Die Elben des Osthochlandes

Das Licht wurde immer stärker und schließlich traten sie auf einen Vorsprung, der hoch in den Bergen lag. Die Hobbits rissen verwundert ihre Augen auf. Hier waren keine ausgedörrten Bäume, kein verwahrlostes dunkles Land. Alles war grün und freundlich und der Wunsch ewig hier zu bleiben machte sich in ihnen breit. "Seid willkommen in unserem Reich", begrüßte sie Aryalon, der gerade seine Kapuze herunterzog und seinen Mantel nach hinten über die Schulter schlug. Legolas sah etwas erstaunt auf, als dieser sich als Elb entpuppte. Nein, eigentlich war er nicht wirklich erstaunt. Seit seiner Begegnung mit diesem Mädchen in der letzten Nacht, hatte sich dieses vertraute Gefühl in ihm ausgebreitet. Man hatte sie bereits erwartet. Aber wie konnte das sein? Obwohl er nur ihr Gesicht bisher hatte sehen können, war er von ihr fasziniert. Sie strahlte etwas aus, das er nicht erklären konnte. Wer war sie? Zweifellos gehörte sie zu diesem Volk. Ihre Kleidung war die gleiche wie die der Krieger, doch war er sich sicher, dass ein Teil von ihr anders war. Ob er sie noch einmal wieder sehen würde?

Alleine schon bei dem Gedanken an sie, spürte er, wie ein Kribbeln durch seinen Bauch strömte. Doch gleichzeitig hätte er sich auch ohrfeigen können. Seine Heimat war in größter Gefahr und er dachte an eine Frau. "Bitte entschuldigt, dass wir euch solange im Unklaren lassen mussten" sprach Aryalon in seine Gedanken hinein "Doch wir mussten zuerst die Schlucht erreichen". "Ihr seid das Elbenvolk, welches wir suchen nicht war?" fragte Belag immer noch leicht misstrauisch. "Sie sind es und man hat uns bereits erwartet" beantwortete Legolas die Frage. Aryalon nickte zustimmend "Wir haben gehört, was im Düsterwald geschehen ist und Geritor hat mich geschickt, damit wir keine Zeit mehr verlieren." "Ihr seid über die Geschehnisse Düsterwaldes informiert?" erstaunt sah Legolas auf. Wie konnte das sein?

"Ja, doch jetzt ist nicht die rechte Zeit für Erklärungen. Wir haben noch ein gutes Stück vor uns und die Sonne versinkt schon hinter den Bergen." "Bitte verzeiht, aber was ist mit meinem Freund geschehen?" Sorge sprach aus dem Prinzen, der sich nicht vorstellen konnte, wo und wie man dem Zwerg hier in dieser Abgelegenheit helfen konnte. Dazu noch in dieser Grotte. "Meine Schwester bringt ihn zu meinem Heim und dort wird man sich auch bestens um seine Wunden kümmern, seid unbesorgt" meinte Aryalon nur "Morgen werde ich euch zu ihm bringen." Er führte seine Gäste einen schmalen Weg hinunter, bis sie den Fuß des Berges erreichten. Der Anblick, der sich ihnen dabei bot, raubte ihnen den Atem.

Ein malerisches Bild erstreckte sich vor ihnen. Die Sonne berührte schon fast den Horizont und färbte ihn in alle Arten von Rottönen. Alte Bäume ragten hoch und stolz in die Höhe. Es waren hauptsächlich Baumsorten die sie nicht kannten, doch vereinzelt standen da auch Mallorn wie es Legolas und Meradeth sofort auffiel. Ein kleiner Bach suchte sich kreuz und quer einen Weg durch sie hindurch und an seinen Ufern blühten in allen Farben die schönsten Blumen. Es war alles so friedlich und kaum zu glauben, dass auf der anderen Seite des Berges diese endlosen grauen und vertrockneten Öden liegen sollten. "Hey, riecht ihr das auch! Braten, Brot und frischer Kuchen! Irgendwo kocht hier jemand eine köstliche Mahlzeit", rief Pippin plötzlich sehr aufgeregt und strich sich genüsslich über den Bauch.

