Nach langer Abwesenheit bin ich zurück und nun gibt es endlich auch ein
neues Kapitel. Ab jetzt werdet ihr nicht mehr so lange warten müssen*
augenzwinker zu Tanlaith*, so jetzt aber erstmal was zum lesen und dann
nicht vergessen.nah ihr wist schon *g*
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Wendepunkte
Die Urukais, wobei einer von ihnen eindeutig der Hauptmann aus dem Palast war, stießen eine dunkelhaarige junge Frau vor sich her, die der Elbe mehr als bekannt vorkam und doch war der Anblick einfach erschreckend. Es war Odine! Kardel hatte sie also am Leben gelassen, nur für welchen Preis?
Die sonst so lebensfreudigen blau blitzenden Augen waren leer. Nicht mit einer Faser ihres Körpers oder Geistes versuchte sie sich den meist brutalen Tritten und Schlägen zu erwehren. Das edle rot-braune Kleid, welches sie im Palast noch wie eine hohe Fürstin hatte wirken lassen, hing nur noch in Fetzen an ihr herab und verbarg nur noch mit Mühe die weiblichen Stellen ihres Körpers. Zu dem war es sämtlich mit getrocknetem Blut und Dreck verschmiert und unzählige Peitschenhiebe übersäten Odines Rücken.
Das bemitleidenswerte Wesen hatte nichts mehr mit der Odine zu tun, welche wie eine Schwester an der Seite Eleyas aufgewachsen war. Diese besaß einmal einen starken Willen und hätte sich vehement gegen eine solche Behandlung gewehrt.
Der Elbe versetzte es einen schmerzhaften Stich, denn sie konnte nur erahnen, mit welchen Mitteln der Tyrann ihre beste Freundin aufs Äußerste gequält und geschunden haben musste. Immerhin wurde er von ihr aufs Schlimmste hintergangen, ob er ihr nun etwas getraut hatte oder nicht, sie war seinen Feinden zu Hilfe gekommen und hatte ihnen einen Weg in die Freiheit beschert.
Jedoch konnte sich die Elbe nicht ganz erklären, warum Kardel das Mädchen überhaupt am Leben gelassen hatte und sie nicht einfach beseitigte, nachdem er ihrer müde geworden war. Für Eleya war es ein Wirrwarr der Gefühle, denn sie hatte sich in den Kellern des Palastes von Odine verabschiedet und zwar für immer und ein Teil von ihr wäre froh gewesen, wenn es dabei geblieben wäre. Denn die Aussichten auf ihr weiters Leben, waren für das Mädchen gewiss eine weitaus größere Strafe als der Tod und das wusste Kardel genau.
"Vorsicht!" hörte die Elbe die raue Stimme des alten Zwerges wie aus weiter Entfernung hinter sich und spürte nur noch wie sie unsanft auf den Boden gestoßen wurde.
Aus dem Augenwinkel erblickte sie Norins Axt, welche einen, der für Urukais typischen Kampfharken, kurz über ihrem Körper abfing und wegschleuderte. Schnell rappelte sich die Elbe wieder hoch und stieß ihren Gegner eines ihrer Messer direkt ins Herz. Nachdem sie vollends begriffen hatte, was geschehen war, sah Eleya den Zwerg verwundert an. Während des gesamten Marsches, war dieser nicht ein bisschen bemüht gewesen seine
Voreingenommenheit und das Misstrauen ihr und den anderen Elben gegenüber zu verbergen. Doch jetzt war er bereit, sein Leben für das ihre zu geben und lächelte die Frau einfach nur dankbar an, da sie es beide geschafft hatten die Gefahr von sich abzuwenden.
Noch immer kämpfte man erbarmungslos gegen Kardels Truppen, doch immer weniger Kämpfer ersetzten ihre toten Kameraden und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis keiner von den Gegnern mehr auf seinen Beinen stehen würde.
Eleyas Aufmerksamkeit galt jedoch schnell wieder Odine, die offensichtlich von einer achtköpfigen Garde etwas abseits am Geschehen vorbeigeschleust werden sollte. Es schien so, als ob der Tyrann angeordnet hatte sie unter jeden Umständen zu sich zu bringen.
"Das darf nicht sein, nicht noch einmal", hektisch suchte die Elbe nach einem Bogen und zog einen Pfeil aus dem Hals eines toten Urukais, wobei sie gefühlskalt ihren Fuß auf dessen Brust presste.
Schneller, als es für den Zwerg sichtbar war, schoss Eleya auf den Hauptmann und traf genau ihr Ziel. Dieser erstarrte nur und fiel ohne einen weiteren Laut von sich zu geben schlaff zu Boden.
