Gwilith: Auch ein König ist nur ein Mensch und wenn dieses raffinierte Weibstück ihn so gekonnt verführt....

Elektra121: Vielleicht hätte ich beim Header noch die Warnung OOC dazuschreiben sollen. Ich dachte, AU genügt als Warnung. Meine Charaktere sind ziemlich buch-fern, muß ich zugeben. Aber der liebe Peter Jackson hat sich ja auch bei einigen Charakteren sehr vom Buch entfernt. Bestes Beispiel dafür ist Faramir. Warum sollte Aragorn nicht auch mal zum Ehebrecher werden? In meiner Geschichte „menschelt"es sehr. Aragorn ist nicht der perfekte Superheld aus Buch/Film, sondern in erster Linie ein Mann, dessen Verstand auch mal in tiefere Regionen rutschen kann. Ähem. Und Éowyn ist in meiner Story eine selbstbewußte Amazone, die sich das holt, was sie will. Aber vielleicht kommt sie noch zur Besinnung... Meiner Meinung nach muß Éowyn sich als Gattin des Truchsessen „sittsam"in Gondor benehmen, also keine Jagdausflüge oder so. Hexenkönig hin oder her. Das Volk und der Adel von Gondor sehen in ihr in erster Linie Faramirs Gattin und nicht die Siegerin über den Hexenkönig, JMO.

Leonel: Im nächsten, etwas kürzeren Kapitel geht es vor allem um Faramir. Endet mit einem Cliffhanger.

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Kapitel 3: Hochzeitsnacht

Aragorn und Éowyn kehrten gemeinsam wieder zu den anderen zurück. Faramir, der sich seinen Schmerz nicht anmerken ließ, lächelte scheinbar erleichtert.

„Ich habe dich schon vermisst, meine Blume", sagte er.

Éowyn errötete und senkte den Blick.

„Aragorn hat mich zum Glück gefunden", erwiderte sie wahrheitsgemäß.

„Wie gut, dass der König bei uns ist", meinte Faramir mit einem leicht spöttischem Unterton.

Nur Aragorn vernahm diesen feinen Spott und er erschrak zutiefst.

Auch er wagte den jungen Truchseß kaum anzusehen.

Jetzt tauchte endlich auch Éomer und der Rest der Jäger auf.

„Laßt uns zurückreiten nach Edoras. Die Jagd war erfolgreich", rief er fröhlich aus.

Faramir und Éowyn ritten schweigend nebeneinander. Inzwischen begann sie zu bereuen, auch wenn für sie die körperliche Vereinigung mit Aragorn ein unvergessliches Erlebnis bleiben sollte.

Was ist nur in mich gefahren, dachte sie entsetzt. Ich habe mich vor meiner Hochzeit zur Hure eines anderen gemacht. Die Valar werden mich dafür ganz gewiß bestrafen.

Am nächsten Tag fand die Hochzeit in aller Pracht statt. Éowyn und Faramir waren das schönste Brautpaar, das Edoras je gesehen hatte.

Éomer nahm als König die Trauung der Beiden vor. Er sprach den Segen der Valar über seine Schwester und seinen Schwager.

Éowyn bemühte sich zu lächeln, obwohl ihr überhaupt nicht danach zumute war. Das schlechte Gewissen quälte sie zutiefst. Auch Faramir erschien ihr heute ernster als gewöhnlich. Ob er etwas ahnte?

Aragorn und Arwen wirkten verliebt wie eh und je. Doch das konnte auch Fassade sein.

Nach den Feierlichkeiten suchte Éowyn, so wie es Brauch war, das Brautgemach auf. Der Weg dorthin war mit Blumen bestreut. Sie zog ihr Brautkleid aus und setzte sich ängstlich auf das Bett, nachdem sie ein langes Nachthemd übergestreift hatte.

Sie hatte Angst vor dieser Nacht. Sie wusste, dass sie sich Faramir nicht so hingeben konnte wie Aragorn. Es ging einfach nicht. Ihr Körper sträubte sich mit aller Macht dagegen. Und doch: sie war eine Braut und dies war ihre Hochzeitsnacht. Sie musste heute nacht zum ersten Mal ihre ehelichen Pflichten erfüllen.

Die Minuten des Wartens kamen ihr wie eine Ewigkeit vor. Dann ging die Tür ihres Gemaches auf und Faramir trat ein. Er blieb vor dem Bett stehen und betrachtete sie schweigend. Éowyn konnte seinem Blick nicht standhalten. Es war , als ob er bis tief in ihre Seele blicken würde.

Er löste seinen Umhang und den Schwertgürtel. Dann setzte er sich zu Éowyn auf das Bett und begann an ihrem Nachthemd herumzunesteln, während er sie küsste. Éowyns Körper versteifte sich und plötzlich wandte sie ihr Gesicht ab. Ihre Hände krallten sich in die Bettdecke.

Faramir stand auf und legte seinen Gürtel wieder um.

„Was ist los?", fragte sie erschrocken.

„Du bist nicht bereit für mich", stellte Faramir sachlich fest. „Ich will dich nicht bedrängen. Ich weiß, dass viele Frauen Angst haben vor der Hochzeitsnacht. Du sollst die Zeit bekommen, die du brauchst".

Éowyn sah ihn verblüfft an. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Er würde sie in Ruhe lassen, ihr seine Nähe, die sie kaum ertrug, ersparen.

Er liebte sie so sehr, und trotzdem wollte er sie nicht berühren, bevor sie es auch wollte. Das beeindruckte sie zutiefst.

„Gute Nacht und schlaf gut", sagte Faramir und gab ihr einen sanften Kuß auf die Stirn.

Als er gegangen war, fing Éowyn hemmungslos an zu weinen. Sie hatte diesen noblen Ehemann einfach nicht verdient. Warum hatte er gerade sie erwählt? Sie, die zur Hure des Königs geworden war?

Faramir war in sein eigenes Gemach gegangen. Er hoffte, dass niemand in Meduseld mitbekam, dass er diese Nacht nicht mit seiner Braut verbrachte. Aber eigentlich war das ja schon alles egal.

Er zog einen mit Edelsteinen geschmückten Dolch aus dem Gürtel. Diesen Dolch hatte er einst von Boromir bekommen. Boromir! Der einzige Mensch in seinem Leben, der ihn nicht verraten hatte. Sonst hatten es alle getan, die er liebte: Denethor, Éowyn und sein König.

Faramir fuhr sacht über die blanke Klinge des Dolches. Es würde ganz schnell gehen. Er würde sich die Klinge in sein Herz rammen und dann würde es vorbei sein. Er würde versinken in die gnädige Dunkelheit des Vergessens und sein Leiden würde ein für alle Mal vorbei sein. Faramir nahm den Dolch in beide Hände, bereit zuzustoßen.

t.b.c.