Zu aller erst einmal möchte ich mich entschuldigen, dass es mit dem finalen Kapitel hier so lang gedauert hat. Leider hatte mich in den letzten 3 Wochen eine ziemlich böse Schreibblockade kampfunfähig gemacht /g/

Erst jetzt, an meinem letzten Urlaubstag /schnüff/ ist es mir endlich gelungen, das letzte Kapitel dieser Geschichte fertig zu schreiben und die Story damit zu vollenden. Sorry, dass ihr solange darauf warten musstet. Aber dafür ist es auch nicht gerade kurz ;-)

Ich hoffe natürlich, dass euch auch dieses Kapitel ein wenig gefallen wird und dass ich nicht schon mit dem Vorgängerkapitel mein ganzes Pulver verschossen habe (bildlich gesprochen).

So, und hier geht's jetzt endlich weiter:

Kapitel 15 - Galavorstellung

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Die nächsten Tage verbrachte Lexi mehr oder weniger im Bett. Apathisch lag sie da, nur der Schmerz über ihren Verlust schien ihr noch wichtig zu sein.

Sie vernachlässigte sich, trank nur wenig, aß fast nichts mehr und ignorierte alles um sich herum. Es war ihr vollkommen egal, ob es Tag oder Nacht war. Sie schlief immer wieder ein, doch nur um nach kurzer Zeit schon wieder aus ihrem Schlaf aufzuschrecken. Und immer wenn sie so aufschreckte, brach die Trauer über Lucius Tod' noch stärker über sie herein und neuerliche Tränen quollen aus ihren Augen.

Ihr Lebensmut war beinahe erloschen. Und obwohl sie tief in ihrem Inneren wusste, dass es richtig gewesen war, ihn gehen zu lassen, tröstete sie dieser Gedanke nicht, sondern ließ sie ihren Verlust nur noch deutlicher spüren. Wie sehr sie Lucius geliebt hatte, wurde ihr erst jetzt richtig bewusst, nachdem er fort war.

Doch selbst in ihren von Trauer erstarrten Verstand drang die Erkenntnis, dass das Verschwinden von Lucius' leblosem Körper nicht rational erklärbar war. Nicht nur sein Körper war von einer Sekunde zur anderen verschwunden gewesen, sondern auch alles andere, was er an dem denkwürdigen Freitag abend, an dem er bei Lexi erschienen war, mit sich geführt hatte. Also sämtliche Kleider, seine Robe, seinen Siegelring und auch sein Spazierstock mit dem darin befindlichen Zauberstab.

Zurück geblieben waren nur die Kleider und Gegenstände, die Lexi hier in der realen Welt für ihn gekauft hatte. Und sein Duft, der immer noch schwach in dem weißen Hemd hing, das er am Abend vor seinem Tod getragen hatte.

Eigentlich hätte Lexi sich davon fernhalten sollen, vertiefte das Berühren des Hemdstoffes doch nur ihren Schmerz. Doch sie konnte es nicht. Sein Duft in dem Hemd war das einzige, was ihr, neben der Erinnerung, von ihm geblieben war und so klammerte sie sich daran fest, als wäre das Hemd das einzige, was sie noch im Hier und Jetzt hielt.

Versunken in Trauer, Schmerz und Erinnerungen lag sie in ihrem Bett und kümmerte sich nicht mehr um den Rest der Welt. Doch die Welt, genauer gesagt eine gute Freundin, kümmerte es sehr wohl, was mit Lexi war.

Renee wusste nicht mehr, wie oft sie auf Lexi's Anrufbeantworter gesprochen und sie angefleht hatte, abzunehmen und mit ihr zu sprechen. Renee wusste, das etwas passiert war und sie wollte unbedingt mit ihrer Freundin darüber sprechen. Doch sie bekam einfach keine Reaktion. Das, worüber sie mit Lexi reden wollte, konnte man nicht einfach auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, das musste man direkt erzählen. Und so versuchte sie es wieder und wieder. Irgendwann war das Band voll gewesen, aber sie hatte nicht aufgegeben und es immer bis zum Geht-nicht-mehr klingeln lassen. Vielleicht würde das Läuten Lexi irgendwann dermaßen auf die Nerven gehen, dass sie letztendlich ranging. Doch Renee war kein Erfolg beschert und nach 2 Tagen kam sie noch nicht mal mehr durch, sondern es ertönte ein permanentes Besetzt-Zeichen. Lexi schien das Klingeln des Telefons am Ende doch leid geworden zu sein und deshalb hatte sie kurzerhand den Stecker aus der Wand gezogen. Das war wenigstens ein Zeichen, dass Lexi zu Hause war und imstande, aufzustehen. Dennoch war es alles andere als gut, dass sie den Kontakt zur Außenwelt derart krass abgebrochen hatte und dass sie weder auf Anrufe noch auf die Türklingel reagierte. Natürlich hatte Renee auch versucht, Lexi zu besuchen, hatte jedoch nur auf geschlossene Fensterläden und eisiges Schweigen vorgefunden.

Nachdem Lexi nun auch noch die Telefonleitung mehr oder weniger gekappt hatte, machte sich Renee doch ernsthafte Sorgen um ihre Freundin. Sie beschloss, zu drastischen Maßnahmen zu greifen.


Lexi wusste nicht mehr genau, wie viel Zeit vergangen war und es war ihr ehrlich gesagt auch egal.

Sie lag eingeschlossen in ihrem Kokon aus Trauer auf dem Bett und die Welt war weit, sehr weit weg. Doch auf einmal drangen Stimmen durch die Wohnungstür und sie nahm das Knirschen eines Schlüssels im Schloss wahr. Augenblicke später öffnete sich die Tür und die Stimmen wurden deutlicher. Eigentlich hätte Lexi jetzt aufstehen und nachsehen sollen, wer sich da einfach Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft hatte, doch sie war zu kraftlos dazu.

„.....danke Herr Hauser, ab hier komme ich alleine klar" drang eine bekannte Stimme an Lexis Ohr.

Und keine zwanzig Sekunden später stand eine aufgebrachte Renee vor Lexis Bett und schaute kopfschüttelnd auf das Häuflein Elend vor sich hinunter.

„Sag mal...spinnst du jetzt total?" fragte Renee und leichte Schärfe lag in ihrer Stimme.

Lexi gab keine Antwort.

„So, so, hat es uns die Sprache verschlagen? Was um Himmels Willen machst du hier eigentlich? Willst du einen neuen Rekord im Stillhalten aufstellen, oder was?" setzte Renee noch hinterher.

Immer noch keine Reaktion.

„OK, keine Antwort ist auch ne Antwort. Aber glaub ja nicht, dass du mich durch Schweigen und Ignorieren so leicht wieder los wirst. So, und jetzt lassen wir erst mal Luft und Licht in diesen Müffelstall hier".