Belag hielt seine Nase in die Luft "Unsinn, euer Hunger spielt euch einen Streich". "In solchen Dingen solltet ihr einem Hobbit vertrauen. Wenn's ums Essen geht besitzen sie ein besonderes Gespür", lachte Aragorn hinter ihnen. "Es kommt aus dieser Richtung", grinste jetzt auch Merry und zeigte auf ein kleines unscheinbares Häuschen. Aryalon, der alles mitbekommen hatte, schüttelte grinsend den Kopf. "Ihr habt Recht. Die Nasen der beiden Hobbits sind wirklich außergewöhnlich", sagte er als sie auf das Haus zugingen "Hier werden wir die Nacht über rasten und uns ausruhen". Als sie eintraten, brannte bereits ein großes Feuer und ein einladend gedeckter Tisch stand vor ihnen.

Mehrere Elben hantierten umher, um das Abendessen vorzubereiten. "Ihr seid spät dran Aryalon", rief es ihnen schon entgegen. "Kommt näher und wärmt euch auf, diese Grotten sind nun wirklich nicht gerade der angenehmste Ort", winkte die Elbenfrau sie herbei. "Zieht diese klammen Umhänge aus und setzt euch", zugleich wurden sie zu einer Bank am Feuer geschoben und ihnen ein Becher mit Wein unter die Nase gehalten. "Habt vielen Dank gute Frau", bedankte sich Aragorn. "Hey, es gibt auch Pasteten", stürzte Pippin auf einen der Gastgeber zu und wollte schon danach greifen. Doch dann besann er sich seiner Manieren und ging mit gesenktem Kopf wieder einen Schritt zurück. "Ich wollte nicht..es tut mir leid", murmelte er verlegen. "Bitte greift zu! Ich kenne der Hobbits unersättlichen Hunger", grinste die Elbe, die sich nun als Faithea vorstellte. Seine Augen leuchteten als er gerne zugriff. "Und was ist mit mir? Schließlich bin ich auch ein Hobbit!" meldete sich jetzt auch Merry und schien etwas beleidigt. Auch ihm wurde eine gereicht und lachend ging die Frau zum Ofen um nach dem Braten zu sehen . Eine Stunde später saßen alle an der gedeckten Tafel und genossen die Köstlichkeiten vor ihnen. Belags staunen wuchs immer höher, als er den beiden Hobbits ungläubig zusah wie diese Unmengen an Nahrung verdrückten. Sie mussten zwei Mägen haben, nein, wohl eher drei! Die beiden Hobbits, Belag und Meradeth wurden ganz von den Elben des Tales in Anspruch genommen. Unzählige Fragen über ihr Heimat und was sonst noch so in der Welt geschieht, prasselten auf sie herein. Aryalon hatte mit Legolas und Aragorn wieder am Kamin Platz genommen und redete mit ihnen über die Ereignisse des vergangenen Tages. "So nun erzählt, wie lange wart ihr uns schon auf der Spur?" schon seit sie die Grotte verlassen hatten, brannte Legolas diese Frage auf der Zunge. Nachdem alle gegessen hatten und man wieder am Feuer saß, fand er, dass es nun an der Zeit war ein paar Antworten zu bekommen. "Nun. Eigentlich habt ihr uns sofort bemerkt. Ihr habt uns kaum eine Möglichkeit gegeben, herauszufinden, ob alle von euch auf derselben Suche waren", erklärte Aryalon ruhig. "Darum die Frage mit dem Schatz, nicht wahr?" jetzt ging Aragorn ein Licht auf. "Ja", war die schlichte Antwort des dunkelhaarigen Elben.

Sie wurden unterbrochen als die Tür aufging. Von draußen drang kalte Luft herein und fluchend flog ein dunkelgrüner Umhang über den erstbesten Stuhl. "Mylady ihr seid wohlauf", Faithea drückte das Wesen fest an sich. "Aber ja" lächelte die junge Elbenfrau und trat unvermittelt auf Aryalon zu. "Vater erwartet euch morgen Mittag und lässt fragen, ob alle wohlauf sind", sagte sie knapp zu ihm. "Was machst du denn hier? Warum hast du nicht einen Boten geschickt?" Aryalon blickte seine Schwester lächelnd an und schloss sie erleichtert in die Arme. "Ist alles gut gegangen?" Sie lächelte und wollte grade etwas sagen, doch sie drehte sich plötzlich um. Sie fühlte den Blick von Legolas auf sich. "Eurem Freund geht es gut, er wird bereits versorgt und ist in ein paar Tagen wieder auf den Beinen".

