Disclaimer: siehe Kapitel 1
Rating: R wegen Gewalt
A/N: Ich weiß, teilweise ist die Story etwas verwirrend, aber Legolas ist ja auch etwas verwirrt. Ithiliell, Licht ins Dunkel kommt in den Elrond-erinnert-sich-Kapiteln (so in zwei bis drei Kapiteln). Morgenstern, Dein Review wird nicht angezeigt, aber trotzdem danke für Dein Lob und Galadriel kann sich wirklich nicht erinnern. Zita, mit deiner Noldor zieht durch Mittelerde Theorie liegst Du gar nicht mal so falsch. Aber mehr wird nicht verraten. Ach so, die Nölerei war berechtigt. Das passiert, wenn man totmüde beim Überarbeiten der Kapitel ist und das Betaleserchen jedes Kapitel zehnmal zerreißt. Ich darf ständig alles neu schreiben, weil er ist ja sooo perfektionistisch. Aber so was fällt ihm nicht auf. Hast recht, Galadriel ist natürlich keine Königin.
10. Kapitel
Die Grenzen von Rohan - Aragorn
Wir duckten uns in das hüfthohe Gras. Sorgsam vermieden wir jedes Rascheln, jede unnötige Bewegung, die ihre Aufmerksamkeit auf uns hätte lenken können. Vor uns auf der Ebene, gut zweihundert Schritt entfernt, liefen sie. Uruk-hai. Ich winkte Legolas und Gimli zu, mir hinter einen nahegelegenen Felsen zu folgen. Wir setzten uns, die Rücken an den kühlen Stein gepresst.
„Es sind zu viele um es mit ihnen aufzunehmen", wisperte ich leise, „und mit den Pferden kommen wir nicht an ihnen vorbei ohne entdeckt zu werden.", ich nickte in Richtung einer Gruppe von Bäumen, in deren Schatten wir die Rösser verborgen hatten, die uns die Rohirrim um Eomer überlassen hatten.
Gimli brummte ungehalten: „Aber Gandalf hieß uns, ihn in sechs Tagen zu treffen. Bei König Theoden vorzusprechen. Laßt mich meine Axt nehmen und diese Orks niedermähen!", er griff demonstrativ nach seiner Waffe und drohte der Luft.
Legolas drückte sanft seinen Arm nieder und schüttelte den Kopf: „Aragorn hat Recht, mein Freund. Bei all Eurer Kampfeslust, es sind der Orks zu viele. Die Truppen Sarumans bereiten sich darauf vor Rohan niederzubrennen. Von uns dreien lassen sie sich dabei sicherlich nicht aufhalten."
Ich betrachtete den Elben. Seit wir Lothlorien verlassen hatten, war viel geschehen. Der Tod Boromirs, die Trennung von Frodo und Sam. Die Verschleppung Merry und Pippins. Schließlich die Wiederkunft von Gandalf dem Weißen. Er hatte uns gebeten, den Weg durch Rohan vorerst allein zu betreten, bis wir uns schließlich an der goldenen Halle von Methuseld wiederfinden würden.
Trotz all dieser Geschehnisse hatte ich noch das Bild des Elben vor Augen, als wir die Grenzen von Lorien erreicht hatten. Er hatte gezögert seinen Fuß über die letzte Grenze zu setzen. In dem Moment als er sich doch dazu durchrang uns zu folgen, hatte ich ihn - einen Augenblick nur - nicht wiedererkannt. Etwas ging von ihm aus. Etwas das ich nicht benennen konnte. Eine Art schwaches Leuchten aus seinem Inneren - schwarzes Licht. So schnell dieser Eindruck mich befallen hatte, so schnell verschwand er wieder. Dennoch wußte ich: Die Stimmen waren zurückgekehrt.
Ich beobachtete ihn seitdem noch aufmerksamer. Immer wieder bemerkte ich ein leichtes Zucken um seinen Mund, wenn er versuchte jene seltsamen Empfindungen niederzukämpfen. Ein ums andere Mal fragte ich nach seinem Befinden, doch er lächelte jedes Mal etwas gequält und suchte mich zu beruhigen. Daß er den Marsch der letzten Tage, auf der Suche nach Merry und Pippin, überhaupt überstanden hatte, überraschte mich. Auch wenn es ihm gelang nach außen hin seine aufrechte Haltung zu wahren, spürte ich doch seine Erschöpfung. Die einst stolze Haltung des Elben war dahin.