Noch während Norin erstaunt über dieses Bild war, rannte die Elbe schon in Richtung der Menschenfrau und trennte ihre Fesseln durch. Eleya fand sich plötzlich umzingelt von den sieben weiteren Wachen, die aber nicht einen Versuch unternahmen sie anzugreifen.
"Fliehe, so schnell du kannst", schrie Odine neben ihr und riss der Elbe die zwei Messer aus der Halterung an ihrem Gürtel. "Du musst dich verstecken, du weißt nicht, wie viel Grausamkeiten sich in der zerfressenen Seele Kardels verbergen", rief das Mädchen erneut und drängte ihre Freundin aus dem Kreis der Urukais.
Eleya konnte in Odines Augen den blanken Hass erkennen und wie dieser Funken sprühend nach ihren Peinigern suchte. Sie wusste, dass etwas vor sich ging, wenn ihre Freundin so handelte und sie praktisch wieder fort schickte, ob es ihre Rettung vereitelte oder auch nicht. Einen der Furcht einflößenden Gegner versuchte sie eines der Messer in die Lunge zu rammen, doch seine Rüstung war zu dick und der Körper zu drahtig, um ihm eine ernsthafte Verletzung zuzufügen.
So hart man auf das Mädchen auch einschlug, so sehr waren die Urukais auch darauf bedacht Eleya selber nichts anzutun und das verbreitete in ihr eine erdrückende Angst. Und doch brachte sie es nicht übers Herz Odine ein zweites Mal zurück zu lassen.
"Ich gehe nur mit dir an meiner Seite, also sollten wir zusehen, wie wir schnellstens hier weg kommen", der widerspruchslose Ton ihn der Stimme der Elbe, ließ dem Mädchen keine Chance auf eine Antwort, denn Eleya stand bereits wieder an ihrem Rücken. Trotz ihrer Lage war Odine mehr als nur dankbar, dass die Freundschaft zwischen ihnen noch immer bestand und nur noch stärker zu werden schien.
"Hier, Mylady", schallte eine raue Stimme aus der Nähe und eine Axt wurde in die Richtung der Elbe geworfen. Norin war ihr gefolgt und zwei seiner Krieger, sowie ein paar des Schattenvolkes standen neben ihm.
Die Zuversicht kehrte umgehend zurück und in der Überzahl, wurden die Urukais rasch geschlagen. Ruhe brach plötzlich ein und als sie sich umsahen, war der Kampf vorbei und zu ihren Unglauben war es Eleya und allen anderen gelungen sich gegen das gesamte feindliche Heer zu beweisen.
Sie atmete erleichtert auf und Odine fiel ohne Vorwarnung in ihre Arme und fing bitterlich an zu schluchzen. Zitternd und verzweifelt schmiegte sich das Mädchen an sie und war nicht einmal bemüht ihre Fassung wieder zu erlangen. Eleya lächelte leicht auf und gestattete es nur zu gerne, dass Odine zumindest einen kleinen Teil ihres Schmerzes ablegen konnte.
Wie lange sie so standen, konnte die Elbe nicht genau sagen, als jedoch Thranduil hinter den Felsen hervorkam und auch alle Überlebenden, welche zumeist einen Verwundeten stützten oder trugen, löste sie sich etwas von ihrer Freundin.
"Was?" weiter sprach Odine die Frage nicht aus, als sie mit ihren Finger eher zufällig über die Kette, an der Legolas Amulett hing, strich. Das Aufleuchten in den hellgrünen Augen sagte mehr als jedes Wort und das Mädchen freute sich aufrichtig.
Ein Gefühl sagte ihr damals schon, als Eleya sich auf dem Talan im heimischen Tal in Legolas tiefblauen Augen verlor, sie jemand einzigartigem begegnet war. Warum sie das so empfand, konnte sie sich selber nicht einmal erklären.
Leider stach es aber auch wie ein stumpfes Schwert durch ihren Körper, da sie niemals mehr in ihrem Leben bereit sein würde sich einem Mann hinzugeben, nicht einmal mit ihrer Seele. "Geht es dir gut?" Thranduil musterte Eleya ausgiebig. Nichts wirklich Beunruhigendes war für ihn ersichtlich, außer ein paar Schrammen und ihr Lächeln ließ seine Aufmerksamkeit schließlich zu Odine wandern.
Das Mädchen zuckte unter den strengen und bis aufs Mark prüfenden Blicken des alten Elben zusammen und es brauchte keinerlei Erklärung, wer da gerade vor ihr stand. Es war Thranduil, der König des Waldlandreiches persönlich und sie machte einen Knicks, wie es bei sei seinem Volk üblich war. Noch immer sah er Odine fest an und große Nervosität stieg in ihr auf.
