein Freund", brachte er todernst hervor. "Du hast uns alle vor schlimmem Unheil bewahrt. Du kannst dir nicht vorstellen, was Spürhunde manchmal für Teufel sind."

Er ließ Pippin wieder los und setzte sich auf seinen Platz neben Aragorn, der sein Lachen hinter vorgehaltener Hand verbergen musste. Pippin benötigte einen Moment, um seine Gedanken zu sortieren.

"Ach so, Spürhund, ja."

Er stutzte. Ihm war anzumerken, dass er das Gefühl hatte, ihm sei irgendetwas entgangen. Aber er kam nicht darauf. Merry ließ sich neben Sam nieder und Pippin tat es ihm schließlich nach.

"Meinst du, er hätte mich wirklich getötet?" erkundigte er sich leise bei Merry.

Der zuckte nur die Schultern.

"Aber er hat mich Freund genannt."

"Ja, wir sind ja auch seine Freunde", stimmte Merry ihm zu, " solange er nicht unter Drogen steht."

Pippin nickte und sah kurz zu dem Elben hinüber, der mittlerweile in ein leises Gespräch mit Aragorn vertieft war.

"Weißt du, wenn ich ihn nicht schon so lange kennen würde", meinte Pippin, "würde ich denken, er hat uns auf den Arm genommen, weil du ihn als Spürhund bezeichnet hast."

"Und du hast gelacht."

Merry und Pippin sahen sich einen Moment nachdenklich an.

"Nein", brachten sie schließlich zugleich hervor.

"Wo habt ihr eigentlich Frodo gelassen?" fragte Sam in diesem Augenblick und sofort stand Beunruhigung in sein Gesicht geschrieben.

"Der hat sich entschieden noch beim Pilzesammeln zu helfen", meinte Merry und wie zur Bestätigung seiner Worte, ertönten laute Geräusche aus dem Unterholz und schließlich traten die fehlenden Personen aus der Dunkelheit in den Lichtschein des Feuers.
Sie sahen zufrieden aus, denn sie hatten eine ganze Menge Pilze mitgebracht. Boromir legte die Fackel, die er bei sich getragen hatte, ins Feuer und suchte sich einen Platz neben Aragorn, während die beiden Frauen und Frodo ihre Pilze bei Sam abgaben und sich dann dort niederließen, um ihm und den anderen Hobbits beim Zubereiten der Mahlzeit zu helfen. Mit vereinten Kräften dauerte es nicht lange, bis das Essen fertig war und fast noch schneller verschwand es in den Bäuchen der Gefährten.

"Wie lange wird es noch dauern, bis wir Düsterwald erreicht haben?" fragte Frodo nach dem Essen und streckte sich genüsslich.

"Ich denke, nicht länger als einen Tagesritt, wenn wir zügig durchreiten", antwortet Aragorn und sah zu Legolas hinüber.

Der nickte bestätigend.

"Wenn alles friedlich bleibt, können wir in drei Tagen im Schloss meines Vaters sein."

"Dieses ‚wenn alles ruhig bleibt' gefällt mir nicht", meinte Pippin. "Das sollte man lieber nicht sagen."

"Nein, wirklich nicht", stimmte Merry ihm zu. "Das bringt Unglück."

"Ist der Feind schon bis in den Düsterwald vorgedrungen?" erkundigte sich Boromir.

"Ja, teilweise, aber sie kommen mehr vom Westen über das Nebelgebirge. Die meisten von ihnen halten sich noch dort auf", erklärte Legolas. "Der Süden des Waldes dürfte daher relativ sicher sein. Wir müssen uns nur vorsehen, wenn wir zu den Grenzen des elbischen Reiches kommen. Als ich das Schloss meines Vaters verließ, waren schon einige Gruppen der M'aru dort gesichtet worden. Ich denke, es wird ihnen nicht lange verborgen bleiben, wohin wir uns zurückgezogen haben. Und ich weiß nicht, wie lange sie sich von dem Gedanken aufhalten lassen, dass sie dort einer Übermacht von Elben gegenübertreten."

