DISCLAIMER:
This story is based on characters and situations created and owned by JK Rowling, various publishers including but not limited to Bloomsbury Books, Scholastic Books and Raincoast Books, and Warner Bros., Inc. No money is being made and no copyright or trademark infringement is intended.
Diese Geschichte basiert auf Charakteren und Situation die durch JK Rowling kreiert wurden, und sich im Besitz von JK Rowling, verschiedenen Herausgebern einschließlich aber nicht beschränkt auf, Bloomsbury Books, Scholastic Books und Raincoast Books, und Warner Bros, Inc. befinden. Es wird kein Geld durch diese Geschichte erwirtschaftet und es ist keine Copyright- oder Markenschutzverletzung beabsichtigt. Auf gut deutsch: Alles gehört JK Rowling und den besagten Unternehmen.
AN:Hallo Leute
Sorry für die Wartezeit, aber irgendwie wollte Siri nicht so wie ich und… nun ja, dafür ist dieses Kapitel jetzt auch sehr lang. Aus sehr persönlichen Gründen ist mir dieses Kapitel besonders wichtig und ich hoffe, auch der eine oder andere von Euch kann damit etwas anfangen. Vielleicht ist es Euch ein wenig zu viel Gequassel – vor allem der arme Remus muss langsam Fusseln im Mund haben vom vielen Reden – aber es ist nun mal eine Gesprächsintensive Story, was soll man machen… Und wer mich kennt, dass meine Figuren sowieso untypisch wenig sprechen – während ich selbst manchmal plappere wie ein aufgezogenes Spielzeug…
In diesem Kapitel wird es sehr AU, doch ich denke, es war klar, dass das geschehen würde, denn es geht hier auch um Harrys Viertes Schuljahr und da Sirius ja in Traumschatten während dieses Jahres frei war, und bald für Dumbledore als DADA-Lehrer zu gearbeitet hat, gab es keinen Fake-Moody - Barty Crouch hat sich auf andere Weise nach Hogwarts geschlichen - eventuell als Schüler, oder auch als Assistent für einen anderen Lehrer - immer da, aber auch ein wenig im Hintergrund. Jedenfalls hatte er jede Gelegenheit, zu tun, was er auch im Canon getan hat... Harry helfen bei der Erledigung der Aufgaben usw.
Die Ereignisse des TriWizardTournaments sind geschehen, Cedric Diggory ist tot und Harrys Blut wurde zur Wiederherstellung von Voldemorts Körper benutzt - mit dem Unterschied, das Sirius und Remus die ganze Zeit in Hogwarts waren.
Das mag unwahrscheinlich scheinen, aber... Ich brauche es jetzt mal so und eigentlich ist es auch nur in sofern wichtig, dass es eben Auswirkungen auf Harrys Psyche gehabt hat, die Leiche eines Mitschülers vor sich liegen zu haben... Ich hoffe, ihr könnt über eventuelle kleine Widersprüche zum Canon hinwegsehen.
Kapitel 4 - Niemand werfe den ersten Stein
Ein wichtiges Gespräch
Remus klopfte an und wartete, bis er ein ‚Komm rein' von Sirius hörte, bevor er die Tür aufschloss und dann das Tablett, das neben ihm schwebte, in der Luft gehalten durch einen sehr praktischen kleinen Zauberspruch vor sich her schob.
Der Animagus hatte sich wieder auf sein Bett gelegt und richtete sich nun auf.
Sein Gesicht war rot verquollen, er hatte eindeutig geweint und kämpfte noch immer mit Tränen, als er ängstlich, zögerlich, als habe er Angst vor der Antwort, fragte: „Wie geht es… hat sich… hat sich Harry beruhigt? Hat er…?"
Weiter kam er nicht, denn Remus unterbrach ihn, sein Tonfall fest, und auf eine sehr subtile Art scharf, ermahnend: „Er hat aufgehört zu weinen, Sirius, aber darum geht es gar nicht. Harry muss sich nicht beruhigen. Ganz im Gegenteil sogar. Er war viel zu lange ruhig! Er muss lernen, es herauszulassen, es nicht mehr mit sich selbst abzumachen – seinen Kummer nicht in sich hineinzufressen um für alle anderen stark zu sein…"
Sirius zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb, sein Gesicht eine schmerzerfüllte Grimasse, und konnte nur nicken, doch wagte es nicht, seinem Freund in die Augen zu sehen...
Wie sollte er nur jemals mit dieser ungeheuren… Schuld… fertig werden? Wie sollte er jemals wieder gut machen, was er getan hatte… und was er versäumt hatte, zu tun, sich einzufühlen…
Er bemerkte gar nicht, dass ihm schon wieder die Tränen hinunterliefen.
Bis er zusammenschrak, denn Remus Stimme, hart, zurechtweisend, riss ihn aus seinen Gedanken: „Sirius, nimm dich bitte endlich mal zusammen! Dein Selbstmitleid hilft Harry keineswegs und ich werde auch nicht zulassen dass du ihn unter Druck setzt, indem du dich gehen lässt. Hast Du das verstanden?"
Sirius schluckte schwer und antwortete: „Ja, natürlich."
Sein Freund… war er noch sein Freund? ... Remus hatte ja Recht…
Er hatte keinerlei Recht darauf, in Selbstmitleid zu zerfließen.
Wie aber sollte er nur weiterleben?!?
Er war nicht stark genug dazu!!!
Wieder riss ihn Remus aus seinen Gedanken, die sich, wie er zu seinem Entsetzen feststellen musste, doch wieder nur um ihn, Sirius, drehten und nicht um Harry, doch dieses Mal klang seine Stimme weniger zurechtweisend, enthielt einen beruhigenden Tonfall: „Siri, ich weiß, es ist schwer, aber… ich werde euch helfen – werde für Hilfe sorgen. Es führt für dich kein Weg an einer Therapie vorbei – und du musst dir Erwachsene als Ansprechpartner suchen – du musst erkennen, dass es sich bei Harry nicht um einen Erwachsenen handelt, Sirius. Er ist einfach nicht der, als den du ihn wohl lange… gesehen… hast…"
Der Animagus setzte sich auf, konnte aber noch immer nicht in die Augen seines Freundes sehen… Wie er das am vorherigen Abend fertig gebracht hatte, noch nachdem er selbst erkannt hatte, dass er ein Vergewaltiger war…
Heute war es ihm nicht mehr möglich. Er konnte Moony nicht mehr ansehen, schämte sich viel zu sehr.
Er hasste es, wie seine Stimme zitterte, als er sagte: „Das alles… mein Verstand sagt mir das jetzt auch, Remus… Aber… aber… mein Gefühl… es sagt etwas anderes und… ich weiß überhaupt nicht, wie das geschehen konnte!!! Er… Er… ich… ich kann einfach nicht fassen, wie… wie ich so etwas tun konnte, Remus… Das… das war doch nicht ich… ich kann es nicht getan haben, nicht ich... Ich hätte doch jedem den Hals umgedreht, der Harry verletzt hätte… Wie… wie konnte ich nur?!?"
Zunächst nur leise und etwas zittrig, war seine Stimme immer unsicherer, immer verzweifelter geworden, bis er schließlich nicht verhindern konnte, dass er wieder schluchzte und ärgerlich versuchte, sich zusammenzunehmen, zu Remus sagte: „Ich bin so ein jämmerliches Schwein… es tut mir Leid, aber… alles endet immer wieder mit dem einen Gedanken: Wie konnte ich nur?!?"
Auf einmal war ein Gewicht neben ihm auf der Bettkante und eine Hand legte sich auf seine Schulter: „Siri, niemand… niemand kann dir diese Frage beantworten, außer du selbst… die Therapie ist dazu da, das herauszufinden und zu verhindern, dass so etwas jemals wieder geschieht… Du musst aber versuchen, dich zusammenzunehmen – für Harry, für den Jungen! Dein Ziel muss jetzt sein, für ihn gesund zu werden… Du bist es ihm schuldig, du musst versuchen, gesund zu werden… Und das passiert nicht, indem du jetzt in Selbstmitleid ertrinkst."