Da das genau die Frage war, die der Prinz hatte stellen wollen, atmete er erleichtert auf. Doch sein Blick haftete weiter auf ihr. Dieses Gesicht! Er erkannte es. Die graue Kleidung war gegen einen grünen Rock ersetzt worden. Sie trug ein beige besticktes Hemd mit nur leicht auseinander gehenden Ärmeln, das ihren Hals und den oberen Teil ihres Dekolletes offen ließ. Dazu eine passend kurze grüne Tunika, die wiederum von einer edlen Beigen mit dunkel bestickter Schärpe gehalten wurde. Ihr blondes Haar war ungewöhnlich kurz für eine Elbe. Es bedeckte grade mal die Hälfte ihres Rückens und war leicht gelockt. Die Seiten waren zurückgesteckt und einzelne dünn geflochtene Zöpfe fielen auf ihre Schultern herab. Sein Blick blieb an ihren hell grünen Augen hängen, die so strahlend wie ein Wald beim ersten Tageslicht aussahen. "Ihr seid das Mädchen, das ich letzte Nacht gesehen habe!" Ein sanftes Lächeln war seine Antwort.

"Ihr kennt euch bereits?" ungläubig schnellte Aryalon wieder von seinem Sitz auf. "Ja wir sind uns zufällig in den Wäldern begegnet", sie zuckte nur die Schultern. Der Ausdruck ihrer Augen allerdings sagte etwas anderes und außerdem kannte er seine Schwester schon viel zu lange. Sie wollte ihn sehen, darum war sie hier! "Darf ich euch meine Schwester Eleya vorstellen", fand Aryalon seine Sprache wieder. "Ich bin erfreut euch kennen zu lernen Eleya und dieses Mal ohne ein Messer an meiner Schlagader", Legolas blaue Augen leuchteten auf, als er ihre Hand zu seinen Lippen führte. "Ganz meinerseits Legolas Grünblatt, Prinz des Düsterwaldes" "Du solltest langsam zurück, es ist schon spät", Aryalon schluckte sein Erstaunen hinunter, denn noch nie hatte er einen solchen Ausdruck ihn ihren Augen gesehen. "Wir sehen uns morgen."

Damit schnappte sie sich wieder ihren Umhang und ein verstohlener letzter Blick, begegnete dem des Prinzen. "Was war denn das gerade Legolas?" Aragorns Grinsen ging über das ganze Gesicht. "Nichts, was soll denn sein?", stieß der Prinz mühevoll hervor, doch eine leichte Röte verriet ihn. "Nichts? Schon klar" der schelmische Ausdruck hing immer noch auf seinen Lippen "Na dann, erzähl uns mal von deinem nächtlichen Angriff." Die Ironie in seiner Stimme war nicht überhörbar. Jetzt verstand er auch was, ehr gesagt wer, Legolas in der vergangenen Nacht so aus dem Takt gebracht hatte.
^^^^^^
Als Gimli zuckend erwachte, versuchte er mit der Hand sofort nach seiner Axt zu tasten, doch er hatte kaum die Kraft seinen Arm zu heben. Er fühlte sich ausgelaugt und erschöpft, wie selten zuvor. Der Versuch sich aufzusetzen endete äußerst schmerzvoll und er ließ sich wieder in die weichen Kissen sinken. Wo waren denn die Orks geblieben? Es war gar kein Getrampel oder sonst ein Geräusch zu hören?

WEICHE LAKEN ?!

Schlagartig öffnete er die Augen und fasste um sich. Die Sonne schien hell und er blinzelte vorsichtig in den Raum, den er vor sich fand. Zu seiner Verwunderung lag er in einem gemütlichen Bett, seine Wunde war ihm neu gebunden worden und schmerzte nicht mehr ganz so stark. Eine kühle und angenehm nach Kräutern riechende Essenz war darauf gestrichen worden. Licht fiel durch die großen Fenster. Außerhalb konnte er Bäume sehen und alles schien sehr friedlich zu sein. Die Wände des Zimmers waren aus Holz und mit künstlerischen Schnitzereien versehen. Sie waren eindeutig elbisch, sogar ähnlich einiger von denen, welche er schon einmal im Düsterwald gesehen hatte. Ein kalter Umschlag, der auf seine Stirn gelegt wurde, holte ihn aus seinen Gedanken zurück. "Guten Morgen, Gimli Gloins Sohn", begrüßte ihn eine freundliche weibliche Stimme "Endlich seid ihr erwacht." Sein Blick fiel auf ein junges menschliches Mädchen mit hellbraunen Haaren und blauen Augen.

