Disclaimer: siehe Kapitel 1

Rating: R! wegen Gewalt

A/N: Erst einmal, es großes Sorry. Ich habe Euch wirklich lange warten lassen auf das nächste Kapitel. Aber mein Streßpegel liegt derzeit bei 200% und ich wandle zur Zeit nurnoch müde durch die Gegend. Da ist nicht viel mit schreiben. Ich hoffe, Ihr seid nicht allzu sauer.

Ithiliell: Ja, ich liebe Disclaimer. Zita: Ja, ich liebe Disclaimer und nicht nur meine eigenen. Was heißt hier eigentlich Legolas' Kind wird verschachert? Es wächst in einem Königshaus auf, hehe. Und wie Legolas und Abrec damit klarkommen, was Sha'uri sich da ausgemalt hat, werden wir schon sehen. Aber nicht in diesem Kapitel. Denn dies ist - taataa: Der Elrond-Flashback (zumindest der erste Teil davon).

Dieses Kapitel spielt vier Jahre vor den Ringkriegen.

Elrond - Machod

Ich erkannte die schmale Felsspalte vor mir. Hier sollte der Zugang zu Machod sein, einem kleinen Königreich an den Grenzen Rohans. Ich hatte die Reise seit Wochen geplant, doch nun hielt mich etwas ab meinen Weg fortzusetzen.

Auch wenn Machod klein war, so verfügte es doch über einen entscheidenen Vorteil. Es wurde von kaum jemanden ernstgenommen. Niemand würde sich um einen regelmäßigen Austausch von Boten zwischen Machod und Imladris kümmern. Wenn ich König Abrec von einem Nachrichtentranfer überzeugen könnte, würden mir Veränderungen im Gleichgewicht der Kräfte schneller auffallen, ein Einlenken wäre früher möglich. Rohan läge stärker unter meiner Obacht...

Ich schaute hoch zur Sonne. Es war später Nachmittag, der Weg war nicht mehr weit. Vor Einbruch der Dunkelheit sollte es möglich sein, Abrecs Burg zu erreichen.

Ich trieb mein Pferd an und nur wenige Augenblicke später tauchten wir in die kühle Dunkelheit des Berges ein. Nur weit über mir konnte ich einen dünnen Streifen blauen Himmels ausmachen.

Das Klappern der Hufe auf dem nackten Stein hallte ohrenbetäubend zwischen den Wänden wieder. Ich nahm Wassertropfen auf meinem Gesicht wahr, die von den Felsen tropften. Es roch nach Feuchtigkeit, Moos und Algen, den einzigen Pflanzen, die eine Heimstatt in der kühlen Dunkelheit gefunden hatten. Mehrmals drohte mein Pferd auf dem glitschigen Untergrund auszurutschen. Ich verlangsamte den Galopp, obwohl das Pferd sich dagegen sträubte, war der Ausgang der Schlucht schon zum Greifen nah.

Schließlich hatte uns das Tageslicht wieder. Nur wenige Sekundenbruchteile vergingen bis sich meine Augen daran gewöhnt hatte, als ich eine Bewegung wahrnahm. Im selben Moment strauchelte mein Pferd, fiel und warf mich ab. Nur knapp gelang es mir, mich schnell genug unter dem schweren Körper des Pferdes wegzudrehen, ohne daß ich unter ihm zerquetscht wurde.

Ich kam auf die Beine, noch immer nicht erfassend, was geschehen war. Die Welt drehte sich und als ich meine Sinne wiedergefunden hatte, erblickte ich die dunklen Gestalten.

"Ein Elb!", hörte ich eine von ihnen höhnisch zischen.

Sie hatten mich umringt. Genug Bögen deren Pfeile direkt auf mein Herz zielten. Erst jetzt gelang es meinen Augen mehr zu erfassen als nur ihre Waffen. Dunkle Gestalten wohlwahrlich. Ihre Kleidung wirkte abgenutzt, zerrissen und an allzu vielen Stellen blutbesudelt. Die hageren Körper darunter verrieten jenen Grad an Stärke und Sehnigkeit, den sonst nur halbverhunderte Katzen inne hatten. Die dunklen, fast schwarzen Haare fielen in schmutzigen verfilzten Locken auf die knochigen Schultern. Und ihre Gesichter...waren bestimmt von den grünschimmernden Augen, die von roten, geschwollenen Augenlidern umrahmt wurden.

