In Gefangenschaft
Eleya hatte die letzten Stunden genutzt ihrem König davon zu berichten, wie sie von der schlimmen Nachricht erfahren hatten, von Legolas Ankunft, dem Flug und dem ursprünglichen Plan.
Thranduil hatte sie gebeten sich mit ihm auf das Stroh zu setzen und war selbst bei diesen paar Schritten, bei denen er von Geritors Tochter geführt wurde, mehrmals schmerzhaft zusammengezuckt. Die Elbe bemerkte dabei, dass etwas Blut an ihren Armen heruntertropfte. Erschrocken stellte sie fest, dass beide Handgelenke des Königs blutig aufgescheuert waren und nicht mehr, wie es im Normalfall bei Elben üblich war, mit einer schnelleren Heilung als bei Menschen, begonnen. Man hatte ihm selbst seiner letzten Kräfte beraubt, die ihm helfen konnten wieder auf die Beine zu kommen. Das erklärte natürlich auch, warum man ihn von sämtlichen Fesseln befreit hatte denn so würde, selbst wenn ihm alleine die Flucht gelänge, sie doch gleichzeitig unmöglich sein durchzustehen.
Eleya riss sich dünne Streifen aus ihrem Unterkleid und wollte gerade beginnen, diese um Thranduils Handgelenke zu wickeln. Da sie weder Wasser noch sonst Möglichkeiten besaß die Wunden zu reinigen, war es das einzige, was sie im Moment machen konnte.
"Das wird auch nicht viel nützen", sagte der König mit einer Sturheit, wie Eleya sie noch nicht erlebt hatte.
"Aber schaden wird es auch nicht und jetzt haltet gefälligst still", zischte sie zurück und war nicht im Geringsten bereit nachzugeben. Zu ihrem Erstaunen brummte Thranduil zwar etwas, das sich nach "verdammte Dickköpfigkeit Geritors" anhörte, streckte ihr aber seine Arme leicht entgegen. Eleya hielt das siegessichere Gesicht lieber verborgen, konnte aber ein Grinsen nicht ganz unterdrücken. Sie wusste wohl, dass der König es bemerkt hatte, doch außer einem weiteren Grummeln gab er nichts von sich.
Innerlich verfluchte sie sich, dass sie ihren sämtlichen Vorrat an Heilkräutern und ihr Fläschchen mir dem Energiespendenden bernsteinflüssigen Trank Pippin anvertraut hatte und der steckte entweder noch in seinem Fass, oder war ebenfalls inzwischen Gefangen genommen worden.
Eleya stoppte in ihrem Tun und horchte auf. An dem aufmerksamen Ausdruck in Thranduils Gesicht, erkannte sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
Etwas, das sich nach einem Brummen angehört hatte, war da und das sogar noch ganz in der Nähe. Wieder und wieder schallte es durch die Gänge und der Elbe war, als ob jemand laut schnaufen würde. In diesen Moment legte sich ein positives Lächeln auf ihre Züge und sie sprang auf. Diese kleinen Kerlchen hatten es tatsächlich geschafft sich aus ihren Fässern zu befreien und sich zu ihr hindurch zu stehlen.
"Gimli" ihre Stimme war sehr leise, trotz allem schallte es in den langen schlichten Schächten, wie ein endloses Echo.
"Ja, wer denn sonst!" knurrte es direkt hinter der Tür "Geht es euch gut und König Thranduil auch?"
"Ja, aber wie um alles in der Welt ist es euch gelungen ungesehen hierher zu kommen und vor allem, wie konntet ihr euch aus den Fässern befreien?" wollte Eleya ungeduldig wissen.
"Später, die Zeit wird gerade etwas knapp", der Ton in Gimlis Stimme wurde hektisch.
Eleya wurde unruhig und wollte etwas erwidern, doch Thranduil, der neben sie getreten war, legte eine Hand auf ihre Schulter und schüttelte nur leicht seinen Kopf.
"Sag kurz, was du zu berichten hast!" Der König wusste, warum der Zwerg immer nervöser wurde. Zu jeder vollen Stunde ließ der Hauptmann einen Teil seiner Wachen austauschen, damit niemand auch nur ansatzweise ermüdete. Damit wäre der einzige Ausweg des Zwerges versperrt und hier unten gab es keinerlei Möglichkeiten sich zu verstecken.
Es war schon eine ganze Zeit her, dass jemand die Treppe, die zu ihnen führte heruntergekommen war und das ließ vermuten, dass es nicht mehr lange bis zum nächsten Wachwechsel dauern würde.
"In den oberen Hallen findet heute Abend ein großes Fest statt, welches unsere mitgebrachten Nahrungsmittel und der Wein hervorgerufen haben. Wenn wir überhaupt eine Chance haben hier heraus zu kommen, dann in der frühen Morgenstunde", erklärte Gimli schnell zusammenfassend "Majestät, gibt es vielleicht irgendeine Möglichkeit Legolas eine Nachricht zukommen zu lassen?"
Thranduil überlegte einen Moment, wie man es am besten anstellen könnte, fand dann aber, dass der einfachste Versuch wohl der Effektivste sein würde.
