Ja, es gibt mich noch und nein, ich habe den „Sattler"nicht vergessen.

Musen sind eigensinnige, launische Damen und ich bin eine faule Autorin. (Keine gute Kombination!)

Ich möchte mich aus ganzem Herzen bei euch allen entschuldigen, die ihr über ein Jahr (um genau zu sein, ein und ein drittel Jahr) auf das letzte Kapitel gewartet habt. Dafür gibt es keine Entschuldigung, und es ist hochgradig unhöflich, Leser, die einen so mit Reviews und Mails verwöhnen, einfach hängenzulassen. Ich hoffe, dass ihr mir trotzdem verzeihen könnt.

Um die Befürchtungen, die einige von euch um Eowyns langfristige Gesundheit hegten, zu beruhigen, habe ich zur Sicherheit noch einmal in ein Tafelwerk geschaut. Dort steht:

P F / A ; also: Druck aufgewendete Kraft / Größe der Oberfläche, auf die diese Kraft einwirkt

Das bedeutet: Je kleiner die Auftreff-Fläche dessen, womit geschlagen wird (also: je dünner und schmaler der Riemen, z.B. bei einer Peitsche), desto eher ist es wahrscheinlich, dass die Haut zerstört wird, also Blut fließt und Narben bleiben. Bei einigermaßen breiten Riemen (sagen wir, ab über 1 cm Breite) dürfte das nahezu unmöglich sein. Die meisten Fanfics, in denen sowas vorkommt, scheinen mir viel zu schnell mit Blut bei der Hand zu sein, immerhin ist es ein hübscher Schockeffekt. Aber denkt an all die traurigen Geschichten, die ihr vielleicht über Kinder gehört habt, die mit Gürteln geschlagen wuren. Die behielten immer „nur"blaue Striemen – und natürlich seelische Narben – zurück, auch wenn Kinderhaut so zart ist. Ich bin mir also absolut sicher, dass Eowyn KEINE bleibenden Schäden zurückbehält, und dass KEIN Blut fließt.

Außerdem sollte ein Sattler, der sein Handwerk versteht, wissen, wie fest er zusachlagen darf, ohne dass was passiert.

Zu euren Reviews (falls ihr euch noch an sie erinnert):

Lauriel: Dietmar Sattlers Telefonnummer (dienstlich) sollte über www.uni-leipzig.de - Fakultäten und Einrichtungen - Fakultät für Biowissenschaften - Institut für Biologie I (Botanik) herauszukriegen sein, falls du immer noch scharf darauf bist. Herr Sattler hat sein Forschungssemester in Brasilien beendet, und ist wieder im Lande. Er wird aber wahrscheinlich über etwaige Anfragen, die mit dem Inhalt dieser Fanfic zu tun haben, sehr verwundert sein!

Sally Tse Schiep: Ich hoffe, ich konnte dich mit obigen Ausführungen zur „Physik des Schlagens"einigermaßen beruhigen.

jojo11: Soviel kommt gar nicht mehr, ehrlich. Eben nur der Schluss. Ich selbst hatte mir auch irgendwas Großes vom Schreiben des letzten Stückchens der Geschichte erwartet (Tränen oder wenigstens ein ordentliches Hochgefühl), immerhin war „Manchmal..."über lange Zeit, diejenige meiner Fanfics, die mir am meisten am Herzen lag. Nun ja, eine Ära geht zu Ende, aber das Ende war absolut unspektakulär. Zuhause vor dem Computer, nachts, eher müde. Tja...

Lessien & Leetor: Jetzt ENDLICH ist er da, der Schluss. Eine Fortsetzung wird es definitiv NICHT geben.

Dann bitte ich um ein paar kurze Gedenksekunden: Yano hat ihr Dasein als Fanfic-Autorin aufgegeben, und alle ihre Stories von der genommen. Das bedauere ich erstens, weil es dadurch schwieriger wird, an „Marmor"heranzukommen (das die Idee für den „Sattler" lieferte), und zweitens, weil sie meiner Ansicht nach eine der besten deutschen Fanfic-Autoren war und den Lesern nun alle ihre hervorragend geschriebenen Geschichten vorenthalten werden (Es sei denn, man schreibt sie direkt an und bittet sie um eine Kopie: yano269yahoo.ie).

