DISCLAIMER:

This story is based on characters and situations created and owned by JK Rowling, various publishers including but not limited to Bloomsbury Books, Scholastic Books and Raincoast Books, and Warner Bros., Inc. No money is being made and no copyright or trademark infringement is intended.

Und nochmal auf Deutsch:

Diese Geschichte basiert auf Charaktären und Situation die durch JK Rowling kreirt wurden, und sich im Besitz von JK Rowling, verschiedenen Herausgebern einschließlich aber nicht beschränkt auf, Bloomsbury Books, Scholastic Books und Raincoast Books, und Warner Bros, Inc. befinden. Es wird kein Geld durch diese Geschichte erwirtschaftet und es ist keine Copyright- oder Markenschutzverletzung beabsichtigt.

Auf gut deutsch: Alles gehört JK Rowling und den besagten Unternehmen.

AN:

Alarm: Unerträglicher KITSCH! Und noch unterträglicher übertrieben. Bitte, lest das nur, wenn ihr Übertreibungen mögt.

Kapitel 2

Und es war kein Alptraum...

Remus schlief an diesem Abend noch lange nicht, sondern streckte sich auf der Couch in Sirius Studierzimmer aus und dachte über all das nach, was heute passiert war - und was er würde nun organisieren müssen.

Die Vögel begrüßten schon den Morgen als er endlich einschlief.

Morgens

Als Harry wie an jedem anderen Morgen in die Wohnküche kam, erwartete ihn nicht wie sonst ein noch griesgrämig-verschlafener, wie gerade aus dem Bett gefallen wirkender Sirius, sondern Remus, der trotz der dunklen Ringe unter seinen Augen schon hellwach wirkte und sich gerade eine Tasse Kaffee eingoß, und ihm mit freundlichen Lächeln einen guten Morgen wünschte.

Harry brachte erstmal keinen Ton heraus und starrte seinen Lehrer nur einen Augenblick lang entsetzt an, bevor er mit einem erschlagenen Seufzer auf einen der Stühle am Küchentisch sank und leise murmelte: 'Es war also doch kein Alptraum.'

Die Stimme des Jungen klang so niedergeschlagen, dass es Remus für einen Moment die Sprache verschlug.

Er wusste genug zum Thema Missbrauch um sich bewusst zu sein, dass sich die Opfer oft mehr dafür schämten als die Täter und sich auch verantwortlich machten, das ihnen so etwas geschah.

Remus verspürte den starken inneren Drang, Harry zu versichern, dass er verstand - das nichts, aber auch gar nichts von den Geschehnissen seine Schuld war, doch er hielt sich zurück.

Hast würde jetzt alles nur noch schlimmer machen, und so erwiderte er nur mit ruhiger Stimme: 'Leider war es keiner, Harry; und so wenig es auch wert sein mag: Was ich da erfahren musste tut mir sehr leid.'

Dann hielt er erschrocken den Atem an. War er schon zu weit gegangen?

Aber es half nichts - er musste mit Harry darüber sprechen, er musste festlegen, was er unternehmen konnte um dem Jungen zu helfen - und er würde nichts tun, ohne es mit Harry abzusprechen.

Zu viel schon war hinter dem Rücken des Jungen entschieden worden.

Harry sah auf die Tischplatte, und flüsterte mit hörbarer Selbstverachtung: 'Du musst mich ja jetzt für einen ganz schönen Waschlappen halten...'

Remus zuckte zusammen.

Noch nie hatte er den Jungen so sprechen hören.

So... voller Selbsthass.

Eine neue Welle von Rage auf Sirius drohte ihn zu überwältigen, und er brauchte seine gesamte Selbstkontrolle, um sie wieder niederzukämpfen.

Der Animagus *würde* zahlen, auch wenn Remus noch nicht wusste, wie. Aber er würde dafür zahlen, was er diesem armen Jungen hier angetan hatte.



Aber zunächst mal konnte er nicht so stehen lassen, was Harry da von sich gegeben hatte: 'Warum um alles in der Welt sollte ich Dich denn für einen Waschlappen halten, Harry?'

Ein Glück, nichts in seinem Tonfall verriet die aufgewühlte Stimmung, in der er sich befand.

