Disclaimer der Autorin:
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Kapitel 3/7: Hass – die Macht, die wir berücksichtigen müssen
Und so endet nun alles.
Ich habe niemals gedacht, dass es so sein wird.
Ich hatte natürlich gehofft, dass Voldemort besiegt werden würde. Ich hatte mit all meiner Kraft daran geglaubt.
Aber je später es wurde, desto weniger hoffnungsvoll war ich.
Der wirkliche Krieg hatte noch nicht begonnen, und Cedric war bereits gegangen. Dann Sirius. Dann, während des sechsten Schuljahres, war dieser Angriff auf Hogsmeade, und Ron und viele andere starben.
Ich verlor mein Ziel. Ich konnte es nicht mehr sehen.
Warum mussten mich alle Menschen verlassen, die mir am Herzen lagen, alle, die ich geliebt hatte?
Ich weiß, es dürfte egoistisch klingen. Vielleicht ist das. Aber ich will nicht mehr nur uneigennützig sein! Ich habe erfüllt, was von mir erwartet wurde. Ich half die Welt zu retten. Und was nun?
Ich bin nicht wirklich alleine. Da ist Hermione. Sie macht sich wirklich viel aus mir. Sie ist meine beste Freundin. Wir stehen uns auf besondere Art nahe. Sie war der Grund für mich, meine Energie in diesen Krieg zu stecken. Gut, nicht nur sie.
Ich meine nur, dass ich mir nichts aus dieser Welt mache. Mir geht es um die Menschen, die ich liebe.
Aber nun fühle ich mich wirklich müde. Mir geht es schlecht. Ich will nicht wirklich irgendetwas tun. Ich habe noch an dem zu kauen, wovon ich abgebissen habe. Ich bin sicher, dass es Freundinnen und Freunde gibt, die mir helfen würden.
Aber nicht jetzt. Ich kann mich ihnen wirklich nicht anvertrauen. Noch nicht.
Ich habe ein Problem. Ein schwerwiegendes Problem.
Ich bin auf einem Gang in Askaban, warte auf andere Leute, die bei der Anhörung anwesend sein werden. Oder wie immer wir das nennen, diese Komödie der Gerechtigkeit.
Ich bin sehr glücklich noch länger warten zu können. Ich kam früher hier her, als es notwendig war.
Wisst ihr, ich habe ihn wirklich gehasst. Nicht nur dafür, dass er meine Freunde und Freundinnen und auch mich gequält hat. Nicht, weil er für Sirius Tod mitverantwortlich war.
Jetzt begreife ich es.
Ich hasste ihn – nun, ehrlich gesagt tue ich es noch immer–, weil mein Vater und mein Pate ihm weh getan hatten.
Es klingt vielleicht dumm, aber denkt mal darüber nach. Seine Anwesenheit hat mich immer an die Tatsache erinnert, dass sie keine Heiligen waren. Nicht ein bisschen. Sie waren Teenager, und nicht die Angenehmsten.
Ich hasse es, dies zuzugeben. Ich hasste ihn, weil er ein Opfer war. Ich hätte ihm vergeben können, hätte er meinem Vater weh getan. Wirklich.
Aber ich konnte ihm nicht den Umstand verzeihen, dass es mein Vater war, der Vergebung nötig hatte.
Seht ihr die Ironie? Einst konnte ich Dumbledores Behauptung nicht verstehen, dass Snape meinen Vater hasste, weil er ihm das Leben gerettet hatte –, und diese Situation war sehr ähnlich. Ist es noch immer? Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich von all dem halten soll. Deshalb bin ich hier.
Ich wurde nicht einmal, darum gebeten zu kommen. Ich bin der Junge-der-lebte-um-Voldemort-zu-besiegen. (Es darum gebeten zu kommen noch komischer klingen, wenn wir Voldemort in Du-weißt-schon-wer ändern oder noch besser in „Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf.)
Ich kann jetzt tun, was ich will. Einige von ihnen fürchten mich, – andere verstehen, dass ich jetzt zu viel zu bewältigen habe.
Jedenfalls bin ich hier.
Ich musste einfach. Ich hätte mir niemals selbst vergeben, wenn ich gekniffen hätte. Wenigstens hoffe ich, dass ich es mir nicht vergeben hätte.
Hass ist das Problem. Habt ihr gewusst, dass man, um den Cruciatus anzuwenden, Hass gegen die Person fühlen müsst, die man zu foltern wünscht? Aber nicht nur Hass, weil die Person etwas getan hat, man muss diese Person mit ganzem Herzen und Willen hassen, nicht aus Rache, nur aus Hass. Schmerz zuzufügen, das muss es sein, was man will.
Deshalb konnte ich den Cruciatus nicht wirklich auf Bellatrix Lestrange schleudern – es war Sirius, an den ich dachte, nicht sie. Ihr könnt den Todesfluch, den Imperio oder den Cruciatus werfen. Es mag sogar klappen.
Aber, um ihn mit voller Kraft einzusetzen, müsst ihr böse sein. Deshalb sind diese Flüche unverzeihlich.
Aber bin ich wirklich ein guter Mensch? Bin ich es wirklich?
Als ich mit Voldemort gekämpft habe, versuchte er in meine Gedanken einzudringen. Ich weiß nicht, was er sah. Aber ich habe meine Vermutungen. Weil er lächelte? Diese dünnen, weißen Lippen kräuselten sich zu einem zufriedenen Lächeln.
