Curriculum
02: Einladung
Rioroute Vilgyna, seines Zeichens der Pilot
der Göttin Agui Keameia, trat nervös von einem Bein
aufs andere und wagte nicht, an die Quartier-Tür seiner
Lotsin zu klopfen. Gerade, als er ausholte, zog er die Hand
wieder zurück und wanderte erneut im Korridor auf und ab.
"Okay, keine Panik, Rio", versuchte er sich Mut zu
machen, "Sie wird dich nicht auffressen. Jedenfalls nicht
sofort. Also reiß dich zusammen!" Er atmete einmal
tief ein, hub an zu klopfen, trat einen Schritt vor und...."Hallo
Rio!" Ein blitzartiger Schock fuhr ihm in die Glieder. Er
drehte sich um und zwei dunkelgrüne Augen strahlten ihn an.
Das Mädchen ihm gegenüber musterte ihn erstaunt. Was
war denn mit ihrem Partner los? Erst errötete er bis unter
die Haarwurzeln, und dann wurde er so erschreckend blass um die
Nase? "Ist dir nicht gut?" erkundigte sie sich
sorgenvoll. Wild schüttelte er den Kopf.
"Mir geht's
bestens, Phil Phleira! Alles in Ordnung!" Ein verlegenes
Lachen schloss sich seinen Worten an. "Ich....dachte, du
wärst schon in deinem Quartier."
"Nein, ich
musste einige Checks bei Agui wiederholen. Hast du etwa auf mich
gewartet?"
"Nein! Ich meine....Ja! Also, was ich
eigentlich sagen will...."
"Komm zur Sache! Sonst
stehen wir morgen noch da!" Rio nestelte an seinem
Pilotendress herum, fuhr sich durch das wirre Haar und druckste
herum, während Phil Phleira ihn mit hochgezogenen Brauen
musterte.
"Die Sache ist die - würdest du mit mir
auf den Ball gehen?!" Er sagte es lauter als nötig, und
seine Partnerin fuhr zunächst zurück. Eine Weile stand
sie einfach nur da und starrte ihn an, als wäre sie sich
nicht sicher, richtig verstanden zu haben. Ihr Schweigen
beunruhigte ihn.
"Wenn du nicht willst, würde ich
das natürlich....vollkommen verstehen!" grinste er,
doch insgeheim betete er darum, dass sie zustimmte.
"Sehr
gern."
Na also, als hätte er es nicht geahnt, sie
gab ihm wieder mal einen Ko....HÄ?!?! Jetzt war es an Rio,
verblüfft zu sein. "Warte mal - du willst?! Ehrlich?!"
Sie hatte den Blick zu Boden gesenkt, um zu vermeiden, dass er
die flammende Röte sah, die sich auf ihrem Gesicht
ausgebreitet hatte. Ihre Hände krampften sich ineinander und
sie musste schlucken.
"Wow! Ist ja klasse! Dann bis
heute Abend, ja?" Sein strahlendes Lächeln vor Augen,
nickte Phil Phleira und die beiden verabschiedeten sich. Vergnügt
vor sich hin pfeifend kehrte er zu seinen Mitstreitern zurück,
die sich gerade über ihre abendliche Garderobe ausließen,
mal mehr (im Falle von Galew) und mal weniger lautstark (im Falle
von Erts und vor allem Yu). Erts saß gegenüber von
Gareas und hatte die Arme verschränkt. "Nein."
erklärte er entschieden.
"Nein?! Was heißt
hier ,nein'?!?! Jetzt hör mal zu, ich habe keine Lust, auf
diesen Ball zu gehen!! Ich weiß, dass ich mich schlecht
davor drücken kann, aber dann will ich wenigstens in dem
Outfit dahin gehen, in dem ich mich wohl fühle!! Ein Anzug!!
Erstens steht mir so was nicht und zweitens....na, ist auch egal,
jedenfalls komme ich so, wie es mir passt!!"
Der blonde
Junge runzelte missbilligend die Stirn.
"In Jeans und
Rollkragenpullover? Es tut mir leid, mein Freund, aber das kannst
du nun wirklich nicht bringen. Das ist ein Ball. Wir haben
Repräsentationspflichten, vergiss das nicht. Wir müssen
unserem Ruf gerecht werden."
"Aber....Yu!! Jetzt
sag du auch mal was! Wie ist deine Meinung dazu?!" Der
Angesprochene wandte sich an den temperamentvollen Piloten und
tippte ihm mit dem Finger auf die Brust. "Smoking."