"Mein Sohn hat euch doch einmal unsere Adler gezeigt, nicht wahr", er hoffte zumindest, dass es so war.
"Ja und?" mit einem fragenden Gesichtsausdruck sah der Zwerg ihn an "Oh natürlich, ich verstehe."
Ein leiser Pfiff schallte von oben herab.
"Beeil dich und sag Legolas, dass ich mein Versprechen halten werde", Eleya legte kurz ihre Hand auf die Finger des Zwerges, welche sich an den Gitterstäben festhielten, da er gerade mal auf Zehenspitzen hindurch schauen konnte.
"Habt ein wenig Geduld. Das lässt Pippin euch geben". Ein kleines braunes Bündel drückte Gimli der Elbe in die Hand und verschwand im gleichen Atemzug zurück in Richtung der Treppen. Ein Schnaufen war das Letzte, was sie von ihm hörten und Eleya half dem König sich wieder auf sein Lager nieder zu lassen.
Eleya versteckte den Beutel schnell unter dem Stroh, als die Wache an ihrer Tür vorbei ging. Es war ihr Glück, denn diese schaute kritisch durch die Öffnung und kontrollierte genaustens jedes Detail, was sie sehen konnte. Lange sah der Ork auf die beiden Elben, die ihn trotz ihrer aussichtslosen Situation stur und von oben herab anblickten, ging dann aber mit Schimpfwörtern auf den Lippen wieder den Gang zurück.
Erst als sie keine seiner trampelnden Schritte mehr hören konnte, griff Eleya bis zum Ellenbogen in den feuchten und schon leicht muffelnden Haufen und zog das Bündel wieder hervor.
"Das ist doch zumindest schon mal ein Anfang", lächelte sie und ein kleines Fläschchen kam zum Vorschein "Hier, trinkt die Hälfte davon."
Thranduil sah fragend zuerst auf das kleine Gefäß, was ihm gerade in die Hand gedrückte wurde und dann zu dem Mädchen, welches neben ihm saß und freudig weitere Utensilien hervor holte.
"Es bewirkt Wunder, ihr werdet euch gleich besser fühlen", aufmunternd nickte sie dem König zu.
Der Trank schmeckte angenehm nach Kräutern und kaum, dass er die bernsteinfarbene Flüssigkeit herunter geschluckte hatte, erwachten seine Kräfte wieder zu neuem Leben. Energie spülte sich durch seinen Körper und innerhalb weniger Atemzüge wurde seine Sicht klar und die Schmerzen waren auch besser auszuhalten.
Eleya schnappte sich den rechten Arm des Königs und war bereits dabei ihre provisorische Bandage zu entfernen.
"Was soll das denn nun schon wieder", murrte Thranduil auf und wollte den Arm schon wieder zurückziehen, als sich ihre Finger in seinen Unterarm krallten.
"Gimli hat mir genau das gebracht, was ich brauche um eure Wunden besser versorgen zu können, damit sie endlich beginnen zu heilen", erklärte sie und hatte erneut diesen sturen und keinen Protest zulassenden Ton in der Stimme.
Eleya riss sich erneut Stoff aus ihrem Kleid, gab ein Paar Tropfen aus dem Fläschchen darauf und begann mit dem Auswaschen des Handgelenkes. Zusätzlich legte sie noch einige der Heilkräuter auf die offenen Stellen und verband alles wieder sorgfältig.
Thranduil zuckte anfangs bei dem brennenden Schmerz zusammen, doch er spürte sogleich die heilende Wirkung der Kräuter. Er sah in den entschuldigenden Gesichtsausdruck der Elbe, doch der König bemerkte sogleich, dass ihre Gedanken ganz woanders waren.
Schon die ganze Zeit beschäftigten ihn die Worte, die Eleya zu Gimli gesagt hatte und genauso das Strahlen ihrer Augen, als sie ihn mit seinem Sohn verwechselt hatte. Ein Verdacht machte sich in seinem Inneren breit, doch es war nicht der rechte Moment für solche Fragen.
^^^^^^^^
"Wo bleibst du denn?" fuhr Merry den Zwerg an, als er endlich die Treppe hinaufgestürmt kam. Ohne eine Antwort abzuwarten, zogen ihn die beiden Hobbits hinter eine der unzähligen Säulen, welche die große Halle trugen.
Gimli war keine Minute zu früh zu seinen Freunden zurückgekehrt, denn ein Trupp von mehr als zehn Orks ging mit langen Schritten an ihnen vorbei. Der Schutz des Schattens, in dem die drei standen, verbarg sie vor den Augen ihrer Feinde.
"Wir müssen zu den königlichen Gemächern", sprach der Zwerg leise, nachdem auch der letzte Feind die Treppe hinunter zu den Kellergewölben passiert hatte.
"Wie sollen wir die denn in diesem Wirrwahr von Gängen bitte schön finden?", wollte Pippin sarkastisch wissen und sah sich verzweifelt um.
