An GefallenerEngel: Tue ich ja nicht.
Ausgetobt? Wie darf ich das verstehen?

An Romi: Alles zu seiner Zeit…

An Taetzchen: Ich kann dir nicht mehr folgen. In Dumbledores Brief stand nichts weiter, als dass Lily nach England kommen soll, um in den Orden einzutreten. Nichts mehr und nicht weniger. Was hat das jetzt mit Voldemort zu tun?

An Melli: Genervt ist sie… und noch etwas anderes…

An Holly14 und Baitrey: Danke.

An Schneckal: Sollst du auch nicht.

Es kommt, wie es kommen muss

Am nächsten Morgen stand Lily in ihrem Kleiderschrank (A/N: Klingt etwas komisch, aber er ist ja begehbar) und durchsuchte ihre Klamotten. Sie entschied sich für eine schwarze Stoffhose und ein beigefarbenes Oberteil, dazu schwarze Schuhe und einen schwarzen Umhang. Die Haare steckte sie hoch, zog aber anschließend einige Strähnen wieder heraus, damit es nicht zu streng aussah. Zu guter Letzt noch dünner Goldschmuck und Lily erklärte ihr Outfit für fertig. Um viertel vor acht apparierte sie ins Ministerium und stand um punkt vor der Tür zu Moodys Büro.

Noch bevor sie anklopfen konnte, hörte sie eine Stimme hinter sich: „Ah, Sie müssen Ms. Evans sein. Ich bin Philippa Williams, Ihre neue Sekretärin. Mad-Eye hat mich angewiesen, Sie herumzuführen." Lily drehte sich um und stand einer quirligen, blonden Frau gegenüber. Es war eine ziemlich interessante Erscheinung. Sie hatte ihr kurzes, blondes Haar mit bunten Haargummis zu allerlei Zöpfchen gebunden, die ihr senkrecht vom Kopf abstanden und mit bunten Glitzerperlen verziert waren. Ihre ausgeblichenen Jeansshorts waren sehr kurz, sowie ausgefranst und löcherig. Dazu trug Philippa ein T-Shirt mit knallbuntem Neonaufdruck in Grün, Gelb, Pink und Orange, der einem schon von weitem entgegenleuchtete. Bunte Armbänder und Halsketten, sowie Ohr-, Finger- und Fußringe komplettierten das Bild.

Lily fielen außerdem mehrere, großflächige Tätowierungen und einige Piercings auf. Lily selbst hatte sich vor Jahren ebenfalls welche machen lassen. Als Kind simple Ohrringe, als Fünfzehnjährige einen Bauchnabelpiercing und zwei Jahre später, als sie mit James zusammen gekommen war, hatte sie sich seine Initialen ziemlich weit oberhalb auf den linken Oberschenkel tätowieren lassen. Nach ihrer Trennung war ein kleines, in Flammen aufgehendes Herz an der Innenseite des linken Knöchels hinzugekommen und kurz danach eine weiße Lilie, am rechten Schulterblatt, die schwarzes Blut blutete. Ihre eigenen Tatoos und Piercings mochte Lily, denn sie waren klein und fielen kaum auf, wurden manchmal sogar unsichtbar gemacht, aber die von Philippa waren für ihren Geschmack definitiv zu viel.

„Ich bin Lily", stellte sie sich vor und lächelte ihr Gegenüber an. „Oh, heißt das, ich darf dich duzen? Gut. Bei uns ist das auch so üblich, aber ich wollte nicht so dreist sein und fragen. Immerhin bist du ja meine Chefin und dein Vorgänger wollte das nicht. Bin da direkt am Anfang kräftig ins Fettnäpfchen getreten. Aber die stehen ohnehin nur für mich bereit. Naja, dein Vorgänger hat aber eh noch nicht einmal die Probezeit überstanden, insofern ist es egal. Du kannst mich Flipy nennen, das tun alle. Ich hab noch nicht raus wieso und sagen tut es mir keiner, aber was wäre das Leben ohne Rätsel? Ich liebe Rätsel, du auch? Oh, was tue ich hier? Quatsche dich zu, anstatt dir das Büro zu zeigen. Komm mit! Und sei nachsichtig mit mir, ich bin einfach so. Ich hoffe du magst mich trotzdem, denn ich glaube, wie könnten Freundinnen werden. Das wäre toll, fändest du nicht? Also ich denke…" Lily blendete Flipys Stimme aus und folgte ihr grinsend.

