Zwischen Trauer und Zuversicht
Langsam senkte sich die Sonne bereits dem westlichen Horizont zu und noch immer boten sich die gegenüberstehenden Heere einen gnadenlosen und unnachgiebigen Kampf.
Legolas schaute immer wieder in immer mehr erschöpfte Gesichter der Elben seines Reiches. Auch noch nach dem langen und anstrengenden Stunden funkelten die Augen der Waldelben gefährlich auf, nicht willig auch nur einen ihrer Gegner die geringste Gnade zukommen zu lassen. Selbst wenn sie verwundet worden waren, ließen sie sich nicht davon abhalten auch weiterhin ihre Heimat zu verteidigen. Des Öfteren musste der Prinz seine Leute nicht nur bitten sich von der Königin zumindest einen provisorischen Verband anlegen zu lassen, sondern es mit deutlichem Nachdruck befehlen.
Melyanna, die sich nur am Rande der Schlacht aufhielt, hatte ebenfalls keinerlei Chancen einmal durchzuatmen und versorgte eisern die Schwerstverwundeten und brachte diese mit Hilfe einiger jüngerer Menschensöhne aus dem Gefahrenbereich heraus.
Aragorn und Gimli standen fest an der Seite ihres elbischen Freundes, wobei der König von Gondor so manches Mal einen erwartenden Blick in die Ferne schweifen ließ und anscheinend nach etwas suchte.
"Er hält noch immer an seiner Angriffstaktik fest, obwohl er mehr und mehr seiner Krieger verliert", verwundert, aber auch argwöhnisch sah er zu Legolas, der offensichtlich auch schon begonnen hatte nach einer Erklärung für dieses seltsame Verhalten zu suchen. Genau genommen lag diese ja offen auf der Hand, denn Kardel erwartete die unterstützenden Truppen der Urukais, welche hinter dem Berg entlang schlichen.
Die Frage war nur bis in wie weit es Thranduil gelungen war diese aufzuhalten. Bei diesen Gedanken verkrampfte sich sein Herz, da auch Eleya bei ihnen war und er kannte sie zu gut, um glauben zu können, dass sie in Sicherheit abwarten würde. Genauso wie sein Vater, der sich trotz seiner noch immer langsam verheilenden Wunden und noch lange nicht vollständig zurückgekehrten Kräften zweifellos in die Reihen der Krieger gesellt hatte.
Es war nur zu hoffen, dass eine Menge der Urukais auf dem Berg ihr Leben verloren hatten, denn das Durchhaltevermögen der Elben schwand, aber am Besorgniserregendsten war der Zustand der Menschen aus der Seestadt, da diese nur wenig, teilweise auch gar nicht über Erfahrungen in einer Schlacht verfügten.
Aragorn blickte zum Prinzen auf, als dieser plötzlich erstarrte und wie gebannt in Richtung des Berges guckte. Seine Augen sprachen Ungewissheit aus, aber auch leichte Verwirrung. "Kardels Unterstützung wird in wenigen Momenten da sein und noch immer sind sie sehr zahlreich", so hatte Legolas die Ahnung des Königs voll bestätigt und es würde ihrem Heer mehr als nur schwer fallen, ihren jetzigen Vorteil weiter halten zu können.
"Wenn wir es nicht bis Sonnenuntergang schaffen zu siegen, dann habe ich keine andere Wahl, als meinem Volk eine neue Heimat zu suchen. Da es im Moment leider danach aussieht, macht es mir das Herz nur noch schwerer, denn es ist wohl eher damit zu rechen, dass Kardel persönlich jedem einzelnen das Leben nimmt, anstatt sie freiwillig ziehen zu lassen", die Stimme des Prinzen war untersetzt mit Trauer und Wehmut, aber noch war sein Kampfeswille ungebrochen.
"Viele Jahre standen wir Seite an Seite und du kannst dir gewiss sein, dass ich nicht vorhabe es jetzt zu ändern", brummte Gimli mit fester Überzeugung und blickte ernst in die blauen Augen von Legolas. Dieser nickte dem Zwerg nur dankbar zu und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Urukais zu, welche nun schon fast den Rand des Schlachtfeldes erreicht hatten.
Doch etwas war mehr als unlogisch. Sie gesellten sich nicht zu denen, welche nur noch in geringen Zahlen dem Elbenheer gegenüberstanden und ohne Unterstützung bald untergehen würden sondern zu dem Hauptpulk, welcher sich gleichgültig vom Kampf zurückgezogen hatte.
