An Baitrey: Ich hoffe für meine Ohren, dass du die Töne triffst…
An MoonyTatze: Wenn ich dir das jetzt sagen würde, dann würde ich eine ganze Menge vorweg nehmen. Und das will ich nicht. Nein, das will ich definitiv nicht…
An Romi: Dumbledore hat sie gerufen, um für den Orden zu arbeiten. Das ist zumindest der offizielle Grund. Was noch ausschlaggebend war und wieso sie auch in England bleibt, ist mein Geheimnis. Zumindest so lange, bis ich beschließe euch einzuweihen.
An GefallenerEngel: Eigentlich müsste ich mit dem nächsten Kapitel schon alleine deshalb noch warten, damit du noch neugieriger wirst…
How to change a life in one day
„Du willst WAS?", fragte Sébastien und hatte Mühe seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Lily hob eine Augenbraue. „Ich ziehe wieder komplett nach England", erklärte sie sehr ruhig. Eigentlich wusste Sébastien ja, dass Lily, je wütender sie war, immer ruhiger und leiser wurde und nur noch zischte, wenn sie kurz davor war durchzudrehen, aber jetzt achtete er nicht darauf. „Was heißt das genau?", hakte er ungeduldig nach. Lily stöhnte gequält: „Ich denke, du weißt recht genau, was das heißt. Und falls nicht, dann werde ich es dir garantiert nicht erklären. Lauf zu Mami, die macht das sicherlich." Ihr Freund machte ein Gesicht, als hätte sie ihn geohrfeigt. Würde er…? Er würde nicht. Wie immer.
„Es tut mir Leid, Lily-Liebling, ich meinte das nicht so. Bitte, sei nicht mehr wütend", flehte Sébastien und Lily stöhnte innerlich auf. Wie sie es hasste, wenn er wieder so unterwürfig vor ihr herum kroch. Das war nahezu ekelhaft. Hatte der Typ den keinen Funken Selbstwertgefühl? „Nenn mich nicht so", fauchte Lily ihn an, „und falls es dich interessiert, es ist mir eigentlich herzlich egal, was du denkst, ich werde es trotzdem tun. Und das weißt du!" Sébastien starrte sie kurz an, dann schien er nachzudenken und mit einem Mal verzerrte sich sein Gesicht. „Das ist es! Es gibt einen anderen! Du gehst wieder zu diesem Potter zurück. Und falls es nicht klappt, willst du dich mir trotzdem noch warm halten. Na, ist es so?", schrie er sie mittlerweile an.
Ganz langsam hob Lily den Kopf und sah in seine hellgrauen Augen. Zu hell, für ihren Geschmack. Sie passten nicht zu seinen dunklen Locken. Locken! Er hatte den ganzen Kopf voll davon. Dunkelbraune, große Locken. Und Lily hasste sie. Genauso, wie sie ihren Freund grade hasste. Aber das tat sie meistens. „Machst du mir etwa Vorwürfe?", wollte sie wissen. Und Sébastien zuckte zurück, als er die Kälte in ihrer Stimme hörte. Er sah die Gleichgültigkeit in ihren Augen und zum ersten Mal, seit er sie kannte, wurde ihm bewusst, dass Lily Evans nicht nur gefährlich sein konnte, sondern dass sie es wirklich war. Und doch, er brauchte sie, liebte sie und deshalb würde er alles aushalten und hoffen, dass sie seiner nie zu überdrüssig werden würde. Denn diese Gefahr schwebte vom ersten Tag an über ihrer Beziehung.