„So, da wären wir. Das hier ist unser Büro", erklärte Flipy und deutete auf eine leere Wand. Lily nickte und sah abwechselnd zwischen ihrer Sekretärin und der Wand hin und her. Die schien schwer konzentriert und murmelte, mehr zu sich selbst, als zu Lily: „Jetzt muss ich sie nur noch aufkriegen…" „1323161610", nannte plötzlich eine Stimme hinter ihnen eine Zahlenkombination. „Ach, danke Sam", freute sich Flipy und drehte sich um, „ich vergesse sie ja immer…" „Ich weiß", grinste die andere Frau. Lily musterte sie ruhig. Sie war etwa so groß wie Lily, schlank, braungebrannt und hatte lange, glatte und kohlschwarze Haare, dazu schokobraune Augen. Sie war eine wirkliche Schönheit. „Lily, das ist Samantha Quentin, deine Vertreterin.", stellte Flipy sie vor, „Sam, das ist Liliana Evans, unser neuer Boss."

„Hi, ich bin Lily", begrüßte sie die Fremde. „Sam", grinste die und schüttelte Lilys ausgestreckte Hand. Die lächelte etwas unsicher und fragte: „Ähm… ich nehme an, sie haben mich eingestellt, anstatt dich zu befördern, oder?" Sam winkte nur lachend ab: „Och, das war mir klar. Jeder hier weiß, dass mein Mann George und ich alles für ein Kind tun würden und da man somit erwarten kann, dass ich irgendwann in nächster Zeit in Mutterschutz und danach kürzer trete, befördern die mich auch nicht. Außerdem findet George, dass dein Job zu gefährlich für mich ist. Er hat einen langweiligen Schreibtischjob und ist eifersüchtig, dass ich in meinem etwas erlebe und er nicht." Alle drei lachten, während sie durch den steinernen Gang gingen, der hinter Wand begonnen hatte.

„Wie war die Codenummer noch mal? 1323161610?", fragte Lily, obwohl sie sich sicher war, es richtig behalten zu haben. Was sie einmal gehört hatte, vergaß sie auch so schnell nicht wieder und Zahlen erst recht nicht. Eine ganz praktische Angewohnheit. „Ja, der Leiter vom anderen Team hat das festgelegt, aber keiner weiß, wofür es steht", erklärte Sam, „die vor ihm haben immer die Namen ihrer Kinder oder Frauen oder so in Zahlen umgesetzt, aber er nicht. Der Code bedeutet MWPPJ und das ergibt keinen Sinn. Ähm, Lily, was ist?" Lily war bei den fünf Buchstaben zurückgestreckt. Schon die Zahlenkombination war ihr bekannt vorgekommen und die ‚Übersetzung' erst recht. Das erinnerte sie an Schulzeiten, an Marauderzeiten. Moony, Wormtail, Padfoot, Prongs und Jewel…

„Nein, es ist nichts. Ich musste nur grade… an etwas denken", wich Lily lächelnd aus und verbannte diese Gedanken. Das konnte nicht sein und das war nicht so! Die Zahlen hörten sich einfach gut nacheinander an und waren wahllos ausgewählt worden. Ja, so musste es gewesen sein. Doch egal, wie sehr Lily sich wünschte, dass diese Theorie stimmte, sie wusste, dass dem nicht so war. Und sie wusste auch, wen sie dort zu erwarten hatte. Remus bekam als Werwolf keine Job im Ministerium, Sirius war zu verantwortungslos, als das man ihn als Teamleiter hätte einsetzten können und Peter war schlicht und ergreifend zu blöd und zu feige. Da blieb nur noch einer: James. Okay, sie brauchte Gewissheit. „Wie heißt der Leiter des anderen Teams? Nicht zufällig James Potter, oder?", Lily betete immer noch, die Antwort möge ‚nein' sein. Aber das Schicksal war ihr heute nicht grade wohl gesonnen, tatsächlich schien es es auf sie abgesehen zu haben.

„Doch, ja. Woher weißt du das?", erwiderte Flipy. Lily lächelte gezwungen: „Geraten." „Du kennst ihn?", schaltete sich jetzt auch Sam ein und öffnete die Tür am Ende des Ganges. Sie standen am Ende eines modern eingerichteten Flurs, von dem allerlei Türen abgingen. Sam ging zielstrebig zum anderen Ende. „Könnte man so sagen…", bemerkte Lily sarkastisch. Flipy begann sofort wieder zu plappern: „Ist er nicht ein Traumtyp? Ich meine, schon alleine wie er aussieht. Wie ein griechischer Gott. Und ich glaube fast, dass er so auch im Bett ist…" „Ist er, verlass dich drauf", unterbrach Lily sie trocken und sowohl Sam, als auch Flipy sahen sie ungläubig an. „Naja", schränkte Lily daraufhin ein, „zumindest war er es vor vier Jahren." „Ihr wart zusammen?", ereiferte Flipy sich und Lily suchte grade nach einer guten Antwort, doch diesmal meinte es das Schicksal gut mit ihr.