Doch was mich am meisten erschaudern ließ, waren die Ohren, die sich in sanft geschwungenen Linien zu Spitzen verjüngten...

Schattenelben!, stieß ich gepreßt hervor.

Eine von ihnen, eine junge Frau kaum dem Kindesalter entwachsen, lachte spöttisch: Oh, und offensichtlich ein intelligentes Exemplar. Sie ließ den Bogen sinken und betrachtete mich mit kalten Augen: Wage es nicht, Dich zu bewegen, Elb.

Ich drehte leicht den Kopf, um zu sehen wie viele es insgesamt waren, um abzuschätzen, ob es Sinn machte sich zu wehren. Da spürte ich eine Klinge an meinem Hals. Meine Nackenhaare sträubten sich, als ich erneut ihre Stimme vernahm: Nicht bewegen, habe ich gesagt!

Es waren elf, sieben Männer, vier Frauen. Ausgerüstet mit Bögen und Säbeln, soweit ich das erkennen konnte. Ein Fluchtversuch war zum Scheitern verurteilt.

Auf die Knie mit Dir, Elb!, raunte mir die Frau zu. Ich erwiderte ihren kalten Blick ungerührt und verharrte. Aus den Augenwinkeln sah ich einen der Männer vorspringen und im nächsten Augenblick spürte ich seinen Fuß in meinen Kniekehlen. Ich ging schmerzvoll zu Boden, ohne daß meiner Kehle ein Laut entsprang. Ich wußte so gut wie nichts über diese Wesen. Ich hatte sie immer für ein Ammenmärchen gehalten, doch an eine Zeile des Liedes, das ich als Junge über sie gehört hatte, konnte ich mich erinnern: Schrei nicht, denn der Klang Deines Schmerzes ist ihr Entzücken...

Die Frau schaute auf mich herab. Sie lächelte süßlich: Was macht ein Elb in diesem Reich? Ich regte keinen Muskel, hielt ihrem Blick stand. Als hätte sie mein Schweigen erwartet, zuckte sie mit den Schultern und trat mir mit aller Kraft in die Seite. Ich prallte mit dem Oberkörper auf den harten Steinuntergrund, spürte zwei gebrochene Rippen. Die Frau ging neben mir in die Hocke, lauschte, wie ich mühevoll Luft einsog. Sie strich behutsam über mein Haar. Mein Körper wollte instinktiv vorpreschen, sich wehren. Doch ich hielt mich zurück. Gegen elf von ihnen, würde es ein sehr kurzes Aufbäumen sein.

Sie wiederholte ihre Frage ruhig. Ich schwieg. Sie lächelte und winkte jemandem zu, im nächsten Moment traf mich erneut ein Stiefel. Ein weiteres Knacken. Drei Rippen, mein Freund. Wir können Euch auch noch die restlichen brechen, wenn Ihr wollt. Sie berührte mich und drückte mit erstaunlicher Sicherheit den Daumen gegen eine der gebrochenen Rippen. Diesmal gelang es mir nicht ein schmerzerfülltes Stöhnen zu unterdrücken. Sie lachte erfreut und wisperte mir zu: Nicht zu vergessen die anderen Knochen in Eurem Leib.

Ich schloß kurz die Augen. Es hatte keinen Zweck. Sie würden nicht ungeduldig werden. Im Gegenteil. Je länger ich mich wehrte, desto mehr Freude würden sie an mir haben: König Abrec. Ich will zu König Abrec.

Ein weiterer Tritt traf mich in die Seite. Fünf Rippen nun. Dann ließ die Frau von mir ab: Nun, warum habt Ihr das nicht gleich gesagt. Zufällig haben wir den selben Weg. Es stört Euch doch nicht, wenn wir Euch...eskortieren?

