Snape Manor Teil 2

Disclaimer: Immer noch gehört mir nix und Joanne K. Rowling alles!

Warnung: Missbrauch, Gewalt, Ritzen und Selbstmord Gedanken, eventl. auch Slash. Wer dass nicht lesen möchte weiß ja wo's hier wieder raus geht.

A/N: Vielen Dank für eure zahlreichen Reviews. Die Story wird auf jeden Fall weiter geschrieben. Ich habe nicht vor damit auf zuhören, auch wenn es in letzter Zeit den Anschein hatte. Es wird wohl mit den anderen Kaps auch etwas länger dauern, da ich im Januar mein zweites Kind erwarte und deshalb viel Stress und leider wenig Zeit habe. Doch ich werde weiter machen, auch wenn es etwas dauern wird. Ich hoffe, ihr bleibt mir treu erhalten und werdet auch weiterhin so tolle Reviews schreiben ;-)

A/N 2: Dies ist wie Kap 3 noch nicht gebetat. Wenn ich die Beta Versionen bekomme, werde ich diese dann hoch laden. Im dritten Teil von Snape Manor geht's dann endlich zu Severus Anwesen.


Das geschah vorher:

Er nahm erneut einen Schluck. Ja, Severus Snape, war die beste Lösung. Für Severus und für Harry. Er stellte die Tasse auf die Untertasse. „Minerva?"Minerva schaute auf und blickte ihn neugierig an. „Ja, Albus!"„Ich weiß nun, in welche Obhut wir Harry geben können!"Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich ein wenig. „Und wer?"Dumbledore antwortete nicht sofort sondern stand auf und ging hinüber zum Kamin. Er nahm eine Prise vom Flohpulver, welches in einer Keramik Schale auf dem Kaminsims stand, und warf es in die lodernden Flammen. „Severus Gemächer!", rief er schließlich laut und deutlich.

Minerva verschluckte sich fast an ihrem Tee und wollte gerade etwas erwidern, als sie einen verärgerten Blick von Dumbledore vernahm.


Der volle Mond schien über der Landschaft unter ihm und tauchte sie in ein silbernes Licht. Nachtaktive Tiere huschten über den Erdboden. Ihre Pfoten wirbelten den Staub der Erde auf und die ausgedörrten Gräser raschelten unter ihren Pfoten. Eine unscheinbare, kleine Kreatur blieb vor einem riesigen mit Moos bedeckten Stein stehen und hob seinen zierlichen Kopf. Seine Schnurrhaare zuckten gen Himmel, als wittere es die leise Gefahr, die immer näher kam. Mit einem lauten, angsterfüllten Quicken lief es von dannen und hinterließ eine feine Staubwolke hinter sich. So schnell es seine kleinen Beinchen zuließen, verschwand es im nahe gelegenen Waldstück.

Mit einem leisen ‚Plop', erschienen sechs dunkle Gestalten, an genau der Stelle, an der die unscheinbare Kreatur eben noch gelauert hatte. Die dunklen Gestalten trugen schwarze Umhänge, die Kapuze über den Kopf gezogen und das Gesicht mit einer silbernen Maske bedeckt. Es war eine kleine Gruppe von Todessern, die sich in einem Kreis aufgestellt hatten und nun auf ihren Herrn und Meister warteten.

An dem teuren Stoff ihrer Umhänge konnte man erkennen, dass fünf der Todesser einen sehr hohen Rang (unter den Todessern) hatten und zum Inneren Circel von Lord Voldemort gehörten. Die Umhänge raschelten im seichten Wind der Nacht. Keiner sprach ein Wort.

In weiter Ferne hörte man einen Wolf den Vollmond anheulen.

Fünf der Todesser wirkten gefasst und gefühlsmäßig kalt. Nur einer war nervös und ängstlich. Es war ihm anzumerken, dass er lieber woanders gewesen wäre, als an diesem düsterem Ort. „Reiß dich zusammen, Severus!", zischte ein Todesser neben ihn. Schuldbewusst hob er seinen Kopf und schaute den Todesser entschuldigend an. „Es tut mir leid, Vater!", flüsterte Severus reuevoll. Wieder richtete er seinen Blick auf den Boden.

Schließlich erschien dann, der dunkelste Zauberer aller Zeiten, mit einem lauten ‚Plop' in der Mitte seiner treuen Anhänger. Die Todesser ließen sich synchron auf die Knie fallen und senkten demütig den Blick vor ihrem Meister.