"Von hier aus weiß ich es auch nicht. Wir müssen zuerst in den großen Thronsaal. Dann kann ich euch zumindest die ungefähre Richtung sagen", Gimli eilte durch die riesige Halle und versuchte sich so gut wie möglich im Dunkel der Säulen zu halten. Diese waren schlicht und ohne jegliche der kunstvollen Verzierungen. Das ließ die beiden Hobbits darauf schließen, dass sie sich wohl im absolut falschen Teil des Palastes befanden.
Gimli war zwar schon öfter von Legolas herumgeführt worden, doch dieser Bereich war ihm fremd. Aber er wusste, dass alle Gänge sternenförmig zu einer großen Halle liefen und direkt daneben der Thronsaal des Elbenkönigs lag.
Sie hatten herausgefunden, dass Kardel die Festhallen mied und sich vorzugshalber in den Nebenkammern aufhielt. Er fürchtete Thranduil und solange dieser lebte, lagen auch seine Macht und sein Zauber im Palast und besonders in diesem Flügel. Der Tyrann versuchte mit allen Mitteln diese Macht zu brechen, doch noch brauchte er den König als Druckmittel. Genau darin bestand auch ihre Chance unentdeckt in den Westflügel zu gelangen.
Da, bis auf am Eingangsbereich oder in den Kellergewölben, kaum Wachen aufgestellt worden waren, gelang es den Drei ohne größere Probleme in die Empfangshalle zu kommen.
Sie schienen sich nicht zu tief unter der Erde zu befinden, denn die letzten Sonnenstrahlen des Tages schienen in die Halle. Das schummrige Licht ließ alles geheimnisvoll und ein bisschen mystisch wirken.
"Was befindet sich denn hinter diesen Türen?" Pippin war stehen geblieben und strich ehrfürchtig mit den Fingern über den Rücken eines Hirsches, der in die Front der großen Bohlentür geschnitzt worden war. Doch der eigentliche Blickfang waren die Buchen und Eichen, welche sich über die volle Höhe der Türflügel erstreckten. Sie traten aus dem Holz hinaus und sahen im Schatten so lebensecht aus, das man meinen könnte, deren Blätter würden sich bewegen.
"Das ist der Thronsaal von König Thranduil", erklärte Gimli schlicht und wollte schon weiter gehen, als Pippin seiner Neugierde nachgab und einen der Flügel ein Stück öffnete.
"Was um alles in der Welt soll das jetzt?" fauchte Merry und griff nach seinem Arm um ihn zurück zu ziehen. Er erstarrte jedoch genau wie Pippin in seinem Tun und sah auf das, was sich vor ihm ausdehnte. Bilder erstreckten sich entlang der Wände und zeigten Orte und Elben, mit denen die Beiden nicht sonderlich viel anfangen konnten. Ihr Blick blieb aber an einem bestimmten Bild hängen, das einen dunkelhaarigen Elbenkönig darstellte.
"Das ist der frühere König vom Düsterwald, Progerals. Geritor hat euch doch von ihm berichtet", Gimli war neben die Hobbits getreten und gestattete ihnen einen kurzen Blick.
Zwei große Kamine waren in die vor ihnen liegenden Ecken eingearbeitet worden und an allen Säulen und Wänden fanden sie die kunstvollen Schnitzereien wieder, die sie schon in den Gängen bewundern konnten. Doch der Blickfang war eindeutig des Königs Thron, welcher auf einer zweistufigen Empore stand. Dieser war in einen Baum geschlagen worden, welcher durch die Decke zu reichen schien. Seine Wurzeln bildeten den Fuß des Throns, doch was sie noch mehr verwunderte war, dass er noch lebte und sich an seiner Verwendung nicht zu stören schien.
"Genau das gleiche Wappen, ist auch auf Legolas Anhänger abgebildet", quiekte Pippin auf und erntete lediglich zwei genervte Blicke.
"Natürlich du Depp! Das ist ja auch das königliche Siegel", Merry verdrehte seine Augen und wandte sich wieder zum Gehen um.
"Wo müssen wir jetzt lang", fragte er den Zwerg und ging auf dessen Deuten hin zu einem, der an der Seite liegenden Gänge.
Gimli wurde immer flauer in der Magengegend. Irgendetwas stimmte nicht, es war alles zu einfach. In den Kellergewölben hatten sie sich an den Wachen vorbei stehlen können, doch dass in diesem Teil trotz Kardels Furcht nicht eine einzige Seele zu sehen war, beunruhigte ihn Zunehmens. Doch sie hatten keine Wahl, ob es eine Falle war oder nicht.
So leise wie es den beiden Hobbits möglich war, rannten sie dem schnaufenden Gimli hinterher, bis dieser vor einer der unzähligen Türen hielt, die ebenfalls mit dem Wappen gezeichnet war.
Eine Eiche und eine Buche, deren Zweige ineinander verschlungen waren und Sterne, die sich ihren Weg durch diese hindurch suchten, hoben sich aus dem Holz der Tür empor.
"Können wir da einfach so rein?" Merry zögerte noch, als seine zwei Begleiter schon in das Innere getreten waren.
"Ehrlich gesagt, weiß ich es auch nicht." knurrte der Zwerg, zuckte aber gelassen mit den Schultern.
