20. September 1997 (Samstag)
Zwei Wochen waren nun vergangen und in Hogwarts herrschte die Turteltäubchenzeit. Lehrer meinten, dass die Schüler den September mit dem Frühling verwechselten. Verliebte Blicke werden gewechselt. Am Korridor, im Klassenraum oder in der Großen Halle, überall trifft man auf Verliebte Pärchen.
Aber auch die Professoren ließen diese Gefühle nicht kalt. Remus Lupin fing an sich besonders gut mit Professor Sinistra zu verstehen und Snape schien sich immer öfter auf der Krankenstation aufzuhalten. Hagrid schrieb eifrig nach Frankreich und lud Madame Maxine ein nach Hogwarts zu kommen.
Crabbe und Goyle fanden beide gefallen an Pansy Parkinson, und brachen wegen ihr einen Streit vom Zaun. Einige Erstklässer gründeten einen Club mit dem Namen „Wir lieben Lupin!".
Hermione und Draco turtelten in aller Öffentlichkeit, nicht bedacht auf irgendwelche Konsequenten. Er schickte ihr Blumen und heimliche Liebesbotschaften. In den Pausen verzogen sie sich in leere Klassenräume und er trug ihr einige Gedichte, die er für sie geschrieben hatte, vor.
Lavender und Harry trafen sich regelmäßig an irgendwelchen geheimen Orte, um ein wenig Zeit für sich zu haben. Ginny und Neville dagegen trafen sich immer nur nachdem Ron zu Bett gegangen war, oder wenn sie wussten das er bei Tonks war und so schnell nicht zurückkommen würde. Eine Zweitklässlerin aus Hufflepuff hatte sich unsterblich in Ron verliebt und ihm während eines Abendessens ein Gedicht, vor versammelter Schülermenge, vorgetragen. Dies ließ Ron erröten und Tonks konnte sich eine Stunde lang vor Lachen nicht mehr einkriegen. Woraufhin Ron einige Freiwillige suchte, die Tonks beeindrucken wollten. Schnell fanden sich einige Zweit- und Viertklässler die sich in die junge Frau verguckt hatten. Gemeinsam gründeten sie einen Tonks Fanclub. Was Ron dann natürlich nicht sonderlich gefiel, da schließlich gut zehn Leute mit Ansteckern herum liefen auf denen ein Bild seiner Freundin prangte. Verzweifelt brachte er den Vorsitzenden des Klubs dazu diesen aufzulösen, was zur Enttäuschung einiger Jugendlichen führte.
Professor Dumbledore und Professor McGonagall beobachteten diese unbeschwerten Geschehnisse von einiger Ferne aus und ließen die Schüler gewähren. Den wie lange sollten sie noch so ausgelassen sein können? Voldemort könnte jeden Tag angreifen und versuchen die Weltherrschaft an sich zu reißen.
„Bist du bereit?", wollte Hermione von Draco wissen.
„Ich wurde bereit geboren!", grinste dieser und zog sie noch einmal an sich um sie zu küssen.
„Warum muss auch das erste Quidditch Spiel Gryffindor gegen Slytherin lauten?", wollte sie verzweifelt wissen.
„Du bist eine Gryffindor. Es ist klar, dass du dein Haus gewinnen sehen willst. Und ich habe auch nichts dagegen wenn du dein Haus anfeuerst. Hauptsache ich sehe dich danach, egal ob ihr gewonnen oder verloren habt."
Sie lächelte an und sprach: „Ich mag den neuen Draco Malfoy."
„Da bin ich aber froh, den ich will nie wieder der alte Draco Malfoy werden."
„Gut."
„Trägst du meinen Anhänger?", wollte er wissen.
Sie zog daraufhin eine Kette hervor, die an ihrem Hals baumelte. Daran hing ein silbernes Einhorn das man aufklappen konnte. Sie öffnete es und las noch einmal was darin stand. „Draco und Hermione. Forever!", flüsterte sie. Sie hatte die Kette und den Anhänger vor drei Tagen zu ihrem 17. Geburtstag von Draco bekommen.
„Für immer!", murmelte er und umarmte sie.
„Es fängt bald an. Ich sollte jetzt auf die Tribüne. Nach dem Spiel sehen wir uns. Bleib einfach in der Umkleidekabine, ich komm dann schon zu dir.", erklärte sie und küsste ihn noch einmal kurz bevor sie Draco alleine ließ.
Hermione gesellte sich zu Lavender und Tonks, die schon auf der Tribüne saßen.
„Hast du deinem Schatz alles Gute gewünscht? Er wird es brauchen, den Ron wird keinen einzigen Quaffel durchlassen."