Severus war vom Dunklen Lord alles andere als angetan. Doch seine Eltern erwarteten von ihm, dass er sich dem Dunklen Lord anschloss. Seine Eltern, Seraphina und Serpus Snape, waren loyale Anhänger und erzogen ihren Sohn ganz nach den Prinzipien des Dunklen Lords. Mehr als nur einmal hatte er den Cruciatus in seiner Kindheit über sich ergehen lassen müssen, wenn er nicht so dachte, wie man es von ihm verlangte. Ihm wurde immer und immer wieder eingebläut, dass Muggelgeborene, also Schlammblüter, der Zauberei nicht würdig seien und ausgerottet werden mussten. Doch er hatte einen ganz anderen Standpunkt. Für ihn waren Muggelgeborene genauso würdig und gute Zauberer, wie die Reinblüter.

Sein Magen verkrampfte sich, als vor ihm der Dunkle Lord stand und ihn von oben bis unten musterte. Er hasste den Lord, mehr als alles andere auf dieser Welt, doch hatte er keine andere Wahl, wenn er überleben wollte. In dieser Nacht, die sein Leben prägen würde, sollte sein Schicksal als Todesser besiegelt werden. Es gab nun kein zurück mehr, für den 17-jährigen Hogwarts Schüler.

Mit einem Wink gab Lord Voldemort seinen Anhänger zu verstehen, dass sie sich erheben sollten. Die Todesser gehorchten und standen nun mit gesenkten Köpfen vor Lord Voldemort. Er trat vor dem jungen Slytherin und konnte die Angst und die Nervosität des Jungen riechen. Ein höhnisches Grinsen überzog das hässliche, vernarbte Gesicht des Dunklen Lords. Nach endlos scheinenden Minuten, die für Severus langsam zu einer Qual wurden, ließ der Dunkle Lord seinen Blick von ihm ab und wandte sich an seinem Vater, der Stolz neben seinem Sohn stand.

„Nun, Serpus, mein treuer Freund, ist er bereit?"Der Angesprochene verbeugte sich tief und ehrfürchtig. „Ja, mein Lord!", antwortete Serpus Snape mit kalter, emotionsloser Stimme, seinem Meister. Voldemort lachte schrill auf. So mochte der Dunkle Lord seine Anhänger am liebsten; ehrfürchtig vor ihm im Dreck kriechend. „Malfoy!", zischte Voldemort und ein weiterer Todesser, dessen Gesicht man nicht erkennen konnte und nur die silbrig-blonden Haare hervorlugten, trat aus dem Kreis auf Voldemort zu. „Ja, mein Lord?"„Der Kelch!", herrschte er diesen an, bevor er verkündete: „ Die Zeremonie kann beginnen!"

„Severus! Severus!"Diese Stimme! Sie kam Severus so bekannt und vertraut vor, doch konnte er sie zunächst nicht einordnen. Hektisch und mit gehetztem Blick schaute sich der junge Mann um. Wie aus einem Nebel heraus, vernahm er die Geräusche um ihn herum. Langsam verblasste die Umgebung. Ein Wirbel umhüllte ihn und zog ihn aus dem Traum hinaus in die Realität.

Severus schreckte aus seinem Traum auf. Kalter Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet. Verwirrt und desorientiert schaute er sich um. Nur ganz langsam vernahm er die vertraute Umgebung seiner Räume im Kerker. Er war nicht mehr der verängstigte 17-jährige Hogwarts- Schüler an dem düsteren Ort, sondern der Mittdreißiger, verbitterte Zaubertränke Meister und Ex-Todesser.

Noch immer hielt er in seiner zittrigen Hand das Whiskey Glas. „Severus!", kam erneut diese Stimme, diesmal aber aus dem Kamin. Severus Kopf schnellte herum und mit ausdruckslosem Blick starrte er in den Kamin, in dem das gutmütige Gesicht des Schulleiters zu sehen war. Severus bemerkte, dass das – für ihn – so nervige Zwinkern in den fröhlichen Augen des Schulleiters zurückgekehrt war. Severus seufzte schwer.