„Danke, Remus…"
Statt einer Antwort, schob ihm der Werwolf das Tablett hin. „Sirius, du musst etwas essen. Heute Morgen habe ich ja noch akzeptiert, dass Du nichts essen konntest, aber du wirst nicht hungern, um dich zu bestrafen. Du muss stark werden, auch körperlich… Es hilft Harry nichts, wenn er sich Sorgen um dich macht – was er sowieso kontinuierlich tut."
Sirius konnte sehr gut verstehen, was Remus nicht aussprach: Er hatte kein Recht Nahrung zu verweigern, und in Tränen zu versinken während sein Opfer… sein Opfer… derjenige war, der eigentlich litt....
Er hatte begonnen, sich von seinen Schuldgefühlen lähmen zu lassen… und sich deswegen auch schon wieder bemitleidet, unwillkürlich versucht, sich abzulenken indem er jeglichen Gedanken an Essen, an Nahrung von sich schob…
Auf eine merkwürdige Art und Weise hatte das funktioniert, er hatte nur noch daran denken können, wie schlecht es ihm selbst nun ging – dabei hatte ihm das Hungergefühl geholfen.
So gerne er sich eingeredet hätte, seine Sorge um Harry habe seine Gedanken beherrscht… er hatte mindestens genauso viel an sich selbst gedacht…
Was für ein widerlicher Egoist er doch war! Harry war doch das Opfer, nicht er!!!
Und Remus schien ihn noch besser zu durchschauen als er es ihm zugetraut hatte.
Besser, als er sich selbst durchschaute.
Gehorsam aß er auf, was Remus ihm hinaufgebracht hatte und bedankte sich dann.
Schließlich räusperte sich dieser und sagte: „Sirius… es gibt da noch etwas, dass Du über mich wissen solltest…"
Sirius runzelte die Stirn: „Ja, erzähl doch?"
Der Werwolf atmete tief durch: „Es… fällt mir nicht so leicht… Ich habe es noch niemandem aus der Zauberwelt erzählt. Niemandem, weder Dumbledore noch Harry – selbst die Leiter des Ordens haben keine Ahnung davon."
Er stockte kurz: „Und es… ist auch… nicht einfach, weil… weil ich mir… nicht so sicher bin, wie du reagieren wirst… Oder besser gesagt, ich war mir bis noch vor wenigen Tagen nur allzu sicher, wie du reagieren würdest…"
Er schluckte, und fuhr dann fort. „ Sirius… ich habe dir erzählt, dass ich in der Muggelwelt gelebt habe nachdem… nach Godric's Hollow … und ich habe dir bisher das erzählt, was auch alle anderen wissen… dass ich damals gekellnert, geputzt und Gartenarbeiten gemacht habe, um mich über Wasser zu halten..."
Er pausierte kurz und sah Sirius an, dessen Gesicht ein einziges Fragezeichen war, dann fügte er sehr leise hinzu: „Das ist nicht die ganze Wahrheit, Siri. Ich… ich habe damals diese Jobs gemacht, aber… ich bin auch zur Abendschule gegangen, habe studiert und… Sirius, ich bin Psychologe."
Einen Augenblick lang herrschte Totenstille, und man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Dann war es Sirius, der die Stille brach, während er seinen Freund atemlos staunend ansah, vergaß, dass er sich eigentlich zu sehr schämte, um diesem noch in die Augen zu sehen: „Du bist… ein was?"
Remus wiederholte, seine Stimme sehr unsicher, fast bebend: „Ein Arzt, ein Doktor der Psychologie und Psychiatrie, Sirius."
Sirius schloss die Augen für einen Augenblick um sie dann schnell wieder aufzureißen und einmal trocken aufzulachen, ein freudloses Lachen dass seinen Freund zusammenzucken ließ: „Und ich habe… ich habe ständig… Gibt es einen größeren Idioten als mich? Ich schaffe es doch tatsächlich in einem Zuge, anderen zu schaden, sie zu verletzen… James tot, weil ich Esel ihn überredet habe, Peter zu ihrem Geheimnisbewahrer zu machen – dann Harry… Harry… - und jetzt… bist du… du bist… Seelenklempner und… ich habe keine Gelegenheit ausgelassen, blöde Witze darüber zu reißen, wie idiotisch dieser ganze Psychoquatsch ist…"
Dann machte er eine kurze Pause und zum ersten Mal war so etwas wie eine Herausforderung in seiner Stimme, als er hinzusetzte: „Und, was ist ihre Diagnose, Herr Doktor? Psychopath? Schizophrener? Was für einen Namen gibt es für ein Monster wie mich?"
Remus war leichenblass geworden und er musste sich sehr zusammenreißen um nicht die Fassung zu verlieren, als er mühsam beherrscht antwortete: „Siri, ich… das ist doch nicht so einfach… Du bist mein Freund… Ich liebe Harry fast wie einen Sohn… Ich könnte nicht… Ich könnte niemals eine Diagnose stellen, die nicht von meinen eigenen Gefühlen für euch beide eingefärbt ist… aber ich fand, du solltest es erfahren…"
Was er nicht sagte, kam auch so bei Sirius an… und der herausfordernde Tonfall verschwand aus seiner Stimme, er klang eher resigniert, als er seufzend sagte: „Ich schätze, ich sollte mich wohl nicht darüber wundern, dass du mir davon noch nie erzählt hast… Mein bester Freund ein Muggelpsychologe. Ausgerechnet…"
Eine gewisse Anspannung war aus Remus Worten herauszuhören, die Sirius sofort bereuen ließ, was er gesagt hatte: „Es gibt keine Muggelpsychologie, Sirius. Die Psyche von Zauberern und Muggeln verhält sich auf absolut gleiche Weise…"
Dann, setzte er zögernd hinzu: „Sirius, es tut mir ehrlich Leid, dir das verschwiegen zu haben, aber du weißt selbst, dass du mir wahrscheinlich an die Gurgel gegangen wärst… Ich konnte nicht riskieren…"
Sirius nickte und kniff dann die Augen zusammen… ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf: „Und warum… warum erzählst du mir das gerade jetzt? Ich meine… du hast doch schon gesagt, du könntest weder Harry noch mich… therapieren… Warum diese plötzliche Offenheit?"
Remus schluckte und sah ihm fest in die Augen: „Erstmal denke ich, dass es jetzt Zeit für Ehrlichkeit ist… Dieses… lügen und verschweigen… Wir haben allzu viele Geheimnisse voreinander gehabt, Sirius. Und dabei ist noch nie viel Gutes raus gekommen…"
Beide Männer schwiegen einen Augenblick, dachten an die vielen Dinge die hätten verhindert werden können, wenn sie offener miteinander gewesen wären.
Dann fuhr Remus fort: „Außerdem… Sirius, die Adressen von Psychologen, die ich euch empfehlen möchte – es handelt sich um einen ehemaligen Professor und um einen ehemaligen Kommilitonen von mir, die sich beide mit der Zauberwelt auskennen, aber nicht in ihr leben."
Der Animagus überlegte einen Augenblick lang, bevor er vorsichtig fragte: „Diese… Psychologen… sind das… sind das Zauberer? Ich meine… Harry… Harry ist…"
Remus seufzte traurig: „Einer der beiden ist Zauberer, hat allerdings schon lange keinen Zauberstab mehr angefasst – der andere ist der Muggelbruder einer Hexe. Man kann bei beiden davon ausgehen, dass sie keinem Harry-Potter-Heldenwahn aufsitzen… Ich werde mit ihnen sprechen sobald ich mit Dumbledore gesprochen habe."