Mit diesen Worten trat Renee zum Fenster und riss die Vorhänge zur Seite. Gleißendes Sonnenlicht flutete in den Raum und Lexi zog sich ob der Helligkeit murrend die Decke über den Kopf. Nachdem Renee die Fenster in der ganzen Wohnung zum Durchlüften aufgemacht hatte, trat sie wieder an Lexis Bett heran.

„Los, raus jetzt aus den Federn. Es ist ein wundervoller Tag" sagte sie und zog leicht an der Bettdecke über Lexis Kopf.

„Lass mich in Ruhe...." drang die gedämpfte Stimme von Lexi unter der Decke hervor, die sie krampfhaft festhielt. Renee zerrte grinsend noch einmal an der Decke und nach einer Weile gelang es ihr tatsächlich, ihre vor sich hin murrende Freundin freizulegen.

„Jetzt komm schon....raus aus dem Bett" forderte Renee Lexi auf und stupste sie kameradschaftlich an.

„Ich will nicht....". Lexi drehte ihr den Rücken zu und ringelte sich noch enger ein.

„Jetzt lass diese bockiges-Kind-Sprüche und steh endlich auf".

„Warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen?"

„Weil ich nicht will."

Lexi gab wieder ein abweisendes Murren von sich. Renee seufzte.

„Ich werde dich nicht in Ruhe lassen, ganz gleich was du tust. Einfach deshalb, weil du meine Freundin bist und ich mir Sorgen um dich gemacht habe" erklärte Renee.

„Du verstehst es nicht....." Lexis Stimme kippte.

„Was verstehe ich nicht?" hakte Renee nach, obwohl sie sich denken konnte, was jetzt wahrscheinlich kommen würde.

„Er ist weg......" setzte Lexi mühsam zum Sprechen an.

„Ach ja? Und weiter?"

Keine Antwort.

„Hallo?"

Wieder keine Antwort.

„Hallohoooo?"

Immer noch keine Antwort. Renee seufzte, musste sich aber ein Lächeln verkneifen. Lexi konnte manchmal wirklich so was von stur sein. Aber Renee wusste, wie man sie aus der Reserve locken konnte.

„Halloho, Erde an Lexi. Jemand zu Hause?" fragte Renee amüsiert und zwickte Lexi leicht in die Seite. Das hatte die erwünschte Wirkung, denn Lexi rührte sich endlich wieder.

„Lass mich...."

„Nein ganz sicher nicht. Und du sagst mir jetzt sofort, warum du hier liegst wie ne Sprotte in der Dose und auch bald so angenehm riechst".

Wieder entstand eine Schweigepause. Doch nach einer Weile antwortete Lexi tatsächlich.

„Er ist tot.....und ich bin Schuld daran!" brach es aus ihr heraus und ihre Schultern begannen vor heftigem Schluchzen zu beben.

„So ein Schwachsinn. Und deswegen vergräbst du dich hier, schottest dich ab und gehst nicht mehr ans Telefon?" antwortete Renee kopfschüttelnd.

Die Schluchzer wurden lauter.

„Hör bitte auf mit dem Theater. Ich muss dir etwas wichtiges sagen" bat Renee ihre Freundin sanft. Sie konnte Lexis Verhalten verstehen, doch es war absolut unnütz, hier zu liegen und zu trauern, weil es gar keinen Grund dafür gab. Nur schien das noch nicht bis zu Lexi vorgedrungen zu sein und deswegen musste es Renee jetzt endlich gelingen, diesen Trauerkloß aus dem Bett zu bringen, damit sie vernünftig mit ihr reden konnte.

„Du verstehst es nicht...." wiederholte Lexi tränenerstickt.

„Nein, DU verstehst nicht! Es gibt überhaupt keinen Grund zu trauern. Lucius ist nicht tot" erklärte Renee seufzend.

„Doch ist er. Er ist hier in meinen Armen gestorben...".

„Schon möglich. Aber wirklich tot ist er nicht. Er ist schließlich nur eine fiktive Romanfigur. Oder kannst du mir etwa seine Leiche zeigen? Hast du sie in die Tiefkühltruhe gesteckt, oder was?" Das war zugegebenermaßen etwas krass, doch langsam wurde Renee ungeduldig. Darüber hinaus verfolgte sie mit diesen Worten ein Ziel und das schien sie nun auch erreicht zu haben. Mit sanften Ermunterungen kam man bei Lexi nicht weiter. Manchmal musste man sie einfach nur wütend machen, um ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu erlangen. Und das war Renee soeben mit ihrer kleinen Stichelei geglückt, denn Lexi schoss wie ein Kugelblitz herum, sprang aus dem Bett und starrte ihre Freundin mit vor Wut blitzenden Augen an. Allerdings verpuffte die Wirkung ziemlich, denn Lexis Gesicht war vom vielen Weinen fleckig und ihre Augen waren geschwollen und blutunterlaufen.

„Wie kannst du dich darüber nur lustig machen!" fauchte sie Renee wütend an, erntete jedoch nur ein breites Grinsen.

„Na immerhin ist es mir ja jetzt endlich gelungen, dich aus dem Bett zu kriegen. Und wenn du schon mal stehst, kannst du auch gleich rüber ins Bad gehen und deine Zähne putzen. Eine Dusche wäre vielleicht auch nicht schlecht, du müffelst nämlich etwas" entgegnete Renee gelassen.

Lexi war nun so wütend, dass es ihr die Sprache kurzfristig verschlug. Sie stand da, ballte die Fäuste und hatte das dringende Bedürfnis, auf Renee loszugehen wie ein wildgewordener Derwisch. Doch sie bremste sich gerade noch, als Renees nächste Worte an ihr Ohr drangen.

„Liebes, ich meine es doch nur gut, also hau' mich bitte nicht gleich. Glaub' mir, Lucius ist nicht wirklich gestorben, er ist in die Bücher zurück gekehrt".

Lexi warf ihrer Freundin einen abschätzenden Blick zu.

„Woher willst du das wissen?" fragte sie leise.

„Du brauchst nur einen Blick in eins der Bücher zu werfen. Er ist wirklich wieder zurück im Buch....und wie er zurück ist" antwortete Renee grinsend.

„Wie meinst du das?" Renee spürte genau, wie die Neugier langsam in Lexis aufgebrachtem Verstand das Kommando übernahm.

„Wirst schon sehen. Aber vorher gehst du wirklich ins Bad und machst dich frisch."