Es kam ihr vor, als wollte der König sie auf ihre Glaubwürdigkeit testen, doch nicht die kleinste Regung war in seinem Gesicht zu finden, sei es zum Guten oder zum Schlechten. Ohne Zweifel wusste er von ihren Irrtümern in Bezug auf Kardel, welche das Mädchen nur all zu gerne ungeschehen machen wollte. Egal auf welche Weise dies auch immer geschehen mochte, grausamer als ihr jetziges Schicksal konnte es wahrhaftig nicht werden.
Odine schaffte es nicht lange dem durchdringenden Blick Thranduils standzuhalten und senkte beschämt ihre Augen. Ohne, dass es beabsichtigt war liefen Tränen über ihre Wangen und sie zwang sich nicht laut los zu schluchzen, wie sie es bei Eleya zuvor noch getan hatte. Oft genug hatte Geritor dem Mädchen erzählt, wie misstrauisch und voreingenommen sein sturer Freund in Bezug auf Menschen war, gerade was ihre Leichtfertigkeit bei Entscheidungen anging. Odine wusste, dass sie in allen Belangen seinen Eindruck nur bestätigt haben musste.
Der König erweckte in ihr den Anschein, dass er jeden Moment etwas Abwertendes sagen würde, doch zu ihrer Überraschung zog er stumm seinen Umhang von den Schultern und legte diesen um sie.
"Komm mein Kind, es wird Zeit für dich diesen Ort zu verlassen", drang eine sanfte Stimme zu dem Mädchen durch und verwundert schaute sie auf. Güte und etwas, das sie nicht ganz deuten konnte, lag auf dem Gesicht Thranduils und sein Arm zog sie mit leichtem Druck mit sich.
"Nein", schrie sie nur erschrocken auf, wandte sich jedoch nicht aus dem Arm des Königs. "Nein, erst müsst ihr noch etwas erfahren", wiederholte Odine noch einmal leise und der König konnte die blanke Angst in ihren Augen sehen.
"Sag mir, was du noch weißt", seine Stimme war weich und hatte eine beruhigende Wirkung auf das Mädchen.
"Kardel wartet auf sein Heer, welches hier restlos erschlagen liegt und wenn es nicht bald ankommt, wird er seine Taktik ändern", Tränen suchten sich erneut den Weg in ihre Augen, denn ihre Familie kämpfte dort unten und in ihrem Zustand war sie beim besten Willen nicht mehr in der Lage diese auch noch zu verlieren. Odine schluckte sie fort "bedauernswerter Weise, habe ich nicht herausfinden können, was dieses Monster dann beabsichtigt zu tun."
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Ohrenbetäubender Lärm, Schreie, Klirren von Schwertern und das Zischen von Pfeilen, alles war so nahe und gleichzeitig so fern. Es klang real und doch auch wie ein schlechter Traum, aus dem man in der Nacht hochschreckte. Im Augenblick schienen alles sich miteinander vermischt zu haben und es war unmöglich zu sagen, welches Geräusch tatsäclich, oder nur eine Täuschung war.
"Geritor, kannst du mich hören?" Schmerzen erfüllten seinen gesamten Körper und ein dichter Nebel umhüllte die Gedanken des Elben. Aus weiter Ferne hörte er wie jemand seinen Namen rief und die taube Haut seiner Wange berührte.
"Vater?" langsam fand er zurück ins Bewusstsein, doch so gleich wünschte er sich, dass es nicht so wäre. Die Worte Kardels hallten wieder und wieder durch seinen Kopf, aber noch schlimmer war das Bild, als dieser zwei weitere seiner Urukais auf die Suche nach Eleya geschickt hatte. Es war die größte Strafe für Geritor mit ansehen zu müssen, wie sein Kind von diesem Moment an gejagt werden würde und er nichts weiter tun konnte, als handlungsunfähig da zu sitzen. Er konnte nicht genau sagen, wie lange der Tyrann ihn zwang seinen Worten zuzuhören und dieser wusste wie sehr es den Elben schmerzen musste, von den grausamen Stunden seiner Ziehtochter in allen Einzelheiten zu erfahren.
Die Schlacht hatte sich in der Zwischenzeit schon zum Vorteil von Legolas gewandelt und das elbische Heer gewann immer mehr an Boden. Gleichzeitig flackerte die Unruhe öfter in Kardels Augen auf und Geritor ahnte bereits, dass er auf seine Truppen wartete. Doch so wie es aussah, schien Thranduil größeren Erfolg gehabt zu haben, als er sich wahrscheinlich erhofft hatte. Dann konnte Geritor sich daran erinnern, wie Dunkelheit ihn umhüllte und schlussendlich ganz in ihren Bann zog.