Jetzt zuckte Sirius gegen seinen Willen zusammen. Er senkte den Kopf, und konnte einen Augenblick lang nichts erwidern.
Seine Gedanken rasten.
Natürlich, Dumbledore musste informiert werden… Harry war wie sein Enkelsohn… und Albus Dumbledore musste erfahren, dass dieser sehr verletzt worden war.
Von ihm…
Würde ihn Dumbledore hassen?!
Er selbst war doch so atemlos wütend auf Dumbledore gewesen, als er gehört hatte, wie es Harry bei den Dursleys ergangen war… Und nun… hatte er selbst etwas weitaus Schlimmeres getan…
Er liebte den alten Zauberer – und zur gleichen Zeit war er so unglaublich wütend auf ihn gewesen…
Plötzlich wusste Sirius, dass ihm trotz allem noch unendlich viel an dem Mann gelegen war, der einst verhindert hatte, das er von der Schule geworfen wurde – wegen des beinahe tödlichen Streichs, den er Snape gespielt hatte…
Remus sanfte Stimme unterbrach seinen Gedankenstrom: „Siri… Es kann sehr gut sein, dass Harry und du… dass ihr beide einmal ausfallt, dass ihr durch die Dinge, die in der Therapie angesprochen, aufgearbeitet werden einmal nicht… fähig seid… Ordensarbeit zu machen oder dem Unterricht beizuwohnen… dass ihr beide ausfallt… und Dumbledore muss wissen, dass sein Nachfolger eine Weile lang… geschwächt ist…"
Es war Sirius nicht wirklich klar, was in so einer Therapie geschah… und er konnte sich nicht dazu bringen, nachzufragen… nicht jetzt, nicht sofort… aber Remus Worte machten ihm Angst…
Ausfallen wegen der Therapie?
Remus sah seinen Freund an und konnte sich sehr gut vorstellen, was nun in diesem vorging.
Wie fast alle Zauberer hatte der Animagus gerade deshalb so viel Scheu vor dem Thema Psychotherapie, weil sie… einfach zu fremd erschien.
Zusätzlich zu der sowieso schon in vielen Menschen – auch den Muggeln – vorhandenen Skepsis gegenüber allem, was mit Psychotherapie zu tun hatte, kam bei den Zauberern auch noch, dass diese eine Behandlung nicht verstehen konnten, die nicht sofort zur Heilung führte…
Eine Behandlung, bei der sie sich nicht auf ihre Zauberkräfte verlassen konnten…
So wie ein Muggel einer Heilung durch Zaubersprüche misstraut hätte, weil er sie nicht verstehen konnte, nicht nachvollziehen, hatten die meisten Zauberer Probleme damit, sich einer Behandlungsmethode anzuvertrauen, deren Gesetzmäßigkeiten ihnen ebenso rätselhaft waren, wie einem Muggel die Zaubersprüche eines Medizauberers.
Und langsam fragte sich Remus, ob Sirius auch deshalb instinktiv davor zurückgeschreckt war, Dumbledores Vorschläge, sich einmal einem Psychologen anzuvertrauen, deshalb so aggressiv abgewehrt hatte, weil er irgendwie schon spürte, dass wirklich etwas mit ihm nicht stimmte, doch er sich mit diesem Thema nicht auseinandersetzen wollte, es nicht an sich herankommen lassen hatte wollen.
Aber er sagte nichts. Um diese Aversion, diese Ablehnungshaltung abzubauen würde später noch genug Zeit sein – jetzt musste Sirius erst einmal Gelegenheit haben, selbst darüber nachzudenken was es für ihn bedeuten sollte, dass sein bester Freund ein Psychologe war und er selbst eindeutig psychisch krank.
Sirius Gedanken rasten, und er bemerkte die lange Gesprächspause nicht einmal.
Er musste nachdenken, musste sich darüber klar werden, wie er Albus Dumbledore, der Lichtgestalt der Zauberwelt, jemals wieder in die Augen sehen würde können, wenn dieser erfahren hatte, dass er den Jungen missbraucht hatte, der für den alten Magier das nächste war, dass es zu einem eigenen Enkelsohn geben konnte…
Remus konnte sehen, dass sein Freund etwas ruhiger geworden war.
Es war allerdings kein Selbstmitleid mehr, dass aus den Augen des Animagus sprach, sondern… er schien einen Schritt in die Zukunft gemacht haben.
So ruhig zu akzeptieren, dass sein bester Freund einem Berufsstand angehörte, den er erklärtermaßen hasste…
Und das eine Therapie unabwendbar war, weil es eine Hoffnung darauf war, zu verstehen, wie es zu dem Missbrauch hatte kommen können…
Das Sirius so ruhig geblieben war, nicht einmal wirklich aggressiv geworden war, gab Remus die erste wirkliche Hoffnung darauf, dass Sirius eine Chance darauf hatte, wieder zu gesunden.
Später, Remus Erinnerungen an die Jahre nach Godrics' Hollow
Es war wirklich nicht einfach gewesen, damals.
Auf einmal war er vollständig alleine gewesen.
Er hatte seine Freunde innerhalb nur einer Nacht verloren, eine einzige Nacht hatte ihn zurückgetrieben in die Einsamkeit, die er hinter sich gelassen zu haben glaubte, als er James, Sirius und Peter gefunden hatte.
Und dann...
Nichts mehr.
Nicht einmal um Harry hatte er sich kümmern dürfen. Dumbledore hatte ihm das sehr deutlich gemacht, hatte ihn scharf angesehen und gesagt, dass die einzige Chance auf ein Überleben des Kindes darin lag, das es bei seinen Blutsverwandten war, und vor allem außerhalb der Zauberwelt, ohne jeglichen Kontakt zu dieser.
Und Remus, so traurig es war, hatte einfach nicht mehr die Kraft gehabt, zu diskutieren, auch wenn ihm sehr danach gewesen war.
Und er hatte auch so nicht mehr gewusst was er noch glauben sollte.
Sein sonst so wacher Verstand war wie vernebelt gewesen, in den ersten Wochen nach Godric's Hollow, er hatte nicht mehr gewusst, was er hatte denken sollen, er hatte nur noch funktioniert, doch jeder Schritt den er getan hatte, hatte Erinnerungen an seine Freunde gebracht, und einen einzigen glühendheißen Schmerz.
Wie nur hatte Sirius das tun können?
Warum hatte er sich Voldemort verkauft, sie alle verraten?
Peter umgebracht, James und Lily an ihren Mörder ausgeliefert.
Harry zur Waise gemacht.
Furchtbar.
Er hatte gewusst, sein Schmerz war riesig, doch irgendwie hatte nicht einmal dieser Schmerz es vermocht, die Nebelschicht zu durchdringen, die ihn davon abgehalten hatte, alles wirklich an sich herankommen lassen zu können.
Es waren alltägliche Situationen gewesen, in denen er dann doch zusammengebrochen war.
Wenn er gesehen hatte, wie ein Mann im Pub einen anderen zur Begrüßung umarmte, wenn er mitbekommen hatte, wie Freunde miteinander lachten.
Manchmal hatte es schon ausgereicht, das er ein Glas aus dem Schrank nahm um so plötzlich von der Erinnerung an ihre 'Männerabende' ('Tratschrunden' hatte Lily das liebevoll-ironisch genannt) überfallen zu werden, das ihm das Glas aus den Händen geglitten und auf dem Boden zerschellt war.
Freunde...
Etwas, das er, wie er damals geglaubt hatte, für immer verloren zu haben, wie auch jeglichen Glauben an echte Freundschaft.
Denn sie hatten ihm nicht getraut, hatten ihn für den Verräter gehalten.
Er hatte seine Freunde nicht nur an den Tod verloren, sondern auch seine eigenen Erinnerungen an Nähe, Wärme, Vertrauen waren Lügen gestraft worden.
