A/N: es ist wirklich schade, dass ich keine Reviews dazu gekommen habe, denn ich kann nicht riechen ob es euch gefällt… und warum sollte ich es so weiter veröffentlichen??? Dennoch setzte ich dieses eine Kap noch on und hoffe einfach, dass ihr mir dazu etwas schreibt…

Zusammenkunft

Verzweifelt renne ich über das Schlachtfeld, suche dich. Überall steigt Qualm auf, es riecht nach Blut und Metall, meine Kehle schmerzt und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Das Klirren der Waffen um mich herum macht mir Angst, doch ich muss dich finden. Dich noch einmal zu verlieren würde ich nicht ertragen, nicht überleben. Doch wo bist du?

Ein Schrei hallt über die Ebene, eine Herausforderung an unseren Herrn. Von weitem erkenne ich unseren strahlenden Stern, wie er auf ihn zuschreitet, doch mein Herz ist abgelenkt, ich suche weiter nach dir. Nachdem du mein Leben erneut durcheinander gebracht hast, werde ich nicht zulassen, dass du stirbst. So wie jetzt wohl unser Freund um das Leben unseres Herrn bangt, so wie ich um das deine.

„Etwas hat dich beunruhigt heute", hörte er die Stimme seines Liebhabers an seinem Ohr. Erestor seufzte, wandte sich um und küsste ihn sanft.

„Ja, kannst du dir nicht denken, was es ist?" Erestors Stimme war nicht mehr als ein Hauch in der Nacht und wurde vom Wind hinfort getragen, der schwach durch den Garten blies, in dem sie standen. Warme Lippen berührten die seinen und Erestor ließ sich in die Umarmung sinken, er wollte den Nachmittag vergessen. Wollte nicht länger daran denken, wie sein Leben auf den Kopf gestellt wurde. Jetzt, nachdem er endlich Frieden gefunden hatte.

„Weiß es außer mir überhaupt jemand?", fragte der andere Elb sanft und fuhr mit seinen Fingern zärtlich über Erestors Wangen, sah diesen eindringlich an.

„Nein, ich habe mich nur dir und deinem Bruder offenbart. Nicht einmal Ereinion kennt diesen Teil meiner Vergangenheit", sprach Erestor sanft, löste sich von dem Elben und setzte sich auf den Rand eines Brunnens. „An einem solchen Brunnen versprach ich ihm, ein Freund zu sein." Seine Stimme klang erschöpft, aber auch angespannt, sodass der andere Elb sich schnell zu ihm setzte, ihn an sich zog.

„Doch du hast deine Gefühle nie überwunden, nicht wahr? Dein Herz gehört noch immer ihm." Es war keine Frage, dies hatte Erestor nie bestritten. Schon bevor die beiden Elben begonnen hatten ein Lager zu teilen, hatte der Elb aus dem Beraterstab Gil-Galads seinem Mündel von Glorfindel erzählt, und was er für ihn empfand.

„Was soll ich nun deiner Meinung nach tun? Wie soll ich reagieren? Wie soll ich ihm begegnen?" Erestor sah in die tiefen grauen Augen, hoffte auf eine Antwort.

„Wie soll ich dir einen Rat geben? Erestor, ich wusste dies von Anfang an. Nein, wir wussten beide, dass wir nicht mehr füreinander empfinden. Du hast mir über die Trauer und den Verlust hinweg geholfen, so wie ich dir. Lange hast du getrauert, nur weitergelebt, um deinem Herrn zu dienen und seiner Linie. Du lerntest wieder zu leben, so wie ich. Vielleicht wäre es nun das Beste, dass wir unsere eigenen Wege gehen", sprach der andere Elb heftig und zitterte ein wenig.

Lange sah Erestor ihn schweigend an, dann lachte er leise.

„Ja, es wird Zeit dich frei zu geben, dein Herz hat ja nun jemanden gefunden. Aber unsere Wege werden sich niemals trennen, mein Schicksal ist mit deiner Linie verwoben", erklärte er dem etwas überrascht wirkenden Elben sanft, welcher ihm daraufhin ein strahlendes Lächeln schenkte.

„Danke, ich wusste nicht, dass du…" setzte der jüngere Elb an, doch Erestor unterbrach ihn geschwind.

„Sprich nicht darüber, es war für mich offensichtlich, ich wollte es nur nicht wahrhaben. Es ist nicht schön Jahrtausende einsam zu sein." Anmutig erhob sich einer der letzen Überlebenden des Untergangs von Gondolin, verbeugte sich vor seinem ehemaligen Geliebten und schritt hinfort.