Dem Prinzen war wohl aufgefallen, dass Kardel diesen Teil seiner Truppen merklich zögerlich einsetzte, so als wenn die Krieger seine persönliche Schutzmauer wären. Legolas besaß aber nicht eine einzige Person, welche er in diese Flanke des Tyrannen hätte schicken können, da es ihnen schon große Mühe kostete, seine eigene Linie zu halten und sich nicht zurückdrängen zu lassen. Denn dann würde aller Kampf vergebens gewesen sein.
Beunruhigt verfolgte auch Aragorn das Zusammenschließen der feindlichen Truppen und erkannte, dass so ihre Chancen auf einen Sieg drastisch gesunken waren. Der König Gondors blickte seinen elbischen Freund ernst an, doch zu seiner Überraschung wirkte dieser erfreut und unendlich erleichtert.
"Was siehst du, was ich nicht sehen kann?" Neugierde stieg in dem Menschen auf, da er die extreme Sehstärke der Elben schon oft kennen gelernt hatte. "Es sind niemals Urukais! Sie bewegen sich zu graziös und anmutig", Legolas schwieg einen Moment und seine Augen begannen in einer Art aufzublitzen, wie Aragorn es erst einmal gesehen hatte und das war bei der Entscheidung von Helms Klamm.
Eine Erklärung wurde unnötig, denn ein elbischer Schlachtschrei ertönte und für jedermann war die Stimme Thranduils, ihres Königs, deutlich zu vernehmen. Noch bevor die meisten Orks ihre Überraschung verwinden konnten, fielen sie mit aufgeschlitzten Kehlen oder tief klaffenden Wunden starr zu Boden. Eisern und brutal gingen die Elben unter dem Befehl Thranduils gegen ihre Feinde vor und schnell wurde sichtbar, dass die Motivation seine Heimat zu verteidigen um einiges größer war, als die kalten
Unterweisungen eines selbstherrlichen Tyrannen. Die ersten Truppen der Orks ließen sich ängstlich hinter die eigenen Linien drängen, was dem Zusammenhalt des Heeres erheblich schwächte.
"Greift gefälligst an, sonst sorge ich persönlich für euren Tod", übertönte die eiskalte Stimme Kardels das Geschehen, der nur noch versuchen konnte sich auf die für ihn außer Kontrolle geratende Situation einzustellen. Für sich selbst musste er sich jedoch bereits nach wenigen Minuten eingestehen, dass es Thranduil ein weiteres Mal geschafft hatte seine Heimat zu retten. Doch er war zu aggressiv und es war dem Tyrannen einerlei wie viele seiner Untergebenen ihr Leben verlieren würden, so trieb er die Orks unnachgiebig an. Ob er nun sein Ziel, den Düsterwald unter seine Herrschaft zu bringen, erreicht hatte oder nicht, seine Feinde würden bitter dafür bereuen müssen.
"Vater hat es also tatsächlich geschafft" Aragorn lächelte über die erstaunte und zugleich doch mit Stolz unterlegte Aussage des Prinzen, welcher seinen Teil der Truppen an einen der anderen Führer übergab und sich in Richtung Thranduil vorzukämpfen versuchte. Wortlos folgte der König Gondors Legolas und langsam bahnten sie sich den Weg zu ihren eigenen Leuten.
Das Herz des Prinzen wurde um einiges leichter, als er seines Vaters Augen unter der tief ins Gesicht gezogenen ledernen Kopfbedeckung erspähen konnte. Der König hatte sich mit Dreck beschmiert damit die Täuschung noch für wenige Momente länger anhielt und man konnte kaum sagen, ob es sich um einen Menschen oder einen Elben handelte, der gerade vor einem stand. Aber seine stahlblauen Augen, die siegesgewiss und stolz hervorstrahlten, verrieten ihn und selten war Legolas so dankbar gewesen, dass sein Vater einmalig unnachgiebig gewesen war.
Thranduil ging nur lächelnd auf seinen Sohn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Wie ich sehe, hast du alles bestens unter Kontrolle", ein beeindruckter Ausdruck leuchtete in den Zügen des Königs auf und doch konnte Legolas unendliche Erleichterung, dass es ihm gut ging, dahinter sehen.