Und dann sagte er:
„Ich habe gewonnen. Du kannst diesen Körper oder diese Seele erobern, meinetwegen... Er ist bereits in dir."
Und dann tötete ich ihn. Ich verwendete nicht den Todesfluch. Vielleicht hätte ich es gekonnt, aber ich wusste, es würde ihm erlauben „zurückzukommen".
Weil es bedeutet hätte, die Kraft des Hasses zu nutzen. Das ist nicht der richtige Weg, die Welt zu retten.
Stattdessen setzte ich alle Liebe ein, die ich hatte. Ich wollte seinen Tod, damit meine Freundinnen und Freunde leben. Nicht als Strafe für den Tod meiner Eltern oder irgend so etwas. Sondern für die, die leben. Tote Menschen sind kein Grund für Mord.
Ich weiß nicht, ob es ein Zauberspruch war, ein Fluch oder was auch immer. Ich sagte kein Wort. Ich wollte nur.
Und es war beendet.
Es ist drei Wochen her, seit es zu Ende ist. Und nun ist der richtige Zeitpunkt, mein Problem anzugehen.
Will ich Voldemort erlauben zu siegen? Oder bin ich entschlossen, gegen das Böse zu kämpfen, das in meiner eigenen Seele versteckt ist?
Manchmal tröste ich mich selbst mit dem Gedanken, dass ich meinen Teil getan habe; meinen Teil vollbracht habe; dass ich den Teufel besiegt habe, und als der eine, der es tat, kann ich nicht böse sein.
Aber das ist nur ein Wunsch und ein Traum.
Deshalb begann ich später mein Leben zu überdenken. Um herauszufinden, was Voldemort gesehen und was ihn so glücklich gemacht hat.
Ich hasste niemals die Dursleys. Ich will nicht, dass sie tot sind; ich will nicht, dass sie leiden. Alles, was ich will, ist, von ihnen weg zu bleiben.
Ich habe den Hass gesucht, von dem ich wusste, dass er in mir war. Nun, ehrlich gesagt, wusste ich sofort, was Voldemort meinte, aber ich habe versucht, etwas anderes zu finden.
Ich konnte nichts anderes finden.
Snape.
Das ist seltsam. Ich weiß, warum ich ihn hasse. Ich weiß, warum es nicht richtig ist. Ich weiß, dass ich ihn falsch beurteile. Ich weiß und verstehe es.
Und dennoch, obwohl es so unvernünftig ist, tue ich es.
Das ist es also, warum ich nun hier bin. Um meine letzte Schlacht zu kämpfen; die Schlacht mit mir selbst. Weil ich weiß, dass er das nicht getan hat, dessen er angeklagt ist. Weil ich weiß, dass ich Freude fühlen werde, wenn er schuldig gesprochen wird. Verfluchte, bösartige Freude.
Und, weil ich weiß, dass ich verloren bin, wenn ich diese Freude auch nur ein einziges Mal spüre.
Wenn ich genug Kraft finde, werde ich mich selbst töten, bevor ich ein Monster werde. Wenn nicht, werde ich ein neuer, viel schlimmerer Dunkler Lord werden. Ihr glaubt, dass ich übertreibe?
Das kommt daher, dass ihr nicht dieses Lächeln gesehen habt.
Ich will nicht in dieses Dilemma geraten – mich selbst oder die Hälfte dieser Welt zu töten. Also muss ich mich nun selbst besiegen.
Bin ich pathetisch? Vielleicht bin ich es. Ich hasse die pathetische Seite meines Lebens. Der Junge-der-lebt, die arme Waise; bestimmt, die Welt zu retten. Verdammt noch mal.
Und nun kommt der letzte Teil meiner Geschichte. Ich würde sie nennen: „Harry Potter und sein Hass gegen den schleimigen Bastard". Aber ich bin sicher, dass es nicht pathetisch genug klingt. Was wäre mit „Harry Potter und der Schatten der Dunkelheit in seiner Seele"?
Wisst ihr, dass ich nun Iache? Mein Lachen genauso voller Belustigung, wie das von Voldemort. Ich wäre ein großartiger neuer Dunkler Lord.
Aber ich will nicht. Ich bin nicht mehr zu irgendetwas bestimmt. Ich werde mein Leben in meine eigenen Hände nehmen. Und ich werde gewinnen. Verflucht. Ich werde gewinnen.
Einige Leute kommen an. Nur noch fünfzehn Minuten, bis es beginnt. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde mich meinem Hass stellen, und ich werde ihn abtöten.
Ich sehe Remus Lupin. Seine Situation ist in vieler Hinsicht schlimmer als die meine. Alle seine Freunde sind von ihm gegangen. Ich habe Hermione, Luna, Zacharias. Er lebt nun bei den Weasleys. Wenigstens kümmern sie sich um ihn.
Ich winke mit meiner Hand, und er lächelt schwach. Ich lächle auch schwach.
„Bereit für die Parodie?", frage ich.
„Bin ich. Warum bist du hier? Du bist nicht vorgeladen worden, oder?"
„Nein, aber wer wird dem Jungen-der-überlebt-hat verwehren, was immer er will?"
„Niemand", antwortet er. „Aber das ist nicht die Antwort auf meine Frage."
„Ich will es nicht vertiefen", sage ich. „Nicht jetzt."
„Sicher."
Und zusammen betreten wir den Gerichtssaal.
T.B.C.