„Nein, Lily. Nein, natürlich nicht", wiegelte er schnell ab, „bitte, vergib mir, Lily. Und natürlich weiß ich, dass da kein anderer ist. Auch kein James Potter. Du hasst ihn, nicht wahr? Es ist doch so, oder Lily? Du hasst ihn und ich bin es, den du liebst, habe ich nicht recht? Liebst du mich, Lily? Du weißt, dass ich dich liebe, aber du liebst mich doch auch. Ist es nicht so, Lily?" „Du hast es jetzt geschafft, fünfmal meinen Namen zu nennen. Sei stolz drauf", spottete Lily und immer noch war eine beunruhigende Kälte in ihrer Stimme. In dem Moment hellten sich Sébastiens Augen noch mehr auf. Als wären sie nicht schon hell genug. „Ich weiß, Lily", rief er fröhlich, „ich werde mit dir nach England ziehen und dort nehmen wir uns gemeinsam eine schöne Wohnung und, wer weiß, vielleicht werden wir ja auch bald zu dritt sein…" Lily unterbrach ich hart: „Soll das ein Antrag sein? Wenn ja, dann vergiss es. Ich werde dich nicht heiraten. Und ebenso wenig werde ich mit dir zusammenziehen oder mich von dir schwängern lassen. Klar? Verschwinde jetzt, ich will packen."
Und er apparierte brav, allerdings nicht ohne ihr einen Dackelblick zuzuwerfen. Als ob das etwas bei Lily bewirkt hätte. Für so etwas war sie innerlich viel zu unterkühlt, viel zu leer, viel zu tot. Aber grade das war das Parktische an Sébastien. Er ließ sich von ihr wie ein Stück Dreck behandeln und doch war immer er es, der sich am Ende entschuldigte und angekrochen kam. Und Lily hatte keine Ahnung, wieso. Es interessierte sie allerdings auch nicht wirklich. Solange etwas gut so war, wie es war, hinterfragte sie es nicht weiter. Zumindest nicht, wenn es mit ihrem verhassten Freund zu tun hatte. Und es war jetzt nicht so, als wüsste Basti nicht von jedem ihrer Seitensprünge. Er hatte sie alle toleriert. Es war sein Problem, wenn er nicht von Lily loskam und sich ausnutzen ließ, nicht ihrs. Definitiv nicht ihrs.
Lily verkleinerte sämtliche ihrer Besitztümer und stopfte alles in Koffer, die sie wiederum verkleinerte und in ihre Handtasche stopfte. Dann sah sie sich noch einmal in dem großen, gähnendleeren Pariser Penthouse um und apparierte, ohne irgendetwas zu bereuen. Es war nur eine Wohnung gewesen, ebenso wie ihre Freunde in Frankreich nur irgendwelche Menschen gewesen waren, die ihrem Charme genauso verfallen waren, wie Sébastien. Es hatte durchaus seine Vorteile, wenn man weiblich, hübsch, gebildet, charmant und höflich war. Lily hatte von ihrer sehr strengen, französischen und zudem noch adeligen Großmutter gelernt, wie man sich zu benehmen und zu bewegen hatte und auch das kam ihr jetzt zu Gute.
Sie bewegte sich auf eine Art und Weiße, als gehöre ihr die Welt, ohne dabei arrogant zu wirken. Andromeda hatte in ihrem sechsten Jahr einmal gewitzelt, dass Lily auftreten würde wie eine Königin und das dieses Verhalten ja eigentlich nur ihr, Andromeda, zustehen würde, wenn man bedachte, wen sie als Eltern hatte. Wenn Andromeda nur etwas von Lilys Kontakten gewusste hätte, hätte sie sich diesen Kommentar wohl verkniffen. Er wäre unnötig geworden. Aber es stimmte. Lily legte wirklich ein königliches Gebaren an den Tag. Rücken immer grade, Schultern zurück, Bauch rein, Blick nach vorne gerichtet, Kinn parallel zum Boden, jede Bewegung ruhig und wohlüberlegt. Das alles und noch mehr hatte Lily gelernt, als sie vielleicht fünf Jahre alt gewesen war. Nun, ‚eingetrichtert' traf es vielleicht noch eher. Und es war ihr so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie gar nicht mehr anders gekonnt hätte, gesetzt dem Fall, sie hätte es überhaupt gewollt. Tatsächlich verschaffte sie sich nur mehr Autorität und Respekt. Und das bedeutet Macht.
