Disclaimer: siehe 1. Kapitel

Rating: PG-13

Legolas - Bruchtal

Ich erzählte ihr vom Düsterwald und der Lebensweise der Elben. Ich fühlte mich beruhigt, daß sie Fragen ohne Groll stellte und meinen Worten aufmerksam lauschte. Ihr Haß auf die Elben schien zu schwinden, zumindest auf jene, die keine Schuld am Schicksal ihres Volkes auf sich geladen hatten. Unser Gespräch war nun locker, nur ab und zu schienen ihre Gedanken anderen Läufen zu folgen.

*Ich kenne Bruchtal inzwischen recht gut. Wenn Ihr wollt, Legolas, zeige ich Euch einen Ort, der an Schönheit kaum zu überbieten ist.*

Sie führte mich stetig einen kleinen Pfad am Berghang hinauf. Währenddessen begann sie leise und bedächtig von ihrer Heimat zu erzählen: *Machod ist klein. Es als Königreich zu bezeichnen ist, nun,* sie lächelte, *Vermessen. Aber es trägt diesen Titel schon sehr lange. Warum also etwas daran ändern. Machod war stets abgeschieden. Nur selten wurde es verwickelt in Kriege. Niemand interessierte sich je dafür, es war einfach zu unbedeutend. Vor dreihundert Jahren entdeckte ein Späher meines Volkes den Talkessel und bat den damaligen König um Asyl für unser Volk. Der König mißtraute ihm, doch immer öfter überfielen Orktruppen das kleine Reich. Er willigte ein, denn unter den zweihundert letzten meines Volkes waren hundert waffenfähige Männer und Frauen. Er konnte ihre Hilfe gut gebrauchen. Also fand mein Volk nach Jahrtausenden der Flucht eine neue Heimat.*

Ihre Blick streifte Bruchtal dann nickte sie nach vorn: *Wir sind gleich da.*

Bruchtal - Elrond

Gandalf hatte sich zur Ruhe gelegt. Auch ihn hatte die Ankunft der Botin beunruhigt. Sie brachte selten gute Nachrichten und ihre Neuigkeiten über Rohan und Sarumans wachsende Armee waren erschütternd.

Ich grübelte auch über Machod selbst nach. Der König starb also. Ohne einen Herrscher zerfiel Machod. Wenn noch Leute aus Sha'uris Volk übrigbleiben würden, wären sie wieder auf der Flucht.

Ich schlenderte langsam zu dem Gästehaus, das Sha'uri gewöhnlich benutzte. Es brannte kein Licht mehr, dennoch klopfte ich. Niemand öffnete. Ich stutzte. Wo konnte sie sein? Gewöhnlich wartete sie auf mich.

Ich schaute mich um. Ganz Bruchtal schlief. Nirgends war eine Regung auszumachen. Nur oben, über Bruchtal, dort wo das alte Wächterhaus das Tal überblickte, waren zwei Personen auszumachen. Ich kniff leicht die Augen zusammen. Da war Sha'uri. Und Legolas.

Eifersucht stieg in mir hoch.

Bruchtal - Legolas

Wir waren an einem kleinen Haus angelangt, das Bruchtal überragte. Sie bedeutete mir, mich umzudrehen. Oh, welcher Anblick bot sich uns dar. So lieblich Bruchtals Herz anmutete, seine vollständige Schönheit konnte man wohl nur hier erkennen. Ich war vom dargebotenem überwältigt und schnappte benommen nach Luft.

*Hab ich Euch zuviel versprochen, Legolas aus dem Waldlandreich?*, sie betrachtete mich amüsiert.

Ich konnte meinen Blick kaum vom Tal lösen, zwang mich jedoch ihr in die Augen zu schauen: *Euch macht es Spaß, Euch ständig über mich lustig zu machen, nicht wahr?*

Sie lachte leise: *Oh ja. Aber immerhin scheint Ihr ganz passabel zu sein. Für einen Elben.*

Ich schüttelte nur den Kopf. Ihre Arroganz war befremdlich angesichts der Geschichte, die sie mir anvertraut hatte. Zugleich wirkte sie dadurch interessant.

*Nun, ich muß zumindest zugeben, daß dieser Ort tatsächlich unbeschreiblich schön ist.* Ich betrachtete ihre Augen, deren Grün auf unnatürliche Weise zu schimmern schien.

Sie lehnte sich gegen die Wand des Hauses. Ihr Blick war nachdenklich: *Ihr habt eine lange und beschwerliche Reise vor Euch, Legolas. Frodo trägt schwer an dem Ring.*

Ich erstarrte. Woher konnte sie davon wissen. Hatte Elrond sie ins Vertrauen gezogen?

*Ich erkannte sofort, welche Last er trägt. Dabei dachte ich, das Wissen um den Ring wäre längst verloren im Strudel der Zeit.* Sie näherte sich mir, wirkte erneut schwach und müde.

*Woher wißt Ihr dann davon?*, fragte ich ohne die Aufregung aus meiner Stimme verbannen zu können.

*Mein Volk ist alt, ebenso das Wissen. Es wird von Generation zu Generation weitergegeben. Kaum ein Wort, das wir im Leben sprechen, von dem nicht noch die weitnächsten Generationen wissen.*

Sie lächelte mit neuer Kraft. Langsam nahm sie meine Hand: *Doch solltet ihr Euer Gemüt nicht durch Sorgen zermartern. Wenn es tatsächlich eine Möglichkeit gibt den Dunklen Herrscher zu vernichten, werdet Ihr und Eure Gefährten diese nutzen.*