Gwilith: Was Éowyn genau vorhat, wirst du im nächsten Kapitel lesen.
Elektra121: So ein Übel aber auch, dass Aragorn den sogenannten „Goldenen Schuß"bei Éowyn gelandet hat. Tja, was wird sie wohl machen.... Der arme Faramir ist das Leiden ja praktisch schon gewöhnt: erst wird er jahrelang von seinem Vater gequält und jetzt von seiner unsittsamen Frau. Ist wohl ein Pechvogel.
Leonel: Éowyn muß jetzt die Folgen für ihr Schäferstündchen mit Aragorn tragen. Ob Faramir etwas davon herauskriegt?
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Kapitel 5: Besuch in Minas Tirith mit Folgen
Am nächsten Morgen sagte Éowyn zu Faramir, dass sie nach Minas Tirith reiten wollte, um Stoffe und Kräutersämlinge für den Garten zu kaufen.
„Gut", erwiderte Faramir förmlich. „Ich werde mitreiten, denn ich habe eine Besprechung mit dem königlichen Rat".
Als Éowyn hörte, dass ihr Gemahl mitkommen würde, sank ihre Stimmung augenblicklich. Denn sie wollte ja eigentlich auch zu Aragorn, um ihm von der Situation zu berichten. Sie würde ihn dazu zwingen, einen Kräuterkundigen herbeizuschaffen, der ihr das Kind wegmachte.
In Gedanken versunken, ritt sie neben Faramir her.
„Du siehst recht blaß aus in letzter Zeit", meinte er und warf ihr einen prüfenden Blick zu.
„Das kommt wohl davon, dass ich zu wenig ausreite", erwiderte Éowyn ausweichend. „Der Ritt nach Minas Tirith wird mir gut tun".
„Ich hoffe es", sagte Faramir und blickte ernst vor sich hin.
Éowyn wurde das schreckliche Gefühl nicht los, dass er etwas von ihrem Zustand ahnte. Das Gesinde von Emyn Arnen war wohl geschwätziger, als sie vermutet hatte.
Am Mittag erreichten sie die Felsenstadt. Éowyn ritt mit Faramir hinauf zur Zitadelle.
„Ich dachte, du wolltest einkaufen", wunderte sich der junge Truchseß.
„Ich will der Königin einen Besuch abstatten, um zu erfahren, welche Stoffe gerade in Mode sind", log Éowyn.
„Dann tu das", sagte Faramir lakonisch.
Während er Richtung Thronsaal ging, suchte Éowyn die Privatgemächer des Königspaares auf.
Sie hatte Glück und traf Aragorn alleine ein in seinen Wohnräumen an. Er setzte gerade seine Krone auf, als sie hereinstürmte.
„Was verschafft mir die Ehre, Fürstin?", sagte er höflich.
„Du musst mir helfen!", sprudelte Éowyn sofort heraus. „Ich bin schwanger".
„Meinen Glückwunsch", erwiderte Aragorn mit einem wehmütigen Lächeln. „Da hat Faramir sich aber ganz schön rangehalten".
„Du bist der Vater", sagte Éowyn aufgeregt.
„Das ist unmöglich", entgegnete der König kopfschüttelnd. „Es war nur einziges Mal - an diesem Waldweiher".
„Ich war mit keinem anderen Mann seitdem zusammen", erklärte Éowyn tonlos.
Aragorn erstarrte.
„Ich dachte, du und Faramir...."
„Es ist nichts zwischen uns, wir leben nur nebeneinander her wie zwei Fremde", sagte Éowyn gepresst und Tränen traten in ihre Augen.
„Und du willst jetzt, dass ich dir helfe, deine Schwangerschaft zu beenden", meinte Aragorn müde lächelnd.
„Ich will nur, dass du mir einen Kräuterkundigen nennst, zu dem ich gehen kann", forderte sie.
„Ich kann dir nicht helfen", sagte der König mit rauer Stimme. „Außerdem werde ich jetzt von deinem Mann und den Räten erwartet".
„Du bist ein Feigling!", rief Éowyn böse.
Enttäuscht verließ sie den siebten Festungsring. Sie ging hinunter in die Stadt. In die Häuser der Heilung konnte sie nicht gehen. Dort kannte man sie. Man würde ihr nicht helfen, ein Kind wegzumachen, das womöglich Faramirs Lenden entsprungen war. Sie konnte ja schlecht sagen, dass das Kind nicht von ihm war. Den ganzen Nachmittag trieb sie sich auf dem Markt herum und kaufte dies und jenes. Dann fiel ihr ein Stand ins Auge, wo eine alte Frau lange Nadeln verkaufte.
„Was macht man damit?", fragte Éowyn neugierig.
„Damit kann man stricken", erklärte die Alte grinsend. „Ich kann Euch auch Wolle dazu verkaufen, meine Dame."
