Legolas stand mit gewohnt ausdruckslosem Gesicht starr an die Wand gelehnt. Schon vor gut zwei Stunden, hatte man nach ihm gerufen, da die Zeit gekommen war, dass der Düsterwald ein neues Leben erwartete. Nachdenklich gestimmt, dachte er über die ersten harten Jahre seiner Regentschaft nach, welche wie im Fluge vergangen waren.
Unruhe stieg immer mehr in seinem Inneren auf, da der letzte Schrei Eleyas schon etwas her war und niemand die Tür von seinem Schlafgemach öffnete. Lediglich seine Mutter und Faithea waren bei seiner Gattin, um ihr beizustehen.
Unbewusst fuhr er sich über die Arme. Es war kalt geworden und er spürte den Frost nur zu deutlich, auch wenn dieser ihm kaum etwas anhaben konnte. Der Schnee fiel spät diesen Winter, doch bedeckte er innerhalb eines Tages den Boden gut eine Handbreite hoch mit seinem Weiß. Viele Jahrzehnte waren vergangen, für den König aber nicht von Bedeutung in seiner ewigen Jugend. Alleinig durch die beinah vollkommene Widerherstellung seines Reiches, wurde der Elb daran erinnert, dass sich vieles verändert hatte und wieder Ruhe und Frieden in den Düsterwald eingekehrt waren.
Für viele seiner Freunde fand ihre Lebenspanne langsam ein Ende. Am deutlichsten war das bei seinem zwergischen Freund zu sehen, dessen roter Bart sich ins weißgraue gewandelt hatte und dessen Lebensabend sich unweigerlich näherte. Gimli und seiner Frau waren viele zufriedene Jahre vergönnt gewesen, bis Myra im Frühling letztes Jahre von schwerer Krankheit überschattet worden war.
Auch sonst hatte sich so einiges geändert. Sein Vater war den lange gehegten Wünschen Melyannas nachgegangen und mit ihr einige Zeit durch Mittelerde gereist, bis sie sich entschlossen hatten, das Osthochland zu besuchen. Thranduil war gerne Aryalons Angebot nachgegangen und verbrachte seitdem schon viele Sommer in der kleinen Siedlung, welche Geritor einst erbaute.
Auch Meradeth hatte sich entschieden, ein neues Zuhause sein eigen zu nennen, nachdem er unzählige Male das Osthochland besuchte hatte. Jetzt fungierte er als Bote zwischen dem Tal und dem Waldlandreich, achtete aber sorgsam darauf, spätestens zu jedem Wechsel der Jahreszeiten an den Ort seiner Geburt zurückzukehren. Seine neu gegründete Familie verstand seine Sehnsucht nach der Heimat nur zu gut und vergönnte ihm jede seiner Reisen. Aber sie wussten auch, dass der dunkelhaarige Elb sich ebenso freute, wenn er sich wieder zu ihnen auf den Heimweg machte.
Eine Hand legte sich auf Legolas Schulter und holte ihn aus seinen Überlegungen zurück. Die blauen Augen seines Vaters musterten ihn schmunzelnd und ein Lachen bildete sich dabei auf Thranduils Gesicht.
„Willst du nicht hineingehen?"
Legolas schreckt auf und blickte dem anderen Arm Thranduils nach, welcher auf eine fast schon grinsende Faithea deutete.
Als sich die Geburt seines ersten Enkelkindes langsam ankündigte, war Thranduil zusammen mit Melyanna gekommen, um an diesem bedeutenden Tag für den Düsterwald ebenfalls anwesend zu sein.
„Man verlangt nach Euch, Hoheit." Faithea gab den Weg zu Eleya frei und nur etwas zögerlich setzte sich der König in Bewegung.
Strahlend begrüßten ihn hellgrüne Augen, als Legolas sich ihr langsam näherte und leicht verwirrt seinen Blick über das Bett gleiten ließ, aber nichts weiter außer seiner schmunzelnden Gattin fand.
Fragend sah Legolas sie durchdringend an, aber nichts deutete darauf hin, dass etwas Schlechtes geschehen war und ohne ein weiters Wort, zog Eleya vorsichtig die Decke etwas nach unten.
Freude überflutete sein Herz, als sich ihm ein kleines Bündel offenbarte. Für den König war es ein beinahe unglaublicher Gedanke, dass dieses kleine Wesen ein Teil von ihm war und noch wichtiger ebenfalls von Eleya.
