Vielen
Dank an jeden der eine Review geschickt hat! Ich habe mich über
jede einzelne sehr, sehr gefreut. Mein Leben war in den letzten paar
Monaten etwa aus den Fugen geraten, ich hoffe alles beruhigt sich nun
und ich komme wieder öfter zum Schreiben. Vielleicht könnt
ihr mir ja den Spruch "Besser spät als nie!" zugute
halten? ;)
Diesmal gibt es keine Widmung, da mir das Kapitel
selbst nicht ganz gefällt!
Dort
wo das fahle Licht des aufgedunsenen Mondes die vorbeiziehenden
Wolkenschwaden berührte gab es ihnen ein kränkliches gelbes
aussehen. Früher in der Nacht war ein starker Wind aufgekommen
und es hatte fast ganz aufgehört zu schneien. Nur ganz selten
tanzte noch eine einzelne unberührte Schneeflocke vom Himmel um
sich zu ihren Vorgängerinnen zu gesellen, die durch die
Automobile der Muggle zu einer unansehnlichen schwarzen Masse im
Rinnstein zusammengeschrumpft waren.
Manchmal knarrten die
Äste in den Kronen der alten Bäume die in gleichmäßigen
Abständen im Heronenweg gepflant worden waren, ansonsten lag die
Straße still und menschenleer da. Kaum ein Fremder verirrte
sich in die unbedeutende Nebenstraße des unbedeutenden Vorortes
von London und alle Anwohner hatte sich in ihre warmen und
gemütlichen Wohnzimmer zurückgezogen, um den späten
Abend mit ihren Lieben zu verbringen Aus vielen Fenstern drang noch
einladendes goldenes Licht.
Ein leises Geräusch, dem
„Plopp"eines Korkens der aus einer Flasche schießt nicht
unähnlich, durchbrach aufeinmal die friedvolle Stille und wie
von Zauberhand materialisierte ein alter Mann. Seine wachen eisblauen
Augen huschten die Straße entlang, und zufrieden stellte er
fest, dass er allein war, und niemand seinen unkonventionellen
Auftritt miterlebt hatte. Bei seinem Aufbruch war er so erschütternd
und wütend gewesen, dass er vergessen hatte sein Ziel vor dem
Apparierren auf Muggleaktivitäten zu überprüfen. Es
kam nicht oft vor das Albus Dumbledore Fehler unterliefen, aber im
Moment lastete viel auf seiner Seele und seine Sorgen ließen
ihn jedes Jahr seines langen Lebens spüren. Tief sog er die
eiskalte Luft ein, um sich zu beruhigen. Es hatte ihn zutiefst
erschüttert was in den letzten Tagen zweien seiner Schützlinge
widerfahren war, und noch tiefer beunruhigte es ihn, das sogar einige
seiner sonst zuverlässigsten Ordensmitgliedern einem der Opfer
ihre Hilfe verwährten.
Aus der einer der vielen Taschen
seiner mit funkelnden Sternchen übersäten,
mitternachtsblauen Robe zog Dumbledore einen Zauberstab der fast so
alt war wie er selbst, und dessen Holz trotz sorgfältiger Pflege
langsam spröde wurde. Er überlegte einen Moment, wobei er
sich über seinen mächtigen Vollbart strich unter dem seine
untere Gesichtshälfte fasst komplett verschwand und dann ließ
er den Stab ungenutzt wieder in seine Tasche gleiten. Wenn niemand
hier war der ihn sehen konnte, machte es wenig Sinn seine bequeme
Robe gegen einen kratzenden Muggle Anzug zu tauschen, oder?