Nichts außer Dunkelheit erstreckte sich vor ihnen. Die gesamten Räume waren nicht beleuchtet und so konnte Gimli, der in der Finsternis die besten Augen hatte, nur nach einer Lampe oder ähnlichem suchen.
Gimli wusste von Legolas, dass sein Volk es verabscheute, Tiere welcher Gattung sie auch seien anzuketten oder sogar einzusperren. Alle lebten in Freiheit und Harmonie mit ihnen, lediglich gegen die Riesenspinnen zeigten die Elben weder Erbarmen noch Nachsicht.
Doch wie sollte er des Königs Adler finden? Er würde bestimmt nicht einfach so aus dem Nichts auf seine Hand geflogen kommen!
Ein Poltern und ein unterdrückter Fluch schallten durch den Raum neben dem Zwerg und ein genervtes "Pippin" wurde von dem zweiten Hobbit geraunt.
Gimli zündete grummelnd eine kleine Lampe an, welche er in den Schlafräumen gefunden hatte. Er erhellte das Zimmer aber nur soweit, dass man den Lichtschein von außen hoffentlich nicht erkennen konnte.
Ein kräftiges Flügelschlagen entfachte einen Luftstrom durch den Raum und ließ den Drei beinahe das Herz stehen bleiben.
"Ein Adler, seht doch!" Merrys Stimme war schon fast wieder ein Quicken, doch er fing sich schnell wieder.
"Wo kommt der denn auf einmal her?" Pippin nahm dem Zwerg die Lampe aus der Hand und fand ein Loch in der Wand, welches anscheinend direkt nach draußen führte "Aber was noch wichtiger ist, wie bekommen wie da die Nachricht dran?"
Er deutete mit einem zweifelnden Blick auf den Vogel.
"Man muss eine kleine Halterung an seinem Fußgelenk anbringen", murmelte Gimli vor sich hin, während er mit einer Feder ein paar Zeilen auf ein Stück Papier kritzelte, das er gefunden hatte.
Die beiden Hobbits waren währenddessen fündig geworden und versuchten verzweifelt an dem Vogel die Halterung zu befestigen. Doch dieser fauchte, als sie anfangen wollten ihn festzuhalten und flüchtete in eine andere Ecke.
"Wie um alles in der Welt machen das die Elben nur?" schimpfte Merry vor sich hin und hielt den kleinen Lederstreifen in seiner Hand vor Gimlis Nase.
Doch auch der Zwerg blickte nur ratlos auf das Tier und rollte den Zettel geistesabwesend zwischen zwei Fingern. Doch das war anscheinend ein Zeichen für den Adler, denn er kam zurückgeflogen und setzte sich ruhig vor ihnen hin.
Merry kam wieder auf ihn zu und wurde nur mit einem weiteren Fauchen bedacht.
"Was soll es, das Papier muss an den Vogel ran", Pippin trat entschlossen näher und zog ein Stück Schnur, welches seinen Hemdkragen zusammen hielt, hervor. Erst knotete er es um das kleine Stück Papier von Gimli und dann um den Fuß des Adlers. Seltsamer Weise hielt dieser bei ihm still und gab keinen Laut von sich.
"Seht ihr, ist doch ganz einfach", der Hobbit platzte fast vor Stolz.
"Legolas, bring das zu Prinz Legolas am einsamen Berg", brummte der Zwerg, in der Hoffnung, dass das Tier es verstand. Doch der Adler breitete seine Flügel aus und war im gleichen Atemzug auch schon verschwunden.
"Na das lief doch wie geschmiert", trompetete Pippin heraus und erstarrte, als Merry ihm seine Hand auf den Mund presste.
Gimli ließ augenblicklich die Flammen der Lampe ersterben und schlich mit seinen Begleitern zurück auf den Gang.
Ihnen stockte der Atem, bei dem, was sie in den unteren Hallen erblicken mussten. Odine lief in den feinsten und edelsten elbischen Kleidern, welche aus dunkelroten Stoffen waren, lachend neben Kardel her, als wenn es das Normalste der Welt wäre. Ein Haarnetz aus feinstem Gold, das zusätzlich noch mit weißen blinkenden Edelsteinen besetzt war, lag auf ihrem Kopf und tief in ihrem Dekollete hing eine passende Kette.
Dem Zwerg wurde schwer ums Herz, denn er hatte sich zu seinem Leidwesen nicht getäuscht gehabt. Es war doch ihre Stimme gewesen, welche er gehört hatte, als er noch in seinem Fass gefangen war. Sie war es gewesen, die den Deckel gelockert hatte, sodass Gimli sich befreien konnte und doch hatte sie sie alle hintergangen. Kardel hatte ungeniert mir ihr geflirtet und Odine war alles andere als abgeneigt. Er spiele mit der Naivität des Mädchens und machte Versprechen, welche nichts mehr als leere Worte waren.
Eleya würde es das Herz brechen!
Ob Odine nun wirklich auf der Seite des Tyrannen stand oder nicht, er würde sie erbarmungslos zerstören, wenn er sein Interesse an ihr verlor.
