Chapter 5

Weekend


6. September 1997 (Samstag)

Ihm war übel, so schrecklich übel. Er wusste, dass die Übelkeit nur von der Nervosität herrührte. Heute war schließlich sein erstes offizielles Date mit Tonks. Er hatte sie seit dem Tag, als er sie getröstet hatte, nicht mehr gesehen. Sie hatte sich die letzten paar Tage der Woche krank gemeldet und Lupin hatte den Duellierklub für diese Zeit übernommen. Er fragte sich was sie die letzten Tage getrieben hatte. War sie in ihrem Bett gelegen und hatte an Sirius gedacht? Oder war sie in London gewesen, oder hatte sie einen Auftrag ausgeführt? Er wusste es nicht, aber jetzt saß sie wieder am Lehrertisch und unterhielt sich mit Professor McGonagall. Es schien so als würden die beiden flüstern. Vielleicht besprachen sie etwas über den Orden.

Dann plötzlich richtete sie ihren Blick auf ihn und lächelte. Sein Herz hörte auf setzte kurz mit dem Schlagen auf und beschleunigte dann. Er fühlte wie seine Ohren erglühten und lächelte zurück. Die Übelkeit war verklungen, jetzt fühlte er nur noch Freude.

Sie kannte solche Blicke, sie hatte sie schon so oft gesehen, zwischen Schülern, aber auch zwischen Lehrern. Aber noch nie hatte sie solche Blicke zwischen einem Lehrer und einem Schüler gesehen. Sie spürte förmlich die Hitze, die von den Beiden verströmt wurde, und sie fragte sich auch ob sie die einzige war die dies fühlte. Auch kannte sie die Gerüchte um den jüngsten Weasley Sohn und die junge Aurorin und sie hatte sich gefragt ob sie wohl stimmten. Normaler Weise gab sie nichts auf den Klatsch in der Schule, aber das fand sie interessant, was für sie sehr ungewöhnlich war.

Sie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen als sie sich wieder zu Tonks drehte und ihr eine Frage stellte: "Und was hast du mit dem jungen Weasley vor?"

Tonks errötete und stotterte als sie versuchte zu antworten: "Ich ... also ... was sollte ich mit ihm vorhaben, Professor?"

"Du bist in ihn verliebt!", stellte die Professorin fest.

Tonks Antwort fiel etwas barscher aus, als sie eigentlich vorgehabt hatte: "Woher glauben Sie das zu wissen?"

"Ich habe Augen im Kopf und solche Blicke habe ich schon so oft gesehen.", erwiderte Minerva McGonagall.

"Nymphadora wenn Sie erlauben, Minervas Augen sehen fantastisch. Ebenso wie die meinen.", mischte sich jetzt Dumbledore ein.

"Jetzt können Sie mich auch noch wie ein offenes Buch lesen, reicht es nicht wenn Professor Dumbledore das kann?", wollte Tonks wissen und stocherte lustlos in ihrem Frühstück herum.

"Ah, ihr junger Mann steht auf!" Dumbledore deutete auf Ron, der wirklich gerade seinen Sitz verließ und nach draußen schlenderte.

"Er ist nicht mein junger Mann!", setzte sie dagegen und stand ebenfalls auf. Sie ließ einen kichernden Dumbledore und eine leicht lächelnde McGonagall zurück.

"Ron! So warte doch!" Sie lief ihm nach und holte ihn knapp vor der Stiege ein. "Können wir? Oder möchtest du dich noch umziehen?"

Er lächelte sie an und antwortete: "Von mir aus können wir. Ich dachte nur du bräuchtest noch länger beim Frühstück!"

"Nein. Mir ist der Appetit vergangen! Also losgehen wir." Sie hakte sich bei ihm unter und zog ihn hinter sich her.

Als sie so durch Hogsmeade spazierten, erinnerte er sich an ihren ersten Spaziergang, da hatten sie auch nichts miteinander gesprochen. Schließlich beschloss er den ersten Schritt zu machen und sagte: "Ich hab dich vermisst!"

"So?" Sie sah ihn neckisch an. Dann blickte sie ihn plötzlich ernst an. "Du willst wissen warum ich mich krank gemeldet habe? Ich brauchte Zeit, es ist schwer an Sirius zu denken, dass er nicht mehr hier ist. Obwohl er schon ein Jahr tot ist, tut es noch immer verdammt weh. Ich weiß jetzt so ungefähr wie sich Harry fühlt."