"Wo bin ich hier? Die Orks?" brachte er nur mühsam hervor. "Ihr seid ihn Geritors Haus und in Sicherheit", mit einem beruhigenden Lächeln drückte sie ihn zurück in die Kissen und die Schultern des Zwerges entspannten sich sichtlich. "Und wer seid ihr?" "Mein Name ist Odine. Spart eure Kräfte, alle eure Fragen werden bald beantwortet werden", ohne ein weiteres Wort verließ sie das Zimmer. "Geritor?" ihm kam der Name so verdammt bekannt vor? Grund Gütiger, wenn es derjenige war, den sie suchten. Er musste sofort zu Legolas, er musste es ihm sagen. Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Oberkörper und er gab fluchend den Versuch auf, aus dem Bett zu steigen. "Ich würde an eurer Stelle ruhig noch ein wenig länger liegen bleiben!" sprach eine ihm wohl bekannte Stimme "Sonst hätten wir uns nicht die Mühe machen brauchen euch den ganzen Weg hierher zu schleppen!"

"Wo ist Legolas? Ich muss ihn sprechen", murrte der Zwerg. "Was gibt es denn so Dringendes zu berichten?" lächelnd schloss die junge Elbenfrau lautlos die Tür hinter sich und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. Den grauen Umhang hatte sie abgelegt und gegen ein Kleid in verschiedenen Grüntönen gewechselt. Das Haar fiel ihr halb offen über die Schultern und sämtliches Bedrohliches, das sie in der schlichten Kleidung noch umgeben hatte, war verschwunden. Gimli zögerte einen Moment und überlegte, wie viel er ihr erzählen könnte. "Wie schon gesagt wurde, wir sind auf der Suche nach einem Elben namens Geritor", sagte er dann schließlich nur und bekam ein lautes Lachen. "Warum Elben, warum sind es bei mir immer nur Elben!" nuschelte er in seinen Bart herein, da die Frau neben ihm sich immer noch nicht hatte ganz beruhigen können. "Gimli Gloins Sohn, mir scheint ihr seid noch nicht wieder ganz bei der Sache" ihr Blick war nun ernster und ein Lächeln zog sich wieder über ihre Lippen "Ich heiße euch willkommen in Geritors Haus! Seid unser Gast solange es euch beliebt".

"Danke", knurrte er schlicht. "Gern geschehen", grinste sie "Ich sehe schon, wir werden uns blendend verstehen" "Wann kann ich Geritor sprechen? Es gibt wichtige Neuigkeiten, die er erfahren muss", fragte der Zwerg nun höflicher. "Wir wissen schon mehr über euch und euer Vorhaben, als ihr glaubt!" lächelte sie sanft. "Aber woher?" " Nachdem wir die schlechte Post aus dem Düsterwald erhalten hatten, wusste Geritor, dass die Zeit gekommen war" erklärte sie geduldig "Er schickte mich und meinen Bruder, um Ausschau nach euch zu halten". "Dann wart es ihr es, die uns neben den Orks verfolgt haben?" langsam wurde Gimli einiges klarer. "Ja! Sonst lebt in dieser Gegend niemand weiter." "Dann werdet ihr uns helfen?" Hoffnung flammte in Gimli auf und seine Gedanken schweiften wieder zu seinem Freund. "Sobald eure Freunde eingetroffen sind, werden wir alles in Ruhe besprechen", sagte sie bestimmend und befahl "So lange werdet ihr euch noch etwas erholen und versuchen wieder zu Kräften zu kommen!" Der Zwerg sah sie einen Moment baff an. "Wer meint ihr eigentlich, dass ihr seid, so mit mir zu sprechen!" brodelte er auf einmal schlagartig über. "Ich bin Eleya, Geritors Tochter", erwiderte sich schlicht und schloss die Tür hinter sich.