Gimli riß mich aus meinen Gedanken: „Was also schlagt Ihr vor, Aragorn? Sollen wir die Pferde zurücklassen?"
Beide blickten mich erwartungsvoll an: „Nein, diese Pferde werden wir noch brauchen. Es muß einen anderen Weg geben. Um die Orks herum."
Aus dem Augenwinkel erkannte ich die Gebirgskette, die die natürliche Grenze Rohans bildete. Nicht weit entfernt lag vielleicht die Lösung für unsere Probleme. Doch wagte ich meinen Gedanken noch nicht zu äußern: „Die Nacht bricht bald herein. Laßt uns zu den Pferden zurückkehren und die Nacht ruhen. Der morgige Tag wird die Antwort in sich tragen."
Legolas und Gimli stimmten zögernd zu. Sicher, wir brauchten Ruhe. Aber sie schienen ungeduldig, wollten lieber gleich aufbrechen anstatt zu warten. Doch Gandalf hatte die sechs Tage bis zu unserem Treffen großzügig bemessen. Es war mehr als genug Zeit unser Ziel zu erreichen.
Wir schlichen geduckt zu dem kleinen Wäldchen. Die beiden Pferde grasten gelassen. Legolas spähte noch einmal zu den Orks, die in weiter Entfernung ebenfalls ein Lager aufgeschlagen hatten: „Worauf warten sie? Sie könnten Rohan jederzeit angreifen."
„Sie warten auf Sarumans Befehl.", antwortete ich knapp. Auch mir gefiel das Rasten der Orks nicht. Es waren viele, aber vielleicht noch nicht genug um Rohan zu schlagen. Sicher waren andere Heere unterwegs. Gandalf hatte von Menschenstämmen gesprochen, die Saruman verlockt hatte. Und die nun auch das Schicksal von Mittelerde mitentscheiden wollten.
Wir hüllten uns in unsere Mäntel und legten uns nieder auf die kalte Erde. Wir alle waren zu erschöpft, um noch einen von uns zur Wache zu verdammen. Kaum daß wir uns niedergelegt hatten, fiel ich in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Es war weit nach Mitternacht, als ich geweckt wurde. Legolas formte im Schlaf Worte, deren Klang mir fremd war. Kein Sindarin, die Sprache seines Volkes.
Auch Gimli war erwacht. Er setzte sich halb auf und starrte mitleidig zu dem Elben. Dann wurde er meiner gewahr und flüsterte leise: „Schon wieder."
Also war auch dem Zwerg inzwischen der unruhige Schlaf des Elben aufgefallen.
Ich zuckte mit den Schultern, worauf Gimli sich wieder niederlegte und so tat als ob er schlief.
Ich stand auf und ging zum Lager des Elben. Schweiß stand auf seiner Stirn. Seine Arme zuckten, reagierten auf die Schrecken der Träume. Sanft rüttelte ich ihn wach. Er durchbohrte mich mit seinem Blick und ich sah abermals die Hand an dem Griff des schwarzen Dolches. Beruhigend legte ich meine Hand auf die seinige, als ich den Dolch nur unwesentlich berührte.
Ich erstarrte in der Bewegung, hörte das aussetzen meines Herzschlags. Mein Inneres schien zu gefrieren. Meine Augen verloren ihr Licht, als ich spürte wie ich durch die Luft geschleudert wurde. Regungslos und unfähig etwas zu sagen blieb ich liegen. Dumpfer Nebel umgab mich, als ich weit entfernt die Stimme des Zwerges hörte: „Was habt Ihr getan, Elb?"
„Nichts.",vernahm ich Legolas' Erwiderung. „Er hat den Dolch berührt und wurde davon zurückgestoßen."