"Vater", rief es wieder und ein unsanftes Rütteln an seinen Schultern ließ Geritor endlich ganz in die Wirklichkeit finden und nach anfänglichem Blinzeln sah er Aryalon und Legolas neben sich knien und ein Trupp von unzähligen Elben hatte sich wie eine Schutzwand vor ihn gestellt und hinderte die Orks daran in das Innere des Kreises zu treten. Doch noch immer schienen diese Angst zu haben ihn persönlich anzugreifen. Legolas Verwirrung hingegen war fast vollständig gewichen und er nutzte den momentanen Zustand der Gegner zu seinem Vorteil aus.
"Eleya, ich muss sie finden", presste Geritor nur mühsam heraus und erntete lediglich irritierte Blicke der beiden jüngeren Elben. Noch etwas strauchelnd zwang er sich aufzustehen und seine Beine wollten gerade kapitulieren, als die Hände seines Sohnes ihm bereits zur Hilfe eilten.
Aryalon kannte seinen Vater zu gut, um dessen Besorgnis um Eleya als eine Nachwirkung seiner Bewusstlosigkeit aufzufassen. Etwas war geschehen, doch aus dem Verhalten Geritors konnte man nur all zu deutlich interpretieren, dass er nicht Willens war es zu offenbaren. "Was ist mit Eleya?", die vorsichtige Frage des Prinzen, entfacht in dem alten Elben erneut Panik und das ungute Gefühl drohte wieder vollständig Besitz von ihm zu ergreifen. Kardel durfte sie niemals in seine Finger bekommen, er könnte es nicht ertragen. Vor allem jetzt, wo Eleya nach langer Suche endlich ihr Glück gefunden hatte und es noch nicht einmal ansatzweise auskosten durfte.
Der Tyrann wollte seine Tochter zerstören, genau wie es ihm bei Odine bereits gelungen war. Geritor betete dafür, dass das Mädchen genug innere Stärke und Mut besaß, um zu lernen mit diesem schwarzen Kapitel ihres Daseins zu leben. Ohne Frage würde er auch weiterhin für seine Ziehtochter da sein, was wäre er auch sonst für ein Vater?
"Geritor, was ist mit Eleya geschehen?" Legolas durchbohrendes Drängen ließ seinen Verstand schlussendlich vollends klar werden und die Angst, welche er in den blauen Augen des Prinzen fand, durfte nicht sein. Ernst und mit bitterer Entschlossenheit blickte er Legolas an und legte noch zur zusätzlichen Untermauerung seiner Worte die Hände auf dessen Schultern.
"Ihr geht es gut, doch werde ich dir nicht offenbaren, was Kardels Wunsch für ihre Zukunft ist", Geritor konnte das schwere Schlucken des Prinzen sehen, doch es war nicht seine Aufgabe sie zu retten. Er hatte ein Heer zu führen und ein Königreich zu beschützen. "Ich muss zu Eleya, ich muss sie warnen", Geritor wollte sich nicht weiter erklären, nicht jetzt. Legolas wusste zwar noch immer nicht, was vorgefallen war, doch wenn diesen Elb etwas aus der Fassung brachte, dann musste es grauenvoll sein.
Jetzt blieb jedoch keinerlei Zeit darüber nachzudenken, welche bösartigen Versprechen der Tyrann Geritor gemacht haben musste. Legolas selbst wusste, dass er in diesen Moment für sein Volk unentbehrlich war und an seiner Seite bleiben musste, darum war es zumindest eine Erleichterung für ihn zu wissen, dass ihr Vater alles tun würde um seine Geliebte zu beschützen.
"Geh und nimm dir jemanden zur Unterstützung mit", Geritor atmete tief auf, als er erkannte, dass der Prinz den Gedanken ihr selbst zu folgen gleich wieder verworfen hatte und sich somit richtig entschied. Ein König durfte nicht immer nach seinem Herzen handeln, so schwer es ihm auch fallen würde.
"Ich werde ihn begleiten", es war Meradeths Stimme, die beruhigend und zuversichtlich auf Legolas einredete. Der allerdings konnte nur stumm nicken, doch die unendliche Dankbarkeit in seinem Gesicht sprach für sich alleine. Eilig suchte sich Geritor seine Waffen wieder zusammen und machte sich schnellstmöglich aufbruchbereit.