"Er war der Cousin deiner Mutter, es ist klar, dass du ihn vermisst."

"Weißt du, ich hätte ihn retten können! Hätte ich besser aufgepasst hätte ich ihn retten können!", ihre Stimme war fest und schwankte kein einziges Mal.

"Nein, gib nicht dir die Schuld. Es ist nicht die deine! Wenn jemand Schuld hat, dann ist es Voldemort!" Sie waren stehen geblieben und er hatte sie an den Schultern gepackt und schüttelte sie ein wenig.

"Hör auf Ron! Du tust mir weh!"

Entsetzt ließ er sie los und sah sie entschuldigend an. "Es tut mir leid. Ich wollte nicht ..."

"Schon gut Ron, ich weiß!" Sie legte ihm eine Hand an seine Wange und lächelte ihn an. "Gehen wir weiter! Ich hätte Lust auf ein Butterbier!", meinte sie leichthin und verschränkte ihre eine Hand mit der seinen.

"Ah Tonks!", wurden sie lautstark von Madame Rosmerta begrüßt. "Dich hab' ich ja seit deinem siebten Schuljahr nicht mehr gesehen."

"Wir hätten gerne zwei Butterbier!"

"Woher kennt sie dich?", wollte Ron wissen, als sie sich in einer dunklen Ecke, an einem Tisch niederließen.

Tonks deutete auf eine Kette die sie um den Hals trug. "Die hab ich von ihr bekommen, als ich einmal ausgeholfen habe."

"Hier eure Butterbier! Geht aufs Haus Tonks!"

"Danke schön!"

"Ich glaube ich werde jetzt nur mehr mit dir hierher kommen!"

"Das hoffe ich doch!", sie grinste und rückte näher an ihn heran.

Er errötete als er ihre Hand auf seinem Oberschenkel spürte.

"Ich mag es wenn du rot wirst. Wenn ich dich jetzt küsse, errötest du dann noch mehr?", wollte sie wissen. "Ach herrje Ron, wenn du mich so ängstlich anblickst, dann macht es keinen Spaß!"

"Spaß?", er zog eine Augenbraue hoch und sah sie so fragend an.

"Hach Ron, manchmal bist du so herrlich naiv! Du hast noch nicht sonderlich viel Erfahrung, oder?"

"Erfahrung?" Seine Ohren färbten sich noch ein wenig mehr rot.

"Mit Mädchen, meine ich!" Sie grinste ihn an und nahm einen Schluck von ihrem Butterbier. "Aber wenn du willst müssen wir nicht darüber reden ... wir brauchen gar nicht zu reden!" Sie warf ihm ein anzügliches Lächeln zu. Es machte ihr Spaß ihn zu verunsichern.

"Also ... äh ... Ich ... also ..." Dieses Lächeln hatte jeden Gedanken aus seinem Gehirn fortgewischt.

"Ich mache nur Spaß Ron, komm entspann dich!" Er tat ihr jetzt leid, so beschloss sie mit diesem Spiel aufzuhören. Für eine Weile. Als er nicht sagte, meinte sie: "Du solltest es mir mal zurück zahlen!"

Nun grinste er sie an und trank von seinem Butterbier.

Nach dieser kleinen Pause spazierten sie weiter durch Hogsmeade.

"Wir machen Fortschritte!", grinste Tonks und blickte auf ihre miteinander verschlungenen Hände. Sie lachte ihn an, doch ihr Lachen verklang als er sie gegen eine Hausmauer drückte, nur ganz leicht natürlich.

"Fortschritte? Willst du noch mehr Fortschritt?", wollte er grinsend wissen. Seine Lippen waren nur Millimeter von den ihren entfernt.

"Aber immer!" Er sah noch ihr Lächeln und spürte dann ihren Mund auf seinem. Ihre Hände verschlangen sich in seinem Nacken und die seinen wanderten zu ihren Hüften. Sie war soviel kleiner als er, dass er sich weit hinunter beugen musste.

"Warte ... warte!", murmelte sie an seinen Lippen und löste sich kurz von ihm. "Heb mich hoch ... heb mich hoch!", forderte sie ihn atemlos auf. Er tat wie ihm geheißen und sie schlang ihre Beine um ihn. Er drückte sie nun wieder an die Wand und lachte erstickt: "Auf zur zweiten Runde!". Wieder küssten sie sich und verschwanden in ihrer eigenen kleinen Welt.