Harrys Stimme zitterte beträchtlich, als er stockend erwiderte: 'Du... Du hast doch... gesehen... Und ich habe nicht... Ich habe mich nicht...' Dann erstarb seine Stimme.

Remus setzte sich auf einen Stuhl der quer neben Harrys Stuhl am Küchentisch stand und sagte behutsam: 'Ja, ich habe gesehen, was er Dir antut... Und ich habe auch gesehen, dass Du Dich nicht wehrst.

Aber nichts davon würde mich je dazu bringen, Dich für einen Waschlappen zu halten, Harry.'

Er bedachte den niedergedrückt am Tisch sitzenden Jungen mit einem mitfühlenden Blick: 'Das geht doch schon länger so, oder?'

Ohne auf eine Antwort zu warten, sprach er weiter: 'Du hast alles für Dich behalten, weil Du Deinen Traum von einer eigenen Familie nicht gefährden wolltest, hast es vor uns allen verborgen und hast es während dieser Zeit noch geschafft, sowohl den Orden als auch Deine Lehrer mit Deinen herausragenden Leistungen zu beeindrucken. - Du bist so stark, hast so viel alleine getragen - wie könnte ich jemanden wie Dich für einen Waschlappen halten?'

Harry sah auf, Erstaunen auf seinem Gesicht: 'Stark? - Ich bin nicht stark... Jemand der stark ist, wird nicht... Wäre ich stark, wäre ich gar nicht mehr hier. Ich wäre gegangen als er das erste Mal...'

Er konnte nicht mehr weitersprechen, wurde wieder rot vor Scham und wandte seinen Blick ab.

Remus entschied sich, ihn nicht zu drängen und sagte nur ruhig: 'Es gibt verschiedene Arten von Stärke, Harry. Und Du *bist* mit Sicherheit einer der stärksten Menschen die ich jemals kennengelernt habe, auch wenn Du das vielleicht selber nicht erkennst.'

Harry bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick, doch sagte nichts mehr.

Remus lächelte ihn an: 'Hast Du Hunger? Wir könnten zusammen frühstücken.'

Doch Harry schüttelte den Kopf: 'Ich bekomme morgens keinen Bissen hinunter, ich trinke nur ein Glas Milch, aber ich... leiste Dir gerne Gesellschaft.'

Dann stand er auf und half Remus den Tisch zu decken und als sie beide wieder saßen fragte er mit gespielter Beiläufigkeit, die Remus sofort durchschaute: 'Wo... Was hast Du... mit Sirius...'

Der Junge war ein guter Schauspieler, doch Remus, der ihn nun schon so lange kannte, hörte seine Besorgnis um seinen Patenonkel und es schmerzte ihn. Sirius hatte die tiefe Zuneigung, die ihm dieser Teenager auch jetzt noch nach wahrscheinlich Jahren des Missbrauchs entgegenbrachte, gar nicht verdient.

'Er ist in seinem Schlafzimmer, ich habe ihm Frühstück gebracht und ihm erklärt, dass ich erst noch einmal mit Dir alleine sprechen wollte.' Remus hielt seine Stimme neutral, obwohl es ihm schwerfiel. Wie würde der Junge reagieren?

Harry runzelte die Stirn: 'Du hast ihn... ihn nicht... Du hast ihn noch nicht ausgeliefert? Nur... hier eingesperrt?' Er klang über alle Maßen erstaunt - und sehr erleichtert.

'Harry, ich weiß ganz ehrlich noch nicht so genau, wie ich es Dir sagen soll... Ich habe einen Vorschlag zu machen. Du musst nicht darauf eingehen, aber ich halte es für eine gute Lösung...' Und er erklärte Harry, was er gestern abend mit Sirius besprochen hatte.

Als er fertig war, herrschte einen Augenblick lang herrschte Stille und in Remus stiegen tausend Befürchtungen auf, bis Harry auf einmal herausplatzte: 'Ist das Dein Ernst? Würdest Du... Du würdest das für uns tun?'

Und Remus nickte langsam: 'Natürlich. Aber wenn Du möchtest... Du hast jedes Recht dazu zu verlangen, dass Sirius sich von Dir fernhält.

Du kannst verlangen, dass er dem Ministerium für Magie ausgeliefert wird oder dass der Orden sich um die Angelegenheit kümmert.