„Slytherin wird nicht gewinnen. Nur mit schmutzigen Tricks und Draco wird keine einsetzen. Darauf verlasse ich mich."
„Leute es beginnt! Ginny hat den Quaffel!" Nach nicht einmal einer Minute stand es 10:0 für Gryffindor. Anscheinend war der Slytherin Torwart nervös, den er wischte sich andauernd die Finger an seinem Umhang ab.
Sie waren alle völlig in das Spiel vertieft, als sie plötzlich jemanden aufschreien hörten. Tonks blickte in die Richtung aus der der Schrei gekommen war.
Snape hielt seinen schmerzenden Arm so gut es ging, während Professor Dumbledore den Ärmel herunter riss. Tonks konnte sogar bis zu ihrem Standpunkt erkennen dass das dunkle Mal auf Snapes Arm rot leuchtete. Schnell blickte sie nach oben in den Himmel und bemerkte wie die Wolken sich ebenfalls in ein schwarzes Mal verwandelten.
„Verdammt!", schrie sie.
Da ertönte aber auch schon die Stimme des Schulleiters: „Die Schulsprecher und Vertrauensschüler mögen bitte sofort alle Schüler in ihre Gemeinschaftsräume geleiten und dann Wachen an allen Aus- und Eingängen des Schlosses aufstellen."
Hermione machte sich sofort daran die Erstklässler in Sicherheit zu bringen, während die Vertrauensschüler und Draco sich auf die anderen Jahrgänge aufteilten.
Ron und Tonks hatten schließlich zu Hannah Abott und den Zweitklässern gesellt und brachten diese zurück auf das Schloss.
„Ich hab hier eine Liste. Wenn ihr aufgerufen wurdet, schreit laut: Hier!", verkündete Hermione im Gemeinschaftsraum der Gryffindors und fing an die Liste zu verlesen.
„Okay alle da! Einer muss immer den Eingang zum Gryffindorturm bewachen, es ist sicherer so. Keiner verlässt den Turm bis eine andere Anordnung erfolgt. Ihr hört auf die Abschlussklasse und auf die Vertrauensschüler. Ich gehe jetzt in die anderen Gemeinschaftsräume und frage nach ob jemand fehlt."
Hermione ging zu Ron und dieser erklärte sich dazu bereit die erste Wachschicht zu übernehmen. „Ich gehe danach noch zu Dumbledore und frage ihn was los ist. Mach dir keine Sorgen um sie. Sie ist für so etwas ausgebildet. Ihr passiert schon nichts!", beruhigte Hermione ihren besten Freund und umarmte ihn kurz. Tonks war bei den Lehrern geblieben und half das Schloss zu sichern.
„Draco! Sind bei euch alle da?"
Der blonde Junge nickte und sprach: „Ja, aber einige des ersten Jahrganges haben ziemliche Angst."
„Kein Wunder! Schließlich könnte uns Voldemort angreifen!", gab Hermione zurück und achtete besonders darauf das ihre Stimme nicht zitterte.
Draco nahm ihre Hand und küsste diese kurz. „Komm gehen wir zu Dumbledore und fragen wir ihn nach weiteren Vorsichtsmaßnahmen."
„Hat sich etwas getan?", wollte Professor McGonagall wissen, als Hagrid in Dumbledores Büro stürmte.
„Ne Professor. Hat nur angefangen zu regnen. Alles Still draußen!", berichtete er und schüttelte sein nasse Haar.
„Albus, es muss doch nicht bedeuten das er uns angreift. Er kann überall sein, oder?"
„Sicher Minerva, aber vergiss nicht wir haben etwas das er braucht. Es ist sehr wahrscheinlich das er einige Todesser geschickt hat."
„Wir müssen Potter von hier fort bringen!"
„Hier ist es am sichersten für ihn."
„Wenn du meinst. Aber wir sollten vielleicht doch noch einige Mitglieder des Ordens kommen lassen."
„Ich werde darüber nachdenken. Jetzt können wir erstmal nur abwarten was als nächstes geschieht."
„Sir?"
„Ah Ms Granger und Mr Malfoy. Was kann ich für Sie beide tun?"
„Wir wollten wissen wie wir weiter verfahren sollen. Wir haben an jedem Eingang zu einem Gemeinschaftsraum wachen aufgestellt."
„Wir können nur abwarten Ms Granger. Nur warten!"
„Warten darauf, dass er uns angreift? Vielleicht sollten wir das Ministerium einschalten?"
Dumbledore schüttelte den Kopf und sprach: „Vielleicht ist er auch woanders. Er könnte überall sein. Das dunkle Mal bedeutet nicht, dass er persönlich kommt. Es könnten andere kommen Dolohov, Lestrange ..."