Jetzt noch eine Danksagung an meine treue Styling-Beraterin, Mit-Sängerin, Kinobegleiterin, Telefon-Nerverin, Beta-Leserin und beste Freundin Susi! (Applaus bitte!)

Und jetzt geht's wirklich los:


VI – Stark und heiter II
Vielleicht hatte er meine Gedanken erraten, oder vielleicht war ich in seinen Armen zusammengesunken, jedenfalls stellte er fest:

„Du bist müde."

Ich brachte es kaum noch fertig, zu nicken. Die Erschöpfung hatte sich wie ein schwerer, dunkler Mantel um mich gelegt, der mich niederdrückte.

Er ließ das Tuch zurück ins Wasser gleiten.

„Ruh dich aus! Schlaf ein bisschen. Es ist noch Zeit."

Fast willenlos ließ ich mich von ihm hochziehen. Er streifte mir vorsichtig, so vorsichtig mein Hemd wieder über und führte mich einige Schritte zur Seite, wo ein paar Pferdedecken gestapelt lagen, die als notdürftiges Lager dienen konnten.

Ich fiel mehr, als dass ich mich darauf niederließ, so müde war ich auf einmal. Wie hatte ich nur hierher kommen können? Woher hatte ich noch die Kraft genommen, zu sprechen, zu laufen, stillzustehen und meine Strafe zu ertragen, zu weinen? Selbst das Nachdenken fiel so schwer...

Erschöpft ließ ich meinen Kopf auf die Armbeuge sinken und wurde fast sofort von einem tiefen traumlosen Schlaf übermannt, der allen Grübeleien ein Ende machte.

Als ich erwachte, blinzelte ich aus den Decken zunächst verständnislos in das dämmrige Licht. Dann, langsam, kam mit dem gleichmäßigen, aber erträglich gewordenen Pochen in meinem Rücken auch die Erinnerung zurück. Wie lange hatte ich wohl geschlafen?

Ich richtete mich ein Stück auf und rieb mir die Augen.

Das hatte er wohl gehört, denn ohne sich in seiner Arbeit zu unterbrechen oder sich zu mir umzudrehen, antwortete er auf die unausgesprochene Frage:

„Es ist bald Zeit, die Tiere zu füttern. Wenn Ihr jetzt geht, kann Euch noch niemand vermisst haben. Eure Kleider liegen dort drüben."

Er zeigte mit dem ausgestreckten Arm die ungefähre Richtung, ohne mich anzusehen.

Ich fand Überkleid und Schürze und zog mich langsam an. Das Festziehen der Bänder verlangte noch einmal tiefes Luftholen. Zuletzt zog ich die Schnur aus meinem Haar und schüttelte es aus.

Dann stand ich unschlüssig da. Sollte ich einfach so gehen? Warum sah er mich denn nicht an? Wieso blieb er so stumm?

Da fiel mir eine Geschichte ein, dunkel, halbvergessen, die ich vor langer Zeit gehört hatte. Darin kam ein Mann vor, der eine Königin geschlagen hatte. Ein einziges Mal, nur eine einzige Ohrfeige war es gewesen, und doch hatte den Mann dafür die Todesstrafe getroffen. Ob es ein Märchen war oder eine wahre Geschichte, erinnerte ich mich nicht mehr, aber ganz gewiss erzählte man solche Geschichten nicht ohne einen Grund. Wenn eine einfache Ohrfeige den Tod nach sich ziehen konnte, was musste dann erst jemanden wie den Sattler erwarten?

Er hatte sich meinetwegen in Gefahr gebracht. Um mir zu helfen.

Da verstand ich. Solange ich hier gewesen war, und um Strafe und Wiederanerkennung gebeten hatte, war ich nicht die Herrin der Goldenen Halle gewesen, sondern nur ein Mädchen, irgendeines. Erst jetzt, jetzt erst, niedergerissen und neugemacht, war ich wieder, was ichsein sollte. Und konnte es wieder sein.

„Ich danke Euch."

Das zu sagen, fiel mir nicht leicht, denn ich bin niemandem gern zu Dank verpflichtet. Aber ich wollte, dass er wüsste, dass ich es verstanden hatte.

Er zuckte als Antwort nur mit den Schultern.