Du kannst auch mit mir kommen und ... wir würden eine Möglichkeit finden, dass Du ihn nie mehr wiedersehen musst, wenn es das ist, was Du lieber möchtest.

Aber wenn Du wirklich immer noch möchtest, das er Teil Deiner Familie ist, werden wir tun, was ich Sirius vorgeschlagen habe.

Auf jeden Fall wird er Dich nie wieder... Du hast ein Recht darauf, ‚Nein' zu sagen, Harry.'

Einen Augenblick lang glaubte Remus, Harry würde in Tränen ausbrechen, doch dann seufzte dieser nur tief und sah ihn mit so großer Dankbarkeit an, dass Remus spürte, wie er rot wurde



Und dann flüsterte Harry mit kaum hörbarer Stimme: 'Danke... Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wieviel mir das bedeutet. - Du bist einer der ersten Menschen die mir jemals eine Wahl gegeben haben, Remus.

Das werde ich Dir nie vergessen. Ich möchte so gerne... Bitte, lass es uns erstmal versuchen mit der Therapie... vielleicht.. vielleicht hilft es Sirius... Er ist so... So... schwach und ich kann ihm nicht helfen... Vielleicht können wir doch noch eine...eine ganz normale Familie werden...'

Tief in seinem Innersten befürchtete Remus, das es vielleicht niemals soweit kommen würde, doch er zwang das ungute Gefühl hinunter und lächelte den Jungen an: 'Ich tue nur, was ich schon viel früher hätte tun sollen, Harry. Ich... ich würde gerne haben, dass Du zu mir kommst, wenn Du ein Problem hast - egal um was es sich dabei handelt.'

Der Junge nickte und sah betreten in sein halbvolles Milchglas, und ein Gedanke kam Remus: ‚Harry... Sirius ist doch nicht... Er hat Dich nicht... geschlagen, oder?'

Harry hob den Kopf , sah den Werwolf an und entgegnete dann in fast verteidigendem Ton: ‚Nein, das würde er nie tun, ich glaube, das weißt Du so gut wie ich. Ich... wäre nicht mehr hier, wenn er es täte.'

Und so merkwürdig, wie es auch sein mochte, nachdem er gerade erst erfahren hatte, dass sein bester Freund seinen Pflegesohn missbrauchte - Remus konnte nur nicken.

Es passte genau zu dem Bild, was er in den vergangenen 12 Stunden von der mehr als nur gestörten Beziehung zwischen Harry und Sirius bekommen hatte - nein, zu brutaler Gewalt neigte Sirius Black nicht, auch wenn er seinen Patensohn auf andere Weise schwer verletzte.

Wenig später stand Harry auf und sagte mit einem scheuen Lächeln, dass ihn wie einen Vierzehnjährigen aussehen ließ: ‚Ich muss jetzt leider schon gehen - Ich muss direkt zu Albus, den Plan für die Razzia heute abend besprechen - wir sehen uns dann ja in der Sitzung um 8.'

Remus sah auf den blassen Jungen vor sich, und in diesem Augenblick traf ihn die Erkenntnis über die Realität, mit der der Junge schon so lange gelebt haben musste, wie ein Schlag.

Ein Balanceakt zwischen seinen Rollen als führender Ritter des Ordens, dem Missbrauch durch seinen Pflegevater und dem Dasein als Ziel Nummer 1 des Dunklen Zauberers, den sie alle mehr fürchteten als den Teufel persönlich.

Wie um Merlins Willen hatte Harry das so lange durchgehalten???

Und dieser Junge - dieser junge Mann - hielt sich für einen ‚Waschlappen'?

Remus selber hielt sich für ziemlich hartgesotten - schließlich war sein Leben auch nicht ohne Stolpersteine gewesen, nicht zuletzt wegen seiner Lycantrophy....

Doch was dieser Junge hier für so lange alleine, schweigend getragen hatte, war genug, um einen erwachsenen Menschen in den Wahnsinn zu treiben - und Harry hatte *immer* alles alleine durchgehalten, seit er ein Kleinkind war - und war dennoch zu einem liebenswerten, bemerkenswert normalen Jungen herangewachsen.

Merlin, alleine das war schon ein Wunder - aber er war sogar *überdurchschnittlich* in allem was er anfasste.