Ein Ork versucht mir meinen Weg zu versperren, doch ich kann ihn niederstrecken. Doch noch immer habe ich keine Spur von dir gefunden. Wo bist du nur? Warum habe ich  zugelassen, dass wir in dem um uns tobenden Kampf getrennt wurden?

Langsam wandelte er durch die Gärten Lindons, ließ seine Gedanken schweifen, dachte an die vergangenen Stunden. Er hatte Ereinion niemals erzählt, dass er aus Gondolin stammte, hatte ihm verschwiegen, dass er Berater Turgons gewesen war. Doch hatte Gil-Galad sein Vertrauen erhalten und war nun wieder als Ratgeber tätig. Nur die beiden jungen Nachfahren Torgons hatte er über seine Herkunft aufgeklärt, hatte ihnen oft Geschichten von Tuor oder Turgon erzählt. Es schmerzte ihn immer noch, wenn er daran dachte, wie Elrond litt, als sein Zwilling starb. Doch hatte er diesen Schmerz überwunden und Erestor hoffte für den jüngeren Elben, dass er an Ereinions Seite Glück finden würde.

Ein tiefes Seufzen entfuhr ihm, als er an sein eigenes Glück dachte. Er hatte sich geborgen, geliebt und nicht mehr alleine gefühlt in der Zeit in der er mit Elrond ein Lager geteilt hatte. Jetzt aber hatte er ihm die Freiheit zurückgegeben und  war wieder alleine. Ausgerechnet an dem Tag, an dem ER zurückkam.

Blut fließt aus einer Wunde an meiner Seite. Es brennt und ich beginne allmählich zu verzweifeln. Werde ich deinen Körper finden? Zerschmettert und blutig? Oder lebst du noch? Diese Ungewissheit quält meine Seele, lässt mich verzweifeln. Es fühlt sich ähnlich an wie an dem Tag, an dem du zurückkehrtest, als ich dich sah… nach so vielen Jahrhunderten.

 

Erestor saß an jenem Tag neben Elrond in der Halle. Sie hatten schon länger nichts mehr aus Eregion gehört und Ereinion begann, sich zu sorgen. Doch solange nur geflüsterte Gerüchte an sein Ohr drangen, konnte er nicht handeln. Elrond und der gondolinische Noldo hatten ihn den ganzen Tag beobachtet, wie er nervös vor der großen Feuerstelle auf und ab lief, hoffte, dass endlich ein Bote ankam und ihm eine Nachricht überbrachte. Selbst auf Elronds Frage hin, was sie tun könnten um ihm zu helfen, wusste Erestor keine Antwort.Auch ihn quälten diese Sorgen. Doch sollte es alles unwichtig erscheinen in seinen Augen, als einer der Dienstboten die Halle betrat, sich vor Ereinion verneigte und ihm etwas zuflüsterte. Gespannt lauschte er und nickte dann knapp, ein erleichtertes Lächeln auf den Zügen. Der Diener verneigte sich daraufhin noch einmal und Erestor beobachtete wie er zurück zur Tür schritt, sie öffnete. Seine Stimme hallte weit durch den Saal und Erestors Herz tat einen entsetzen Sprung ob seiner Worte.

„Darf ich ankündigen, Glorfindel aus dem Hause Finwës, ehemaliger Herr des Hauses der goldenen Blume." Wie Schicksalsschläge hallte diese Eröffnung in seinen Ohren, und Erestor traute seinen Augen nicht, als er eben jenen goldenen Krieger erblickte, den er vor so vielen Jahren fallen sah. Die Erinnerung kehrte mit einem Schlag zurück, wieder und wieder durchlebte er dies. Ohne zu wissen was er tat, war Erestor aufgesprungen und rannte, so schnell ihn seine Beine tragen konnten, fort. Die so schmerzlich vertraute Stimme, die seinen Namen rief, überhörte er, versuchte sie auszusperren.