Gimli schnaufte: „Ihr redet im Wahn, Elb. Seid ja noch in Euren wirren Träumen gefangen. Wahrscheinlich habt Ihr ihn nicht erkannt und selbst gestoßen."
Ich gewann wieder die Kontrolle über meinen Körper. Mühsam öffnete ich die Augen und erkannte Legolas und Gimli, die über mir hockten und sich mehr besorgt als erbost angifteten.
„Es ist gut, mein Freund.", flüsterte ich, unfähig mehr Kraft in meine Stimme zu legen. „Es war tatsächlich der Dolch, der mich stieß. Ich kann es mir zwar nicht erklären. Aber wir sind dieser Tage von viel Seltsamen umgeben."
Die beiden halfen mir hoch und ich spürte, wie das Leben zurück in meine Knochen kroch. Langsam wich die Kälte, als das Blut in alter Gewohnheit wieder meinen Körper durchfloß.
Legolas zog den Dolch aus der Scheide und betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn. Das schwarze Metall war mit feinen grünen Äderchen durchzogen. Der Griff war kunstvoll verziert, fast wirkten die Ornamente wie eine Schrift aus ferner Zeit. Der Elb hielt dem Zwerg den Dolch hin, darauf achtend Gimli nicht durch eine Berührung zu verletzen: „Kennt Ihr dieses Metall?"
Gimli spähte aus sicherer Entfernung auf den Dolch und überlegte eine Weile: „Solch etwas habe ich noch nie gesehen. Keine der Minen, die ich in meinem Leben gesehen habe, förderte ein derartiges Metall. Woher habt Ihr den Dolch?"
Legolas warf mir einen gequälten Blick zu: „Von der Botin aus dem Reich der Machod... Und genau dorthin habt Ihr vor zu gehen, um den Orks auszuweichen. So ist es doch, Aragorn mein Freund?"
„Ja!", antwortete ich bestimmt. „Dies ist der einzige Weg an den Heerscharen vorbeizukommen und unser Ziel sicher zu erreichen."
Legolas nickte: „Ja, sicher scheint es." Sein Blick glitt zu den Bergen die sich träge gegen den Nachthimmel abhoben. „Aber ich weiß nicht was dort lauern könnte. Die Träume und Stimmen verfolgen mich seit Wochen. Und sie werden lauter je näher wir Machod kommen." Er zögerte kurz, bevor er mit leerer Stimme sagte: „Tut mir dies nicht an Aragorn."
Ich sah das Flehen in seinen Augen. Ich wußte um seine Qualen. Doch ich hatte auch die Massen von Uruk-hai gesehen, die sich uns in den Weg stellten. Dies war die einzige Möglichkeit sie zu umgehen. Und ich konnte Gandalf nicht im Stich lassen.
„Wir brechen in drei Stunden auf, wenn die Sonne das Licht des Tages bringt.", mein Entschluß stand fest, auch wenn ich wußte welche Schmerzen dies für Legolas bedeuten mochte.
An den Grenzen von Rohan - Legolas
Ich versuchte den Rest der Nacht zu schlafen, doch es war mir nicht möglich die Gespenster aus meinem Kopf zu verbannen. Resigniert starrte ich in den Himmel. Machod..., was mochte dies bedeuten? Etwas in mir sehnte sich danach Sha'uri wiederzusehen und sei es nur um ihr meine Wut über die Stimmen ins Gesicht zu schreien. Doch allein der Name des kleinen Reichs jagte mir Schauer über den Rücken.
Weder Elrond noch Galadriel hatten mir auf meiner Suche nach Antworten weiterhelfen können. Selbst wenn sie mehr wußten, hatten die wenige Worte, die sie geäußert hatten, eher meine Verwirrung bestärkt. Die Flüchtlinge fremder Herkunft, die in Machod Zuflucht gefunden hatten... Scheinbar war um die Geschichte dieses Volkes und alles was damit zu tun hatte ein Mantel der Ahnungslosigkeit gelegt.
