Zurück nach Hause
Mrs Weasley führte sie die lange und gewundene Gasse entlang. Harry sah hierhin und dorthin und sah überall fröhliche, lachende und munter schwatzende Hexen und Zauberer. Einige blickten in Schaufenster hinein, andere lasen in Bücher, die sie gerade gekauft hatten und wiederum andere sahen sich die Eulen an, die vor Eylops Eulenkaufhaus in Käfigen schliefen oder schrieen. Schon als Harry das riesige weiße Gebäude sah, das Gringotts war, freute er sich auf die wilde Karrenfahrt. Vor der Zaubererbank wartete Mr Weasley strahlend auf sie. „Da seid ihr ja! Hab' mich schon gefragt, wo ihr bleibt. Hattet ihr Probleme mit dem Flohpulver?", fragte er an Mrs Weasley gewandt. „Nein, nein, Arthur! Es ist nur so voll. Aber das ist ja auch kein Wunder. In ein paar Tagen fängt die Schule an, da wollen alle die Schulsachen besorgen!", antwortete Mrs Weasley prompt. „Genau wie wir!", grinste Mr Weasley, „Können wir dann?"Die sieben gingen hinein und ein Kobold brachte sie zu ihren Verließen. „Oh, das ist nichts für mich", wimmerte Hermine während der rasanten Fahrt durch die Höhlen, „oh nein, ganz und gar nicht!"Sie erinnerte Harry an Hagrid. Auch er konnte die Karrenfahrt nicht vertrage. Wie es Hagrid jetzt wohl ging? Doch Harry kam nicht mehr dazu darüber nachzudenken, denn in diesem Moment waren sie bei seinem Verließ angekommen. „Hohl dir das was du brauchst, mein Lieber!", sagte Mrs Weasley freundlich, wie es immer ihre Art war, wenn sie mit ihm sprach. Harry schwang sich aus dem Karren, ging hinein, schnappte sich das nötige Gold um seine Schulsachen zu kaufen und ging dann wieder zu Mr und Mrs Weasley, die Beide vorne vergnügt miteinander redeten, zu Ron, der über die grün angelaufene Hermine kicherte und zu Ginny deren langes Haar durch die schnelle Fahrt sehr zerzaust aussah. Als sie wieder in der Eingangshalle ankamen, ging Hermine ( jetzt nur noch bleich um die Nase) zu einem Schalter in der Nähe um ihr Muggelgeld umzutauschen. Die Taschen voll klimpernder Goldmünzen bahnten sie sich ihren Weg durch die Gasse. „In einer Stunde treffen wir uns bei Florish & Blotts. Vertreibt euch die Zeit schön!", sagte Mrs Weasley und ging in Richtung Apotheke davon. Ginny blickte sich um. „Suchst du jemanden?", fragte Ron. „Ja, Luna und ich wollten uns hier treffen", sagte sie und reckte den Hals um über die Menge sehen zu können. „Da vorne ist sie! Ich geh' dann jetzt, bis nachher", sagte sie und mit diesen Worten war sie verschwunden. „Wollen wir Fred und George besuchen gehen?", fragte Ron. „Gute Idee, ich möchte ihren Laden sehen", sagte Harry und die drei machten sich auf den Weg. Harry sah schon von weitem das riesige Schild mit der Aufschrift „Weasleys zauberhafte Zauberscherze". „Sie haben den Namen also beibehalten?", fragte Harry Ron. „Ja!", sagte Ron knapp. „Der Laden ist echt cool, ich muss schon sagen. Was die da alles verkaufen ist echt wahnsinnig! Mum ist gar nicht begeistert, sie meint, vieles davon sei zu gefährlich um es zu verkaufen."Er ergriff die Türklinke und sie traten ein. „Ich glaube, deine Mum hat gar nicht so unrecht, Ron", sagte Hermine, als sie sich umsah. Freds und Georges Laden war vollgestellt mit bunten Pastillen und riesigen Feuerwerkskörpern, kleinen und großen Gläsern, die mit verschiedenen Sachen gefüllt waren. Mit unterschiedlichen