Ich vernahm das Gelächter der Schattenelben. Noch mehrere Tritte trafen mich, bis der Schmerz mir fast das Bewußtsein raubte. Dann spürte ich Hände, die meine Beine fesselten. Mit einem langen Seil wurde ich an eines ihrer Pferde gebunden, die wie aus dem Nichts erschienen waren. Man saß auf und die Pferde wurden angetrieben - und ich hinter ihnen hergeschleift. Vergeblich versuchte ich mich bis zu den Fesseln hochzuziehen und sie zu lösen. Ich vermochte kaum mehr zu atmen und nun zerschund der Boden über den ich geschliffen wurde, Kleidung und Haut. Mehrmals verlor ich das Bewußtsein, schlug mein Kopf zu hart auf dem Boden auf. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte. Aber erst tief in der Nacht verlangsamten sich die Schritte der Pferde und ich nahm schwach wahr über Steinplatten zu schleifen. Schließlich hielten sie an. Das Seil wurde vom Sattel losgemacht und nun zog mich die Frau hinter sich her. Sie nahm keine Rücksicht auf Treppen oder Absätze, die mir neue Wunden zufügten. Endlich hatte das ganze ein Ende und ich blieb bewegungslos auf dem kühlen Steinboden liegen. Jeder Atemzug brannte wie Feuer und nur mühsam konnte ich meine Sinne auf die Umgebung lenken.

Ich befand mich in einem Saal, dessen schlecht ausgeleuchteten Wänden, wenig über die Größe verrieten. Die Frau war noch da, ebenso zwei andere der Schattenelben. Ich vernahm eilige Schritte, wohl die eines Menschen, zu laut waren sie für einen Elben - oder Schattenelben. Ich hörte ein entsetztes Keuchen, dann die Stimme der Frau: „Ich habe Euch ein Geschenk mitgebracht. Ein Elb, er trieb sich an den Grenzen herum."

„Sha'uri, was...?", war die wütende Antwort. Jemand, der Mensch, kniete neben mir nieder und drehte mich behutsam auf den Rücken. Ich musterte ihn durch halbgeschlossene Augen. Seine Kleidung ließen darauf schließen, daß man mich tatsächlich zu König Abrec gebracht hatte.

„Wie konntet Ihr? Er ist halbtot!", der König schrie die junge Schattenelb an, die ungerührt die Arme verschränkte: „Er ist doch nur ein Elb!"

Abrec ließ seine Hände vorsichtig über meinen Körper tasten: „Ihr werdet wieder gesund.", hauchte er beschwichtigend. Zu den Schattenelben gewandt erhob er seine Stimme: „Verschwindet!"

Ihre Schritte verhallten leise. Jetzt brach der Schmerz völlig über mich ein. Stöhnend verlor ich die Besinnung.

Ich erwachte orientierungslos im Halbdunkeln. Als ich Albrec erblickte, über mich gebeugt, meine Wunden versorgend, erinnerte ich mich an das Geschehene. Ich versuchte etwas zu sagen, doch meine Stimme versagte, ehe ich auch nur einen Laut zustande brachte.

„Ruhig, trinkt erst etwas.", er hob behutsam meinen Kopf an und flößte mir eine bittere Flüßigkeit ein. Begierig trank ich. Doch schon entzog er mir den Becher wieder. „Genug, nicht zuviel. Ihr bekommt nachher noch Wasser. Zuviel von dieser Medizin genoßen, stieße Euch unwiderrufbar in die Schatten."

Ich nickte leicht. Die Schmerzen ließen spürbar nach: „Was...?"

Der König lächelte: „Nur ein Schmerzmittel. Ihr seid ein Elb, doch selbst Ihr ertragt nicht übermäßig an Qualen."

Ich versuchte mich aufzurichten, doch sofort erfaßte mich Übelkeit.

„Das hat Zeit bis morgen, Ihr solltet Euch ein wenig ausruhen."

Er stand auf und war im Begriff zu gehen, als es mir gelang meinen Worten Stimme zu verleihen: „Die Schattenelben...", hörte ich mich krächzen. „...sie sind gefährlich."

Er schüttelte den Kopf: „Das hat alles Zeit bis morgen. Schlaft nun."

Bevor ich noch etwas sagen konnte, tat die Medizin ihr letztes um mich in den Schlaf zu befördern.