Und mit diesen Worten drängte Renee eine sich immer noch zaghaft wehrende Lexi ins Bad hinüber. Am Ende verschwand Lexi auch tatsächlich im Bad, nachdem Renee ihr angedroht hatte, sie komplett angezogen unter eine eiskalte Dusche zu stecken, wenn sie sich weiterhin so aufführte. Es vergingen etwa 20 Minuten und eine frisch geduschte und umgezogene Lexi kam wieder zum Vorschein.

Renee hatte derweil alle Harry Potter Bücher aus dem Regal geholt und bereit gelegt. Der Fernseher war auch bereits an und im DVD-Player lag der zweite Harry Potter Film.

„Hier, überzeuge dich selbst" sagte Renee und hielt Lexi Band 2 unter die Nase. Lexi setzte sich neben ihre Freundin auf das Sofa, ergriff das Buch jedoch nicht, sondern beäugte es kritisch.

„Na komm schon. Es beisst dich sicherlich nicht" bemerkte Renee amüsiert und hielt Lexi das Buch vor die Nase.

Lexi musste zuerst ein paar Mal blinzeln, weil die Buchstaben vor ihren Augen einen verrückten Tanz aufzuführen schienen. Doch dann wurde ihr Blick klarer und sie sah es.

Lucius' Name, schwarz auf weiß geschrieben im Buch.

Er war also tatsächlich zurückgekehrt in die Romane. Und langsam verstand Lexi auch Renees kryptische Bemerkung. Lucius war zurückgekehrt, oh ja. Und wie er zurückgekehrt war. Renee hatte das Buch bewusst an der Stelle aufgeschlagen, in der das Aufeinandertreffen zwischen Lucius und Harry bei Flourish & Blotts beschrieben war. Die Szene war anfänglich unverändert, Lucius verhöhnte Arthur Weasley und dann.....tja dann ging der Text vollkommen anders weiter, wie es zuvor im Buch gestanden hatte.

Nach Lucius' letzter Bemerkung „Mit solchen Leuten geben sie sich ab, Weasley, und ich hatte gedacht, Ihre Familie könnte nicht noch tiefer sinken..." kam es nicht zum Handgemenge zwischen Arthur und Malfoy senior. Nein, Lucius reagierte so, wie er es im Film tat. Er nickte dem zornesroten Arthur nochmals hochmütig zu und verschwand dann zusammen mit Draco aus dem Laden. Ganz der arrogante und sich seiner Macht bewusste Adlige, wie echte Fans ihn sich schon immer vorgestellt hatten. Nicht diese kindische Prügelei-Szene, die einem Lucius Malfoy absolut nicht würdig war. Lucius würde sich niemals öffentlich mit einem anderen Zauberer prügeln, das war vollkommen absurd. Und jetzt tat er es auch nicht mehr, sondern reagierte vollkommen souverän und ließ den gescholtenen Widersacher einfach stehen.

Lexi starrte die Zeilen ungläubig an.

„Aber, aber....das ist unmöglich...." stammelte sie vollkommen durcheinander.

„Eigentlich schon. Aber es ist tatsächlich wahr. Die Bücher haben sich seit Lucius' Rückkehr ziemlich verändert. Und nicht nur die. Schau dir mal die Szene im Buchladen im Film an. Auch die ist leicht anders".

Und mit diesen Worten startete Renee den DVD-Player und die beiden Freundinnen starrten gebannt auf den Bildschirm.

Das Aufeinandertreffen der Malfoys mit Harry und den Weasleys verlief eigentlich fast so wie gewohnt. Noch immer ließen sowohl Draco als auch sein Vater deutlich durchscheinen, was sie von Saint Potter wirklich hielten. Doch dann kam eine winzige Szene, in der Lexi einen überraschten Ausruf nicht unterdrücken konnte.

Hermione hatte Lucius angesprochen und er reagierte darauf.

„Ah und du bist wohl.... Miss Granger. Ja, Draco hat mir alles über dich erzählt. Und über deine Eltern....Zahnärzte, oder?"

Es war nur ein einziges Wort, doch es eröffnete vollkommen neue Horizonte. Lucius verhöhnte Arthur zwar immer noch, aber er beschuldigte ihn nicht mehr, sich mit Muggeln einzulassen. Das Wort „Muggel" nahm Lucius in dieser Szene kein einziges Mal in den Mund und das sagte einiges über seine Veränderung aus.

„Unglaublich..." sagte Lexi leise und seufzte.

„Ja, nicht? Aber das ist noch lange nicht alles. Warte erst mal, bis du die Szene in Dumbledores Büro siehst" erwiderte Renee und begann, das entsprechende Kapitel auf der DVD zu suchen.

Zuerst war alles wie gewohnt. Lucius stürmte zusammen mit Dobby in Dumbledores Büro, schob Harry zur Seite und lieferte sich mit dem Schulleiter von Hogwarts das bekannte verbale Gefecht. Alles war gleich, bis zu der Szene, als Dumbledore Lucius das Tagebuch unter die Nase hielt. Vorher hatte Lucius einen leicht schuldbewussten Eindruck gemacht; ganz so als fühlte er sich ertappt. Jetzt schenkte er Dumbledore nur ein eisiges und selbstgewusstes Lächeln. Als wollte er damit sagen: sie können mir gar nichts, sie alter tattriger Kauz.

Lucius überhebliches Lächeln verschwand auch nicht, als Dumbledore fortfuhr zu erläutern, dass er hoffe, dass nicht noch mehr von Lord Voldemorts alten Schulsachen in die Hände Unschuldiger fallen. Und dass die Konsequenzen für den Verantwortlichen ganz fatal wären.

Dumbledore schien für eine Sekunde verwirrt von Lucius' Verhalten zu sein. Es hatte ganz den Anschein, dass er eine andere Reaktion, nämlich die des Ertappt seins, von dem weißblonden Zauberer erwartet hatte und jetzt nicht so ganz wusste, was er davon halten sollte.

Lucius ließ sich weiterhin nicht das geringste anmerken, sondern stand wie ein Fels in der Brandung. Und natürlich ließ er es sich nicht nehmen, Harry seinen eiskalten Blick und ein paar fast unverhohlene Hohnesworte zu schenken. Danach nickte er Dumbledore kurz zu und verließ das Büro des Schulleiters. Er unterließ es aber, Dobby die Treppen hinunter zu stürzen, sondern versetzte seinem Hauselfen nur einen leichten Schubs um ihn zu veranlassen, vorauszugehen.

Die Veränderung dieser Szene war noch nicht so schwerwiegend wie die, die jetzt folgen sollte.

Harry rannte Lucius hinterher und stellte ihn schließlich im Bogengang.

Mr. Malfoy...Mr. Malfoy….ich habe etwas, das Ihnen gehört" rief Harry und streckte Lucius nachdrücklich das Tagebuch entgegen. Doch Lucius ergriff das Buch nicht, sondern verschränkte die Hände um den Knauf seines Spazierstocks und lächelte eisig.