Ihre Lippen waren warm und weich und er liebte es wie sie sich anfühlten wenn er sie küsste. "Luft", keuchte er und löste sich von ihr.

Als sie dann beide nach Luft rangen, stellte er sie langsam wieder auf den Boden zurück. "Das war ..."

"Ja .. eindeutig ... ja einfach ..."

"Wow!", sprachen sie beide wie aus einem Mund.

"Wir könnten noch ein Butterbier trinken gehen ... es ist noch früh!" Insgeheim aber hoffte Ron auf einen anderen Vorschlag von ihr.

"Oder wir könnten zurück nach Hogwarts, in meinen Raum ... und etwas unanständiges tun."

Lächelnd blickte er zu ihr herab. "Was unanständiges?"

"Soll ich es dir sagen?" Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und umschlang mit ihren Armen seinen Nacken. "Oder warte! Ich glaube ich zeige es dir lieber!"

Ein angenehmer Schauer durchlief ihn, als sie ihn sanft küsste.

"Wow. Ich glaube in den letzten zehn Minuten wurde ich öfter geküsst als in meinem ganzen Leben zuvor."

Das Lächeln das er für diesen Kommentar bekam, raubte ihm schier den Atem. "Also gehen wir?", wollte er schließlich wissen.

Sie antwortete nicht, sondern zog ihn schon mit sich.

Ron und Tonks wollten gerade das Schloss betreten, als Professor McGonagall auf sie zustürmte.

"Mr Weasley! Sie müssen sofort zum Schulleiter! Ihr Bruder, Bill, er wurde auf offener Straße angegriffen. Er ist in St. Mungo's Hospital, es ... es steht sehr kritisch um ihn."

Ron wollte gerade losstürmen als ihm jemand eine Hand auf die Schulter legte. Er drehte sich um und sah in die blauen Augen von Dumbledore. "Sie reisen mit einem Portkey. Tonks Sie reisen mit Ihnen!"

"Harry und Hermione?"

"Sie bleiben hier. Tonks passen Sie auf Miss und Mr Weasley auf.", befahl der Direktor.

Tonks nickte und berührte gemeinsam mit Ginny und Ron den Portkey. Es drehte sich alles um sie und ehe sie sich versah befand sie sich in einer vertrauten Gegend. "Wir sind da!"

Die kleine Gruppe eilte zur Information und wurde von dort weiter geschickt zu Bill. Mr und Mrs Weasley waren anwesend und beide tigerten den Flur entlang.

"Mom! Wie geht es ihm?"

Molly Weasley ließ einen erstickten Schluchzer hören und Arthur Weasley musste für sie antworten: "Wir wissen nicht viel, außer, dass es wohl sehr kritisch aussieht."

"Er wurde mitten auf der Straße angegriffen? Unter lauter Muggel?", wollte Ron wissen. Während er diese Fragen stellte, sah er sich nach Tonks um. Diese stand etwas abseits, anscheinend wollte sie die Familienszene nicht unterbrechen. Er sehnte sich nach ihr, er wollte ihre Hand in der seinen spüren, wissen, dass sie ihm Trost gab.

"Einige Muggel sind gestorben ... wurden umgebracht, kaltblütig. War wohl Malfoy und seine Gruppe.", murmelte Arthur und ließ sich erschöpft auf einen Sessel fallen.

"Wo sind Fred und George?"

"Sie sind auf dem Weg zu Charlie!", erklärte Mrs Weasley. Sie ging auf ihre Tochter zu und umarmte sie.

"Ach Mom!" Ihre Mutter fing an zu schluchzen und Ginny klopfte ihr beruhigend auf den Rücken.

Tonks lehnte an einer Wand und starrte ausdruckslos vor sich hin. So weit war es also schon. Jetzt gingen sie schon an die Öffentlichkeit, er musste jetzt schon viel Macht gesammelt haben, sonst würde er dies nicht erlauben. Sie seufzte auf und sah zu Ron. Er hatte sich etwas abseits auf einem Stuhl niedergelassen und hatte den Kopf in die Hände gestützt.

Langsam ging Tonks auf ihn zu, setzte sich neben ihn und nahm seine Hand. "Ron. Es wird schon wieder!"

Er blickte auf, sah in ihre Augen und erkannte Hoffnung. Hoffnung auf Frieden. Und er sah Kraft und Stärke. Stärke, genau das brauchte er jetzt. Er drückte ihre Hand und sie legte ihren Kopf auf seine Schulter.