Ich nickte ihm kurz zu, bevor ich zur Tür ging und hinaustrat.

Die Helligkeit draußen empfing mich wie eine neue Welt. Der Regen hatte aufgehört, die Wolken hatten sich verzogen, und Sonnenlicht spiegelte sich in den Pfützen.Wie anders der Himmel aussah! Blankgefegt und strahlend blau, und die Wände der Ställe und Häuser glänzten nass und neuwaschen. Die Luft roch satt und feucht und kühl, nicht mehr so gedrückt und staubig. Ich atmete tief durch, auch wenn das noch einige Schmerzen machte, aber die waren nicht schlimm. Schon morgen oder übermorgen wären sie vollständig vergangen. Ich sprang über eine der Pfützen, und fühlte mich fast ausgelassen. Froh, heiter. Das Hochgefühl, auf das ich gehofft hatte, war gekommen.

Wenn ich dies überstanden hatte, was gab es, das ich nicht überstehen konnte? O, ich war stark, ich wusste es. Ich konnte, wenn ich wollte, aufrecht einer ganzen Heerschar gegenübertreten. Mit neuer Zuversicht beschritt ich den Weg zurück zur Großen Halle.

Auf der Schwelle erwartete mich schon die erste Probe meiner neuen Stärke. Zwar keine ganze Heerschar, aber Grima, und das war auch recht unerfreulich. Aber es machte mir nichts mehr aus.

Misstrauisch beäugte er mich. Auf meine Veränderung, die er zweifellos bemerkte, konnte er sich wohl keinen Reim machen.

„Wo seid Ihr gewesen?", fragte er mit missbilligender Stimme.

Das möchtest du wohl zu gern wissen, dachte ich, aber darauf kämst du niemals. Du bist viel zu feige für so etwas.

„In den Ställen.", antwortete ich wahrheitsgemäß und ohne dass er daraus schlau werden konnte.

„Ihr könnt nicht einfach den ganzen Nachmittag verantwortungslos irgendwo anders verbringen als in der Goldenen Halle, bei Eurem Onkel, der Eurer Pflege bedarf!", schalt er. Falls er glaubte, dass er mir damit ein schlechtes Gewissen machte, so hatte er sich darin getäuscht.

„Wie ich sehe, habt auch Ihr ihn im Stich gelassen.", erwiderte ich gelassen. Ich gab meiner Stimme einen gespielt vorwurfsvollen Klang und triumphierte innerlich, als ich sah, wie er getroffen zusammenzuckte „Ich hatte geglaubt, ihn während meiner Abwesenheit in Eurer Obhut sicher wissen zu können. Aber ich muss zu meinem großen Bedauern feststellen, dass Ihr mich hierin enttäuscht habt."

Seine folgenden Beteuerungen, es sei schließlich nur für ein paar Augenblicke gewesen, und auch nur, um mich zu suchen, die ich im Gegensatz zu dazu den ganzen Nachmittag... hörte ich schon gar nicht mehr. Wenn das alles war, das er zu bieten hatte; o, dann konnte ich es jederzeit mit ihm aufnehmen. Ja, es belustigte mich sogar.

Ich war stark, und heiter, und aufrecht, und zuversichtlich.

Niemand konnte mir etwas anhaben.

Als ich ging, um bei der Vorbereitungen für das Abendessen zu helfen, fiel mir ein, welches Lied ich heute abend vom Barden hören wollte. Das von der Königstochter, deren jahrelanges Ausharren und Dienen im fremden Land belohnt worden war, als ihr Bruder und ihr Gemahl an einem Tag all ihre Feinde vor ihren Augen niederschlugen. O ja. Das Warten hatte lange gedauert, und war ihr unendlich und untragbar erschienen und sie war fast darüber verzweifelt, aber schließlich war ihr Tag gekommen.

Auch meiner würde kommen.

Ganz sicher.

ENDE.

So, das war's nun.

Es bleibt mir noch, anzumerken, dass es sich bei dem Lied, dass Eowyn sich wünscht, um die mittelerdische Variante der „Kudrun"handelt (neben dem Nibelungenlied das einzige erhalten gebliebene deutsche Held(inn)enepos),

um mich dann dankend von euch zu verabschieden.

Vielen Dank, dass ihr diese Geschichte gelesen (und so lange mitgelitten) habt!