Ich erwachte ohne Schmerzen. Sie würden widerkehren, wenn die Wirkung des Mittels nachlassen würde. Langsam setzte ich mich auf, kämpfte gegen Schwindel und Übelkeit an. Vorsichtig setzte ich meine Beine auf den Boden und erprobte sie unsicher. Es gelang mir stehenzubleiben und schließlich ein Bein vor das andere zu schieben. Benommen wankte ich zum Fenster und blickte auf die Nebelumhüllten Berge am Horizont. Unter mir floß der bezwungene Fluß in seinem neuen Bett.

Die Tür öffnete sich leise und ein Mann trat ein, in seinen Händen ein Tablett, mit einem Krug, Becher und Essen. Er stellte es schweigend und mich unauffällig betrachtend auf den niedrigen Tisch zu meiner Linken und rückte mir einen Stuhl zurecht. Ich nickte nur. Es bestand kein Grund mir die Blöße zu geben, einzugestehen, daß ich den Tisch nur taumelnd erreichen konnte.

So verließ der Mann das Zimmer wieder und ich tastete mich an den Wänden bis zum dargebotenen Stuhl vor, um mich erschöpft darauf niederzulassen.

„Ich meinte, daß Ihr heute wieder sitzen könntet. Damit meinte ich nicht, durch die Gegend zu streifen.", vernahm ich Abrecs Stimme in der Tür. Er hatte Kleidung in seinen Händen, die er mir reichte. erst jetzt bemerkte ich, daß ich nur noch die zerrissenen Hosen trug. Mein Oberkörper war frei bis auf die Bandagen, die die gebrochenen Rippen fixieren sollten. Ich nahm die Kleidung schweigend entgegen und streifte mir eine Tunika über.

„Ich kenne noch immer nicht Euren Namen. Gestern ward Ihr offensichtlich nicht mehr in der Lage Euch vorzustellen." Ich blickte in sein Gesicht, doch sah ich nichts anderes als Wohlwollen.

Ich nahm eine Schluck Wasser und testete vorsichtig meine Stimme: „Mein Name ist Elrond."

Der König hob überrascht die Augenbrauen: „Elrond von Bruchtal, nicht wahr?"

Ich nickte. Abrec setzte sich mir gegenüber: „Es tut mir leid, was geschehen ist. Sie sind so unberechenbar. Hätte ich gewußt, daß Ihr, oder irgendein anderer Elb, hierher kommen würdet, hätte ich Euch warnen lassen."

Ich atmete tief durch, spürte schon wieder erste Vorboten des Schmerzes: „Sie, damit meint Ihr die Schattenelben? Ihr wißt doch was sie sind?"

Er winkte ab: „Ja, ich weiß wer in meinen Grenzen lebt. Wir haben vor langer Zeit ein Bündnis geschlossen. Sie bewachen die Grenzen, dafür können sie hier leben."

„Ein Bündnis mit Schattenelben? Wißt Ihr denn nicht, was für Geschöpfe des Unheils Ihr da in Euer Haus gelassen habt?"

Er lächelte nur: „Wißt Ihr denn, was sie für Geschöpfe sie sind?"

Ich runzelte verwirrt die Stirn. Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Ich suchte nach Argumenten, doch wußte ich keine Antwort.

Abrec stand auf und wanderte im Zimmer auf und ab: „Ihr kennt sie nicht. Vermutlich seid Ihr noch nie einem Schattenelben begegnet, trotz Eures langen Lebens nicht. Sie sind keine Ungeheuer. Jedenfalls nicht so wie Ihr denkt. Das Bündnis besteht seid nunmehr dreihundert Jahren und in dieser langen Zeit, haben die Schattenelben dieses Reich bewacht und vor marodierenden Orkbanden beschützt. Ohne sie stände ich nicht hier. Was immer Ihr über sie gehört haben mögt, es stimmt nicht."

Ich hob zu einer Antwort an, doch sie blieb mir im Hals stecken. Was wußte ich denn tatsächlich über diese dunklen Elben. Kaum mehr als ein paar Strophen eines Lieders, das ich vor Jahrtausenden gehört hatte. Bis gestern hatte ich sie für einen Mythos gehalten, nicht mehr.