"Ich schwöre dir Legolas, dass ich nicht ruhen werde, bis Eleya wieder in Sicherheit ist und wenn ich dafür sterben muss!" "Wir müssen uns beeilen", an Meradeth gerichtet, deutete der alte Elb in die Richtung, wo vor ungefähr einer Stunde die beiden Urukais verschwunden waren.
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Die Urukais, wobei einer von ihnen eindeutig der Hauptmann aus dem Palast war, stießen eine dunkelhaarige junge Frau vor sich her, die der Elbe mehr als bekannt vorkam und doch war der Anblick einfach erschreckend. Es war Odine! Kardel hatte sie also am Leben gelassen, nur für welchen Preis?
Die sonst so lebensfreudigen blau blitzenden Augen waren leer. Nicht mit einer Faser ihres Körpers oder Geistes versuchte sie sich den meist brutalen Tritten und Schlägen zu erwehren. Das edle rot-braune Kleid, welches sie im Palast noch wie eine hohe Fürstin hatte wirken lassen, hing nur noch in Fetzen an ihr herab und verbarg nur noch mit Mühe die weiblichen Stellen ihres Körpers. Zu dem war es sämtlich mit getrocknetem Blut und Dreck verschmiert und unzählige Peitschenhiebe übersäten Odines Rücken.
Das bemitleidenswerte Wesen hatte nichts mehr mit der Odine zu tun, welche wie eine Schwester an der Seite Eleyas aufgewachsen war. Diese besaß einmal einen starken Willen und hätte sich vehement gegen eine solche Behandlung gewehrt.
Der Elbe versetzte es einen schmerzhaften Stich, denn sie konnte nur erahnen, mit welchen Mitteln der Tyrann ihre beste Freundin aufs Äußerste gequält und geschunden haben musste. Immerhin wurde er von ihr aufs Schlimmste hintergangen, ob er ihr nun etwas getraut hatte oder nicht, sie war seinen Feinden zu Hilfe gekommen und hatte ihnen einen Weg in die Freiheit beschert.
Jedoch konnte sich die Elbe nicht ganz erklären, warum Kardel das Mädchen überhaupt am Leben gelassen hatte und sie nicht einfach beseitigte, nachdem er ihrer müde geworden war. Für Eleya war es ein Wirrwarr der Gefühle, denn sie hatte sich in den Kellern des Palastes von Odine verabschiedet und zwar für immer und ein Teil von ihr wäre froh gewesen, wenn es dabei geblieben wäre. Denn die Aussichten auf ihr weiters Leben, waren für das Mädchen gewiss eine weitaus größere Strafe als der Tod und das wusste Kardel genau.
"Vorsicht!" hörte die Elbe die raue Stimme des alten Zwerges wie aus weiter Entfernung hinter sich und spürte nur noch wie sie unsanft auf den Boden gestoßen wurde.
Aus dem Augenwinkel erblickte sie Norins Axt, welche einen, der für Urukais typischen Kampfharken, kurz über ihrem Körper abfing und wegschleuderte. Schnell rappelte sich die Elbe wieder hoch und stieß ihren Gegner eines ihrer Messer direkt ins Herz. Nachdem sie vollends begriffen hatte, was geschehen war, sah Eleya den Zwerg verwundert an. Während des gesamten Marsches, war dieser nicht ein bisschen bemüht gewesen seine
Voreingenommenheit und das Misstrauen ihr und den anderen Elben gegenüber zu verbergen. Doch jetzt war er bereit, sein Leben für das ihre zu geben und lächelte die Frau einfach nur dankbar an, da sie es beide geschafft hatten die Gefahr von sich abzuwenden.
Noch immer kämpfte man erbarmungslos gegen Kardels Truppen, doch immer weniger Kämpfer ersetzten ihre toten Kameraden und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis keiner von den Gegnern mehr auf seinen Beinen stehen würde.
Eleyas Aufmerksamkeit galt jedoch schnell wieder Odine, die offensichtlich von einer achtköpfigen Garde etwas abseits am Geschehen vorbeigeschleust werden sollte. Es schien so, als ob der Tyrann angeordnet hatte sie unter jeden Umständen zu sich zu bringen.
"Das darf nicht sein, nicht noch einmal", hektisch suchte die Elbe nach einem Bogen und zog einen Pfeil aus dem Hals eines toten Urukais, wobei sie gefühlskalt ihren Fuß auf dessen Brust presste.
Schneller, als es für den Zwerg sichtbar war, schoss Eleya auf den Hauptmann und traf genau ihr Ziel. Dieser erstarrte nur und fiel ohne einen weiteren Laut von sich zu geben schlaff zu Boden.
Noch während Norin erstaunt über dieses Bild war, rannte die Elbe schon in Richtung der Menschenfrau und trennte ihre Fesseln durch. Eleya fand sich plötzlich umzingelt von den sieben weiteren Wachen, die aber nicht einen Versuch unternahmen sie anzugreifen.