Der Prinz suchte währenddessen noch ein anderes Gesicht, welches er aber nicht auszumachen vermochte. "Eleya ist mit Odine auf dem Weg in die Höhlen", Thranduil brauchte keinerlei Erklärung, an wen sein Sohn gerade dachte.
In Legolas Gesicht verbreitete sich ein Schrecken "Sie ist alleine mit Odine unterwegs, sie ist doch...?" Jetzt verstand er zumindest einen kleinen Teil von dem ganzen, das Geritors merkwürdiges und geheimnisvolles Verhalten erklärte, aber beruhigte ihn das nicht, im Gegenteil.
Der König blickte seinen Sohn fragend an, konnte jedoch nicht verstehen, was so erschreckend an dem Gedanken sein sollte, dass Eleya zusammen mit dem Mädchen unterwegs war, immerhin waren die beiden Freundinnen und sehr gute noch dazu. Thranduil begriff das etwas nicht stimmte und in diesem Moment fiel ihm auch auf, dass Geritor nirgends zu sehen war. Doch wenn ihm Schlimmes geschehen wäre, würde Legolas sich anders verhalten.
"Was ist geschehen?" wurde der König misstrauisch und kniff forschend die Augen zusammen. Der Prinz wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er vernünftige Erklärungen vorbringen könnte, doch nicht einmal annähernd konnten die Bruchstücke zusammengesetzt werden.
Ein lautes Geschrei durchbrach diese Unterhaltung, da Kardel sich offensichtlich entschieden hatte, erneut die Feigheit zu wählen und sich mit einer kleinen Gruppe seiner Leibwächter abzusetzen, ohne es groß verschleiern zu wollen. Er wusste wohl, dass keiner der Elben ihm folgen würde, da die Orks noch viel zu zahlreich waren. "Du kannst ihm nicht nach", Legolas hielt seinen Vater zurück, der aufgebracht die Verfolgung aufnehmen wollte.
Thranduil stand da mit geballten Fäusten, so dass seine Knöchel weiß hervorfunkelten. Schließlich akzeptierte er den logischen Entschluss und blickte erstaunt seinen Spross an. Legolas handelte nicht mehr wie ein Krieger, sondern wie ein König, der für sein Volk entscheiden musste. Als oberste Aufgabe galt es die Eindringlinge bis auf den Letzten aus ihrer Heimat zu vertreiben und die Grenzen wieder zu sichern. Selbst die Gefühle für Eleya hatte der Prinz für den Moment hinten angestellt.
Doch der Gedanke, dass der Tyrann weiterhin seine finsteren Pläne ausleben konnte, trübte das Gemüt Thranduils, da dieser niemals ruhen würde. Für Kardel gab es nur ein Ziel, was noch zählte und zwar sein Verlangen nach dem Thron und nach Rache. Er würde nicht aufgeben, bis seine Seele von der sterblichen Hülle getrennt worden war.
^^^^^^
Meradeth folgte Geritor auf den Fuß und gemeinsam rannten sie, die letzten Kräfte mobilisierend, den deutlichen Spuren der Urukais nach. Nicht die kleinste Erholungspause gönnte der ältere Elb ihnen, viel zu sehr lag die Angst um seine Tochter auf seinem Gemüt und die trieb ihn unerbittlich an.
Geritor schwieg eisern, noch immer brachte er es nicht übers Herz, eines der grausamen Worte Kardels über seine Lippen kommen zu lassen. Noch unzählige der sich tief einbrennenden Versprechungen war er genötigt gewesen sich anzuhören, da er alleine nicht die geringste Chance gehabt hatte sich zur Wehr zu setzen. Zu groß war der Vorteil der Urukais gewesen, welche ihn gnadenlos ihren Willen aufgezwungen hatten.
Schon seit vielen Stunden verfolgte er nun die Spur der beiden Handlanger des Tyrannen, doch zum ersten Mal änderte sich deutlich ihre Richtung. Die tiefen Abdrücke, welche sich sonst so stetig bergauf befanden, begannen schlagartig sich in eine Art parallelen Pfad zu ändern, so als wenn man sein Ziel gefunden hatte, aber es noch unauffällig verfolgen wollte.
"Es geht ihr gut", versuchte Meradeth den sich quälenden Vater etwas zu beruhigen "Ich war bei der Rettung unseres Königs in den tiefen des Palastes an ihrer Seite und Eleya ist sehr stark".
