Die Geshichte hier ist eigentlich nur ein Stück aus einer größeren Geschichte, die ich vor einiger Zeit mal angedacht habe. aber bisher sind nur einige Bruchstücke dabei herausgekommen und ich glaube nicht, das daraus noch eine ganze geschichte wird. deshalb dies hier, ich habe es vor enigen Tagen geschrieben und ich fand es irgendwie zu schön, um es allein und ungelesen in meinem Bolck zu lassen.
Etwas zu lieben
Sie stieg hinunter in den Keller, hinab durch Gänge, dunkel und Spinnwebenverhangen und nur von wenigen Fackeln beleuchtet. Niniane erschauderte bei dem Gedanken, wie Sev es hier aushielt. Aber er hatte die Dunkelheit schon immer mehr geliebt, als ihm gut tat.
An der Tür angekommen blieb sie stehen sie und lächelte. Ich werde ihn überraschen, dachte sie und drückte die Klinke vorsichtig und geräuschlos herunter. In der offenen Tür stehend verharrte sie.
Er stand mit dem Rücken zu ihr und hatte sie weder eintreten gehört, noch wandte er sich um, so dass er sie gesehen hätte. So hatte Niniane Zeit, ihn zu betrachten, auch wenn sie sich dabei ein wenig voyeuristisch vorkam.
Er war allein und schien völlig in seiner Arbeit versunken. Gerade stand er über einen Kessel gebeugt da, rührte mit der Linken langsam die Mixtur, während seine rechte Hand auf einem Buch ruhte, an der entsprechenden Stelle des Rezepts. Grüne Dampfwolken waberten durch den Raum; sie waren nicht schön anzusehen, verströmten aber einen überraschend angenehmen Duft.
Mit welcher Präzision er ans Werk ging! Sie konnte es nur bewundern. Er nahm einen Glasflacon vom Tisch, entkorkte ihn und maß eine exakte Menge der hellen Flüssigkeit in einen Messbecher ab. Sodann goss er das Abgemessene in den Kessel und trat schnell einen Schritt zurück. Es machte Poff und die grünen Wolken, die vom Kessel aufstiegen, verwandelten sich in Rote. Er ging zurück zum Kessel und warf einen gelinde interessierten Blick in dessen Inneres. Dann strich er sich abwesend die Haare aus dem Gesicht und schlug die nächste Zutat nach.
Niniane lächelte, während sie noch immer im Türrahmen stand und ihn betrachtete.
Wie schön, dachte sie, wie schön, etwas zu haben, das man lieben kann, auch wenn es kein Mensch ist. Eine Leidenschaft, die einen völlig einnimmt und in der man ganz bei sich selbst sein kann. Wie bewundernswert – wie liebenswert.
Er murmelte 'Aconitum' und ehe sie sich versah, hatte er sich umgewandt, weil das Gesuchte sich wohl in einem der Regale bei der Tür befand. Mitten in der Bewegung verharrte er, weil er sie schließlich doch gesehen hatte. Für einen winzigen Augenblick wirkte er zornig und seine Augen verengten sich: wer konnte es wagen, unaufgefordert den Raum zu betreten! Aber dann entspannten sich seinen Gesichtszüge wieder, als er Niniane erkannte.
Sie hingegen war rot geworden, weil sie sich schrecklich ertappt fühlte, aber noch immer umspielte das Lächeln ihre Lippen, das den Schock des Entdecktwerdens noch nicht verarbeitet hatte.
Und bevor sie Worte der Entschuldigung murmeln oder sich rechtfertigen konnte, hatten sich ihre Beine schon in Bewegung gesetzt; sie ging zu ihm und umarmte ihn, aus einem reinen Impuls der Freude heraus. Sie spürte, wie er erstarrte, wie ein Mensch, der lange nicht berührt wurde, dann erwiderte er ihre Umarmung.
'Wozu habe ich das jetzt verdient?' fragte er nach einiger Zeit in ihr blondes Haar hinein.
Sie ließ ihn los und sah in seine schwarzen Augen, unergründlich wie sonst, aber durch den Funken des Erstaunens menschlicher.
Noch immer lächelte sie. Aber wie hätte sie ihm jemals erklären können, was sie empfand, was sie empfunden hatte in den wenigen Augenblicken, in denen er sich unbeobachtet gefühlt hatte. Wie hätte sie ihm jemals diese absolute Liebe schildern können, die sie empfunden hatte?
20.09.2004
Morgan Mayfair