„Albus!", kam die müde Antwort. „Auf ein Wort, Severus?"Severus nickte nur, erhob sich schwerfällig und müde, aus seinem Lieblingssessel und machte sich – mit wehendem Umhang – auf dem Weg in das Büro des Schulleiters.

- - - - - - - - - - - -

Schwerfällige, bleierne Dunkelheit hatte Harry umhüllt. Nichts als Schwärze umgab den 15-jährigen. Sein Körper fühlte sich wie von einem Lkw überrollt an. Sein Körper war eine Masse aus purem Schmerz, anders konnte er es nicht erklären. Sein Geist arbeitete auf Hochtouren. Er wollte raus aus dieser erdrückenden, alles verschlingenden Schwärze.

Schwach konnte er sich noch an die Gegenwart seines, ach so verhassten Zaubertränke Meisters, erinnern. Doch dann verblassten seine Erinnerungen auch schon wieder. Er wusste nicht, wo er war oder ob er in Sicherheit war. Dennoch sagte ihm eine Stimme, dass ihm nichts mehr passieren würde. Woher kam diese Stimme und zu wem gehörte sie? Zu verzerrt war die Stimme, als dass er sie einordnen hätte können.

Er konzentrierte sich auf die Geräusche, die außerhalb der alles verschlingenden Schwärze lagen und mit der Zeit wurden sie immer deutlicher. Plötzlich vernahm er das Geräusch einer Feder, die eilig über ein Stück Pergament huschte. Zum ersten Mal seit Beginn der Ferien, lächelte er. Die Stimme hatte Recht. Er war in Sicherheit. Er war in Hogwarts. Im Krankenflügel. Merklich entspannte er sich und wartete sehnlichst darauf, aus dieser Dunkelheit entfliehen zu können. Und dafür würde er kämpfen.

- - - - - - - - - - - -

Severus kam im Büro von Albus Dumbledore an. „Danke, das du gekommen bist!", begrüßte Albus Dumbledore seinen jungen Freund. Severus erwiderte den Gruß mit einem knappen und müden Nicken. Er setzte sich in einen Stuhl, der neben Minerva stand, und schaute seinen Freund und Mentor erwartungsvoll an. Seine Neugierde und Besorgnis um Potter – Moment Mal! Besorgnis um Potter? Nein, das Streichen wir mal! – war gut hinter seiner emotionslosen Maske verborgen.

„Tee? Lemon Drop?"Albus konnte es einfach nicht lassen! Severus rollte mit den Augen und seufzte. Lemon Drop? Nein Danke! „Nur einen Tee!", grummelte er genervt. Albus lächelte ihn an und da war schon wieder dieses verflixte Zwinkern. Argh, es konnte ihn verrückt machen!

Albus schwang seine Hand durch die Luft. Eine Tasse mit heißem und wunderbar riechendem Tee, erschien vor Severus. Dankend nahm er sie an sich. Er führte die Tasse an den Mund – den Schulleiter keinen Moment aus den Augen lassend – und nahm einen kräftigen Schluck des schwarzen Tees. Schön stark – ohne Milch und Zucker- so mochte er ihn am liebsten!

Endlich durchbrach Albus die angespannte Stille und unterbreitete seinem Zaubertränke Meister seinen genialen Plan.

Severus hörte dem Schulleiter aufmerksam zu. Er riss weit die Augen auf und starrte den Schulleiter entsetzt und empört an. Er sollte bitte was? Diese lästige Göre mit nach Snape Manor nehmen und sich um den Goldenen Gryffindor kümmern? Trotzig reckte er das Kinn nach vorne. Sollte doch Minerva sich um Potter kümmern, schließlich war sie seine Hauslehrerin. Er war verdammt noch mal ein Slytherin und hatte andere Probleme, um die er sich kümmern musste!

„Albus, das. Kann. Nicht. Dein. Ernst sein?! Ich und Potter?", er spie den Namen verächtlich aus. „NIEMALS! Nein, das geht nicht!", seine Stimme nahm einen gefährlichen Unterton an und selbst die Erstklässler wussten schon nach den ersten Tagen in Hogwarts, sich jetzt lieber in Luft auf zu lösen. Doch Albus Dumbledore lächelte seinen Zaubertränke Meister weiterhin fröhlich an und selbst das verflixte Zwinkern in den Augen blieb.