„Ich weiß nicht, wovon du redest Potter" erklärte Lucius und seine Stimme troff vor Arroganz.

„Sie haben das Buch heimlich Ginny Weasley untergeschoben, wissen Sie nicht mehr? Damals in der Winkelgasse. Ich habe es genau gesehen" entgegnete Harry und machte einen erneuten Versuch, Lucius das Buch zu geben. Jedoch ohne Erfolg.

„So, so tatsächlich?" entgegnete Lucius gönnerhaft.

„Ich weiß, was ich gesehen habe" erklärte Harry trotzig.

Lucius schnaubte verächtlich. Dann trat er einen Schritt vor und beugte sich leicht zu Harry hinunter.

„Und kannst du das auch beweisen?" fragte Lucius und man spürte förmlich, wie er das letzte Wort beinahe ausspie.

Harry schwieg und Lucius' Mundwinkel zuckten belustigt. Dann richtete er sich wieder auf, wandte sich um und ließ den verdutzten Harry einfach stehen.

„Aber....aber...." stammelte Harry und blickte den beiden Gestalten hinterher. Nach ein paar Metern blieb Lucius noch einmal stehen und richtete seinen Blick wieder auf Harry.

„Noch eins Mister Potter. Du solltest dir die Socke, die du ins Buch gesteckt hast um damit meinen Hauselfen zu befreien, lieber wieder anziehen. Wir wollen doch nicht, dass du dich erkältest" bemerkte Lucius herablassend und man merkte, dass er Harry genau durchschaut hatte. Und dass es ihm vollkommen egal war, ob Harry lebte oder starb. Nochmals schenkte er Harry ein eisiges Lächeln von der Sorte: da muss schon jemand anderes als du mickriger Wicht kommen und versuchen, einen Lucius Malfoy derart übertölpeln zu wollen. Und dann entfernte er sich hoheitsvollen Schrittes.

Harry blieb völlig perplex zurück und starrte verzweifelt dem kleinen Hauselfen hinterher, den er eigentlich aus Mafoy's Knechtschaft hatte befreien wollen. Dieser Plan war gründlichst danebengegangen und langsam entglitt das Tagebuch Harry's Fingern. Der Junge stand noch lange im Bogengang und starrte ins Leere, nachdem Lucius außer Sichtweite war.

Und damit war die Szene zu Ende...


„Wahnsinn...." hauchte Lexi. Fassungslos schüttelte sie den Kopf.

„Ja, nicht? Ich wollte es auch erst nicht glauben, aber es ist so. Alles hat sich verändert. Und ich finde, zum Guten" bemerkte Renee und knuffte ihre Freundin sachte in die Seite.

Das brachte Lexi zum ersten Mal seit Tagen zum Lächeln.

„Du weißt genau, dass ich mich immer tierisch darüber aufgeregt hatte, wie blöd Lucius in manchen Szenen dargestellt wird. So finde ich das erheblich besser" erklärte Lexi und seufzte zufrieden.

„Das finde ich auch. Warte erst mal ab, bis du die anderen Szenen mit Lucius gelesen hast" erwiderte Renee.

„Wie meinst du das? Das war noch nicht alles?" fragte Lexi und bekam kugelrunde Augen.

„Oh nein, das ist noch ganz und gar nicht alles. Sieh selbst. Ich mach uns zwischenzeitlich mal einen Kaffee" sagte Renee und verschwand lächelnd in der Küche.

Lexi stürzte sich förmlich auf die verbliebenen Bücher. Und mit jeder Seite, die sie überflog und auf einen veränderten Lucius traf, wurde ihr ein wenig leichter ums Herz.

Er war also nicht gestorben, sondern in seine Welt zurück gekehrt. Das war zwar auch traurig, weil sie selbst ja zurück geblieben war. Aber lange nicht so schlimm, wie sich vorstellen zu müssen, er wäre tot und für immer fort.

Mit Feuereifer stürzte sie sich darauf, Lucius' Spur in den Büchern zu folgen. Manches war unverändert geblieben, doch für aufmerksame Leser hatte sich auch einiges sehr verändert. Lucius war immer noch der arrogante und überhebliche Mistkerl, der er vorher schon gewesen war. Und er ließ auch keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er weiterhin gegen Harry und seine Freunde arbeitete. Er blieb in dunkle Machenschaften verwickelt, doch diese kamen viel weniger ans Tageslicht wie vorher. Zum Beispiel landete Harry im Buch 2 zwar immer noch versehentlich in der Knockturngasse und im Laden von Borgin & Burkes. Doch Lucius ließ sich dort nicht blicken, um verbotene Gegenstände aus seinem Besitz zu verkaufen und damit entging Harry ein wichtiges Detail, was Lucius hätte zu Fall bringen können. Lucius verhielt sich sehr viel diskreter als vorher, das war nicht von der Hand zu weisen. Seine Winkelzüge führte er sehr viel geschickter durch als vorher. Teilweise so geschickt, dass man nicht mehr genau erkennen konnte, welches Ziel er letztendlich verfolgte.

Auch familiär schien sich etwas verändert zu haben, denn er tauchte bei den Quidditch-Weltmeisterschaften nur in Begleitung von Draco aber ohne Narcissa auf der Tribüne auf. Er beteiligte sich nicht an der offenen Muggelquälerei in der Nacht, sondern hielt sich bedeckt. Dennoch blieb Lucius ein Todesser und er erschien auch am Ende von Band 4 auf dem Friedhof, weil er sich schwerlich gegen den Ruf des dunklen Lords stellen konnte, ohne als Verräter aufzufliegen. Doch sein Verhalten gegenüber Voldemort und auch sonst war lange nicht mehr so kriecherisch wie vorher. Er trat dem dunklen Lord erhobenen Hauptes entgegen, ließ sich in keiner Weise einschüchtern. Das hätte ihn den Kopf kosten können, doch Voldemort amüsierte sich nur darüber und man konnte sehen, dass ihm Lucius' Verhalten nicht unbedingt missfiel.

Auch die Anzahl der Szenen, in denen Lucius in der Geschichte auftauchte, hatte sich erhöht. Er war mehrfach sowohl im Ministerium als auch in Dumbledores Büro anzutreffen, er hielt sich längere Zeit auf dem Weihnachtsball in Hogwarts auf und er war bei fast allen Veranstaltungen des Trimagischen Turniers zugegen.