Er hatte zu Harry gesagt, dass er ihn für sehr stark hielt, und das auch so gemeint. Doch so richtig realisierte er es erst jetzt.

Gegen dieses Kind war selbst Severus Snape, der im Namen des Lichts ungeheure Risiken auf sich nahm, ein Schwächling.

Zum ersten Mal, seitdem er von Sirius Übergriffen auf Harry erfahren hatte, verschlug es ihm wirklich die Sprache und er nickte nur, unfähig auch nur einen Ton herauszubringen.

Wenig später hörte er, wie Harry das Haus verließ.

Wenige Stunden später, im Versammlungssaal des Orden des Phoenix

Als Remus den Saal betrat, waren schon fast alle versammelt. Heute war Vollversammlung, das heißt, diejenigen, die nicht gerade im Auftrag des Ordens unterwegs waren, würden anwesend sein.

Wie so oft in der letzten Zeit hatte Albus Harry die Organisation dieses Treffens überlassen, und hielt sich auch auf den Treffen im Hintergrund um nur ab und zu eine Bemerkung zu machen oder einen Ratschlag zu erteilen.

Es war allgemein anerkannt, dass in diesem Krieg der ‚Junge-der-lebte' der oberste Heerführer sein würde, nicht der alte Zauberer - als Dumbledore angekündigt hatte, seine Rolle als erster Ritter des Ordens an Harry zu übertragen hatte es einige ungläubige Blicke und in Snapes Fall sogar entsetzte Proteste gegeben, doch mittlerweile musste sogar der Meister der Zaubertränke widerwillig zugeben, dass Harry Potter ein würdiger Nachfolger für Dumbledore werden würde.

Denn Harry war geschickt, wenn es um den Umgang mit Menschen ging.

Er wurde niemals laut oder ungehalten, und hielt sich zurück, wenn es um Dinge ging, mit denen er noch keine Erfahrung hatte. Er fragte um Rat und bat um Informationen um sie dann in einem Plan, einer Strategie zusammenzufassen - und darin war er ein ungeschlagener Meister.

Genauso wie in seiner zweiten Spezialität - seiner Fähigkeit, Menschen für sich, für den Orden zu gewinnen - und sie zu beurteilen.

Er hatte ein scharfes Auge dafür entwickelt, welche der Rekruten sich wirklich für den Einsatz eignete, und mehr als einmal hatte er als Einziger erkannt, das es sich bei einem ‚Freiwilligen' um einen Spion Voldemorts handelte, der sich Zutritt zum Orden verschaffen wollte.

Und obwohl mittlerweile einer ihrer Befehlshaber, war Harry immer in vorderster Front.

Es war eines der Dinge, die seinen engsten Vertrauten und Freunden manchmal ein mulmiges Gefühl bereiteten und sie vor Sorge um ihn fast sterben ließen - doch es hatte auch dazu geführt, dass ihn jeder achtete - selbst sein ehemaliger Erzfeind und jetziger Mitstreiter Draco Malfoy hatte sich schon zu der Bemerkung hinreißen lassen, der Gryffindor sei ein Kämpfer, den man respektieren musste, selbst wenn man ihn nicht mochte.

Eben wegen dieser Dinge, seiner natürlichen Autorität und seiner großen magischen Fähigkeiten, die die der meisten anderen Ritter weitaus übertrafen, war es nur zu leicht zu übersehen, dass es sich bei Harry Potter um einen gerade einmal 17jährigen Schüler handelte - der zwar schon vor zwei Jahre, als er in den Orden eintreten sollte, die Wichtigsten der Abschlussprüfungen bestanden hatte (Verteidigung, Zaubertränke, Verwandlung und zu seinem großen Erstaunen, Geschichte der Magie - die, mit dem Ergänzungsunterricht, den er von Direktor Dumbledore persönlich erhielt, durchaus spannend und vor allem hilfreich sein konnte, wenn es um die Entwicklung von Vorgehensstrategien gegen die Deatheater waren), über denen seine Altersgenossen erst in einem Jahr schwitzen würden und der offiziell den Status eines erwachsenen Zauberers hatte - aber der eigentlich, nach seinem Alter zu urteilen, eher Quidditsch- als Kampfstrategien im Kopf haben sollte.