"Fliehe, so schnell du kannst", schrie Odine neben ihr und riss der Elbe die zwei Messer aus der Halterung an ihrem Gürtel. "Du musst dich verstecken, du weißt nicht, wie viel Grausamkeiten sich in der zerfressenen Seele Kardels verbergen", rief das Mädchen erneut und drängte ihre Freundin aus dem Kreis der Urukais.
Eleya konnte in Odines Augen den blanken Hass erkennen und wie dieser Funken sprühend nach ihren Peinigern suchte. Sie wusste, dass etwas vor sich ging, wenn ihre Freundin so handelte und sie praktisch wieder fort schickte, ob es ihre Rettung vereitelte oder auch nicht. Einen der Furcht einflößenden Gegner versuchte sie eines der Messer in die Lunge zu rammen, doch seine Rüstung war zu dick und der Körper zu drahtig, um ihm eine ernsthafte Verletzung zuzufügen.
So hart man auf das Mädchen auch einschlug, so sehr waren die Urukais auch darauf bedacht Eleya selber nichts anzutun und das verbreitete in ihr eine erdrückende Angst. Und doch brachte sie es nicht übers Herz Odine ein zweites Mal zurück zu lassen.
"Ich gehe nur mit dir an meiner Seite, also sollten wir zusehen, wie wir schnellstens hier weg kommen", der widerspruchslose Ton ihn der Stimme der Elbe, ließ dem Mädchen keine Chance auf eine Antwort, denn Eleya stand bereits wieder an ihrem Rücken. Trotz ihrer Lage war Odine mehr als nur dankbar, dass die Freundschaft zwischen ihnen noch immer bestand und nur noch stärker zu werden schien.
"Hier, Mylady", schallte eine raue Stimme aus der Nähe und eine Axt wurde in die Richtung der Elbe geworfen. Norin war ihr gefolgt und zwei seiner Krieger, sowie ein paar des Schattenvolkes standen neben ihm.
Die Zuversicht kehrte umgehend zurück und in der Überzahl, wurden die Urukais rasch geschlagen. Ruhe brach plötzlich ein und als sie sich umsahen, war der Kampf vorbei und zu ihren Unglauben war es Eleya und allen anderen gelungen sich gegen das gesamte feindliche Heer zu beweisen.
Sie atmete erleichtert auf und Odine fiel ohne Vorwarnung in ihre Arme und fing bitterlich an zu schluchzen. Zitternd und verzweifelt schmiegte sich das Mädchen an sie und war nicht einmal bemüht ihre Fassung wieder zu erlangen. Eleya lächelte leicht auf und gestattete es nur zu gerne, dass Odine zumindest einen kleinen Teil ihres Schmerzes ablegen konnte.
Wie lange sie so standen, konnte die Elbe nicht genau sagen, als jedoch Thranduil hinter den Felsen hervorkam und auch alle Überlebenden, welche zumeist einen Verwundeten stützten oder trugen, löste sie sich etwas von ihrer Freundin.
"Was?" weiter sprach Odine die Frage nicht aus, als sie mit ihren Finger eher zufällig über die Kette, an der Legolas Amulett hing, strich. Das Aufleuchten in den hellgrünen Augen sagte mehr als jedes Wort und das Mädchen freute sich aufrichtig.
Ein Gefühl sagte ihr damals schon, als Eleya sich auf dem Talan im heimischen Tal in Legolas tiefblauen Augen verlor, sie jemand einzigartigem begegnet war. Warum sie das so empfand, konnte sie sich selber nicht einmal erklären.
Leider stach es aber auch wie ein stumpfes Schwert durch ihren Körper, da sie niemals mehr in ihrem Leben bereit sein würde sich einem Mann hinzugeben, nicht einmal mit ihrer Seele. "Geht es dir gut?" Thranduil musterte Eleya ausgiebig. Nichts wirklich Beunruhigendes war für ihn ersichtlich, außer ein paar Schrammen und ihr Lächeln ließ seine Aufmerksamkeit schließlich zu Odine wandern.
Das Mädchen zuckte unter den strengen und bis aufs Mark prüfenden Blicken des alten Elben zusammen und es brauchte keinerlei Erklärung, wer da gerade vor ihr stand. Es war Thranduil, der König des Waldlandreiches persönlich und sie machte einen Knicks, wie es bei sei seinem Volk üblich war. Noch immer sah er Odine fest an und große Nervosität stieg in ihr auf.
