23. September 1997 (Dienstag)
Drei Tage nach Voldemorts Überfall durfte Tonks noch immer nicht die Krankenstation verlassen. Lautstark protestierte sie gegen Madame Pomfreys Vorschriften. Schließlich reichte es der Krankenschwester und sie drohte der jungen Frau sie ans Bett zu fesseln.
„Das ist nicht fair! Heute trifft der Duellierklub wieder zusammen. Ich wollte Dean doch für seinen Kommentar kräftig in den Arsch treten."
„War aber wirklich ein netter Strip, Professor Tonks.", flötete Ron und lachte.
„Okay das reicht jetzt! Ich verhänge über dich ein absolutes Kussverbot."
„Was? Was soll das bedeuten?", wollte Ron erschrocken wissen.
„Du darfst mich drei Tage lang nicht küssen. Tja Ronnie, so ein Pech! Außerdem solltest du jetzt gehen!"
Enttäuscht wandte sich Ron vom Bett seiner Freundin ab und wollte gerade gehen, als sie ihn zurück hielt. Er drehte sich wieder zu um und spürte plötzlich ihre Lippen auf seinem Mund.
„Ich dachte ich darf dich nicht küssen?!"
„Hast du ja auch nicht. Ich hab dich ja geküsst." Sie grinste frech und zog ihn noch einmal zu sich um ihn noch einmal zu küssen.
„Ms Nymphadora Tonks! Ich dulde in diesem Raum keine Verführung Minderjähriger!", donnerte die Stimme von Madame Pomfrey durch den großen Raum.
Tonks grinste schelmisch und sagte so laut sie konnte: „Gut Ron, dann gehen wir halt in einen anderen Raum."
Sie hörten wie Madame Pomfrey empört die eingeatmete Luft ausstieß und dann schmollend den Saal verließ.
„Gott sei Dank! Jetzt wird sie wenigstens mal nicht den ganzen Tag um mich herumscharwenzeln und mir das Leben schwer machen." Tonks seufzte und küsste Ron ein letztes Mal, um ihn dann zum Unterricht gehen zu lassen.
Als Ron fort war rief Tonks nach der Schulschwester. In Tonks' Augen lag jetzt nichts Schelmisches mehr. Madame Pomfrey konnte nur mehr Schmerz erkennen. Sie vergaß den Streich von vorhin und tätschelte der jungen Frau die Wange. „Sie haben Schmerzen, ich werde Ihnen etwas dagegen geben. Aber zuerst: heben sie ihr Nachthemd hoch, ich will die Verletzungen am Rücken noch einmal sehen."
Tonks hob ihr Nachthemd so hoch sie konnte und nur Sekunden später hörte sie wie Poppy Pomfrey scharf die Luft einsog. „Warum gehen sie nicht weg? Die blauen Flecke meine ich."
„Ich weiß es nicht Kindchen. Könnte es nicht doch sein das diese schreckliche Person Ihnen einen Zauber auf den Rücken gejagt hat?"
„Nein. Ich bin nur ziemlich hart gegen die Mauer geprallt.", antwortete Tonks.
„Ich gebe Ihnen jetzt einen Trank, dann können Sie sich wieder zurücklehnen ohne Schmerzen zu verspüren."
Tonks legte eine Hand auf die der Schulschwester und sagte: „Danke!"
In der Mittagspause kam Ron wieder zu Tonks und erzählte ihr wie er Dean bei einem Duell besiegt hatte. Er bemerkte erst inmitten seiner Erzählung, das Tonks nicht ganz bei der Sache war. „Tonks was ist los? Hast du Schmerzen?"
„Nein ... nein ...".
„Wann darfst du eigentlich hier raus?"
„Ich weiß es nicht, aber ich denke noch nicht so bald, außer es geschieht ein Wunder."
„Aber wieso? Deine Wunde am Bauch ist doch bereits verheilt. Was verschweigst du mir?" Er sah sie flehentlich an und sie drehte sich mit einem Seufzer auf ihre Vorderseite.
„Heb das Nachthemd hoch!"
Ron erstarrte als er die blauen Flecken sah. Es schien als würden sie die Farbe geändert haben. Einige waren rot, andere violett und wieder andere waren schwarz.
„Das wird Lestrange büßen!", zischte der rothaarige Junge durch zusammengebissene Zähne und zog Tonks das Nachthemd wieder zurrecht.
„Das wird sie und zwar in Azkaban oder in St. Mungo's. Kommt darauf an wie ich aufgelegt bin wenn ich hier rauskomme."
„Du willst sie suchen gehen?" Als er den entschlossenen Blick von Tonks sah fuhr er fort: „Bist du verrückt? Dir könnte sonst was zustoßen. Ärgeres als diese Flecke! Du könntest sterben! Nein du verlässt diese Schloss nicht, ich werde persönlich zu Dumbledore gehen und mit ihm sprechen."
Schön langsam wurde Tonks wütend: „Ich bin erwachsen! Ich werde mich weder von dir, noch von Dumbledore zurück halten lassen."