Figuren, und Geräten, die alle samt sehr merkwürdig und einige davon sogar gefährlich aussahen. Harry starrte gerade mit offenem Mund einen Apparat an, der viele kleine Saugnäpfe an sich hatte, als Fred hinter der Ladentheke erschien. „Hey George, Besuch!", reif er und kurz darauf erschien sein Zwillingsbruder neben ihm. Beide strahlten Harry, Ron und Hermine an. „Harry und Hermine wollten mal euren Laden sehen", sagte Ron ganz gelassen. Er schien sich an den Anblick des bunten Wirwars in Freds und Georges Laden schon gewöhnt zu haben. „Hallo", sagte George zu Harry und Hermine, die sich Beide mit geweiteten Augen im Geschäft umsahen. „Den Blick hatte Mum auch drauf als sie hier zum ersten mal drin war, weißte noch George?", sagte Fred und grinste milde. „Es ist toll!", sagte Harry schnell, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass er den Laden nicht mochte. Denn eigentlich war Freds und Georges Scherzladen- und man konnte es nicht bestreiten- cool. Auch wenn das Zeugs gefährlich aussah, irgendwie reizte es Harry schon etwas davon auszuprobieren. „Ich weiß nicht", sagte Hermine skeptisch, „Das Zeug sieht mir etwas gefährlich aus."„Ganz wie Mum, nicht wahr Fred? Es ist aber nicht gefährlich", gab George zurück. „Wir haben es nur so gemacht, weil wir dachten, dass hat auf unsere Kunden vielleicht mehr Anreiz. Außerdem finden wir es ganz witzig, das ist doch nicht verboten oder?", meinte Fred. Hermine schien jedoch noch nicht richtig überzeugt. Fred ging in einen Hinterraum und kehrte mit einem großen Apparat zurück, der ganz dem Schema des Geschäfts entsprach. „Drück mal auf diesen Knopf!", sagte Fred zu der misstrauisch dreinblickenden Hermine. Sie zögerte. „Mach ruhig! Vertrau uns!", sagte George und lächelte sie an. Langsam streckte Hermine ihren Finger aus und drückte dann den kleinen roten Knopf an dem Apparat. Ein lauter Knall und Hermine war verschwunden. „ Wo ist sie hin?", fragten Harry und Ron wie aus einem Mund. „Guckt doch mal runter", sagte Fred. Auf einmal spürte Harry etwas an seinem Bein entlang schleichen. Er blickte nach unten und sah eine Braune Katze mit recht buschigem Fell. Hm komisch, dachte Harry, die sieht irgendwie aus wie... „Hermine, als Katze!", nuschelte Harry vor sich hin. „Genau", sagte Fred begeistert, „ Jeder verwandelt sich für ein paar Minuten in das Tier, dass er am liebsten mag. Sie wird gleich wieder sie selbst sein."Und kaum war Fred mit dem Reden fertig, da war Hermine auch schon wieder Hermine. „Huh", sagte sie, „jetzt weiß ich, wie das alles für Krummbein aussieht."Sie lachte und die anderen stimmten mit ein. Nach dem Besuch bei Fred und George, gingen die Drei zu Fortescues Eissalon und bestellten sich jeder einen großen Eisbecher mit Sahne. Die restliche Zeit gingen sie zu Qualität für Quidditch, zu Schreiberling, wo sie sich mit neuer Tinte, Pergament und einigen Ersatzfedern eindeckten und zur Apotheke, wo Hermine sich noch etwas Wolfswurz kaufen wollte. Zufällig trafen sie dort auch Cho. „Hallo, Harry!"