Christian zieht sich die schwarze Anzugsjacke aus, als er schon die fordernden Hände von Trish auf seiner Brust fühlt.

Er seufzt: „Trish, bitte!"

Die Frau lässt nicht von ihn ab. Sie dreht den Mann zu sich herum. Gesicht zu Gesicht stehen sie sich gegenüber. Christian´s ansonsten warme Augen sind kalt. Sein Gesicht ist wie eine steinerne Maske. Sie fährt mit den Finger- spitzen über seine Wange. Er fühlt sich rau an, weil er sich seit einigen Tagen nicht rasiert hat.

Sie versucht ihn zu einem Kuss zu bewegen, aber der Mann ist steif. Sein ganzer Körper ist verkrampft.

Die gesamte Autofahrt bis jetzt hat er kein Wort gesagt. Nichts. Er hat sie nicht einmal angeschaut.

„Ich brauch ein bisschen Ruhe", sagt er mit belegter Stimme. „Kannst du mich allein lassen?"

Trish schaut ihn mit verletzten Blick an und erwidert: „Christian, ich brauche dich. Ich kann nicht ohne dich sein. Nicht jetzt. Bitte bleib bei mir."

Sie schlingt ihre Arme um seinen Körper. Legt ihren Kopf an seine Brust. Er lässt es geschehen, aber erwidert die Umarmung nicht. Er fährt sich mit einer Hand über das Gesicht. Er weiß, er sollte irgendetwas tun. Sie fest halten, sie streicheln. Ihr wenigstens ein bisschen Gefühl von Wärme und Geborgenheit geben. Aber er kann nicht. Er kann einfach nicht.

„Was ist mit dir los, Christian?", fragt sie verständnislos.

Er schiebt sie von sich weg, starrt sie an. Wut, Enttäuschung und Verzweifelung sind in seinen Augen lesbar.

Trish ist den Tränen nahe.

„Christian", schluckt sie bitter.

Er dreht sich um. Er kann ihren Anblick nicht ertragen. Er kann ihre Nähe nicht ertragen. Er will weg. Er weiß nicht wohin. Aber er will einfach nur weg. Er geht zur Tür, aber bevor er sie erreicht, stellt sich ihm Trish in den Weg.

„Du darfst nicht gehen. Du darfst mich jetzt nicht allein lassen", haucht sie mit purer Verzweifelung in der Stimme.

„Ich kann nicht!", sagt er härter als es klingen sollte.

Nun bricht Trish in Tränen aus, sie hämmert gegen Christian´s Brust und wimmert: „Bin ich für dich nur ein Spielzeug? Nur gut für eine schnelle Befriedigung? Ging es dir nur um Sex?"

Er schaut sie nicht an. Ihre flehenden Blicke verlangen nach einer Antwort.

„Christian! Christian, schau mich wenigstens an!"

Er erwidert kurz ihren Blick, schaut aber schnell wieder an ihr vorbei.

„Liebst du mich?", fragt sie mit erbitterter Härte.

Ein Kloß bildet sich in seinem Hals. Er schüttelt den Kopf.

Sie bleibt erstarrt stehen, starrt ihn zweifelnd an.

„Schau mir in die Augen und sag mir, dass du mich nicht liebst!"

Er schluckt, hebt seinen Kopf. Ihre Blicke treffen sich.

„SAG ES!", schreit sie ihn an.

„Ich liebe dich nicht", flüstert er.

Sie sinkt auf die Knie, schlägt die Hände vor ihr Gesicht und ihre Gefühle brechen heraus. Salzige Tränen strömen durch ihre geschlossenen Lider.

„Chris. Ich habe Chris verloren. Ich will dich nicht auch noch verlieren", bringt sie gepresst hervor.

„Du kannst nichts verlieren, was du nie besessen hast", sagt Christian kalt. „Ich habe verloren. Ich habe meinen besten Freund verloren. Und warum? Weil ich dich gefickt habe. Du bist doch nur eine Schlampe."

„Was?", fragt Trish gequält und fassungslos zugleich.

„Du bist eine billige Schlampe", wiederholt Christian. „Weißt du, dass es Chris war, der dich geliebt hat? Oh Mann, er hat dich geliebt. Mehr als nur geliebt. Er hat dich verehrt. Er hat dich vergöttert. Und was hast du getan? Du hast dich mir an den Hals geworfen. Aber ich liebe dich nicht. Du hast dich für den falschen Mann entschieden, Trish."

„Nein, das sagst du jetzt nur so. Das ist nicht wahr. Ich wollte dich, Christian. ICH LIEBE DICH!"

Er schüttelt erneut wortlos den Kopf.

„Ich will mit dir zusammen sein", fleht Trish.

„Wir können nicht zusammen sein. Chris ist tot. Und es ist unsere Schuld. Deine Schuld, genauso wie meine."

„Das ist schrecklich. So schrecklich. Aber es ist geschehen. Wir können es nicht mehr ändern. Gib uns eine zweite Chance."

„Ich kann nicht. Es geht nicht. Wenn ich dich sehe, muss ich immer ab Chris denken. Er hat es unseretwegen getan. Es hätte nie so weit kommen dürfen."

„Du wolltest es auch. Gib uns Zeit. Du wirst es vergessen."

„Ich kann diesen Schmerz nicht vergessen. Niemals!"

Er wendet sich entgültig ab, öffnet die Tür und lässt die Frau in ihrer Trauer zurück.

Zwei verlorene Herzen können nicht zusammen sein...