Disclaimer: siehe Kapitel 1

Rating: (noch) Pg-13

A/N: @ renawitch: Ähm, nein das mit den Bergen und dem Fluß ist aus meinem eigenen Kopf entsprungen. Das mit Gondolin wußte ich gar nicht. Ich wollte eine archaische Landschaft (wird in späteren Kapiteln auch noch näher beschrieben). Aber vielleicht baue ich ja noch irgendwo einen Hinweis ein ;). Danke für das Lob!

@ Tassaya: Bin süchtig nach Rewiews (wie wohl alle Autoren). Und ich mache einfach alles dafür. Sogar Kapitel verschenken.

Bruchtal - Legolas

Die Gefährten hatten sich zum Abendessen zusammengefunden. Elrond und seine Tochter Arwen nahmen an der Runde teil. Neben ihr saß Aragorn und die beiden unterhielten sich leise auf Sindarin. Ich bemühte mich ihrem privaten Gespräch trotz meines elbischen Gehörs nicht zu folgen. Die Hobbits schwatzten fröhlich und ausgelassen über die Vorzüge der elbischen Kost, der sie auch ausgesprochen wohlgefällig zusprachen.

Gandalf und Elrond selbst waren in ein tiefes Gespräch versunken und obwohl ich versuchte ihnen zu folgen, blieb mir der Inhalt verborgen. Offenbar wollten sie keine Zuhörer, so daß sie sich mit rätselhaften Andeutungen und halbausgesprochenen Anspielungen begnügten.

So blieb mir nichts anderes übrig dem Gespräch zwischen Boromir und dem Zwerg Gimli zu folgen, der ausgerechnet neben mir Platz genommen hatte. Sie versuchten noch immer den anderen von den Vorzügen der jeweils eigenen Waffe zu überzeugen, ein Unterfangen das schlicht zwecklos war.

Die Botin aus dem Reich Machod war nicht zum Abendessen erschienen. Ich hatte sie noch einmal gesehen, als sie Elronds Bibliothek verließ. Sie hatte mich trotz ihrer offensichtlichen Schwäche böse angefunkelt und war ohne ein Wort an mich zu richten vorbei gestürmt.

Ihre Feindseligkeit verwirrte mich. Schließlich kannte ich sie nicht. Ich hätte mich gewiß an sie erinnert. Die Menschen von Rohan sahen gänzlich anders aus, so hatte es mich überrascht zu erfahren, daß das Reich aus dem sie stammte Rohan so nah war. Sie war blaß, mit schwarzen Locken und giftgrünen Augen. Auch ihre Kleidung war ungewöhnlich. Als Bote versuchte man möglichst unauffällig zu sein. Ihre rote Kleidung allerdings gab eine ausgezeichnete Zielscheibe ab und ihr Pferd war über weite Entfernungen zu hören.

Doch weder Elrond noch Gandalf hatten ein weiteres Wort über sie verloren.

So blieb mir nichts übrig als das Abendessen - und die Tischmanieren des Zwergs- über mich ergehen zu lassen. Es waren nur noch wenige Tage bis zum Aufbruch und bis dahin war es angebracht Kräfte zu sammeln.

Ich entschloß mich einen Spaziergang durch das kleine Wäldchen inmitten Bruchtals zu machen. Welch lieblicher Ort. Lange verweilte ich an dem kleinen Bach und genoß die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlte.

Als ich zu Elronds Haus zurückkehrte, hatten sich die meisten schon niedergelegt. Nur Gandalf und Elrond waren noch in ihrem Gespräch vertieft.

Obwohl ich mich ihnen nicht näherte, blieb mir die tiefe Sorge in beiden Gesichtern nicht verborgen.

Ich wanderte zu dem Teil des Baches der von Steinbögen und alten Bäumen gesäumt war. Der Bach plätscherte gemächlich vor sich hin. Die Ruhe zu genießen...

„Kann man Euch Elben denn nirgends entrinnen.", drang eine verärgerte Stimme an mein Ohr. Im Schatten eines Baumes hatte die Botin Machods gesessen, von mir unbemerkt. Sie wirkte ausgeruht und sprühte vor Energie - ganz anders als noch vor wenigen Stunden.

Sie stand nun auf und brauste an mir vorbei.

„Wartet!", rief ich und folgte ihr einige Schritte bis sie sich umwandte. Ich war zu stolz um eine derartig schroffe Ablehnung ohne einen Grund zu ertragen.