„ Oh, hallo Cho", antwortete Harry. Irgendwie war er sehr nervös. „Ron, kommst du bitte mal her ich hab da mal eine Frage an dich wegen diesem Kraut", sagte Hermine in sehr bedeutsamen Ton zu Ron. „Was denn für ein Kraut?"Ron war vollkommen verdutzt. „Na du weißt schon", sagte Hermine und weitete die Augen, „dieses Kraut von dem du mir heute Morgen erzählt hast."Nun schien Ron die Welt nicht mehr zu verstehen. „ Ach, komm' einfach mit", sagte Hermine und zog Ron am Arm in die Apotheke hinein. „Ähm", sagte Harry verlegen, denn so richtig wusste er nicht was er sagen sollte. „Ist echt toll hier, oder?"Oh nein, ich Idiot, dachte Harry, da hätte ich ihr ja gleich sagen können was für schönes Wetter wir haben. Doch Cho antwortete trotzdem. „Ja, hast du schon den Laden von den Weasleys gesehen?", fragte sie etwas nervös. „Ja. Es ist toll da drin", sagte Harry. „Ach, und wusstest du schon, dass es dieses Jahr in Hogwarts einen Valentinstagsball geben soll?", sagte Cho. „Ach, nein wirklich?", sagte Harry und versuchte so viel wie möglich Interesse in seine Stimme zu legen. Eine kurze Pause trat ein, in der beide betreten hier und dort hin schauten, nur nicht sich in die Augen. „Nu, ähm, ich muss los. Meine Eltern warten auf mich bei Florish & Blotts. Zum Bücher kaufen versteht sich", sagte Cho dann. „Tja, wenn du gehen musst, dann musst du wohl gehen", sagte Harry und hätte es am liebsten sofort zurück genommen, denn etwas Blöderes hätte er wirklich nicht sagen können. „ Also, dann... wir sehen uns in Hogwarts!", sagte Cho und verschwand in der Menge. „Wir sehen uns dann in Hogwarts", rief Harry ihr nach. „Hoffe ich zumindest", fügte er leise hinzu, so dass nur er selbst es hörte.
„Und?", fragte Hermine wenig später als Harry, Ron und sie sich auf den Weg zur Buchhandlung machten. „Was und?", fragte Harry verdutzt. „Und was wolltest du jetzt wegen dem Kraut?", fragte Ron verdattert. „Oh Ron, ich hab das doch nur gesagt, damit Harry und Cho alleine reden konnten. Und das wollte ich dich jetzt auch fragen, Harry. Wie ist es gelaufen?"„Ich hab nur dummes Zeug gelabert und sie war auch nicht viel besser", sagte Harry und seufzte, „Aber lasst uns bitte von etwas anderem reden, ja?"Hermine fing ein anderes Thema an. „Habt ihr schon gehört, dass es in Hogwarts..."„Einen Valentinstagsball geben wird? Ja. Cho hat es mir gerade erzählt", vollendete Harry Hermines angefangenen Satz. „Und?"„Was denn jetzt schon wieder und?"Harry verstand einfach nicht, was Hermine jetzt schon wieder von ihm wollte. „Na ja, hast du sie gefragt, ob ihr da zusammen hingehen wollt?", fragte Hermine in ihrer das- ist- doch- wohl- klar- Stimme. „Nein, sollte ich das?", fragte Harry und ihm wurde jetzt bewusst, dass Cho wahrscheinlich genau das beabsichtigt hatte. „Meinst du sie hat es dir erzählt, damit eure Unterhaltung besser läuft?"„Bei dem Gespräch, hätte man das annehmen können", sagte Harry und zog die Brauen hoch. „Ich glaube ich habe noch nie größeren Schwachsinn von mir gegeben, als vorhin."„So schlimm kann's doch gar nicht gewesen sein", meldete sich nun Ron zu Wort. „Als sie gehen wollte hab ich gesagt, 'Tja wenn du gehen musst, dann musst du wohl gehen' und du sagst, dass wäre nicht schlimm", sagte Harry aufgebracht. „Ich nehm' alles zurück", sagte Ron und Hermine knuffte ihn in die Seite. Harry wirkte sehr niedergeschlagen. „Kommt!", sagte er zu seinen beiden Freunden, die ihn halb mitleidig anstarrten, „ Wir sind da."Sie betraten den unerhört volle Laden. Man konnte es nicht vermeiden jemanden anzurempeln. Als sie sich dann endlich zu dem Regal hindurch gekämpft hatten, wo die anderen Weasleys standen, sagte Mrs