Eleya hatte die letzten Stunden genutzt ihrem König davon zu berichten, wie sie von der schlimmen Nachricht erfahren hatten, von Legolas Ankunft, dem Flug und dem ursprünglichen Plan.
Thranduil hatte sie gebeten sich mit ihm auf das Stroh zu setzen und war selbst bei diesen paar Schritten, bei denen er von Geritors Tochter geführt wurde, mehrmals schmerzhaft zusammengezuckt. Die Elbe bemerkte dabei, dass etwas Blut an ihren Armen heruntertropfte. Erschrocken stellte sie fest, dass beide Handgelenke des Königs blutig aufgescheuert waren und nicht mehr, wie es im Normalfall bei Elben üblich war, mit einer schnelleren Heilung als bei Menschen, begonnen. Man hatte ihm selbst seiner letzten Kräfte beraubt, die ihm helfen konnten wieder auf die Beine zu kommen. Das erklärte natürlich auch, warum man ihn von sämtlichen Fesseln befreit hatte denn so würde, selbst wenn ihm alleine die Flucht gelänge, sie doch gleichzeitig unmöglich sein durchzustehen.
Eleya riss sich dünne Streifen aus ihrem Unterkleid und wollte gerade beginnen, diese um Thranduils Handgelenke zu wickeln. Da sie weder Wasser noch sonst Möglichkeiten besaß die Wunden zu reinigen, war es das einzige, was sie im Moment machen konnte.
"Das wird auch nicht viel nützen", sagte der König mit einer Sturheit, wie Eleya sie noch nicht erlebt hatte.
"Aber schaden wird es auch nicht und jetzt haltet gefälligst still", zischte sie zurück und war nicht im Geringsten bereit nachzugeben. Zu ihrem Erstaunen brummte Thranduil zwar etwas, das sich nach "verdammte Dickköpfigkeit Geritors" anhörte, streckte ihr aber seine Arme leicht entgegen. Eleya hielt das siegessichere Gesicht lieber verborgen, konnte aber ein Grinsen nicht ganz unterdrücken. Sie wusste wohl, dass der König es bemerkt hatte, doch außer einem weiteren Grummeln gab er nichts von sich.
Innerlich verfluchte sie sich, dass sie ihren sämtlichen Vorrat an Heilkräutern und ihr Fläschchen mir dem Energiespendenden bernsteinflüssigen Trank Pippin anvertraut hatte und der steckte entweder noch in seinem Fass, oder war ebenfalls inzwischen Gefangen genommen worden.
Eleya stoppte in ihrem Tun und horchte auf. An dem aufmerksamen Ausdruck in Thranduils Gesicht, erkannte sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
Etwas, das sich nach einem Brummen angehört hatte, war da und das sogar noch ganz in der Nähe. Wieder und wieder schallte es durch die Gänge und der Elbe war, als ob jemand laut schnaufen würde. In diesen Moment legte sich ein positives Lächeln auf ihre Züge und sie sprang auf. Diese kleinen Kerlchen hatten es tatsächlich geschafft sich aus ihren Fässern zu befreien und sich zu ihr hindurch zu stehlen.
"Gimli" ihre Stimme war sehr leise, trotz allem schallte es in den langen schlichten Schächten, wie ein endloses Echo.
"Ja, wer denn sonst!" knurrte es direkt hinter der Tür "Geht es euch gut und König Thranduil auch?"
"Ja, aber wie um alles in der Welt ist es euch gelungen ungesehen hierher zu kommen und vor allem, wie konntet ihr euch aus den Fässern befreien?" wollte Eleya ungeduldig wissen.
"Später, die Zeit wird gerade etwas knapp", der Ton in Gimlis Stimme wurde hektisch.
Eleya wurde unruhig und wollte etwas erwidern, doch Thranduil, der neben sie getreten war, legte eine Hand auf ihre Schulter und schüttelte nur leicht seinen Kopf.
"Sag kurz, was du zu berichten hast!" Der König wusste, warum der Zwerg immer nervöser wurde. Zu jeder vollen Stunde ließ der Hauptmann einen Teil seiner Wachen austauschen, damit niemand auch nur ansatzweise ermüdete. Damit wäre der einzige Ausweg des Zwerges versperrt und hier unten gab es keinerlei Möglichkeiten sich zu verstecken.
Es war schon eine ganze Zeit her, dass jemand die Treppe, die zu ihnen führte heruntergekommen war und das ließ vermuten, dass es nicht mehr lange bis zum nächsten Wachwechsel dauern würde.
"In den oberen Hallen findet heute Abend ein großes Fest statt, welches unsere mitgebrachten Nahrungsmittel und der Wein hervorgerufen haben. Wenn wir überhaupt eine Chance haben hier heraus zu kommen, dann in der frühen Morgenstunde", erklärte Gimli schnell zusammenfassend "Majestät, gibt es vielleicht irgendeine Möglichkeit Legolas eine Nachricht zukommen zu lassen?"
Thranduil überlegte einen Moment, wie man es am besten anstellen könnte, fand dann aber, dass der einfachste Versuch wohl der Effektivste sein würde.