„So, Ms. Evans, Sie bewerben sich also um eine Stelle in der Aurorenzentrale?", fragte Alastor ‚Mad-Eye' Moody nur eine Stunde später, als Lily sich im Ministerium vorstellte. „Ja, genau so ist es, Mr. Moody", erklärte sie lächelnd. Ihr Sinn für Menschen sagte Lily, dass dieser Mann, auch wenn es nicht so aussehen mochte, durchaus dem Charme einer hübschen jungen Frau verfallen konnte. Also, wieso sollte sie es nicht versuchen? Moody fuhr fort: „Sehr gute Referenzen, wie ich sehe. Brilliant, um nicht zu sagen. Und Sie scheinen mir eine intelligente Frau zu sein. Nun, ich könnte Ihnen tatsächlich einen Job in einer unserer beiden Undercover-Teams anbieten. Den der Teamleiterin, um ehrlich zu sein." Lily hörte interessiert zu und lächelte noch etwas strahlender. Teamleiterin in einem Undercover-Team, wovon es nur zwei gab. Das klang sehr, sehr viel versprechend. Und an einige Informationen kam man so sicher auch. Sie war schließlich immer noch der ‚geheimnisvolle Informant'…
„Klingt interessant. Wie sieht es mit genaueren Angaben aus?", hakte sie freundlich nach, „wie viele Leute sind in dem Team? Wie ist es mit der Bezahlung? Was genau wären meine Aufgaben? Mit wem müsste ich zusammenarbeiten? Was hat das Team zu tun? Wer steht mir anfangs bei Fragen zur Verfügung?" Moody schmunzelte: „Ja, Sie verstehen etwas davon. Nun, Ihr Team besteht aus zehn Leuten. Einer Sekretärin, einer Stellvertreterin und acht Mitarbeitern. Sechs Männer und zwei Frauen. An die können Sie sich auch jederzeit wenden, wenn Sie Fragen haben, bevorzugt an Ihre Sekretärin oder Vertreterin. Falls die Ihnen Ihre Fragen nicht beantworten können, dann können Sie sich auch an den Leiter des anderen Undercover-Teams wenden.
Mit ihm werden Sie auch oft zusammenarbeiten, aber das wird Ihnen denke ich nichts ausmachen, da er ein sehr begabter und kluger Mann ist. Ungefähr in Ihrem Altern, denke ich. Vielleicht kennen Sie ihn ja auch Hogwarts… nun, egal. Die Bezahlung würde sich, auf Grund der vielen Arbeit und dem hohen Risikofaktor, mir dem dieser Job verbunden ist, auf 1000 Galleonen im Monat belaufen. Über Ihre Aufgaben kann ich Ihnen momentan nichts sagen, da wir alles geheim halten müssen. Das ist auch der Grund, weshalb ich Ihnen ihre Mitarbeiter noch nicht vorstellen kann. Ich denke, das verstehen sie." Lily nickte höflich: „Ja, das kann ich durchaus nachvollziehen. Ich wäre interessiert an dem Job." „Nun", Moody schien erfreut, „dann haben Sie ihn. Kommen sie einfach morgen um acht Uhr in mein Büro. Falls sie so früh schon beginnen können." „Kein Problem. Also, bis morgen dann, Mr. Moody", verabschiedete Lily sich und stand aus. Er reichte ihr die Hand, welche sie schüttelte und erwiderte: „Auf Widersehen, Ms. Evans. Und auf gute Zusammenarbeit." Lily lächelte und verließ das Büro. Jetzt brauchte sie nur noch eine Wohnung.
Lily aß in der Winkelgasse zu Mittag und machte sich dann auf Wohnungssuche. Sie hatte sich ein paar aus verschiedenen Zeitungen, wie dem Tages-, bzw., Sonntagspropheten und der Hexenwoche, rausgesucht und klapperte jetzt die Adressen ab. Die ersten sechs Wohnungen waren nichts für sie. Zu klein, zu laut, zu dunkel, zu schlecht gelegen, zu teuer, zu verwahrlost. Erst die siebte – eine ihrer Glückszahlen, neben der dreizehn (immerhin war sie am 13.7 geboren) entsprach ihren Wünschen. Eine große, helle Dachgeschosswohnung in einer reinen Zaubererstraße. Lily war von Anfang an begeistert, von der Wohnung und es stellte sich heraus, dass sie bezahlbar war, der Mietvertrag in Ordnung und lückenlos und dass sie sofort einziehen konnte. Also unterschrieb sie den Mietvertrag und holte auch sofort ihre Sachen, um endlich aus ihrem dreckigen Apartment raus zukommen.