Weasley: „Sucht nur schnell eure Bücher die ihr braucht zusammen, damit wir hier raus kommen. Ich will nicht, dass so etwas passiert wie letztes Mal als der Laden so voll war!"Harry erinnerte sich an die Schlägerei von Mr Weasley und Lucius Malfoy, dem Vater von Harrys Erzfeind Draco Malfoy. Sie taten wie ihnen geheißen, bezahlten und versuchten aus dem vollgepropften Laden heraus zu kommen, als ihnen an der Tür ein hellblonder Schopf auffiel. „Oh nein", sagte Hermine und verdrehte die Augen. „Malfoy", sagten Harry und Ron wie aus einem Munde und mit so viel Hass in der Stimme, dass man denken konnte, gleich würden sie losrenne und Malfoy erwürgen. „Arthur, wenn Malfoy irgendeine Gemeinheit sagt, dann lass dich nicht darauf ein. Wir wollen heute kein blaues Auge bei dir sehen!", sagte Mrs Weasley hektisch und aufgeregt zu ihrem Mann. „Schon gut, Molly, ich hab mich vollkommen unter Kontrolle", antwortete Mr Weasley und auch er schien nicht weniger Hass in der Stimme zu haben, als die beiden Jungen. Sie traten auf die Tür zu. „Ah, Mr Weasley!", sagte Lucius Malfoy. Die ganze Truppe, bestehend aus Mr und Mrs Weasley, Harry, Ron, Hermine und Ginny, blieb stehen. „ Na, Potter, hast du dich gerade nett mit Diggorys Freundin unterhalten?", sagte Malfoy mit einem gemeinem Grinsen auf dem Gesicht. „Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte", erwiderte Harry kühl. Die elektrische Spannung zwischen Mr Malfoy und Mr Weasley, sowie die zwischen Draco und Harry, Ron und Hermine schien sich mehr denn je aufzuladen. „Kommt schon, lasst uns gehen", sagte Mr Weasley und seine geballte Faust zitterte. „Wir sehen uns in Hogwarts, Potter", sagte Malfoy, doch es war nicht annähernd so freundlich, wie das von Cho. Sie verließen den Laden. „Einen Moment sah es so aus, als wolltest du Malfoy eine verpassen, Dad!", sagte Ron zu seinem Vater. „Wollte ich auch", sagte Mr Weasley und atmete tief ein, „Aber dann hab ich mich daran erinnert, dass es den Orden gibt. Oh Molly, ich schwöre dir, dieses Jahr krieg ich ihn dran. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue!"Mr Weasley brodelte förmlich vor Wut. Seine Frau versuchte ihn etwas zu beschwichtigen. „Arthur, werf' nicht mit Kürbissen, wenn du im Glashaus sitzt! Wir schaffen das schon. Du wirst sehen, Malfoy wird seine gerechte Strafe bekommen."„Oh, das hoffe ich auch!" „Kinder, wir müssen noch mal zum Hauptquartier. Ihr habt doch nichts dagegen, oder?", fragte Mrs Weasley die vier. Ron, Hermine und Ginny sahen aus den Augenwinkeln zu Harry. Dem war das peinlich bewusst. Eigentlich wollte er nicht dort hin. Er wusste, dass alles dort ihn an Sirius erinnern würde. Doch trotzdem, sagte er: „Nein, haben wir nicht, oder?", fügte Harry hinzu und sah die anderen an. Die schüttelten eifrig die Köpfe. Sie nahmen Die U- Bahn und gingen dann zwischen den Häusern 11 und 13 entlang. Alle stellten sie sich den Orden des Phönix vor und schon konnten sie in das Haus eintreten. „Wir müssen dann sofort zu einer Versammlung", sagte Mrs Weasley im Flüsterton, um das Portrait von Mrs Black nicht aufzuwecken. Sie und Mr Weasley gingen nach unten in die Keller. Harry, Ron, Hermine und Ginny gingen in das Zimmer, in dem Harry und Ron letztes Jahr geschlafen hatten. Dort setzten sie sich auf die Betten. Harry und Ron auf das eine, Hermine und Ginny