Damit verschwand er. In der Tür traf er mit Rio zusammen,
der sich mit Mühe ein Grinsen zu verbeißen versuchte,
aber es gelang ihm nicht. Galews Gesichtsausdruck war einfach zu
komisch!
"DerKerlkostetmichnochmeinenletztenNerv....EinesTageswerdeichihn...."
murmelte dieser vor sich hin. Da bemerkte er das Grinsen. "Und
du, sieh zu, dass du dieses.... dieses hirnlose Gegrinse aus
deinem Gesicht kriegst!"
"Das dürfte mir schwer
fallen. Meine Laune kann nichts verderben."
"Wie
schade!" erwiderte der grünhaarige junge Mann
sarkastisch und rümpfte die Nase. Ein Smoking - ausgerechnet
er! Zur Hölle mit diesem blöden Ball!
"Und
warum bis du so fröhlich?" wollte Erts wissen. Der
sanfte Ton seiner Stimme erinnerte Gareas unwillkürlich an
Ernest, den älteren Bruder des Blondschopfs, der vor zwei
Jahren im Kampf gefallen war. Er spürte einen schmerzlichen
Stich in der Brust und wandte sich ab. Ernest hätte damals
nicht sterben dürfen, sondern er! Sein bester Freund....und
er war nicht da gewesen, um ihn zu schützen! Obwohl dieses
Ereignis nun schon eine geraume Zeit zurücklag, war der
Schmerz geblieben und verziehen hatte er sich immer noch nicht.
Vielleicht würde er das auch niemals....
"Bist du
nicht ein Telepath? Lies doch meine Gedanken."
"Nein.
Du weißt, ich kann das nur, wenn ich dich berühre. Sag
es mir einfach."
"Na ja, Phil Phleira hat
zugestimmt, mit mir auf den Ball zu gehen. Ist doch toll, oder?"
Erts lächelte erfreut. Schon seit langem war er davon
überzeugt, dass die beiden etwas füreinander empfanden.
Es wäre schön, wenn sie endlich zu ihren Gefühlen
stehen würden.
"GALEW!!!!" Eine junge Frau mit
goldblondem Haar und dunkelblauen Augen tauchte im Türrahmen
auf, schnappte sich ihren Partner und zog ihn aus dem Zimmer
hinaus. "Ich habe dir doch gesagt, dass du deinen Anzug
anprobieren sollst!! Warum tust du nicht das, was man dir
aufträgt? Hör auf zu zappeln!"
"Warte
mal, Leena! He, warte!" Dann waren Rio und Erts allein.
Etwas irritiert blickten sie den beiden nach, warfen sich
gegenseitig ein etwas schiefes Lächeln zu und zuckten die
Schultern.
"Ach, mit wem wirst du eigentlich hingehen?"
fragte Rioroute den Piloten der Reneighd (Luhma) Klein plötzlich.
"Ich?"
Sein Gesprächspartner sah aus, als wäre
ein riesengroßes Fragezeichen über seinen Kopf gemalt.
"Ja, du! Wer denn sonst? Guckt nicht so, man könnte
ja meinen, ich hätte dich gefragt, wann du endlich das
Zeitliche segnest! Zion an Erts! Hörst du mich? He! Ist
totaler Denkstopp eingetreten, oder was? Aufwachen!"
"Nun,
also, ich werde in Begleitung von Tune kommen."
"Falsch,
Tune kommt in deiner Begleitung."
"Wie bitte?"
"Das
sagt man so. Die Dame wird vom Herrn begleitet, nicht
andersrum."
"Rio...."
"Was ist?!"
Auf GOA ging alles seinen gewohnten Gang. Der alltägliche
Wahnsinn eben. Die Top-Schüler waren gerade dabei, ihr
Morgentraining zu absolvieren. PRO-ING #85 segelte durch die
Landschaft und krachte zu Boden. Roose öffnete angestrengt
die Augen und untersuchte, wo seine Knochen alle waren. Zero
stand über ihm und half ihm hoch. "Sieht aus, als hätte
ich gewonnen, wie? Mach dir nichts draus. Das nächste Mal
bist du besser." Da ihm sein Freund keine Antwort gab, hakte
er noch einmal nach: "Was ist denn? Schlechte
Laune?"