„Du hast eine Tochter."
Legolas beugte sich zu seiner Frau herunter und strich gerührt leicht über den Kopf des Kindes und bedachte währenddessen Eleya mit einem sanften und liebevollen Kuss.
Ein leises Murren ließ das Paar sich lächelnd voneinander abwenden und der König nahm achtsam und voller Ehrfurcht, sein erstes Kind auf den Arm. Das Mädchen beruhigte sich sogleich und schmiegte sich fast schon an Legolas Brust, als ob es wüsste, dass er der Vater war, welcher immer für sie da sein würde.
Einige Momente blickte er das kleine Geschöpf einfach nur an und musterte ihre neugierigen und lebensfreudigen Augen. Diese ähnelten von Ausdruck her denen Eleyas, nur dass sie anstatt Grün, eine hellblaue Färbung aufwiesen.
„Ich werde ihr den Namen Gasteyla geben."
Zustimmend lächelte seine Gattin ihm zu und Legolas deutete jetzt auf Thranduil, welcher noch zögernd in der Tür wartete.
Erst jetzt trat dieser näher und warf einen genaueren Blick auf sein Enkelkind und hob eine Augenbraue. Sie war stark und der Geist Eleyas lebte ihn ihr, doch sie war ein Geschöpf des Düsterwaldes und etwas in seinem Inneren sagte ihm, dass das Mädchen nicht der einzige Nachkomme der Beiden bleiben sollte.
Der König betrachtete seine Tochter2lange und fragte sich, welche Zukunft sich ihr öffnen würde? Einige Jahre lang würde es seine Aufgabe sein, sie zu beschützen und zu behüten, aber sie musste lernen sich selbst zur Wehr setzen zu können und als Vater galt es für ihn dann nur noch, in ihrer Nähe zu bleiben, bis sie ihren eigenen Weg fand.
Noch bevor Thranduil protestieren konnte, legte sein Sohn ihm plötzlich Gasteyla behutsam in die Arme und grinste stolz, während er sich neben seine Gattin auf den Bettrand setzte.
Eleya griff nach seiner Hand und drückte diese sanft. Sie hoffte, dass Odine auch ihr Glück gefunden hatte. Seit dem Tode Geritors, lebte sie abgekapselt und nur wenig neue Nachrichten erreichten über sie die Grenzen dieses Reiches. Die Königin akzeptierte diese Entscheidung und war auch nicht willens, Fragen zu stellen.
„Das ist also der neue Erbe Düsterwaldes."Mit diesen Worten legte Thranduil das Kind mit einem zufriedenen Lächeln wieder in Eleyas Arme und zog sich samt allen anderen Personen, welche noch anwesend waren, geräuschlos aus dem Raum zurück, um seinem Sohn und seiner Familie etwas Zeit für sich zugeben.
Wie sollte man das Schlechte auf der Welt erkennen können, wenn man nie etwas besaß, das einem mehr bedeutete, als sein eigenes Leben? Wie sollte man Freude und Glück wirklich schätzen können, wenn man nie gelitten hatte?
Es konnte kein Gutes ohne das Böse geben.
Immer wieder würde eines von Beiden erneut in die Welt eingreifen und hart Aufgebautes zerstören, oder wieder Hoffnungen aussähen.
Es war ein unendlicher Kreislauf, den man nur mit allen Kräften versuchen konnte, zu meistern.
Ende
So da sind wir am Ende meiner kleinen Geschichte angekommen, die eigentlich nur eine Kurzgeschichte werden sollte und nicht mehr als ein Spaß für eine gute Freundin.
Ok, es ist dann doch etwas ausgeartet g
Ein riesiges Dankeschön geht an meine zwei Betaleserinnen, die trotz ihrer knappen Zeit sich hingesetzt haben, um mein Geschreibsel zu überarbeiten. Was hätte ich ohne Euch getan?!?!
Ich danke noch mal allen, die mitgelesen und ein Review da gelassen haben. Selbstverständlich auch den stillen Lesern zwinker
knuddelt noch mal besonders Yavanna , Narwain und Lulu
Damit verabschiede ich mich mit den Erben, um an etwas neuen zu arbeiten, das allerdings nichts mit Legolas, Elben, Herr der Ringe, oder Fanfiktions zu tun hat. Falls jemand Interesse hat es zu lesen, schickt einfach eine Mail a mich.