Die Auseinandersetzung zwischen Harry und seinen Freunden mit den Todessern in der Mysteriums-Abteilung des Ministeriums zum Ende von Band 5 hatte sich auch verändert. Man konnte ziemlich genau spüren, dass es Lucius gewaltig gegen den Strich ging, von Voldemort hierher geschickt worden zu sein und sich mit Kindern und auch einigen durchgeknallten Todessern, wie zum Beispiel Bellatrix, herumschlagen zu müssen. Er war es auch, der Bellatrix so gut es ging, im Zaum hielt, denn diese Frau war schon lange nicht mehr Herr ihrer Sinne und nur noch auf möglichst grausames Töten aus. Als es dann zur Auseinandersetzung zwischen den Todessern und dem Orden kam, beteiligte sich auch Lucius an den Kampfhandlungen. Er tötete aber niemanden, sondern machte seine Gegner nur kampfunfähig. Und am Ende gelang ihm als einzigem Todesser rechtzeitig die Flucht. Die gefangenen Todesser wurden nach Askaban überführt, Lucius blieb jedoch weiterhin unbehelligt.

Alles in allem hatte sich Lucius Malfoy in den Büchern, soweit das möglich war ohne den Zorn des dunklen Lords auf sich zu ziehen und somit den Tod zu riskieren, schon beträchtlich verändert. Er war aus der Nische der unwichtigen Nebenfiguren herausgetreten und es würde sicherlich sehr interessant werden, was aus ihm am Ende werden würde.

In jedem Fall ergab Lucius' Verwandlung erhebliches Potential für langanhaltende Spekulationen.

„Und was sagst du dazu, wie sich dein Schnucki verändert hat?" fragte Renee, die mit zwei Kaffeetassen bewaffnet wieder ins Wohnzimmer gekommen war und sich nun neben ihre Freundin setzte.

Lexi lächelte leicht.

„Es gefällt mir sehr sehr gut. Und ich bin unendlich froh, dass er nicht tot ist" antwortete sie.

„Eben. Also war deine ganze Trauerei eigentlich total für die Katz" erwiderte Renee.

„Schon möglich. Wie lange wusstest du das mit Lucius eigentlich schon?" fragte Lexi.

„Ungefähr 3 Tage".

„Und warum hast du es mir nicht einfach auf den Anrufbeantworter gesprochen? Wann wäre ich früher wieder zu mir gekommen".

„Hättest du es denn geglaubt?" fragte Renee zurück und warf Lexi einen intensiven Blick zu.

Lexi überlegte eine Weile, bevor sie antwortete.

„Nein, ich glaube nicht" gab sie dann zähneknirschend zu.

„Eben. Und weil ich dich kenne meine Liebe wusste ich, dass ich dir das nur dann beibringen kann, wenn ich es dir persönlich unter die Nase reibe".

Das brachte Lexi zum Lachen und sie umarmte ihre Freundin dankbar. Manchmal war es einfach gut, jemanden zu haben, der einen gut kannte und sich kümmerte. Doch plötzlich kam Lexi ein Gedanke und sie machte sich wieder los.

„Moment mal....wie bist du eigentlich in meine Wohnung reingekommen?" fragte sie Renee.

„Ich habe bei der Hausverwaltung angerufen und den Hausmeister so lange verbal terrorisiert, bis er am Ende ein Einsehen hatte und mich reingelassen hat. Du weißt doch, ich kann jeden in Grund und Boden labern, wenn ich nur will" entgegnete Renee lächelnd.

„Oh ja allerdings. Der arme Kerl" erwiderte Lexi, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen.

„Woher wusstest du eigentlich, dass Lucius, ähm....fort ist?" fragte Lexi.

„Liebes, du kannst dir nicht mal im entferntesten vorstellen, was du und Lucius für eine riesige Lawine losgetreten habt" erwiderte Renee vergnügt.

„Wie meinst du das?" Lexi wand sich etwas unbehaglich.

„Ja glaubst du denn, die Veränderungen in den Büchern und Filmen sind nur auf deine Exemplare hier beschränkt? Nein, sämtliche Bücher und alle Filmkopien weltweit haben sich verändert. Und das ist nicht lange ungemerkt geblieben" erklärte Renee.

Lexi spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Die Geister die ich rief.....dieses Zitat kam ihr unverzüglich wieder in den Sinn.

„Und weiter?" fragte sie zaghaft.

„Seit Tagen schon ist die plötzliche Veränderung der Bücher das Hauptthema in allen Medien. Zuerst der Schock, dass Lucius verschwunden ist, dann die ganze Sache mit seiner Rückkehr und den Neuerungen seines Verhaltens. Niemand kann sich einen Reim darauf machen, wie so etwas passieren konnte. Das Internet brummt wie ein Bienenstock. An manchen Tagen kommst du überhaupt nicht mehr auf irgendwelche Harry-Potter-Fanseiten, weil die Server hoffnungslos überlastet sind".

„Und wie ist die allgemeine Stimmung?"

„Tja, das ist schwer zu beantworten. Die einen begrüßen die Wandlungen sehr, ein paar ärgern sich, dass Lucius nach seinem Verschwinden nicht einfach auch weggeblieben ist, die nächsten verbreiten wilde Spekulationen über übersinnliches Eingreifen oder magischer Riten und all so ein Quatsch. Und wieder andere lässt der Hype ziemlich kalt, weil sie sowieso nie Fans von Lucius waren. Die bräuchten nur uns zu fragen, was passiert ist" antwortete Renee.

„Oh ja klar....und jeder würde die Geschichte sofort glauben, dass Lucius auf Grund eines Wunsches von mir hier in der realen Welt kurzzeitig aufgetaucht ist und jetzt nach seiner Rückkehr alles durcheinanderbringt" entgegnete Lexi und rollte mit den Augen.

Renee lachte.

„Ich wollte dich damit doch nur aufziehen. Keine Bange, von mir erfährt niemand was. Ich will ja schließlich nicht in der Klapse enden und dort würden die mich garantiert reinstecken, wenn ich behaupte, ich hätte Lucius hier mit dir gesehen. Also mach dir keine Sorgen. Obwohl....die Kohle für ein Exklusiv-Interview könnte ich ja schon gebrauchen...".

„Untersteh' dich!" rief Lexi und begann, ihre Freundin durchzukitzeln. Renee wand sich und versuchte, Lexi's Hände zu fassen zu bekommen, weil sie wirklich überaus kitzlig war. Augenblicke später lagen beide Frauen lauthals lachend auf dem Sofa.

„Am besten ist es, du setzt dich an den PC und schaust selber nach, welche Wellen das ganze geschlagen hat. Ich muss jetzt sowieso weiter. Hab' schließlich noch was anderes zu tun, als sturköpfige Weiber wie dich aus ihrem selbsterwählten Trauertal rauszuholen" sagte Renee, nachdem die beiden sich wieder beruhigt hatten.

„Oh du Teufel...." Lexi stürzte sich ein weiteres mal auf Renee und die beiden verloren sich in einen neuerlichen Lachanfall.