„Nein, ich brauche nur eine Nadel", sagte Éowyn, die einen neuen Entschluß gefasst hatte.
Als sie sich auf den Heimweg machte, war es fast dunkel. Im untersten Festungsring lagen die Häuser der Kurtisanen. Damen von zweifelhaften Ruf, die ihren männlichen Kunden angenehme Stunden bereiteten. Éowyn kannte diese Häuser vom Erzählen her. Sie hatte ihren Bruder während ihres Aufenthaltes in Minas Tirith nach dem Ringkrieg aus einem dieser Häuser herauskommen sehen. Er hatte nicht herausgerückt mit der Sprache, was er darin gemacht hatte. Ein Rohirrim-Krieger hatte es Éowyn dann später hinter vorgehaltener Hand berichtet. Éowyn lächelte müde, während sie an den schwachbeleuchteten Fenstern vorbeiritt.
Doch dann blieb ihr fast das Herz stehen, als sie Faramirs gesattelten Rotschimmel im Halbschatten stehen sah. Er war also zu einer dieser Frauen gegangen!
Éowyn war schockiert. Aber Faramir war auch nur ein Mensch, der seine Bedürfnisse hatte.
Warum sollte er sich in Keuschheit üben, wenn sie ihm das Ehebett verweigerte?
Sie stieg von Windfola und band sie neben Flammenmähne – so hieß Faramirs Hengst – an.
Sie setzte die Kapuze ihres Umhangs auf und zog sie tief ins Gesicht. Dann betrat sie das Haus.
Innen war alles halbdunkel und es roch nach schweren Parfüm und Kräutern. Einige stark geschminkte Frauen kamen ihr entgegen, die sie verwundert ansahen. Éowyn sah einen Raum mit mehreren Badezubern, worin Männer saßen, die von leicht bekleideten Mädchen verwöhnt wurden. Faramir befand sich nicht in diesem Raum. Éowyn eilte schnell weiter. Sie ging vorsichtig eine Treppe hinauf. Dort oben gab es mehrere Kammern, deren Türen aus schweren Vorhängen bestanden. Sie hörte nur aus einer dieser Kammern Geräusche. Stöhnen. Vorsichtig schob Éowyn den Vorhang beiseite.
Dort lag Faramir nackt auf einem Bett, eine Frau mit langem, dunklen Haar saß rittlings auf ihm und bewegte sich dabei gekonnt. Éowyn blickte ihren Mann an, der mit geschlossenen Augen dalag und die „Behandlung"sichtlich genoß. Sie hatte Faramir noch nie unbekleidet gesehen: er hatte einen schönen, muskulösen Körper, der von zahlreichen Kriegsnarben übersät war.
Sie hörte ihn plötzlich „Éowyn"murmeln.
Erschrocken verließ sie das Haus. Er konnte sie nicht gesehen haben. Aber sie wusste wenigstens, dass er an sie gedacht hatte, während er sich in der anderen ergoß. Éowyn lachte bitter in sich hinein. Was für eine Ironie des Schicksals!
Es war mitten in der Nacht, als Éowyn in Emyn Arnen ankam.
„Ist Herr Faramir nicht mit Euch geritten, Herrin?", fragte Rhivad erstaunt.
„Mein Gemahl hatte in der Stadt noch etwas zu erledigen", erklärte Éowyn und sie dachte dabei, wie er in den Armen der Kurtisane gelegen hatte.
Dann ging sie müde hinauf in ihr Schlafgemach. Sie betrachtete die lange Stricknadel, die sie gekauft hatte. Damit müsste es funktionieren. Sie entkleidete sich bis auf ihr Unterkleid und schob es vorsichtig nach oben. Dann führte sie die Stricknadel ein. Sie wusste, dass dies eine andere, vielleicht noch sicherere Methode war, ein ungeborenes Kind wegzumachen.
Die Schmerzen waren entsetzlich und bald schon tropfte Blut zu Boden. Éowyn wurde plötzlich entsetzlich übel und sie ließ die Stricknadel fallen. Die Nadel rollte unter das Bett. Éowyn verlor da Bewusstsein, während ein Blutstrom auf den Boden quoll.
Der treue Hausdiener Rhivad hatte den dumpfen Aufprall unten in seiner Schlafkammer gehört. Sofort ging er die Treppe hinauf und klopfte an Éowyns Tür. Doch sie antwortete ihm nicht. Vorsichtig drückte er die Türe auf und sah die Fürstin auf dem Boden in einer Blutlache liegen.
Gerade war auch Faramir heimgekommen. Er hörte, wie Rhivad das ganze Haus zusammenschrie. Sofort eilte er hinauf zu seiner Frau. Er sah das viele Blut. Éowyn lag bereits im Koma.