„Aber, aber, Severus. Wo soll Harry denn hin? Die meisten Lehrkräfte sind in den Ferien und kommen erst eine Woche vor Schulbeginn wieder nach Hogwarts!"Severus kreuzte die Arme vor der Brust und starrte Albus finster an. Seine schwarzen Augen schossen Blitze in Richtung des Schulleiters ab. Doch schien dies Dumbledore nicht zu irritieren, schließlich kannte er seinen Schützling nur allzu gut.

„Severus, sei nicht kindisch!", mischte sich nun Minerva McGonagal in das Gespräch mit ein. Ihre Augen schauten Severus Ernst an und blitzten vor unterdrückter Wut. Sein finsterer Blick wandte sich vom Schulleiter direkt an sie. Sie schienen ein Duell mit den Augen auszufechten. Braune, ernste Augen trafen auf schwarze, durchdringende Augen.

„Nimm du ihn doch!", knurrte er. „Das geht nicht, ich..."„Minerva, lass gut sein!", unterbrach Dumbledore seine Stellvertretene Schulleiterin. „Würdest du uns bitte einen Moment alleine lassen?", bat er sie stattdessen. Minerva nickte nur und stand auf. Ohne noch etwas zu sagen, verließ sie das Büro und ging in ihre Räume.

Severus wandte erneut seinen Blick an Albus. Seine schwarzen Augen funkelten angriffslustig. „Severus, ich habe leider keine andere Wahl. Dann muss ich Harry eben zurück zu seinen Verwandten den Dursleys schicken!"Bei diesen Worten schaute Dumbledore ernst über seine halbmondförmige Brille. Das Zwinkern gänzlich aus den gutmütigen Augen verschwunden.

Severus wollte was sagen, doch bekam er kein Wort heraus. Er öffnete und schloss den Mund wieder, dabei hatte er eine große Ähnlichkeit mit einem Karpfen, der nach Luft schnappte. Viele Gedanken schossen dem Zaubertränke Meister durch den Kopf: Dursleys, Voldemort, Hogwarts, Snape Manor. Konnte er wirklich zu lassen, dass Har- Potter zurück zu den Monstern ging? Da konnte er sicher sein, dass er zum nächsten Schuljahr Potter nicht mehr begegnete. Er schluckte trocken. Das konnte er Potter nicht antun! Solch eine Behandlung hatte kein Kind verdient, Potter hin oder her. Verzweifelt hob er seinen Blick an und schaute in das ernste Gesicht von Albus. „Also schön, ich nehme ihn mit nach Snape Manor!", knurrte er, erhob sich aus dem Stuhl und ging.

Albus sah ihm nach und lächelte. Innerlich rieb er sich die Hände. Er hatte es also noch immer nicht verlernt.

- - - - - - - - - - - -

Severus schritt fluchend durch das Schloss. „Manipulierender Bastard!", knurrte er in die Dunkelheit der Gänge hinein. Unbewusst hatte er den Weg zum Krankenflügel eingeschlagen und stand nun vor der großen Flügeltür. Er schüttelte mit dem Kopf, als ihm bewusst wurde, wo er sich befand. Doch was wollte er hier? Er drehte sich auf dem Absatz um und wollte zurück in seinen Kerker gehen, doch eine unsichtbare Macht hielt ihn davon ab. Er drehte sich wieder um und starrte unentschlossen auf die Flügeltür. Er seufzte auf. ‚Ach was soll's!', dachte er und zuckte mit den Schultern. Der Junge würde sowieso schlafen und gar nicht mitkriegen, wer ihm einen nächtlichen Besuch abstattete. Leise öffnete er die Flügeltür und dankte Merlin dafür, dass Madame Pomfrey immer gut darauf achtete, dass die Tür regelmäßig geölt wurde.

Er schlich hinein und bewegte sich, wie eine Raubkatze, durch den Krankenflügel. Der volle Mond spendete etwas Licht, so dass Severus genug sehen konnte und keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, weil er irgendwo gegen rannte und Poppy in den Krankenflügel gewuselt kam.

Auf leisen Sohlen ging er an das Bett heran und starrte auf den schlafenden, bleichen Jungen im Bett. Die Prellungen im Gesicht des Jungen waren schon weitestgehend zurückgegangen und würden in wenigen Tagen ganz verschwunden sein.