"Ich....ich bin mit dem falschen Fuß
aufgestanden. Gomen nasai, Zero." Er biss sich wütend
auf die Lippen. Diese ,Angelegenheit' mit Anwärter Nr. 97
kümmerte ihn immer noch. Die Tatsache, dass Wrecka für
den Kerl schwärmte, ließ das schwelende Feuer unter
Roose' freundlicher und ruhiger Schale stärker und stärker
auflodern. Er las seiner Partnerin mit dem blauen Haar praktisch
jeden Wunsch von den Augen ab und wer bekam ihre
himmelhoch-jauchzende Anbetung dafür? Dieser dahergelaufene
Schönling, den sie vor drei Tagen nicht einmal gekannt
hatte!! Verdammt! Für wen hielt der sich?!
"KOMMT
IHR ZWEI JETZT ENDLICH MAL AUS DER SIMULATION RAUS?!?!"
Der
eindringliche und in der Tat nicht zu überhörende
Befehl von Ausbilder Azuma sorgte dafür, dass den beiden
Kadetten vor Schreck die Ohren abfielen, doch derartige
Schwierigkeiten waren mittlerweile zur Routine geworden. Roose
kletterte aus seiner Einheit und warf Wrecka, die rasch den
Scanner überprüfte, einen finsteren, aber auch
traurigen Blick zu. Begriff sie denn wirklich nicht, was er für
sie empfand? Schweren Herzens erinnerte er sich das, was Clay zu
Beginn ihrer Ausbildung einmal mit einem Schmunzeln erklärt
hatte - "Lasst euch eines gesagt sein, Männer, das Herz
einer Frau war schon immer ein Buch mit sieben Siegeln." Er
seufzte. Sicher, sie mochte ihn, aber das war es nicht, was er
wollte. So gut wie jeder hatte ihm bereits auf den Kopf zugesagt,
dass er in seine Lotsin verliebt war, aber sie selbst schien
nicht einmal annähernd auf diese Idee zu kommen. Warum
mussten solche Dinge ständig dermaßen kompliziert
sein?
Kizuna beendete die Checks an PRO-ING #88, ohne zu
bemerken, dass Zero sie beobachtete. Heute hatte sie wieder
einmal hervorragende Arbeit geleistet, war schnell und präzise
gewesen. Sie war eine tolle Partnerin, das stand fest. Das
Mädchen drehte sich zu ihm um und rief: "Das war's! Ich
bin fertig. Heute warst du in Top-Form, ehrlich!"
"Danke.
Du warst auch....prima." Kizuna ließ fast im selben Moment
ihre Katzenohren hängen, als sie diese eher sachlich gemachte
Erwiderung vernahm.
"Was für ein Lob! Ich hatte auf
etwas Persönlicheres gehofft, wie....wie ,Würdest du mit
mir auf den Schulball gehen?' Aber warum hoffe ich überhaupt?
Vermutlich bin ich für ihn nicht mehr als eine gute Freundin.
Natürlich, er hat gesagt, ich sei süß, aber was
bedeutet das bei einem Jungen wie Zero tatsächlich?" Sie
verließen gemeinsam den Trainingsplatz, ohne ein Wort zu
wechseln. Ihr Schweigen war erdrückend. Erdrückend und
geradezu ohrenbetäubend. Zero vermied es, in Richtung Kizuna zu
sehen und so betrachtete er seine Schuhspitzen.
"Mal
überlegen....'Würdest du mit mir auf den Schulball gehen?'
Nein, wie klingt denn das - super bescheuert! Oder....'Darf ich dein
Begleiter für das Fest sein?' Verdammt, Zero, sei nicht so
furchtbar altmodisch!" Seine Lotsin wälzte ebenfalls den
oder anderen Gedanken, verwirrt und unsicher, wie diese Stille
zwischen ihnen zu deuten sei.
"Soll ich vielleicht anfangen?
Nein! Seit wann lädt denn das Mädchen den Jungen ein? Aber
wenn gar nichts passiert? Vielleicht ist das meine einzige Chance?"
Unvermittelt hielt Anwärter Nr. 88 an und nahm Kizunas warme
Hände in die seinen. Was war denn jetzt?
"Ich....ich
möchte....wahnsinnig gern mit dir zum Ball gehen. Würdest
du mich begleiten?" Ihr verschlug es die Sprache. Ungläubig
musterte sie ihn, als liefe er ihr zum ersten Mal über den Weg.
Er hielt sie immer noch fest. Seine Haut war weich und sanft, der
Griff behutsam und fast ....ja, zärtlich. "Willst du?"