„... mein Vater.", meinte Draco und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Professor? Versprechen Sie mir, falls mein Vater kommt, dass ich gegen ihn kämpfe. Ich ganz allein."
„Aber Draco!" Hermione war entsetzt. Ihr Freund wollte sich seinem Vater stellen und sein Leben riskieren. „Das kannst du nicht tun. Er wird dich töten!"
„Ich kann es nicht und sollte es nicht. Aber ich muss es. Es ist etwas das man tun muss, das ich tun muss.", erklärte er ihr und nahm wieder ihre Hand.
„Dann werde ich mit dir kämpfen!", sagte sie tapfer und lächelte.
„Nein Hermione, ich werde alleine gegen meinen Vater antreten."
„Ich werde vielleicht nicht gegen deinen Vater kämpfen, aber vielleicht gegen zahlreiche andere."
„Ms Granger, Mr Malfoy", räusperte sich Dumbledore: „gehen Sie nun bitte in Ihre Gemeinschaftsräume und erklären Sie Ihren Mitschülern die Situation. Ich selbst werde zu den anderen beiden Häusern gehen und diese Sache erläutern."
Damit waren die beiden entlassen und sie machten sich auf den Weg um die Nachrichten zu verbreiten.
„Wenn er kommt Draco ..."
„Ja?", er wandte sich auf dem Treppenabsatz zu ihr um und sah sie erwartungsvoll an.
„Versprich mir das du nicht stirbst ... bitte!"
„Ach Mione!" Er wischte ihr eine Träne von der Wange und sah sie lange an. „Ich werde nichts versprechen. Aber sterben will ich nicht und kann ich nicht. Ich will schließlich einmal eine Zukunft mit dir, also kann ich gar nicht sterben."
Noch einmal küssten sie sich und gingen dann jeder seiner Wege.
Es dauerte nicht lange allen Gryffindors die Neuigkeiten zu erzählen. Einige der Schüler der jüngeren Jahrgänge fingen an zu weinen. Andere, ältere Schüler, wiederum zogen ihre Zauberstäbe und machten ein entschlossenes Gesicht.
Lavender lehnte sich an Harry und machte ein bestürztes Gesicht. Hermione gesellte sich zu ihnen, hatte jedoch immer das Porträtloch im Auge. Schließlich wandte sich Lavender von Harry ab und marschierte zum Fenster.
„Der Regen hat sich verschlimmert und es ist verdammt dunkel.", murmelte sie und seufzte.
Da kam plötzlich Ron in den Gemeinschaftsraum und verkündete: „Alle Schüler sollen in die Große Halle!"
Hermione nickte und stellte sich dann auf einen Schemel damit jeder sie sehen konnte während sie sprach. „Ihr habt gehört was Ron gesagt hat. Halt! Nicht so ein durcheinander. Stellt euch in eueren Jahrgängen zusammen und zwar in Zweierreihen." Als einige Fünftklässer murrten, erwiderte die Schulsprecherin: „Es mag euch vielleicht kindisch vorkommen, aber es passiert nur aus Sicherheitsgründen und damit wir leichter den Überblick behalten können."
Hermione beschloss, dass einige ältere Schüler ganz vorne gehen sollten, einige in der Mitte und sie und Ron würden das Schlusslicht bilden.
„Das ist doch lächerlich Hermione!"
„Ist es nicht Ron. Weißt du wie viele Geheime Gänge Hogwarts besitzt? Was wir bräuchten wäre jetzt die Karte von Harry."
„Klar. Damit könnten wir sehen ob sich jemand von Du-weißt-schon-wems Leuten hier versteckt.", spann Ron die Idee weiter. „Er hat sie sicher eingesteckt. Wir könnten gleich nachsehen."
„Nein. Wir werden sie Dumbledore geben!"
„Musst du immer so schrecklich vernünftig sein?", stöhnte Ron auf. Doch bevor Hermione zu einer Rede ansetzen konnte, erreichten sie die Große Halle.
Nachdem sich alle Schüler an ihre Haustische gesetzt hatten, schlossen sich die großen Türen der Halle. Es war mucksmäuschenstill. Alles was man hörte war das eigene Atmen und das des Sitznachbarn.
„Harry? Hast du die Karte?", wollte Hermione von Harry wissen.
Er nickte, griff in seine Umhangtasche und reichte ihr schließlich ein vergilbtes Stück Pergament. Er konnte sich schon denken für was sie die Karte gebrauchen würde. „Ich komme mit!", flüsterte er und sie gingen gemeinsam vor zu Dumbledore.