Die neue Wohnung befriedigte selbst Lilys hohe Ansprüche. Von der Haustür trat man direkt in einen großen, offen gehaltenen Wohnraum mit Kamin und sowohl einer Sitz-, als auch einer Essecke. Nach links ging die Küche ab, die groß genug war, um sich bequem darin zu bewegen und sogar noch Platz für einen kleinen Frühstuckstisch bot. Das Schlafzimmer lag gegenüber der Küchen und war angenehm hell und groß. Es hatte einen begehbaren Kleiderschrank und man gelangte durch eine weitere Tür ins Badezimmer. Diese war ganz in hellem Marmor gehalten und hatte eine nahezu poolartige Badewanne. Eine Gästetoilette mit Dusche befand sich neben der Küche und am End des Wohnraums ein kleines Zimmer, dass als Arbeitzimmer genutzt werden konnte. Das Beste an der Wohnung waren aber die riesigen Fenster und überhaupt die Glasfront des Wohnzimmers, die einen idealen Blick über die Stadt erlaubte. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Balkon, den man vom Schlafzimmer aus erreichte, und von diesem konnte man an schönen Tagen bis zum Meer sehen (mit etwas Magie natürlich, immerhin war die Wohnung im Herzen von London).
Am Abend kam Lily mit sämtlichen ihrer Besitztümer wieder, vergrößerte sie und richtete ihre Wohnung ein. Die moderne Einbauküche hatte sie übernommen, ebenso das Badezimmer und die Gästetoilette. Ins Schlafzimmer kamen ihr übergroßes Himmeldoppelbett, dann noch ein Sessel, ein Bücherregal und zwei Nachtschränkchen, auf jede Seite des Bettes eins. Die Wände ‚strich' sie hellblau und der Teppich wurde dunkelblau. Die Möbel waren allesamt aus hellem Holz gefertigt und sämtlicher Stoff (Bezüge, etc.) weiß. Dann noch Bilder an die Wand (hauptsächlich Blumen und ähnliches) und ihr Schlafzimmer war fertig. In den Wandschrank, dessen eine Wand vollkommen verspiegelt war, hängte sie sämtliche Klamotten (nicht weniger… eher sehr viele).
Die Wände im Wohnraum blieben weiß und der Boden war aus Parkett und mit weißen Teppichen ausgelegt. Ihre hellbeigefarbene, fast weiße Couchgarnitur kam vor den Kamin, davor der Beistelltisch aus Mahagoni. In die Essecke stellte sie einen, dazu passenden, Esstisch mit sechs Stühlen. Dann noch ein paar Regale und Kommoden und schließlich die unumgänglichen Bilder an der Wand (hier vornehmlich moderne Kunst und abstrakte Sachen). Das kleine Arbeitszimmer bekam fröhliche, gelbe Wände und dunkelgrünen Teppich. Unters Fenster stellte Lily ihren Schreibtisch (A/N: Ja, ich weiß, dass widerspricht dem Feng-Shui, aber da glaube ich eh nicht dran) und noch zwei Regale für Akten und ähnliches. Natürlich kamen noch Bilder an die Wände (nur zwei recht ähnliche mit roten Herzen) und somit war dann auch ihr Arbeitzimmer eingerichtet. Nachdem sie sämtliche Sachen ausgepackt und sich alles ganz genau angesehen hatte, beschloss Lily, dass es Zeit war, zu Bett zu gehen. Ihr neues Leben hatte begonnen. Nur dass das alte sie weiterhin verfolgen würde. Und egal, wie schnell man wegläuft, das Leben holt einen immer ein…