Severus zog einen Stuhl ans Bett des Jungen und setzte sich. Die Hände legte er gefaltet in seinen Schoß. Er schaute in das unschuldige Gesicht des Jungen und spürte ein beklemmendes Gefühl in seiner Herzgegend. Was hatte der Junge alles durch machen müssen? Wie lange war er diesem schon Leid ausgesetzt gewesen? Wieso hatte Albus den Jungen nicht schon längst aus den Fängen dieser Monster befreit? Sie hätten es doch sehen müssen, das der Junge litt. Vor allem ER, hätte die Anzeichen doch sehen müssen. Blind hatte er seiner Fantasie geglaubt, dass der Goldene Junge von Gryffindor, wie ein König in Frankreich lebte. Doch nun wurde er brutal in die Realität gerissen. Jetzt sah er den wirklichen Jungen-der-lebte-und-litt. Wie lange ging das nun schon? Jahre, Monate, Wochen? Er wusste es nicht und konnte es nur erahnen.

Er verbarg sein Gesicht in den Händen und schüttelte mit dem Kopf. Er, der eiskalte, emotionslose Zaubertränke Meister von Hogwarts und Ex-Todesser-nun-Spion-für-Dumbledore, machte sich Vorwürfe, einen Jungen der Hilfe, wirkliche Hilfe, gebraucht hätte, im Stich gelassen zu haben. Gryffindor hin oder her. Keiner der Schüler, sei es nun Gryffindor, Slytherin, Hufflepuff oder Rawenclaw, sollte durch so eine Hölle gehen müssen!

Er senkte seine Arme wieder. Sein Blick ruhte erneut auf dem verletzten Jungen. Er musste nun einen kühlen Kopf bewahren, wenn er wollte, dass Har- Potter, wieder ganz Gesund wurde und ihm das Leben wieder zur Hölle machen konnte. Er musste sich eingestehen, dass er die Kämpfe, die er und Potter ausgetragen hatte, vermissen würde, wenn der Junge-der-lebte nicht mehr sein würde. Er würde alles in seiner Macht stehende tun, um Potter zu helfen.

Leicht fing der Junge an zu zittern. Seine weichen Gesichtszüge verzogen sich in eine schmerzverzerrte Grimasse. Der verbundene Arm, der neben den Körper des Jungen lag, zuckte kurz. Die Augen hinter den verschlossenen Augenlidern, bewegten sich hektisch hin und her. Die Unterlippe bebte leicht. Die unverletzte Hand krallte sich in das Bettlaken, so dass die Fingerknöchel weiß hervor traten. Schweiß trat auf seine Stirn und das Zittern des verletzten Körpers verstärkte sich.

Severus hatte sehr wohl bemerkt, dass der Junge einen schlimmen Alptraum haben musste, alle Anzeichen sprachen eindeutig dafür. Beruhigend legte er dem zitternden Jungen eine Hand auf die verkrampfte, zitternde Jungenhand. Doch die Reaktion des Jungen erschreckte ihn.

Harry zuckte zusammen und wand sich unter der Hand von Severus. Ein Wimmern entfloh seinen Lippen. „Nein... bitte nicht...es tut mir leid, bitte... bitte Onkel Vernon!"Er kniff die Augen krampfhaft zusammen. Sein ganzer Körper verkrampfte sich.

Severus sah geschockt auf den sich windenden Jungen. Oh Merlin, selbst im Schlaf ließ sein Onkel in nicht in Ruhe. Das Zittern und Wimmern verstärkte sich um einiges mehr. Severus wusste, er musste jetzt handeln, ansonsten würde der Junge sich nur noch mehr verletzen. Severus stand auf und schüttelte den schlafenden Jungen sanft. „Harry, wach auf!", redete er beruhigend auf den Jungen ein. „Alles wird gut. Du bist in Sicherheit!", flüsterte er mit weicher Stimme.

Langsam öffnete Harry die Augen. Wo war er? Verwirrt ließ er die Augen umherschweifen. Und dann erkannte er. Er war im Krankenflügel. Ein erleichtertes Seufzen entfloh seinen Lippen. Seine Augen glitzerten verräterisch von ungeweinten Tränen. Da vernahm er eine ihm wohlbekannte Stimme. „Harry?"Langsam drehte er den kopf auf die Seite, wo er die Stimme vernommen hatte und schaute in die besorgten Augen seines Zaubertränke Meisters. Moment, BESORGT? Einbildung? Wunschdenken? Ja, sicher, ausgerechnet der Zaubertränke Meister, der ihn am meisten nach Voldemort hasste, machte sich Sorgen um ihn! Pah! Er schnaubte verächtlich.