Stattdessen nahm er aus einer der anderen Tasche ein paar malve
farbener Ohrenschützer und setzte sie über seinen Spitzhut
auf.An der Kreuzung wo der Heronenweg in die Hauptstraße
des Ortes einmündete, schob er seine halbmondförmige
Lesebrille etwas höher auf die Nase nur um doch über ihre
Ränder zu dem Straßenschild hoch zu spähen, unter
dem er stand. Es wirkte als ob er sich vergewissern wollte das er
sich tatsächlich am rechten Ort befand. „Wie haben es gleich
geschafft."murmelte er, mit einer tiefen beruhigenden Stimme die
so sanft war, dass sie sich kaum über das Säuseln des
Windes erhob. „Wir sind fast da."
Mit einer Kraft die niemand
dem alten gebrechlich Gentleman zugetraut hätte, hob er einen
großen beschfarbenen Transportkäfig hoch, der wie er aus
dem Nichts aufgetaucht war und dessen Insassen seine eben gesprochen
Worte gegolten hatten.
Fürsorglich zog er eine karierte
Wolldecke zurecht, die vor dem eisernen Gitter drapiert war, um zu
verhindern das der schneidende Wind hinein pfiff, und dann machte
sich Albus Dumbledore auf um das Haus zu suchen das die Familie
Granger bewohnte.
Es war nicht schwer zu finden. Ein kleines
Stück die Straße weiter runter, war in dem Vorgarten eines
rot verklinkerten Einfamilienhauses ein Schild angebracht worden auf
dem in großen Lettern stand: „Dr. med. dent. G. Granger und
Dr. med. dent. D.Granger", in der Zeile darunter war noch etwas
größer gedruckt zu lesen „Zahnärztliche
Gemeinschaftspraxis". Dumbledore wusste ungefähr noch aus
seinem eigenen Muggle-Kunde Unterricht von vor etlichen Jahren was
Zahnärzte waren und was sie taten, doch das Haus und seine
Umgebung verriet ihn mehr über die Leute die hier wohnten, als
ihre Berufe. In den Fenstern der oberen Etage wo die Familie über
den Behandlungsräumen lebte hingen sorgsam gebastelte
Fensterbilder und andere Weihnachtsdekorationen. Ein Tannenbaum im
Garten war liebevoll mit einer Lichterkette und Strohsternen
geschmückt worden, und in einem kleinen Vogelhaus hatte jemand
Sonnenblumenkerne gestreut, um den winzigen einheimischen Singvögeln
durch die eisige Jahreszeit zuhelfen. Alles machte einen gepflegten
und ordentlichen, aber auch einen heimeligen Eindruck.
Vorsichtig
um mit dem schweren Transportkäfig nirgendwo anzuecken, öffnete
Dumbledore mit einer Hand das niedrige Tor das im Zaun eingelassen
war und folgte dem mit knirschenden Kies bestreuten Weg zum Eingang,
des zweistöckigen Hauses.
Zu seinem Erstaunen fand er die
Haustür nicht abgeschlossen, wie er es von Muggeln erwartet
hatte. Widerstandslos und lautlos schwang sie auf als er sachte gegen
sie drückte und gab den Weg in ein finsteres Treppenhaus frei.
Dumbledore tastete nach dem Lichtschalter, behutsam fuhr er mit dem
Fingerkuppen an der rau verputzen Wand entlang, bis plötzlich
die zwei Lampen an der Decke mit einem „Klick"angingen und von
alleine erstrahlten. Interessiert schaute der alte Zauberer nach
oben, er hatte noch nicht einmal den leichten Druck in seinen Ohren
gespürt, den er sonst immer bemerkte, wenn jemand oder etwas in
seiner Gegenwart Magie wirkte. Wäre sein Vorhaben nicht so
wichtig gewesen, wäre er vielleicht der Sache nachgegangen und
hätte nachgeschaut wie die Muggel so etwas bewerkstelligt
hatten. Die Zeit drängte jedoch, und ein unbestimmtes Gefühl
in seiner Magengegend ließ ihn ahnen, das heute noch etwas
passieren würde. Getrieben von einer inneren Unruhe machte er
sich daran die Stufen er erklimmen.