Geritor nickte nur kaum merklich, wandte ihm jedoch nicht das Gesicht zu. "Sie ist meine Tochter", war alles, was er fast flüsternd noch herauspressen konnte "Ich könnte es nicht ertragen, wenn dieses Monster ihr auch noch so etwas antun würde, sowie Odine es schon erleiden musste."
Bei diesen Worten wurde der dunkelhaarige Elb hellhörig. "Odine, sie lebt noch?" Meradeth hatte Geritor unbewusst fest am Oberarm gefasst und schaute ihn eindringlich an.
Sein Gegenüber blicke ihm lange prüfend mit gräulichen Augen an und wurde sehr ernst. "Kardel hat das Mädchen von der Seele und vom Herzen her zerstört. Odine wird niemals mehr die Gleiche sein, welche ihr in meinem Haus kennen gelernt habt!"
Meradeth schluckte schwer und brauchte einige Momente bis er wirklich begriff, was man ihr angetan haben musste. Er schloss die Augen und ließ den Kopf leicht hängen, so schnell, wie sich seine Hoffnungen aufgebaut hatten, so schnell fielen sie auch wieder in sich zusammen.
Dieses Mädchen faszinierte ihn und des Öfteren galten seine Gedanken ihr. Obwohl sie zum größten Teil menschlich war, besaß sie einen einzigartigen Willen. Der Vormittag, den er mit ihr zusammen für die Vorbereitungen des Floßes verbringen durfte, entlockte ihm noch immer ein Lächeln.
Das Mädchen hatte es geschafft innerhalb von wenigen Momenten zwischen einer starken selbstsicheren Frau und einem schutzsuchenden Wesen hin und her zu springen. Wie dem auch sei, alles schien verloren, gleich ob seine Überlegungen über sie nur reine Neugierde oder vielleicht auch mehr freundschaftlicher weise waren.
"Meradeth!" der Schrei Geritors holte den Elben wieder in die Wirklichkeit zurück und als er den zögerlichen Schritten mit den Augen folgte, da konnte schon sehen, was Geritor so aus der Fassung gebracht hatte. Ein riesiger dunkel gekleideter Körper lag leblos am Boden und dunkelrotes, fast schwarzes Blut bedeckte die Erde in Höhe seiner Brust.
"Sie haben Eleya gefunden", stellte Meradeth betroffen fest als er eines ihrer Messer unsanft aus dem Herzen des Urukais zog. Es war mit Hast durch den dicken Lederwams gestoßen worden und hatte sein Ziel nicht hundertprozentig getroffen, so dass es ein sehr langsamer und qualvoller Tod gewesen sein musste.
Geritor strich mit der Hand über einen Felsen, auf dem helles Blut klebte und sein Blick wurde traurig. "Es war ein schwerer Kampf, doch einer der Urukais, hat sie überwältigen können", er zeigte mit der Hand auf eine kurze Schleifspur.
Doch kritisch und fragend überprüfte der Elb einige Fußspuren, welche sich in nächster Nähe befanden und blickte etwas erstaunt auf "Das scheint ein Halbling gewesen zu sein, aber warum sollten sich Merry oder Pippin hier aufhalten, die Höhlen der Zwerge sind Meilen von hier entfernt?"
Meradeth kniete sich ohne ein Wort zu verlieren über den deutlichen Abdruck, der offensichtlich machte, dass sich die gefesselte Person sehr gewehrt haben musste. Er hob einen kleinen Beutel auf, der aus dem gleichen grauen Stoff bestand, wie die Uniformen des Schattenvolkes.
Geritor erstarrte kurz und riss ihn Meradeth schon fast aus der Hand und brachte ein Medaillon zum Vorschein, welches er vor langer Zeit einmal Maleyna geschenkt hatte. Seine Frau glaubte fest daran, dass es ihre Tochter immer beschützen würde, wenn Gefahr drohte. "Sie waren aber zu zweit und wenn deine Vermutung mit dem Hobbit stimmt, sogar zu dritt", versuchte der jüngere Elb Geritor etwas Mut zu machen.
Dieser lachte nur leicht höhnisch, blickte jedoch im gleichen Atemzug entschuldigend auf. "Einer der beiden Diener ist weit und breit nicht auffindbar, das kann nur eines bedeuten. Da meine Tochter immer sorgfältig Acht auf diese Erinnerung gegeben hat, glaube ich nicht, dass der Beutel nur zufällig hier verloren gegangen ist." Die Augen blitzten grau auf und doch war deutlich wieder Zuversicht in ihnen zu finden.