Arthur, Molly und Ginny hatten alles beobachtet. Molly warf ihrem Mann einen Blick zu und seufzte auf. Auf eine Art und Weise hatte sie Tonks gemocht, auch wenn ihr diese manchmal auf die Nerven gegangen war, mit ihrer vorlauten und tollpatschigen Art. Aber was sollte sie schon dagegen machen? Wenn die beiden sich gern hatten, dann würde sie sich nicht einmischen und den Dingen ihren Lauf lassen.

"Mrs Weasley?", hörte sie plötzlich eine melodische Stimme vom anderen Ende des Flures.

"Fleur?" Die junge Französin kam auf die Familie ihres Freundes zugerannt. "Wie geht es Bill?" Ihr Akzent war ein wenig abgeschwächt und ihr Englisch hatte sich seit dem Trimagischen Turnier sehr verbessert.

Ron erinnerte sich noch sehr genau daran, wie sie ihm damals den Kopf verdreht hatte, aber dann fiel ihm ein, dass dies auch der Teil von Veela in ihr gewesen sein könnte, der ihn angezogen hatte.

Wieder schluchzte Mrs Weasley auf und Ginny führte ihre Mutter schließlich zu ihrem Vater, der seine Frau liebevoll in die Arme nahm. Dann ging Ginny auf Fleur zu und fing an beruhigend auf sie einzureden.

Einige Minuten später kam endlich ein Heiler aus dem Raum und fing an zu erklären: "Die Verletzungen sind sehr Ernst, aber er wird es überstehen."

Erleichtert atmeten alle auf und versprachen dann dem Heiler, immer nur zu zweit und für wenige Minuten zu Bill zu gehen.

Arthur und Molly Weasley gingen als erste zu ihrem ältesten Sohn. Als sie wenige Minuten später wieder herauskamen, weinte Mrs Weasley. Ob vor Freude, dass ihr Sohn lebte, oder vor Trauer oder Wut, dass wusste Tonks nicht.

Ginny und Fleur gingen zusammen zu Bill, doch im Gegensatz zu Ginnys Mutter weinten sie nicht als sie herauskamen.

"Ron geh schon!" Tonks gab Ron einen sanften Schubs in Richtung Tür.

"Gehst du mit?" Er kam ihr vor wie ein kleiner verstörter Junge. Sie nickte und gemeinsam betraten sie Bills Zimmer.

Tonks hatte Bill schon einige Male gesehen, doch er hatte noch nie so blass ausgesehen wie jetzt. Es hingen keine Schläuche an ihm, so wie sie es aus dem Muggelfernsehen kannte. Er lag einfach nur da und schien friedlich zu schlafen. Sie sah kurz zu Ron, sah in seinem Gesicht Wut aufflackern. Sie sah wie er mit seinen Händen einen Bettpfosten umklammerte. "Ron?" Er drehte sich zu ihr um und sah das Mitleid in ihren Augen.

"Er hätte ihn fast umgebracht."

"Wir wissen nicht wer es war!", entgegnete Tonks ruhig.

"Wir werden es herausfinden .... ich werde denjenigen persönlich töten ...."

Es erschrak sie solch harte Worte aus seinem Mund zu hören. "Ron!"

"Nein! Ich meine es Ernst Tonks!"

"Hör mir zu! Wenn du denjenigen, der dies verbrochen hat, tötest, stellst du dich nur auf dieselbe Stufe wie Voldemorts Anhängsel."

"Du tötest doch auch manchmal!", erwiderte er.

"Ich töte nicht! Ich bringe Todesser und sonstigen Abschaum nach Azkaban!"

"Aber klar doch!"

"Okay Ron, wir werden das jetzt nicht hier ausdiskutieren. Sonst wecken wir womöglich noch Bill."

Er nickte ihr zu und sie verließen das Krankenzimmer.

"Er schläft noch.", erklärte Tonks, Mrs Weasley. "Ich bringe Ron und Ginny zurück zur Schule. Falls du etwas weißt schick eine Eule und ich bringe die zwei wieder her." Molly Weasley nickte und setzte sich wieder neben ihren Mann und Fleur.

Tonks wartete etwas abseits, während Ginny und Ron sich von ihren Eltern verabschiedeten.

"Okay, gehen wir!", meinte Ginny und sie, ihr Bruder und Tonks ergriffen gleichzeitig den Portkey.