Abrec reichte mir eine Hand: „Ihr solltet Euch noch ausruhen. Tut mir den Gefallen und strengt Euch nicht zu sehr an. In ein paar Tagen könnt Ihr Euch in Ruhe alles ansehen. Bis dahin schont Euren Körper."

Ich nahm die dargebotene Hand und ließ mich von Abrec auf die Beine ziehen. Benommen wankte ich zum Bett.

Die nächsten zwei Tage schlief ich. Was immer Abrec mir eingeflößt hatte, es nahm nicht nur die Schmerzen. Ich erwachte in vollkommener Dunkelheit. Aus der Ferne schienen Trommeln zu klingen. Ich setzte mich auf und stellte erleichtert fest, daß mich weder Schwindel noch Übelkeit erfaßten. Ich stand auf und ging langsam zur Tür. Meine Beine trugen mich wieder sicher. Ich folgte dem Rhythmus. Die Gänge der Burg waren kaum erhellt, doch meinen Augen genügte der schwache Lichtschein der wenigen Fackeln. Je näher ich den Klängen kam, desto deutlicher vernahm ich auch Gesänge.

Ich gelangte zu einem Fenster und spähte hinaus. Von hier konnte ich das Dorf erkennen, das von natürlichem Stein und den Mauer der Burg vollkommen umschlossen war. Große Lagerfeuer erhellte einen kreisrunden Platz, wo sich mehrere hundert Menschen wie Schattenelben versammelt hatte. Das Schlagen der Trommeln hallte in der klaren Nacht von den Felsen und Mauern wieder.

Ich versuchte den Wortlaut der Gesänge aufzuschnappen, doch kannte ich die Sprache nicht. Einzelne Worte schienen Sindarin zu sein, doch erkannte ich nicht den geringsten Sinn in ihnen.

Plötzlich änderte sich der Rhythmus und ich konnte eine Art Prozession sehen. Die Schattenelben hatten ihre Gestalt gewandelt. Sie schienen nun menschlich, nur die grünschimmernden Augen hoben sie aus der Masse hervor. Augen, die ihre Fassade nicht verbergen konnte.

Sehcs Schattenelben trugen eine Bahre mit einem Leichnam zu der Mitte des Platzes, wo Holz aufgeschichtet worden war. Singend hoben sie den Körper auf den Haufen und entzündeten ein Feuer, das den Leichnam mit sich nahm.

Erst jetzt sah ich Abrec, der abseits des Geschehens stand und schweigend zusah.

Ich dachte, Ihr ruht Euch noch aus, Elb!, ohne es zu merken hatte sich die Schattenelb an mich herangeschlichen. Ich drehte langsam meinen Kopf und betrachtete sie betont teilnahmslos. Solltet Ihr nicht dort unten bei Euresgleichen sein.

Sie zuckte mit den Schultern und trat um mich herum. Unwillkürlich folgte ich ihrer Bewegung mit meinem Oberkörper, als ich mich schmerzhaft meiner gebrochenen Rippen entsann.

Sie hatte es bemerkt und lachte leise: Geht wieder schlafen und schont Euren zarten Körper, Elb!

Sie schritt leichtfüßig hinweg und ließ mich stumme Flüche auf den Lippen tragend zurück.

Die Wunden heilten langsam. Nach ein paar Tage erschlug mich die Enge des Zimmers und ich ging - Abrecs Ratschlägen zum trotz - in den Burggarten. Mit einem Schaudern ließ ich die Bäume auf mein Gemüt wirken. Bald fand ich zwischen blühenden Sträuchern eine Bank nahe eines kleinen Wasserfalls, der aus den Tiefen der Felsen emporsprudelte und dessen Wasser sich in einem niedrigen Podest verlor. Säulen ragten aus dem Boden, als hätten sie einst ein Dach getragen. Der Garten selbst widerstrebte sich vehement gegen die Zeiten. Blumen des Sommers und des Herbstes gediehen nebeneinander, manche Bäume standen in voller Blüten, während sich andere schon unter der Last zahlloser Früchte bogen.

Meine Beine trugen mich inzischen einigermaßen sicher, doch verursachten die gebrochenen Rippen bei jeder Bewegung Schmerzen.