"Mein Sohn hat euch doch einmal unsere Adler gezeigt, nicht wahr", er hoffte zumindest, dass es so war.
"Ja und?" mit einem fragenden Gesichtsausdruck sah der Zwerg ihn an "Oh natürlich, ich verstehe."
Ein leiser Pfiff schallte von oben herab.
"Beeil dich und sag Legolas, dass ich mein Versprechen halten werde", Eleya legte kurz ihre Hand auf die Finger des Zwerges, welche sich an den Gitterstäben festhielten, da er gerade mal auf Zehenspitzen hindurch schauen konnte.
"Habt ein wenig Geduld. Das lässt Pippin euch geben". Ein kleines braunes Bündel drückte Gimli der Elbe in die Hand und verschwand im gleichen Atemzug zurück in Richtung der Treppen. Ein Schnaufen war das Letzte, was sie von ihm hörten und Eleya half dem König sich wieder auf sein Lager nieder zu lassen.
Eleya versteckte den Beutel schnell unter dem Stroh, als die Wache an ihrer Tür vorbei ging. Es war ihr Glück, denn diese schaute kritisch durch die Öffnung und kontrollierte genaustens jedes Detail, was sie sehen konnte. Lange sah der Ork auf die beiden Elben, die ihn trotz ihrer aussichtslosen Situation stur und von oben herab anblickten, ging dann aber mit Schimpfwörtern auf den Lippen wieder den Gang zurück.
Erst als sie keine seiner trampelnden Schritte mehr hören konnte, griff Eleya bis zum Ellenbogen in den feuchten und schon leicht muffelnden Haufen und zog das Bündel wieder hervor.
"Das ist doch zumindest schon mal ein Anfang", lächelte sie und ein kleines Fläschchen kam zum Vorschein "Hier, trinkt die Hälfte davon."
Thranduil sah fragend zuerst auf das kleine Gefäß, was ihm gerade in die Hand gedrückte wurde und dann zu dem Mädchen, welches neben ihm saß und freudig weitere Utensilien hervor holte.
"Es bewirkt Wunder, ihr werdet euch gleich besser fühlen", aufmunternd nickte sie dem König zu.
Der Trank schmeckte angenehm nach Kräutern und kaum, dass er die bernsteinfarbene Flüssigkeit herunter geschluckte hatte, erwachten seine Kräfte wieder zu neuem Leben. Energie spülte sich durch seinen Körper und innerhalb weniger Atemzüge wurde seine Sicht klar und die Schmerzen waren auch besser auszuhalten.
Eleya schnappte sich den rechten Arm des Königs und war bereits dabei ihre provisorische Bandage zu entfernen.
"Was soll das denn nun schon wieder", murrte Thranduil auf und wollte den Arm schon wieder zurückziehen, als sich ihre Finger in seinen Unterarm krallten.
"Gimli hat mir genau das gebracht, was ich brauche um eure Wunden besser versorgen zu können, damit sie endlich beginnen zu heilen", erklärte sie und hatte erneut diesen sturen und keinen Protest zulassenden Ton in der Stimme.
Eleya riss sich erneut Stoff aus ihrem Kleid, gab ein Paar Tropfen aus dem Fläschchen darauf und begann mit dem Auswaschen des Handgelenkes. Zusätzlich legte sie noch einige der Heilkräuter auf die offenen Stellen und verband alles wieder sorgfältig.
Thranduil zuckte anfangs bei dem brennenden Schmerz zusammen, doch er spürte sogleich die heilende Wirkung der Kräuter. Er sah in den entschuldigenden Gesichtsausdruck der Elbe, doch der König bemerkte sogleich, dass ihre Gedanken ganz woanders waren.
Schon die ganze Zeit beschäftigten ihn die Worte, die Eleya zu Gimli gesagt hatte und genauso das Strahlen ihrer Augen, als sie ihn mit seinem Sohn verwechselt hatte. Ein Verdacht machte sich in seinem Inneren breit, doch es war nicht der rechte Moment für solche Fragen.
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"Wo bleibst du denn?" fuhr Merry den Zwerg an, als er endlich die Treppe hinaufgestürmt kam. Ohne eine Antwort abzuwarten, zogen ihn die beiden Hobbits hinter eine der unzähligen Säulen, welche die große Halle trugen.
Gimli war keine Minute zu früh zu seinen Freunden zurückgekehrt, denn ein Trupp von mehr als zehn Orks ging mit langen Schritten an ihnen vorbei. Der Schutz des Schattens, in dem die drei standen, verbarg sie vor den Augen ihrer Feinde.
"Wir müssen zu den königlichen Gemächern", sprach der Zwerg leise, nachdem auch der letzte Feind die Treppe hinunter zu den Kellergewölben passiert hatte.
"Wie sollen wir die denn in diesem Wirrwahr von Gängen bitte schön finden?", wollte Pippin sarkastisch wissen und sah sich verzweifelt um.