auf das andere. Ron, Hermine und Ginny überlegten, was der Orden gerade beschloss, zu unternehmen. Harry jedoch schwieg beharrlich und hörte nur zu. Irgendwann begann er zu träumen, ja so musste es gewesen sein. Er sah Sirius und sich in dem Raum, wo Sirius früher Seidenschnabel gehalten hatte. Sirius saß bei dem Tier und er, Harry, stand an der Tür. Harry ging auf Sirius zu, der ihn anlächelte. „Sirius", flüsterte Harry. Er bemerkte, wie es um ihn ruhig wurde. Eigentlich wollte Harry nicht, aber er öffnete die Augen. Ron, Hermine und Ginny starrten ihn an. „Was?", fragte Harry, denn er wusste tatsächlich nicht, warum die drei ihn so anstarrten. „Harry, geht's dir gut?", fragte Hermine mit leicht geöffnetem Mund. „Ja, klar", sagte Harry. Er war schockiert, dass sie ihn nun schon für verrückt hielten, wenn er sich nicht an ihrem Gespräch beteiligte. „Du hast gerade von Sirius gesprochen", sagte Ron mit leiser Stimme. „Ach quatsch, das habt ihr euch nur eingebildet", sagte Harry und hielt damit die Sache für beschlossen. „Du glaubst, dass wir uns einbilden, dass du klar und deutlich Sirius, komm zurück gesagt hast?", sagte Ginny. „Was hab ich?", fragte Harry verdutzt. „Du hast gesagt,...", fing Ron an. „Ich weiß was ich gesagt habe. Ich meine ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass ich es gesagte habe, versteht ihr?", sagte Harry. Die anderen sahen ihn verwirrt an. „Ehrlich gesagt", sagte Hermine, „ach, wie soll ich das nur ausdrücken... Nein!" „Also ich meine, das ich schon verstanden habe, was Ginny gesagt hat. Ihr wisst schon, das was ich gesagt haben soll. Klar soweit?", sagte Harry und Ron, Hermine und Ginny nickten. „So, aber mir ist nicht bewusst, dass ich es gesagt habe. Ich hab es nicht bemerkt, jetzt kapiert?"Wieder nickten sie und sahen ihn weiter an. „Noch was?", fragte Harry und es kam etwas aggressiver rüber, als es eigentlich sein sollte. Nun sahen die drei auf den Boden. „'Schuldigung", sagte Harry, „War nicht so gemeint." „Harry, wenn du mit uns reden willst, dann tu das. Das ist okay", sagte Hermine und Ron gab ihr mit einem eindeutigen Kopfrucken seine Zustimmung. Sie redete weiter. „Als meine Großmutter gestorben ist, da war ich auch sehr traurig, aber..."Weiter kam sie nicht, denn Harry unterbrach sie. „Schon gut! Mir geht's toll, okay! Ich hab mich noch nie besser gefühlt. Warum sollte es mir auch schlecht gehen?", brüllte er. Hermine und Ron sahen wieder betreten zu Boden. Und dann- KLATSCH! Ginny war vom Bett aufgesprungen, zu Harry gegangen und hatte ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. Harry hielt sich die Wange und sah Rons Schwester bestürzt an. „Mensch, Harry, krieg' dich wieder ein!", sie war außer sich vor Wut, „Du musst endlich akzeptieren, dass Sirius tot ist. Glaubst du für uns andere ist das leicht? Du bist nicht der Einzige, der Sirius gemocht hat! Und Ron und Hermine versuchen dir zu helfen und du Idiot schreist sie deswegen an. Komm mal wieder auf den Boden der Tatsachen!"Das hatte gesessen. Sie hatte Recht, das wusste Harry, doch wollte er es nicht zugeben. Natürlich hatten die anderen Sirius auch gemocht, aber er war immerhin sein Pate und der einzige Mensch den Harry aus seiner Familie noch hatte (zumindest, der einzige freundliche Mensch aus seiner Familie). Harry drehte sich um und ging auf die Tür