„Erwachsen? Du benimmst dich wie ein Kind das auf Rache aus ist.", erwiderte er und erhob seine Stimme dabei ein wenig.
„Glaubst du, nur weil du größer bist als ich und stärker müsstest du auf mich aufpassen? Ich brauche keinen Aufpasser!", schrie Tonks zurück.
„Einen Aufpasser brauchst du nicht! Dafür aber einen Babysitter! Du würdest doch sogar mitten in ein Todesser Nest stolpern, bei deiner Tollpatschigkeit."
Tonks zuckte zusammen. „Du traust es mir nicht zu sie zu finden! Warum?", wollte sie wissen. Ihre Lautstärke hatte sich wieder gesenkt. „Weil ich kleiner bin als du? Weil ich nicht so klug bin wie Hermione? Weil ich nicht so viel Leid erleben musst wie Harry? Oder einfach nur weil ich eine Frau bin und tollpatschig?"
Ron starrte sie sprachlos an und öffnete dem Mund um etwas zu sagen, doch sie kam ihm zuvor: „Geh jetzt bitte Ron!" Die Worte kamen nur als heiseres Flüstern aus ihrem Mund, doch er hatte sie sehr gut verstanden. Trotzig nickte er und schlenderte so schnell wie nur möglich aus dem Krankensaal.
Kaum war er gegangen begannen die Tränen zu fließen. Sie hatte noch nie wegen eines Jungens geweint und verfluchte sich dafür. Leise fluchend wischte sie die Tränen von ihren Wangen, doch es schienen immer mehr nachzukommen. Schließlich gab sie es auf und drehte sich zur Seite um lautlos zu weinen.
Den restlichen Unterrichtsnachmittag war Ron übelgelaunt und ließ diese Laune nicht nur an den Lehrern, auch an Harry und Hermione aus.
Schließlich reichte es Ginny und sie stellte ihren Bruder zur Rede. Er warf ihr nur einen bösen Blick zu und verschwand dann in seinem Schlafsaal.
„Anscheinend hatten sie Streit!"
„Harry? Ich glaube Ron braucht dich jetzt!" Lavender stupste ihren Freund an und scheuchte ihn zu Ron.
„Gehen wir zu Tonks! Vielleicht bekommen wir etwas aus ihr heraus.", meinte Ginny und zog Lavender und Hermione hinter sich her.
„Ihr hattet Streit?", wollte Harry von Ron wissen.
„Mhmm.", antwortete dieser nur und starrte weiter auf die Wand vor ihm.
„Um was ging es?"
„Lestrange!", knurrte Ron.
„Könntest du dich präziser ausdrücken?"
„Sie will nach ihr suchen! Alleine. Verstehst du wie das enden könnte? Tonks könnte dabei draufgehen, wegen ihrer Tollpatschigkeit."
„Das hast du ihr natürlich gesagt!"
„Klar. Ich hab ihr damit gedroht zu Dumbledore zu gehen und hab ihr gesagt das sie im Schloss bleibt!"
„Also du hast es nicht gesagt, sondern eher befohlen.", verbesserte Harry seinen besten Freund.
Dieser grummelte nur zur Antwort und ballte seine Hände zu Fäusten. „Harry es ist doch nur so das ich Angst habe sie zu verlieren, verstehst du?"
„Ich verstehe sehr gut! Aber vielleicht solltest du dich bei ihr entschuldigen?!"
„Mhmm ... vielleicht. Aber wegen was?"
„Du hast an ihren Fähigkeiten gezweifelt. Ich denke das ist Grund genug."
„Wo ist Tonks?"
„Ich habe sie vor einigen Minuten hinausgelassen. Sie darf zwei Stunden außerhalb der Krankenstation verbringen.", erklärte Madame Pomfrey und ihr Ton ließ nicht überhören, dass dies eine Anweisung des Schulleiters war und sie diese Anweisung eigentlich gar nicht billigte.
Hermione hatte plötzlich ein komisches Gefühl im Bauch und sagte zu ihren Freundinnen: „Vielleicht sollten wir Ron Bescheid geben."
Die beiden anderen nickten und sie eilten wieder in den Gryffindorturm zurück.
„Wie geht es Tonks?", fragte Harry. Er und Ron saßen auf einer Couch und hatten sich gerade noch einmal über den Streit unterhalten.
„Sie war nicht da!"
„Was soll heißen sie war nicht da?", platzte es aus Ron heraus und sprang von seinem Sitzplatz auf.
„Madame Pomfrey hat ihr zwei Stunden Ausgang genehmigt!", erklärte Ginny und sah in Rons Gesicht um irgendwelche Gefühle zu erfahren, doch alles was sie sah war Sorge.
„Verdammt! Sie wird doch nicht ... oder? Harry sie wird doch nicht?"
„Weiß ich nicht!", entgegnete Harry.
„Was wird sie nicht?"
„Sie wird doch nicht von hier verschwinden und Lestrange suchen?"