Langsam senkte sich die Sonne bereits dem westlichen Horizont zu und noch immer boten sich die gegenüberstehenden Heere einen gnadenlosen und unnachgiebigen Kampf.
Legolas schaute immer wieder in immer mehr erschöpfte Gesichter der Elben seines Reiches. Auch noch nach dem langen und anstrengenden Stunden funkelten die Augen der Waldelben gefährlich auf, nicht willig auch nur einen ihrer Gegner die geringste Gnade zukommen zu lassen. Selbst wenn sie verwundet worden waren, ließen sie sich nicht davon abhalten auch weiterhin ihre Heimat zu verteidigen. Des Öfteren musste der Prinz seine Leute nicht nur bitten sich von der Königin zumindest einen provisorischen Verband anlegen zu lassen, sondern es mit deutlichem Nachdruck befehlen.
Melyanna, die sich nur am Rande der Schlacht aufhielt, hatte ebenfalls keinerlei Chancen einmal durchzuatmen und versorgte eisern die Schwerstverwundeten und brachte diese mit Hilfe einiger jüngerer Menschensöhne aus dem Gefahrenbereich heraus.
Aragorn und Gimli standen fest an der Seite ihres elbischen Freundes, wobei der König von Gondor so manches Mal einen erwartenden Blick in die Ferne schweifen ließ und anscheinend nach etwas suchte.
"Er hält noch immer an seiner Angriffstaktik fest, obwohl er mehr und mehr seiner Krieger verliert", verwundert, aber auch argwöhnisch sah er zu Legolas, der offensichtlich auch schon begonnen hatte nach einer Erklärung für dieses seltsame Verhalten zu suchen. Genau genommen lag diese ja offen auf der Hand, denn Kardel erwartete die unterstützenden Truppen der Urukais, welche hinter dem Berg entlang schlichen.
Die Frage war nur bis in wie weit es Thranduil gelungen war diese aufzuhalten. Bei diesen Gedanken verkrampfte sich sein Herz, da auch Eleya bei ihnen war und er kannte sie zu gut, um glauben zu können, dass sie in Sicherheit abwarten würde. Genauso wie sein Vater, der sich trotz seiner noch immer langsam verheilenden Wunden und noch lange nicht vollständig zurückgekehrten Kräften zweifellos in die Reihen der Krieger gesellt hatte.
Es war nur zu hoffen, dass eine Menge der Urukais auf dem Berg ihr Leben verloren hatten, denn das Durchhaltevermögen der Elben schwand, aber am Besorgniserregendsten war der Zustand der Menschen aus der Seestadt, da diese nur wenig, teilweise auch gar nicht über Erfahrungen in einer Schlacht verfügten.
Aragorn blickte zum Prinzen auf, als dieser plötzlich erstarrte und wie gebannt in Richtung des Berges guckte. Seine Augen sprachen Ungewissheit aus, aber auch leichte Verwirrung. "Kardels Unterstützung wird in wenigen Momenten da sein und noch immer sind sie sehr zahlreich", so hatte Legolas die Ahnung des Königs voll bestätigt und es würde ihrem Heer mehr als nur schwer fallen, ihren jetzigen Vorteil weiter halten zu können.
"Wenn wir es nicht bis Sonnenuntergang schaffen zu siegen, dann habe ich keine andere Wahl, als meinem Volk eine neue Heimat zu suchen. Da es im Moment leider danach aussieht, macht es mir das Herz nur noch schwerer, denn es ist wohl eher damit zu rechen, dass Kardel persönlich jedem einzelnen das Leben nimmt, anstatt sie freiwillig ziehen zu lassen", die Stimme des Prinzen war untersetzt mit Trauer und Wehmut, aber noch war sein Kampfeswille ungebrochen.
"Viele Jahre standen wir Seite an Seite und du kannst dir gewiss sein, dass ich nicht vorhabe es jetzt zu ändern", brummte Gimli mit fester Überzeugung und blickte ernst in die blauen Augen von Legolas. Dieser nickte dem Zwerg nur dankbar zu und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Urukais zu, welche nun schon fast den Rand des Schlachtfeldes erreicht hatten.
Doch etwas war mehr als unlogisch. Sie gesellten sich nicht zu denen, welche nur noch in geringen Zahlen dem Elbenheer gegenüberstanden und ohne Unterstützung bald untergehen würden sondern zu dem Hauptpulk, welcher sich gleichgültig vom Kampf zurückgezogen hatte.