Erschöpft muss ich innehalten, warten bis ich wieder atmen kann, bis der Schmerz vergeht. Zu der Wunde an der Seite sind weitere hinzugekommen, meine Beine zittern. Doch noch gebe ich nicht auf. Seitlich von mir tobt der Kampf zwischen dem dunklen Herrscher und unserem strahlenden Stern. Ein Stich fährt durch mein Herz, als ich an Elrond denken muss, und ich bete zu den Valar, dass sie seinen Geliebten beschützen. Doch habe ich keine Zeit mehr zu verharren. Wieder sind einige dieser scheußlichen Kreaturen auf mich aufmerksam geworden, versuchen mich zu umzingeln. Meine Angst um dich verleiht mir zusätzliche Kraft und schnell habe ich die meisten erschlagen. Hier am Rande des Schlachtfeldes sind es weniger an der Zahl. Weiter renne ich, in die Richtung, die mein Herz mir weist.

Sein Herz schmerzte als Erestor sich erneut erinnerte, erinnerte an die vielen Begebenheiten aus seiner Vergangenheit, die er so mühsam verdrängt hatte. Seufzend lehnte er sich an die Gartenmauer, schloss die Augen, sog noch einmal den betörenden Duft der Pflanzen um ihn herum ein und ließ dann seinen Tränen, die sich seit Jahrhunderten gesammelt hatten, freien Lauf. Er merkte nicht, wie er an der Mauer nach unten rutschte, seine Kleidung zerriss und sich den Rücken aufkratzte an den rauen Steinen. Zu sehr war er gefangen in dem aufgestauten Leid, dass nun sich den Weg freikämpfte, ihn überrollte. Jegliches Zeitgefühl hatte ihn verlassen, er wusste nicht wie lange er dort kauerte und weinte.

Sanfte Hände ergriffen seine Schultern, zogen ihn in eine feste Umarmung.

„Ich scheine Euch nur Unglück zu bringen. Wie sehr hatte ich gehofft, Euch nie wieder so vorzufinden", flüsterte Glorfindel in sein Ohr und Erestor klammerte sich an den blonden Elben. „Warum seid Ihr weggerannt, Erestor?"

Lange antwortete der Dunkelhaarige nicht, hielt sich weiter fest, wurde weiter gehalten. Als er schließlich antwortete, seufzte er tief, entzog sich dem anderen und lehnte sich an die Mauer.

„Es tut mir leid Glorfindel, ich hätte nicht so überstürzt handeln sollen, aber auch diesmal war ich nicht vorbereitet. Mein Verstand setze aus, als ich Euch sah, und all der Schrecken von diesem Tage schlug wieder über mir zusammen", antwortete er ruhig und sah den Krieger aus geröteten Augen an. „Wieso seid Ihr hier? Ich sah Euch fallen…"

„Die Valar schenkten mir ihre Gunst und schickten mich zurück, meine Aufgabe, das Haus Turgons zu schützen, zu vollenden. Es erfreut mein Herz Euch hier zu finden, ich wusste nicht ob Ihr…"

„Ja ich überlebte, auch wenn ich mir oft gewünscht habe, es wäre anders gewesen", flüsterte Erestor und legte sein Kinn auf die angezogenen Knie. „Sie kündigten an, Ihr wäret aus dem Hause Finwës. Das hatte ich nicht erwartet, nicht einmal geahnt."

„Galadriel ist die Schwester meines Vaters" antwortete der Blonde zögerlich auf die unausgesprochene Frage. „Aber auch Ihr erzähltet mir nie, dass Ihr… dass ihr…", brach Glorfindel ab, nicht fähig, es auszusprechen. Auf Erestors bitteres Lachen war er nicht vorbereitet. So zuckte er zusammen.

„Dass mein Vater Ecthelions Bruder war? Wieso hätte ich Euch dies sagen sollen? Es hätte nie etwas geändert", lachte der Dunkelhaarige und neue Tränen traten in seine dunklen Augen. Tränen, die Glorfindel sanft wegwischte.

„Ihr habt natürlich Recht, verzeiht", bat er leise und sah erstaunt wie Erestor die Augen schloss, den Schmerz, der darin gespiegelt wurde, nicht rechtzeitig verbergend.  

Blut, überall ist Blut, und ich weiß einfach nicht mehr, wie ich dich finden soll. Wieder und wieder suchen meine Augen die Heere ab, suchen nach dem Schimmer flüssigen Goldes, der nur deinem Haar inne zu wohnen scheint. Meinen Körper habe ich schon lange kaum noch unter Kontrolle, jeder Gegner wird getötet, automatisch, ohne mein Zutun. Kurz halte ich inne und blicke auf Ereinion, sehe ihn fallen, spüre Elronds Verzweiflung, als wäre sie meine eigene. Wie wird es nur weitergehen? Haben wir überhaupt noch eine Chance zu siegen? Verzweifelt wende ich meine Augen ab, als ich plötzlich den erhofften Schimmer erkenne. Nicht weit von mir liegst du, begraben unter einigen Leichen unserer Feinde. Wie von Sinnen renne ich zu dir, schlachte alles, was sich mir in den Weg stellt, ab. Ereinion habe ich längst vergessen, genauso wie meine Verletzungen, sehe nur noch dich.