Der Angriff auf seinen feinen Geruchssinn war jedoch zu stark und er brach in heiseres Husten aus. Noch keuchend wollte er seine Last kurz abstellen um wieder zu Atem zu kommen, dabei stieß er unabsichtlich mit dem Transportkäfig gegen das Geländer, das ein metallenes, lang nachhallendes Klirren von sich gab, das sich vibrierend durch das ganze Metallgestell zog.
Viel schlimmer war das der Transportkäfig durch seine Unvorsicht Schlagseite bekommen hatte, und beinahe die Treppenstufen hinunter gepurzelt wäre. Dumbledore musste mit der zweiten Hand nachgreifen, um zu verhindern das ein Unglück passierte. Langsam stellte er seine Bürde auf einem Treppenabsatz ab und leuchtete mit der Spitze seines Zauberstabes durch das Gitter des Einstiegsloches um sich zu vergewissern, dass dem Werwolf nichts weiter geschehen war. Leise murmelt entschuldigte sich Albus: „Tut mir leid, das war ungeschickt von mir. Du, mein Freund, bist aber auch ganz schön schwer für jemanden der so dünn ist."
Der Werwolf hatte weis Gott genug durchgemacht für einen Tag, auch ohne das er jetzt noch unnötig geschüttelt wurde oder sich gar Knochen bei einem Sturz brach. Und Dumbledore war sich sicher, das er bis jetzt nur einen Teil von dem wusste was Remus geschehen war. Besorgt runzelte er die Stirn.
Das
mitgenommene Tier lag immer noch genauso regungslos da wie zu dem
Zeitpunkt als es in den Käfig gebettet worden war, die Augen
halb geöffnet aber seiner Umgebung nicht gewahr. Der alte
Zauberer lauschte besorgt auf das flache Atmen des Tieres um sich zu
vergewissern das durch seine Unachtsamkeit keine weitere
Verschlechterung seines Zustandes eingetreten war, aber außer
dem leisen unregelmäßigen Keuchen des Tieres drangen auch
gedämpfte Stimmen aus der oberen Wohnung an seine gespitzten
Ohren. Nein, nur eine Stimme korrigierte er sich. Die von Miss.
Granger die kurioser Wiese etwas sagte, worauf kurz Stille eintrat,
und dann war wieder nur Hermine zu hören.
Dumbledore
widerstand der verlockenden Versuchung zu lauschen, um hinter dieses
Rätsel zu kommen und machte sich wieder auf den Weg. Er musste
sich dringend noch um ein paar andere Dinge kümmern, die ganze
Welt schien aus den Fugen zu geraten, und es gab so viele Dinge die
getan werden mussten, und nur so wenig Zeit sie zu tun. Außerdem
wurde das unheilvolle Kribbeln in seinem Magen stärker, etwas
war im Gange...
Albus war sich noch nicht einmal sicher ob Remus
hier bleiben können würde oder er noch in dieser Nacht nach
einem anderen Unterschlüpf für seinen gemarterten Freund
suchen musste. Zumindest würden die Muggle keine Vorurteile
gegen Werwölfe haben, schon weil sie sie schlicht für eine
Mär hielten, und wenn Hermine nach ihren Eltern schlug würden
die Grangers niemanden der ihrer Hilfe bedurfte der Tür weisen.
Mit diesen beruhigenden Gedanken im Kopf setzte Dumbledore an gegen
die Tür zu pochen...
Das Telefon läutete, und Mrs.
Granger ließ erleichtert von ihrer Bügelwäsche ab um
dranzugehen. Zwischen ihr und dem Sofa stapelten sich ordentlich
gefaltete weiße Hemden, Blusen und Arztkittel. Sie hatte ihr
Bügelbrett ihm Wohnzimmer aufgebaut, so dass sie zumindest
nebenbei eine Sendung über das alte Ägypten anschauen
konnte, die ihr Ehemann und Hermine gebannt im Fernsehen verfolgten.