Dem Prinzen war wohl aufgefallen, dass Kardel diesen Teil seiner Truppen merklich zögerlich einsetzte, so als wenn die Krieger seine persönliche Schutzmauer wären. Legolas besaß aber nicht eine einzige Person, welche er in diese Flanke des Tyrannen hätte schicken können, da es ihnen schon große Mühe kostete, seine eigene Linie zu halten und sich nicht zurückdrängen zu lassen. Denn dann würde aller Kampf vergebens gewesen sein.
Beunruhigt verfolgte auch Aragorn das Zusammenschließen der feindlichen Truppen und erkannte, dass so ihre Chancen auf einen Sieg drastisch gesunken waren. Der König Gondors blickte seinen elbischen Freund ernst an, doch zu seiner Überraschung wirkte dieser erfreut und unendlich erleichtert.
"Was siehst du, was ich nicht sehen kann?" Neugierde stieg in dem Menschen auf, da er die extreme Sehstärke der Elben schon oft kennen gelernt hatte. "Es sind niemals Urukais! Sie bewegen sich zu graziös und anmutig", Legolas schwieg einen Moment und seine Augen begannen in einer Art aufzublitzen, wie Aragorn es erst einmal gesehen hatte und das war bei der Entscheidung von Helms Klamm.
Eine Erklärung wurde unnötig, denn ein elbischer Schlachtschrei ertönte und für jedermann war die Stimme Thranduils, ihres Königs, deutlich zu vernehmen. Noch bevor die meisten Orks ihre Überraschung verwinden konnten, fielen sie mit aufgeschlitzten Kehlen oder tief klaffenden Wunden starr zu Boden. Eisern und brutal gingen die Elben unter dem Befehl Thranduils gegen ihre Feinde vor und schnell wurde sichtbar, dass die Motivation seine Heimat zu verteidigen um einiges größer war, als die kalten
Unterweisungen eines selbstherrlichen Tyrannen. Die ersten Truppen der Orks ließen sich ängstlich hinter die eigenen Linien drängen, was dem Zusammenhalt des Heeres erheblich schwächte.
"Greift gefälligst an, sonst sorge ich persönlich für euren Tod", übertönte die eiskalte Stimme Kardels das Geschehen, der nur noch versuchen konnte sich auf die für ihn außer Kontrolle geratende Situation einzustellen. Für sich selbst musste er sich jedoch bereits nach wenigen Minuten eingestehen, dass es Thranduil ein weiteres Mal geschafft hatte seine Heimat zu retten. Doch er war zu aggressiv und es war dem Tyrannen einerlei wie viele seiner Untergebenen ihr Leben verlieren würden, so trieb er die Orks unnachgiebig an. Ob er nun sein Ziel, den Düsterwald unter seine Herrschaft zu bringen, erreicht hatte oder nicht, seine Feinde würden bitter dafür bereuen müssen.
"Vater hat es also tatsächlich geschafft" Aragorn lächelte über die erstaunte und zugleich doch mit Stolz unterlegte Aussage des Prinzen, welcher seinen Teil der Truppen an einen der anderen Führer übergab und sich in Richtung Thranduil vorzukämpfen versuchte. Wortlos folgte der König Gondors Legolas und langsam bahnten sie sich den Weg zu ihren eigenen Leuten.
Das Herz des Prinzen wurde um einiges leichter, als er seines Vaters Augen unter der tief ins Gesicht gezogenen ledernen Kopfbedeckung erspähen konnte. Der König hatte sich mit Dreck beschmiert damit die Täuschung noch für wenige Momente länger anhielt und man konnte kaum sagen, ob es sich um einen Menschen oder einen Elben handelte, der gerade vor einem stand. Aber seine stahlblauen Augen, die siegesgewiss und stolz hervorstrahlten, verrieten ihn und selten war Legolas so dankbar gewesen, dass sein Vater einmalig unnachgiebig gewesen war.
Thranduil ging nur lächelnd auf seinen Sohn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Wie ich sehe, hast du alles bestens unter Kontrolle", ein beeindruckter Ausdruck leuchtete in den Zügen des Königs auf und doch konnte Legolas unendliche Erleichterung, dass es ihm gut ging, dahinter sehen.