Doch nach einer Weile verabschiedeten sich die beiden Freundinnen und Lexi setzte sich, nachdem Renee gegangen war, tatsächlich an den Computer. Einerseits war sie total neugierig und andererseits fürchtete sie sich auch ein wenig davor zu sehen, was ihre Zeit mit Lucius alles verändert hatte.

Ein weiteres Zitat fiel ihr ein: sei vorsichtig, was du dir wünschst. Es könnte in Erfüllung gehen.....

Die Neugier obsiegte letztendlich und Lexi stürzte sich in die virtuelle Welt des Internets um zu sehen, was ihr Wunsch noch so alles für Nebenwirkungen gehabt hatte. Gewaltige offenbar, denn schon auf der Startseite ihres Internet-Providers prangte eine dicke Schlagzeile: „Gibt es Magie auch außerhalb der Potter-Welt?"

Lexi kämpfte sich durch diverse Seiten, was nicht unbedingt leicht war, denn die Zugriffsquoten bei manchen waren wirklich enorm hoch und es dauerte lange, bis man durchkam. Überall wurde heftigst über das Phänomen diskutiert und die verschiedensten Leute meldeten sich dazu zu Wort. Lexi fand sogar einen kleinen Interview-Schnipsel, indem Jason Isaacs, der Schauspieler der Lucius im Film verkörperte, beteuerte, er hätte wirklich keine Ahnung, wann und wo er die veränderten Szenen denn gedreht hätte. Dass er sich aber darüber freuen würde, denn jetzt käme die Figur des Lucius dem näher, was er sich selbst unter der Rolle vorgestellt hatte.

Erst nach unzähligen Versuchen gelang es Lexi, endlich auch auf die offizielle Homepage von Joanne K. Rowling zu gelangen. Auch hier wartete eine mittlere Überraschung auf sie.

Mrs. Rowling hatte auf ihrer Seite einen längeren Kommentar zu der ganzen Sache abgegeben. Auch die Schöpferin der Potter-Romane konnte sich nicht erklären, was die Veränderungen in den Büchern und Filmen verursacht haben könnte. Joanne teilte mit, dass sich sogar ihre eigenen Original-Manuskripte, an die niemand außer ihr herankam, verändert hatten. Sie ließ weiterhin wissen, dass die Figur des Lucius Malfoy bis jetzt nur eine sehr untergeordnete Rolle bei ihr gespielt hätte. Lexi schnaubte, als sie das las. JKR's Abneigung gegen Fieslinge im allgemeinen und Lucius im besonderen war schließlich auch vorher schon allgemein bekannt gewesen. Joannes weitere Statements ließen Lexi's Augen jedoch aufleuchten. Mrs. Bestseller-Autorin ließ sich nämlich zu dem Kommentar herab, dass ihr die Veränderung von Lucius durchaus gefiel und sie seine Figur dadurch interessanter fand. Sie würde ihm deshalb in den nächsten beiden Büchern erheblich mehr Raum zugestehen und ihn auch eine ganz andere Entwicklung durchmachen lassen, als sie das vorher geplant hatte. Na das versprach ja höchst interessant zu werden, dachte sich Lexi. Allerdings wurde dadurch auch die Warterei auf das nächste Buch beinahe unerträglich...


In den folgenden Tagen normalisierte sich Lexis Leben wieder halbwegs. Ihre Energie kehrte zurück und sie fühlte sich nach und nach besser. Eine leichte Melancholie erfasste sie jedoch jedes Mal, wenn sie daran dachte, dass Lucius nicht mehr bei ihr war. Es war keine Trauer, denn dazu bestand kein Grund. Dennoch war es nicht einfach zu wissen, dass der Mann, den sie liebte, niemals wieder zurück kommen würde und sie sein Tun nur in Büchern und Filmen weiterverfolgen konnte. Sie musste damit zurecht kommen, ihr Leben nun wieder allein zu bestreiten, wie es ja auch vor Lucius' Auftauchen der Fall gewesen war. Nur würde das jetzt erheblich schwieriger sein als vorher. Lexi staunte, wie schnell man sich daran gewöhnen konnte, einen geliebten Menschen um sich zu haben, und wie sehr einem der Verlust dieser Zweisamkeit nahe gehen konnte. Die ach so knappe Zeit, die sie mit Lucius erleben durfte, hatte natürlich auch bei Lexi Spuren hinterlassen und sie fürchtete, dass Lucius sie nun für jeden anderen Mann gründlichst verdorben hatte. Welcher real existierende Mann konnte es auch schon mit dem sturköpfigsten, arrogantesten, unberechenbarsten......charmanten, manchmal sogar liebenswürdigen, zärtlichen und überaus gut aussenden Zauberer mit den langen weißblonden Haaren aufnehmen.

Keiner, und das würde über kurz oder lang ein Problem werden. Doch Lexi scherte sich im Moment wenig um die Zukunft. Sie zehrte jetzt erst einmal von der Erinnerung an die gemeinsamen Stunden mit ihm.

Das war vollkommen ausreichend.

Noch....

Sie ertappte sich immer wieder dabei, wie sie unbewusst inne hielt und mit einem verträumten Gesichtsausdruck an Lucius dachte. Wie sie sich immer wieder gezankt hatten, wie sie am Morgen neben ihm wach geworden war, wie wundervoll er nackt und/oder in Jeans ausgesehen hatte, wie sein Lächeln nach gewisser Zeit auch seine Augen erreicht und diese warm zu leuchten begonnen hatten, wie er sie geküsst hatte, wie es sich angefühlt hatte, einfach nur in seinen Armen zu liegen und sich geborgen zu fühlen.

Es war ein süßer Schmerz daran zu denken, wie es wohl wäre, wenn er noch hier bei ihr.....sie vollendete den Gedanken nicht. Darüber nachzudenken, ...was wäre wenn... und ...hätte es nicht doch auch anders..., brachte nichts. Höchstens Kummer.

Sie versuchte, möglichst nur in solchen Bahnen zu denken, die nicht unweigerlich darauf hinausliefen, dass sie es gerne gesehen hätte, hier ihr Leben mit Lucius an ihrer Seite zu bestreiten und nicht allein mit ihrer Liebe zurück zu bleiben, denn letzteres entsprach nun mal leider den Tatsachen, so traurig diese Erkenntnis auch manchmal war.

Lexi schaffte es zugegebenermaßen nicht immer, sich selbst davor zu bewahren, ihre verlorene Liebe zu betrauern und die Mächte dafür zu verfluchen, dass sie ihn ihr so schnell wieder entrissen hatten. Doch glücklicherweise gingen diese Anfälle von Traurigkeit und Wut recht bald wieder vorüber. Denn einerseits brachte es nichts und andererseits sollte sie, und war sie auch, froh darüber sein, dass ihr die Zeit mit Lucius überhaupt vergönnt gewesen war.