Vater und Tochter hatten sich gemütlich auf dem Sofa
zusammengekuschelt, eine Packung Lebkuchen zwischen sich gestellt und
mit einer heißen Tasse Tee für jeden auf dem Beistelltisch
war es sehr gemütlich. Beiden dachten offensichtlich gar nicht
daran bei der Hausarbeit zu helfen.
„Granger."meldete
sie sich. Auf der anderen Seite der Leitung blieb es aber für
eine ganze Weile beharrlich stumm, und nur ein leises Knacken und
Rauschen war zu hören. Grade als sie verärgert über
die unnötige Unterbrechung wieder auflegen wollte fragte eine
zaghafte Stimme: „Uhm, ist vielleicht Hermine da?"
"Hallo,
mit wem spreche ich denn?"fragte Mrs. Granger etwas verwundert,
über den ungewöhnlichen Anrufer. „Ron, Ron Weasley. Bitte
kann ich Hermine sprechen? Ich gehe mit ihr zusammen nach Hogwarts,
wir sind im selben Jahrgang."
"Für Dich Liebling."
rief Mrs. Granger über ihre Schulter hinweg. Jetzt erinnerte sie
sich wieder an den rothaarigen, schlaksigen Jungen mit den vielen
Geschwistern den sie schon mehrfach in der Winkelgasse und einmal am
Kinkscross Bahnhof getroffen hatte. „Wie geht es Dir?"fragte sie
besonders freundlich in den Hörer, weil sie herauszuhören
konnte, dass Ron fürchterlich nervös war. Kein Wunder, nach
allem was Mrs. Granger wusste konnte es gut sein das der junge
Zauberer zum ersten mal ein Telefon benutze. Bevor Ron ihr eine
Antwort geben konnte stand auch schon Hermine neben ihr und hatte die
Hand nach dem Hörer ausgestreckt.
"Ron!"quitschte sie,
als sie mitbekommen hatte wer dran war. „Ich habe ja ewig nichts
mehr von Dir gehört. Warum hast Du nicht geschrieben? Wie geht
es Deiner Familie?"Auf die ihre alte Armbanduhr schielend stellte
sie fest: „Du rufst aber spät an! Ist irgendetwas
passiert?"
Ron murmelte so leise das sich Hermine den Hörer
ganz fest ans Ohr quetschen musste um ihn überhaupt verstehen zu
können, aber eigentlich druckste er nur rum ohne wirklich etwas
zu sagen. Am Schluss war nur noch ein kleines Schniefen zu hören
gewesen. Verwundert starrte Hermine den Hörer an, Ron war doch
sonst nie um ein Wort verlegen und brachte sich durch seine direkte
Art oft in Schwierigkeiten mit den Slytherins und unvernünftiger
weise sogar mit den Professoren.
„Ich muss mit Dir
über etwas reden, bitte.." brach es dann aus ihm hervor. Was
für ein Problem hatte er denn nun wieder? Hermine kaute auf
ihrer Unterlippe herum, und nahm sich fest vor sich nicht durch eine
Mitleidstour dazu bekommen zu lassen den Zaubertränkeaufsatz für
Ron zu schreiben, denn Snape ihnen am letzten Tag vor den Ferien noch
aufgerückt hatte. Schließlich hatte sie sowohl Harry als
auch Ron gewarnt rechtzeitig anzufangen!
Hermine zog den kleinen Hocker unter dem Tischchen hervor neben dem sie stand und setzte sich, während sie den Hörer zwischen Kopf und Schulter hielt, damit ihr nichts entgehen würde. Nur für den Fall das es um etwas ernstes ging und Ron doch nicht versuchte sich vor seinen Hausaufgaben zu drücken.