Der Prinz suchte währenddessen noch ein anderes Gesicht, welches er aber nicht auszumachen vermochte. "Eleya ist mit Odine auf dem Weg in die Höhlen", Thranduil brauchte keinerlei Erklärung, an wen sein Sohn gerade dachte.
In Legolas Gesicht verbreitete sich ein Schrecken "Sie ist alleine mit Odine unterwegs, sie ist doch...?" Jetzt verstand er zumindest einen kleinen Teil von dem ganzen, das Geritors merkwürdiges und geheimnisvolles Verhalten erklärte, aber beruhigte ihn das nicht, im Gegenteil.
Der König blickte seinen Sohn fragend an, konnte jedoch nicht verstehen, was so erschreckend an dem Gedanken sein sollte, dass Eleya zusammen mit dem Mädchen unterwegs war, immerhin waren die beiden Freundinnen und sehr gute noch dazu. Thranduil begriff das etwas nicht stimmte und in diesem Moment fiel ihm auch auf, dass Geritor nirgends zu sehen war. Doch wenn ihm Schlimmes geschehen wäre, würde Legolas sich anders verhalten.
"Was ist geschehen?" wurde der König misstrauisch und kniff forschend die Augen zusammen. Der Prinz wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er vernünftige Erklärungen vorbringen könnte, doch nicht einmal annähernd konnten die Bruchstücke zusammengesetzt werden.
Ein lautes Geschrei durchbrach diese Unterhaltung, da Kardel sich offensichtlich entschieden hatte, erneut die Feigheit zu wählen und sich mit einer kleinen Gruppe seiner Leibwächter abzusetzen, ohne es groß verschleiern zu wollen. Er wusste wohl, dass keiner der Elben ihm folgen würde, da die Orks noch viel zu zahlreich waren. "Du kannst ihm nicht nach", Legolas hielt seinen Vater zurück, der aufgebracht die Verfolgung aufnehmen wollte.
Thranduil stand da mit geballten Fäusten, so dass seine Knöchel weiß hervorfunkelten. Schließlich akzeptierte er den logischen Entschluss und blickte erstaunt seinen Spross an. Legolas handelte nicht mehr wie ein Krieger, sondern wie ein König, der für sein Volk entscheiden musste. Als oberste Aufgabe galt es die Eindringlinge bis auf den Letzten aus ihrer Heimat zu vertreiben und die Grenzen wieder zu sichern. Selbst die Gefühle für Eleya hatte der Prinz für den Moment hinten angestellt.
Doch der Gedanke, dass der Tyrann weiterhin seine finsteren Pläne ausleben konnte, trübte das Gemüt Thranduils, da dieser niemals ruhen würde. Für Kardel gab es nur ein Ziel, was noch zählte und zwar sein Verlangen nach dem Thron und nach Rache. Er würde nicht aufgeben, bis seine Seele von der sterblichen Hülle getrennt worden war.
^^^^^^
Meradeth folgte Geritor auf den Fuß und gemeinsam rannten sie, die letzten Kräfte mobilisierend, den deutlichen Spuren der Urukais nach. Nicht die kleinste Erholungspause gönnte der ältere Elb ihnen, viel zu sehr lag die Angst um seine Tochter auf seinem Gemüt und die trieb ihn unerbittlich an.
Geritor schwieg eisern, noch immer brachte er es nicht übers Herz, eines der grausamen Worte Kardels über seine Lippen kommen zu lassen. Noch unzählige der sich tief einbrennenden Versprechungen war er genötigt gewesen sich anzuhören, da er alleine nicht die geringste Chance gehabt hatte sich zur Wehr zu setzen. Zu groß war der Vorteil der Urukais gewesen, welche ihn gnadenlos ihren Willen aufgezwungen hatten.
Schon seit vielen Stunden verfolgte er nun die Spur der beiden Handlanger des Tyrannen, doch zum ersten Mal änderte sich deutlich ihre Richtung. Die tiefen Abdrücke, welche sich sonst so stetig bergauf befanden, begannen schlagartig sich in eine Art parallelen Pfad zu ändern, so als wenn man sein Ziel gefunden hatte, aber es noch unauffällig verfolgen wollte.
"Es geht ihr gut", versuchte Meradeth den sich quälenden Vater etwas zu beruhigen "Ich war bei der Rettung unseres Königs in den tiefen des Palastes an ihrer Seite und Eleya ist sehr stark".