zu. Er wollte alleine sein, um nachzudenken, um traurig zu sein. So genau wusste er das nicht. Doch wieder war es Ginny die ihn aufhielt. „Du wirst jetzt sofort mit den Beiden reden", sagte sie energisch. „Und dann?", fing Harry in ruhigem Ton an, „Was ändert das dann? Nichts. Ron und Hermine wüssten genau über mich bescheid, doch das würde ihnen auch nichts nützen. Wie wollten sie mir denn dann helfen?" Harry hatte Wut im Bauch. Er hätte am liebsten so laut geschrieen, wie es ihm seine Stimme erlaubte. Doch in diesem Moment spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Es war Ron. „Harry...", fing er an doch wusste nicht so recht was er sagen sollte. Hermine kam und umarmte Harry. „Harry wir wissen was du durchmachst, auch wenn du glaubst, dass wir es nicht tun. Aber wir sind deine Freunde, du kannst es uns erzählen. Wir wollen dir doch nur helfen", schluchzte sie. Harry kam sich schlecht vor. Er hatte sie angeschrieen und ihnen den Rücken gewandt und Ron und Hermine wollten ihm nur helfen. Er wusste das er einen großen Fehler gemacht hatte. „Es ist ja wirklich nett, dass ihr mir helfen wollt", sagte Harry, „aber ich möchte nicht darüber sprechen, versteht ihr?"„Das hättest du uns sagen können. Wir hätten das doch verstanden!", sagte Ron. „Es tut mir Leid", sagte Harry. „Es braucht dir nicht Leid zu tun. Sag' uns einfach bescheid, wenn du reden möchtest. Wir hören dir zu", sagte Hermine und Ron und sie lächelten Harry an. Harry lächelte matt zurück. „So, das wäre getan", sagte Ginny mit triumphierendem Blick. „Übrigens", sagte Harry und sah Ginny an, „Das hat irre weh getan, weißt du das eigentlich?"„Ja, und du hattest auch bitter nötig!"Ron kicherte. „Was gibt's denn da zu lachen?", fragte Harry und musste lächeln. „Netter Abdruck!", gluckste Ron. Harry musste lachen und auch Hermine und Ginny stimmten mit ein.
Den Rest des Tages verbrachten sie damit, neue Strategien auszugrübeln, wie sie Malfoy eins auswischen könnten. Zumindest taten dies Harry und Ron. Hermine und Ginny diskutierten ausgiebig darüber, ob Ginny das Richtige getan hatte, als sie wieder mit Michael etwas anfing. Als die Sitzung des Ordens vorbei war, fuhren sie wieder in den Fuchsbau, wo Mrs Weasley etwas köstliches zu essen zauberte ( im wahrsten Sinne des Wortes ). Danach waren sie alle so müde, dass erst Ginny, dann Hermine und schließlich auch Harry und Ron sofort nach dem Abendessen zu Bett gingen. Sie alle schliefen ohne auch noch einmal mit der Wimper zu zucken ein und selbst Harry hatte in dieser Nacht keine Alpträume von Sirius oder dem Friedhof.
Am nächsten Tag passierte nicht gerade sehr viel, abgesehen davon, das Errol während des Frühstücks durch das Fenster in die Spüle krachte. Doch selbst das war nicht sonderlich spannend. Ron meinte, das hätte die alte Eule letzten Dienstag schon einmal getan. „Ich freue mich schon wieder richtig auf Hogwarts, ihr nicht?", sagte Hermine. Hogwarts. Der Ort, den Harry am meisten mochte, noch mehr als den Fuchsbau sogar. Dort war sein zu Hause nicht bei den Dursleys oder bei den Weasleys. Auch wenn die Weasleys tausendmal so nett zu ihm wären wie jetzt, seine Meinung würde er nicht so schnell ändern. Hogwarts hatte für Harry etwas, das er nirgendwo anders fand. Es hatte etwas geheimnisvolles an sich. Und zugleich etwas offenes, als ob er es besser kennen würde, als seine Westentasche. Hogwarts strahlte eine gewisse Gefährlichkeit aus, aber zugleich war es beschützend und behaglich. Harry nickte und lächelte milde, um Hermines Frage zu beantworten. „Na dann, habt ihr ja Glück, dass es übermorgen schon los geht", sagte Mrs Weasley. „Was?", fragte Harry, „Übermorgen?"