Sie hatten geglaubt, er sei am Ehesten fähig, sich den Deatheatern anzuschließen.
Entgegen allem, was er jahrelang geglaubt hatte, sahen auch sie das Monster in ihm, die dunkle Kreatur, den natürlichen Verbündeten des Dunklen Lords...
Remus hatte es nicht verhindern können - in den langen Stunden, in denen er schlaflos durch seine Wohnung gelaufen war, den Schlaf und die sich in jeder Nacht unweigerlich einstellenden Alpträume gescheut hatte, hatte er sich nicht nur von Sirius, sondern auch von James, Peter und Lily verraten gefühlt.
Und Sirius... Sirius hatte es, wie er geglaubt hatte, getan, das Unfassbare.
Einen Monat lang hatte Remus noch durchgehalten, hatte versucht, so normal wie möglich zu leben.
Doch dann hatte er auf einmal gewusst, dass er gehen musste.
Er war in die Muggelwelt geflüchtet, hatte die Zauberwelt niemals wiedersehen wollen.
So schwer es auch gewesen war, ohne vorzeigbaren Schulabschluss, vor allem in den ersten Jahren eine Arbeit zu finden, bei der er genug verdiente, um sich über Wasser halten zu können - er hatte endlich in einer Umgebung leben können, in der die Menschen nichts von Werwölfen wussten, sie für Fabelwesen hielten und ihn niemals als solchen erkannt hätten.
Sicher, es war nicht einfach gewesen, er hatte keine Arbeitsstelle lange behalten können, denn spätestens nach dem dritten vollen Mond hatten die Arbeitgeber ihm gekündigt - denn er hatte ihnen nicht erklären können, warum er so oft und vor allem regelmäßig zwei oder drei Tage fehlte.
Und sobald er gemerkt hatte, das einer von ihnen mehr zu wissen schien, ihm eindeutige Fragen zu stellen begann und so zeigte, dass er mit der Zauberwelt zu tun hatte, war er geflohen. Lieber auf der Straße sitzen als jemals wieder mit Zauberei zu tun haben.
Er hatte nie viel Geld gehabt, aber zum Glück nur selten gehungert, auch wenn seine äußere Erscheinung darunter gelitten hatte, dass er manchmal jahrelang keine neuen Kleider kaufen konnte.
Doch... es war ihm auch egal gewesen. Seine äußere Erscheinung war ihm nichts mehr wert, außerdem stieß sie Menschen zurück, die ihm sonst zu nahe gekommen wären, und das war ihm auch ganz lieb so gewesen, und auch wenn er sich später bemüht hatte, etwas weniger abgerissen herumzulaufen, hatte er sich diese Angewohnheit auch nachdem er schon mehr Geld verdiente nicht mehr abgewöhnen können, denn seine heruntergekommene Kleidung war zu seinem Schutzschild geworden.
Und um seine leeren, nur mit Gespenstern der Vergangenheit gefüllten Abende auszufüllen, hatte er die Chance genutzt, nach einem bestandenen Aufnahmetest an einer gebührenfreien Abendschule auch noch die Muggel-Schulabschlüsse nachzuholen.
Dann hatte er sich in Universität eingeschrieben und Vorlesungen in Theologie, Philosophie und Psychologie belegt, während er gleichzeitig weiterhin kleine Arbeiten annahm.
Er wollte verstehen, warum Freunde zu Feinden werden konnten, wollte wissen, was der Sinn des Ganzen war. Obwohl seine Mutter eine gläubige Christin gewesen war, hatte alleine der Einfluss seines atheistischen Vaters dafür gesorgt, dass er nicht allzu streng religiös erzogen worden war.
Nun wollte er es endlich wissen. Was war der Ursprung des Leids, der Grund dafür, dass Menschen zu Verrätern wurden... War es ein grausamer Gott, der das tat? Oder gab es ihn nicht einmal, war es lediglich das Böse in der Psyche des Menschen... Und gab es 'Das Böse' eigentlich? War alles nur Schicksal?
Er hatte gelernt und fieberhaft nach dem Ursprung gesucht. Und auf dem Weg hatte er zwar nicht alle der ihm so wichtigen Antworten gefunden, dafür aber etwas sehr Wichtiges für sich herausgefunden: Das Gut und Böse sehr schwammige Begriffe sein konnten.
Dass die Welt nun einmal nicht in schwarzweiß einzuteilen war - das jeder Mensch unter gewissen Umständen zu so gut wie allem fähig war - und das man niemals, in keinem Fall, davon ausgehen durfte, man selber sei besser als andere, nur weil man selber meinte, seine eigenen Fehler fielen nicht so ins Gewicht - seien nicht so verletzend wie die der anderen.
Konnte man denn jemals wissen, wie oft man selbst schon Menschen vor den Kopf gestoßen hatte?
Konnte man überhaupt jemals wirklich wissen, wie oft man Fettnäpfchen erwischt hatte, ohne dass einem das gesagt worden war?
Wie oft man Verletzungen zugefügt hatte, die niemals wieder richtig heilten?
Wie oft mochte er, Remus, verletzende Dinge gesagt haben, die dafür gesorgt hatten, dass ihn diejenigen, die er als seine Freunde ansah, schließlich des Verrats für fähig hielten... Es hatte ihn Bescheidenheit gelehrt. Niemand durfte den ersten Stein auf einen anderen Menschen werfen, nur weil dieser Fehler machte.
Dies alles war Remus während dieser schweren Zeit bewusst geworden - dass kein Mensch besser war als der andere, und das verzeihen zu können die wichtigste menschliche Tugend war.
Das nichts so eindeutig war, dass selbst Mörder, und seien es auch noch so niederträchtige, Gründe für ihre Taten hatten, selbst wenn diese für normale Menschen nicht nachvollziehbar waren, und dass auch diese Gründe es wert waren, angehört zu werden, so schmerzhaft sie auch seien mochten.
Und ihm war klar geworden dass er, schon als kleiner Junge geschlagen mit einem Leiden wie der Lycantrophy, zeitweise Hassgefühle gegen die ganze Welt verspürt hatte - und anderen Menschen kleinlich alles nachgetragen hatte, was diese, und sei es auch noch so lange her, einmal zu ihm gesagt hatten.
So merkwürdig wie es scheinen mochte - gerade diese schmerzhafte Erfahrung, auf einen Schlag alle Freunde zu verlieren, durch Verrat und Tod, hatte ihm beigebracht, dass es für einen selbst wichtig war zu verzeihen, hatte ihm deutlich gemacht, das Hass niemals der Weg war, und war man auch noch so verzweifelt und verletzt.
Es war purer, blinder und vor allem unversöhnlicher Hass gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass so viel Unglück über sie alle gekommen war.
Und hätte James es nicht verhindert, hätte Sirius ihn auch noch, aus einem unbeschreiblichen Hassgefühl heraus, zum Mörder an Severus Snape gemacht.
Man konnte nicht mehr weiterleben mit diesem furchtbaren Hass und dieser Abneigung im Herzen, nicht über Jahrzehnte hinweg.
Derartige Emotionen lähmten einen, bis man sich schließlich nur noch um sich selbst, seine eigenen Gefühle drehte und verlernte, sich einzufühlen.
Hass nutzte nicht, und so oft Erinnern auch wichtig war, um Heilen zu können - sehr viel häufiger war es wichtig, zu diesem Schluss war er gekommen - nach einer Zeit der Wut und Trauer, der Verarbeitung jede Bemühung darein zu stecken, zu vergessen, den eigenen Hassgefühlen simpel nicht mehr zu erlauben, einen zu beherrschen.