Überrascht zog Severus eine Augenbraue in die Höhe. Schnell kramte er seine emotionslose Maske wieder heraus und setzte sie auf. Er hatte den emotionslosen, kalten Blick, den Harry mehr als gut kannte. Und schon fühlte sich der junge wieder zu hause. „Danke!", flüsterte der Junge heiser. Wofür bedankte Potter sich denn jetzt schon wieder? „Wofür?"„Für alles!", kam die Antwort und die Augen des Jungen flatterten wieder zu und er verfiel wieder in den heilenden Schlaf.

Severus stand auf und strich dem Jungen, schon fast zärtlich, eine schweißnasse Strähne aus dem Gesicht. Er beugte sich leicht nach vorne und flüsterte, dem nun wieder schlafenden Jungen, ins Ohr: „Gern geschehen, Harry! Ich werde ab jetzt immer für dich da sein, versprochen!"Er riss sich von dem kranken Jungen los und verließ so leise, wie er gekommen war, die Krankenstation.

Er wusste, dass es für beide ein harter, steiniger Weg werden würde. Beide mussten sie ihre Hürden überwinden, um sich gegenseitig zu helfen.

- - - - - - - - - - - -

Drei Tage später wachte Harry ganz aus seinem heilenden Schlaf auf. Seine Prellungen und Wunden waren verheilt und nur noch die gebrochenen Knochen in seinem Körper würden noch einige Zeit dauern, bis sie ganz verheilt wären. Die Nacht von vor drei Tagen war längst vergessen, doch war ihm, als hätte er eine vertraute Stimme gehört, die ihn etwas zu geflüstert hatte.

Er war überrascht, als er die Stimme von Professor Dumbledore und Professor Snape vernahm. Langsam schlug er die Augen auf und erkannte verschwommen, das alte, gütige Gesicht des Schulleiters. Professor Snape saß, wie vor drei Nächten auch, neben seinem Bett auf einem Stuhl. Verwirrt schaute er von einem zum anderen.

Professor Dumbledore lächelte freundlich und seine Augen blitzten vergnügt. Er reichte Harry die Brille. Dankend nahm Harry seine Brille an sich und setzte sie sogleich auf. Die Sicht verschärfte sich und er konnte seine Professoren nun wieder deutlich erkennen. Professor Dumbledore stand am Fußende, die Hände auf der Bettkante abstützend. Professor Snape saß in dem Stuhl und schaute ihn mit kalten, emotionslosen Augen an. Harry lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wie viel wussten die Professoren? Was hatte Snape alles gesehen und erzählt? ‚Oh, bitte hoffentlich nicht!' Doch der wissende Blick des Schulleiters, belehrte ihn eines besseren. In den gutmütigen Augen erkannte er Traurigkeit, Besorgnis, Mitleid und Schuld. Doch wofür fühlte sich der Schulleiter schuldig? Er hatte die Behandlung doch verdient!

„Harry?", räusperte sich Professor Dumbledore. Harry schaute schüchtern in die Augen des weisen und mächtigen Zauberers dieser Zeit. Wieder war da dieses Zwinkern. „Willst du uns nicht sagen, was passiert ist?", fragte der Schulleiter mit leiser, weicher Stimme. Harry biss sich auf die Unterlippe, als er erneut die Stimme seines Onkels widerhallen hörte. „Wenn du auch nur ein Sterbens Wörtchen erzählst, wirst du dir wünschen nie geboren worden zu sein!"

Harry senkte den Blick und schaute auf seine weiße Bettdecke. Langsam schüttelte er mit dem Kopf. Ein Seufzen ertönte aus der Richtung, in der Professor Snape auf einem Stuhl saß. Langsam drehte er seinen Kopf in die Richtung des Zaubertränke Meisters. Wieder war da der Hauch von Besorgnis in den kalten Augen zu erkennen. Doch so schnell die Emotion in den Augen aufgetaucht war, so schnell war es auch wieder hinter der Maske verschwunden.