Kaum hatte ich die Sonne und frische Luft genossen, erkannte ich schon Abrec, der auf den schmalen Pfaden des Gartens auf mich zusteuerte.

Der König blieb mir ein Rätsel. Heiler und Bewahrer des Lebens einerseits, andererseits beherbergte er die Schattenelben, die - soviel hatte ich inzwischen verstanden, durch die Wälder Machods strichen und jeden Ork aufspürten, der es gewagt hatte, dieses Reich zu betreten. Mehrmals hatte ich sie durchs Fenster erspähen können, wenn sie blutbesudelt zurückkehrten, ohne daß ich je einen Gefangenen bei ihnen sah.

Abrec lächelte freundlich: „Elrond, wie geht es Euch?" Ich nickte als Antwort. Er war schon am Morgen bei mir gewesen, hatte die Bandagen erneuert und die zahlreichen Schürfwunden gesalbt.

„Habt Ihr über mein Angebot nachgedacht? Dieses Abkommen würde sowohl Machod als auch Bruchtal zum Vorteil gereichen. Und angesichts der besonderen Umstände, würde ich menschliche Boten schicken, keine Elben.", ich musterte ihn.

„Elrond, ich bezweifle Eure Worte nicht, aber ich kann dem nicht zustimmen. Die Schattenelben wollen Euch nicht trauen und ohne ihre Zustimmung werde ich nichts unternehmen.", er sah müde aus. Offensichtlich hatte er lange diskutiert und verloren.

Ich stand auf: „Nun, bringt mich zu ihrem Anführer. Wenn Ihr so sehr auf diese Wesen hört, will ich wenigstens selbst versuchen, sie für dieses Vorhaben zu gewinnen."

Mir widerstrebte es, tatsächlich mit einem von ihnen zu diskutieren, aber eine Übereinkunft, würde es Bruchtal erlauben Rohan und die Geschehnisse dort genauer im Blick zu haben. Dunkle Vorahnungen bedeuteten mir, die Aufmerksamkeit auf Theodens Reich zu lenken. Es sollte noch eine Rolle spielen...

Abrec runzelte die Stirn: „Nun, Ihr seid ihr bereits begegnet, wenn man es so nennen will. Sha'uri ist ihr Name."

Ich wandte mich überrascht um: „Dieses Kind?"

Abrec lächelte: „Ja, sie ist noch jung, aber bevor Ihr Euch zu irgendeiner Bemerkung hinreißen laßt, solltet Ihr wissen, daß sie mein Mündel ist. Nach dem Tod ihrer Mutter nahm ich sie auf."

Ich hielt meine Zunge im Zaum. Tatsächlich lagen mir einige Verwünschungen auf den Lippen, doch das war weder der richtige Ort, noch der richtige Zeitpunkt sie zu äußern. Ich schluckte die Worte hinunter: „Nun gut. Wo kann ich sie finden?"

Abrec lachte trocken: „Das wüßte ich auch zu gern. Sie streift wahrscheinlich mit den Wächtern durch die Wälder und jagt Orks. Geduldet Euch. Spätestens in ein paar Tagen ist sie zurück."

Er wandte sich zum gehen, hielt dann jedoch inne: „Und wenn Euch es tatsächlich gelingt sie zu überzeugen, dann wird dieses Abkommen nie von unserer Seite aus gebrochen werden."

Zwei Wochen verweilte ich nun schon in Machod. Meine Wunden schränkten mich kaum mehr ein und alles in mir verlangte, dieses Land zu verlassen. Doch von Sha'uri fehlte jede Spur. Sie war nicht mit den Wächtern zurückgekehrt, sondern hatte sich von ihnen getrennt, um allein durch die Wälder zu ziehen.

Meine Geduld war am Ende, zumal das Gespräch mit ihr kaum Aussicht auf Erfolg versprach. Ich war inzwischen gewillt, ohne den Vertrag aufzubrechen, nur um der Enge der Burg und den feindseligen Blicken der schattenelben zu entfliehen.

Ich beschloß, den nächsten Tag aufzubrechen. Noch eine Woche hierbleiben...ich schüttelte nur resigniert den Kopf, während ich meine wenigen Sachen zusammenpackte.