"Aber ihr werdet sie doch in eurem Reich schlagen können", brachte Sam aufgebracht hervor.

Er konnte sich wohl kaum vorstellen, dass ‚seine' starken Elbenkrieger einer fremden Macht in ihrem eigenen Land unterlagen.

"Vorerst gewiss", meinte Legolas. "Aber auf lange Sicht ist das nicht abzusehen. Dieser Feind ist nicht mit irgendwelchen Orks oder Trollen zu vergleichen. Er ist wesentlich intelligenter und besser organisiert. Es gibt für ihn keine unüberlegten Angriffe. Und er sucht nicht den direkten Kampf, sondern er schleicht sich heran und greift aus dem Hinterhalt an. Wir sind an eine solche Vorgehensweise nicht gewöhnt und das kann für uns gefährlich werden."

"Pfui, wie unfair!" brachte Pippin voller Verachtung hervor und Merry stieß ihn an, um ihn zur Ruhe zu bringen. "Na, ist doch wahr!" brummte Pippin.

"Ihr Ziel ist die Vernichtung unseres Volkes", fuhr Legolas fort und auch in seinem Blick lag tiefe Verachtung, "und sie werden alles riskieren, um das zu erreichen. Sie bestehen nur aus Wut, ungebremster Kraft und Hass. Nichts und niemand kann sie im Moment aufhalten."

Stille folgte diesen Worten. Eine besorgte, nachdenkliche und etwas ratlose Stille. Jeder von ihnen wusste, auf was er sich bei dieser Reise eingelassen hatte, doch je näher sie Düsterwald kamen, desto größer wurde die Angst vor dem unsichtbaren Feind. Und die Ratlosigkeiten eines so alten und weisen Volkes wie das der Elben verursachte ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Doch ihren Kampfgeist hatten sie alle noch lange nicht verloren.

"Prima," sagte Pippin schließlich, "also ist alles wie gehabt: Ein übermächtiger Feind und wir Trottel stellen uns ihm in den Weg. So ist es doch, oder?"

Schweigen war die Antwort.

"Ich weiß gar nicht, was ihr habt", fuhr Pippin fort und ergriff seinen Teller, um sich noch einen Nachschlag von der Pilzsuppe zu nehmen. "Stürzen wir uns einfach ins Getümmel! So haben wir es doch beim letzten Mal auch gemacht. Und wir leben alle noch. Irgendwie werden wir es schon schaffen, oder?"

Die Worte des Hobbits verfehlten nicht ihre Wirkung – ein Lächeln zeigte sich auf fast jedem der Gesichter seiner Freunde und vergessen war die Angst vor dem Feind im Angesicht alter Erinnerungen an andere hoffnungslose Situationen, die sie gemeinsam durchgestanden hatten.

"Das werden wir", stimmte Aragorn ihm zu und Legolas schenkte dem Hobbit ein dankbares Lächeln. "Wir haben schon Schlimmeres überlebt", fuhr Aragorn fort. "Und unsere Erfahrung hat uns gezeigt, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt. Wenn wir alle im Schloss Thranduils versammelt sind, werden wir herausfinden, warum das alles passiert ist und wie wir den Feind besiegen können. Wir dürfen nur nicht die Hoffnung verlieren – ganz gleich, was passiert."

"Das werden wir nicht", brachte Boromir mit Zuversicht hervor. "Das haben wir damals nicht und das werden wir auch jetzt nicht."

"Ja", stimmte Merry enthusiastisch mit ein. "Auf nach Düsterwald!"