„Lily?", rief eine Stimme durch den Flur, „bist du das?" Lily stöhnte. Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Und das Schicksal wohl auch nicht. War sie grade froh über die Unterbrechung gewesen, dann hätte sie jetzt liebend gerne jede von Flipys Fragen beantworten, nur um ihm nicht gegenüber zu stehen. Sam legte ihr eine Hand auf die Schulter „Okay, ich nehme an, ihr habt euch nicht im Guten getrennt?!", es war mehr eine Feststellung, als eine Frage, trotzdem nickte Lily. James kam mit schnellen Schritten auf sie zu und hatte die drei auch schon erreicht. „Was tust du hier, Jewel?", fragte er verwirrt und Lily zuckte bei dem alten Spitznamen zusammen. Hätte er nicht unglaublich wütend auf sie sein müssen? Hätte er sie nicht anschreien und zum Teufel schicken müssen? Ja, hätte er.

Tat er aber nicht. Stattdessen nannte er sie bei ihrem alten Marauderspitznamen und der Blick in seinen haselnussbraunen Augen war freundlich, beinahe sanft. Als Lily keinerlei Anstalten machte, zu Antworten, übernahm Sam das für sie: „Sie leitet ab jetzt Team Raubkatze." „Team was?", klingte Lily sich ein. James öffnete den Mund um zu antworten, aber Flipy war schneller: „Die Undercover-Teams heißen so. Team Raubkatze ist unsers und das von James heißt Team Greifvogel. Naja, eigentlich ist eh alles ein großes Team, was von zwei Leuten geführt wird und bei dem die Grenzen verwischen. Egal, zurück zum Thema. Jeder im Team trägt entweder den Namen einer Raubkatze oder eines Greifvogels. Ich bin Luchs und Sam hier ein Leopard. Wir haben sogar schon so gestörte Sachen wie Säbelzahntiger und Nebelparder, weil unser lieber James hier verboten hat, den Jaguar zu nehmen. Weiß Gott wieso, aber weil es seine Idee war, konnte er das bestimmen."

Lily hob den Kopf und sah James an. Ihre Animagusgestalt war ein Jaguar. Hatte er es deshalb nicht gewollt? Blöde Frage. Woran hätte es sonst liegen sollen? Das einzige, was Lily nicht wusste war, ob es positiv oder negativ gemeint war und ob ein ‚positiv' für ihn dasselbe beuteten würde, wie für sie. Letzteres wohl eher nicht. „Nun, ich denke, den Namen nimmst du dann", bemerkte James nur und Lily nickte. „Wie heißt du?", wollte sie wissen und legte wieder diesen unglaublich kalten, gleichgültigen Ton in die Stimme. Er sollte gar nicht denken, dass es sie wirklich interessierte. „Nun, nachdem Sirius sich den Adler geschnappt hatte, blieb für mich noch der Falke", erwiderte James und beobachtete sie interessiert, als er den Namen seines, und früher auch mal ihres, besten Freundes genannt hatte.

Lily schnappte nach Luft: „Sirius? Sirius Black? Jetzt sag nicht, er ist in deinem Team. Wahrscheinlich auch noch dein Assistent, wie ich mein Glück kenne." „Die Kandidatin gewinnt 100 Gummipunkte und eine Waschmaschine", bemerkte James trocken. Lily schüttelte leicht den Kopf: „Na, wenigstens hast du einmal in Muggelkunde aufgepasst. Obwohl… wahrscheinlich hast du das Wort mal bei Remus aufgeschnappt… Nein! Mach den Mund direkt wieder zu. Ich will es ehrlich gesagt gar nicht wissen." James lachte leise. „Nun denn, meine Damen, würden Sie dann wieder an Ihre Arbeit gehen?", wandte er sich charmant an Sam und Flipy, „ich werde mich dann um Ms. Evans kümmern…" „Ich hätte es wissen sollen", war Lilys einziger Kommentar, als sie James ihren eisigsten Blick zuwarf. Äußerlich blieb er völlig unberührt, aber Lily kannte ihn gut genug, um sagen zu können, dass der Blick etwas bei ihm ausgelöst hatte. Sie wusste nur nicht genau, was es war.