Ron sprach jedoch nicht weiter, obwohl sie ihm einige Zeit ließ um sich zu fangen und von alleine anzufangen. Schließlich fragte Hermine nach, Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit:„Was
ist denn los, kann ich Dir irgendwie helfen? Warum benutzt Du
eigentlich ein Telefon?"Es war doch seltsam das ein Zauberer ein
Telefon statt einer Eule benutzte, oder? Bei ihre zahlreichen
Besuchen im Fuchsbau hatte Hermine weit und breit nicht so etwas
mondänes wie ein Telefon gesehen, obwohl Arthur Weasley einen
Fable für alles hatte was auch nur im entferntesten mit Muggeln
zu tun hatte.
Ron atmete noch einmal tief durch:. „Oh,
Hermine es hat einen riesen Krach gegeben."Brach es aus ihm hervor
und unter Schluchzen erzählte er weiter: „Dad hat mir und den
anderen etwas Muggelgeld gegeben und meinte wir könnten einen
Spaziergang ins Dorf machen. Dumbledore war heute Abend da. Ich weiß
nicht warum. Er hat sich mit Mum und Dad unterhalten. Ich weiß
nicht warum es ging. Und als Dumbledore weg ist, haben sie sich
fürchterlich in die Haare bekommen. Ich glaube es hat nicht viel
gefehlt und sie hätten sich gegenseitig verflucht. Und dann hat
uns Dad rausgeschickt..."Ron hatte noch mehr sagen wollen aber
jetzt war er endgültig in Tränen ausgebrochen."
Damit
hatte Hermine nicht gerechnet. Vielleicht mit einem handfesten Streit
zwischen Percy und Ron. Seit dem Percy wieder in Hogwarts war,
war die Anspannung zwischen den beiden stetig gewachsen. Das
Percy McGonagall „mit den Gryffindors unter die Arme griff"
während seines urplötzlichen Praktikums, und dabei das
ganze Haus selbstgefällig herum kommandierte wie ein Feldwebel,
half dem Verhältnis der Geschwister auch nicht besonders weiter.
Sogar Hermine musste zugeben, das Percy es fürchterlich mit den
Regeln übertrieb. Aber das schlimmste war das die Lehrer ihn
dabei auch noch bestärkten, es schien fast als wenn Percy
absolut unfehlbar wäre. So manch einer der jüngeren Schüler
war derzeit ziemlich frustriert, und Neville und einge der erst
Klässler hatten richtig Angst vor Percy und seiner herrsch
süchtigen Art.
"Oh", hauchte Hermine, und wusste nicht was sie Ron raten oder wie sie überhaupt auf solche Neuigkeiten reagieren sollte. Mit einem akademischen Problem konnte man jederzeit zu ihr kommen, aber die Gefühlswelt ihrer Mitmenschen war manchmal ein Buch mit sieben Siegeln für sie.Grade überlegte sie fieberhaft ein paar tröstenden Worten, als zwei Dinge auf einmal geschahen.
An
der Haustür der Grangers war ein lautes Klopfen zu hören,
als ob jemand kräftig mit den Knöcheln gegen die hölzerne
Tür schlug und Ron sagte. „Da ist Ginny, auf der anderen
Straßenseite, ich bring sie besser nach Hause. Es ist echt mega
kalt und sie sieht ziemlich verheult aus. Ich meld mich wieder!"
und damit hängte er den Hörer in der kleinen
Dorftelefonzelle wieder auf die Gabel.
Hermine legte auch
auf, und ging zur Tür um zu öffnen. Noch ganz in Gedanken
versunken bemerkte sie gar nicht wie ihr Vater die Lautstärke
des Fernsehers wieder etwas aufdrehte, die er höflich während
ihres Gesprächs runter gegeregelt hatte oder wie ihre Mutter das
Gesicht verzog, weil sie wie letzten Abend einen Notfall erwartete.
Hermine stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte durch
den Spion der an der Tür angebracht war. Alles was man durch das
Ding sah wirkte verzerrt. Draußen, in weiten Roben stand der
Direktor ihrer Schule und zauste mit einer Hand durch seinen weißen
Haare, während er darauf wartete das ihm jemand die Tür
öffnete.