Geritor nickte nur kaum merklich, wandte ihm jedoch nicht das Gesicht zu. "Sie ist meine Tochter", war alles, was er fast flüsternd noch herauspressen konnte "Ich könnte es nicht ertragen, wenn dieses Monster ihr auch noch so etwas antun würde, sowie Odine es schon erleiden musste."
Bei diesen Worten wurde der dunkelhaarige Elb hellhörig. "Odine, sie lebt noch?" Meradeth hatte Geritor unbewusst fest am Oberarm gefasst und schaute ihn eindringlich an.
Sein Gegenüber blicke ihm lange prüfend mit gräulichen Augen an und wurde sehr ernst. "Kardel hat das Mädchen von der Seele und vom Herzen her zerstört. Odine wird niemals mehr die Gleiche sein, welche ihr in meinem Haus kennen gelernt habt!"
Meradeth schluckte schwer und brauchte einige Momente bis er wirklich begriff, was man ihr angetan haben musste. Er schloss die Augen und ließ den Kopf leicht hängen, so schnell, wie sich seine Hoffnungen aufgebaut hatten, so schnell fielen sie auch wieder in sich zusammen.
Dieses Mädchen faszinierte ihn und des Öfteren galten seine Gedanken ihr. Obwohl sie zum größten Teil menschlich war, besaß sie einen einzigartigen Willen. Der Vormittag, den er mit ihr zusammen für die Vorbereitungen des Floßes verbringen durfte, entlockte ihm noch immer ein Lächeln.
Das Mädchen hatte es geschafft innerhalb von wenigen Momenten zwischen einer starken selbstsicheren Frau und einem schutzsuchenden Wesen hin und her zu springen. Wie dem auch sei, alles schien verloren, gleich ob seine Überlegungen über sie nur reine Neugierde oder vielleicht auch mehr freundschaftlicher weise waren.
"Meradeth!" der Schrei Geritors holte den Elben wieder in die Wirklichkeit zurück und als er den zögerlichen Schritten mit den Augen folgte, da konnte schon sehen, was Geritor so aus der Fassung gebracht hatte. Ein riesiger dunkel gekleideter Körper lag leblos am Boden und dunkelrotes, fast schwarzes Blut bedeckte die Erde in Höhe seiner Brust.
"Sie haben Eleya gefunden", stellte Meradeth betroffen fest als er eines ihrer Messer unsanft aus dem Herzen des Urukais zog. Es war mit Hast durch den dicken Lederwams gestoßen worden und hatte sein Ziel nicht hundertprozentig getroffen, so dass es ein sehr langsamer und qualvoller Tod gewesen sein musste.
Geritor strich mit der Hand über einen Felsen, auf dem helles Blut klebte und sein Blick wurde traurig. "Es war ein schwerer Kampf, doch einer der Urukais, hat sie überwältigen können", er zeigte mit der Hand auf eine kurze Schleifspur.
Doch kritisch und fragend überprüfte der Elb einige Fußspuren, welche sich in nächster Nähe befanden und blickte etwas erstaunt auf "Das scheint ein Halbling gewesen zu sein, aber warum sollten sich Merry oder Pippin hier aufhalten, die Höhlen der Zwerge sind Meilen von hier entfernt?"
Meradeth kniete sich ohne ein Wort zu verlieren über den deutlichen Abdruck, der offensichtlich machte, dass sich die gefesselte Person sehr gewehrt haben musste. Er hob einen kleinen Beutel auf, der aus dem gleichen grauen Stoff bestand, wie die Uniformen des Schattenvolkes.
Geritor erstarrte kurz und riss ihn Meradeth schon fast aus der Hand und brachte ein Medaillon zum Vorschein, welches er vor langer Zeit einmal Maleyna geschenkt hatte. Seine Frau glaubte fest daran, dass es ihre Tochter immer beschützen würde, wenn Gefahr drohte. "Sie waren aber zu zweit und wenn deine Vermutung mit dem Hobbit stimmt, sogar zu dritt", versuchte der jüngere Elb Geritor etwas Mut zu machen.
Dieser lachte nur leicht höhnisch, blickte jedoch im gleichen Atemzug entschuldigend auf. "Einer der beiden Diener ist weit und breit nicht auffindbar, das kann nur eines bedeuten. Da meine Tochter immer sorgfältig Acht auf diese Erinnerung gegeben hat, glaube ich nicht, dass der Beutel nur zufällig hier verloren gegangen ist." Die Augen blitzten grau auf und doch war deutlich wieder Zuversicht in ihnen zu finden.