„Gehen wir sie suchen!", meinten die drei Mädchen wie aus einem Mund und rannten schon aus dem Gryffindorturm.
Mittlerweile wurde es schon dunkel. Harry und Lavender suchten Tonks im Schloss, genau wie Ginny. Hermione hatte derweilen Draco geholt und dieser hatte sich bereitwillig der Suche angeschlossen. Er suchte sie mit Hermione auf dem Gelände von Hogwarts, genau wie Ron.
„Tonks wo bist du?" Ron schrie verzweifelt nach seiner Freundin. Sie hatten nun mittlerweile schon eine halbe Stunde nach ihr gesucht und sie noch nicht gefunden.
Da erkannte er plötzlich eine schemenhafte Gestalt die unter einem Baum saß. Als die Person Ron sah stand sie auf und kam auf ihn zu.
„Tonks ich hab dich überall gesucht ... ich dachte schon ..."
„Ich war nur spazieren!", unterbrach sie ihn kühl und verdrängte die Tränen die sich wieder ihren Weg ans freie bahnen wollten.
Er überhörte ihren kühlen Ton absichtlich und zog sie vorsichtig an sich. Mit einem leisen Schluchzer lehnte sie sich an ihn und flüsterte: „Es tut mir leid ..."
„Mir auch ... Tonks ich wollte nicht so gemeine Sachen zu dir sagen ... ich mache mir nur so schrecklich viele Sorgen um dich."
Sie streichelte ihm zärtlich über die Wange und entgegnete: „Brauchst du nicht ... ich weiß schon was ich tue."
Er nahm jetzt ihre Hände und sah sie eindringlich an. „Ich hab dir etwas versprochen. Jetzt musst du mir auch etwas versprechen. Suche nicht nach Lestrange, nicht jetzt, nicht so. Irgendwann wirst du ihr im Kampf gegenüber stehen, aber such sie nicht."
Sie überlegte kurz und nickte dann. „Ich verspreche es."
Er machte wieder einen Schritt auf sie zu und wollte sie küssen, doch sie hob einen Finger hoch und meinte: „Du hast Kussverbot!"
Ron grinste und antwortete schlicht: „Okay. Entweder du küsst mich, oder ich übertrete dieses Verbot."
„Wäre ja auch nicht das erste Verbot das du übertrittst oder?", flüsterte sie neckisch und ließ es zu das er sie küsste.
„Gott sei Dank! Du hast sie gefunden ... Tonks also wirklich ...", begann Hermione, jedoch verstummte sie als sie bemerkte das keiner der Beiden ihr zuhörte.
Draco grinste seine Freundin an und machte ihr dann den Vorschlag, es Tonks und Ron gleichzutun. Doch seine Freundin verneinte lächelnd. „Zuerst müssen wir Ginny und den anderen Bescheid geben, dass alles in Ordnung ist."
„Okay. Aber danach könnten wir uns ein leeres Klassenzimmer suchen."
„Trägst du mir dann wieder ein Gedicht vor?", wollte sie grinsend wissen, während sie zurück zum Schloss marschierten.
„Pst nicht so laut! Sonst geht mein guter Ruf flöten."
Hermione zog eine Augenbraue hoch und grinste spöttisch: „Ach ja der böse Slytherin Junge ... hatte ich völlig vergessen."
Draco blieb stehen und hielt Hermione an der Hand fest, um sie daran zu hindern weiter zu gehen. Er sah ihr tief in die Augen und sagte dann: „Wärst du einer von Millionen Sternen am Himmel, dich, nur dich würde ich begehren!"
Hermiones Herz schmolz dahin und ihre Beine verwandelten sich in Pudding. Als er sie jetzt auch noch liebevoll anlächelte, knickten ihr die Beine weg und sie sank gegen ihn.
„Also sagen wir jetzt den anderen Bescheid, oder wollen wir hier Wurzeln schlagen?"
„Küss mich zuerst!", forderte Hermione und drückte auch schon ihre Lippen auf die seinen.
„Also doch Wurzeln schlagen!", lachte Draco und küsste seine Freundin noch einmal schmatzend auf den Mund.
„Wir haben sie gefunden!", verkündete Hermione, als sie endlich auf Harry, Lavender und Ginny trafen.
„Und haben sich die Beiden ausgesöhnt? Wo sind sie den?"
„Sie sind draußen und stellen den Weltrekord fürs Küssen auf.", witzelte Draco und erhielt einen Rippenstoß von seiner Freundin. „Für was war der?", wollte er gekränkt wissen.
„Dafür, dass wir den Weltrekord nicht aufstellen!", erwiderte Hermione leichthin und schlang ihre Arme um die Taille ihres Freundes.
„Verzeihung Mylady. Wir können sofort beginnen, falls Ihr es wünscht." Draco küsste sie auf ihre vollen Lippen.
„Nehmt euch ein Zimmer!", rief Lavender und lachte.
„Hatten wir gerade vor!", kicherte Hermione und zog dann Draco hinter sich her, um einen leeren Klassenraum zu finden.