Aufgeregt
frimmelte Hermine mit der Kette die die Tür zusperrte, und je
mehr sie sich beeilte desto länger schien es zu dauern sie
abzuziehen. Fieberhaft dachte sie dabei nach und kaute zur
Abwechslung auf einer ihrer hellbraunen Haarsträhnen herum.
Warum war er hier? Hatte sie in der Schule etwas angestellt woran sie
sich nicht erinnern konnte? Und dann fiel ihr ein, was Ron gesagt
hatte: Das auch er heute schon Besuch vom Schulleiter gehabt
hatte.
"Guten Abend, Professor Dumbledore"grüsste
sie respektvoll und etwas nervös als sie ihm öffnete.
Neugierig kam Gwendolin näher als sie den Namen des Schulleiters
ihrer Tochter hörte.
Augen die den Farbton der Eissicht
hatten die sich auf einem gefrorenen Meer bildet und genauso tief und
unergründlich waren, wandten sich von der Musterschülerin
Hogwarts zu ihrer Mutter. Die Lippen des alten Zaubers formten ein
höfliches Lächeln das bis zu seinen runzligen Augenwinkeln
reichte, doch der Schalk der sonst aus Dubledors gutmütigen
Augen blitze und funkelte und über und mit der ganzen Welt
lachen konnte war nicht da. Hermine trat unruhig von einem Bein aufs
andere.
„Mrs.
Granger."grüsste Albus kurz, bevor er sich geschäftsmäßig
an Hermines Mutter wandte. „Mrs. Granger? Auf ein Wort,
bitte."
Hermines Mutter bat den Zauberer einzutreten und bot ihm
einen Platz auf dem Sofa zusammen mit einer Tasse Tee und
Weihnachtsgebäck an. Gwendolins Augen weiteten sich in Erstaunen
als er einen großen, stabilen Plastikkäfig in den Flur
wuchtete, bevor er Mrs. Granger entschuldigend ansah.
Er
wandte sich suchend nach Hermine um und winkte sie heran. Fragend ob
er eine buschige Augenbraue und deutete auf seine Fracht: „Miss
Granger, würden sie so liebenswürdig sein und für mich
einen Augenblick auf Professor Lupin achten?"Als Nachgedanken
fügte er nach kurzem Zögern hinzu: „Aber seien sie
vorsichtig, er hat zwar seinen Trank genommen, aber ich weiß
nicht wie sich seine letzten .... Erlebnisse auf seine Fähigkeit
ausgewirkt haben wie ein Mensch zu denken. Im Moment schläft
er."
Mit einem leisen knacken in den Knien erhob sich Dumbledore aus der Hocke und machte Hermine Platz, die leise näher an den die Box herantrat, so als ob sie das schlafende Geschöpf nicht stören wollte.
Dumbledore folgte Hermines Mutter ins Wohnzimmer, und freute sich nach der Kälte auf den heißen Tee dessen Aroma verführerisch in der Luft lag. In der gut geheizten Wohnung färbten sich seine Wangen rot nach der klirrenden Kälte draußen. Heimlich gratulierte er sich zu seinem Einfall der es ihm ermöglichte in Erfahrung zu bringen, was Hermines Eltern von dem ihnen zugedachten verletzten und derzeit leider in seiner haarigeren Form befindlichen Gast hielten, ohne das das Mädchen in typischer Gryffindor Manier ihrem kranken Freund zur Hilfe eilen würde, und einen Streit mit ihren Eltern riskieren konnte, wenn diese es zu gefährlich fänden die Verantwortung für einen ziemlich mitgenommenen Werwolf zu übernehmen. Im Flur würde Hermine gar nichts von seiner Bitte mitbekommen.