Irgendwann musste man aufhören, sich mit den Gedanken in der Vergangenheit um sich selbst zu drehen - und Remus Lupin war sich mehr als bewusst, dass er, hätte er sich nicht aus dieser Schleife herausgezwungen, mit Sicherheit nicht mehr lange gelebt, sondern irgendwann Selbstmord begangen hätte.
Er war auf dem besten Wege gewesen, ein verbitterter, hasserfüllter und engstirniger Mann zu werden, und er dankte noch immer allen Göttern, dass er sich damals ausgerechnet für ein Psychologiestudium entschieden hatte - so dass er gezwungen gewesen war, seine eigenen Erfahrungen in der Supervision aufzuarbeiten.
Sicher, seine Wut auf Sirius war nicht geringer geworden - doch zumindest hatte nach ein paar Jahren seinen Frieden mit dem grausamen Schicksal machen können, mit dem er zuvor gehadert hatte - und er hatte gelernt, sich nicht von der Wut und Trauer beherrschen zu lassen, die doch nur zu mehr Leid geführt hätte.
Und doch, einige Gedanken waren immer wieder aufgetaucht, einige Fragen hatten auch nach Jahren noch für so manche schlaflose Nacht gesorgt.
Sirius Beweggründe, die Gründe für dessen Entscheidung, sie alle zu zerstören, indem er sich den Deatheatern anschloss...
Hatte er ihnen allen nur eine große Show geboten?
Jeder, der Augen im Kopf hatte, hatte doch sehen können, das Sirius in James verliebt war...
Alle bis auf James selbst, der in dieser Hinsicht manchmal erstaunlich blind hatte sein können.
Hatte Sirius Eifersucht ihn dazu getrieben, James und Lily zum Tode zu verurteilen - und Harrys Tod zu riskieren?
War etwas in Sirius Black zerbrochen, hatte er nicht mehr rationell denken können, als er auf einmal nicht mehr der wichtigste Mensch für seinen besten Freund James Potter gewesen war?
Und doch war ihm dies stets so unglaublich erschienen.... Auch nach Jahren noch...
Sirius mochte im Affekt jemanden totschlagen können - im Jähzorn - dass wäre etwas gewesen, das wohl beinahe jeder Sirius zugetraut hätte - doch dieses Intrigenspiel über Monate hinweg...
All diese Gedanken gaben Remus das Gefühl, den Mann, den er einmal für seinen Freund gehalten hatte gar nicht wirklich gekannt zu haben... ,
Remus hatte natürlich nie wirklich herausfinden können, was Sirius zu dieser Untat hatte bringen können. Und diese Frage hatte ihn jahrelang beschäftigt, auch noch Jahre, nachdem er sein Diplom in Psychologie gemacht hatte, und er schon längst seine eigene Beratungspraxis hatte.
Und bis zu Dumbledores Einladung, DADA zu unterrichten, hatte er die Zauberwelt zu vergessen versucht.
Er hatte den Schock seines Lebens bekommen, als ihm auf einmal in auf der Titelseite der Times das Konterfei seines früheren Freundes Sirius Black entgegensah - gesucht wegen Gefängnisausbruchs.
Lange Minuten hatte er mit der Zeitung in der Hand dagesessen und es nicht fassen können.
Sirius war in Azkaban.
Man konnte doch nicht ausbrechen aus ausgerechnet Azkaban!!!
Dann hatte ihn schon Dumbledores Eule aus den Gedanken gerissen, nur ein paar Worte, schnell auf ein Blatt Pergament gekritzelt.
Komme zurück, Harry braucht Dich.
Albus
Selten hatte ihn etwas so erschreckt wie diese untypisch informelle Nachricht des Weißen Ritters.
Er war sofort zum nächsten Floopunkt gegangen, der sich in einer Kneipe in der Nähe befand und schon zwei Tage später hatte er alle Zelte in der Muggelwelt abgebrochen, seine Klienten an ihm bekannte Kollegen überwiesen und war als DADA-Lehrer in Hogwarts angetreten.
Niemals hatte er gegenüber irgendjemandem dort erwähnt, was er während seiner Abwesenheit getan hatte.
Schon früher war er vorsichtig gewesen mit dem, was er von sich Preis gab, doch nun war er richtiggehend verschlossen.
Auf freundlich - bestimmte Art hatte er Grenzen gesetzt, selbst Dumbledore gegenüber. Er hatte niemals vorgehabt, lange in der Zauberwelt zu bleiben. Ein Jahr, und wenn nötig, höchstens so lange, bis Sirius wieder gefasst wurde.
Seine Loyalität galt Harry Potter. Nichts anderes war wichtig.
Doch dann war alles ganz anders gekommen. Sirius hatte sich als unschuldig herausgestellt und als Snape ihn in aller Öffentlichkeit als Werwolf geoutet hatte, hatte Remus sofort vorgeschlagen, Sirius solle seine Stellung als Lehrer übernehmen, denn er wusste, das Sirius noch besser als er geeignet war, jungen Menschen beizubringen, sich zu verteidigen.
Als ehemaliges Mitglied einer Spezialeinheit der Auroren war er trotz seiner aufbrausenden, manchmal nicht sehr pädagogischen Art unschlagbar darin, auch die größten Rüpel dazu zu bringen, ihm zuzuhören und seine manchmal etwas unkonventionellen Unterrichtsmethoden hatten schnell dazu geführt, das er sich unentbehrlich gemacht hatte.
Sicher, bevor Sirius seine Arbeit hatte antreten können, war ein ganzes Jahr vergangen, in dem die Jugendlichen keinen ordentlichen Unterricht in DADA erhalten hatten - Dumbledore hatte sehr zu Sirius Unwillen darauf bestanden, dass der sich zunächst ein wenig von den Strapazen der Flucht erholte, und erst einmal wieder lernte, sich in einem normalen Alltag zurechtzufinden...
Harry sprach immer noch mit Schaudern von dieser Zeit, in der er zwar sehr froh gewesen war, das er endlich eine Familie hatte (wobei Remus sich jetzt schüttelte, wenn er daran dachte, was Sirius schon zu diesem Zeitpunkt daraus gemacht haben mochte) aber in der er sich auch... ausgeliefert gefühlt hatte wie fast nie zuvor, weil er keinen regulären Unterricht mehr in DADA erhalten hatte.
Damals hatten sowohl Remus als auch Sirius Harry außerhalb Hogwarts Unterricht in DADA gegeben, ebenso wie auch seinen Freunden - doch niemand unter den Teenagern war so darauf versessen gewesen, sich auf den echten Kampf vorzubereiten, wie dieser.
Nach Cedric Diggorys Tod war Harry ernster geworden als zuvor; mit seinem Blut hatte er auch die letzten Reste kindlicher Unbefangenheit auf dem Friedhof zurückgelassen, auf den ihn Voldemort verschleppt hatte.
Und nach dem TriWizardTournament hatte sich der Orden neu formiert und Remus war als eine Art ‚Schülerberater' nach Hogwarts zurückgekehrt.
Diese Position hatte Dumbledore auf Remus Drängen hin eingerichtet, der schon seit sehr langer Zeit der Überzeugung war, dass mehr als nur ein Schüler dringend einen Ansprechpartner brauchte, der weder Lehrer noch Präfekt war, der keine Strafen vergeben, oder Punkte verteilen konnte – der keine wirkliche Autoritätsperson darstellte und nichts mit dem eigentlichen Schulbetrieb zu tun hatte.
Zu ihm sollten die Schüler kommen können, wenn sie Probleme hatten, mit denen sie zu den Lehrern nicht gehen wollten – Dinge unter 4 Augen besprechen wollten und sich darauf verlassen konnten, dass kein Dritter davon erfuhr – auch keiner der Lehrer, nicht einmal Dumbledore…
Probleme, bei denen ihnen die Gleichaltrigen keine Hilfe sein konnten, und wegen denen die Jugendlichen ihre Lehrer als Autoritätspersonen, als diejenigen, die Leistungen beurteilten, nicht wirklich ansprechen wollten.