Denn wie sagt man so schön: alles hat einmal ein Ende. Die guten Dinge nur immer viel schneller...

Was sie sich allerdings wünschte war, dass Lucius wieder einmal in einem ihrer Träume auftauchen würde, wie das vor diesem denkwürdigen Wochenende hin und wieder der Fall gewesen war. Leider konnte man sich aber nicht willentlich aussuchen, wovon man in der Nacht träumte und so bekam Lexi leider keinen Besuch von Mr Malfoy in ihrer Traumwelt. Das war offen gesagt natürlich frustrierend, aber Lexi wusste auch, dass man solche Träume nicht erzwingen konnte. Wenn man zu intensiv an jemanden dachte, dann erschien er schon gar nicht im Traum. Also versuchte sie so gut es ging, nicht mehr daran zu denken. Was gar nicht so einfach war.


Die Zeit verging und der Alltag vereinnahmte sie wieder mehr und mehr. Auch ihr Urlaub war nun beendet und sie musste sich wieder auf ihren Job konzentrieren. Das hatte natürlich zur Folge, dass sie nicht mehr so viel über Lucius nachdachte, weil die Arbeit sie ziemlich forderte. Und als sie ein paar Tage später, nach einem langen und harten Arbeitstag, vollkommen zerschlagen und müde ins Bett wankte, dachte sie sprichwörtlich nicht im Traum daran, überhaupt zu träumen.

Irgendwann, mitten in der Nacht, erwachte sie jedoch widererwartend. Es dauerte einen Augenblick, bis ihr Verstand soweit wach und klar war, dass sie realisierte, was sie wohl geweckt haben könnte.

Sie hatte heftigst geträumt und es war ein überaus intensiver Traum erotischer Natur gewesen. Und jetzt, nachdem sie erwacht war, spürte sie immer noch das Nachbeben ihres Höhepunkts wie Wellen durch ihren Körper fließen. Obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, wie man als Frau mitten im Schlaf einen Orgasmus bekommen konnte, ohne sich auch nur berührt zu haben oder berührt zu werden, war es dennoch so. Sie hatte einen gehabt und der war auch noch außerordentlich stark gewesen, sodass sie jetzt noch knapp bei Atem war und ihr Körper immer noch ziemlich erhitzt.

Sie hatte von Lucius geträumt und wie er des Nachts zu ihr gekommen war, um sie mit der Wildheit eines hungrigen Raubtiers zu lieben. Er hatte kein Wort gesprochen und auch sie am Sprechen gehindert. Er hatte seinen Körper und seine Leidenschaft auf eindrucksvolle Art und Weise für sich sprechen lassen. Sie hatten sich wieder und wieder bis an den Rand der Erschöpfung geliebt, konnten gar nicht genug voneinander bekommen. Als er Lexi dann verließ, lag sanftes Bedauern in seinem Blick.

Und in diesem Augenblick war sie aufgewacht und hatte für einen Moment nicht mehr richtig gewusst, wo sie war. Sie fühlte immer noch seine Berührungen auf ihrer Haut und das sandte weitere Hitzeschauer durch ihren Körper. Das alles erschien so wirklich. So real, dass sie beinahe glaubte, immer noch Lucius Duft in der Nase zu haben. Tief durchatmend strich sie sich einmal durch ihre zerzausten Haare, legte sich wieder bequem hin und dachte über das gerade geschehene nach.

Irgendwann musste sie wieder eingeschlafen sein, denn sie erwachte am Morgen, weil ihr ein Sonnenstrahl vorwitzig ins Gesicht schien. Wohlig aufseufzend räkelte sie sich noch einmal und stand dann nach einer Weile auf. Jetzt am Morgen und nach ein paar Stunden Schlaf kam ihr die ganze Sache schon sehr viel weniger real vor. Wie hätte es auch sein können, dass Lucius einfach mal so vorbeigeschaut und ihr große Lust beschert hatte. Und dann einfach mir nicht dir nichts wieder verschwunden war. Sie hatte ja schließlich live und in Farbe mitbekommen, wie er aus ihrer Welt schied, um in seine zurück zu kehren. Aber wenn er letzte Nacht doch hier gewesen war? Oder hatte sie sich das alles nur mal wieder eingebildet? Hatte ihre Phantasie mal wieder Purzelbäume geschlagen oder war er am Ende vielleicht doch kurz vorbei gekommen?

Schluss, aus! Du bist ein unverbesserlicher Traumtänzer, schalt sie sich stumm. Kopfschüttelnd ging sie hinüber ins Bad und nahm eine ausgiebige Dusche. Danach ging sie in die Küche und braute sich erst einmal einen starken Kaffee.

Tief in Gedanken versunken und am Kaffee nippend, ging sie in ihr Wohnzimmer und wollte sich eigentlich ans Fenster stellen um das Treiben auf der Straße unten zu begutachten, als etwas auf dem Tisch ihre Aufmerksamkeit erregte.

Ungläubig blinzelte sie ein paar mal und starrte noch einmal genauer hin. Nein sie hatte richtig gesehen, es handelte sich also um keine optische Täuschung. Trotzdem war sie sich vollkommen sicher, dass der Tisch gestern Abend noch leer gewesen war. Wenn man von ein paar Zeitschriften und den beiden Fernbedienungen einmal absah.

Jetzt jedoch stand eine schmale silberne Vase mit einer einzelnen blutroten Rose darin auf dem Tisch. Und ein kleines Kästchen, offenbar aus schwarz lackiertem Holz, stand neben der Vase. Nichts sonst; keine Karte, kein Brief, der Aufschlüsse über den Überbringer der Gegenstände hätte geben können. Doch das war auch gar nicht nötig, denn Lexi vermutete auch so, woher das alles stammen könnte und ein kalter Schauer rieselte unvermittelt ihren Rücken hinab.

Achtlos stellte sie die Kaffeetasse ins Bücherregal neben sich und trat langsam und bedächtig näher. Die Rose verströmte einen sehr intensiven Duft, der sich fast wie Parfum in der Luft ausbreitete. Viel stärker, als man von einer „normalen" Rose erwarten konnte. Lexis Hände wurden kalt und ihre Finger zitterten leicht, als sie vorsichtig nach dem Kästchen griff. Die Oberfläche war vollkommen ebenmäßig und schimmerte, Scharniere und Verschluss waren aus Silber gefertigt. Alles passte perfekt, das Kästchen war ausgesprochen edel und auch bestimmt entsprechend teuer. Kein Zweifel, dass der Inhalt noch weitaus kostbarer sein würde, als die exklusive Verpackung selbst schon war. Eine solche Gabe behandelte man natürlich entsprechend vorsichte und ihr kam natürlich nicht in den Sinn, das Kästchen zu schütteln. Instinktiv wusste sie, dass der Inhalt sehr zerbrechlich sein musste. Ihre Vermutung bestätigte sich, als sie endlich den Deckel anhob und einen ersten Blick hineinwarf.