Er zog sie enger an sich, um ihr direkt in die Augen sehen zu können.
In ihrem gesamten Körper verspürte sie ein aufregendes
Kribbeln und Schmetterlinge tummelten sich auf einmal in ihrem Bauch.
"Ja", hauchte sie schließlich, im Inneren überwältigt
von einem mächtigen Gefühl, dem sie noch keinen Namen zu
geben wagte. Da er mittlerweile um einiges gewachsen war und sie
unlängst überholt hatte, was die Größe betraf,
sie ihm also eher bis zur Nasenspitze reichte, glitt ihr Blick
unbeabsichtigt (unbeabsichtigt?) zu seinen Lippen. Wohlgeformt und
schön geschwungen....halthalthalt!!! Woran dachte sie da?! Er
lächelte sie herzlich an. "Im Ernst? Wir gehen zusammen
hin? Super!" Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und
lief zu seinem Quartier. Sie stand, wie zur Salzsäule erstarrt,
im Gang und wusste nicht, was sie tun sollte. Hatte sie gerade
geträumt, oder....? Sie konnte der Berührung seines Munde
noch nachspüren und beschloss, einfach glücklich zu sein.
Ein munteres Lied vor sich hin summend, suchte sie leichtfüßig
ihr Zimmer auf, um ein passendes Kleid auszuwählen.
Saki
befand sich auf der Krankenstation. Clay schlief noch immer. Sie wäre
gern mit ihm zum Ball gegangen, doch natürlich war ihm das in
seinem Zustand unmöglich. Plötzlich schlug der Junge die
Augen auf und erkannte sie.
"Du", meinte er mit einem
schwachen Lächeln, "Wie schön, dass du mich besuchen
kommst. Wie geht es dir?"
"Wie es mir geht? Aber....du
bist doch der Verletzte von uns beiden!" widersprach sie
energisch und trat an sein Bett. "Ich habe dir was zum Lesen
mitgebracht. Dr. Croford sagt, in zwei, drei Tagen könntest du
entlassen werden."
"Erst? Aber dann verpasse ich ja das
Fest - und du...." Er schien seinen Worten noch etwas hinzufügen
zu wollen, tat es aber doch nicht. Seine Hand krampfte sich ins Laken
und er wandte den Kopf ab. "Vergiss es."
"Was ist
denn?"
"Ich....ich wollte schon sagen: ,Du verpasst ihn
auch'. Das ist Blödsinn. Schließlich bist du nicht an mich
gebunden. Bloß weil ich hier auf der Krankenstation liege,
zwingt dich das nicht, den Abend allein in deinem Quartier zu
verbringen. Entschuldige, das war dumm." Ein Schatten fiel auf
sein Gesicht und er schwieg. Saki ergriff unbewusst seine Hand, die
sich noch immer in den Stoff krallte. Er blickte sie erstaunt an.
"Was redest du da? Ich bin an dich gebunden. Du bist doch
mein Partner! Außerdem....wollte ich mit keinem anderen als dir
da hingehen...."
"Saki....ich bin doch nichts weiter
als ein Bücherwurm, ein Besserwisser. Ich bin nicht so überlegen
wie Zero oder so cool wie Hiead....Und...." Er biss die Zähne
zusammen und stieß hervor: "....und ich will kein
Mitleid!! Also - lass mich in Ruhe!"
"Du hast das
missverstanden, Clay! Glaubst du wirklich, ich bin nur aus Mitleid
nett zu dir?! Das stimmt nicht! Ich....ich...." Verzweifelt
merkte sie, wie sich eine Tränenflut in ihr aufstaute, die sich
nicht mehr lange würde zurückhalten können. Ihr Herz
pochte wild und schien durch ihre Brust hindurch brechen zu wollen.
Sie fühlte, wie nach und nach feuchte Perlen ihre Wangen hinab
rannen. Clay sah es mit Bestürzung. Plötzlich beugte sie
sich vor und küsste ihn auf den Mund, nur, um im selben Moment
davonzulaufen, als stehe die Krankenstation in Flammen. Der Junge saß
wie versteinert. "Sa....ki...." flüsterte er
ungläubig. "Saki....!"
Ikhny verließ die
Kantine. Wie immer hatte Hiead an einem anderen Tisch gegessen als
sie. Draußen lief sie einem attraktiven Burschen in die Arme,
den sie erst erkannte, als er ihren Namen ausrief.
"Ikhny-chan!"