„Ja, mein Lieber, habt ihr schon die Zeit vergessen, oder warum erstaunt dich das so?", fragte sie und kicherte dann. „Sehr witzig, Mum!", gab Ron zurück, „Natürlich nicht! Aber wir..."„Aber ihr, was?", fragte Mrs Weasley mit hochgezogenen Brauen. „Freut ihr euch schon auf den Unterricht?"„Ja, klar Mum, ganz besonders auf Zaubertränke!", sagte Ron in sehr ironischem Ton. Harry und Hermine lachten. Der restliche Tag und der darauf folgende gingen ziemlich schnell vorbei. Für Harrys Geschmack etwas zu schnell. Denn kaum hatte Mrs Weasley gesagt, in zwei Tagen ginge es wieder in die Schule, da war es auch schon der Abend vor der Abfahrt und Harry hatte noch nicht einmal ein paar Socken in seinen Koffer gepackt. Mrs Weasley kochte wie immer für sie. Bill, Charly und die Zwillinge waren auch wieder mit dabei. Nach dem Essen war Harry so müde, dass er am liebsten einfach in sein Bett gefallen und eingeschlafen wäre. Aber er musste ja noch seinen Koffer packen. Dabei fand er wieder die Scherben des Spiegels den Sirius ihm einmal gegeben hatte. Harry spielte mit dem Gedanken sie wegzuschmeißen, überlegte es sich jedoch anders. Er wickelte sie in ein paar Socken zu seinem Spickoskop. Nach einer halben Stunde war er dann endlich fertig und konnte sich endlich in sein warmes und gemütliches Bett legen. Er schlief ohne auch nur einen weiteren Gedanken ein.
Das Erste das Harry am nächsten Morgen sah, war Rons roter Schopf, der sich direkt über ihm befand. „Aufstehen! Los, beeil dich. Wir haben verpennt! Mum dreht schon völlig durch!"Harry stand auf zog sich so schnell wie es möglich war an und rannte dann mit Ron zusammen runter um ein kleines Frühstück hinunterzuschlingen. Zwischendurch rief Mrs Weasley hektisch „Beeilt euch, beeilt euch!"was auch nicht sonderlich hilfreich war, wo sie eh schon alle durch das Haus rannten wie von der Tarantel gestochen. Der eine trug seinen Koffer die Treppe runter, der andere wollte rauf. Mindestens alle fünf Minuten knallten zwei von ihnen zusammen. Als sie dann endlich alle ihr Gepäck beisammen hatten luden sie alles in ein vom Ministerium zu Verfügung gestelltes Auto. Mr Weasley half ihnen dabei. Sie fuhren in einem Tempo, dass Hermine schon wieder leicht grün anlaufen ließ. Am Bahnhof gingen sie wie gewöhnlich durch zu Gleis neun drei viertel, stiegen schnell in den Zug, schnappten sich ein Abteil in dem sie ihre Koffer verstauten und gingen dann noch einmal auf den Bahnsteig. Dort verabschiedeten sie sich von Mr und Mrs Weasley. Doch viel Zeit verbrachten sie nicht mehr auf dem Bahnsteig, denn ein greller Pfiff ertönte, der ihnen, Harry, Ron, Hermine und Ginny sagte, dass sie einsteigen mussten. Sie lehnten sich noch aus dem Fenster und winkten. Dann waren Mr und Mrs Weasley und der Bahnhof verschwunden. Harry ließ sich auf den Sitz fallen und Hermine sah ihn an. „Geht's dir gut?", fragte sie. Eigentlich ging Harry diese Frage die letzte Zeit auf die Nerven, doch diesmal konnte er ganz offen und ehrlich sagen, dass es so war.