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Es war früh am Morgen, als die kleine Gruppe wieder aufbrach. Sie alle waren ausgeruht und gut gelaunt und so brachten sie in wenigen Stunden eine weite Strecke hinter sich. Dennoch verspürte Aragorn ein eigenartiges Gefühl irgendwo ganz tief in seinem Inneren. Da war etwas, was ihm sagte, dass es ungewöhnlich war, dass alles momentan so reibungslos ablief. So packte ihn die Unruhe, als Legolas etwas länger als gewöhnlich für seinen Erkundungsritt brauchte. Es war zwar vernünftig gewesen ihn dafür loszuschicken, weil der Elb mit seiner geschärften Wahrnehmung Gefahren viel schneller registrierte als jeder andere, aber so ganz wohl war Aragorn dabei nie. Zu seiner Erleichterung tauchte Legolas jedoch bald wieder auf. Allein an seiner Körperhaltung konnte Aragorn schon erkennen, dass irgendetwas in ihm vorging und seine Vermutung bestätigte sich, als der Elb sein Pferd neben ihn lenkte und sich ein wenig näher zu ihm herüberbeugte.

~ Mir ist da ein Gedanke gekommen,~ sprach er ihn in der Sprache seines Volkes an, ein sicheres Zeichen dafür, dass er keine anderen Zuhörer haben wollte.

~ In Bezug auf was? ~ hakte Aragorn interessiert nach.

~ Wir könnten eines unserer Probleme loswerden. ~

"Plant ihr eine Überraschungsparty oder warum unterhaltet ihr euch jetzt nicht mehr wie normale Menschen?" ertönte Pippins Stimme hinter ihnen. "Oder Elben... oder beides...", setzte er hinzu.

Aragorn wandte sich zu ihm um und sah den Hobbit eindringlich an. Und dieser verstand – das erste Mal in der letzten Zeit wirklich schnell.

"Ooooh, sie haben ein Geheimnis", grinste Merry und dieses Mal war es an Pippin seinen Freund mit einem groben Knuff zu rügen.

~ Also, was ist dir eingefallen? ~ wandte sich Aragorn auf Elbisch wieder an Legolas.

~ Wir sind in der Nähe eines Dorfes, das den Namen Vendos trägt,~ erklärte der Elb.

~ Ja, ich erinnere mich,~ entfuhr es Aragorn. ~ Gerendor, das alte Schlitzohr – lebt er immer noch dort? ~

Legolas nickte.

~ Ich habe ihm vor nicht allzu langer Zeit mal einen Besuch abgestattet. Er schwärmte mir wieder von Minas Tirith vor und wie gerne er mal wieder dorthin reisen würde. Er bräuchte nur einen guten Grund, sonst würde ihn seine Frau nicht gehen lassen. ~

Aragorn ging sofort ein Licht auf.

~ Ich weiß, worauf du hinaus willst,~ sagte er mit einem anerkennenden Lächeln.

~ Und? Was hältst du davon? Wenn ich schnell genug reite, habe ich euch am Abend wieder eingeholt. ~

Aragorn geriet ins Grübeln. Die Idee an sich war nicht schlecht. Sie hatten Gerendor vor Jahren kennen gelernt, als sie von einem der alljährlichen Treffen von königlichen Vertretern aller Völker Mittelerdes, die es seit dem Fall Saurons gab, gekommen waren. Sein Dorf war durch die ständigen Angriffe einer gesuchten Räuberbande in arge Bedrängnis geraten. Aragorn, Boromir und Legolas hatten die Angelegenheit damals ein für alle Mal geklärt und damit sämtliche Herzen der Dorfbewohner im Sturm erobert – ganz besonders das Gerendors, der sozusagen das Oberhaupt des Dorfes war. Er würde gewiss alles für sie tun. Und wenn es auch noch darum ging nach Minas Tirith zu reiten... Nein, hier brauchten sie gewiss keine Überredungskünste.
Es war etwas anderes, was Aragorn zögern ließ. Legolas als Späher vorzuschicken war eine Sache - aber ihn alleine über mehrere Stunden mit dem Mädchen nach Vendos reiten zu lassen, das war riskant. Gut, der Elb war auch fast den ganzen Weg nach Minas Tirith allein gereist und er war ohne größere Schwierigkeiten und daher heil angekommen, aber vielleicht hatte er auch einfach nur Glück gehabt und Aragorns Verantwortungsgefühl hinderte ihn daran, seine Entscheidung nachlässig zu fällen.