Stopp - hatte er ein "-chan" angehängt? Sie hob
schüchtern den Kopf und sah Rick Solares vor sich stehen,
Anwärter Nr. 97.
"Oh, du bist es." Er strahlte sie
an.
"Genau! Gut, dass ich dich treffe. Ich wollte dich
einladen, mit mir zum Ball zu gehen. Hast du Lust?"
Sie
musste sich definitiv verhört haben. Ein solch umschwärmter
Junge wie er würde doch gewiss nicht ihr, einem der
unscheinbarsten Mädchen auf ganz GOA, gerade diese Frage
stellen? Außerdem kannte sie ihn nicht. Sie spürte einen
schmerzhaften Stich in ihrem Inneren. Hiead kannte sie auch
nicht....er war noch immer ein Fremder für sie, obwohl sie die
Hoffnung, ihn eines Tages hinter seiner Maske zu erreichen, noch
nicht aufgegeben hatte. Wie würde er es aufnehmen, wenn sie mit
Rick zum Fest ginge? Ha! Wahrscheinlich war ihm das ohnehin
gleichgültig.
"Allecto."
Sie drehte sich
fragend um. Hinter ihr stand ihr Partner. Aber er sah nicht SIE an.
Seine granatfarbenen Augen schossen Pfeile - auf Rick. Dieser grinste
nur breit und zwinkerte Ikhny verschwörerisch zu.
"Also,
bis heute Abend, oder?"
Ein plötzlicher Widerwille regte
sich in ihr. Nahm er etwa an, sie würde auf jeden Fall
zustimmen?! Sich des kalten Blicks seitens Hiead wohl bewusst,
stotterte sie hervor:
"Nein. Ich....ich gehe bereits mit
jemand anderem."
Ricks Unterkiefer klappte herunter. Noch
niemals war es ihm passiert, dass ein Mädchen ihm einen Korb
gab! Oder hatte er lediglich zu lange gezögert? Hatte ihm
deshalb ein anderer zuvorkommen können? Eine geraume Weile
wusste er nichts zu sagen. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt
und erkundigte sich:
"Und mit wem?"
Ikhny überlegte
fieberhaft. Sie hatte gehofft, er würde nicht nachfragen,
sondern ihre Ausrede schlucken, doch dafür war Rick nicht der
Typ, das begriff sie jetzt. Während sie angestrengt versuchte,
sich etwas einfallen zu lassen, was sie ihrem Gegenüber nun
erzählen sollte, kam ihr jemand zu Hilfe, mit dem sie nicht
gerechnet hatte.
"Mit mir."
Hiead trat an die Seite
seiner Lotsin und fixierte Rick, der sich sichtlich unwohl zu fühlen
begann. Aber Hieads Blick war äußerst beredt, fast
stechend, und so war es kein Wunder, dass der Mädchenschwarm
vorsichtig - und im Rückwärtsgang, als befürchte er,
Anwärter 87 könne ihm einen Dolch in den Rücken rammen
- um die nächste Ecke bog und verschwand. Man hörte ihn
aufatmen. Er war nicht der Erste und gewiss nicht der Letzte, der
unter den flammenden Augen eine Flucht vorzog, die meisten Rekruten
wichen dem mürrischen Burschen sowieso in einem weiten Bogen aus
- und jetzt, wo er einer der Top-Schüler war, wurde der Bogen
noch größer. Ikhny konnte es kaum fassen.
"Hiead....warum
hast du....?"
Er knirschte mit den Zähnen und verbiss
sich einen Fluch. Schließlich rang er sich zu einer Antwort
durch:
"Solares ist ein scheinheiliger Idiot. Der
interessiert sich garantiert nicht ernsthaft für dich. Er
baggert dich bloß an, weil du hübsch bist, mit deinem
Charakter hat das nichts zu tun, jede Wette. Bevor du mit so einem
Windei gesehen wirst, solltest du besser mit mir gehen."
Dann
drehte er sich um und verließ sie. Ihr Herz erklärte ihr
mit einer völlig logischen Schlussfolgerung dieses untypische
Verhalten ihres Partners. Ihr Herz. Doch der Sinn hinter dieser
Erklärung überstieg ihren Verstand, denn es konnte schlicht
und ergreifend nicht wahr sein!! Es war unmöglich, einfach
ausgeschlossen!
Eifersüchtig?! HIEAD?!?!
Wer
träumt, dem wachsen Flügel.
Die nächste Folge
heißt: "Curriculum 03: Tanz"