Remus hatte sich schon während seiner eigenen Schulzeit oft gewünscht, in Hogwarts gäbe es noch einen Erwachsenen, der nicht vorrangig Schüler in ihnen sah, die es zu bewerten galt, deren Leistungen das Allerwichtigste waren – sondern der sich für sie, als Menschen, als Individuen interessierte… Und nachdem er nun in das nahezu unveränderte Hogwarts zurückgekehrt war, war diese Überzeugung nur noch gewachsen.
Als Remus Dumbledore diesen Vorschlag unterbreitet hatte, ohne auch nur eine winzige Silbe über seine entsprechende Ausbildung verlauten zu lassen, hatte Dumbledore gesagt, er werde alles veranlassen.
Wie so oft hatte Remus den Eindruck gehabt, dass der alte Magier mehr wusste, als er ihm jemals wirklich anvertraut hatte.
Sie alle hatten sich fieberhaft darauf vorbereitet, Harry so schnell wie möglich auf seine Abschlussprüfungen vorzubereiten, denn nun war klar, dass er, wenn er den nächsten Angriff Voldemorts überleben sollte, nicht wie ein normaler Schüler behandelt werden durfte.
Harrys Kindheit war nun eindeutig vorbei; es war Zeit, dafür zu sorgen, dass er in diesem Krieg seinen Mann stehen konnte.
Die Entfremdung von seinen Altersgenossen war von diesem Zeitpunkt an frappierend gewesen.
Remus und Sirius hatten beide mit Besorgnis beobachtet, dass er allzu oft genervt die Augen verdrehte, wenn Ron anfing, von seinen Quidditchabenteuern zu schwärmen, oder einem Mädchen, an dem er interessiert war.
Es hatte Zeiten gegeben, an denen Harry sogar Hermione Granger als kindisch bezeichnet hatte, eine Einstellung, die Remus nun wirklich nicht teilen konnte.
Doch für einen Jungen, der mit 15 bereits zu einem Mann mit Verantwortung über sehr viele Untergebene geworden war, mussten seine gleichaltrigen Klassenkameraden, deren ärgste Sorgen schlechte Noten und Krach mit der Freundin waren, manchmal richtiggehend wie Wesen von einem anderen Stern erscheinen.
Als Draco Malfoy ein Jahr später überraschenderweise zum Orden gestoßen war, nachdem er sich mit seinem Vater aus Remus nicht bekannten Gründen überworfen hatte und sich Dumbledore als Spion angeboten hatte, hatte der Werwolf einen Augenblick lang die verrückte Hoffnung gehabt, Harry habe nun endlich einen Gleichaltrigen, der ihn verstehen würde - einen Gleichaltrigen, der ebenfalls die Sorgen und Nöte eines Erwachsenen und nicht eines Teenagers hatte.
Doch auch wenn sie nun auf einer Seite des Krieges standen und Harry dem Malfoyerben offensichtlich nach ein paar Gesprächen unter vier Augen, in denen er Draco richtiggehend verhört hatte, unbedingt zu vertrauen schien, so stand doch zuviel zwischen ihnen.
Draco war, auch wenn er nun auf der für Harry 'richtigen' Seite stand, immer noch nicht freundlicher, er war arrogant, und konnte mit seiner spitzen Zunge und seinem blasierten Wesen sehr verletzend sein - und immer noch machte zeigte er, mehr oder minder deutlich, dass er es für unter seiner Würde fand, sich mit niederen Wesen wie Muggeln abzugeben, auch wenn er sich, war er mit anderen Mitgliedern des Ordens unter sich, nun wenigstens mit verächtlichen Bemerkungen zurückhielt.
Auch wenn viel davon wahrscheinlich Show war, ein Teil seiner zu Fleisch und Blut gewordenen Fassade als Junior-Deatheater, so konnte man nicht umhin, den Eindruck zu bekommen, dass er sich noch immer nicht ganz frei gemacht hatte von der Erziehung durch seinen Vater, zu dem er mittlerweile ein distanziertes, geschäftsmäßiges Verhältnis hatte, das nur noch darauf beruhte, das er vorgab, demselben Teufel zu dienen wie dieser.
Kurzum, Draco war auch heute noch niemand, mit dem sich Harry Potter, dem ein freundlicher Charakter über alles andere ging, angefreundet hätte, geschweige denn, sich ihm wirklich anvertraut.
Remus war froh gewesen, zu sehen, wie gut sich Sirius und Harry verstanden, wie nahe sie sich gegenseitig zu sein schienen.
Und nun... Nun hatte er einen derben Schlag in die Magengrube erhalten, denn entgegen allem, was er hatte glauben wollen, herrschte zwischen Sirius und Harry alles andere als eine gesunde Vater-Sohn-Beziehung.
Und er hatte erkennen müssen, das Harry unsagbar alleine gelassen war, denn gerade weil der Junge Sirius so unsagbar liebte und alles getan hätte, um ihn zu schützen, hatte er sich umso mehr von den anderen Menschen, die eigentlich seine Ansprechpartner gewesen wären, zurückgezogen - aus Angst, ihm könne einmal etwas herausrutschen, dass seine Familie zerstören würde.
Das sah Remus nun glasklar – und fragte sich, warum ihm dieser eigentlich so offensichtliche Rückzug nicht aufgefallen war – und er musste zugeben, dass auch er den Fehler gemacht und Harry wie einen Erwachsenen behandelt, es einfach für selbstverständlich genommen, dass der sich immer weiter in sich zurückzog – allzu oft auch Albus und ihm gegenüber bei besorgter Nachfrage ob seiner Blässe, den dunklen Ringen unter den Augen - nur müde gelächelt und nichts gesagt hatte, sondern verneinend den Kopf geschüttelt.
Seine Haltung war deutlich abweisend gewesen, und Remus hätte sich im Nachhinein ohrfeigen können.
Warum hatten sie alle vergessen, dass das ein Verhalten war, wie es nicht akzeptabel war für einen knapp 16jährigen?
Warum hatten sie vergessen, dass es gerade bei einem Teenager notwendig war, nachzubohren, darauf zu bestehen, dass er sich ihnen öffnete…
Teenager versteckten ihre Probleme mit dem Erwachsenwerden häufig hinter ablehnendem, ja sogar feindseligem Verhalten – doch das hatte Harry nie getan…
Es war niemals die typische Protesthaltung, der bewusste Rückzug eines Teenagers gewesen, sondern eher die Reaktion eines abgekämpften Mannes, der gewohnt war, mit seinen Problemen alleine zurecht zu kommen.
Harry hatte sich leise, klammheimlich davongemacht – den seelischen Rückzug angetreten vor denen, die sich um ihn sorgten.
Und so oft er mitbekommen hatte, dass sich jemand Sorgen machte, weil er sich so überarbeitete, sich mit aller Energie in die Ordensarbeit stürzte und manchmal wie im Fieber Nächte durcharbeitete um dann tagsüber wieder vollständig zu funktionieren…
Er hatte alles mit einem warmen, aber unsagbar abgeklärten Lächeln abgeblockt und nur mit dem Kopf geschüttelt.
Wie hatten sie das nur zulassen können? Sie alle!!!
All diejenigen, die mit Harry zusammenarbeiteten, im Orden und in der Schule… Wie hatten sie alle nur übersehen könne, wie unsagbar falsch das alles war?!
Remus hätte sich gerne eingeredet, er sei einfach davon ausgegangen, Sirius kümmere sich in dieser Hinsicht um den Jungen…
Doch die Wahrheit war: Sowohl er als auch Albus hatten zwischenzeitlich wirklich vergessen, dass es ein Teenager war, der da ein Verhalten zeigte, dass viel zu … distanziert… war.