Und Remus Lupin war auf die harte Tour daran erinnert worden, dass es sich bei dem Menschen, der sie alle in die Schlacht führen würde, in gewisser Weise noch um ein wehrloses Kind handelte.

Er setzte sich auf seinen Platz an den Tisch, an dem schon viele andere Platz genommen hatten. Es wurden einige lebhafte, fröhliche Unterhaltungen geführt, denen er aber nicht folgte, sondern aus den Augenwinkeln Harry beobachtete.

Der Junge hatte seine Uniform an - ein roter Umhang mit einem goldenen Phoenix darauf - und darunter die offizielle Duellkleidung des Ordens, die er normalerweise, im Alltag, unter seinen Schülerroben versteckt hielt.

Später, das wusste Remus, würde Harry den roten Umhang mit den Abzeichen, die seinen Rang in der Hierarchie des Ordens versinnbildlichten, wieder in seinem Büro direkt neben dem Gryffindorturm verschwinden lassen und sie hastig gegen die schlichte Schülerrobe austauschen, die er viel lieber trug.

Er hatte einmal zu Remus gesagt, dass er den ‚ganzen Firlefanz' hasste - er stimmte da ausnahmsweise mit Snape völlig überein - der sie im Kampf gegen den Dunklen Lord auch nicht weiterbringen würde.

Harry beugte sich gerade über ein paar Rollen Pergament - seine Pläne, auf denen er ihnen in wenigen Minuten die Vorgehensweise erklären würde, die er sich für heute abends vorstellte. Der Junge war völlig vertieft in seine Aufgabe.

Es fiel Remus schwer zu realisieren, dass dies der gleiche Mensch war, den er noch gestern abends so hilflos erlebt hatte - Merlin, noch zwei Stunden zuvor hatte dieser Junge mit ihm am Küchentisch gesessen und wie das Sinnbild des misshandelten Kindes ausgesehen.

Als Harry jetzt alle aufforderte, sich an ihre Plätze zu begeben, und die Sitzung mit ruhiger, selbstsicherer Stimme eröffnete und schnell zum ersten Punkt der Tagesordnung überging, konnte sich Remus nicht konzentrieren und seine Gedanken schweiften ab, zu James und Lily.

Was die beiden sagen würden, wenn sie ihr Kind heute so sehen würden...

Es waren bittersüße Gedanken, und er war innerlich so weit weggetreten, das er zunächst gar nicht hörte, als ihn Harry ansprach, erst als ihn der neben ihm Sitzende hart in die Rippen stieß, antwortete er: ‚Oh, Entschuldigung, Sir... Ich war wohl etwas in Gedanken.'

Innerlich hätte sich Remus Ohrfeigen können - wenn jemand das Recht gehabt hätte, abgelenkt zu sein, dann war es Harry - doch der sah ihn nun mit einem mitleidigen - *mitleidigen* , der Junge sah *ihn* mitleidig an! - Blick an und erklärte mit ruhiger Stimme: ‚Ist schon in Ordnung, Lupin. - Ich habe Sie gerade gefragt, ob Sie wissen, wo mein Patenonkel bleibt.'

Gegen seine Willen zuckte der Werwolf zusammen, doch er riss sich hastig zusammen und beeilte sich, zu antworten: ‚Er ist... Er hat mich gebeten, ihn krank zu melden, Sir.'

Im Orden herrschte eine strenge Hierarchie, und persönliche Freundschaften oder andere Beziehungen außerhalb spielten hier keine Rolle. Hier gab es kein Remus und kein Harry, keine Professoren und keine Schüler, und es war ein ungeschriebenes Gesetz, das ein Ordensritter wie Lupin, der Harry Potter in der Befehlskette unterstand, diesen mit dem respektvollen ‚Sir' ansprach.

Selbst für Snape galt das - auch wenn es sich bei ihm eher wie eine ironische Bemerkung als wie eine respektvolle Anrede für einen Vorgesetzten anhörte, was Harry jedes Mal mit einem leichten Schmunzeln überging und was Sirius immer wieder in Lachanfälle hatte ausbrechen lassen - wofür er dann von Harry mit einem ermahnenden Blick bedacht wurde, bevor sich Snape aufregen konnte.

Harry sah Remus mit einem nicht deutbaren Blick an und nickte dann langsam, doch dieser wusste dass Harry ihn später darauf ansprechen würde.