Der riesen Krach den er ausversehen im Heim der Weasleys ausgelöst hatte reichte ihm für heute. Arthur hatte so reagiert, wie er gehofft hatte und gleich angeboten sich um Remus zu kümmern so weit er nur konnte. Zur Überraschung der beiden Zauberer hatte jedoch Molly heftige Einwende erhoben. Es war nicht so das sie Remus nicht mochte... aber schließlich musste auch an die Sicherheit der Kinder gedacht werden...Standfest hatte sie sich geweigert, den Werwolf bei sich aufzunehmen, solange die Schulferien andauerten. Und von da ab war es steil bergab gegangen zwischen den beiden verheirateten Ordensmitgliedern. Als er desaperierte hat Dumbledore die beiden schreien gehört.
Hermine streckte zögernd eine Hand aus, um einen Zipfel der Decke hochzuheben die ihr die Sicht ins Innere des Käfigs versperrte. Langsam hob sie ein Stückchen des Wolltuchs hoch. Bei den spärlichen Lichtstrahlendie so eindrangen, konnte sie außer einem undeutlichem Schemen, der flach am Boden lag und sich nicht zu regen schien, nichts ausmachen. Erst auf Hermine nach einem aufmunternden Nicken von Professor Dumbledore, der noch immer im Türrahmen zum Wohnzimmer stand und sie beobachtete, die Decke ganz zurück schlug konnte sie wirklich etwas sehen. Und etwas stimmte ganz und gar nicht!!!
„Remus?"
fragte Hermine zaghaft.
"Remus? Professor?" frage
Hermine erneut und strengte sich an bei dem schwachen Licht doch
etwas mehr zu sehen. Es dauerte etwas bis ihre Augen sich an das
dämmrige Zwielicht gewöhnt hatten.
Leichblässe stieg in Hermines Gesicht und ihr stockte der Atem. Ihr ganzer Körper begann unkontrolliert zu zittern und bebte geradezu als sie sich mit vor Entsetzen geweiteten Augen den Erwachsenen zuwandte, die etwas abseits von ihr standen und mit ruhigen Stimmen noch etwas zu klären schienen. Hermines Vater nickte bedächtig zu etwas das grade gesagt wurde, das warme Licht der Adventskerzen spiegelte sich in seinen braunen Augen. Der erisierende Stoff von Dumbledors Roben glitzerte und funkelte, es roch nach Spekulatius und süßem Früchtetee. Alles wirkte unwirklich, friedlich. So als ob alles in Ordnung sei.
„Er ist tot!"flüsterte Hermine mit heiserer Stimme, die ihr nicht recht gehorchen wollte.Wieder starrte das Mädchen fassungslos auf den Wolf der reglos vor ihr lag. Seine Flanken hoben und senkten sich nicht, nicht das kleinste bisschen, aber das Schlimmste waren die weit aufgerissenen honiggelben Augen die blicklos ins Nichts starrten und der matte Schleier des Todes der sich schon über sie legte, um sein Opfer zu markieren. Die ganze Szene konnte aus einem dieser alten, schlechten Horrorfilme stammen.
Seltsam,
als der gleiche Werwolf vor der peitschenden Weide versucht hatte
Harry, Ron und sie selbst anzugreifen hatten die selben Augen wie
flammende Blitze gewirkt. Grenzenlose Wut hatte in ihnen gelodert als
er sich auf die Kinder hatte stürzen wollen, bis Sirius in
seiner Animagus-Gestalt eingegriffen und seinen unkontrollierten
Freund in den Wald gezerrt hatte. Hermine hatte damals Angst gehabt
vor einem der schrecklichsten Raubtiere der Zaubererwelt, doch keine
Panik. Jetzt fühlte sie diese lähmende Furcht in sich
aufsteigen. Eine eiserne Faust umschlang ihr wild pochendes Herz und
drückte erbarmungslos zu, Eiswürfel rutschten in ihrem
Magen hin und her und ihr wurde schlecht. Der süßlichen
Geruch von Blut hing in der Luft und hinterließ einen eiserne
Nachgeschmack der widerlich in ihrer Kehle klebte. Gleichzeitig
musste Hermine den Brechreiz unterdrücken und den Drang
hysterisch zu Lachen bekämpfen.