"Von hier aus weiß ich es auch nicht. Wir müssen zuerst in den großen Thronsaal. Dann kann ich euch zumindest die ungefähre Richtung sagen", Gimli eilte durch die riesige Halle und versuchte sich so gut wie möglich im Dunkel der Säulen zu halten. Diese waren schlicht und ohne jegliche der kunstvollen Verzierungen. Das ließ die beiden Hobbits darauf schließen, dass sie sich wohl im absolut falschen Teil des Palastes befanden.
Gimli war zwar schon öfter von Legolas herumgeführt worden, doch dieser Bereich war ihm fremd. Aber er wusste, dass alle Gänge sternenförmig zu einer großen Halle liefen und direkt daneben der Thronsaal des Elbenkönigs lag.
Sie hatten herausgefunden, dass Kardel die Festhallen mied und sich vorzugshalber in den Nebenkammern aufhielt. Er fürchtete Thranduil und solange dieser lebte, lagen auch seine Macht und sein Zauber im Palast und besonders in diesem Flügel. Der Tyrann versuchte mit allen Mitteln diese Macht zu brechen, doch noch brauchte er den König als Druckmittel. Genau darin bestand auch ihre Chance unentdeckt in den Westflügel zu gelangen.
Da, bis auf am Eingangsbereich oder in den Kellergewölben, kaum Wachen aufgestellt worden waren, gelang es den Drei ohne größere Probleme in die Empfangshalle zu kommen.
Sie schienen sich nicht zu tief unter der Erde zu befinden, denn die letzten Sonnenstrahlen des Tages schienen in die Halle. Das schummrige Licht ließ alles geheimnisvoll und ein bisschen mystisch wirken.
"Was befindet sich denn hinter diesen Türen?" Pippin war stehen geblieben und strich ehrfürchtig mit den Fingern über den Rücken eines Hirsches, der in die Front der großen Bohlentür geschnitzt worden war. Doch der eigentliche Blickfang waren die Buchen und Eichen, welche sich über die volle Höhe der Türflügel erstreckten. Sie traten aus dem Holz hinaus und sahen im Schatten so lebensecht aus, das man meinen könnte, deren Blätter würden sich bewegen.
"Das ist der Thronsaal von König Thranduil", erklärte Gimli schlicht und wollte schon weiter gehen, als Pippin seiner Neugierde nachgab und einen der Flügel ein Stück öffnete.
"Was um alles in der Welt soll das jetzt?" fauchte Merry und griff nach seinem Arm um ihn zurück zu ziehen. Er erstarrte jedoch genau wie Pippin in seinem Tun und sah auf das, was sich vor ihm ausdehnte. Bilder erstreckten sich entlang der Wände und zeigten Orte und Elben, mit denen die Beiden nicht sonderlich viel anfangen konnten. Ihr Blick blieb aber an einem bestimmten Bild hängen, das einen dunkelhaarigen Elbenkönig darstellte.
"Das ist der frühere König vom Düsterwald, Progerals. Geritor hat euch doch von ihm berichtet", Gimli war neben die Hobbits getreten und gestattete ihnen einen kurzen Blick.
Zwei große Kamine waren in die vor ihnen liegenden Ecken eingearbeitet worden und an allen Säulen und Wänden fanden sie die kunstvollen Schnitzereien wieder, die sie schon in den Gängen bewundern konnten. Doch der Blickfang war eindeutig des Königs Thron, welcher auf einer zweistufigen Empore stand. Dieser war in einen Baum geschlagen worden, welcher durch die Decke zu reichen schien. Seine Wurzeln bildeten den Fuß des Throns, doch was sie noch mehr verwunderte war, dass er noch lebte und sich an seiner Verwendung nicht zu stören schien.
"Genau das gleiche Wappen, ist auch auf Legolas Anhänger abgebildet", quiekte Pippin auf und erntete lediglich zwei genervte Blicke.
"Natürlich du Depp! Das ist ja auch das königliche Siegel", Merry verdrehte seine Augen und wandte sich wieder zum Gehen um.
"Wo müssen wir jetzt lang", fragte er den Zwerg und ging auf dessen Deuten hin zu einem, der an der Seite liegenden Gänge.
Gimli wurde immer flauer in der Magengegend. Irgendetwas stimmte nicht, es war alles zu einfach. In den Kellergewölben hatten sie sich an den Wachen vorbei stehlen können, doch dass in diesem Teil trotz Kardels Furcht nicht eine einzige Seele zu sehen war, beunruhigte ihn Zunehmens. Doch sie hatten keine Wahl, ob es eine Falle war oder nicht.
So leise wie es den beiden Hobbits möglich war, rannten sie dem schnaufenden Gimli hinterher, bis dieser vor einer der unzähligen Türen hielt, die ebenfalls mit dem Wappen gezeichnet war.
Eine Eiche und eine Buche, deren Zweige ineinander verschlungen waren und Sterne, die sich ihren Weg durch diese hindurch suchten, hoben sich aus dem Holz der Tür empor.
"Können wir da einfach so rein?" Merry zögerte noch, als seine zwei Begleiter schon in das Innere getreten waren.
"Ehrlich gesagt, weiß ich es auch nicht." knurrte der Zwerg, zuckte aber gelassen mit den Schultern.