Sirius war natürlich nicht krank, doch Remus hatte es für klüger gehalten, dass er heute nicht nach Hogwarts kam.

Die Sitzung verlief wie so viele andere auch und war wenig später vorbei.

Als sich bereits alle anderen erhoben und den Raum verließen, rief ihn Harry quer über den Tisch zu sich: ‚Lupin, ich möchte noch mit Ihnen sprechen.'

Der Werwolf nickte und folgte ihm in sein Büro.

Dort angelangt warf Harry die Pergamentrollen auf seinen Schreibtisch und bat ihn sich zu setzen, während er selber auch Platz nahm, bevor er mit ruhiger und betont ernster Stimme sagte: ‚Das geht so nicht, Remus. Der Orden braucht Sirius. Du kannst ihn nicht von den Besprechungen fernhalten. Und es darf keinen Unterrichtsausfall in Verteidigung gegen die Dunklen Künste geben - noch nie waren die Stunden so wichtig wie jetzt, wo uns Voldemort praktisch an der Kehle hat. Sirius *muss* unterrichten - er ist der einzige fähige Lehrer, den wir seit Jahren in diesem Bereich hatte - seit Du damals gehen musstest!'

Remus holte tief Luft: ‚Harry, er hat Dich...' Weiter kam er nicht, denn Harry unterbrach ihn, und zwar so klang er so bestimmt, das es Remus sofort verstummen ließ: ‚Remus, ich weiß besser als jeder andere, was Sirius getan hat. Es gibt Dinge die wichtiger sind als... so etwas. Und unsere Priorität muss immer der Kampf gegen Voldemort sein.- egal was passiert - wir brauchen Sirius.'

Und dann setzte er, bedeutend leiser, fast schon mit erstickter Stimme, hinzu: ‚Und ich *will* nicht, dass es so endet. Glaubst Du, ich hätte die letzten Jahre durchgehalten, wenn ich den Dingen aus dem Weg gegangen wäre?'

Remus biss die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf. Harry beschämte ihn mit seiner Stärke, und Remus konnte nur leise sagen: ‚Es tut mir leid, Harry. Ich hätte... Ich hätte besser nachdenken müssen. Meine einzige Entschuldigung ist, dass mich... das alles... ein wenig aus der Bahn geworfen hat.'

Dann schüttelte er ungläubig den Kopf und sah den Jungen-der-lebte mit einem fast bewundernden Ausdruck in den Augen an: ‚Bilde Dir nie wieder ein, Du wärst schwach, Harry Potter. Du bist stärker als jeder andere, den ich kenne. Deine Eltern wären so stolz auf Dich.'

Harry, noch immer in seiner Ordenskleidung und zugleich wieder ganz der kleine Junge, den Remus am Frühstückstisch erlebt hatte, schluckte schwer und blinkte ein paar Tränen zurück: ‚Danke, Remus. Manchmal könnte ich es fast glauben...'

Doch Remus kniff die Augen zusammen und sagte mit einer merkwürdigen inneren Ruhe, die ihn selber überraschte: ‚Glaube es, Harry. Glaube es mir. Du wirst noch viel schaffen - und Du kannst Dir absolut sicher sein, dass Lily und James sehr, sehr stolz auf Dich wären. Du bist ein Stehaufmännchen, Harry. Niemand wird Dich davon abhalten, dass zu erreichen, was Du möchtest, wenn Du Dich nur durchsetzt und tust, was Du für richtig hältst. Du bist *stark*.'

Als Harry ihn jetzt ansah, hatte er wieder Tränen in den Augen: ‚Remus, wenn ich so stark bin wie Du sagst, wie kommt es, dass ich mich gar nicht so fühle? Ich fühle mich... wie ein Versager. Sirius... Er... Weißt Du, das er jede Nacht im Schlaf weint, oft von seinen eigenen Schreien wach wird und sich dann... an mich klammert wie ein Ertrinkender? Ich *konnte* ihn doch nicht wegstoßen, Remus! Aber ich konnte ihm auch nicht helfen... Ich konnte ja noch nicht mal mir selber aus dem Schlamassel heraushelfen. Doch er wurde wenigstens etwas ruhiger, wenn ich ihm erlaubte...'