Es kam ihr vor, als wollte der König sie auf ihre Glaubwürdigkeit testen, doch nicht die kleinste Regung war in seinem Gesicht zu finden, sei es zum Guten oder zum Schlechten. Ohne Zweifel wusste er von ihren Irrtümern in Bezug auf Kardel, welche das Mädchen nur all zu gerne ungeschehen machen wollte. Egal auf welche Weise dies auch immer geschehen mochte, grausamer als ihr jetziges Schicksal konnte es wahrhaftig nicht werden.
Odine schaffte es nicht lange dem durchdringenden Blick Thranduils standzuhalten und senkte beschämt ihre Augen. Ohne, dass es beabsichtigt war liefen Tränen über ihre Wangen und sie zwang sich nicht laut los zu schluchzen, wie sie es bei Eleya zuvor noch getan hatte. Oft genug hatte Geritor dem Mädchen erzählt, wie misstrauisch und voreingenommen sein sturer Freund in Bezug auf Menschen war, gerade was ihre Leichtfertigkeit bei Entscheidungen anging. Odine wusste, dass sie in allen Belangen seinen Eindruck nur bestätigt haben musste.
Der König erweckte in ihr den Anschein, dass er jeden Moment etwas Abwertendes sagen würde, doch zu ihrer Überraschung zog er stumm seinen Umhang von den Schultern und legte diesen um sie.
"Komm mein Kind, es wird Zeit für dich diesen Ort zu verlassen", drang eine sanfte Stimme zu dem Mädchen durch und verwundert schaute sie auf. Güte und etwas, das sie nicht ganz deuten konnte, lag auf dem Gesicht Thranduils und sein Arm zog sie mit leichtem Druck mit sich.
"Nein", schrie sie nur erschrocken auf, wandte sich jedoch nicht aus dem Arm des Königs. "Nein, erst müsst ihr noch etwas erfahren", wiederholte Odine noch einmal leise und der König konnte die blanke Angst in ihren Augen sehen.
"Sag mir, was du noch weißt", seine Stimme war weich und hatte eine beruhigende Wirkung auf das Mädchen.
"Kardel wartet auf sein Heer, welches hier restlos erschlagen liegt und wenn es nicht bald ankommt, wird er seine Taktik ändern", Tränen suchten sich erneut den Weg in ihre Augen, denn ihre Familie kämpfte dort unten und in ihrem Zustand war sie beim besten Willen nicht mehr in der Lage diese auch noch zu verlieren. Odine schluckte sie fort "bedauernswerter Weise, habe ich nicht herausfinden können, was dieses Monster dann beabsichtigt zu tun."
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Ohrenbetäubender Lärm, Schreie, Klirren von Schwertern und das Zischen von Pfeilen, alles war so nahe und gleichzeitig so fern. Es klang real und doch auch wie ein schlechter Traum, aus dem man in der Nacht hochschreckte. Im Augenblick schienen alles sich miteinander vermischt zu haben und es war unmöglich zu sagen, welches Geräusch tatsäclich, oder nur eine Täuschung war.
"Geritor, kannst du mich hören?" Schmerzen erfüllten seinen gesamten Körper und ein dichter Nebel umhüllte die Gedanken des Elben. Aus weiter Ferne hörte er wie jemand seinen Namen rief und die taube Haut seiner Wange berührte.
"Vater?" langsam fand er zurück ins Bewusstsein, doch so gleich wünschte er sich, dass es nicht so wäre. Die Worte Kardels hallten wieder und wieder durch seinen Kopf, aber noch schlimmer war das Bild, als dieser zwei weitere seiner Urukais auf die Suche nach Eleya geschickt hatte. Es war die größte Strafe für Geritor mit ansehen zu müssen, wie sein Kind von diesem Moment an gejagt werden würde und er nichts weiter tun konnte, als handlungsunfähig da zu sitzen. Er konnte nicht genau sagen, wie lange der Tyrann ihn zwang seinen Worten zuzuhören und dieser wusste wie sehr es den Elben schmerzen musste, von den grausamen Stunden seiner Ziehtochter in allen Einzelheiten zu erfahren.
Die Schlacht hatte sich in der Zwischenzeit schon zum Vorteil von Legolas gewandelt und das elbische Heer gewann immer mehr an Boden. Gleichzeitig flackerte die Unruhe öfter in Kardels Augen auf und Geritor ahnte bereits, dass er auf seine Truppen wartete. Doch so wie es aussah, schien Thranduil größeren Erfolg gehabt zu haben, als er sich wahrscheinlich erhofft hatte. Dann konnte Geritor sich daran erinnern, wie Dunkelheit ihn umhüllte und schlussendlich ganz in ihren Bann zog.