Die Stärke des Jungen war so auf grauenhafte Weise in eine Schwäche verkehrt worden, die ihn mit der Zeit von innen heraus zerstört hatte.
Remus hatte viele Missbrauchsopfer gesehen, auch wenn dieser Bereich nicht sein Spezialgebiet gewesen war - was er wusste, wusste er größtenteils aus Berichten seiner Kollegen und von den wenigen Opfern, die er selbst betreut hatte; und so sah er das schon ohne das Harry es ihm hätte sagen müssen.
Gerade die nach außen hin so starken waren diejenigen, die am meisten Gefahr liefen, in einem solch furchtbaren Kreislauf von Missbrauch, Verantwortungsgefühl und Liebe gefangen zu werden, aus dem sie nicht wieder herausfanden.
Und gerade das fraß ihn nun von innen heraus auf...
Warum hatte er es nicht gesehen?
Warum hatte er nicht erkannt, dass das Zusammenzucken des Jungen, sobald ihn jemand auch nur am Arm fasste, ihn streifte... andere Gründe hatte als die ihm so hart eintrainierte 'ständige Alarmbereitschaft' eines Kriegers?
Warum hatte er nur die Augen verschlossen vor der Art und Weise, wie Sirius den Jungen manchmal angesehen hatte - einer Weise, die keinesfalls die eines Vaters war, sondern eher die... eines Geliebten?
Die Antwort war einfach und wieder sehr schmerzhaft, wie viele der schonungslosen Antworten, die er sich auf seine eigenen Fragen in den letzten Tagen hatte geben müssen:
Er hatte es nicht wirklich sehen wollen, bis er mit der Nase darauf gestoßen worden war.
Zuvor hatte es sein Unterbewusstsein abgeblockt, bevor er es noch wirklich realisieren hatte können - und nun stiegen die Bilder in ihm auf...
All die winzigkleinen und doch im Nachhinein so eindeutigen Anzeichen…
Die Art, in der Sirius und Harry Hand in Hand gegangen waren... Remus hatte es stets mit dem Gedanken daran abgetan, dass beide - Patenonkel und Patensohn - absolut ausgehungert waren nach Zuneigung...
Dass dieses 'Händchenhalten' dem zwischen einem bedeutend jüngeren Kind und seinem Vater entsprach.
Die Art und Weise, in der der Animagus seinen Patensohn angesehen hatte, wenn er dachte, keiner sähe ihn...
All die zufälligen kleinen Berührungen...
Die merkwürdig gereizten, fast wie Eifersucht erscheinenden Reaktionen, die Sirius gezeigt hatte, wenn Harry doch einmal Zeit mit seinen alten Freunden verbrachte…
All diese kleinen Zeichen, die er verdrängt hatte, fehlinterpretiert hatte, und die sich nun zu einem einzigen, grauenhaften Puzzle zusammenfügten, als habe es schon immer darauf gewartet, zusammengesetzt zu werden.
Zu der einzigen logischen Schlussfolgerung, die er schon lange hätte ziehen müssen: Sirius missbrauchte Harry.
Und obwohl er sich immer wieder sagte, dass niemand darauf leicht gekommen wäre, niemand so einfach vermutete, dass ausgerechnet der beste Freund ein Vergewaltiger von Kindern war...
Er hatte das Gefühl, nicht viel besser als Sirius gewesen, nicht besser als dieser an Harry gehandelt zu haben.
Denn er, Remus, war ja bei Sinnen, war nicht psychisch gestört, trotz all der Depressionen, durch die er hindurchgegangen war.
Hatte keine Entschuldigung für sein Verhalten, seine Ignoranz, während es glasklar war, das Sirius' Verhalten, wenn auch nicht entschuldbar, so doch wenigstens durch eine seelische Erkrankung erklärbar war.
Wie konnte er das bloß wieder gut machen? Gerade er, der doch das notwendige Fachwissen gehabt hatte, hätte sehen müssen, was sonst keiner sah...
So grauenhaft es auch war - er konnte seine… Blindheit… niemals wieder gut machen.
Harry war etwas genommen worden, was ihm keiner mehr wiedergeben konnte.
Etwas, das schwer zu benennen war, etwas, dass einem erst wirklich bewusst wurde, wenn man es nicht mehr hatte.
Er würde es sehr schwer haben, sich jemals wieder einem Menschen anzuvertrauen - gerade den Menschen, die er am meisten liebte, denn ein eben solcher, geliebter Mensch hatte ihm dies hier angetan.
In jeder intimen Situation, soweit er sie überhaupt aufkommen lassen würde, würde der Junge gegen den Dämonen kämpfen müssen, den Sirius in ihm hinterlassen hatte - den Dämonen, der da hieß "Angst", "Misstrauen" - Gefahr...
Es wäre ein Wunder, wenn sich Harry jemals wieder seelisch und körperlich einem anderen Menschen wirklich anvertrauen können würde, ohne das Fluchtreflexe aktiv wurden und er jeden, dem er sich nahe fühlte, in einer Panikreaktion von sich stieß.
Egal, wie sehr der Verstand, sein Herz ihm anderes sagen mochte – der Junge würde jedes Mal, wenn ihm ein geliebter Mensch zu nahe kam, unwillkürlich das Gefühl haben, flüchten, sich in Sicherheit bringen zu müssen...
Für Harry war große Nähe immer gleichbedeutend mit Verletzung gewesen - denn er war gezwungen worden, zu tun, was er niemals gewollt hätte; hatte vollständige Hilflosigkeit und Ausgeliefertheit erlebt, und das hatte sich ihm tief in die Seele gebrannt.
Missbrauch war Seelenmord, und Remus hatte große Angst davor, welche Abgründe, welche Verletzungen ihn beim Blick in Harrys Psyche erwarten würden.
Remus hatte Harry nicht belogen, als er gesagt hatte, er selbst könne ihnen nicht helfen - weder Sirius noch Harry - denn obwohl ein ausgebildeter Psychiater und Psychologe, war er doch eindeutig viel zu persönlich involviert - liebte sowohl Opfer als auch Täter als seine Freunde.
Deshalb würde er beide zu anderen Psychologen schicken und hoffen, dass diese Erfolg haben würden...
Auch wenn er gerade in Sirius Fall sehr große Zweifel daran hatte, doch um Harrys Willen musste in dieser Hinsicht alles versucht werden – selbst wenn einen die Wut auf Sirius dazu bringen konnte, sich zu wünschen, er würde auf immer in Azkaban verschwinden.
Denn es war das, was Remus zugeben musste.
Ja, ein Teil von ihm wünschte Sirius nach Azkaban, wünschte sich, dass dieser bezahlte.
Was würde geschehen, sobald Harry lernte, zu erkennen, wie sehr Sirius ihn wirklich geschädigt hatte?
Das es nicht einfach so verschwinden würde, sobald der Animagus ihn nicht mehr vergewaltigte – dass die Schäden, die Folgen ihn sein Leben lang begleiten würden – dass keine Therapie, kein Zauber der Welt ihn von den Erinnerungen daran befreien würde, denn nicht einmal ein Zauber konnte die nun vorhandenen reflexartigen Fluchtreaktionen in intimen Situationen überwinden...
Nicht einmal der Obliviate – über jedes einzelne Missbrauchserlebnis, jede Vergewaltigung gesprochen – würde diese tiefen seelischen Narben zudecken können.
In dieser Hinsicht war die Zauberwelt vollkommen auf die Hilfe der von vielen doch so verachteten Muggels angewiesen, denn in einer Gesellschaft, in der sich die meisten schweren Krankheiten mit ein paar Zaubersprüchen und –tränken heilen ließen steckte die Behandlung der menschlichen Seele noch in deren Kinderschuhen – und es gab nur höchst wenige Menschen in der Zauberwelt, die sich so intensiv mit Psychologie beschäftigt hatten wie Remus Lupin.