Seine Stimme stockte, und er gab ein Geräusch von sich das fast wie ein Schluchzen klang: ‚Ich habe solche Angst, Remus. Ich habe solche Angst, dass er sich umbringen wird, wenn ich nicht für ihn da bin..., wenn er nicht mehr... nicht mehr... nachts zu mir kommen kann.'

Remus unterdrückte ein Schaudern. Was Harry da vor ihm ausgebreitet hatte, waren die Scherben von etwas, was einmal sein bester Freund Sirius gewesen war.

Wie nur hatte es Sirius geschafft sie alle so zu täuschen, selbst Remus, der ihn schon so lange kannte...

War seine gesamte Fröhlichkeit, sein gesamtes Verhalten seit seinem Entkommen aus Azkaban nichts als Schauspielerei gewesen? - Nichts als Fassade, während er sich abends in den Armen seines Pflegesohnes die Augen aus dem Kopf weinte und diesen dabei innerlich zerbrach, weil er keine Grenzen mehr erkannte, keine der natürlichen Barrieren zwischen Kind und Vater, Patenonkel und Patenkind?

Warum nur hatte Sirius niemals etwas gesagt, sich niemandem anvertraut, seine tiefe Verzweiflung gezeigt?

Doch Remus konnte sich diese Frage selbst beantworten.

Er und Sirius waren zwar enge Freunde gewesen, doch der Einzige, dem sich Sirius früher jemals wirklich anvertraut hatte, war James Potter gewesen.

James, dem sein Sohn Harry so unglaublich ähnlich sah, ihm in den letzten Jahren immer ähnlicher geworden war.

Remus zitterte bei diesem Gedanken, den er nicht zu Ende zu denken wagte.

Dann riss er sich zusammen und bemühte sich, möglichst sanft zu erwidern: ‚Harry... Sirius wird geholfen werden. Aber diese Hilfe kann nicht von Dir kommen, er braucht professionelle Hilfe, noch nicht einmal ich kann sie ihm geben.

Und Du bist selber doch noch fast ein Kind, sein Pflegesohn... Er darf Dich nicht verletzen, nur damit es ihm dann besser geht - und Du kannst mit ihm sprechen, kannst ihm versichern, dass Du weiterhin für ihn da bist, nur nicht in der Weise, die Dich so verletzt... Verstehst Du, was ich meine?'

Harry seufzte tief und schluckte: ‚Ja, sicher. Es ist nur nicht so einfach, wie es klingt.'

Remus lachte ironisch auf, bevor er es verhindern konnte: 'Nicht so einfach' war ein Understatement.

Zum Glück war Harry in diesem Augenblick zu sehr damit beschäftigt, seine aufgewühlten Emotionen unter Kontrolle zu bekommen, um die unangemesse Reaktion zu bemerken. Er sollte doch auf gar keinen Fall den Eindruck bekommen, Remus *lache* über seine Probleme....

Auf einmal ging ein Ruck durch den Jungen, und Remus konnte in seinen Augen sehen, dass das Thema beendet war, noch bevor Harry in festem Tonfall sagte: ‚Ich werde heute den Unterricht in Verteidigung übernehmen - vielleicht könntest Du mit Mme Sprout und Professor Vectra sprechen - ich werde heute an keinem Unterricht teilnehmen können. Geben wir Sirius einen Tag zum Nachdenken, er kann es gebrauchen. - Morgen *muss* er allerdings wiederkommen, ich kann ihn nicht ständig vertreten und bin außerdem nicht gerade gut im Unterrichten..'

Remus nickte und wollte gerade aufstehen, als Harry noch hinzusetze, in etwas weniger bestimmten Tonfall, fast zögerlich: ‚Und Remus - Danke!'

***

tbc

Hi! Ich weiß, nicht schön, aber selten...

Und der Kitsch.... Nun, Drama mit Sirup...

Ich hoffe, es gefällt Euch trotzdem!

Ich verspreche, im nächsten Kapitel kommt dann auch Siri mal zu Wort...

Aber ich warne Euch, es wird *sehr* deprimierend...

Er ist in keinem netten Zustand...

Wie könnte es ihm auch gutgehen, nachdem er gerade erst realisiert hat, dass er seinen (Pflege-)Sohn missbraucht hat?