Warum reagierten die
Erwachsenen nicht? Warum tat Dumbledore nicht irgendetwas!?! Wie
hatte das nur geschehen können?
Die Zeit schien unendlich
langsam zu vergehen, jede Sekunde zog sich wie Kaugummi das einem
unter dem Schuh pappt, und selbst die große Standuhr im Flur
tickte nur noch ganz langsam.
Endlich! Endlich beugte sich
Dumbledore zu ihr hinunter und warf selbst einen Blick durch das
Gitter in den Transportkäfig und auf dessen unglücklichen
Insassen.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht blieb ruhig. Als er sich
an Hermine zuwandte hatte er ein beruhigendes Lächeln auf den
Lippen. „Er schläft nur. Es ist alles in Ordnung."
Versicherte der dem aufgeregten Mädchen.
"Aber seine
Augen, sie sind offen und ganz trüb, und das ganze Blut..."
protestierte das schluchzende Kind schwach. Auch Hermines Eltern
waren mittlerweile näher herangetreten, und ihr Vater hatte ihr
eine beruhigende Hand auf die Schulter gelegt, überließ es
aber dem Zauberer zu erklären.
"Ah!"sagte
Dumbledore. Ich dachte Du wüsstest um die Auswirkungen von
Narkotika auf Wertiere, nicht anders als bei gewöhnlichen
Hauskatzen bleiben nach einer Betäubung ihre Augen offen
stehen. Damit die Bindehäute nicht austrocknen wird eine Salbe
aufgetragen, die Auroren haben das leider versäumt, daher der
milchige Schleier, obwohl Pompy es sofort nachgeholt hat."
Hermine
beruhigte sich etwas.
Dann ließ sich der alte Zauberer
in die Knie sinken, wobei sein langer weißer Bart den Boden
streifte und der Stoff seiner weiten Robe raschelte. Mit einer Hand
schob er die zwei Riegel zurück die das Gitter vor dem Einstieg
an Ort und Stelle hielten und ließ es aufschwingen. Mit einer
Hand griff er nach Hermines und legte sie behutsam auf die Flanke des
Tieres. Kaum merklich spürte Hermine erleichtert wie Luft
eingesogen wurde, und das das Fell unter ihrer Hand blutverklebt aber
warm war.
Dumbledore ließ Hermine los und drehte seine Handfläche nach oben, ein Bündel bläulicher Flammen züngelte plötzlich aus seinen Fingern und ließen Hermine zum ersten mal klar erkennen, wie es um den Werwolf wirklich bestellt war. Sein Fell war stumpf, die Papiertaschentücher die unter seinen Lefzen lagen waren mit Blut genauso vollgezogen, wie sein Fell mit den rötlichem Grand verkrustet war, der sich über Wunden bildet. Er war fürchterlich abgemagert, seine Rippen stachen scharf heraus. Er war ein einziges Bild des Elends. Wer hatte ihm das angetan?
Bevor Hermine mehr sehen konnte, stand Dumbledore aprupt auf, und die Lichtquelle erlosch. "Ich muss gehen! Was macht dieser Kindskopf denn nur???" der letzte Teil war nur leise gezischt, Ärger und Sorge schwangen in seiner Stimme mit, während er schon an den erstaunten Grangers vorbei auf dem Weg zur Haustür war.
"Norfalls
kannst Du zaubern Hermine! Kümmer Dich um ihn, morgen wird
jemand bei Dir vor beischauen."
Die Tür flog ins Schloß,
und Hermine die darauf lauschte hörte das leise "Plopp",
das ihr sagte, das der Schulleiter vermutlich schon sehr weit weg
war.
Verwundert und unsicher was sie nun tun sollte, wandte sie
sich ihren Eltern zu, die selbst von den Ereignissen überrumpelt
wirkten.
Worauf hatten sie sich da nur eingelassen?