„Nun, gut!", sagte Dumbledore und Harry wandte seinen Kopf wieder dem Schulleiter zu. Mit ernsten Augen blickte der Schulleiter auf Harry hinab. Irgendwie sah Professor Dumbledore älter aus als sonst, bemerkte Harry und erwiderte Dumbledores Blick traurig und geschlagen. Seine Hände zitterten und sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Zum einen, weil er großen Hunger verspürte und zum anderen aus Angst. Angst vor dem, was die Professoren wussten.

„Warum?", fragte der Schulleiter leise und sein Blick wurde glasig. Harry zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Warum was? Was meinte der alte Zauberer? „Warum bist du nicht zu uns gekommen?", erklang die raue Stimme von Professor Snape. Verwirrt drehte Harry seinen Kopf in di Richtung des Zaubertränke Meisters. Schwang in der Stimme Besorgnis mit? Fassungslos starrte er den Professor an. Wieder senkte er den Blick. Er konnte das Mitleid nicht länger ertragen. Er wollte kein Mitleid oder falsche Aufmerksamkeit. Er wollte nur jemanden haben, der für ihn da war und ihn tröstend in den Arm nahm, wenn einer dieser Albträume oder Visionen von Voldemort plagten. Mehr verlangte er doch gar nicht. Ihm war seine Berühmtheit egal. Ihm stand sie doch gar nicht zu. Nicht er war der Held, sondern seine Mutter, die ihr Leben für ihn geopfert hatte. Sie hatte Voldemort das erste Mal geschwächt, nicht er. Er hatte doch gar nichts Außergewöhnliches in seinem Leben gemacht. Gut, er hatte Voldemort einige Male die Stirn geboten, aber ihn besiegen konnte er nicht. Er konnte sich ja noch nicht mal vor seinen Onkel wehren, wie sollte er dann Voldemort besiegen? Sein Onkel hatte Recht. Er WAR ein Versager, ein FREAK! Warum sah Dumbledore das nicht?

Eine einzelne, heiße Träne lief ihm über die Wange. Harry schwieg weiterhin. Er hatte nicht wirklich das Bedürfnis zu reden. Damals, ja damals, wollte er, doch niemand hat ihm je richtig zu gehört. Ron und Hermine waren zwar seine besten Freunde, doch bezweifelte er, dass sie seine Sorgen, Probleme und Wünsche verstehen würden. Nein, mit ihnen konnte er auch nicht reden. Er hatte es schließlich VERDIENT!

„Ich hab's verdient!", flüsterte er schließlich, so leise, dass die Professoren weiter nach vorne kommen mussten um ihn zu verstehen. Wieder rollte eine Träne ihren weg hinab über die Wange.

- - - - - - - - - - - -

Severus Snape hatte Harry die ganze Zeit aufmerksam beobachtet. Ihm war das nervöse Verhalten seines Schülers nicht entgangen. Er seufzte besorgt. Warum versperrte sich der Junge so? „Ich hab's verdient?", hörte er schließlich das leise Flüstern des verängstigten Jungen. Ungläubig riss er die Augen auf und schüttelte mit dem Kopf. Er sprang von seinem Stuhl auf, stellte sich neben das Bett und packte den Jungen an den Schultern. Harry zuckte bei der Berührung zusammen, schaute aber nicht auf. „Harry! Schau mich an!", sagte Severus energisch, doch der Junge starrte weiterhin auf die verschlungenen Hände auf der Bettdecke. Mit der einen Hand hob er das Kinn des Jungen an, so dass sein Blick auf ihn gerichtet war. „Harry! Schau mich an!", wiederholte Severus. Unsicher und verstört schaute der Junge in die schwarzen Augen des Zaubertränke Meisters. „So etwas darfst du NICHT EINMAL denken! Hörst du?", sagte Severus mit strenger, aber sanfter Stimme. Ganz sacht nickte Harry, was aber nicht sehr überzeugend rüber kam. Wieder bildeten sich Tränen in den smaragd-grünen Augen.

Dumbledore hatte seinen Professor für Zaubertränke beobachtet, wie er mit Harry sprach und ein leises Lächeln schlich über seine Lippen. Severus war genau der Richtige für diesen Job. Er würde den Jungen gut tun und anders herum. Nur mussten die beiden es sich noch eingestehen. Sen Blick schweifte zu Harry, der den Zaubertränke Meister mit wässrigen Augen anstarrte. Die Fassungslosigkeit stand Harry ins Gesicht geschrieben.