Legolas bemerkte sein Zögern und sagte beruhigend: ~ Diese wenigen Stunden werde ich auch ohne euch überleben. Auch wenn ich sie nicht sofort sehen kann – ich fühle zumindest, wenn sie kommen und dann werde ich sofort umdrehen. ~

Aragorn antwortete nicht, sondern sah Legolas nur nachdenklich an. Er mochte den jungen Elben wirklich sehr gern, er hegte für ihn fast brüderliche Gefühle und er würde es nicht ertragen können, einen so guten und langjährigen Freund wegen einer Dummheit zu verlieren. Andererseits war es bisher immer Legolas gewesen, der die Situationen, in denen sie sich befunden hatten, am Besten eingeschätzt hatte.

~ Es ist unsere letzte Gelegenheit sie fortzubringen. Wir werden die Ränder Düsterwaldes in weniger als einer Stunde erreichen. Und sie könnte in einem wirklich großen Kampf zur Last werden,~ fuhr Legolas fort. ~ Wir können es uns nicht leisten, einen Mann zu ihrem Schutz zu entbehren. Sie hat im Kampf keinerlei Erfahrung und wurde im letzten Kampf schon beinahe getötet. Und wir müssen schon auf unsere Hobbits aufpassen und das andere Mädchen verteidigen. Die Frage ist, wie belastbar wir drei sind. ~

Aragorn seufzte tief.

~ Du hast recht, aber ich kann dich nicht allein gehen lassen. Boromir wird mit dir gehen. ~

~ Aber dann bist du allein mit den anderen. ~

~ Das ist egal. Du bist gefährdeter. Er geht mit dir. ~ Boromir!"

Der kurze Ruf genügte, um den großen Krieger sofort an seine Seite zu holen.

"Du, Legolas und Cathea, ihr werdet nach Vendos reiten, um weiteren Reiseproviant zu besorgen", erklärte Aragorn knapp und aus Boromirs Gesichtsausdruck konnte er schließen, dass er sofort wusste, worum es in Wahrheit ging. "Wir werden langsam weiterreiten, dann habt ihr uns gegen Abend wieder eingeholt."

Boromir nickte mit einem kleinen Grinsen und ließ sich zurückfallen, sodass er Cathea informieren konnte.

"So ist es am Besten", sagte Aragorn zu Legolas, der mit dieser Lösung nicht ganz so zufrieden schien.

Ihnen beiden stand die Sorge um den anderen im Weg. Doch der Elb war kein Freund von langen Diskussionen und er wusste, dass Aragorn ein kluger und weitsichtiger Mann war, also nickte er schließlich.

"Wie du willst."

Er brachte ein halbes ermutigendes Lächeln zustande.

"Es wird schon gut gehen."

Dann ließ auch er sich zurückfallen und die drei Reiter trennten sich von der Gruppe.
Aragorn sah ihnen nach, bis das Dickicht des Waldes sie verschluckt hatte. Er hatte immer noch kein gutes Gefühl bei der Sache – nicht nur, weil er sich Sorgen um Legolas machte, sondern weil der Elb mit seinen Bedenken ebenso recht gehabt hatte. Auch Aragorns kleine Truppe war jetzt wesentlich verwundbarer.

‚Nur ein paar Stunden', versuchte er sich zu beruhigen. ‚Nur ein paar Stunden.' – In ein paar Stunden konnte viel passieren.

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A/N: Naaaaaaa...??? Wünsche, Anregungen, Morddrohungen wie immer zu mir! * lol * I.