Die meisten – wie auch Sirius – verachteten es als eine Quatsch, genauso, wie sie Muggel insgesamt, im positivsten Sinne, für arme, bedauernswerte Wesen hielten, die einfach nur zu bemitleiden waren – sozusagen dieselbe Einstellung, was Remus in der Muggelwelt gegenüber sogenannten ‚Behinderten' begegnet war.
Sirius… Sirius frühere absolute Ablehnung von allem was Psychotherapie hieß, die man schon beinahe als Hass bezeichnen konnte – heute war sich Remus fast sicher, dass sein Freund in seinem Unterbewusstsein eben doch gespürt hatte, dass er Hilfe brauchte… und gerade deshalb jeglichen Gedanken an den Nutzen einer Psychotherapie von sich gewiesen hatte, bis er quasi mit vorgehaltenem Zauberstab dazu gezwungen worden war, einzuwilligen…
Remus befürchtete – nein, erwartete – dass es eines Tages Harry sein würde, der Sirius bezahlen ließ – in welcher Art auch immer dies geschehen würde – und dass der Tag, an dem dies geschehen würde, dann auch der Tag sein würde, der entscheiden würde, wie Harrys Leben weiterhin verlaufen würde.
Denn Harry würde aufstehen müssen, würde Sirius entgegentreten und ihn anklagen und verurteilen müssen, um seiner eigenen Heilung willen.
Besuch beim weißen Ritter
Remus atmete tief durch, bevor er den Gargoyle, der den Eingang zu Dumbledores Büro bewachte, das Passwort nannte.
Es war ein schwerer Gang, aber wenn irgend jemand das Recht hatte zu erfahren, durch was für eine schwere Zeit Harry und Sirius während der nächsten Wochen gehen würden, so war es der alte Zauberer.
Denn dieser liebte Harry, er liebte ihn wie wohl andere ihr eigenes Kind geliebt hätten.
Auch wenn sich mit den Jahren eine Distanz zwischen den beiden gebildet hatte, so waren sie sich doch noch nahe genug, um einander nicht verletzen zu wollen und jedem, der dies wagte, die Augen auszukratzen.
Remus konnte nur hoffen, dass Albus Dumbledore nicht seine berühmte Selbstbeherrschung verlieren würde, wenn er erfuhr, was Sirius Harry angetan hatte.
Der Direktor kam ihm entgegen und bot ihm einen Tee an, den Remus dankbar akzeptierte.
Dann musterten die hellen Augen des alten Zauberers den Werwolf beunruhigt und er fragte mit einem leichten Stirnrunzeln: "Remus, mein Junge... Du bist blass. Was bedrückt Dich so?"
Nachdem er sich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch Dumbledores gesetzt hatte, schluckte Remus schwer und atmete kurz noch einmal tief durch, bevor er erwiderte: "Ja Albus... Es gibt da eine Sache..."
Und er erzählte, was sich während der letzten Tage zwischen ihm, Sirius und Harry ereignet hatte.
Erst als er mit der Erzählung aufgehört hatte, sah er dem älteren Zauberer wieder in die Augen.
Und schrak richtiggehend zusammen, denn er hatte Albus Dumbledore seit langem nicht mehr so erschüttert gesehen.
Die Hände des alten Zauberers zitterten, ebenso wie seine Stimme, als er zögerlich fragte, als habe er Angst, die Antwort zu erfahren: "Weiß Harry, dass Du mir das erzählst?"
Trotz der schwierigen Situation, trotz des Schmerzes, der in Remus tobte, jubelte es in ihm, als er das hörte.
Früher hatte Albus einige Fehler gemacht, indem er einfach über den Kopf des Jungen hinweg entschied, doch auch der alte Zauberer hatte mittlerweile anscheinend hinzugelernt, und gesehen, dass Harry Potter kein kleines Kind mehr war, dass man nach Belieben herumschubsen konnte.
Er räusperte sich: "Ja natürlich. Harry weiß es, ich habe ihm gesagt, dass ich gerne jemand anderen, einen weiteren Erwachsenen einweihen möchte. Außerdem..." Hier zögerte Remus und sah den alten Magier vorsichtig an: "Außerdem könnte es sein, dass Sirius und Harry wegen des seelischen Drucks, der Aufarbeitung dieser furchtbaren Sache einmal ausfallen."
Dumbledore kniff die Augen zusammen, und er nickte langsam: "Dann verstehe ich wohl richtig, wenn ich annehme, dass das auch der Grund für Sirius gestrige Abwesenheit war?" Seine Stimme klang belegt, und enthielt soviel Traurigkeit und... Besiegtheit... dass es Remus kaum ertragen konnte. Er beeilte sich zu entgegnen: "Ja, aber... Es war ein Fehler meinerseits... ich hielt es für besser... Harry hat mir dann gehörig den Kopf gewaschen, weil er, wie er sagte, "Den Dingen nicht aus dem Weg gehen könne" - und... ich habe dafür gesorgt, dass sich Sirius Harry nicht mehr nähern kann ohne dass ich davon erfahre. ein Tocatusspruch, eingestellt auf 2 Meter."
"Warum hast Du ihn nicht dem Ministerium ausgeliefert?"
Jetzt enthielt Dumbledores Stimme eine stahlharte Spitze, die es Remus eiskalt den Rücken hinunterlaufen ließ, und er verstand, was der alte Zauberer nun denken musste...
Hastig, mit stockender Stimme, beeilte er sich zu versichern: "Harry... Er hat mich darum gebeten; und ich glaube auch, dass Sirius... dass ihm erst vorgestern, als ich es ihm ins Gesicht geschrien habe, realisisiert hat, was er da... tut."
Und mit einem vorsichtigen Blick auf den weißhaarigen Zauberer vor sich setzte er ruhig hinzu: "Nichts kann wirklich entschuldigen, was Sirius da getan hat... aber... er ist meines Erachtens schwer psychisch krank, Albus."
Einen Augenblick lang saß der Direktor nur regungslos da, sein Gesicht versteinert und nur seine sonst so funkelnden Augen, die jetzt matt wirkten, verrieten, dass er überhaupt etwas gehört hatte.
Remus hatte ihn noch nie so gesehen... So versteinert... Zum ersten Mal konnte er dem ersten Ritter des Ordens jedes einzelne seiner 155 Lebensjahre ansehen.
Dann sagte der alte Magier, nein, flüsterte mehr, so leise, dass Remus es ohne seine Werwolfssinne gar nicht wahrgenommen hätte: "Ich hätte darauf bestehen sollen... Es ist alles meine Schuld... Alles!!!"
Und Remus verstand und hätte dem alten Zauberer nur allzu gerne versichert, dass dem nicht so war. Albus Dumbledore bezog sich auf die Identität des Geheimnisbewahrers...
Wenn er darauf bestanden hätte, selbst der Geheimnisbewahrer zu sein, so wäre alles anders gekommen...
Doch genauso wenig wie er, Remus, negieren konnte, dass er sich nicht genug um seinen Freund Sirius gekümmert hatte, nicht aufmerksam genug gewesen war, um dessen dünn aufgesetzte Fassade von ungestümer Fröhlichkeit zu durchleuchten, genauso wenig konnte er nun dem alten Zaubermeister die unzweifelhaft vorhandene Schuld von den Schultern nehmen.
Denn sie hatten sich alle beide schuldig gemacht.
Und nun blieb es ihnen nur noch, die Scherben zusammenzukehren und zu hoffen, aus diesen eine lebenswerte Zukunft zusammensetzen zu können für Sirius, aber vor allen Dingen auch für Harry.
Und das angesichts eines Krieges, von dem sie sich gerade jetzt nicht sicher sein konnten, dass sie ihn überleben würden - geschweige denn, gewinnen, denn Voldemorts Einfluss in der Zauberwelt stieg und stieg und stieg...
tbc
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