"Vater", rief es wieder und ein unsanftes Rütteln an seinen Schultern ließ Geritor endlich ganz in die Wirklichkeit finden und nach anfänglichem Blinzeln sah er Aryalon und Legolas neben sich knien und ein Trupp von unzähligen Elben hatte sich wie eine Schutzwand vor ihn gestellt und hinderte die Orks daran in das Innere des Kreises zu treten. Doch noch immer schienen diese Angst zu haben ihn persönlich anzugreifen. Legolas Verwirrung hingegen war fast vollständig gewichen und er nutzte den momentanen Zustand der Gegner zu seinem Vorteil aus.
"Eleya, ich muss sie finden", presste Geritor nur mühsam heraus und erntete lediglich irritierte Blicke der beiden jüngeren Elben. Noch etwas strauchelnd zwang er sich aufzustehen und seine Beine wollten gerade kapitulieren, als die Hände seines Sohnes ihm bereits zur Hilfe eilten.
Aryalon kannte seinen Vater zu gut, um dessen Besorgnis um Eleya als eine Nachwirkung seiner Bewusstlosigkeit aufzufassen. Etwas war geschehen, doch aus dem Verhalten Geritors konnte man nur all zu deutlich interpretieren, dass er nicht Willens war es zu offenbaren. "Was ist mit Eleya?", die vorsichtige Frage des Prinzen, entfacht in dem alten Elben erneut Panik und das ungute Gefühl drohte wieder vollständig Besitz von ihm zu ergreifen. Kardel durfte sie niemals in seine Finger bekommen, er könnte es nicht ertragen. Vor allem jetzt, wo Eleya nach langer Suche endlich ihr Glück gefunden hatte und es noch nicht einmal ansatzweise auskosten durfte.
Der Tyrann wollte seine Tochter zerstören, genau wie es ihm bei Odine bereits gelungen war. Geritor betete dafür, dass das Mädchen genug innere Stärke und Mut besaß, um zu lernen mit diesem schwarzen Kapitel ihres Daseins zu leben. Ohne Frage würde er auch weiterhin für seine Ziehtochter da sein, was wäre er auch sonst für ein Vater?
"Geritor, was ist mit Eleya geschehen?" Legolas durchbohrendes Drängen ließ seinen Verstand schlussendlich vollends klar werden und die Angst, welche er in den blauen Augen des Prinzen fand, durfte nicht sein. Ernst und mit bitterer Entschlossenheit blickte er Legolas an und legte noch zur zusätzlichen Untermauerung seiner Worte die Hände auf dessen Schultern.
"Ihr geht es gut, doch werde ich dir nicht offenbaren, was Kardels Wunsch für ihre Zukunft ist", Geritor konnte das schwere Schlucken des Prinzen sehen, doch es war nicht seine Aufgabe sie zu retten. Er hatte ein Heer zu führen und ein Königreich zu beschützen. "Ich muss zu Eleya, ich muss sie warnen", Geritor wollte sich nicht weiter erklären, nicht jetzt. Legolas wusste zwar noch immer nicht, was vorgefallen war, doch wenn diesen Elb etwas aus der Fassung brachte, dann musste es grauenvoll sein.
Jetzt blieb jedoch keinerlei Zeit darüber nachzudenken, welche bösartigen Versprechen der Tyrann Geritor gemacht haben musste. Legolas selbst wusste, dass er in diesen Moment für sein Volk unentbehrlich war und an seiner Seite bleiben musste, darum war es zumindest eine Erleichterung für ihn zu wissen, dass ihr Vater alles tun würde um seine Geliebte zu beschützen.
"Geh und nimm dir jemanden zur Unterstützung mit", Geritor atmete tief auf, als er erkannte, dass der Prinz den Gedanken ihr selbst zu folgen gleich wieder verworfen hatte und sich somit richtig entschied. Ein König durfte nicht immer nach seinem Herzen handeln, so schwer es ihm auch fallen würde.
"Ich werde ihn begleiten", es war Meradeths Stimme, die beruhigend und zuversichtlich auf Legolas einredete. Der allerdings konnte nur stumm nicken, doch die unendliche Dankbarkeit in seinem Gesicht sprach für sich alleine. Eilig suchte sich Geritor seine Waffen wieder zusammen und machte sich schnellstmöglich aufbruchbereit.
"Ich schwöre dir Legolas, dass ich nicht ruhen werde, bis Eleya wieder in Sicherheit ist und wenn ich dafür sterben muss!" "Wir müssen uns beeilen", an Meradeth gerichtet, deutete der alte Elb in die Richtung, wo vor ungefähr einer Stunde die beiden Urukais verschwunden waren.