„Professor wir hätten da eine Idee wie wir überprüfen könnten ob sich jemand außer uns auf Hogwarts befindet."
Hermione reichte die Karte wieder Harry und der murmelte einige Worte. Sofort erschienen Linien und Namen auf dem Pergament und einen Augenblick später war die ganze Karte von Hogwarts erschienen.
„Hier Professor, Sie können jetzt nachsehen ob jemand im Schloss ist, der es eigentlich nicht sein sollte.", erklärte Harry und reichte seinem Mentor das Pergament.
Dumbledore lugte auf das Blatt. In einem großen Rechteck stand „Große Halle" und in diesem Rechteck waren hunderte von kleinen Pünktchen und daneben schienen Namen zu stehen, die jedoch so klein waren, dass der Professor sie nicht entziffern konnte. Er sah sich die ganze Karte genauer an und erkannte einige kleine Pünktchen die sich auf sie zu bewegten. Daneben standen Namen wie: „Dolohov, Bellatrix Lestrange, Peter Pettigrew, Lucius Malfoy, Marcus Flint", und ungefähr zehn weitere. „Er schickt 15 Leute?" Dumbledore war wohl das erste Mal in seinem Leben verwirrt.
„15? Mit denen werden wir fertig!", meinte Harry selbstsicher und hoffte er würde entweder Lestrange oder Pettigrew in die Finger bekommen.
„Sie kommen genau auf uns zu. Minerva, Hagrid verfrachtet die jüngeren Jahrgänge in den hinteren Teil der Halle. Severus stell zwei Reihen Verteidiger auf." Da erkannte Dumbledore einen weiteren Punkt der ebenfalls auf sie zukam. Jedoch von der anderen Richtung. Vor der großen Halle würde dieser Punkt auf die Todesser treffen. „Professor Lupin Sie kommen mit mir."
„Was ist los Albus?" Minerva McGonagall hatte alle jüngeren Schüler hinter sich und Hagrid in Sicherheit gebracht und betrachtete ihren Kollegen jetzt besorgt.
„Nymphadora Tonks läuft geradewegs auf Mr Malfoy und seine Gruppe zu.", erklärte er rasch.
„Tonks?", schrie Hermione entsetzt auf und hielt sich dann die Hand vor den Mund.
Ron hatte es natürlich gehört und stürzte sofort auf den Professor und Hermione und Harry zu. „Was ist mit Tonks?"
„Sie läuft den Todesser geradewegs in die Arme."
„Verdammt! Nein, die werden sie umbringen ... ich geh da jetzt raus. Alleine wenn es sein muss, den anscheinend wollen Sie hier Wurzeln schlagen."
„Ganz im Gegenteil Mr Weasley!" Dumbledores blaue Augen blickten plötzlich kalt und er winkte einige andere Professoren zu sich. Die Hälfte dieser Professoren ließ er in der Halle bleiben, mit dem Auftrag die Kinder bis in den Tod zu schützen. Die anderen kamen mit ihm. Genauso wie einige Siebt- und Sechstklässler die sich freiwillig gemeldet hatten.
„Wir müssen uns beeilen Professor, sie sind gleich vor der Großen Halle und treffen aufeinander."
Tonks marschierte lautlos durch den Korridor. Plötzlich hörte sie Schritte. Gedankenverloren ging sie um die Ecke, bereit die Schüler zusammen zustauchen: „Ihr solltet doch in der ..." Die restlichen Wörter blieben ihr im Hals stecken, als sie sah wer vor ihr stand.
„So treffen wir uns also wieder Nymphadora!", höhnte Bellatrix Lestrange und hätte sich sofort auf ihre Verwandte gestürzt, hätte Lucius Malfoy sie nicht zurückgehalten.
„Zügle dich Bella!", zischte er und richtete dann seine kalten grauen Augen auf Tonks.
„Ich will doch nur ein wenig Spaß!" Lestrange war wie ein kleines Kind das es nicht erwarten konnte, mit seinem neuen Spielzeug zu spielen.
„So schweigsam Nymphadora? Hat dir dein verdammter Muggelvater keine Manieren beigebracht?", sprach Lucius Malfoy und erntete ein Lachen von allen anderen Todessern.
„Wie war's in Azkaban, Onkel Lucius? Ich hab gehört du hast schon eine eigen Zelle mit deinem Namen auf einem goldenen Schildchen, den du scheinst dort Dauergast zu sein!"
„Crucio!" Der Fluch traf sie zwar nicht völlig unvorbereitet, riss sie aber von den Beinen. Sie krümmte sich am Boden, versuchte die Schmerzen loszuwerden.
„Na angenehm? Und wo bleiben deine Retter in der goldenen Rüstung?"