Sie starrte mich an, musterte mich von oben bis unten: *Was wollt Ihr, Legolas aus dem Waldlandreich?*

Ich war einen Moment sprachlos, daß sie mich auf Sindarin ansprach. Dann hatte ich mich also nicht getäuscht, in Elronds Bibliothek. Doch sprach sie das Sindarin auf eine eigenartige Art und Weise. Ich hatte des öfteren mit Menschen gesprochen, die des Sindarin mächtig waren, nicht zuletzt Gandalf und Aragorn.

Sie sprach es jedoch weder hart noch hastig, wie es viele Menschen taten.

Vielmehr wirkte es wie ein ferner Dialekt. Fern oder sehr alt...

*Was habe ich getan, daß Ihr so ablehnend seid, obwohl wir uns doch gar nicht kennen?*

Sie lächelte amüsiert, fast als sei meine Frage töricht: *Ihr seid ein Elb, das genügt.*

Ich runzelte die Stirn. Diese Antwort wirkte falsch: *Tatsächlich, das genügt?

Dann erklärt mir, warum Ihr so gut Sindarin sprecht, obwohl Ihr die Elben doch offensichtlich nicht leiden mögt. Und Ihr mit Elrond befreundet seid, der auch ein Elb ist.*

Sie lachte leise. Dann schritt sie auf mich zu und näherte sich bis auf wenige Zentimeter: *Was das Sindarin betrifft...ich spreche viele Sprachen. Und Elrond könnt Ihr gerne fragen was geschehen ist bevor ich ihm vertraute. Obwohl ich bezweifle, daß er darüber mit irgendjemanden spricht.*

Diese Antwort verwirrte mich nur noch mehr: *Nun, aber offenbar findet Ihr es immerhin amüsant, Euch mit einem Elben zu unterhalten, obwohl ich das Gefühl habe, daß Eure Lacher auf meine Kosten gehen.*

Ihr Gesicht erstarrte. Sie trat einen Schritt zurück und zischte leise: *Elben töteten einst viele meines Volkes und raubten ihnen ihre Heimat. Es sind nur noch wenige von uns übrig. Zu lang mußten unsere Vorfahren durch Mittelerde ziehen, als dass unterwegs ihre Zahl nicht abnahm. Unzählige Generationen wanderten umher, bis sie in Machod Zuflucht fanden. Und jetzt stirbt mein Volk.*

Ich blickte sie schockiert an. Elben sollten ihrem Volk dies angetan haben? Ich schüttelte ungläubig den Kopf: *Nie habe ich von so einem Vorfall gehört. Ihr müßt Euch irren.*

Ein kaltes Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück: *Ihr lebt lange, Elb. Doch das Gedächtnis der Gepeinigten währt oft länger als das des Peinigers. Es ist lange her, sehr lang. Und selbst wenn es noch Elben gibt, die es miterlebten, so bezweifle ich, daß sie sich daran erinnern wollen, geschweige denn den nachfolgenden Generationen bereitwillig Auskunft geben.*

Sie zitterte kaum merklich, auch wenn ihre Stimme kalt war, konnte ich das Feuer, das in ihr brodelte spüren. Ich senkte den Blick, nicht einmal mein Stolz konnte über dieses Leid hinwegsehen: *Wenn es denn wahr ist, so tut es mir leid. Ich kann nur für mich sprechen, nicht für die Elben, die Eurem Volk dies angetan haben. Aber verzeiht denen, die keine Schuld trifft.*

Sie trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. Offenbar versuchte sie die Aufrichtigkeit meiner Worte abzuschätzen. Sie setzte sich schweigend an einen Baum und ich konnte erkennen, wie die Gedanken in ihrem Kopf rasten. Ich war nicht sicher ob ihr Schweigen bedeutete, daß ich gehen sollte, also blieb ich und wartete ab. Minutenlang rührte sie sich nicht, nahm mich scheinbar gar nicht mehr wahr. Ich ließ meine Blicke durch den Wald zum Bach streichen. Es war bereits stockfinster, dennoch nahmen meine Augen jeden einzelnen Zweig, jedes Blatt war.

Plötzlich setzte sich Sha'uri auf. Sie schritt den Pfad hinauf und rief mir zu: *Worauf wartet Ihr noch, Elb? Kommt!*

Ich folgte ihr verwirrt. Sie ging mit langen Schritten an den Rand des Waldes, wo sie verharrte. Sie lächelte: *Nun, Legolas aus dem Waldlandreich, erzählt mir von Eurer Heimat. Ist sie schön?*

Ich lächelte zurück: *Ja, das ist sie...*