Wie sonst ließ sich erklären, daß ich vorher nie von ihnen erfahren hatte, daß selbst Galadriel sich nur noch teilweise an selbst Erlebtes entsann. Nach der Wiederkehr Gandalfs, in der kurzen Zeit bevor sich unsere Wege wieder trennten, sprach ich den Zauberer auf Aragorns Rat hin an. Er hatte mich mit trauriger Miene gemustert und nicht geantwortet. Erst als wir schon unsere Pferde bestiegen und wir uns von ihm verabschieden sollten, verweilte er kurz und sagte: „Legolas, was auch immer geschieht. Ihr habt einen Weg beschritten, dem Ihr nun folgen müßt. Versucht nicht dagegen anzukämpfen. Das ist nur das, was SIE erwarten."
Seine Worte gaben mir ihren Sinn nicht preis. In Gandalfs Stimme war Sorge zu vernehmen gewesen. Und auch ein Zittern, wie ein Widerhall, ein Echo.
Nun hatte auch Gimli meinen Zustand bemerkt. Zuerst erfüllte mich dieser Gedanke mit Scham. Denn obwohl der Zwerg und ich inzwischen Freundschaft geschlossen hatten, erschien mir der Gedanke vor ihm Schwäche zu zeigen unerträglich. Anstatt mich jedoch aufzuziehen, erwies er mir Respekt und bot seine Hilfe an. Wann immer ich im Sattel wegzudämmern drohte, sei es durch die Erschöpfung oder die allgegenwärtigen Halluzinationen, rüttelte er mich und zwang mich zurück in den Tag. Dabei bemerkte er mit einem schiefen Grinsen, daß er selbst ja hoffnungslos auf dem Rücken eines Pferdes verloren sei, wenn ich nicht die Zügel fest in den Händen hielte.
So steuerten wir am frühen Morgen dem kleinen, unbedeutendem Machod entgegen. Zu jener Spalte im Felsen, die außer dem Flußlauf den einzigen Weg nach Machod darstellte, ohne die Berge selbst zu überwinden.
Wir machten halt, als wir den Durchgang in einiger Entfernung ausmachen konnten: „Ein schmaler Weg nur führt in das Verderben.", flüsterte ich bitter.
„Legolas!", zischte Aragorn. „Man könnte meinen, Ihr wolltet Euer Leben bereitwillig auslöschen lassen, so sehr tragen Eure Worte den Tod selbst in sich."
Ich konnte seine Entscheidung diesen Weg zu nehmen sehr wohl verstehen. Die einzige Alternative lag in der Flucht. Dies hätte nicht nur Verrat an Gandalf bedeutet, sondern auch an den freien Völkern Mittelerdes. Dennoch konnte ich ihm nicht wortlos folgen.
Die Stimmen kreischten nun beinahe und ich hatte Mühe meine Sinne noch zu nutzen. Mehr ahnte ich, als sah ich den Weg. So war es auch Gimli und nicht ich, der sie bemerkte. Vor uns auf der Ebene, nicht weit von der Felsspalte entfernt, liefen eine Menge von Uruk-hai, fünfzig oder sechzig an der Zahl. Sie hatten uns längst auch bemerkt und zögerten.
Aragorn blickte von den Uruk-hai zu der Felsspalte und zurück. Ich konnte sehen, wie er mit den Augen die Entfernung ausmaß, die Chancen abschätzte. Dann trieb er mit einem lauten Schrei plötzlich sein Pferd an und rief: „Schnell, wir müssen den Zugang als erste erreichen."
Das war Wahnsinn. Die Uruk waren viel näher und obwohl zu Fuß gewiß schneller da. Sie würden uns den Weg abschneiden und uns entweder sofort abschlachten oder den anderen Orks in die Arme treiben.
Doch mein Pferd waren solcherlei Bedenken egal. Es folgte Aragorns Roß und ehe ich mich versah, gab es kein Zurück mehr.
Aragorns Kampfansage war wohl von den Uruk verstanden worden. Sie stürmten uns entgegen, die Hände an den Waffen und beängstigend schnell. Wir erreichten den Zugang als erste, doch während Aragorn noch sekundenlang auf Gimli und mich wartete, wurde sein stolzes Pferd von mehreren Pfeilen getroffen. Es scheute und warf Aragorn beinahe ab, als wir bei ihm ankamen und ich die Zügel zu fassen bekam.