Nichts außer Dunkelheit erstreckte sich vor ihnen. Die gesamten Räume waren nicht beleuchtet und so konnte Gimli, der in der Finsternis die besten Augen hatte, nur nach einer Lampe oder ähnlichem suchen.
Gimli wusste von Legolas, dass sein Volk es verabscheute, Tiere welcher Gattung sie auch seien anzuketten oder sogar einzusperren. Alle lebten in Freiheit und Harmonie mit ihnen, lediglich gegen die Riesenspinnen zeigten die Elben weder Erbarmen noch Nachsicht.
Doch wie sollte er des Königs Adler finden? Er würde bestimmt nicht einfach so aus dem Nichts auf seine Hand geflogen kommen!
Ein Poltern und ein unterdrückter Fluch schallten durch den Raum neben dem Zwerg und ein genervtes "Pippin" wurde von dem zweiten Hobbit geraunt.
Gimli zündete grummelnd eine kleine Lampe an, welche er in den Schlafräumen gefunden hatte. Er erhellte das Zimmer aber nur soweit, dass man den Lichtschein von außen hoffentlich nicht erkennen konnte.
Ein kräftiges Flügelschlagen entfachte einen Luftstrom durch den Raum und ließ den Drei beinahe das Herz stehen bleiben.
"Ein Adler, seht doch!" Merrys Stimme war schon fast wieder ein Quicken, doch er fing sich schnell wieder.
"Wo kommt der denn auf einmal her?" Pippin nahm dem Zwerg die Lampe aus der Hand und fand ein Loch in der Wand, welches anscheinend direkt nach draußen führte "Aber was noch wichtiger ist, wie bekommen wie da die Nachricht dran?"
Er deutete mit einem zweifelnden Blick auf den Vogel.
"Man muss eine kleine Halterung an seinem Fußgelenk anbringen", murmelte Gimli vor sich hin, während er mit einer Feder ein paar Zeilen auf ein Stück Papier kritzelte, das er gefunden hatte.
Die beiden Hobbits waren währenddessen fündig geworden und versuchten verzweifelt an dem Vogel die Halterung zu befestigen. Doch dieser fauchte, als sie anfangen wollten ihn festzuhalten und flüchtete in eine andere Ecke.
"Wie um alles in der Welt machen das die Elben nur?" schimpfte Merry vor sich hin und hielt den kleinen Lederstreifen in seiner Hand vor Gimlis Nase.
Doch auch der Zwerg blickte nur ratlos auf das Tier und rollte den Zettel geistesabwesend zwischen zwei Fingern. Doch das war anscheinend ein Zeichen für den Adler, denn er kam zurückgeflogen und setzte sich ruhig vor ihnen hin.
Merry kam wieder auf ihn zu und wurde nur mit einem weiteren Fauchen bedacht.
"Was soll es, das Papier muss an den Vogel ran", Pippin trat entschlossen näher und zog ein Stück Schnur, welches seinen Hemdkragen zusammen hielt, hervor. Erst knotete er es um das kleine Stück Papier von Gimli und dann um den Fuß des Adlers. Seltsamer Weise hielt dieser bei ihm still und gab keinen Laut von sich.
"Seht ihr, ist doch ganz einfach", der Hobbit platzte fast vor Stolz.
"Legolas, bring das zu Prinz Legolas am einsamen Berg", brummte der Zwerg, in der Hoffnung, dass das Tier es verstand. Doch der Adler breitete seine Flügel aus und war im gleichen Atemzug auch schon verschwunden.
"Na das lief doch wie geschmiert", trompetete Pippin heraus und erstarrte, als Merry ihm seine Hand auf den Mund presste.
Gimli ließ augenblicklich die Flammen der Lampe ersterben und schlich mit seinen Begleitern zurück auf den Gang.
Ihnen stockte der Atem, bei dem, was sie in den unteren Hallen erblicken mussten. Odine lief in den feinsten und edelsten elbischen Kleidern, welche aus dunkelroten Stoffen waren, lachend neben Kardel her, als wenn es das Normalste der Welt wäre. Ein Haarnetz aus feinstem Gold, das zusätzlich noch mit weißen blinkenden Edelsteinen besetzt war, lag auf ihrem Kopf und tief in ihrem Dekollete hing eine passende Kette.
Dem Zwerg wurde schwer ums Herz, denn er hatte sich zu seinem Leidwesen nicht getäuscht gehabt. Es war doch ihre Stimme gewesen, welche er gehört hatte, als er noch in seinem Fass gefangen war. Sie war es gewesen, die den Deckel gelockert hatte, sodass Gimli sich befreien konnte und doch hatte sie sie alle hintergangen. Kardel hatte ungeniert mir ihr geflirtet und Odine war alles andere als abgeneigt. Er spiele mit der Naivität des Mädchens und machte Versprechen, welche nichts mehr als leere Worte waren.
Eleya würde es das Herz brechen!
Ob Odine nun wirklich auf der Seite des Tyrannen stand oder nicht, er würde sie erbarmungslos zerstören, wenn er sein Interesse an ihr verlor.