In dem Kästchen befand sich, sorgsam auf schwarzgrünen Brokat gebettet, eine gläserne Kugel von etwa der Größe eines Tennisballs. Um die Kugel herum verlief ein schmales Band aus filigranem Silbergeflecht, das eindrucksvolle Muster zeigte.

Jeder, der noch niemals zuvor mit dem Harry-Potter-Universum zu tun gehabt hatte, ein unwissender Muggel also, würde den Glasball als profane Christbaumkugel abtun. Kostbar zwar, aber dennoch bloß zerbrechlicher Weihnachtsschmuck.

Lexi hingegen wusste, oder glaubte zumindest es zu wissen, womit sie es hier zu tun hatte. Auch wenn die Kugel nicht genauso wie Neville Longbottoms Erinnermich aussah, das der Junge im ersten Film von seiner Großmutter geschickt bekommen hatte. Nevilles Kugel hatte verschlungene Muster auf dem Glas gehabt, die auf dieser Kugel hier jedoch fehlten.

Lexi ein Erinnermich zu schenken wäre auch ziemlich überflüssig gewesen, denn sie konnte auch ohne schon an fast nichts anderes mehr denken, als an ihren geliebten Zauberer. Also musste die Kugel eine andere Bewandtnis haben. Dass sie aus einem Laden hier in der realen Welt stammte, glaubte Lexi einfach nicht. Das Ding schien nicht von dieser Welt zu sein.

Oder aber Renee war nochmals in ihre Wohnung eingedrungen und hatte ihr einen üblen Streich gespielt, indem sie ihr tatsächlich eine ordinäre Weihnachtskugel untergeschoben hatte. Aber als so hinterhältig schätzte Lexi ihre Freundin dann doch nicht ein.

Und bevor sie sich noch weiter den Kopf zerbrach, beschloss Lexi, der Sache auf den Grund zu gehen. Vorsichtig hob sie die Glaskugel aus dem Kästchen heraus und stellte dieses zur Seite. Zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, drehte sie sie hin und her, aber nichts ungewöhnliches passierte. Erst als sie auch noch die Fingerkuppen ihrer anderen Hand auf das Silberband legte, kam plötzlich Leben in die Kugel.

Unvermittelt wallte weißer Nebel im Innern auf, verdichtete sich und alsbald wurden Konturen erkennbar. Einen Lidschlag später verwandelte sich der Nebel in das Gesicht von Lucius. Einem Lucius, der den Blick hob und sie warm anlächelte. Lexi stieß einen Schrei aus und hätte die Kugel beinahe fallen lassen. Lucius Abbild in der Kugel war völlig lebensecht aber nicht starr, wie man das von einem „normalen" Foto her kannte. Es hatte vielmehr den Anschein, als wäre es eins dieser magischen Fotos, wie sie sie aus den Filmen kannte.

Und wie zur Bestätigung bewegte Lucius' Abbild die Lippen und Sekundenbruchteile später glaubte sie, seine Worte ganz leise in ihrem Geist wispern zu hören.

„Ich werde immer bei dir sein..." flüsterte seine Stimme und es fühlte sich so an, als würden seine Finger einmal ganz sanft über ihre Wange streicheln. Die Berührung war so zart wie ein Windhauch, dennoch wirklich spürbar.

Lexi konnte nicht anders, ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen. Sie holte zitternd Luft und lächelte Lucius an. Das Abbild begann zu verschwimmen und Augenblicke später löste der Nebel sich wieder auf und die Kugel wurde klar. Sie lächelte immer noch, denn jetzt wusste sie, dass es kein Abschied für immer war.

So oft sie das Bedürfnis haben würde, Lucius zu sehen, könnte sie die Kugel hervorholen und für einen Augenblick in Verbindung mit ihm treten, das erkannte sie instinktiv. Spätestens jetzt war klar, das die Welt der Zauberer und Hexen wirklich irgendwo dort draußen existierte und dass es möglich war, dann und wann eine Brücke dazwischen zu schlagen. Lucius war so real wie sie selbst, lebte aber in einer anderen....ja wie sollte man es nennen?....Welt, Dimension, Bewusstseinsebene?

Lexis Wunsch hatte ihn hergebracht, aber auch ohne das schien es Lucius möglich zu sein, kurzfristig in ihre Welt zu kommen; er musste es nur wollen. Und das tat er offenbar, auch wenn es nur selten und nur für kurze Zeit war. Aber anders konnte man die Existenz der Rose und der Kugel einfach nicht erklären. Und langsam glaubte Lexi auch, dass der „Traum" heute nacht gar keiner gewesen war....

Vorsichtig legte sie das kostbare Geschenk wieder zurück in das Kästchen, schloss den Deckel und stakste mit äußerst wackeligen Beinen hinüber zum Sofa und ließ sich darauf fallen.

Ihre Tränen waren längst wieder getrocknet und jetzt saß sie mit einem entrückten Lächeln da und hörte aufmerksam in sich hinein. Ihr Herz floss beinahe über vor Liebe und auch Freude. Sie war nicht mehr allein, sie würde niemals wieder allein sein. Lucius war bei ihr, auch wenn nicht immer auf fassbarer oder körperlicher Ebene. Er war Teil dieser Welt, die mit einem Schlag sehr viel vielschichtiger für sie geworden war, als das noch vor ein paar Tagen der Fall gewesen war. Es gab Magie und es gab diesen unglaublichen Zauberer tatsächlich.

Mehr zu wissen war nicht nötig.

Und wiederum...

an einem ganz gewöhnlichen Tag...

in einer ganz gewöhnlichen gemütlichen kleinen Wohnung...

in einer ganz gewöhnlichen kleinen Stadt...

saß eine Muggellady namens Lexi versonnen lächelnd da und erfreute sich an dem Gedanken...

dass irgendwo da draußen ein Magier namens Lucius Malfoy existierte, der real war und sie liebte.

Und sie liebte ihn...

The End

Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde...

als eure Schulweisheit euch träumen lässt.

(William Shakespeare)

-aus Hamlet-

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So Leutz, das wäre es dann gewesen….

Bitte lasst mich wissen, wie euch dieses Schlusskapitel im allgemeinen und die Story im besonderen gefallen hat. Mit anderen Worten: reviews sind immer sehr erwünscht ;-)

Vielleicht sieht/liest man sich ja wieder. Vielleicht bei meiner nächsten Geschichte.