Wir ritten in die Felsspalte ein, dicht gefolgt von den Uruk. Die Schlucht ließ kaum Platz für einen Reiter, so daß ich mit Gimli vorausritt, immer darauf bedacht nicht dem verletzten Hasufel davonzureiten.
Die Uruk waren schneller als ich es jemals erwartet hätte. Sie rannten uns brüllend hinterher und ihre Schreie und das Scheppern ihrer Rüstungen, klang zwischen den Wänden wieder.
Wir ritten minutenlang ohne die Uruk abzuschütteln, nur wenige Meter gelang es uns gutzumachen, als ich am Ende der Schlucht Licht wahrnahm.
Nur wenige Meter noch als ich ein Geräusch vernahm, daß mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Luft, die aus Lungen gepreßt wird.
Das Pferd erreichte den Ausgang...
Ein Schmerzensschrei ohne Stimme.
...und wurde in Licht gehüllt...
Der Aufprall eines leblosen Körpers.
...ich riß das Pferd herum, wodurch Gimli aus dem Sattel geschleudert wurde. Doch ich sah nur Aragorn, der bewußtlos am Boden lag. Ein Speer ragte aus seinem linken Schulterblatt.
Die Orks erreichten nun auch das Licht und ich hörte Gimli, der sich mit einem langgezogenen Schrei ihnen entgegenstürzte.
Ich zog meinen Bogen vom Rücken und ehe mein Pferd Aragorn erreichte, hatten drei meiner Pfeile ihr Ziel getroffen. Ich ließ mich neben Aragorn zu Boden gleiten und trat einen Ork nieder, der sich auf den reglosen Körper stürzen wollte.
Die langen dünnen Messer, durchbohrten einen zweiten Ork. Und köpften einen dritten. Ich wandte blitzschnell meinen Kopf, sah Gimli, der den Orks seine Axt entgegenhielt. Und immermehr Orks, die aus der Felsspalte uns entgegenstürmten. Zu viele.
Ich schätzte unsere Chancen ab. Wenn ich mich auf das Pferd schwang und Gimli zu mir hochzog. Und wir Aragorn zurückließen.
Zwischen dem Scheppern der Rüstungen,der Waffen und dem lautstarken Kampfgebrüll hörte ich Aragorn stöhnen. Also lebte er noch. Mit einem Hieb streckte ich einen Uruk nieder und sah mich im selben Moment von drei anderen umringt. Gerade als ich den Angriff des einen parierte und wußte, daß mich das Schwert des zweiten durchbohren würde, brach dieser zusammen. Bevor ich reagieren konnte, steckte in der Brust des dritten ein Säbel, der aus meinem Rücken geschleudert worden war. Ein Gestalt tauchte neben mir auf, packte den Säbel und zischte: „Das gehört mir, Elender."
Es war Sha'uri. Zugleich bemerkte ich fünf weitere ihres Volkes, die sich an unserer Seite den Orks entgegenstellten. Sie kämpften als hätten sie nichts anderes in ihrem Leben getan. Mit harten Hieben schlugen sie im Rausch des Blutes durch Arme, Beine, Hälse.
Sha'uri hackte ohne ein Zucken einem Uruk den Kopf ab, den ich angreifen wollte und rief mir zu: „Schnell, nimm den Elessar und reite mit ihm zur Burg."
Als ich zögerte, packte sie mein Pferd bei den Zügeln und brüllte mich an mich zu beeilen: „Er stirbt. SCHNELL!"
Ich hiefte Aragorns schlaffen Körper über den Rücken des Pferdes und schwang mich empor. Zurück zu Gimli schauend, der sein Axt wild um sich schwang, verließ ich den Kampfplatz.
Ich trieb das Pferd an und folgte instinktiv dem Weg. Das Tal schien vertraut, die Route klar. Aragorn verlor immer wieder das Bewußtsein, doch mehr verlor er an Blut. Nur wenig trennte ihn vom Tod. Nur ein Heiler. Ein guter Heiler mußte an der Burg sein.