Ängstlich knie ich neben dir nieder, streiche dir das blutbesudelte Haar aus der Stirn, räume die Leichen von dir fort. Entsetzen durchzuckt mich, als ich deine Wunden bemerke. Rote, klaffende Löcher haben sie in deinen Körper geschlagen. Tränen quellen aus meinen Augen hervor, als ich zärtlich über dein Gesicht und deine geschlossenen Augen streiche. Auch wenn deine Brust sich noch langsam und mühsam hebt und senkt, glaube ich nicht mehr daran, dass du überleben wirst. Zerrissen vor Qual schlinge ich meine Arme um dich, bette meinen Kopf an deine Seite und schluchze.

„Verlass mich nicht Glorfindel… bitte, noch einmal ertrage ich es nicht dich zu verlieren. Ich liebe dich…"

Zärtlich hatte Glorfindel Erestor wieder zu sich gezogen, wusste nichts mehr zu sagen.

„Ihr müsstet wissen, dass ich Euch immer verzeihen würde", flüsterte Erestor an Glorfindels Schulter und atmete einmal tief ein. „Ich versprach Euch nicht umsonst, ein Freund zu sein, so wie Ihr mir." Etwas abrupt schob Glorfindel Erestor von sich, blickte ihn lange an. Dann breitete sich ein Lächeln auf dem Gesicht des blonden Kriegers aus, das Erestors Herz gefangen nahm. Er würde wohl niemals von dem Blonden loskommen, ihn niemals vergessen, ihn immer lieben, doch für dieses Lächeln konnte er alles ertragen.

„Ereinion war nicht sehr erfreut, von mir zu hören, Ihr wäret aus Gondolin. Ihr solltet dies mit ihm klären", lächelte Glorfindel uns Erestor nickte kurz, lächelte den Krieger strahlend an und erhob sich, als Glorfindel plötzlich aufschrie.

„Erestor, was habt Ihr mit Eurem Rücken gemacht. Kommt mit, erst werde ich mich um diese fürchterlichen Schrammen kümmern."

Seite an Seite kehrten die beiden Elben zurück.

Starke Arme schließen sich um mich, halten mich plötzlich fest und ich erstarre, rucke hoch und blicke in deine wundervollen blauen Augen. Auch wenn sie von Schmerz umwölkt sind, lächelst du mich doch an. Sanft streichst du über meine Wange, ziehst mich zu dir, und bevor ich reagieren kann, spüre ich deine Lippen auf den meinen. Mein ganzer Körper erbebt und meine Seele ist in Aufruhr. Meine Gedanken wirbeln umher und ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Als würdest du dies spüren, lässt du von mir ab. Deine Stimme ist kaum wahrnehmbar unter dem Klirren der Schwerter und dem Geschrei der Schlacht, die um uns tobt. Doch in diesem Moment nehme ich nur dich wahr, sonst nichts.

„Keine Angst, so schnell wirst du mich nicht los. Auch wenn ich sehr lange gebraucht habe, um zu verstehen, so nahe an den Tod gelangen musste, habe ich nun verstanden", flüsterst du und ich lächele. In diesem Moment erschallen die Hörner, unsere Hörner, wir haben gesiegt.

Langsam trat er neben Elrond. Glorfindel ging an seiner Seite, auf Krücken gestützt. Beide stellten sie sich neben ihren Herrn, dessen Augen starr auf das Feuer gerichtet waren. Zwei Hände legten sich auf die Schultern des Herolds. Eine schlanke aber dennoch Kräftige und eine Größere, vom jahrtausendelangen Schwertgebrauch gezeichnete.

„Ihr seid hier… Bleibt an meiner Seite, ich werde euch brauchen", flüsterte der Halbelb und die beiden anderen Elben wechseln einen kurzen Blick.

„Wir werden immer an deiner Seite sein", erklang die sanfte Antwort und langsam wandten sich die drei Elben von dem Feuer ab, das den Körper Ereinions verzehrte.