Machod - Gimli
A/N: In diesem Abschnitt plastische Darstellung von Gewalt (naja, mehr als sonst)
Ich sah Legolas mit Aragorn davonreiten. Laut lachend stürmte ich den nächsten zwei Uruks entgegen. Nur verhöhnen konnte man sie, die es mit einem Zwerg aufnahmen. Die Uruk waren gute Kämpfer, groß und stark. Und gerissener als normale Orks. Doch sie ließen sich zu sehr vom Kampfgeschehen mitreißen. Ihr Blutrausch bereitete sie nicht auf Finten vor. Oder einen axtschwingenden Zwerg.
Aus den Augenwinkeln sah ich die Kämpfer und die Botin. Ihre Augen waren erfüllt von Haß und bei jedem Ork, den sie niederstreckten, entfuhr ihnen ein Lachen oder zumindest ein kurzes Lächeln. Es schien ihnen Spaß zu machen. Ich schauderte bei ihrer Kunstfertigkeit im Kampf. Zwei Frauen, vier Männer. Alle zeichneten sich durch eine Schnelligkeit aus, die ich bisher nur bei Elben gesehen hatte.
Doch Elben töteten nicht so.
Als sich die Reihen der Orks langsam aber sicher lichteten, aus der Übermacht ein kleines Häuflein schrumpfte, begannen die Kämpfer... sich mehr Zeit zu lassen. Anstatt sie durch gezielte Hiebe ihrer Säbel zu töten, verletzten sie die Orks nur so, daß sie zu Boden fielen und sich vor Schmerzen krümmten. Mit abgehackten Gliedmaßen oder zertrümmerten Knochen.
Immer wieder hörte ich wie die Kämpfer ihren Gegnern etwas ins Ohr zischten, ohne allerdings die Worte zu verstehen.
Als ich gerade einen der Orks niedergestreckt hatte, sah ich die Botin einem Uruk den Bauch aufschlitzen. Er blieb wie angewurzelt stehen, fassungslos auf den langen Schnitt starrend. Sha'uri lachte lauthals, griff mit ihrer freien Hand in die Wunde und riß ihm die Gedärme heraus. Der Ork fiel um, um einen langsamen Tod zusterben. Die Botin warf im die Überreste seiner Eingeweide ins Gesicht und wandte sich ungerührt dem nächsten Ork zu.
Die anderen spielten nicht minder mit ihren Opfern. Als kein Ork mehr stand, liefen sie zwischen den Körpern umher und suchten nach Überlebenden.
Ich stand bewegungsunfähig neben einem von ihnen, einen hochgewachsenen Mann mit schwarzen Locken. Er rüttelte einen verletzten Ork, bis dieser zu Bewußtsein kam. Er umfaßte fast zärtlich den häßlichen Kopf und flüsterte dem Ork etwas zu. Es war Panik in den Augen der Kreatur zu sehen. Ganz langsam drehte der Mann den Kopf des Orks zur Seite. Ganz langsam immer weiter, immer weiter. Der Ork schrie aus ganzen Hals. Doch er drehte immer weiter. Bis er das Leben des Orks mit einem langgezogenen Knirschen beendete.
Machod - Legolas
Ich fühlte Aragorns Lebensgeister bedrohlich schnell schwinden. Er hatte endgültig das Bewußtsein verloren, als wir die Wälder hinter uns ließen. Vor uns lag eine grüne Ebene gesäumt von den Bergen und dem reißenden Fluß. Ich sah die Burg zum ersten Mal und dennoch schien es mir, ich wäre diesen Weg schon hunderte Mal zuvor geritten.
Die Burg Machods war ein Gebilde aus zusammengewürfelten Steinquadern, deren Farbe kaum von der der Berge zu unterscheiden waren. Die Mauern erhoben sich glatt und schroff gegen die Landschaft. Ragten zur einen Seite in den Felsen, zur anderen stemmten sie sich in die reißenden Fluten des Fluß, der an jener Stelle aus seinem ursprünglichen Bett gezwungen worden war und nun eine harte Biegung beschrieb. Ganz offensichtlich ging es den Erbauern weniger um Erhabenheit als um schlichten Pragmatismus. Die Burg war schlicht häßlich, ein störender Faktor in der sonst heilen Landschaft.
Ich konnte auf den Zinnen Arbeiter erkennen, die die Wehre verstärkten. Zielstrebig trieb ich unser Pferd auf die schmale Öffnung im Mauerwerk zu, dem einzigen Zugang zur Burg und dem dahinterliegenden Dorf.
Die Wachen machten Anstalten mich aufzuhalten, erstarrten jedoch in ihrer Bewegung wie auf einen lautlosen Befehl. Unbehelligt gelangten wir in den Innenhof, einen finsteren Platz, den die Sonnenstrahlen kaum zu erreichen vermochten. Ich ließ mich vom Pferd gleiten und packte Aragorn, der leblos auf meine Schultern rutschte. Sein Blut hatte das Fell des Pferdes dunkel gefärbt, ebenso meine Kleidung.
Ich steuerte auf eine der Wachen zu: „Er braucht einen Heiler. Schnell!"
Er nickte zögerlich und bedeutete mir mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Er führte mich eine Treppe hinauf, durch Flure geschmückt mit Gemälden und Wandteppichen. Schließlich gelangten wir in einen großen Saal an dessen Ende ich einen einfachen Thron erkennen konnte. Die Wache forderte mich auf zu warten. Ich ließ Aragorn auf einer langen Tafel nieder und suchte in seinem reglosen Körper nach Anzeichen für Leben. Sein Atem war schwach, sein Herzschlag kaum noch zu vernehmen. Behutsam drehte ich ihn auf die Seite und entfernte den Stoff seines Hemdes. Der Speer war auf unserem Ritt aus der Wunde gefallen, doch hatte er eine abscheuliche Wunde hinterlassen. Als mir das Ausmaß der Verletzung klar wurde, würgte ich unweigerlich. Der Speer hatte ihn durchbohrt, das Schulterblatt zerschmettert, die Lunge zerfetzt und wahrscheinlich ebenso das Herz verletzt. Das viele Blut, das Aragorn verloren hatte...
Ich hörte eilige Schritte und wandte mich um. Vor mir stand der König von Machod, ein alter Mann, stolz doch längst jenseits seiner besten Jahren. Er blickte von Aragorn zu mir: „Ich bin Abrec, Herr dieses Hauses. Was ist geschehen?"
„Orks!", antwortete ich knapp. „Er braucht einen Heiler. Sofort!" Ich konnte die Forderung nicht aus meiner Stimme verbannen.
Der König trat auf den Tisch zu und betastete vorsichtig Aragorns Wunde. Seine geschickten Handgriffe deuteten auf heilerische Fähigkeiten. Er zog seine Hände zurück und schüttelte betrübt den Kopf: „Diesem Mann hilft kein Heiler mehr. Er ist schon tot."
Ich stieß ihn wütend fort, erkannte aus den Augenwinkeln die alarmierten Wächter, die jedoch durch eine Geste Abrecs beschwichtigt wurde. Ich beugte mich über Aragorns Gesicht: „Ihr dürft nicht gehen, Aragorn mein Freund!"
Doch ich sah die Wunde, vernahm den rasselnden, schwindenden Atem. „Nein! Er ist Aragorn, Arathorns Sohn. Er DARF nicht Sterben!"
In Albrecs Augen erkannte ich ein kurzes Aufflammen der Erkenntnis: „Aragorn!", der Name rollte auf seiner Zunge. Ein wager Ausdruck von Schmerz erschien auf seinem Gesicht: „Er ist dem Tod geweiht. Er atmet schon nicht mehr, seht Ihr das denn nicht. Ich wünschte, ich könnte ihm helfen, aber..."
In diesem Moment ertönten Rufe aus dem Innenhof. Das Klappern von Metall, eilige Schritte. Sha'uri erschien im Saal gefolgt von Gimli und den anderen Kämpfern.
Die Botin schritt zu dem Tisch und starrte auf den Körper Aragorns. Ihr Blick wanderte zu mir und dann zu Abrec.
